Oedenburger Zeitung, Juni 1938 (Jahrgang 71, nr. 122-144)

1938-06-01 / nr. 122

Mittswoch,1.Juni1938. OedenburgerZeimng · DUWilhelmLähne nnderlegtdtegrundloienBefchuldigungen JnusnsferersgestvdgenBlsatstifolsgesbevich­­tetenwitsaugführlich»-überdiefpontanse "Begseissteriunsg,msitderdiiseMitgliieiderdes hiesigeniWseimfschsasriibvereiixesgelegentlich sdieram-S«o-n»nstia«gwhgeihasltenenGeniersa.I- versammllsuwgid«enPrä-seg,Rechtsaniwalt Dr-WiibhselmLsa·e.hn-e,ii1hr-e5vollenVer-­­-trauengversfichertsen.Gleichzeitiigwissen siediegrusnidlosenBsfchulsdcksgunsgseneiniger MktglieidermitEn(triiftuwgzuvück.Ja,es wurdenfogiarStismmenlsa-ut,daßfolche Mitglieder, die mit ihren Anfeindungen den Samen der Uneinigfeit ausitreuen, ‚aus dem Vereine in Zukunft ausgejchloj­­jen werden mögen. Dr. Wilhelm Laehne widerlegte in feiner Eröffnungstede in flarer und jad- Tiher Weile all jene Punkte, die der Ver: einsleitung von einigen Mitgliedern zum Vorwurf gemaht wurden. Nachfolgend jet auf dDiefe Bunfte kurz hingewiejen. Der Hausfauf in der Silbergafje. Bereits im Iahre 1935 tauchte unter mehreren Mitgliedern die Meinung auf, dag es vielleicht bejjer wäre, um das Bar­­geld des Vereines ein Grundjtüd oder ein HaugzuerwersbemManerteiltePMies Dr. Wilhelm Luehne die Weifung, in die­­jem Sinne Umjhau zu halten und es zu ermögliden, Dak das BVereinspermögen Durd) den Erwerb eines Grunditüdes oder eines Haujes jicher angelegt werde. Im Iahre 1936 fam ein Zufall diejem Borhaben zu Hilfe. Das Haus in der Silbergalje Nr, 13 gelangte zur Berjteige­­zung und Dr. Luehne erwarb es um den günltigen Kaufpreis von 20.000 Bengö mit dem, wenn der Verein den Kauf nicht gutheiken jollte, er (Präjes Laehne) das­­jelbe ohme weiteres übernimmt. Die am 20. März 1936 abgehaltene Generalverjammlung, an der fih über 709 Mitglieder beteiligten, hieß den Hauses fauf einjttimmig gut. Nicht eine einzige Stimme war dagegen. So gelangte der Meinihanfverein zu einem eigenen Haus. Das erworbene Haus eine qute Kapitalsanlage. Präjes Dr. Qaehne berichtete des weiteren, daß die Nenovierungskojten nach dem neuerworbenen Haus ungefähr 10.000 Bengöd ausmanhten, wovon 50 Pro­­zent, alio 5000 Pengö, an Steuernachlak rüdvergütet wurden. Somit fommt Das Haus auf zirfa 25.000 Pengö zu jtehen. Menn man nun in. Betradht zieht, daß das Haus einen Neingewinn mon 2000 Vengö abwirft, jo it es flar, daß diejer Hausfauf eine gute Rapitalsanlage it, — Auch hier gibt es aljo nichts zu bemäne geln. Shon jeit längerer Zeit war es — mit Rüdficht auf das jtete Anwachjen der Nit­­gliederzahl — ein ernites Beitreben der Vereinsleitung. neue Lizenzen zu erwers ben. PBräjes Dr. Laehne reilte in Die­­jer Angelegenheit mehrere Male auf eigene Koiten nach Budapejt, um die Dies­­bezüglihe Bitte des Weinihanfvereines an maßgebender Stelle worzutvagen, Lei­­der erhielt er immer wieder die Antwort, Daß neue Rechte nicht erteilt werden. fün­­nen. &s wurde jedoh eine neue Li zen; für den Fall in Ausfiht geitellt, wenn der Verein imjtande ijt, ein entjpre= Hendes Schanklofal einzurichten. Mit dem Hausfauf fonnte dieje Frage gelöjt wer: den. — Auch Bürgermeijter Dr. Michael Sopronyi-Thurner nahm fi der Sache des Vereines an und intervenierte bei Minijterpräfident Daranyi, jo daß der Verein am 16. November 1936 eine neue Lizenz, die 31., erteilt wurde. Auf Grund eines Generalverjammlungsbeihlufies Tie nun der Verein im