Oedenburger Zeitung, Oktober 1934 (Jahrgang 67, nr. 222-246)

1934-10-02 / nr. 222

Dienstag, 2. Dftober 1934. 6 Beinhom Miegt nad Nmerifn, Copyright by Elly Beinhorn, Berlin. (Sortjegung.) Und dann begann die junge Haus: frau von ihrem Leben hier zu erzählen. Non dem Ausbruch des „Santiago“, an­­ders „Karlchen”“, im Jahre 1929. Wie auf der Nachbarfinca, die feine halbe Keititunde entfernt ift, Hunderte von Menihen von den herausgejchleuderten Zavamaffen verbrannten. Und wie jie tagelang im verjchlofjenen Haus gejeflen hatten, alle Tür- und Feniterrigen ver­­jtopft gegen den überall durchdringenden Aichenregen. Ein Indianer nad dem an­­dern lief damals fort und niemand wußte, ob beim nächiten Ausbruch nicht auh „EI Faro” würde daran glauben müffen. Schließlich, nachdem alle Acbei­­ter geflohen waren, bi$ auf einen alten Merwalter, der jehon den großen Aus­­bruc) im Jahre 1902 lebend überjtanden hatte, entichloß fich Herr Toepde, mit jei­­nem £leinen Sohn die Farm zu ber­­laffen. Und dann jaß Frau Toepde eine ganze Nacht allein da oben mit dem to­­henden „Santiago“. Jchmußteimmerwiederdieelegante Fraxtansehen;diedaunsgsegenüberfaß, alswennsienieanderes-getanbätle,als diePflichtcneinermodernenFrauzuer­­füllen. „Sa,“ fuhr fie fort, „ich würde gerne mit hinunterfommen zu Ihrem Vortrag im Deutichen Klub in Queßaltenango. Aber da mein Mann nit da it, fann ih die Farm nicht allein laffen. Sehen Sie, was joll-dann werden, wenn einer meiner Arbeiter Franf wird? Ich muB do bier fast alle Operationen maden. Beitern mußte ich exit wieder einem In­­dianer eine große-Eiterbeule aufjchnei­­machen bier alle vernünftigen Pflanzer­­frauen. Bei jchwereren Fällen muß ver­­jucht werden, einen Arzt zu befommen. Die Moz08 — das find die eingeborenen Kaffeearbeiter — haben das größte Ver: trauen zu ihrer eigenen PBatronin. Und diefe Fleinen Operationen gehen auch in den. Tas iit hier nichts Bejonderes. Das der Negel qut aus.” Kirflih, alle Achtung vor der deut­­ihen rau bier draußen! Dann jpielte ung Frau Toepde Flaj­­Fiiche Solis auf ihrem Cello vor. Ih alaube, wir beiden Zuhörer fonnten nicht io ganz die Wirflichfeit dieler Gegenfäße begreifen — bis plöglich Schlubach, mein Begleiter, aufiprang und rief: ‚Na, das bebt hier ja heute ipieder ganz anftändig! „Karlhen“ will uns Bäften wohl zeigen, daß er auch noch da it!“ „Ach, das fennen wir ja num allmäh­­lich”, meinte Rrau Traute. „Worgeitern abend, al ich bier ganz allein Cello ipielte, war das Erdbeben fo itarf, daß die ganze Wand für einen Mugenblid rihtig Schräg auf mich zu fam. — Aber ivenn ich Spiele, fann felbit „Karlchen“ mich nicht ablenfen.“ VIE. Xm Lande der Manns. E3 ilt unendlich Ichiwer, ald Laie über Aber ich alaube, ich muß doch etwas aus der Ge­­ichichte der Mavas erzählen, ehe ich auf die Gegenwart fomme, Wie mir bis jebt alle Foricher beit@tigt haben, weiß man fo gut iwie gar nicht8 über die Mayas. her man wird Staunen, wenn man hört, daß fie ichon im Nahre 3373 dv. Chr. einen Kalender oder vielmehr eine Zeit­­rechnung gehabt haben. Mus dvorgefun­­denen Kumitgegenständen ichließt man, daß die Mayas entiveder herübergewandert find, oder wegen der Nehnlichkeit der Runde mit altägyptiichen Ausgrabungen über eine früher vielleicht vorhandene Landbrüde von Nordafrika nah Siüd- und Mittelamerifa gefommen find. Die