Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1856 (Jahrgang 3, nr. 101-124)

1856-05-29 / nr. 122

== e Reduktione­­9tr.12im der. EM, ER ersten Stoc, Donnerstag , 29. Mai. Aro. 122. Kanu? Yon, 1856. e Abendblatt des foftet er Pest 01) Id. ESE % rothengaffe «os * Wet, 29. Mai. Heute Vormittags ist die alluewehrte Gattin unseres ochgeachteten Kammerpräsidenten Herrn Sof. Appiano, nach längerem eiden mit Zode abgegangen. Das allgemeine Bedauern und die heißen Ge­­nswünfte zahlreicher Armen, deren Wohlthäterin sie war, folgen der würdigen rau und Grab nach. Ruhe und Frieden ihrer Aiehe t­ elegraphische Depetche der , Betterr. Korresp.* Verona, 27. Mai. Die Hiesige amtliche , Gazetta" bringt eine Kor­­respondenz aus Rom, wonach die päpstliche Regierung, um auf jedes Ereigniß vorbereitet zu sein, die Aushebung von 4000 Mann verordnet hat. " X. Wien, 28. Mai. Wie ich aus sehr beachtenswerther Duelle erfahre, hat sich die Kreditanstalt für Handel und Gewerbe an höchster Stelle entschie­­denes Mitfallen zugezogen, weil sie dem bei der Gründung derselben von Gr. Majestät im Auge gehabten Zweie, nämlich oder Hinterflüchung von Handel und Gewerbe, bisher fremd geblieben is­­te. Er eellenz der Herr Finanzminister hat hierüber der Kreditanstalt einen sehr ver­­ständlichen Wink zukommen lassen und die neuesten Mafßregeln derselben deuten darauf hin, daß sie nun einen zur Erreichung des bei der Gründung aufgestell­­ten Beivedes geeigneteren Weg einschlagen wird oder in wenigstens Dazu den Anlauf nimmt. Abgesehen von Dem bereits anderweitig bekannt gewordenen Anerbieten des bezeichneten Institutes, Die Baummollenspinnereien Oesterreichs und Böhmens mit 4%, Millionen Gulden zu unterflaßen, kann auch die nachstehende Mitthei­­lung in diesem Sinne aufgefaßt werden. 34 erfahre nämlich , daß in Bezug auf die Uebernahme der galizischen Bahnen eine Zusion der Nordbahn, der galizischen Adelsgesellschaft und der Kreditanstalt beliebt werden wird, und daß so die Lebtere der galizi­­sen Gesellsshaft Das derselben mangelnde Geld herbeischaffen wird ; auf solche­r Weise, meint man hohen Orts, werde dem patriotischen Eifer und Den gerechten Ansprücen der galizischen Edelleute volle Rechnung getragen , ohne Die volis­­wirthschaftlichen und Die Landesinteressen zu gefährden. In Wien, 27. Mai. Es wird viele Ihrer Leser die Nachricht inter­essren, daß der um die ungarische Weinkultur hochverdiente Weinhändler Herr von Schwarzer, in vergangener Woche eine zweite transatlantische Reife angetreten hat, um seine Geschäftsfreunde in New­ York zu besuchen, mo­­selöst er ein großes Kommissionslager und eigene Kellereien befigt. Dem un­­ermüdlichen Manne, der jebt bereits über 70 Jahre alt, ist es gelungen, durch aufmerksame Behandlung und Lagerung der ungarischen Weine dieselben für den Export vollkommen geeignet zu machen, und große Ladungen derselben ihm immen nun auf feste Lieferung nach Alexandrien, den nordamerikanischen Häfen, nach Brasilien, Greytown und nach Kalifornien. Auch das Geschäft nach Petersburg und Polen, so wie nach den skandinavischen Häfen hat durch Sch­warzer’s energische Thätigkeit einen neuen Aufschwung genommen. In der Begleitung eines jungen Neffen hat nun der für seinen patriotischen Artikel wirklich­ begeisterte Geschäftsmann zum zweiten Male die Reise nach Amerika über Havre angetreten, woselbst er am 4. Juni fi einzuschiffen gedenkt und nachdem er die örtlichen Häfen und Handelspläne der Vereinigten Staaten be­­sucht haben wird, seinen Ausflug bis in die westlichen Distrikte erfrieden will. Erst zum Herbst wird Herr v. Schwarzer wieher zurückkehren. Der Immobiliengesellschaft, deren Thätigkeit ih zunächst der Hebung der­ ungarischen Landeskultur zuwenden wird, dürfte von Seiten des Staates ein beträchtliches