Pester Lloyd, Juni 1854 (Jahrgang 1, nr. 131-153)

1854-06-10 / nr. 138

U—WetliU-6.Juni.Wenn schon die seit einigen Tagen zirkuliren­­den Gerüchte,als habe der schwedische Gesandte in Petersburg seine Pässe begehrt-wohl als verfrüht zu bezeichnen sind,so mehren sich doch die Anzei­­chen,daß Schweden seine Neutralität verlassen und sich den Westmächten anschlieest t werde,immer mehr,was unbegreifliche Whise dem Publikum augenblcklich ebenso viel Stoff zum Reden gibt,wie die jüngste Note Oester­­reichs und die zu erwartende Rückantwort von Petersburg.Es wäre aber auf für Deutschland und insbesondere für Preußen diese Wendung außer­­ordentlich wichtig.Was für die Länder der Donau und des schwarzen Meeres die Kräftigung der Türkei und Oesterreichs ist,das ist fü­r die Ostseelän­der eine Kräftigung Schwedens und Preußens.Rußland kann von seiner,den europäischen Frieden­ bedrohenden Politik nicht anders dauern­d zurückgebracht werden,als wenn es an den genannten beiden gefährlichen Endpunkten seiner jüngsten ehrgeizigen Eroberungen zurückgeworfetk und mit einem tüch­­tigen Riegel,einer von Europa gemeinschaftlich zu errichtenden starken Bar­­riere neu begrünzt­ wird.Ob solche Sicherung an beiden Punkten in dem gegenwärtigen Kriege schon errungen werden soll,hängt noch von mehreren und verschiedenen Umständen ab,aber wenn nicht jetzt,so wird der Kampf um den Alleinbesitz von Sund und Bosporus oder auch des Sundes allein durch Rußland später von Neuem wieder begonnen werden.Das Londoner Protokoll in Betreff der dänischen Erbfolge ha1t sicher noch einen neuen Krieg im Schoße,falls derselbe nicht in diesem orientalischen zugleich mitent­­schieden und so im Keime erstickt wird.In dieser und ähnlicher Weise spricht man sich hier in allen Kreisen aus,und es ist demnach erklärlich,wenn man­ mit Sehnsucht den Moment erwartet,wo eine entschiedenetse Haltung,als bisher,Platz greifen werde. Der außerordentliche österr.Abgesandte,General von Mayerhoffer hatte heute sein­e erste Audienz bei Sr.Majestät dem Könige und soll der Empfang ein mehr als gnädiger gewesen sei Man will in der Wahl dieses Generals ein besonderes Zeichen von Entschiedenheit erkennen,überhaupt zir küliren hier Gerü­chte,welche über den Willen des Kaisers Fraanoseph, wenn es sein muß,energisch vorzugehen,keinen Zweifel zu lassen.Unter Anderm erzählt man sich,daß der Majestät der Kaiser in Gegenwart des Herzogs von Sachsen-Koburg-Gotha gesagt haben solle,er werde den Krieg erklären-falls Rußland die Donaufürstenthü­­mer nicht räume. Wenn sich auch die Partei der Russenfreunde mit allen zu Gebote stehenden Mitteln bemüht­ die Stellung Preußens zu Rußland als eine, trotz des Bü­ndnisses mit Oesterreich,durchaus nicht alterirte zu bezeichnen, so glaubt man­ hier doch nicht mehr daran.Der Berli­r hat für dergleichen einen feinen Takt.Und man braucht in unbewachten Momenten nur die bleichen und verlegen a Gesichter des großen Hotels unter den Linden zu beobachten, um sehr bald zu erfahren, wie viel es geschlagen hat. Die Stel­­lung des russischen Gesandten an unserem Hofe ist seineswegs mehr die freie und ungezwungene wie ehemals, und die sich täglich wiederholenden Ges­cüchte von einem bevorstehenden Wechsel bei der ruffischen Gesandtschaft scheinen denn doch einen tieferen Grund zu haben. In den höheren Kreisen der hiesigen, geiwiegten, mit dem rufsischen System vertrauten Diplomaten nimmt man die vom Herrn v. Budberg vor Kurzem zu Theil gewordene Derrensaugzeichnung als ein sicheres Zeichen seiner baldigen Abberufung an. Nach dem, was man hier über den Zustand des rufsischen Reiches im Inn­­ern aus den benachbarten Provinzen hört, so sol verfelle ein wahrhaft desparater