Oedenburger Zeitung, Oktober 1938 (Jahrgang 71, nr. 221-246)
1938-10-01 / nr. 221
M ur Samstag, 1, Oftober 1938. Ungarn und die Weinberjoraung der Schweiz Infolge der ungünjtigen Witterung im heurigen Frühjahr und im Sommer it die Meinernte der Schweiz wieder reht Ihwah ausgefallen, jo daß heuer wieder mit größeren MWeineinfuhren zu rechnen it. Der Schweizer Weinhandel, bejonders die Einfuhr ITeidet aber jehr ftarf unter der Kontingentierung. Seit Einführung derKontingentierung imIahre 1933 ijt ein Einfuhrrüdgang von 450.000 Heftoliter zu verzeichnen, obwohl die Einfuhr 1937 dem VBorjahre gegenüber eine Steigerung von zirfa 120.000 Heftoliter erfuhr. Die Einfuhr von Weinen hängt jelbitverjtändlih jtarf von der eigenen Ernte ob. Der Meinverbrauh der Schweiz Ihwanft jährlih zwilhen 1.3 und 1.9 Millionen Heftoliter. In der Meineinfuhr jtand Ungarn im Borjahr an 3. Stelle, und zwar nad) Ita: lien und Spanien. Aus Italien wurden 534.962 Heftoliter im Werte von 13.8 Millionen Frances eingeführt, aus Spa=nien 132.186 Heftoliter im Werte von 2.8 Millionen Francs und aus Ungarn 105.524 Heftoliter im Werte von 2.2 Millionen Frances. Dann fommen Franfreid, Algerien, Griechenland, Chile, Marotto ujw. mit fleineren Mengen, Die Einfuhr aus Ungarn erhöhte fich gegen Das Bor jahr um 64.000 Heftoliter. Durch die Ron tingentierungsmaßnahmen, die den Import jehr erjichweren, wurde eine noch hohere Einfuhr aus Ungarn verhindert. Mie aus diejer Feititellung des Wein händlerverbandes hervorgeht, fünnte der Schweizer Markt noh mehr Weine aus Ungarn aufnehmen, wenn die Kontingentierung dies nicht verhindern würde. Ertragsiähinfeit des une. Grundhefikes Die Geftion für Betriebsführung des Vandes-Agrifulturvereins veröffentlicht jegt die Daten ihrer vergleichenden Un terjuhungen über die Betriebsergebnijie des Iahres 1936. Den Forihungsergebnijlen liegen die Daten von 340 Betrieben, und zwar 58 großen, 86 mittleren und 196 Kleinbetrieben- mit einer gejamten Rulturflähe von rund 207.000 Rat.-Ioch zugrunde. Yus den Einzelheiten der Bes triebsziffern erhellt, Daß es fi) dabei um gut injtruierte und gut geleitete Betriebe handelt, was deren repräjentativen Charafter ziemlich jtarf beeinträdtigt, Im Landesdurhjichnitt ergab ih aus diejen Unterjuhungen ein Betriebsertrag, der bei den Großbetrieben 1.87, bei den mittleren Betrieben 8.82 und bei den fleinen Betrieben 18.43 Pengö pro KRat.-Iodh beträgt. In den einzelnen Landesteilen zeigen dieje Ziffern ziemlich große Abweihungen. Selbjt wenn man die Tatjache berüdfihtigt, dak der Anteil des Wderbodens an der Gelamtflähe der einzelnen Be‚triebe bei den Großbetrieben 66, bei den mittleren 72 und bei den fleinen Betrieben fait SO Prozent beträgt, wobei frei- Tich der Anteil der fleinen Betriebe an den gemeiniamen Weideflähen unberüdffihtigt bleibt, ergibt fih) aus Ddiejen Ziffern unzweifelhaft eine größere Lebensfähigfeit und Erijiten;beredtigung der fleinen Betriebe, Der Bruttvertrag rührt bei jämtlichen drei Typen aus dem Bilanzenbau und der Biehzuht und nur zu "einem geringen Teil aus den übrigen Betriebszweigen her. Die Rolle diejer legteren zeigt frei- Lüh große Abweihungen, denn während beijpielsweije aus dem Anbau von Hüllenfrüdten, Sämereien und _Imdultries pflanzen die großen Betriebe 19.79 pro Rat-Ioh hHerausmirtichaften, erlöjen die fleinen Betriebe in diejem Zweig nur 9.58 pro Rat,.