Oedenburger Zeitung, Dezember 1936 (Jahrgang 69, nr. 275-298)

1936-12-01 / nr. 275

Seite 2. — Nr. 275. „Glite- Mozg6“ Vom 30. November bis 1. Dezember 1936. Montag— Dienstag: Britiih-Gaumont Superfilm! Rradtvoll ausgeitatteter Filmjchlager, mit Enelyne Zaye, Englands jhönjter Künit­­lerin in der Titelrolle. Weitere Partner: Willy Eichberger, Condhita Supervia. Und das eritflafjige Ergänzungsprogramm!!!! Sugendliden zum Bejuh erlaubt! Anfang der Vorjtellungen: 5, 7 und 9 Uhr. Viarrer Zoltan Zuroczy über die finniiche Frau Finnland, dem „Land der taujend Seen“ galt der religiöjfe Abend, der von dem hiefigen Evangeliihen Frauenverein geitern abends im Evang. Leje- und Jüng- Iingsverein veranjtaltet wurde. Sämtliche Punkte des gediegenen Programmes jtan­­den-in Beziehung zum Kultur- und Geis itesleben des finniichen Volkes, jo daß der Abend jeine Zuhörer ganz in den Bann freis diejes nordiihen Volkes 309, dejjen Sprahe und Aultur dem ungarijchen Volf verwandt ift. Für die Anhänger der evangeliihen Kirche Hat ein finnijher Abend umjomehr Bedeutung und Anzie­­hungsfraft, da ja 98 Prozent der finnlän­­diichen Bevölkerung evangelijher Religion find. Im Mittelpunkt des Abends jtand der Vortrag des evangelijhen Geeljorgers Zoltan Turdczy aus GHyör über die jin­­niiche Frau. In padender und überzeu­­gender Weile jchilderte er auf Grund jei­­ner Studienteije in Finnland die großen Vorzüge der finnijhen Frau, und zwar in ihrer vorbildlichen Einjtellung zur Arbeit, zum Baterlande und zu Gott. Aber au die jozialen, wirtichaftligen und fulturel­­len Einrichtungen Finnlands lernten die Zuhörer aus dem fejlelnden Vortrag fen­­ren und der reiche Beifall, der dem Red» ner zuteil wurde, jprad) für den nahhalti­­gen Eindrud, den der Bortrag auf alle Zuhörer madte. Als würdigen Auftakt zu dem Abend jang der Chor des Sugendbundes der en. theol. Fakultät unter Zeitung des Dirigen­­ten Emil Koren die finnijhe Voltshym­­ne, die von den Anwejenden jtehend an­­gehört wurde. Eine wahre Blütenteje der finnilchen Mufikkultur wurde geboten durd die fin­­nilhen Volkslieder, vorgetragen auf dem Tarogatö von dem Hörer der ev, Theologie Attila Mätray, den finniihen Liedern, mit tiefer Einfühlung gejungen von dem finnländilchen Seeljorger Maninen Clis und den Vortrag finnijher Lieder jeitens des Chors des Sugendbundes der evange­­lichen Theologie. Zur Hebung des Abends trugen aud die guten Deflamationen der Iungdamen Balerie Mechle und Margit Graf bei. Beide trugen Gedihte finnländijcher Autoren in ungarijcher Weberjegung vor, die großen Anklang und Beifall fanden. | Hedenburger Seitung Spproner Lichtbilder­­follektion in Debrecen ner Bhotoamateıren bejteht, Der hiefige Vhotoflub jchicte Heute die herrliche Bilderfolleftion, Die aus über hundert prächtigen Aufnahmen 29 Sopro­­nach Debre­­cen, wo am 16. Dezember die Landes-Pho­­tojchau um den Stefan-VBajary-Wander­­preis eröffnet wird. Die munderjchöne Kollektion, die unferer Anficht nach, ficher­­lich mit dem MWanderpreis bedacht werden wird, bejteht aus Aufnahmen folgender Bhotvamateure: Karl Amtmanı, AUndor Anayalfi, Dr. Tibor Bognar, Rudolf Becht, Bela Breuer, Sarl Diebod, Franz Siicher, Sofef Friedrich, Franz Gruber, Ferdinand Hajts, Bela Hegedüs, Dr. Karl Heimler, Michael Horväth, Emil auf, Koloman Maller, Ladislaus Matrai, Tiha­­mer Menczel, Alfred, Mühl, Wilhelm Müllner, Sari Balovich, Franz Retsnäf, Eugen Sarlödi, Eugen