sein, weshalb man sich auch allgemein von dem Gedanken nicht soSfagen kann und will, dag die russische Regierung jeden nur einigermaßen anständigen Ausweg ergreifen werde, um aus der verzweiflungsvollen Lage sich loszumachen, da sie von Nuin des Wohlstandes aller Klasfen der Bevöl­­kerung mit sich führen muß. In unterrichteten Kreisen wird der senige diesseitige Gesandte am konngl. sächsischen Hofe, Graf v. Nedern, als der künftige Gesandte Preußens am päpstlichen Stuhle an Stelle des Herrn v.Usedom bezeichnet. Derselbe ist mit den ältesten und vornehmsten Familien des römischen Adels verschmwägert und hat eine Tochter des Fürsten Drescaldit zur Gemahlin. Die Feier der silbernen Hochzeit des Prinzen von Preußen wird in einer Weise vor sich gehen, die alle Erwartungen über­­treffen muß. Seitdem wer König sich gewissermaßen an die Sorge der groß­­artigen Huldigungen gestellt und damit zu erkennen gegeben hat, daß die Differenzen, von denen man noch vor einigen Wochen reden konnte, nicht mehr einft­ren, wird die Feier jeden demonstrativen Beischmad verlieren, aber dafür an Ausdehnung gewinnen. Am Hauptfesttage wird in Berlin mit Einschluß der königlichen Gebäude eine Ilumination stattfinden. L Wien, 8. Juni. Während die Zeitungen aus Brünn und Prag und von den großartigen Settlichkeiten erzählen, ruhen, die politischen An­­gelegenheiten seineswegs. Der Telegraph ist in fortwährender Bewegung und ein Staatsmann um den andern wird an das kaiserliche Hoflager nach Prag desddieren , um von dort aus, mit irgend­einer wichtigen Mission betraut, sofort weiter zu eilen. So wurde der Generalmajor, Graf Nostiz berufen, um in den nächsten Tagen mit einem eigenhändigen Schreiben St. Majestät des Kaisers an den Kaiser Nikolaus nach St. Petersburg abzugeben. Die mancherlei Gerüchte, als sei der persönliche Verkehr der beiden Monarchen bereits gänzlich abgebrochen, finden hiedurch wohl ihre sollkommene Widerlegung, übrigens unterliegt es kaum einem Zweifel, daß die Mission des Grafen Nostiz pie legte sein dürfte, durch ein gutes Wort von Streit beizulegen, So wichtig diese Nachricht auch sein mag , sie tritt doch durchaus in den Hintergrund vor der plöglichen Berufung Sr. Exzellenz des Herrn Ministers des Aeußeren, Grafen Buol-Schauen­­stein, nach Prag, wo er schon heute Morgen eingetroffen sein muß. Der Herr Minister sol­le. Majestät von Kaiser Franz Joseph nach Chemnig in Sachsen begleiten, wo Allerhöchstners selche mit ihrem Bundesgenossen, dem König von Preußen morgen, Freitag, eine Zusammenfunft haben werden. Es ist wohl selbstregend, daß diese Nachricht, zusammengestellt mit der Sendung des Generalmajors v. Mayerhoffer nach Berlin, zu den mannigfaltigsten Gerüchten Veranlassung bietet; so viel steht aber fest, daß diese Zusammenkunft der beiden verbündeten Monarchen für die orientali­­sche Frage von der größten Wichtigkeit ist und darf dielelbe als das Siegel des zwischen Oesterreich und Preußen bestehenden Schuß und Trusbünd­­nisses angesehen werden. Die einzelnen Punkte, welche in Chemnis wahr­­scheinlich zur Sprache kommen, werden unstreitig das aktive Vorgehen bei­­der Staaten betreffen, fall die rechte Note unserer Regierung in Peters­­burg nicht die erwartete Aufnahme finden sollte. Man darf demzufolge über die Verhandlungen in Chemnig wohl erst nach Eintreffen der Rüdantwort von St. Petersburg etwas Näheres zu erfahren hoffen. Man sieht übri­­gend aus Allem, waß sich die Entschein­ung des großen Dramas im­­mer mehr in den Vordergrund drängt. Ob wir ein Drama, Schau­­oder Trauerspiel zu erwarten haben, darüber werden wir in den nächsten Tagen im Klaren sein, was um so wünschenswert her ist, da dadurch die bürgerlichen