-Iodh. Andererjeits erzielen die Fleinen Betriebe aus dem Anbau von Obit, Gartengewädien und Wein einen Bruttvertrag von 10.29 Pengö pro Kataitraljoh, die Großbetriebe dagegen bloß einen jolden von 3.28 Pengd. Auch die Viehzucht erweiit fi) in den Zleinen Betrieben rentabler, bei der Geflügel: 3udt vollends erzielen die Heinen Betriebe weitaus größere Erträge ‚als die Großbetriebe, wie denn au dieje Ießteren jene Betriebszweige, die mehr Rleinarbeit erheilchen, ausichalten müllen, " während die Kleinbetriebe gerade in die: jen Produftionszweigen größere Bruttoerträge zu erzielen vermögen. Nr. 221. — Seite 3, Sebenbueger Feitung Niostaner Methoden mSudetenland geplant Dresden, 30. Sept. Nach ganz zus verläjfigen Nachrichten aus dem judetendeutihen Gebiet find die Tihechen zu den äußerjten. und . rüdjichtslojeiten Gewalttaten entichlofien, Sie planen vor ihrem NRüdzug die vollfommene und jeit längerer Zeit vor= bereitete Zerjtörung der Lit: und Kraft: werfe, der Gasanjtalten und aller Einrichtungen, Die fie für lebenswidhtig für die zurüdgebliebene Bevölkerung Halten. Es wurden eigene Zerjtörungsabteilungen errichtet, die an Hand von genau bearbeiteten Plänen, die vermutlich bereits früher angelegt worden find, das Vernid;tungswerf vornehmen jollen. Yus diejen Plänen, die aufgefunden wurden, geht eindeutig hervor, daß audh im judetendeutichen Gebiet nad) den in Spanien angewandten Methoden Mostaus gearbeitet werden joll. Dieje Abjihten jtehen im frafjeiten Gegenjaß zum deutihen Memorandum, in dem verlangt wird, daß jämt: liche Einrichtungen nee sed übergeben werden. Der tihehiihe Wahnfinn joll auf ein Stihwort Hin erfolgen. Aus den aufgefundenen Plänen, denen Zeichnungen beigefügt find, geht ganz genau hervor, wo die einzelnen Sprengfommandos eingejeßt und in welder Reihenfolge die Zerftörungen vorgenommen werden jollen. In den Andeutungen heißt es, daß jeder jofort erjhojjen wird, der den Befehl zur Zerjtörung Tebenswidhtiger An lagen nit befolgt. Zinz, 30. Sept. Wie Flüchtlinge be= richten, Hat der Terror der tihehilchen Soldatesta in der Gegend um Budweis und Arumau unvorjtellbare Ausmaße ans genommen. Die gejamte männlihe Bevölferung, die nicht rechtzeitig geflüchtet it, wurde in der leßten Naht aus den Häujern geholt und ins Qandesinnere verihleppt. Anaben von 14 SIahren und Greije von 65 Iahren befanden fih darunter, Aber auch viele Frauen von geflüchteten Sudetendeutihen find gefellelt auf Autos geladen und ins Innere des Landes gebraht worden. Es tam dabei zu den herzzerreigenditen Szenen, da die Frauen ja jelbjt von ihren Kleinkindern mit brutaler Rüdfihtslofigfeit weggerijjen wurden. Viele Kinder find jet völlig hilflos einer ungewilfen Zukunft auf den verlajjenen Gehöften preisgegeben. Dieje brutale Zwangsrefrutierung von Deutihen, die von Haus zu Haus durdgeführt wurde, begründen die Flüchtlinge »or allem mit der ohnmädtigen Wut der Tihechen, die fie deshalb empfinden, weil dur die Flucht der wehrfähigen deut- Ihen Männer die tihehiiche Artilferiewaffe jehr jtarf in Mitleidenjchaft gezogen worden it. Ganze Artillerieabteilungen der tihehiihen Armee jollen dur die Flut der deutihen Bedienungsmannichaften und die Nichtbefolgung des Einberufungsbefehls durch die deutjchen Rejerviiten nicht vorjchriftsmähig bejegt jein, denn gerade bei der tichehiihen Artillerie .bejtand ein hoher Prozentjat, der Soldaten und Wusgebildeten aus Sudetendeutjchen. MERLPRODURTE, FUTTER Bereit, die Kräfte mit Deutihland und Iofio, 30. September. Der Spreder | des japaniihen