Oedenburger Zeitung, August 1937 (Jahrgang 70, nr. 172-196)

1937-08-01 / nr. 172

sp»YWIÆst-ck«-IH---HW7-wsW-sz—­­ Geite 2. — Nr. 172. N Be a De Wenn man eine Neile tut Gute Ernte im Burgenland, Die Ernte it im mittleren Burgenland eine gute. Weizen, Korn und Hafer er­­geben eine gute Fehjung jowohl quanti­­tativ als auch) qualitativ. Sehr früh reifte in diejem Sahr der Hafer, jo daß der Mind an vielen Pläßen jchon über Die „Haferjtupfl“ weht. Die Hienzeleut jagen, daß damit au der Sommer vorüber ilt. Bielverjprehend ftehen die Hadfrühte da. Auch die Objtgärten werjprehen einen guten Ertrag. Bejonders die Apfel­­bäume find vollbeladen. Kirjhen gab es jo viel, daß die Leute nit imjtande wa= ren, fie alle abzupflüden. Eine NReford­­ernte war in Himbeeren zu verzeichnen. Das fam den Zigeunern zugute, die riejige Mengen aus den Wäldern herbeilchlepp­­ten. Das Kilogramm wurde mit 40 bis 50 Grojhen verkauft, Heidelbeeren mit 20 bis 30 Grojhen. Die. Zigeuner leben in diejer Zeit von dem Ertrag der Wäl­­der. Der 82jührige Mäher. Die Hienzenleut find gar zähe und aus dauernde Leute. Hager und jehnig erhal­­ten fie fi ihre Gejundheit bis in das ipäte Alter hinein. Wber ein S2jühriger Mäher dürfte doch eine Geltenheit jein. Der alte „Mölha’!“ in der Gemeinde Oberihügen gehört zu Ddiejen jeltenen Menjhen. Ich jelbit fonnte mich davon überzeugen. Zweiundachtzig Iahre ilt er alt, dabei Klein, Hager und jhmädhtig, aber ich jah ihn Hafer mähen, wie einen Sungen. Die „Aufnehmerin“ fonnte gar nit call) genug nahfommen. Dabei lachte ihm belle $reude aus dem runzeli­­gen Gefihte und unmwillfürlih mußte ich Dabei an das jhöne Sprichwort denfen: Arbeit mat das Leben jüh. Das hienziiche Bauernweib. Es fann feine fleißigere Arbeiterin geben, als das hHienzilhe Bauernweib. Es it einfah unglaublih, was diejes Meib alles leijtet. Nicht nur die Sorgen des Haushaltes Tajten auf ihren Sdhul­­tern. Auch auf dem Felde leijtet jie jede Arbeit des Mannes: mäht, adert, eggt mit einer Ausdauer, daß man jtaunen muß. Ich konnte jogar Augenzeuge eines alles jein, wo die Mutter mähte und ihr Sohn, ein fiebzehnsadhtzehnjähriger Junge, die Garben aufnahm. Auf meine Frage befam id) nur die furze Antwort: Ea fau(n)s holt nau(n) nit jou guit! Bon jolden Müttern jtammen die Hienznleut ab und darum jtellen fie aud ihren Mann überall, wo ihnen die Bor­­jehung ein Arbeitsfeld anweilt. Und dar­­um it audh jedem Hienzen die gute Mutter das heiligite auf diejer Erde. 3. Neubauer. Wenn Sie bemerien, daß jih Ihr Hund oder Kate öfter fraßt, verjäumen Sie nit, das befannte Injekten-Chilin anzuwenden. Alle Flöhe werden im Nu radifal vernichtet. Zu haben nur in der Drogerie Franz Müller, Grabenrunde Nr. 52, Hebdenburger Jeitung Birjtigite Aufgaben des fath. Ronvents Die erjte katholische Kormwentjigung nad) der Fri Mahl fand gejitern abends im Prunffaale des Konvents jtatt. Nach; der Eröffnung der Gigung durd Vräfes Doktor Stefan PBinezih und Berlefung des Brotofolls der am 13. Juni erfolgten Ron: ventswahl, beantragte der Präles Arpad Kamenkfy zum Anwalt und Direktor Suliuss Sterlän zum Schriftführer des Konvents zu wählen. Bezüglich der Mahl Der Diverfen Kommilfionen beantragte Konventsmitglied Dr. Franz Töth eine ge­­heime Ybitimmung, da zwei Lijten aufge­­itellt wurden. Bräjes Dr. Pinezic) ordnete auch Die geheime Abftimmung an. Bei der Abjtimmung erhielt Die amtliche Lijte 36, die Gegenlilte 39 Stimmen. E93 Nah erfolgter Mahl hielt Präjes Dr. Stefan PBinezih