Beziehungen mit der Türfer in eine andere Phase kommen müssen. Bekanntlich leben eine große Menge österreichischer Unterthanen in der Türfei, von denselben sind, namentlich aus dem Handelsstande, vierer Tage sehr viele hier angenommen, um den Ausgang der Kriegsangele­­genheiten in Wien abzuwarten, da die Geschäfte in Konstantinopel täglich mehr ins Stoden gerathen. — Aus der Zahl der Gefese, welche zur Kundmachung vorbereitet werden, nennt man und unter anderen auch eines in Betreff der Jahr- und Wochenmärkte, gültig für die ganze Monarchie. Es sol in demselben besonders der Grundlag als Basis angenommen sein, daß bei Bewilligung von Märkten stets auf die etwaige Lage einer Stadt an einer Eisenbahn Rücksicht zu nehmen sei. A Paris, 6. Juni. Wir haben nach einer telegraphi­­schen Depesche mitgetheilt, waß die Pforten den türkischen Behörden Albaniens befohlen hat, d­ie Truppen, welche Oesterreich in diese Provinz feinden sollte, um zur Auf­­rechthaltung der Autorität des Sultans beizutragen, freundschaftlich zu empfangen. Der Divan hat in dieser Ange­ legenheit folgende Instruktionen an die obersten Befehlshaber der Provinzen Janina, Trifala, Herzegowina, Bosnien, Sfutari, Albanien und Salonija, so­wie an den Pascha von Belgrad, an den kaiserlichen Kommissär im Epi­­rus Fuad-Effendi und an den Gouverneur von Numesien erlassen : „Die österreichische Regierung wird einige Schiffe in die Nheden von Dre­vera und Arta senden, um in Hebereinstimmung mit den Schiffen der alliirten Mächte vom Meere aus die Truppenaufstellungen zu unterstoßen, welche an den Grenzen Griechenlands in Folge der aufrührerischen Bewegungen in den Pro­­vinzen Janina und Trifala zusammengezogen werden. Sie wird auf gleiche Weise gegen Albanien einen Theil der Truppen vorrücen lassen. Die fi im Ber­­iche von Kattaro befinden, um einerseits die Ausbreitung der aufrührerischen Bewegungen gegen den Norden der Provinz zu verhindern, und andererseits die Bereinigung der Montenegriner mit den Rebellen in dem Falle zu vereiteln , als diese wirklich Diese Absicht hegen sollten. Die beiden Höfe haben sich über Diese Maßregel, welche die Einheit der Ansichten und die Einigkeit über Diese Frage zwischen den Regierungen von Eng­land und Frankreich, Den Alliirten der hohen Pforte, und dem österreichischen Hofe, ferner Die wohlwollenden Gefühle desselben bezeugt, geeinigt. Andererseits er­fordert Die Würde der hohen Pforte, daß sich Die Truppen, welche von einer be­­nachbarten und aufrichtig freundschaftlichen Regierung gesandt werden, um ihr gegenüber ihre wohlwollenden Absichten thatsächlich zu bemessen, unter dem Schuhe des Sultans eines vollkommenen Wohlbefindens erfreuen mögen. Man muß daher vor Allem von dem Motiv gänzlich durchdrungen sein, welches die österreichischen Kriegsschiffe herbeiführt, und sich ihnen gegenüber auf’3 Bette benehmen. Sollten solche Truppen von der Seite Albaniens hereinladen, so müßten sie während des Marsches und während ihres bis zur Erreichung des vorgefechten Bwedes zu verlängernden Aufenthaltes, als Freunde und mit allen möglichen Noüdsichten behandelt werden. Man müßte sich zugleich mit dem größten Eifer bestreben, ihnen alles Nothmendige zusammen zu bringen und zu verschaffen. Da diese Truppen nach Erreichung ihres Zweckes, Das heißt, nach der Bewältigung des Aufruhres in dem betreffenden Lande, natürlich nach Oesterreich zurückkehren würden, so müßte man ihnen bei ihrer Rückkehr all jene Erleichterungen angedeihen lassen, die man ihnen bei ihrer Ankunft verschafft hat. Ferner ist es vorauszusehen, daß die Gemüther in den an Montenegro grenzenden Provinzen Bosnien, Serbien und Herzegowina in große Aufregung gerathen würden, wenn