Pester Lloyd - Abendblatt, April 1856 (Jahrgang 3, nr. 75-100)

1856-04-22 / nr. 93

— . eingelangt.—Die Preßburg-Tyrnauer-Eisenbahn­-Ge­­sellschaft hält ab­sp Mai in Preßburgk im Hotel zum grünen Baum ihre Generalversammlung,wobei die Fragen wegen Einfü­hrung des i"-Dampf­betriebesunnerschaffung der dazu neihigen Mittel,dann wegen Prüfung der revidirten Statuten in Verhandlung kommen. R.Wien,24.April.Es ist­ in«d­er­»letzteren Zeit vielfach behauptet worden," daß die freundschaftlichen Beziehungen wischen Oesterreich und Franfreic zu erhalten begonnen­­ hätten, wogegen sich­ Isa­chen dem lebteren Staate und Nurland eine sehr­ enge Allianz vorbereite. Diese Angabe ist jedoch nicht richtig, wenn es muß im Gegentheile versichert wer­­­­den, daß das freundschaftliche, ja vielmehr­ herzliche Verhältnis zwischen Ös­terreich und­ Frankreich durchaus keine Einbuße erlitten h­at. Die Aus­­­zeichnungen, mit melden Graf Bus! in Paris überhäuft wurde, sind hier­ Für ebenso gut­e Beweise, als die Thatfachye, daß der­ französische Descl­mäch­­t„tigte,. Graf, Walewsfi, dem Tf. Tf. Minister­ vollkommen, beistimmte, als. Graf Cavour sehr, zur Ungott versuchte,­­ die, italienische Stage zum» Eigenstande der Debatte im Schoße der Pariser Konferenz zu machen. = s .­­Außerdem ist es aber auch gewiß,daß Se.Majestät der»Kaiserz Fr«anz »,«Joseph noch immer,einen Briefwechsel mit dem Kaiser Napoleon,unter­hält,»­­ein­ Umstand,bei­ jedenfalls ein intimes Verhältniß zwischen den beiden Monarchen vorau­ssetzt.­Andererseits kann es freilich nicht geläugnet wer­­den,daß die Feinds­chaft,welche vor Kurzem­ noch­ zwischen Frankreich­ und Naßland herrschte,mneine·­eng·e Freundschbtft um­zuschlagen begin­nt,und des ists-nicht-unwahr­scheinlich,­daß z diese Thaisy die namentlich in Deutschland u11- ·­ange­ nehm·b«erü­hrt,ganz besonders aber in Be­rlim wo man nunmehr ,­einen«so schlechten Dank für die vermeintlichen Dienste erhält-die man. Rußland geleistet haben will. DSesterreich und der Frieden. EI Die „AU. 3." begleitet den Abschluß Des Friedens mit folgenden, die Leitungen Oesterreichs würdigenden Betrachtungen w­­ Werfen: wir“, Heißt es bei ihr, „einen flüchtigen Blick zuvor auf dieje­­r ige Politik, welche, vbrchon ‚sie nicht unmittelbar­ an der: Friegerischen: Aktion ‚sie betheiligte, gleichwohl von Anfang bis zu: Ende Der. Iorientalischen­­ Berichc­­lung seinen fast entscheidenderen Einflußn als selbst Die Kriegerische. Aktion‘ auf die. Lösung:Dieser Berwidlung zu. üben im Standerwar­ sOegenüber den: Ber­­: fuchen, das B Verdienst dieser Politik selbst noch bei­ den­­ Zeitgenossen, zu verdun­­­keln und­­ zu überfleinern, dürfte ein solcher­ Rügblist nicht überflüssig­ sein. Wir wollen Tedigli, Die Thatsachen anziehen. u uuma! ,.I­­.-Oestsereeich stellte nicht-sobald­ ei­n Truppenkor­ps an der Grenze der Don­g«u»fü­rsten­ iham«erauf,alsx die russischen­ Heere die Be­lagerung­ von­ Silistria»aufhob­en,und­ sich hinter den«­Muth zurrü­ckzogen:die offiziellen französische­n Veröffentlichungen(Bazancourt­ e haben ess vollends außer Zweifel gestellt,daß keinerlei militärische oder strategische,sondern lediglich po­­­litische Gründe,daß lediglich die Rücksichten,welche die Haltung Oesterreichs­­ gebot,­jenen R Rü­ckgang der russischen Truppen veranlaßtemder die direkteste und größte Gefahr für die Tü­rkei beseitigte Bald nachher«wu­rde seine große und schlagfertige österreichische Armee in Galizienkonzentrir­,­und Rußland dadurch geneihigt,eine­­ wesentlichen Theil seiner Streitkräfte fern vom Kriegs­­schauplatze in Polen aufzustellen.Als endlich Oesterreich­ seine Friedenspropo­­­­sitionen«n­ach Petersburg sandte,gab Rußland nach,weil es die Gewißheit in Händen­ hatte,daß deren Zurückweisung den politischen Gegner sofort auch zum militärischen Feinde machen werde. . « .