Oedenburger Zeitung, Dezember 1932 (Jahrgang 65, nr. 272-296)

1932-12-01 / nr. 272

STPILLTTITELTLPITLTLTLLLTLILTHLTTTErS EEE Derwaltung: ®edenburg, Deäfplat 56, 65. Jahre. Folge 272 LTITI I fung TI IN I <A donnerstag, 1. Dezember 1932. Einzelblatt: 12 Heller. Anruf: 19. Anzeigen. und Abonnements-Annahme. Bezugspreis: Monatlich 2.80 Pengd (jamt Zuftellung ins Baus). Inabhüngiges baliiihes Zupblatt für alle Stünde Schriftleitung: Oedenburg, Deäfplag 56, Anruf: 19. Gelangt mit Ausnahme von Sonn: und Feiertagen täglich nachmittags 3 Uhr (15 Uhr) zur Ausgabe. Humerus Claus Qui Der pangen Linie, Unjere Gejellihaftsordnung beruht auf dem Grundjat des freien Wettbewerbes, “der freien Initiative des einzelnen, Im Zeiten wirtihaftliher Projperität war das faum ein Problem. Wohl hat es auch .bei Hodfonjunftun Kartelle und Truite gegeben, die den Grundfag des freien Wettibewerbes verlegten, ihre antifogiale Wirkung wurde aber nicht jo Tbark geipürt, weil jie immer aus dem vollem jchöpfen fonnten, weil diejenigen, gegen die jie ge­­richtet waren, anderweitig Entihädigung fanden. Nun hat fih das Blatt; gewendet, Die Krije hat einen Umfang angenommen, der über den im fapitaliltiichen Cyitem ge= jegmägigen Verlauf hinausgeht. _ Nicht nur, dag win die Wirkung jolder Mionio­­polgebilde viel empfindlüher verjpüren, es ijt aber auch, in. der Gejellichaft eine tarfe| / Tendenz wahrzunehmen, dieje Gebilde wei­­terhin auszudehnen. Man Hat den Lande wirten den Rat erteilt, gegen! die Indus itriefartelle jelbjit Rartelle zw bilden. Das it aber num die eime Geite des Wider­­tandes. Man geht weiter und verjuht, wo dies eben möglich it, durdh; Einjegung po- Itiiher und gejellihaftliher Machtmittel beitimmte Rojitionen gegen) die auswärti­­gen Bewerber zu verteidigen. Bei dem KHriftlihen Studenten jebt neuerdings eine antijemitiliche Bewegung ein. Diesmal gewiß nit aus polüti­­her Leidenihaft. Man kann nicht jagen, da die politiihe Entwidlung der legten Sahre dazu einen bejonderen Anlaß gege­­ben hätte. Nein, der Anla dazu ült jeßt in eriter Linie wirtjharttli Ken Na­­tur. Die Studenten ftehen: por der Jhweren Aufgabe, ihre Erifteng in einer Zeit zw be­­gründen, wo es im Wirtihaftsleben faum einen Pat für Eriftenzjuchende gibt. Sie verjuchen daher, die politiihe Macht, vie in ihrer Zahl und ihrem Organilationen liegt, in die MWaagichale zu werfen und ji gegen den Wettbewerb politisch Schwäde­­rer zw jhügen, Wehnlihden Erwägungen ijt auch die Bewegung zu verdbanfen, Die bei den Mdoofaten die Einführung des, Numerus Claujus fordert, d. h. bejchränfte Aufnahme in den Wdoofatenberuf. Wenn man die ungeheure Zahl der Advohaten und die Notlage eines-großen Teiles be= trachtet, mug man fi jagen, die Bewe­­gung tit nicht unbenechtigt. Es it unztwei­­telhaft, daß in einem Beruf das moraliiche Niveau finft, wenn fih dajelbit die Eri­­tenzmöglichfeiten verihlehtern. Alfo muß man fi jagen, es liegt nicht nur im ISne terejle Des Berufszweiges, jondern aud) in dem der von ihm bedtenten Gejellihaft, dak dort anitändige Eriltenzperhältnilie berrichen. Was wird aber geichehen, wenn man die