ihnen der wahre Sach­verhalt nicht bekannt sein sollte. Da aber der Einmarsch dieser Truppen mit der Zustimmung der hohen Pforte und unter hinreichenden Garantien beschlossen wurde, so kann in diesem Akte nichts Verdächtiges gefunden werden, und man muß doch meife und wohlerimogene Mittel die unrichtigen Ideen berichtigen, welche sich bei Dieser Gelegenheit verbreiten könnten. Se, Faiserliche Majestät Hat daher befohlen, daß an Die betreffenden Gene­­ralgouverneure und anderen Sanktionäre SInsteuftionen über alle diese Punkte erlassen werden. Es wurden Daher die nöthigen Befehle ertheilt, und es wird ein eigener Kommissär bezeichnet, und von Hier ausgesandt werden." Außer obiger Depetche, welche heute durch von „Montteur” veröffent­­licht worden, bringt dasselbe Blatt auch einen Rapport des Vizeadmirals Hamelin vom 21. Mai an ven Kriegsminister und einen Tagesbefehl, wel­cher am 20. Mai an die französische lotte im schwarzen Meere erlassen wurde. Diese Dokumente sind zu wichtig und geben über die Verhältnisse der Flotte eine zu detaillirte Mebersicht, al daß wir es unterlassen sollten, dieselben nach dem Wortlaute mitzutheilen. Am Bord des Linienschiffes „Ville de Paris." Baltfehit, am 21. Mai. Herr Minister ! Die am 17. April aus der Bar von Kavarna zum Beginn ihrer Depe­­rationen im schwarzen Meere ausgelaufenen vereinigten Geschwader warfen am­ 20. Mai die Anker vor Baltfehit aus, wo sie augenblicklich von Bedarf an Wasser und B Verproviantirung einnehmen werden. Es ist nicht unsere Schuld, wenn die kliegerischen Thaten , welche Diese Kreuzfahrt von mehr als einer Mor nat Dauer bezeichneten, nicht zahlreicher und wichtiger waren; aber Die russischen Streitkräfte zur See hielten sich in Sebastopol unter dem Schube der tausend Teuerschlünde Dieses Ha­­fens derart geborgen, daß wir während voller 20 Tage, die wir in Der Nähe Dieseg Hafens gekreuzt, al nicht ein feindliches Schiff bewegen konnten, sich in einen Kampf auch nur mit unserer Vorhut einzulasfen. Andererseits brachten unsere Dampfer im ganzen Umfange des schwarzen Meeres alle Fahrzeuge auf, welche die russische Flagge führten, und belaufen sich dieselben seit dem­ Beginn der Seindseligkeiten bereits auf eine große Anzahl Prisen, endlich bestätigte die Division von Segelfiffen und Dampfern, welche längst der zirkasfischen Küste zu kreuzen beordert worden, Daß die Rufen selbst jene sechzehn Forts verlassen haben, die sie seit mehr als einem halben Jahrhundert in Folge so vieler An­­strengungen und Kämpfe auf den 200 Meilen langen Küsten, welche Anapa nahe am atom’schen Meere von dem Hafen von Batum in der Nachbarschaft der türk­ischen Grenze trennen, staffelförmig aufthürmten . Dies bedührt auch ein neuer Verlust für Die mossomwitische Großmaat. Im Ganzen also, wenn Em, Erz, in Betracht ziehen wollen, Daß der Kaiserhafen von Ddeffa durch unsere Dampfer gänzlich zerstört wurde, daß die ruffische Flotte, Herausgefordert in ihren Häfen, nicht auszulaufen wagte, diese Schlappe zu rächen; daß es Der ruffischen Flagge, bei Gefahr gute Prise zu werben, verwehrt ist, Fünfzig die Gemässer des Schwarzen Meeres zu Durchschiffen, das der Czar zu einem moslomitischen See machen wollte; wenn man endlich bewennt, daß alle rufischen Befisungen an der zirkassischen Küste zerstört oder vehlaffen wurden, und daß folglich die Stanfe der ruffischen Armee in Asien sich blos gestellt findet , so kann man sich nicht sträuben zu erseh­nen, daß diese erste Phase der Operationen dem Geschwader bereits bemerkenswerthe­r Resultate gelie­­fert habe, und zwar gänzlich zu Gunsten der Westmächte, gänzlich zur Vernichtung des russischen Einflusses im Schwarzen Meer, Ich verbleibe mit