Sarlany, Sohann Franz Geidl, Ludwig Stolz, Dr. Sofef Berd, Johann Wähner, Eugen Winfler. Dr, Stanz Baı Baraha über die ungariiche See­­ichiffahet Aus Budapeit, wird gemeldet: Dot­­tor Franz Varaha, der maritinie Sach­­verftändige des Ungarifhen AHugenhan­­delsamtes (ein Soproner), Hielt kürzlich im Ungarifchen NRavigationsklub in Buda­­peit über die Zielfegungen Des ungarischen Außenhandel3 und die Werfehrspotirif überhaupt einen Vortrag, welchem auch der gewejene Minifter Stefan Winhfl'r, der neugewählte Bräfident der ungarijchen Seejchiffahrtsgefellichaft, foiwie der penfio­­nierte Stromwachefapitän Olav Wulf beimohnten. Dr. VBaraha jkizzierte jene arogen Aufgaben der ungariichen Naviga­­tion, die einen Auffhwung der durch den Trianoner Friedensvertrag zum unftei­­willigen Stillftand aezwungenen Donaus, beziehungsmeife Seejchiffahrt herbeifüihren fönnten. Erfreulich ift, wie der Bortragende aus­­führte, daß die ungarische Regierung in richtiger Erkenntnis der Bedeutiiug Der Seejchiffahrt mit Riefenaufivand den Ese­­peler Freihafen geichaffen bat, Der Pie Ausmaße eines bedeutenden Umingerings­­plate3 von Oft und Weit anninmm. Mar zollte den Ausführungen 988 Dr. Varaha fedhaften Beifall. Der Mann auf dem Eijenbahngeleiie, Selbjtmordverjuh? AS gejtern früh der Triebivagen der Naaberbahn, der nach Celdömälf unter­­wegs war, die Brüde beim jtädtifchen Schlahthaus paflierte, gewährte der Mu­­ichinenführer, daß etwa 50 Meter von der Brüde entfernt ein Mann fich aufs Geleife legte. Er fonnte die Mafjchine nicht mehr anhalten und fuhr über den Harn, der in fester Minute ons SERR yeriaffen wollte, hinweg. Der Lebensmüde, ve in legter Minute 23 mit Der Angjt zu tun befant, wırde aber don der Mafchine erfaßt; e8 murde ihn der linfe Sup oberhalb des Knöchels abge­­trennt, · DchriebwagethlicbeinigeMeterent­­ferntftehenunddasBegleitpersonalbe­­utühtefichumdcnSchwerverletztemdeII dieherbeigerufettcRettungsgcfellfchaftins «Elifabeth-Spitalbrachte. NachdemderVerletzteabtrausporticrt war,setztederTricbwagcnmitcinerVer­­fpätxmgvon27sJJ2iuutcndieFahrtfort. DiePolizeiverhörtcdienLebensmüden imSpital.»Esiftdiesder29jäk)rjgeWe­­berPaulPuskäs.Ererklärte,daßer keinenSelbstmordverübenwollte-Erng gleichzeitiqamdaßfürfeinenunfallnie­­mnndverantwvrtlichsei. Schlußpräfunginden gewerblichenMufter werkftatten Bergangene Woche fand in den ftaat­­lichen gewerblihen Mufterwerfjtätten eine erhebende Feier jtatt, worüber wir bereits berichteten. Nachträglich jei erwähnt, daß die erjchienenen Perjönlichfeiten die Arbeit in den einzelnen Surfen mit lebhaften Iu­­terejje verfolgten und Bürgermeijter Dok­­tor Michael SopronyisThurner hat jo den Kursführern wie den erjchienenen Funftio­­nären gewerblicher Bertretungen die An­­erfennung ausgefprochen. Hier jei bemerkt, daß der Schweißungsfurg am obigen Tage die Schlußprüfung hielt, wobei die Teil­­nehmer in feffelnder Weije diejes wichtige technifche Verfahren demonftrierten. Le terer Aura wurde von Ing. Graniß und Schweißungsmeijter Geza Lantos3 ge leitet. Verkauf: RUDOLF FINK Szechenyi-ter 14. (Eingang: s Läuse-Lasset .