gegenwärtigen Mitglieder der eingel­­nen Berufe gegen den Andrang der juns gen Generatiom jhügt, ohne Diejer jelbit Eriittenzmöglidfeiten zu bieten? It es joginbe Pflicht, beitehen­­de Eriltenzgen gegen den Untergang zu Ihüßen, jo ift es im gleicher Weije Prlücht, den heranwahlenden Generation Lebens­­möglicgfeiten zu bieten. Das Problem it alio ungemein jhwierig. Beihränfung und Chuß auf der gangen Linie ohne für die Unfommendenzujorgen, it mit den gleichen. Gefahr verbunden, als die Preisgabe beitehender Eriitengen. Eee SER 2 BETREUT. oo. RREREETER N EILATERER ft, Schleiher oder Bapen? Bor der Entiheidung über die neue Neichsregierung. Berlin, 30. Nov. In politischen Krei­­jen erwartet man die Entiheidung über die Verjönlidkeit des neuen Reichstanglers für Heute. Die Borausjegung wllerdings it, DaB die angekündigte FKühlungnahme zwiichen Reihswehrmimiiter und Adolf Hitler bereits heute beendet wird, Hitler wird im Berlin erwartet. Nach) feiner Zu­­jammenfunft mit General von Schleicher findet dann die entiheidende KRonfereng beim Neihspräfidenten hatt, am der wie­­der Staatsjefretär Meiner, Neichstangler von Papen umdı General’ von Schleiher teilnehmen. Ohne Das Ergebnis der Beiprehung zwihchen dem Renhswehrminiiter und Hit­­ler vorwegniehmen zu fünnen, glaubt man nach; Der ganzen Stimmung, dire aus nmatio­­nallozielijtiihen Rreijen befannt geworden tft, nicht Daran, da Hitler. Die Tolerierung eines Rabinetts Cihleiichern zugeitehen wird. Für den Reichspräfidenten ergibt fi dann die Frage, ob er die Neubildung des Ra­­binetts dem Reichstangler von Papen oder dem General von Schleicher übertragen wird. Dieje Frage tit heute abend: noch nicht zu beantworten, Es läßt ih nur fejtjtellen, daß nach den. rein timmungs­­mäßigen Urteilen, die man heute abend. höven fann, in) exriter Linie Reihstangler von Papen in Zrage fommt. Seithalten des Zentrums am Plan einer Notgemeinihait. In der geitrigen Fraftionsfigung des Zentrms wurde eine Entihliegung ange­­nommen, die die Haltung der Parteiführen einmütig billigt und ihn volles Vertrauen ausipricht. Die Fraktion halte an dem Ziele einer Not- und Arbeitsgemeinichaft zwihchen alten im Betracht kommenden: Parteien jet, a nur auf diejem Mege dem Reiche eine fichere und joziale Stwats­­führung und dem erihütterten Wirt» Ihaftsteben die notwendige Beruhigung gegeben werden fünne. Budapeit, 30. Nov. Im Abgeord­­netenhaus erklärte geitern - Unterrühts­­miniiter Homan zu dem jüngjten Untu­­ben an der Debrecener Univerjität, daß |: eine jtrenge Unterfuchung durchgeführt werde. Der Miniiter: habe überdies ge= droht, Dag er die Univerfität jchliehen lajje, wenn die Ruhe binnen 24 Stunden nicht wiedierhergeitellt jein werde, Darauf: bin hätten die Unruhen aufgehört. Bei der Yorderung um die Miederherz itellung des wriprüngliden Numerus Claujus Handle es jich aber um eine tiefer greitende Bewegung, deren. Hintergrund die [were materielle Lage der Studenten­­haft bilde. Dazu Fomme, daß in Debre= cen die Zahl der jüdiihen Hörer von. Sahr ze Sahe zunehme und die Zahl dev Hörer dev Medizin mehr als 27 Prozent betrage. Auch anderwärts