Achtung E. E. gehorsamster Diener, Der Vizeaadmiral und Kommandant en Chef der Eofante im schwarzen Meere : Hameln, Tagesbefehl an die Flotte des Schwarzen Meeres vom 20. Mai: Der Vizeadmiral und Kommandant en Chef bezeugt hiemit der Esfadre seine Zufriedenheit über die Weise, mit der sie im Verlaufe der lebten nicht ohne Glanz für unsere Waffen gebiefenen Kreuzfahrt ihre Pflicht erfüllte. Der Kai­serhafen von Dreffa in Arche gelegt, wie Alles, was er umschloß, der Feind in Sebastopol, Dag er nicht zu verlas­­sen wagte, herausgefordert, die rufsischen Handelsfahr­­zeuge aufgebracht auf dem Meere oder auf offenen Rheden; die fünfzehn Forts, welche die Ruffen seit einem halben Jahrhundert an dem zirkaffischen Gestade faffelförmig aufthürmten, von ihnen in Voraussehung unseres nahen Angriffes geräumt; endlich die russische Flagge verjagt von eben dem schwarzen Meere, wo sie von Herrn zu spie­­len gedagte, das sind Die ersten Resultate, welche durch unsere Segelschiffe oder dur die Dampfer, unter ihrer Aegide operirend, erzielt wurden. Auch ward eine andere nicht minder bemerkenswerthe Ihatfache Fonstatirt, die Ihatfache, daß neunzehn Schiffe z­­eier Tombinirter Geschwader Durch mehr als ein Monat in vollkommener Ein­­tracht miteinander segelten, Die Thatfache, daß sie von Dichten, fast unaufhörlichem Nebel eingehüllt zwanzig Tage vor Sebastopol kreuzten, ohne daß irgend ein See­unfall, eine Trennung erfolgte, so groß war Die Aufmerksamkeit, mit der jedes die Bewegungen der Admiralschiffe und Die zur Erzielung dieses Resultates gege­­benen Signale überwachte! Der Vizeadmiral und Kommandant­en Chef beeifert ich, der kaiserlichen Regierung Die neuen Ansprüche zu bezeichnen, welche sich die b­esett aa szesz BENENNEN TEN EEE Senilleton. Ungarische Wolfslieder, K. Bekanntlich is die Geschichte der Menschheit nicht die einer einzigen fortdauernden Progression, sondern als organische Entwicklung eine gegliederte. Es gibt vom Uranfang bis heute nicht blos eine einzige Zivilisation, melde ich immer größer und edler entwickelte, vielmehr weil die Geschichte­ mehrere Zivifi­­kationen nach , von denen Die eine zu blühen begann, sobald die andere erstorben war. Wogenartig hob sich die eine, wenn sich die andere seinte. Wieviel derlei Kulminationen jenen vorangegangen sein mögen, von denen wir eine mehr oder minder bestimmte Kenntniß haben, läßt sich nur aus einzelnen schwachen Spuren noch errathen, die, besonders auf dem Boden der neuen Welt, unleugbar vorhan­­den sind. Unsere Geschichte beginnt aber gewöhnlich erst mit der phönizischen und der egyptischen Zivilisation, zur griechischen und römischen übergehend, aus denen sich unsere heutige, die gothische chriftliche herausbildete,. Alles wiederholt ich im Leben, und so sehen wir das charakteristische Merkmal, da jede neue Zivilisation nicht einfach als Erbe ihrer Vorgängerin auftritt, sondern, da diese Succession nur dur Kämpfe auf Leben und Tod zwischen dem Absterbenden und Jugend­­lichen ermöglicht wird , zerstört sie Die vorangegangene Entwielungsstufe, um aus sich selbst ihren neuen Bildungsgang zu Treffen, und erst wenn sie in diesem eine gemeiste Reife erlangt hat, fällt es ihr ein, wie b­ericht es gewesen, im­ Weber muth der Jugendfraft das bereits durch die Vorgängerin Errungene nicht über­­nommen zu haben. Und nun geht’s an ein antiquarisches Ausgraben und Restau­­ziren ; der Schutt wird purcítöbiert und man ist selig, das, was man mit etwas mehr Besonnenheit ganz und gut hätte erhalten künnen, nun in Scherben, Trüm­­mern und Fehen hervorzuziehen, und allen Wit anzustrengen , um den Nebus zu lösen, wie z. B. eine Statue von Jahntausenden ausgesehen haben mag, von den man