Hauje Silbergafje 13 ein dem heutigen Zeitgeijte entiprechendes Schantlofal einrichten, in dem guter hie­­figer Wein zum Ausichanf gelangt. Verurjaht das Schankthaus in der Silbergajje den Schanfhäu­­fern in der Kleinen Gajje und Dominifanergafje einen Scha: den? Nun wurde die Beihuldigung erhoben, dak durh Das BVereinsihanfhaus Die Meinbauern der Kleinen Gafle und der Dominitanergafje geihädigt werden. MWie grundlos auch dieje Beihuldigung it, bewies Dr. Qaehne an der Hand von Zahlen, die dem Verein zur Verfü­­gung jtehen. Demnad wurden im Jahre 1936 — aljo vor der Errichtung Des Shanflofals — in der Kleinen Galle 407.41 Heftoliter Wein ausgeihenft, Im Sahre 1937 Dagegen — als das Schanf- Iofal in der Silbergajie jhon im Betrieb war, — gelangten 443.52 Heftoliter Wein zum Ausichant, aljo um 36 Heftoliter mehr als im VBorjahre. Auh in der Dominifanergajie war im Iahre 1937 eine Steigerung des Ausihanfes zu verzeich­­nen. — Damit ijt doch Elar und deutlich erwiejen — jagte Dr. Laehne —, dak der Ausihanf den Weinbauern der Kleinen Galje, noch denen der Dominitanergajje einen Schaden zufügt. — Des weiteren er­­wähnte Dr. Laehne, dak der Weinjchanf­­verein für die von den Weinbauern über: nommenen Rotweine 46 bis 48 Heller und für Weikweine 50 bis 52 Heller bezahlte. Aljo jolhe Preije, Die weder ein Gajtwirt, noh ein anderer Abnehmer bezahlt. Go- Erwerben einer neuen Lizenz. Ein genuhreiches Schülerfomzert Das Schülerfonzert, weldes Sonntag nachmittags im großen Saale der Ge­­werbeforporatisn in Anwejenheit eines Dantbaren Rubliftums veranitaltet wurde, bradhte neuerlich den Beweis, daß in der Soproner Zitherichufe unter zielbewuhter und bewährter Zeitung des Zithermeijters und KRomponiiten Fri Mayer guter, erfolgreicher Unterricht erteilt wird. Mei­­jter Frig Mayer leitet die Schule jeit Iahrzehnten mit Liebe undGeduld und der jteigende Zulauf und der bisher erzielte Erfolg ift ein fihtbares Zeichen, daß man jeine Unterricätsmethode woauf anerkennt, Selbit die Iüngjten der Schule — Jieben­­bis ahtjährige Rinder — fonnten beim jonntägigen Konzert beweilen, dak fie beim Mayer-bäcsi einen auten Unterricht geniegen, wozu natürlich Fleik und Yebung gleihfalls eine Rolle jpielen. Genußreih waren die Konzertvor­­träge der älteren Schüler des Meiiters, vor allem der Herren Alerander Adler, Ludwig Holndonner und Iojef Dre­­jher. Ihr Kongertländler „Aus dem Voitstal“ von Altmann wurde mit jtür­­miihem Beifall aufgenommen, desgleichen der jhöne „PVeilhenwalzer von Friß Mayer, welhe Kompofition von allen Schülern und Schülerinnen der Zither­­schule mit guter Einftudierung vorgetras gen wasıde. Der Mufifchor Ipielte unter Leitung des Meilters Mayer gefühlvoll das einjchmeichelnde Mufifftüd „Rünftlers Traum“ von KRajtaneder. Nach einem prächtigen Vortrag des Mandolinen-Quartetts der Schule brachte Meiiter Frig Mayer unter großer Erwar­­tung feine neuejte KRompofition „Ungari­­ihe Phantafte III“ im Sofojpiel zu Gehör. Die Rompofition, fürzer als die L undll. Ungarijhe Phantafie, it vielleicht Die ichönjte mufitaliiche Arbeit, die Fri Ma­­ver bisher gejchrieben. Die prächtige Ar­­beit jollte in Drud gelegt werden. Des­­gleichen au jeine vielen übrigen Rompo­­fitionen für Zither. Man muß fich übri­­gens wundern, daß fih Hiefür noch fein Verleger gefunden hat! Die Mappe des Meifters enthält viele wertvolle Perlen, die durh Drudlegung der Allgemeinheit