Auswärtigen Amtes er= flärte auf eine Anfrage zur letten Führerrede, dak er jeiner Erflärung vom 14. Geptember zur Rede des Führers in Nürnberg nichts Hinzufügen habe. In der tihehsilowafiihen Frage liege die Ver: antwortung in hohem Make bei den Ma= henihaften der Romintern, die als Drahtzieher Hinter der Prager Regierung itehe. In ihren verzweifelten Bemühungen, Europa zu boljchewijieren, lajje Die Romintern nidts unverjudt, eine friedliche Löjung des tihehiihen Problems zu verhindern. Mir Iapaner,-jo jagte der. Sprecher des Aukenamtes weiter, Haben bereits genug Erfahrungen mit den unterirdilchen Treibereien der Komintern im gegenwärtigen Chinafonflitt. Die Lage der Tihehojlowafei- als Bafis für die, Umtriebe der KRomintern zur Bolihewilierung Europas entjprede genau derjenigen Chinas in Dftaften, jo daß wir die Pläne der Romintern in Europa genau erfennen fönnen. Sapan it daher nad) wie vor vor bereitet, jeine Kräfte mit Deutihland und AATIHEL UND GETREIDE Stalien gegen die boljhewijtiihen Ma- Italien zum Kampf gegen die roten Ma- Henjhaften in Webereinjtimmung mit dem Geitt des Antifominternpaftes zu vereinigen. Mit Bezug auf den Chinafonflift erflärte der Gpreder, dab die japanijche PBolitif gegenüber China unabhängig von der Lage in Europa nicht geändert werde. Bolitiihe Kreije Zulammenhang aub an die Erflärung des Sprechers des Auswärtigen Amtes, die er am 16. September gegeben hatte. Darin hieß es wörtlid: „Wenn die Lage es verlangt und wenn es notwendig wird, militäriihe Mittel anzuwenden, jo wird Sapan nicht zögern, Dies zur Un: terftüßung des Geijtes der Antifominternallianz zu tun.“ Dieje Erklärung wurde in der Prejjefonferenz vom 16, September auf Grund einer Anfrage herausgegeben, die wiljen wolle, ob die Möglichkeit eines bewaffneten Eingreifens Iapans gegen Somjetrußland, England oder Frankreich aus der eriten Erklärung des Spreders vom 14. September entnommen werden fünne. liefert Ihnen zu den billigsten Tagespreisen und in das Haus gestellt die Telephon 830, SOPRONER MUHLENINDUSTRIE Köszegi-Strasse 9, yapan treu dem Antifominternpatt Henihajten in Europa zu vereinigen. erinnern in diejem Türkiiher Kohlen- und Graberabau Die türfiihen KRohlengebiete liegen in den Kültenitrihen des Schwarzen Meeres. Die Kohlen jind dort leicht-zu fördern und bejiken Dur ihren Lageort bequeme Beriandmöglichkeiten. Die ganzen Borfommen auf dem von der Türfei aus ab» bauwürdigen Gebiete werden auf 1.5 bis 2 Billionen Tonnen geihäßt. Die Ausfuhr hat bereits jtärfer angejeßt; es fonnten allein 600.000 Tonnen im vorigen Sahre nach Italien verjhifft werden, Erze wurden mit einem Eijengehalt bis zu 65 Prozent im nordeöjtlihen Taus zus gefunden. Als Ausfuhrprodufte foms men die türfiihen Chromerze in Betradht, die in großen Mengen auch mad) Deutjchland gehen; der Erport dorthin betrug im Sahre 1937 rund 200.000 Tonnen. Die worgefundenen Erze jollen nit nur ers portiert, jondern aud in der Türfei verarbeitet werden. Deshalb wird bei Rara= buf in der Nähe des KRohlenbedens an der Schwarzenmeerfüjte eine Hochofenanlage gebaut, die Ende 1939 in Betrieb fommen und jährlich 200.000 Tonnen Roheilen produzieren wird. Die Menge joll ausreihen, um den inländiihen Be- darf zu Ddeden. Suooilnwien finanziert Induftrieunternehmungen Belgrad, 30. September. Mahkgebende Negierungsfreije erwägen die Errihtung einer Kabrif zur Heritellung leichter Legierungen. Es wäre die erite derartige Fabrif auf dem Balfan. Die