jecht nur mehr die Nase oder zwei Zehen vorfindet, oder ein Gedicht, von dem nur siebzehn Zeilen, und diese mit theilweise ausgefallenen Worten, auf uns genommen sind. Der Philosoph weiß bei solchen Betrachtungen oft wirklich nicht, ob er Lachen oder weinen sol, und nur das Studium der Naturgesebe, Das zu dem festen Glauben führt. Alles ist gut wie es ist, weil es organisch ist. Daher ich im Ganzen ausgleicht, wie sehr auch das Individuum oder die Gattung da­­bei zu Furz kommt, kann irgend Trost in die shhmache Menschenseele bringen. Wenn ein Vater seinem Sohne sagt: „Sieh, Kind, an jenem Stein habe ich mich sehmerzlich gestoßen, weil ich nicht wußte, daß er Dort liegt, vermeide du ihn nun, weil ich dich im Vorhinein darauf aufmerksam machte, und auf mein eigen Beispiel Hinwies," wird der Sohn wohl, und der beste, folgen? Schwerlich, Er falfuh­rt , im sermeffenen Vertrauen auf seine Jugendfraft, nicht der Stein sei Schuld, sondern sein Bater, dem es­ um Kraft, Muth oder Berstand gefehlt, er sei aber Fügen, und wolle es daher Eiger machen, und er geht hin , stößt sich noch Ärger an, und sieht erst dann ein, daß — doch zu was der vielen Worte ; ein französischer Maximist sagt ja so treffend : „Die Erfahrung kann nicht gelehrt, sie muß eben erfahren werden." Ach, wenn’s dann nur was nahte ! Die Geschichte Des W­olfsliedes gibt den besten Stoff ab zu ähnlichen in’s Unendliche fortzuspinnenden Reflexionen. Die Jugend möchte gerne immer aus ihrer eigenen Haut heraus, und in’s Endlose wohliger Ahnungen hineinfahren. Wir sehen Dag bei den Individuen mie bei ganzen Wölfern und Zivilisationen. Kaum ist man über die nabenjahre, so fihamt man sich ein Kind, und später ein Jüngling gewesen zu sein, man affektirt als Bube das Zigarren» tauchen, als junger Mann Weltschmerz und Blasirtheit, und, erst in einem reiferen Alter, müde wie ein Sagdekund von dem wirklichen Kampfe mit dem Leben und seinen Sorgen, sehnt man sich zurü­ck in die Zeit der Blondköpfigkeit und des Tetten Sugendherzens, und sucht alle Reminiszenzen an eine Periode mit gefühl­­voller Pietät zusammen, aus der man, als man in ihr noch lebte, sich stets zu emanzipiren strebte. Ein gemwiegter Literaturhistoriker sagte ganz richtig, man beginnt die Bolts- Lieder gewöhnlich erst zu sammeln, wenn sie bereits im Verschwinden sind. Im Anfange unserer Zivilisation gab es nichts, als sogenannte Volkslieder, denn eine neue geschriebene ek­lusive Literatur war noch nicht vorhanden, und die alte lag verschüttet. Es kann sein Bolt einft­ren, das nicht seine Naturpoesie gehabt hätte oder noch hat, wie es seinen Garten gibt, auf dessen Grund nicht früher von selbst eine natürliche, zufällige Vegetation ge­wesen wäre, Wir mnwissen doch die neuesten mikroskopischen Entwedungen, Daß im dunkelsten Kelferloch auf den feuchten Steinen eine Kryptogamenflora nicht fortwuchert, Deren morphologische Pracht, durch Die Linse betrachtet, mit der Fapriziösesten Gestaltungsfülle eines Tarren- oder Palmenurmwaldes wetteifern kann, und so ist es mit der Poesie in Ton und Wort bei den verlorensten Urselfern. Es gehört nur das Mittel dazu, das Vorhandene zu entdecken. Bei aufstreben­den Zivilisationen wird aber das Selbsteigene, das Vorhandene absichtlich zurücgedrängt Durch den Trieb, sich Tremdeg anzueignen, aus dem Selbst herauszugehen. Wir bewundern heute das spanische, englische, Deutsche, franvinavische oder serbische Veltglied, deren ältestes Stück nicht über einige Jah­rhunderte zurückreichte. Hatten Diese Völker aber nicht von Mranfang her Volkslieder, welche und völlig verloren gingen? In den ersten Jahrhunderten Der s­christlichen Zeitrechnung herrschte Diese Naturpoesie noch vor, die