zugeführt werden jollten! Der Beifallsiturm, der dem Solovor­­trag des Meilters folgte, war wohlver: dient. Mit dem feihen Marih „Iongas bluat“ von Fri Mayer, gejpielt vom Zither- und Mandolinendhor, wurde das diesjährige Schülerfonzert beendet. Zum Schlug Seien noch die Namen jener Schüler und Schülerinnen genannt, die nebjt den bereits Genannten im Kon zert erfolgreih mitwirkten: Gijela Bauer, Slus Brigril, Adi Hihberger, Eta Lehai, Anny Kander, Anny Kaijer, Mizzi Zus trum, Karl Brinner, Rudolf Bohatjchef, Sojef Freyler, Karl Kehl, Karl Rarlevits, Michael Levics, Iohann Biller, Luswig |48 Prozent gewäjjert war. Roih und Karl Rimbader. Cd. Be GT - NevolnerattentatinderMäfsezigaffe Die fünfjährige Zuhthausitrafe auch von der Kurie bejtätigt. Der Zechmeijter-Senat des hieligen | Gerichtshofes hat befanntlih vor mehre­­ren Monaten die 56jährige Frau Mi­­hael Roth, die in der Raföczi-Gafje auf den pen. Poitler Michael Ronäcs aus Eiferjuht ein Nevolverattentat verübte, zu fünf Iahren Zudthaus verurteilt. Die fön. Tafel in GYyör hat Diejes Strafauss | maß beitätigt. Auf Grund einer Appella­­tion gelangte die Angelegenheit au vor die Fön. KRurie in Budapeit, die das Ur­­teil des Soproner Gerichtshofes gleichfalls beitätigte, Der Entiheid der Kurie wurde gejtern der Verurteilten mitgeteilt. Frau Roth wird nun in ein Frauenge­­fängnis gebracht werden. Öroßveriammlung der Hubay- Gzälali-Örunpe in Gobpron Mie man erfährt, wird die Hiefige]nah müjlen einige Zunftionäre der am 29 Iunilfigen Hubay-SzalafisGruppe ihre Stellen niederlegen, nachdem öffentlihde Ange­­itellte feine Mitglieder der genannten na= tionaljozialiftiihen Partei jein dürfen. Hubay-Szalafi-Gruppe eine Großverjammlung abhalten, bei wel­­her auch mehrere Entjendete aus Buda­­pejt iprehen werden. Dem Bernehmen hie an 48 Brozent Waller Yus einer Milhwirtihaft des Sopro­­ner Bezirkes wird jeden zweiten Tag in 22 bis 22 Rannen Separamilh nach R 5 pe Haza-Rohlnhof gebradt, ‘wo Die Ortsbevölterung verwendet teilweije zum der Trinfen, teilweije zur Erzeugung von Topfen oder zum Füt­­tern der Schweine. Kürzlih) wurde Milhwagen der obigen Milhwirtichaft auf offener Straße von Organen der hiefigen hemilchen Ver: juhsitation angehalten und die Sepava­­milch einer Unterfuhung unterzogen, Che­­miih wurde feitgeitellt, daß die Milch mit Gegen die Mildwirtihaft wurde Die in der Separamild Anzeige erjtattet und es wurde erffärt, daß das Bantihen der Rutjder vornahm. Der Kutiher wurde vom . Honorar= DOberituhlrihter Dr. Havas zu einer grö- Beren Gelditrafe verurteilt. Wenn ein jolhes Bantjichen neuerdings aufgededt wid, werden wir dieMilhwirt­­haft auh näherbezeihnen, Bemerkenswert it, dak viele KRöphas za-Rohlnhofer Milhweiber von Diejer ges wällerten Separamilh den Topfen auf den Soproner Lebensmittelmarft bringen. Sie denfen wohl: den dummen Städtern it auf gefälihte Ware qui. Auf diejes Treiben mahen wir die Sanitätsbehörde aufmerfiam! die Ortsbewölferung ramilh verfauft jelbe wird. die Sepa­­ Nr. 122. — Seite 3, mit it das Schanflofal nur ein Vorteil für den Verein und die Weinbauern, aber fein Nachteil, Sch hege gegen niemand Ha und Feindihaft. Aber ih will Ruhe und Ordnung im Verein haben. Vereinspräjes Dr. Qaehne betonte nun, daß er während feiner zehnjährigen Wirkjamfeit jeine Betrauung als PBräjes des Vereines immer jtets nur als eine Ehrenitelle betrachtete und immer