Gründung joll durh jugojlawiihes KRapital finanziert werden. Den Bau joll eine Schweizer Firma übernehmen. Ueber den Drt, an dem der Betrieb jtehen wird, wurde no fein Beihluß gefakt, Wahr: Iheinlih wird man ji} aber für einen DOrt in der Umgebung von AR ent= iheiden. „ELITE-MOZGO“ Bom 30. September bis 4. Öftober, Freitag bis Dienstag: Pentek Rezi Die märhenhafte Karriere eines fleinen Mailenmädchens. Hauptrollen: 6. Rajs nay, M. Egry, U. Päger, M, Erdelyi, I. Turay, M. Vizvary, I. Iuhah, Gy, Gözon. Eritklaffiges Ergänzungsprogranm! Iugendfrei! Boritellungen: 5, 7, 9 Uhr; Sonntag 3, 5, 7, 9 Uhr. "1 | @ der deutiche Stondbuntt Berlin, 30. September. Im Berlauf der Auseinanderjegung über die von Sir Horace Wiljon überbradte Botichaft Chambarlains an den Führer wird von autoritativer deutjcher Seite eine Stellungnahme gegenüber den tihedhijchen Einwendungen verlautbart, die ih aus dem Memorandum zur Durchführung der Berhtesgadener Beihlüjje ergibt. Menn die Vrager Regierung behauptet, daß die deutihen Forderungen die Tihehojlowakei ihrer nationalen Erijtenz berauben, jo wird deutjcherjeits darauf hingewiejen, daß ja eine freie Abjtimmung nach dem doh unanfehtbaren Saarjtatut und darüber Hinaus deutih-thehiiähe Vereinbarungen vorgejehen find. Wenn die Tihehen behaupten, dag Durch angebfihe militäriihe Gewaltmahnahmen der tiheiihe Staat zertrimmert werde, jo weilt man aud hier wiederum auf Die Tatjehe der Bollsabitimmung Hin. Die venzen des neuen Staatswejens lägen ja no gar nicht feit. Deutjchland habe aud auf Die Feitlegung der Grenzen nad) den vorgejhlagenen Abjtimmungsbedingungen feinen Einfluß. Die für den 1. Oktober geforderte Bes jegung durch Ddeutiche Truppenteile , wird deutjcherjeits Tediglih als Siherheitsmahnahme hHingejtellt, um eine gute und ichnelle Regelung der Abjtimmung zu ermöglichen. Deutjcherjeits hebt man die unerträglichen Zuftände hervor, die ji u, a. jhon aus der Tatjahe der Entvölferung ganzer Gebiete und der großen Zahl von bisher über 230.000 Flüchtlingen ergeben. Auch die fortichreitende Verwältung des deutichen Gebietes dur Sprengungen wırd Zeritörungen zwinge zu einem jchnellen Handeln. Menn von jeiten der Prager Negies rung eingewendet wird, man fünne fi vorher über alle Einzelheiten der Abjtimmung einigen, jo würde das nad deutiher Anficht Tediglichh wieder dazu ausgenußt werden, um Durch Verhandlungen die L5- jung zu verichleppen. Die Tihechen hätten zwei Sahrzehnte lang und zulegt Wochen und Tage lang die Entiheidung zu verjchleppen verjuht, jo daß fih jet nad langem Zuwarten die Notwendigkeit ichnellften Handels ergebe. Wenn die Tihechen auf ihr vorbereitetes Berteidigungsiyitem Hinweijen, jo fünne Deutjche land unmöglih zugemutet werden, jo Tange zu warten, bis die Tihehen ein reues Verteidigungsigitem aufgebaut hätten. Die Deutjche Regierung habe ausdrüdlich zugefihert, daß die militäriihen Mabnahmen fih in den Grenzen des Memotandıums halten würden, Daher jei die Tiehechojlowatei und ihre Unabhängigkeit auch nach der Bejegung in feiner Weile bedroht. Man erinnert Hier an Mdolf Hitlers ausdrüdlihe Erflärung, Ddah er jeden Zugriff auf tihehiiches WVolfsgebiet ablehne. Deutichland Habe dem nad der Volfsabjtimmung fich ergebenden tihechojlowafilhen Staatsgebiet unter den gejhilderten Borausjegungen jogar förmlich die Selbjtändigkeit garantiert, Dieje Garantie wird dahingehend erläutert, daß die auf Grund der MWbitimmung geichaffenen RE ee El er u a a et, Fr