­­­­ Telefon 7. u. 263. Päcser Grubenkoks Pecser Bierkohle ni Dienstag, 1. Dezember 1936. Aktion für billige Zcelephongebühren Budapeft, 30. Nov. Der Berein Hauptjtädtiicher Kaufleute (Föpfe) hielt eine Sigung, in welcher jich Generaljefre­­tär Dr. Schmidt mit einer Erflärung des Snöuftrieminijter3 Geza Bornemißa be züglih Herabjegung der Telephongebüh­­ren befchäftigte, welche der Minifter aus technifchen Gründen derzeit für nicht af tuell bezeichnete. Der Generalfefretär wies in jeinen Ausführungen auf die englijche Bojt Hin, Die durch) Erniedrigung des Te= lephonabonnement3 eine Riefenzunahme der Abonnenten aufmeifen fann. Doltor Schmidt erwähnte ferner an Hand jtatifti­­icher Ausweife, daß im Falle die ungari­­che Bojtverwaltung die Telephongebühren herabjegen würde, der jo entjtandene Aug­­fall durch die Erhöhung der Abonnenten­­zahl eliminiert werden fönnte. Der „Söbfe“ wird ih in einem Memorandıım an den Snduftrieminijter wenden und bei Anführung triftiger Gründe mwenigfteng die Herabjegung der Telephongebühren für Detailliften verfuchen. Wie Dr. Schmidt betont, wird dadurch auch die Arbeitslofig­­feit bermindert, da infolge Zunahme der Aoafusenien die Aufitellung einer Hilfs Zelephonzentrale a essen wird. Steigen der m den ungarischen Meinausfuhr Kg Die „Neue Weinzeitung“ fchreibt: Nach jebt veröffentlichten Ziffern wurden in den Monaten September und Oftober 55.335 Meterzentner Fapmweine und Moft im Werte von 1.1 Millionen Pengd gegen 31.640 Meterzentner, beziehungsweife 0.8 Millionen Pengd in der gleichen Borjahrs­­periode au3 Ungarn ausgeführt. Die bei­­den größten Abnehmer waren Deutfchland mit 29.614 (im Vorjahr 24.466) und Die Schweiz mit 19.642 (2552) Meterzentner. Den überwiegenden Teil der Ausfuhr nach Deutfchland machen Brennmweine, Deffert­­und Rotweine aus. Der Erport nach der Schweiz jeht jih aus weißem, Rofe- und Daraus ijt erfichtlich, Daß Ungarn ange­­ficht3 feiner auf 6 Millionen gejchägten Ernte mit Erfolg Anftrengungen macht, um feine Ubnehmer zurüdzugewinnen. Dazu wird ung aus ungarijchen Wein­­händlerfreifen berichtet: Der ungarifche Weinerport verzeichnet heuer anjehnliche Erfolge. Sehr große DAuantitäten eingedichte Mofte werden zu dem Zimede de3 Erports nach England er­­zeugt. Sowohl Weiß- al3 auch Rotweine finden in beträchtlihdem Ausmak Abfag in der Schweiz. Die Weinhändler haben wäh­­rend Der Lefe derart viel Mojt eingekauft, Daß die Lager überfüllt find und e3 nicht möglich it, weitere Einlagerungen vorzit­­nehmen. Der Weinfonfum hat überra­­ichende Fortichritte gemacht, da die Produs zenten ihre Weine billig zum Ausjchant bringen. Rotwein von Moft fanımen. mit 10 big 12.5 Grad und aus entiprechendem Zucergrad zu­­ NAoman von Any von Panhuys. Gopyriaht by Aufwärt3-Verlag, Berlin. Das Mädchen mit dom Silberhanr „Meine Anjicht kann Shen wohl ziem­­lich gleich fein, Herr Direktor; aber ich muß mich leider Ihrer Anficht fügen.“ Sie neigte nur ein wenig den Kopf, und in ihren dreiften Augen las er Nerger und Zorn über die Abfuhr, die fie erlitten. Gleich darauf war fie, höflich von ihm bis zum Flur geleitet, gegangen. Er lädelte ihr nad. Seht brauchte er eigentlih gar feine Verlobungsanzeigen mehr zu verfchiden; die STomtefje würde diefe Neuigfeit jchon genügend verbreiten. Er öffnete die Tür zu einem fleinen Nebenraum. Da ftand Franziska Karjten, die alles mit angehört. Er jelbjt Hatte fie in da3 Zimmerchen geichoben, als ihm die Komtefje gemeldet worden war, und ihr geraten: „sebt Drüde eins deiner Dehrehen feit gegen das Schlüffelloh und behorche Die Unterhaltung!“ Sie war feinem Nat gefolgt und jah ihn jest mit dankbaren Augen an. „Du bift unendlich aut, Berthel! Sch 40 begreife es immer noch nicht, womit ich jo viel Liebe und Güte don Dir verdient babe.