Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1855 (Jahrgang 2, nr. 103-127)

1855-05-29 / nr. 125

hel,1855. Abendblatt des Pester Dienftag, 29. Mai. « Nro.125. Hei op. Telegraphische Depeichen der „Des terr. Sorrespondenz”. Paris, 28. Mai. Der heutige „Monster“ enthält einen Bericht des Generals Peliffier vom 27. d. M. folgenden wesentlichen Inhalts (Im Auszug bereits im heuti­­gen Morgenblatt enthalten. D. Red.): Am 25. befegten wir die Tshernajalinie, der nicht zahlreiche Beind leistete geringen Widerstand und zog sich rasch in’s Gebirge. Seitdem hat derselbe seine Demonstration versucht. Die Befestigungsarbeiten bei Ka­­mtesch fihreiten vor. Ein vollkommener Erfolg wurde zu Kertsch und Zenikale dadurch erzielt, daß der Feind bei der Ankunft der Al­lierten räumte, seine daselbst liegenden Dampfer verbrannte und mehrere Pulvermagazine auffliegen ließ. Die Flotte der Verbün­deten hatt nunmehr das atom’sche Meer geschlossen. Paris, 27. Mai. Der „Moniteur” meldet: Se. Majestät der König von Por­­tugal ist gestern hier angekommen, der Prinz Napoleon begrüßte ihn zuerst bei seiner Ankunft, der Kaiser empfing ihn am Eingange des Tuilerienschlosses. Petersburg, 26. Mai. Fürst Oortschatoff berichtet aus Sebastopol vom 21. d.: Zu Eupatoria wurden am 19. b. M. alle Truppen eingeschifft, ihre Bestimmung blieb unbekannt. Nach der Aussage von Weberläufern hätten die Türken Cupataria verlafen und nur Ägyptier blieben zurück. Bombay, 1. Mai. In Birma ereignen sich fortwährend Unruheszenen. In Shanghai kehrt das Vertrauen zurück. Die Rebellen im Norden werden überall geschla­­gen. Ein englisch-französisches Geschwader ist über Japan nach der Amurmündung und Samt­hatta abgegangen. im Weit, 29. Mai. Das umfangreiche Zirkular des Grafen Wa­lewski liegt mir im „Moniteur“ vor uns; die Beweisführung, daß Nußland die Schuld trifft, wenn die Konferenzen ohne Resultat geblieben, wird auf dem ganzen Kontinent geneigte Ohren finden, — wir lassen sie im Morgenblatte aus­­führlich folgen. Ein Seitenstüc zu dieser französischen Erklärung bietet die Reuppe­­rung Nuffell’s in der Parlamentifrung vom 24. d.,. die der Leser weiter unten findet. Wichtiger noch: als Diese diplomatischen Manifestationen sind die kriege­rischen Thaten, von denen und der Telegraph seit zwei Tagen zu erzählen weiß. Sie sind um so wichtiger, weil, wie der Y-Korrespondent noch am 25. b. der „Indep. Belge“ schreibt, — die Westmächte nur einige bedeutende Er­folge gewärtigen, um dann für den Frieden geneigter zu werden. Per crucem Die Kriegs und Friedensfrage in der Unterhausfißung vom 24. Mai. Mr. d’Israeli erhebt sich, daß das Haus die „zweideutige Sprachhe und unsichere Haltung“ des Ministeriums tadelt und Ihrer Majestät (nicht Ihrer Maj. Ministern) seinen Beistand zur Fortführung des Krieges anbietet, das Kabinett gehen, —­plomatische den Epoche in den Annalen Englands, Unfähigkeit des daß, seine (bekannte) Motion uich) langen, mit sarfasitichen Persönlichkeiten gewirzten Erordium motion­ er früher gemacht hätte, wäre nicht die Furcht gewesen, daß man ihm un­­wirdige Beweggründe unterschieben würde. Er bezwecfe damit, dem Haufe Gelegenheit zu der feierlichen Erklärung zu geben, errische, die Gesinmungen des Hauses troß des (Gelächter) war gerecht, aber seine 3wede sind nun erreicht. Hier beginnt der Redner der die Wichtigkeit der zugestandenen zu britischen Bevollmächtigten bei den Wiener Konferenzen er zugestanden werden wird, stellen, tadelnswerthen Geistes. In einem ziem­­er feinen Angriff auf der die Regierung de in Bezug auf den