eine großangelegte Rede, in welcher er betonte, daß im fath. Kon­­vent feine Barteipolitit Fuß fajlen dürfe. Zwei wihtige Probleme erheilchen eine dringende Löjung: Erjtens die Vergröße­­rung des neuen fatholiihen Friedhofes und zweitens die Regelung der Batronatsfrage mit der Stadt. Der fünfte Punkt, die Wahl von Ch­­rtenmitgliedern, wurde von der Ta- gesordnung genommen. In Die widtigite Kommilfion, die Vollzugstommilfton, wur­­den folgende Herren gewählt: Bräjes: Dr. Stefan Pinezih; BVizepräjes: Prälat- Stadtpfarrer Koloman Bapp. Mitglieder: Sohann Baan, Geza Boleman, Dr. La­­dislaus Bürdner, Dr. Iojef Gaillinger, Dr. Stefan Farkas, Matthias Feihtinger, Stefan Hantö, Dr. Eugen Hazi, Iojef Horväth, Dr. Franz Märkus, Ivan Lipg­­web, ARoloman Nemeth, Franz Oronits, Dr. Sojef Pogätia, Ärpad Rafonkty, Mi- Hael Ringhofer, Julius Sferlan, Dr. Mi: hael SpopronyisThurner und Stejan Mei­­dinger. Militärmufil für unjere Wirtichaftsbürger Morgen vormittags an der Ede Andreas Poda- und Ivan PBaurGafje. Auf Initiative des menjhenfreundfi­­hen Kommandanten des hHiefigen Infan­­terieregiments Nr. 4, Oberit Told, wird — wie fürzlih angefündigt — die Mili­­tärmujif aud für unjere Wirtihaftsbürger Promenadefongerte veranitalten. Das erjte PBromenadefonzert findet be­­reits morgen Sonntag, von halb 11 bis Halb 12 Uhr vormittags an der Ede Andreas Poda- und Ivan PBaur-Gafje ftatt. Diejer Ort wurde deshalb bejtimmt, weil er zentral gelegen Ijt und von den Mirtihaftsbürgern aus der KFilhergajie, vom NRudherzu, aus der Sthlippergajje, Molfjeritrage, von der Wieden, aus der Brudgafjie und Michaelisgajje rajch er­­reiht werden fann. Mir Hoffen, dai diejem unentgeltliden unjere Wirtihaftsbürger Militänfongert recht zahlreich beiwohnen werden! Stanz Bayan — Sanbitummeninitituts-Direftor Der Aultus- und Unterrihtsminifter ernannte an Stelle des nad erjprießlichem Mirken in den wohlwerdienten Ruhejtand getretenen Diveftors des hiefigen Taub­­ftummeninjtituts Iojef DAR t, den bis­­herigen Brofellor der geitann jtalt, Franz Wayan, zum Reiter der: jelben. Seine Ernennung lölt in der gan­­zen Stadt aufrichtige Freude aus. Yranz Mayan wurde im Jahre 1883 in Kis- Höflany-Kleinhöflein geboren und Tam 1912 als Brofejjor für Heilpädagogie nad) Pozjony-Pregburg, von wo er bei Yus­­bruch des MWeltfrieges an die Yront ging. Mit einer jchweren Yußverlegung fette er aus dem Krieg heim und nad) erfolgter Genejung wollte er feinen Profeljorenpo­­ften in PBozjonyg weiterbeffeiden, mußte hievon jedom bei Belegung von Pozjony durh die Tihehen Abjtand nehmen. Zängere Zeit war er dann in Kecs­­femet als Profejior tätig und auf eigenes Anjuhen wurde er 1922 an das hielige Taubjtummeninjtitut verjeßt. An diejem Injtitut erwarb er fi wegen jeiner Be­­iheidenheit die Sympathien aller Kolle: gen und jeine außerordentlihen Yühigfei­­ten als 9Heilpädagoge wurden bald er­­fannt. \ Sn den leßten Jahren nahm er im Hf­­fentlihen und Vereinsleben unjerer Stadt regen Anteil. Ohne aufzufallen, verrichtete er eine jegensreihe Arbeit, insbejondere als Oberjefretär der Soproner Ortsgruppe der Kriegsinvaliden, Witwen und -MWai­­jen (HONS3). Unermüdet war er bejtrebt, die Shweren Angelegenheiten der Mitglie­­der der HONGSZ-Gruppe günitig zu erledi­­gen. Damit half er gleichgeitig viele Trä­­nen trodnen. Uber aud als PBräjes Der Bollswohlitandsjeftion der hiefigen ront­­fümpfergruppe bewies er unzählige Male, dat in jeiner Brujt ein edles, gütiges Herz Ihlägt. Seit