alten Schriftzeichen der Ma-| Has find nur Schwer zu deuten. Iedoch weiß man auf Grund der zahlreichen | Ornamente an den alten Tempeln, daß der erite ficher feitzulegende Mayatempel im Sahre 1579 v. Chr. und der lette im Sabre 47 n. Chr. gebaut wurde. Sn diejer Spanne von 2037 Sahren hat zum mindeiten die Kultur der Maya gelebt | und eine hohe Bedeutung gehabt. Fortjebung folgt. von Ditafien| ein altes Bolf zu berichten. | = Dedenburger Zeitung Antwort des Bürgermeilters. Dedenburg, 1. Oft. Auf Die Anjprahen, Bemerkungen und PBropoiitionen, die anläßlich der Be­­ratung des jtädtilhen Koitenvoranjhlages für das Sahr 1935 gehalten, beziehungs­­weije vorgebramht wurden, gab Bürger: meilter Dr. Michael Sopronpi- TIhurner in furzen Umrijjen Antwort. Er gab u. a. das Veripreshen. in Zufunft vor Beratung des Hädtilhen KRoitennor­­anichlages ein Expoje zu geben, wie dies Dberhausmitglied Dr. Stefan Pine­­ai verlangte. « Beidevsufasmmensstelbunwdegftäd(ti­­schenKostenv-o-mns—ch·lsa4gsegiftsmianmitdesr Spariamfeit bis zu Den Grenzen der Möglichkeit gegangen. Mit Bedauern mußten nah Zujammenitellung des Koitenvoranihlages Streihungen vorge nemmen werden; dies im Änterejje der Aufreiterhaltung des Gleihnewichtes des Budgets. Dak die Stadt Dedenburg fi­­nanziell gut jteht, — warum uns Nahbat­­jtädte beneiden, — ijt der Tugend der pflichtbewußten Bürgerichaft zu verdanken. MWenn wir die Sparjamfeit, die wir bei der Zujammenitellung des Koitennoran­­ichlages befundeten, weiterhin vor Augen halten, werden wir dunh entiprechende Voriht die Entwidlung der Stadt für: dern. Die Hauptmäglichkeit it Hiefür: tatfräftige Unterftüßung des Program: mes der jtädtijchen Einheitspartei, die füh vor allem die Hebung des Fremden­­verfehrs zum Ziele jterte, Der Bürgermeilter war der gleichen, AUnfiht, ta Burh wie Hebung des stehungsfrait ausüben. Die Dedenbut: ger Meinprodnzenten hätten davon fiherlich grohen Nuten, Der Bürger­­meijter erflärte jerner, de} Die Stadt jederzeit bemüht jei, den Weinprodu­­zenten hilfsbereit beizujtehen. Die Stadt ijt nie gegen, jondern immer nur für Die Weinproduzenten. Dies jollten die Weinbauern endlih einmal einjehen und fi mit oerehten Wins ihen vertrauensvoll an die Stadtlei­­tung wenden! Auf jozialem Gebiete Teijtet die Stadt ‚ihr Möglichites. Im Interefie der Ar­­‚beitslojen erfüllt die Stadt jederzeit ihre Bilibt. Für Notjtandsarbeiten un» Bolf-mehlfahrt jind au im jekigen Ko» ‚itenvoranjdlas nicht weniger als 543.000 Pengö eingeitellt. Ueber den Verfauf der Speyer-Öblige­­tionen, wie Dies Rept. Ernit Cotel verlangte, muß eine neue Gißung ent- Iheiden. Dieje wird einberufen werden! Neben den Gehiteigen Blumen ans pflanzen, findet der Bürgermeijter nicht geeignet, zumal da fait in allen Gajien | Bäume itehen. Die Abitellung des Magen: und Auto­­‚lärmes vor dem Elijabethivital wäre ‚durch die Aiphottierung der Raaberitrake ‚oder Anlegung einer neuen Kahritrahe ‚ (entlang des Rrebjenbadhes) möglich, Die Erriktung eines Verjakamtes iteht bevor. Die Verhandlungen führten jmit der Mojtdireftion zur Einigung. Dr. Mihael Sopronyi-Thurner Iprah jodann jein Bedauern darüber aus, dab die Maut nah Fahrrädern aufge hoben wird, Chlieglih teilte der Bürgermeifter mit, da für die Unterjtüßung der Hod- Ihuljugend ein entiprehender Betrag im Koftenporanjchlag