Krieg gegen Rußland sich nicht geb­en haben, und daß sein Muth ungebrochen ist. (Beifall) Zur Begründung seines Tadels will er nicht allzu weit ausholen, nicht bis an den Pruth oder zu Mentjehikoff's Valetät zurück am’s Nuder , dieser glorreichen der Antragsteller eine eingehende und schonungslos einschneidende Kritik des diplomatischen Auftretens der Regierung, und wendet si mit besonderer Unbarmherzigkeit gegen Lord I. Nuffell und Erd Palmerston, die Tartis des Kabinets als ein Gewebe der graffeiten Widersprüce darstellt, sucht auf Das Grellste zu beleuchten. (Wir bringen diese meisterhafte Philippita ausführlich im nächsten Mor­­genblatte. · DRed­)· SK­W.­Heathcote stellt ein Am­endement,welches die H»offn­­ing ausspricht,»daß die s­chwebenden Wiener Unterhandlungen zu einer friedlichen Lösung fü­hren werden.«Er glaubt, daß ein Separats Abkommen zwischen Ausland und der Türkei,welches die Hebung der tür­­kischen Seemacht gestattet und der Pforte die Herbeirufung westlich schlottenfreistellt,dem ottomanischen Reich bessern Schutzverspreche als eine vorgebliche Beschränkung der russischen Pontusflotte.Mr­ Khheymour ist für die Motiv­e,obgleich er nicht damit sagen w­ill, daß die Zeit für ein konservatives Kabin­et gekomm­en sei,die Birne sei noch nicht reif Der Mars­quis of Granbh läugnet die aggressiven Tendenzen Rußlands und behauptet,daß man die Bedingungen des Fürsten Gortschakoff hätte annehmen sollen,kann daher leider d’Israeli’s Motion nicht billigen­,viel weniger unterstützen Mr.Robert Phillim­ore hat ursprünglich den Krieg vollkommen gebilligt,glaubt aber,daß nun alle Zwecke Englands erreicht seieit,und tadelt die ng, weil sie die Unterhandlungen abbrach. Mr. Gladstone unterstükt die Resolution Heathcote, indem die rufsischen Anträge eine treffliche Gelegenheit zur Stiftung eines gerechten und ehrenvollen Friedens bieten­ ten, von welchem man wisse, daß des aufgestellten Bedingungen. Damals verlangten die Alliirten, Der Krieg diesen Sag verbreitet sich vier Er vertheidigt die Lord­s. Ruf­fell’iche Auslegung des Vertrages von Kutjgut Kainardschi, welche man nicht mit der falschen Auslegung Mentschikoff'8 verwechseln dürfe. Darauf verliert er die vor dem Ausbruch des Krieg die Räumung der Fürs­senthh­mer, dann die Erneuerung der alten russischürkischen Verträge (lebhafte Sensation) und drittens einen großerrlichen Firm an, der den fünf Mächten Bürgschaft für Die angemessene Be­­frügung der Christen geben sollte. · · Dagegen verlangte Rußland,1)daß die Unterhandlung entweder in­ Petersburg oder im­ Hauptquartier der russischen Arm­ee stattfinden und nur zwischen Russland und der Türkei ges spflogen werden sollte 2)die Wiederher­stellun­g des status quo,3)daß die Türkei die­ n­eue Verpflichtung übernehme,Flüchtlinge auszuliefern.Also damals war die Räumung der Fü­rstens­thümer die einzige Konzession,zu der sich Russland verstehen wollte.Die Allierten erweiterten­ nach dem Ausbruch des Krieges ihre Forderungen zu den bekannten­ vier Punkten und Rub­and,wel­­ches sie im August tst hochm­üthig verwarf,versprach im Dezember ihre rückhaltslose Annahme.Was wolle man mehr?Es handlesiil)setzt lediglich um die Deutung des dritten Puin­ktes.Je mehr er über Schorsilh lag,die Zahl der russischen Kriegsschiffe zu beschr­inken,nachdenke,desto leb­­hafter fühle er die Schwierigkeit ihrer Ausführung und kein Prinzip halte er für gefährlicher als das,den Feind zu beleidigen,ohne ihn zu schwächen Er glaube,viel­s praktischer sei die zweite Methode zur Ausführu­ng des dritten Punktes,nämlich der