Jahren it er aud Yunftionär des hiefigen Kameradihaftsperbandes gemeje­­ner 76-er und ein eifriges Mitglied der itadtiihen Einheitsparteii (EUR), jo­­mit Mitglied der Stadtrepräjentanz. Im feiner Perjon hat das jtets muftergültig geleitete Soproner Taubjtummeninjtitut einen würdigen Direftor gefunden. IE eh: Meitere Ranalbauten In der Mpril:Generaiverjammlung wurde beihloffen, mit einem Koitenauf­­wand von 126.000 Bengö weitere KRanali­­fierungsarbeiten vorzunehmen. Der Bes trag wird durh Aufnahme eines Kredits aus der Kalja des jtädtiichen Wafjerwer­­fes aufgebradt. Der Innenminijter Hat nun die Arbeiten und die Aufnahme des Kredits bewilligt. Somit fünnen die Ar­­beiten in Kürze aufgenommen werden. Es jollen u. a. folgende Kanalbauten vorgenommen werden: Schmuß- und Re­­genwajlerfanalbau in der Kirhengajje (44.000 Bengö), Schmuß- und Negen­­wallerfanalbau in der Gt.=Georgen-Galje (28.000 Bengö), Schmußwajjerfanalbau zwilchen der Leventegajie und dem Karl- Ring (24.000 Pengö), Ranalbau bis zum Sonntag, 1. Auguft 1937. Mariih (17.000 Pengö), Sammelfanalbau bei Mühle (13.000 VBengö). Schmutwaljer­­der Shönferr­­ öugstataftronhe hei Paris — 27 Tote Ein furdtbares Eifenbahnunglüd hat Sranfreid) in Trauer verjegt. 27 Tote und 50 BVerlegte find nad) den bisherigen Mel­­dungen die graufige Todesernte. Die end­­gültige Zahl Der Toten Äteht no, nicht feit, da aud zahlreiche Schwerverlette mit dem Tode ringen. Paris, 31. Juli. Der Schnellzug Pa- 1is—St. Etienne, der Paris um 22 Uhr 35 verläßt, ijt bei Villeneuve-St. Georae, 15 Kilometer jüdlih von Waris, entgleilt. Das Unglüd ereignete ji) auf einer Wei­­che, an der. Stelle, an der fi die nach Burgund und nad Mittelfranfreich Füh­­renden Eijenbahnlinien trennen. Die 2o­­fomotive des Schnellzuges jprang aus den Schienen, die nachfolgenden Gepäds- und Poitwagen wurden über die Lofomotide hinausgejhleudert. Zwei Wagen dritter Klajje, die dann folgten, wurden überein­­andergejhoben und ein dritter Perjonen­­wagen job ich über Die beiden zertrüm­­merten Wagen. Der Zug war dicht bejeßt, unter ande­­ren mit 150 Pilgern, die aus Lijteur zus rüdtehrten. Bis zur Stunde find 27 Tote und 50 Berlegte aus den Trümmern ge= borgen worden. Man befürchtet jedoch, Dak noch einige weitere Tote, namentlid) unter den zwei imeinandergejhobenen Wagen liegen. Soweit bis jebt feitgejtellt werden fonnte, ilt das Schnellzugsunglüf darauf zurüdzuführen, daß in der Station. die ein Eilenbahnfnotenpunft ift, ein Geleije urjprünglih Für die Durhfahrt eines an­­deren Zuges, des Zuges Nr. 511, Treige­­stellt war. Wenige Sefunden, bevor ber verunglüdte Schnellzug eintraf, fam von der Barijer Zentrale aus telegraphijich die MWeilung, die Weihe für diefen Zug, der die Nr. 1017 trug, umquitellen. Die Um­­jtellung der Weihe erfolgte jedoch um Ge= funden zu fpät, als der Schnellzug bereits über fie Hinwegfuhr. Dadurdh entgleijten die Lokomotive und die folgenden Wagen. | Berti, immer gradenus Roman don Marlife Sonneborn. Eopuright by Aufwärts-Verlag, Berlin. 77 Immer neue, immer andere Gzerren wurden gedreht, im wahllojen Durdein­­ander, ohne Rüdficht auf die Reihenfolge im fertigen Film, wie fie eben an dem Drt, die man jegt vornahm, an der Mauer der alten Burg jpielten. Die Aufnahmen wurden „itumm“ ge­­macht. Die Klangapparatur wurde bejonders aufgenömitten und den Bildern angegli­­hen. Geiprohen wurde in diejen Szenen jowiejo nit. Es handelte fil) nur um die Mufit und den Schhrittflang der Marjchie­­renden, Dann traten die Romparjen ab. Einzelaufnahmen folgten. „Ranu!