Geschäft offerirt werden. Es handelt sich um die Nebennah­me der Staatsdomänen, welche fest im Be­trag von 154,000,000 der Nationalbank aypothetarisch verpfändet sind. Die Nationalbank hat bis jeht nur für 500,000 fl. ©fter aus dieser Masse verz­werb­en künnen und bei den jenigen Konjunkturen dürfte es immer schwer hal­­ten, größern Grundbefiß zu einem guten Preise an den Mann zu bringen. Die Immobiliengesellschaft dürfte zwar weder die hinreichenden Mittel befiben, um sogleich die Domänen rammt und sonders käuflich an sich zu bringen, noch wird sie ihren ganzen Bond in diesem Einen Geschäft immobilisiren­ wollen. Hingegen sol es im Vorschlage sein, der genannten Gesellschaft die Domänen in Pacht zu überlassen, so daß der­ Staat durch den rationellen Betrieb seiner Güter den Werth derselben für die Zukunft erhöhen künnte und mittlerweile einen ansehnlichen Jahreszins dem Öffentlichen Schage zuwenden würde. R Wien, 28. Mai. In den Hiesigen Börserreisen erzählt man si, daß die Operationen, welche der Pariser Credit Mobilier in den sebten Wochen an der Wiener Börse unternommen hat, von seinem besunderen Glacke begünstiget waren, namentlich soll dies von dem Verkaufe der Nordbahnaktien gelten, Effekten der Nordbahn ausbieten, ohne jedoch seinen eigentlichen Zweck erreichen zu können, da­ss der Kurs nur für einen Augenblick brachte. Wie es scheint, will unsere Contremine in Krebitartien diesem Beispiele folgen, vergißt aber Hierbei, Daß um einen glücklichen Coup auszuführen, mit den Fonds nit gespart werden x Pest, 29. Mai. Wenn es wahr is, was man aus Wien ber n Brel. 3." schreibt, so wäre in der sekten Zeit eine österreichische Note nach Turin abgesandt worden, in welcher Graf Buol Genugthuung für die beleidigende Haltung Piemonts in neuester Zeit ver­­langt. Der Pfeil, den Cavour in der Konferenzfigung vom 8. April ab­­geschossen, würde sich so gegen Piemont selbst wehren. Ü­ber die neapolitanische Negierung erfährt man, daß sie die Einmischung Englands und Sardinien sich entschieden werbeten. Bes­züglich des­­ ersteren meint die neapolitanische Negierung, daß sie dasselbe lange nicht mehr als befreundete Macht anzusehen habe und es wahrlich nicht ‚Englands Schuld sei, wenn Sizilien bei Neapel geblieben. Was Sardinien betrifft, so befiehe der König von Neapel einen größern Antheil von Italiens Bevölkerung und Boden als Ritter Emanuel und hätte daz­her auch mehr Recht als dieser, sich zum Vertreter Italiens aufzu­werfen. Jede von dieser Seite kommende Einmischung werde daher mit größter Entschiedenheit zurückgewiesen werden. Eine Korrespondenz aus Neapel im "H. E." rechtfertigt die dortige Regierung gegen die mehrfachen Vorwürfe und schließt: Man hat der E. Regierung u. A. den Vorwurf gemacht, sie habe des Landes konstiitutionelle I­nstiuttionen aufgehoben und statt deren ein unum­­­schränftes despotisches Regiment eingeführt; dieser Vorwurf beruht auf irrigen Vor­­auslegungen, denn eine thatsächliche Nulifizirung der Charte hat durchaus nicht statt­­gefunden, sondern nur eine durch Nothiwendigkeit bedingte Suspendirung mehrerer Ber­affungsparagraphen ; der gegenwärtige Ausnahmezustand ist keineswegs als ein dauerndes, sondern nur als ein temporäres Palliativmittel gegen revolutionäre Aus­­brüche proklamirt worden, und man wird ihn aufheben, sobald sich dieses mit den In­­teressen der Öffentlichen Wohlfahrt und Sicherheit vereinbaren läßtz, er­st gleichsam die Wirkung trauriger Ursachen, diese versch­windet, sobald jene aufhören zu sein! In Warschau dauern die Festlichkeiten fort. Nach der „Posen. 3." war die Rede, welche der Kaiser an die am 24. Mai zum Empfang im Belvedere versammelten Aveldmarschälle von Polen hielt, folgenden Inhalte: „Meine Herren, Ich fühle Mic­h glüdiich, Mich unter Ihnen zu sehen; 934 bringe Ihnen B Vergessenheit des Vergangenen; allein es ist durchaus notha wendig, Daß unsere Stellung Mar sei (soit nette). 