­·­s« Das hatOesterreich gethan,neben­ Frieden begehrendes und des Frie­­densbedürftigenest erreichz Idas hat es gethan mit Opfern,die sich nach­ Hun­­derten von Millionen berechnen I das hat es gethatt,obsch­on es in Deutschlan­d, in welchem­ es seine beste Stütze zu finden hoffte,nur Mißtrauen und Lauheit begegnete­ Mißtrauen und­ Lauhen­,obgleich es«fn­k Interesseneinirat,die Deutschland selbst-und wiede­r«dort als große deutsche Interessen anerkannt..Es­­ hat sich nicht irrex machen lassen-eshat,konsequent,’­energisch»und,besonnen z­u­­gleich feine stjUth verfolgt-H und ihre Resultate liegen jetzt vor.Wir glaubem Deutschland«..von allems darf sich Glück w zü­nschen dazu.«« . »s­­Hierauf-s bespricht.der.angezogene Artikel die.­.Erfolge die kriege­­­rischen Ei­adiums der..deutschen Zerwu­rf- Es wardie«.Taktik eines früheren Si­nisse,da Interesse Deutschlands an der Lösung­ der orientalischen Frage wo­möglich ganz­ in Abrede zu ziehe­n­z die neuere Taktik kann diese Interesse nicht hoch genug stellen,aber auch nicht tief genug bedauern, daß es nicht mehr und nicht weiter gewahrt werden,als es geschehen.xAnge­­­­nommk.v..daß Deu«tschland für seianteresses etwas anderes und mehr hin­teer­" Langenkönnen—werträgt denns die Schuld,daß es nicht geschehen?.Ni­cht«» Oesterreich wahrlich,daß,ohne eine 11 Mann und einen Thaler von Deutschland,« für DeutschlandJinstand mit seiner ganzen Wel­t,das,während es für Deutschland s­« einstand,Von­ Deutschland nicht verlangte als einen Bundesbeschluß,so«m­att’ und dü­rftig,s daß es kaum noch der nachträglichen Interpretation der Einzel­­staaten bedurft hätte,ihn seiner ganzen Bedeutung zu entkleiden—,nicht Oesterreich wahrlich.Deutschland konnte,sagt man uns jetzt,mehr erlangeki. Nun wohl,Deutschland hat,antworten wir,geerntet,wo es nicht­ ges­ei.Und i­enn es wirklich zu kurz gekommen wäre,­es hätte nur sich selbst anzuklagen — George Dandin:hat es­ so gewollt. . »Is« Hieran schließen wir eine Korrespondenz in»Schw.Merk­«,welche bei HAISENBETOEN unserer Regierung Gerechtigkeit widerfahren lat. Sie erichtet : » Man hat sich in der letztern Zeit von verschiedenen Seiten die Mü­he ge­­nommen,­den"Antheil,welchen Oesterreiä­ andem.Zustan­dekommen des Friedenswerkes genommen hat,möglichst zu berringern.Glücklicher Weise läßt m­an jedoch in St.Petersburg selbst der unermü­dlichen Thätigkeit der österrei­­chischen Diplomatie Hölle Gerechtigkeit widerfahren und weigert sich nicht,es zu gestehen,daß Rußland hauptsächlich­ durch die Haltung Oesterreichs zur Annahme der bekannten Iüanzoposition­en des Grafen Epiexhazy bestimmt worden sei. Man war in St. Petersburg, Dank der Thätigkeit der Agenten des Grafen Neffelrode, genau von Allem unterrichtet, was in der österreichischen Staats­­kanzlei befehloffen wurde, und gab nach, als man erfuhr, daß Oesterreich in die Schlachtlinie einladen würde, falls die­ bekannten fünf Punkte abgelehnt würden. Daß dieser Entschluß wirklich gefaßt worden war, ist geistig, und wann ich in dieser Beziehung nach nachträglich mittheilen ,­­ DAP einige Tage vor der Abreise des Grafen