“ tie Soden plößlich jeiiren Bater an. „Sit das denn nicht Gerti?“ „Bilt du toll?“ wollte Herberding ja­­gen. Aber nein! Es war fein Irrtum mög: | tig! Iroß der für die Aufnahme notwen­­digen Aufmadhung erfannte aud er jeine junge Freundin — ihre Bewegungen, ihr Gejidt... Gerti, jeßt die GSigune des Gtüds, wurde, als Gefangene, von rohen Hälchern herbeigejchleppt — gefellelt und verzwei­­felt Tag fie, ein wijjenlojes Bündel, über der Schulter eines rohen Patrons. ‚„Gerti, erfranft im unterirdilhen Ge= laß, wird von ihrer heimlichen Freundin, der alten Schaffnerin, in die Sonne ge­­leitet, und lehnt fih danfbarsmüde an die breite Schulter der Dienerin. GertisSigune, Durch ihre eigene Lit und Tatfraft befreit, zwängt ich durd das enge Gitter, das die Deffnung ihres Gefängniljes verihließt, und jinft ermattet in die Knie, um jich fogleih wieder auf: zuraffen, ihr treues Pferd, das ihr Die Schaffnerin bereitgehalten hat, bejteigend und in wilder Flucht davonjagend. „Habelhaft, fabelhaft!“ bewunderte Herberding. „Das Mädel fann was!“ Soden lächelte verädtlid. Geine Stirn hatte fi) gerötet, wie im: mer, wenn er fich ärgerte. Er fniff die Lider zujammen. Sein Vater ftieß ihn in die Geite. „Ra, nun laß nur aud einmal’ ein gu­­|tes Haar an meiner Fleinen Freundin! Sie ijt und bleibt doch ein ganzer Kerl!“ „Schade, das fie nicht wirklich zur Zeit der Wilinger gelebt hat. Damals wäre ihre Art zeitgemäß gewejen!“ Herberding ärgerte fid. Er drehte Iochen einfach den Rüden zu. Seine Luft zum Zufehen war nun ud erihöpft. „Sch Iajje mich eben mal bei der alten Stab melden. Kommit du mit?“ fragte er, jhon im Weggehen. „seh bleibe hier — und erwarte dich nadhher am Wagen!“ „Wie du willjt!“ Die Baronin Sta empfing Herber­­ding in jStrahlender Liebenswürdigfeit. Ihr zerfnittertes Gefiht, das keineswegs die berühmten Spuren früherer Schöndeit, vielmehr jehr deutlich die noch kürzlich hroniiher jchlechter Laune trug, glänzte vor Freude. „Was jagen Sie zu unjerer Gerti?“ „zabelhaft! Wie fommt fie nur dazu? Ehrgeiz? Leidenihaft? Zufall?“ „Borjehung, lieber Freund, Worje­­bung! Es Braut nicht gerade göttlich zu jein! Ein wenig Zufall außerdem! Und Gertis Talent, daß ich jofort an ihr er­­fannt habe, ijt natürlich die VBorausjegung für alles. Das einzige, liebe Kind! Eine Kloße vom Scheitel bis zur Zehe! Mein zweites, verjüngtes Ih! Aber meinen Ruhm“ — war der jo groß?, dadte febe­­tiich Herberding — „fann id ihr über­­lafjen... Sie joll eine andere Carmina werden. Das war ja mein nom de guerre — Carmina. Die jhöne Carmina! Lajien Sie fih Gerti erjt einmal etwas ausge­­wahjen Haben. Gie gleiht mir. Sie fann aud) nod) eine Schönheit werden. Ich bin ja jo unausiprehli glüdlih! Klage zu Kloge! Bon den Stads habe ih nie viel gehalten!“ „Und Gerti? Sit fie auch jo begei­­tert?“ „Gerti it ein dummes Kind und mandmal wirklich recht ungezogen. Gie fieht gar nicht ein, was für ein Glüd ihr in den Schoß fällt. Sie behauptet, jie wolle nit berühmt werden. Gie ilt bodig und eigenfinnig und pfeift, wie fie jagt, auf den ganzen Dred. Sie tut es nur mir zuliebe. Heute! Wenn fie erit einmal das fühe Gift des jehaujpieleriichen Ruhms geichlürft hat, wenn ihr erit ein­­mal taujend Männer zu Füken gelegen haben...“ Die alte Dame redete noch viel. Herberding hörte nicht mehr recht zu. Er war jehr befriedigt von dem, was er eben über Gerti erfahren Hatte! (Fortjegung folgt.) .

Next