eingeitellt wurde. Go­­dann jagte er im jeinem jowie im Namen jeiner Mitarbeiter derRepräjentang für die tatfräftige Unterjtüßung im Dienjte der Entwidlung der Stadt Mratmen Danf. Er gab auıh das Verjprehen, alle vorge­­brashten Bemerkungen und Nropofitionen beberjigen zu wollen. Obergeijpan Dr. Elemer von Simon danfte dem PRreofefior Dr. Eugen Kils für die Begrüßung anläßlich der Wieder­­genejung von jchwerer Krankheit. Er dankte ferner der Stadtverwaltung mit Bürgermeifter Dr. Michael Sopronyi- TIhurner an der Spige und der Stadt: repräjentan;g für die zielbewuhte, jchöne und erfolgreiche Arbeit im Dienite der Verjhönerung und Entwidlung der Stadt. Nahdem der Koitennoranihlag im all­­gemeinen und auch; detailliert angenom­­men war, wurde Die Generalverjamm­­lung dur Obergeipan Dr. Elemer von Simon geihlejien. - SH. | d a Sadlvarlam entf OB (GE EEE CE (RED ER (ED 3 RE DE GE EB aD a Senjationeller Wiener Wnlzerabend im Stadttheater am 7. Oftober abends 159 Uhr. Peter- Iini-Chor — Beterlini Sängerfnaben, — MWienerPhilhfarmonifer unter Fünjtlerijher Sremdenverfehrs nicht nur die Gewer*:- | treibenden und Kaufleute, jondern au; die MWirtichaftsbürgerr ihren Nugen haben. Er teilte jerner mit, daß die Barhregu­­lierung im Zuge it und jyitematijch fort gejeßt wird. — Die Anfertigung eines neuen Baujtatuts findet er nicht zwed­­entiprehend, nachdem die Regierung für das ganze Land ein Bauitatut in Rorbe: reitung bat. Für die Anfertigung eines Erjagbanftatuts wird er jedorh Worjorge treffen. Die Rropofition des Präjes der jtädti­­ihen Einheitspartei, Oberhausmitglied Dr. Stefan Binezid, nah Heilguellen zu bohren, afzeptierte der Bürgermei­­ter. Er gab das Veriprehen. reftor des jtädtiihen Maflerwerfes, Ober­­baurat Ludwig Salujchfa, diesbezüg­­liche Direftiven zu erteilen. Nah; An- Isht des Bürgermeilters iit es nicht ausge­­ichlofien, daß die Bohrungen » Erfolg bringen, nahfdem in den umliegenden Gemeinden gleichfalls jolde Quellen rorkanden find. Dis Forihen nach jolchen Heilquellen it im Interefje des Frem­­denverfehrs notwendig. Mit dem Problem des Dampfbades wird ji die Stadt neuerlich befafien, o­­bald: dies die finanziellen Verhältnilje zufaffen. Die Löjung »iefer Frage tft gleichtalls im Interejje des remdenver­­fehrs eheitens erwünjcht. Ein Verichulden, da Dedenburg noch immer fein Dampf: bad Hat, trifft niemand. Schuld allein find find die miklichen Verhältniffe des Hiefür fann niemand verant­­wortlic, gemaht werden. Sn der Buihenjhanffrage erklärte der Bürgermeilter, dak au er für Errihtung von jtilgeredten Shanfhäujern, wie zum Beilpiel in Grinzing jei. Diefe Schanfäujer würden auf die Fremden große Anz: Leitung: Prof. Dom. Zof, Peterliuni. — Karten: Buchhandlung Schwarz, Graben: runde, dag andere Städte jich jtändig mit den ‚ Innenangelegenheiten unjerer Stadt be­­‚fajlen und in den verjchiedenen Minijte rien gegen Dedenburg intrigieren, um nur ‚allein jtaatliche Unterjtügungen zu er: langen. Sie erflären, Dedenburg jtehe finanziell gut, benötige demnach: j feine ‚Ntwatlihe Unterftügung. Die Stadt | Dedenburg, hagte der Bürgermeiiter, fin: det es unter ihrer Würde, wegen diejes Iunjchönen Vorgehens die betreffenden Städte zur Berantwortung zu ziehen. Aber angezeigt wäre es, wenn dieje Städte ji, lieber mit ihren Ungelegenhei­­ten bejalien