hätten die jogtialen VBer­­hältnijie ähnlide Bewegungen ausgelöit. Numerus clausus und Uniberfitätsirotwalle. Sudenfeindlihe Ausichreitungen in Bembern. MWariheau, 30, Nov. Im Lemberg fam es gejtern zu fhweren antijemitiichen Ausihreitungen, weil Studenten, denen fih Pöbel anjhlog, für die Tötung eines Studenten durd) einen Juden Vergeltung | nehmen wollten. ISidifhe Hohlhülen wur­­den aus den Hochichulen hevausgeprügelt und zahlreiche Fußgänger auf ven Straßen überfallen. Vielfach wurden auch) Schau­­fenitericheiben zertrümmert. Crwerbsloje und Kommunilten benugten: diele Gelegen­­heit zu Plünderungen. Auf dem jüdtjchen Sportplat wurden die Zuihauertribünen niedergebrannt. Bon: jüdiicher Seite wird die-Zahl der Verleten auf etwa Hundert seihägt. Die Lage in! Lemberg ift nad) den ein­­getroffenen Meldungen üukßerit Fritiich. Die Grregung unter den Studenten it neuerdings im Anjteigen, da eim zweiter Student namens Zamorjfi, dev von jüdi- Ihen Demonitranten verwundet worden war, auf dem Wege ins Krantenhaus jei­­nen Verlegungen erlegen it. Außerdem wurden der Sohn des Bizepräfidenten vom Lemberg und ein weiterer Student jchwer verleßt: Die Polizei niahm im Qaufe des geitrigen Tages 40 Verhaftungen vor. Mu NND NIN Dre S Vin Kleine Nachrichten KLEE LU LU LU/ERFFTReRFRPTIRRETTITIIIEREITIITTTTTTIITEETTTERGERTTLETTTTTLRTTTTRLTRSTTRTTYETTTRTERTETTLLTTTH LITSLTFTTTTTTTITTTTTTTTTTTTERTETTTTETTETTTTTTSTTTETTTETTTTTTETTITTETTTTTTTTTTTLTSTTTT EEE TEE ET TE LTETTITTETTTTTSTTTTETTTTTTETETTTETTETETETTTTESTTETTTETETTTETETTETTTEFTETTETTITETSTTTTITTT TEE TEEN Sn Sjombathely nahm die Polizei den 2Hährigen Selherburichen Anton Trep­­lan in Haft, weil en von jeinem Brot­­geber, dem Gelhermeiiten Jranz Weber 2000 Bengö erprejien wollte Ireplar drohte, die Ungufömmlichkeiten im Betrie­­be des Gelchermeiiters anzuzeigen, im Falle er das Geld nit befommt, Der Selhermeifter lieg den Erprejler ver­­haften. Im Abgeordnetenhaus verbreitete jich die Nachröcht, dakı die Regierung das Par­­lament auf längere Zeit ventagen will. Danad jollte Donnerstag die legte Situng abgehalten werden: und die fommende erit im neuen Iahr. Im Kommunijtenprozei gegen” Doftor Madzlar wird das Urteil. heute gefällt. Bollsihuldireftor Alois Neuherz, der auf ein Arjühriges pädagogiiches Wirten (in Szombathelyg wirkte ev 37 Jahre) zu= rücdbliden fann, tritt mit 1. Dezember: in den wohlverdienten-Ruheitand. FMEL, Stefan Shvoy, der vor furzem penfionierte Kommandant des Gzombat­­helyer Milttärdiitrikts, nahm geitern von der Sombathelyer Militär: und Zivil­­behörde Abichied und überfievelte nach Budapelit. Die Gerüchte, die fih im Zulammene bang mit dev Revifion des Penjtons­­gejetes verbreiteten, werden Demens tiert. Die Regierung wird den Entwurf vorher den interejfierten Verbänden zur Stellungnahme vorlegen, Auf der Linie Budapeit— Budafof fuhr ein Zug im dichten Nebel mitten in eine Shafherde hinein. 