Esterházy nach St. Petersburg von hier aus an den Banus von Kroatien, Grafen Fellacic. Der Auftrag­ abgegangen war, alle Borz­bereitungen zu treffen. Damit die Kavallerie der G­renzregi­­menter bei dem ersten Aufruf mobil gemacht werden könne. Es geschieht dies nur in sehr seltenen Hallen , und hat dann jedes Grenzregiment eine Schwanzen Kavallerie zu stellen, welche sodann in­ Regimenter zusammengezogen werden. Es ist gewiß, daß diese Verordnung als ein Beweis angesehen werden kann, daß es Oesterreich wirklich Ernst war, sich nöthigenfalls an dem Kampfe gegen Rußland in aktiver Weise zu betheiligen. * Berlin, 17. April. Bekanntlich Tanz im Hause­ der Abgeordneten jüngst auf die­ Befestigung von Berlin zur Space. Ein solches Projekt ft jedoch , schreibt man der „9. B.­9.", Durchaug nicht neu und hat seit dem Jahre 1850 und seit den damaligen­ Differenzen mit Oesterreich eine erhöhte Bedeutung. Die Mark Brandenburg ist ein durchaus offenes Land, in welchem sich nirgends geeignete­­ Vertheidigungslinien oder gut gelegene Pläne zu befestigten Zögern befinden. Wenn es damals zum Kriege mit­ Oesterreich gek­ommen wäre, so Hätte nach einer ersten verlorenen Schlacht die preuß. Hauptstadt sogleich preisgegeben werden müssen. Schon Friedrich der Große sagt in seiner Taftif, daß sein preuß. General daran denken Fünne, die­ Mark in der Defensive zu behaupten; würde ein Angriff vom­ Süden her besorgt, so müsse die preuß. Armee sogleich offensiv verfahren und Sachsen wie- Dieses ist auch unter den gegenwärtigen Verhältnissen, nachdem­­ die Mark durch­ Einverleibung eines Theils von Sachsen ein wenig besser gehert ist, und die Elbe beherrscht, immer noch­ der­ Fall und es­ ist Deshalb von der höchsten Bedeutung, einen. Stilspunkt für die, preuß. Armee Dur) Die Befesti­­gung, von Berlin. zu: gewinnen. Dieses:­ war früher eine Seilung und die Mederbleibsel, davon finden, si noch ‚überall, “aber fest mitten. in­­ der Stadt. Wenn Daher die­ Regierung, wie es heißt,­­ jebt wieder, ernstlich an den Plan einer, Befestigung denkt, so künnte man­ dies nur eine gesunde Politik­ nennen, gerade wie: die Befestigung von Paris; denn daß Zeitungen im neueren Kriege nichts mehr bedeuten und leicht umgangen werden können, ist eine Behauptung, Die Fein, Militän ı vertheidigen wird, ungeachtetiner (durch Napoleon Y veränderten Kriegskunst. v9, 2117 Wien, 21.1April.: Se. Hoheit dr Herzug don Braun­­[dh wei­g wirdi zur Feier ides am 25. d. eintretenden 50. Geburtstages und 25. Negierungsjahres » and :. von Sr. Majestät! wem o Kaiser ein Beglüd­­wünschungsschreiben "erhalten, aus welchem. Anlasse Die Hrn. "FML Graf von Montenupvo und Oberst ‚Graf 9. Seldem im "a, die Auftrage nach Braun- Tsh­mweig abgehemim werden.! 2. en­­-­. Banusk Graf Jelacic wird in den näichst in Tagen hier eintreffen. Um der Feier der Grundsteinlegung zur Votiv-Kirche beizuwohnen, werden ihre­ k.Hoheiten dieHrn.Erzherzoge Ferdinand Max aus­ Triest,und Karl Ludwig aus­ Innsbruck hier erwartet. Wien,21.Aipril.Nachdem die Bücherschätze der k.k.Hofbibliothek im Laufe der iso Jahre,welche seit Erbauung der Bibliotheksäle verflossen si­nd,sich so sehr vermehrten,daß die vorhandenen­ Räumlichkeiten kaum­ mehr zu ihrer Unterbringung hinreichen,wurde eine Vermehrung der Bu­chiisiile hohen Ortsbewilliger.Den Raum zu schnreiben werden jene Parierrellokalitäten­inter dem großen Hofbibliothek­­saale abgeben,in welchen bisher die kaiserlichen­ Prachtkarossen