würden! Wir Haben feine zeit, uns um andere zu fümmern! Wenn die Stadt Dedenburg um eine jtaatliche ‚ Unterjtügung einfommt, jo gejhieht dies auf Grund gerester Forderungen. Auf die Propofition des Nepr. Gott: lieb Preidl teilte der Bürgermeiiter mit, daß die Stadt die Einwölbung, bezie­­hungsweije Weberbrüdung des Spital- Bades in der Windmühlgajie in Vorbe­­reitung hat. Das jtädtilhe Ingenieur: amt hat die Pläne bereits angefertigt. Die Angelegenheit dürfte baldigjt zur Durhführung gelangen, um den Wagen: verfehr MWienergafie— Windmühlgafie— Rojengafje—Grabenrunde zu ermöglichen. Um zwilhen Dedenburg und PBecs eine günjtigere Eijenbahnverbindung her: zuitellen, wird die fompetente Behörde erjwcht werden. Die Frage der Entwäfljerung des Neu­­jiedlerjees auf ungariihem Gebiet .ge­­langt zur gegebenen Zeit vor die jtädti­­ihen Yachfommiljionen. Auf Antrag des Repr. Dr. €. Kijs, nah den Fahrrädern eine Steuer einzu- Geben, ijt nicht müglid, erflärte der Bürgermeijter, jchon deshalb nicht, weil Das Yahrrad das Fahrzeug der armen Leute ijt. Es beiteht jogar die Ausjicht, | Qirndes. dem Dis . « , . «-—..--«-..-—.·s»X-«-.,—-»-,«..,.. DRae= aan 52,17 a Nr. 222, — Seite 3. Marl Kastner Delikatessenhandiung 'bopron, Elisabefhgasse 16, Telenhon 428. .Der Wein ist billiger geworden! 1 Liter Ezerjö 76 Heller 1 Liter süsser Muskateller 96 Heller 1 Liter süsser Burgunder 1’20 Heller Sport Dedenburg, 1. OH. Unjere Mannjhaften beitanden ihre Meijterichaftsipiele vergangenen Sonntag mit jehr jhwahem Erfolg. SFAC jpielte unentjchieden, Soter und Die zweite Mannichaft der Eijenbahner unterlag ges gen II. fer. ©. C., beziehungsweije gegen MIE. SFAC— Hubertus 3:3 (2:1). Das Treffen der beiden Mannjchaften bot ein jehr interejjantes Spiel. Zu Beginn des Cpieles übernahm die führende Rolle Die Mannjchaft des „Hubertus“. Bejonders die durch die Läuferreihe gut unterjtüßte Stürmerreihe zeigte gutes Spiel und jchon in der 12. Minute erziel­­ten fie ihren erjten Treffer. Im Ver­­laufe eines Angriffes erhielt der Mittel­­jtürmer Kiräly den Ball und beförberte denjelben in »ie linfe Ede des Tores. (0 :1.) Die Stürmerreihe des SFAC gelangte erjt jegt ins richtige Spiel und war nunmehr ein gleihwertiger Gegner. Die glänzend ausgeführten Angriffe des SFAC find unaufhaltbar und in der 31. Minute führen fie auf zu einem Treffer. Neumann gab ver dem Tore den Ball dem Hevanjtürmenden Verbin­­dungsitürmer Geidl ], dejjen Bombenihuß unbaltbar ijt. (1:1) Zwei Minuten ipäter erhält der Berbindungsitürmer Bafd den Ball und befördert denjelben jogleih ins Tor (2.:1). Die zweite Spielhälfte beginnt mit den Angriffen des SFAUC, welche unitreitbar mehr Durhichlagstraft aufweijen als die Angriffe des Hubertus und jhon in der 5. Minute einen weiteren Treffer zur „elite- Mozg6“ Vom 1. bis 2. Oktober 1934, Montag.Dienstag: Marlene Dietrich schönster Film in Reprise : Das hehe licd Ein überraschend schöner Film, nach dem weltbe­­rühmten Roman von Hermann Sudermann. Dieser Film muss geseben sein, die Begleitmusik verdient gehört zu sein, in @anzem Marlene Dletrichs her­­vorragendstes !Filmwerk, welches in jeder Szene Ueberraschung, Novität und reine Kunst darstellet. Für Jugendliche verboten. Vorftellungen um 5, 7 und 9 Uhr. 2 Frege Satge RESET TE RR =

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