20 Schafe wurden von der Qofomotive im Stüde zerrijjen. Den Verkehr war ' mehrere Stunden unter brochen. Die Sozialverfiherungsanitalt (DOTI) beablihtigt die Beiträge nach Den Haushal­­tungsangeitellten zu erhöhen, und zwar bei einem Dienjtboten auf das Doppelte, bei mehreren auf ein Mehrfaches, LTLITTTTTITTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTTT E > Irdentlihe Generalver­­iammlung der Jedenburger Handels: und Gewerbe: lammet. BankdirektorJohannPricklerundSchnei­­dermeiftekJohannTöthwurdenzuElekto­­ten für die Oberhausmitgliederwahl ent­­endet, . Dedenburg, 30. Nov. Montag vormittag hielt die Dedenbur­­ger Handels- und Gewerbefammer eine ordentliche Generalverfjammlung, welcher zahlveiche Mitglieder aus den Komitaten Dedenburg, Eijenburg und Zalıı beiwohne ten.» Den Borfi führte der langjährige‘ Präjes Dberregierungsrat Siegfried Spiegel, der anläklid; feiner Genejung herzlühft beglüdwünjiht wurde. Er bes grüßte im jeiner Gröffnungsrede in eriter Linie die anmwejenden forvejpondierenden Mitgliederderfammer und beglüdwünichte den Oberpoitdireftor Dr. Peter von Ho1- lan zu feinen erfolgten Auszeichnung durch den Reihsverwejer. Codanm über: reichte en in Begleitung einer Ihönen Anz Ipvrache in die langjährigen verdienitoollen gewerblühen Arbeiter Anton Zufjen­­d er, Ignaz Wabel, Cmerih JZubrics und Franz Seidl die vom Handelsmini­­ter zuerbannten Geldjpenden und Aner­­tennungsdiplome, — PBräfident Spiegel widmete im weiteren Verlauf der General­­verjammlung den entiehlafenen Rammer­­räten Ignaz Hoffmann und Ignaz Wolff einen warmen Nachruf. Ihr Andenten wurde im Protofollbuhe verewigt. Die vatantgewordenen zwer Rammerräteitellen wurden mit Wlerander Biros und Dof­­tor Alexander Bajda aus S;ombathely bejegt. — Kammerjefvetär Dr. Julius SIttas erläuterte dann das Arbeits­­programm der. Gömbös-Regierung, was von der Generalverjammlung ohne Des bette zur Kenntnis genommen wurde, Die Kammer wird das Programm weiteit­­gehend unterjtügen. Zu Gleftoren für die Oberhausmitglie­­derwahl wurden Banfdireftor Iohann VRridler und Schneidermeiiter Johann Töth entiendet. KRammerpräfident Siegfried Spiegel teilte jodannı mit, daß im näditen Sahre, im Juni 1933, das Mandat dei Rammer­­mitglieder umd des Präfidiums abläuft. Der Handelsminilter wird erfuht werden, bezüglich, der Neuwahlen die nötigen An­­ordnungen zu treffen. Der Rammerpräfi­­dent erwähnte dabei, daß er bei der neuen KRammerwahl franfheitshalber für den Präjesituhl nicht Fandidieren werde. Für das bisherige Vertrauen, das man ihm ltets entgegenbrachte, jagte er warmen Dan. Den KRoitenvoranichlag für das Iahn 1933 unterbreitete Oberjetretär Regie­­rungsrat Dr, Karl Taizs. Dabei Töfte ich eine größere Distulfion der Kammer­­mitglieder aus, « Kammer-nach Sulus Dömötör (Güns) verglih die allgemeine Gehalts­­fürzung den Staatsangeitellten mit dem hohen Gehältern der Rantmerfunttionäre, von denen zwei mehr als 1000 Bengö Mio­­natsgehalt beziehen, wo die Kaufleute und Gewerbetreibenden im Diftrift zugrunde: gehen müjlen. Er forderte die gleichfällige Kürzung der Gehälter. — Der Präfes des Handelsgremiums Dr, San Barga trat wärmitens für die Votierung Des Ro­­tenvovanichlages ein. Er betonte, da eben die Handelstammer berufen jei, mit gutem x

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