94 bin deshalb verpflichtet, Ihnen zu sagen, Daß Sie nag Meiner festen Ueberzeu­gung nicht anders werden glücklich werden, als wenn Polen in gleicher Weise wie Finnland Ea ús­chließen wird an die große Familie, welche das ruffische Reich darstellt Ich bin ferner davon durchdrungen, daß auch das Regierungsspystem Meines in Gott ruhenden Vaters nur jenes Ziel, 0. 4. Ihr Glück zum Zweck hatte. Ich werde mich bestreben, die Verwaltung des Landes zu verbessern, nd 34 werde Sie mit der gleichen Lichte wie die­Ruffen umfassen,d. h. als Meine Kinder, allein unter der einen Bort­ausfeßung, daß Die Träumereien aufhören (pas de reveries) . . . Darauf lobte der Kaiser die Tapferkeit und die Treue der polnischen Offiziere, welche an dem Krimmfeldzuge theilgenommen, wiederholte aber noch einmal die bedeutungsvollen Worte: „Keine Träumereien! Die Londoner Depesche unseres heutigen Morgenblattes haben wir durch Folgendes zu ergänzen : In der Nachteigung des O­berhauses vom 27. b. M. er­widerte Graf Elarendon auf eine Anfrage Lord Lyndhurf’s, das Ges­­icht, die österreichischen Truppen würden mit Einwilligung der Türkei in den Fürstenthümern verbleiben, sei von Lord Stratford in seinen Berichten nicht erwähnt worden; er hoffe sofortige Räumung, damit die Meinungsäußerung­ über die künftige Einrichtung der Fürstenthümer in voller Freiheit erfließen möge; die Hospodare sollen nach Erlöschung ihres Amtes nicht wieder gewählt werden. (Wird wohl heißen, deren bezügliche Amtsdauer for nach Erlöschen nicht verlängert werden). Bezüglich der amerikanischen Differenz erwähnte Clarendon, England habe den Vorschlag zu fehiensrichterlicher Ausgleichung gemacht, worauf Amerika die Antwort noch schulde. » Die«Morning Post«meldet,der amerikanische Staatssekretär Marey hätte verweigert,der amerikanischer­ Handelsflotte in Bezug des Verhaltens bei der Zahlung des Sundzolles bestimmte Anmessungen zu geben, und es dem Ermessen eines jeden Kapitäns anheimgestellt, ob er bezahlen wolle oder nicht. Aus Paris wird die nahe bevorstehende Abreise des Baron von Bourgqueney nach Wien gemeldet. — Laut eines im Hafen von Galaez angeschlagenen Avisos hat eine französische Gesellschaft in Konstantinopel eine Dampfschifffahrtsverbindung zwischen jener Stadt und Galacz durch französische Dampfer unternommen, und Der erste Dampfer ist­ bereits mit Waaren und Passagieren an Bord in Galacz eingelaufen. Aus Baden wird dem „Schw. Mert." geschrieben, daß die soge­­nannten Altlutheraner, welche Anhänger des aus unserer unirten evangeli­­schen Landeskirche ausgeschienenen früheren Pfarrers Haag in Jiplingen sind, die öffentlichen Lehrbücher der evangelisch-unirten Landeskirche feierlich verbrannt haben. In München hat die Polizei neuesteng der psychographischen und somnambulistischen Thätigkeit, die ungefähr seit einem Sabre zum Borschein gekommen war, durch Ausweitung der Hauptperson, einer gewissen Maria Kohlhammer, plöslich ein Ziel gefegt. _ Die „Agramer Ztg." macht darauf aufmerksam , daß Agram, im Mittelpunkte der Linie Triest-Semlin liegend, eine kommerzielle Zukunft in Aussicht hat, und knüpft daran die Bemerkung : Die hohe k.l.Regierung hat in ihrer weisen Voraussicht bei Herstellung der Landverbindung zweier großer Meere,des adriatischen und des schwarzen Meeres,für den Welthandel und insbesondere den Handel Oesterreichs,die Initiative ergriffen,und die Steinbrü­ck-Agratner Bahn zu bauen und diesen Bau zu beschleunigen darf. Der Credit Mobilier l eg nämlich um da 31­, Million in in dem legteren Salle gerade das Gegentheil erreicht würde. . anbesoolen. t

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