Tü­rkei die Schließung oder Erschließung der Meerengen je nach den Umstä­nden freizustellen.Russland,welches anfangs im Unrecht war,befinde sich jetzt im Recht Anderseits habe England nichts von eeinem Prestige verloren.Aber das Wort wolle den Krieg und des bloßen Sieges willen fortführen,das sei ein unsittliches,unchristliches Gefühl das die Strafe des Himm­els herausfordere.Lord John habe mit Recht die Ehre Rußlands berücksichtigt,un­d England müsse ein Gleiches thun;es sei durch die Erklärungen der Regierungen dazu verpflichtet.Der Fall Sebastopols würde,eben­so wie eine große englische Niederlage,die Kriegsflam­me von Neuem ansahhen und die Schwierigs­keiten­ Sc Friedensstiftung in’s Unendliche erhöhen.Darum beschwöre er das Haus beizeiten dem Blut Vergiessen ein Ende zu­ machen. Lord J.Russell kontrat irt Gladstone’s Offen­hei­t mit d’Israeli’s sarkastischer Hinterhäl­­tigkeit,und beweist,daß die Ehre Russlands ihm nicht mehr am Herzen gelegen,als ebennoths wendig war,um die Ruhe Europas zu sichern Während er mit Mr.Gladstone überzeugt ist, daß der Kampf um des blossens Sieges willen eine Unsittlichkeit wäre,muss er doch bemerken, dass die Alliirten für mehr als bloßen Ruhm und Waffenehre streiten,und daß daher die rus­­sischen Vorschläge unannehmbar waren­.Die Existenz Sebastopols bedrohe nicht nur die Türkei,sondern die ganze zivilisirte Welt,und die russische Pontasi­flotte habe keinen Zweck als die Pforte zu terrorisiren.Er entwvirft ein grelles Bild von den Uebergriffen und Eroberungen Russlands im Norden und Süden,von Finnland bis Adrianopel, und von dem­­orrumpirenden Ein­fluss,den es vermöge seiner Machtstellung schon jetzt über Deutsch­­land übe.Es leide keinen Zweifel,daß Rußlan­d nach Wecksitz Konstantin­opels strebe,und eine so schwache Maßregel die Beschrän­ku­ng der russischen Pontusflotteivöh­e,m­­ü­sse man sie doch der Oeffnung der Meerengen vorziehen,worin auch Oesterreich keine Sicherheit für die Pforte sah.Für Oesterreichs bedauerliche Zauberpolitik gebe es vielfache Entschuldigungen,und wenn der Krieg fortdauert,werde es sich am Ende dennoch zar thätigen Theilnahme am Kampf ge­­gen Russland bewogen­ sehen;Keinesfalls werde ihm ja Nub­and sein bisheriges Auftreten­ ver­­zeihen.Unter diesen Umständen stimme er ohne Besinnen gegen die Motion d’Israeli­’s,der eine große nationale Frage zu einem elenden Parteim­anöver ausgebeutet.Er gibt die Existen­z des Mißtrauens im Lan­de zu,aber würde die Erhebung Mr.d’Israeli’s zum Mini­ster das Land von seinem Misstrauen kuriren.Schließlich hebt er bevor,daß die jetzige Regierung aus ads­ministrativen Reformern bestehe,was die Tories nicht von sichrühm­en könnten. Aus dem­ Antrang.Whiteside’s wird die Debatte auf morgen(heute)vertagt.Schluss der Sitzung TA au­f L Uhr nach Mitternacht Kriegsschauplatz. Schwarzes Meer. Wir haben wieder eine Depesche Lord Nage­lan’s vom 12. d. M. vor uns; wie gewöhnlich, bringt aber auch dieser Bericht des englischen Oberbefehlshabers nichts Neues. Weit wichtiger sind die im „Mor­­iteur““ vom 26. d. M. enthaltenen Depeschen Pelisfield. Der „Mo­niteur“ sagt: „Wir geben im Folgenden einen Auszug der beiden Depeschen, welche General V­ertifiter an den Kriegsminister gerichtet hat, und von Denen Die Eine vorgestern Abend, die andere gestern Morgen antam. Im der ersten De­pesche sagt der General: Der Feind hatte zwischen der Zentralbastion und dem Deere einen großen Waffen­plat angelangt, in dem er beträchtliche Truppenwaffen konzentriren wollte, um von dort aus umfangreiche Ausfälle gegen und zu machen. Zu