bejtrebt war, für das Aufblühen des MWeinichank­­vereins zu arbeiten. Gegen niemand, jagte Dr, Laehne weiter, hege ih Hak und Seindihaft. Mber eines verlange ich mit ganzem Nahdrud: Ruhe und Dre nung muß im Verein jein. Mit tiefem Bedauern ftellte Dr. Laeh­­ne des weiteren fejt, daß man ihm jogar dort einen Vorwurf madhte, wo er dem Verein vorübergehend eine materielle Hilfe angedeihen Tieß, damit die KRupfer­­vitriolaftion feine Verzögerung erleide, Selbjt dieje BVBertrauensjahe wurde in taftlojer MWeije hervorgezerrt, um Stime mung gegen die Bereinsleitung zu machen. Möge nun jedermann, jagte Dr. Laeh­­ne zum Schluß feiner Ausführungen — ehrlich und gewiljenhaft die Sahlage be­­urteilen und erflären, ob ein Grund zu jolhen Vorwürfen, wie fie neuerdings leider laut wurden, vorhanden ijt. Mit großer Begeifterung wurde hier­­auf jeitens Der Bereinsmitglieder dem verdienitwollen Bräjes Dr. Laehne volles Vertrauen votiert, worüber wir be= reits in unjerer geitrigen Blattfolge aus­­führlih berichteten. N. 3enfurftürlein bon Anno Dazumal Siherlih mag es mandmal da und Dort unentwegte Nörgler geben, denen unjere Brejjefreiheit nicht weit genug ge= zogen erjcheint, — wie würden fie aber aufgemudt Haben, hätten fie Anfang der Vierziger Iahre des vorigen Sahrhunderts gelebt?! So mandes Zenjurjtüdlein aus jener Epodhe fommt uns heute furdtbar lächerlich oder gar Dumm vor, in Wahrheit aber erweilt es doch nur den Geijt jerviler Engitirnigfeit, den demokratischer Ginn nicht zu fallen vermag. Wie joll man jonit über jenen famojen Herrn von KRottwi in Breslau denften, der es nicht zulieh, daß Die jhlefiihe Zeitung von SIohann Strauß als einem „Walzerfönig“ be rihte?! Als in einem in Göttingen ge drudten Gedichte das Wort „wahre Frei­­heit“ zu Iejen war, erflärte der Zenjor Brofejior Mitjcherlich, der zur Rheinbund­­zeit dem König Ierome nahegejtanden hatte, er werde die Verbreitung Diejes Budhes nicht Muhden. Nah Tangwierigen Verhandlungen einigte man fich jchließlich dahin, Dak dem Gedicht Die wörtlich vor­­geichriebene Anmerkung gegeben werden mußte: „Daß hier nur von fittlicher Frei­­heit die Rede ilt, braudt faum bemerft zu werden.“ Nicht wiel bejjer ging es in Deiterreidh zu. Als im November 1836 Halms Traus­­erjpiel „Der Adept“ zur Aufführung ge= bradt wurde, verfakte der Redakteur der Zeitihrift „‚Telegraph“ einen Aufia über das Mejen der Goldmacherei und die ver­­ihiedenen VBerjuhe, unedle: Metalle in edle zu verwandeln. Da aber vor langer Zeit ein Golfoh in Wien gelebt hatte, verweigerte die Zenjur die Imprimatur Diejes Artitels, weil fie befürchtete, Das Volk fönne dDurd Diejen Artifel auf den Gedanken verfallen, jolhe Künite wieder zu verjuchen. Um diejelbe Zeit Hat die Wiener Sa­­nitätsfommijjion verboten, auf den Got­­tesädern Bäume zu pflanzen, weil die Blätter Diefer Bäume.., eine jhädliche Yusdünjtung verbreiten! In einer literariichen Kritik berief ji einmal ein Schriftiteller in Brag auf die „Autoritäten“ von Schiller und Goethe. Die Zenjurbehörde Lie daraufhin ihn fommen und fragte ihn, wie er dazufom­­me, derartiges zu Jagen? Nah Anficht der Zenjurbehörde gibt es nur Zivil- und Militär-,, Autoritäten, und als nun der Shhriftiteller jeine Wendung verteidigen wollte, daß genau wie in den Sphären der verihiedenen Behörden es aud in der Literatur Autoritäten gibt, jhnitt der Beamte jede weitere „Erörterung mit den .

Next