griechischen, walisischen, celtischen und flavischen Sagentreffe, welche fi­ne;­artig über ganz Europa zogen, beiweilen dies; mit der Regelung der sozialen Verhältnisse entstand aber Die Eitelkeit der Gelahrtheit, des Besonderen, Erflu­­siven, das Allgemeine, Jedem Zugängliche wurde verspottet, verfolgt, die Indivi­­duen entmistelten si, Jeder wollte besser fin und extra fühlen, als der Andere, gegenseitigen Verständnisses. Die byzantinische Stapfelei parasitirte allen freien Wachsthum, der Afterklassizism erstarrte alle natürliche Pulsation, und diese Un­natur wuchs dermaßen an, daß die Menschheit im Perückenstaub zu erft­den Ge­fahr lief, und man eine Bravour drein legte, jeden organischen Gebrauch feiner Gliedmaßen und Sinne aufzugeben, und auf Abgäben zu hinken, falsches Haar zu tragen, und Kastratenstimmen zu erzeugen. Doch Gott sorgt­e schon , daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen , das philosophische Jahrhundert kam, und brachte Die Befreiungsliteratur. es war fein Findliches heiteres Erwachen bei feifd­em Morgenschein, sondern das Erwachen eines Trunfenen, den die fernher geollenden Donner erwecken. Dem 17. und 18. Jahrhundert gelang es endlich, das Volkslied wieder zu Recht zu bringen. Anfangs fielen großartige Lächerlichkeiten vor, als sich die ersten Symptome zeigten. Man fehlte von allgemeiner Verwilderung, som Zurüc­­krufen in den Barbarism, man ließ das Volfsthümliche nur somnweit gelten, als es im manierirten Schäferivgll, von Montemayor bis zur Madame Deshoullieres, sich zur Modefache machte, aber wirkliche reine Töne aus der Rolfskruft Fangen den Franken Ohren wie Serfel geungen. Als Rouffeau jedoch endlich den ersten nachhaltigen Sieg der Natürlichkeit errungen hatte, war die Stimmung vorbe­­reiteter. Da gaben England, dessen demokratisches Volksgefühl am nachsten er­halten, und Spanien, dessen Volk durch infarm­rierte Nationalität gegen den Mehlthau der Renaissance geschübt war, das Signal. Fast in gleicher Zeit trat der Bischof Percy mit seinen „Reliquien altschottischer Volkslieder“ hervor, als in Spanien die „Nomanten vom Lid“ wieder literarische Mode wurden, während sie beim eigentlichen Bolt nie in Vergessenheit gerat­en waren. Die Kritik machte in beiden Ländern gewaltige Opposition, es wüßte ihr aber nichts, sie zeigte nur ein­­mal wieder ihre Ohnmacht, indem das Publik­um, welches nie Disputirt,, sondern handelt, sie gelahrt sprechen ließ, und sich unterdeß an dem neuen Balsam vollzog. Den beiden Sammlungen folgten rasch unzählige andere, wobei anfangs natürl­ll genug Mißverständnisse unterliefen. Die beinahe die neue Stimmung wieder verdorben hätten, wäre nicht noch zur rechten Zeit ein Kämpf auf dem Schlacht­­feld erfahrenen, der den Sieg des Wolfsliedes vollständig machte . Offian. Bekanntlich beging der Herausgeber der Offian’schen Lieder, Macpherson, eine Sälfgung der gälischen Originalpoesien, ihr poetischer Gehalt ist aber so inten­­siv, Daß ein Tropfen davon, gleich dem Rosenöl, ganze Kufen sentimentalen Modewassers wohlriechend machen kann, und sonach übten sie eine magnetische Wirkung durch ganz Europa aus. Die Stimmung, welche sie hervorriefen, ist höher anzuschlagen als ihre wirkliche dichterische Bedeutung. Irfinus und Bod­­mer überlegten 1777 die Sammlung Percy’s ins Deutsche, Leffing wies zuerst auf die Bedeutung des Boltsliedtones hin, und Herder trat mit seinen „Stim­­men der Völker" auf; die Philistechaftigkeit fand auch in Deutschland diese Wer­­die Spißfüpfelbeherefehten die Plattköpfe, und sehlten sich eine eigene Art des­­ fuche lächerlich und der Berliner Literat und Buchhändler Nikolai wollte recht

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