aufgestellt waren, die nun in das bk-Stallgebäude transferirt werden. Eine Revision des Fahrtarifes für die Südbahn ist bevorstehend.Bekanntlich­en wor beiläufig zwei Jahren der Fahrtarif auf dieser Eisenbahnstrecke herab­­gelöst. « In Folge»einer­ Anfrage hat das hohe Finanzministerium exklem daß die­ ein­­zelnen Brandschaden-Versicherung­sanstalten eingeräumte Begünstigung des Gebrauches des Wechselstempels für bestimmte Urkunden aufrecht bleibt. Betreffenden Orts will m­an hier von einer bevorstehenden Reguliring des Sy­­stems der Baufreijahre in den Städten und auf dem flachen Lande m­issen,so zwar,daß die namentlic­h auf dem flachen Lande derzeit sehr gedru­ckte Lage der Baugewerbe be­­hoben werden dürfte. Für im Befinden des­ Sängers Staubigl macht sich noch immer Feine Befreiung an Das eher scheint ein tiefer wurzelndes zu sein als man anfänglich glaubte. nade. out, Ereignisse­ und schl­ießt:­­H . 1.jeßen, so Heute Standrechtliches Urtheil. R.F und P. S., bewaffnete Räuber, zwan­­gen den C.,M. in seinem Weingarten zu Salomia zur Verabfolgung von Wein. Indem sie diesen genosfen , überfielen sie den zufäll­igerweise eintretenden herrschaftlichen Wald­­hüter A, 8: Deraubten o denselben unter lebensgefährlichen Drohungen und thätlichen Mißhandlungen seines Doppelgewehres, Patronen sammt Ladungen, welche Gegenstände bei ihrer am 22. März zu Magyar-Almas erfolgten Zustandebringung­ vorgefunden wur­­den­; und weil diese That den in dem Strafgeseßbuc­­h..190, 192, 194 und 195 bezeich­­neten Thatbestand des Verbrechens des Naubes bildet, wurden sie am 12. April­l, S. vor das Standgericht gestellt, und als dieses Verbrechens gelegmäßig überi­iesene Ver­­brecher im Sinne der SS. 284 und 410 der Strafprägeporpnung zum Tode durch den Strang verurtheilt, welche Strafe, an denselben auch vollzogen wurde, Sala-Egerfegh, am.15. April 1856. szg ««Da»sjk.jk.Komitatsgericht als Standgericht. SBörsen-und Han­delsnachrichten i * Wien, 21. April. Die­ Börse war heute ‚in Folge der israelitischen Letertage nicht lebhaft., Berhältungmäßig war noch der Verkehr in Kreditaktien am stärksten, welde mit: 546'/, begonnen. ‚haben, und zwischen 3461/, bis 544'/, schwankten. Die Kurse der anderen Effektengattungen waren bei Mangel an»auswärtigen Nanisaufträgen im Allgemeinen etwas matter. Nationalanlehen Anfangs mit 86%, bezahlt, drückte sich auf 86, Staatseisenbahnaktien gingen auf 263 zurück. Nordbahnaktien im­ Beginn des Geschäftes mit 303 begehrt, gingen auf 301­­, zurück, um etwas fester zu­­ bleiben. Alte Bankaktien wurden gegen die letzte Notizung um ei.und Zerti­­fikate um 5 fl.per St.billig.er abgegeben.Janesibahn 110 gemacht. ,Die Devisen waren»mehr offeri­st,die Metalle fester gehalten Das Kost­­geld ermäßigte sich wieder in­ erheblicher Weise. : Gvlb 54 ; Gilber 2%­,. Frankfurt, IT. April. Unsere Banquierwelt ft augenblicklich etwas in Aufregung Über, mehrere ausgebrochene belangreiche Sartimente, von denen sie start berührt­­ wird. (eins an unserem Orte: Rupp und Bechstein, Leberjahb­­­fabrik mit ca­ .170.000 fl., eines in Mannheim: Nevnpard, Banquier- und­ Ge­­treidegeschäft mit ca. 600.000 fl., eins in Würzburg u. s. w.). Man fürchtet, dab noch mehr traurige, Ereignisse der Art, bald nachfolgen werden. Verantwortlicher Nebalteur : Bari Weigkircher, Schnellreffendend von Emil Müller, Sek­tenplab Nr. 1, — Berlag bei Peter Lloyd» Besellschaft, -

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