der Nacht vom 22. auf den 23. haben wir diese Arbeiten angegriffen, die beinahe von der gesanmten Bejahung verthei­­digt wurden. Der Kampf ist sehr lebhaft gewesen und hat fast Die ganze Nacht bis durch angehalten. Wir haben die Hälfte der Werfe genommen und befegt. Ich haffe ihnen morgen anzeigen zu konnen, Daß der Nest in der nächsten Nacht genommen wer­­den sein wird. In der zweiten Dereiche, die vom 24. Mai, 2 Uhr Morgens, datirt ist, berichtet General Beliffier: Wir haben diese Nacht die Einnahme der gestern angegriffenen Merse mit bestem Erfolge vollendet: sie sind in unseren Händen. Der Feind, der gestern ungeheure Vers­luste erlitten hat, ward mit geringerer Anstrengung zum Weichen gebracht. Unsere Ber luste, obwohl ebenfalls empfindlich, sind weit weniger beträchtlich gewesen. Heute haben wir in herzlicher Gemeinschaft mit unseren Aliirten das Geburtstagsfest Ihrer Majestät der Königin gefeiert.“ Aus Konstantinopel schreibt man der , Times" vom 14. d.: Man ist hier wegen der Verproviantirung der tirfischen Armee in V Besorgniß. Es heißt, daß sie in Eupatoria nur mehr für 14 Tage Vorräthe habe, und daß die fon­trahirten weiteren Lieferungen noch nicht an’s Tageslicht gebracht worden sind, die Unterschleife sind großartig; 2,350,000 Ofas Neis, die längst bezahlt wurden und zur Erhaltung von 50,000 Mann hinreichen würden, sind nie abgeliefert worden, und ein Gleiches gilt von anderen Artikeln. Es ist kein Zweifel, daß gegen Omer Pascha fortwährend intriguirt wird. Der Seraskier soll alle Liefe­­rungen an ihn möglichst lange zurückfhaften, und so könnt eg, daß die türkische Flotte nicht zum Transport von Vorräthen verwendet wird, wozu sie sehr brauch­­bar wäre. — General Vivian sind 5000 Mann aus Bulgarien zugesagt, und er hat für seine Legion bei Kanddili (asiatische Seite) einen Lagerplan ausgesucht. 68 ist aber noch sehr die Frage, ob er die Leute bekommt. Omer Pajdja it für die Legion, die Türken im Allgemeinen sind dagegen. Der "Ind. belge" wird aus Paris 25. geschrieben: Eine gestern um 4 Uhr Nachmittags hier angelangte Depesche des Generals Peliffier meldet, daß die französischen Truppen sich nach zweitägigem Kampf eines wichtigen russ­is­chen Werkes bemächtigt haben. Es handelt sich, wie ich glaube, um die Linien, welche vor der Quarantäne Batterie eine Art von verschanzten Lager bilden. Die Eroberung dieser Fortifikation bereichert ung um eine sehr starre Position. General Peliffier sagt, daß er sich da so gut, wie innerhalb der Pestung betrachte. Aber dieser D Vortheil wurde nicht ohne Opfer errungen. Die Neffen vertheidig­­ten sich wuthend, und erlitten enorme Verluste. Die Unfrigen haben zwar weit geringere Verluste erlitten, zählen aber bocy 1200 kampfunfähige, darunter 22 gefallene Offiziere. Berner meldet der General Pekffier, daß eine große Schlacht bevorsteht. Die Kertich-Expedition, die bereits zurückgekehrt war, ist nach einer Kontre-Drdre vor drei Tagen abermals ausmarschirt. Demselben Blatt Schreibt man, daß, bevor noch General Peliffier ernannt war, alle höhern Center und Artillerieoffiziere dem General Gantobert vorgestellt hätten, das bisherige System habe täglich gegen 20 Verwundete oder Gefallene gefoftet, Die zusammen gerechnet ein Resultat gegeben, wofür man schon eine ent­­scheidende Schlacht hätte wagen können ; das System müsse daher geändert uner er beginnt mit der Gelangung des jegigen Premierd­rum zwei Bennweife für erstens während er die er ersten der vier Punkte, und des di­­­ ­ ad lucem,

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