“ Sie jchüttelte den Kopf. „Sch habe dich Früher auch ganz falfch beurteilt, habe dich für viel oberflächlicher gehalten, weil du morgens jo jpät ins Büro famit, weil du gejellfchaftlich jehr in Anspruch aznom­­men warjt und jo oft für ein paar Tage nach Frankfurt oder fonjtwohin verjchwants deit. Weil du —“ Sie jtocte, und er vollendete: „Weil ich zu viel auf mein Neußeres gebe und im­­mer nach der legten Mode Herumlaufe, weil mein Haar auf den fleinjten Saaran­­fat genau gejcheitelt ift und meine Ta=­­ichentücher und Handihuche nah FJuchten duften.“ Er zwiderte nedend. „Stimmt doch alles, Mädelchen, ich hab’3 erraten, nicht wahr?“ Sie mußte zugeben: „Sa, aus Das trug dazu bei, daß ich mir don dir ein faljches Bild machte, dich für oberflächlich hielt. Sch jehe Dich jebt ganz anders.” Er blidte nachdenklich in? Luere. „Weißt du, Fränze, früher bat Reine Meinung über mich beinahe aeitimmt. Aber die Liebe, die mit fürmlicher Elentci­­taraewalt über mich gefommen, hat das Bejte in mir ;ERNDOFOEHHER:. &: jah jie glüdlih an. „DO, du, was habe ish früder fir einen Mißbrauch mit dem Wort ‚Xiebe’ getrieben!” Er füßte fie, jchob fc danıı von ii, lachte: „Seht wollen wir arbeiten. Den Nachmittag Haft Du wieder frei, da fahren wir zu meiner Mutter.“ An diejem Tage teilte Sranzisfa der Kähfathrin mit, daß fie fich mut Berthold Nadir verlobt hätte, und die Nähkathrin ichlug vor Staunen jchallend Die Hände zu= fammen. „sh bab’3 gewußt, daß du noch Glücd im Leben haft, Fränze. Aber, nicht wahr, wenn man nicht das Geld gejtohlen hätte, das deine Großmutter Hinterlafjen, wäre das alles anders gelommen! Weil du dein Geld von der Fabrifsiparfafje für die Be­­erdigung haben mwolltejt, wurde dein Chef erjt auf Dich aufmerfjam.“ „Sa, er jagt das jelbit,“ gab Franziska zu. Sie bemerfte nicht, wie die Alternde bei ihrer Antwort aufatmete. Franzisfa meinte: „Sch möchte nur ein paar Möbel verkaufen, denn etwas muß ich doch jchließlich mit in Die Ehe bringen. Wenigitens Wäjche und ein paar Kleider. Sch kann mich ja nicht ganz wie eine Lum­­penprinzeijin ausftatten lafjen.“ Da murde Nähfathrin nachdenklich, murmelte: „Schade, daß man das Geld ge­­ftohlen!” Sie lächelte, und das lächeln jah ein bißchen. verzerrt aus. „Vielleicht ijt e3 aber Doch nicht gejtohlen worden. Wer jollte denn bier hereingefommen fein? Deine Großmutter hat e3 wohl nur zu fi­­cher aufbewahrt. Weißt du, es läßt mir feine Ruhe, ich fange nochmals an, ganz gründlich zu juchen.” Am Abend fam fie Franzista mit dem Auf entgegen: „Es ijt da, e3 ijt da! &8 bat fich Hinter den Kajten im Schreibtifch fejtgeffemmt, da ijt nämlich eine Spalte.“ Sie bewies Franziska, wo die Scheine gemwejen, und das junge Mädchen nahm die Züge arglo3 hin, war froh, um nicht ganz arın in die Ehe gehen zu müfjen. So hatte Nähfathrin den Diebftahl wieder gutgemacht, aber die Angft vor­­einem jorgenvollen Alter ftand von neuem bedrohlich vor ihr. Die Verlobungstarten wurden zur Boft gegeben; eine davon flog auch nach Paris, an den Generalvertreter der dortigen KRadioNadir, den Grafen Jean Louis von Kethel. Er zeigte die elegante Anzeige fei­­nem zufünftigen Sohn. Ein liebenswürdiger Herr, der Befiger der Radio-Radir. Sch fenne ihn perjönlich aut; er lebte vor dem Tod jeines Vaters lange bier in Paris. Wir find manchmal zufammen ein bischen herumgebummelt.“ (Fortjegung folgt.) er Be r sad 5 ri äh Bi

Next