Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1856 (Jahrgang 3, nr. 125-148)

1856-06-10 / nr. 132

««’««·«««« — Dirnstag , 10. Juni. ««· «­·«" T:3:k.«k«":: Jlbendblatt desYestertogdäxk skssk sk skr.EM. ersten Stod, — Neo, 182, m) Pal, 1856. a Telegraphische Depesche Der „Defterr­­ee Bombay, 12. Mai. Wie man vernimmt, dürfte das Königreich Ba­­roda in nicht ferner Zeit dem angloindischen Reiche einverleibt werden; die an bessen Grenzen beständig vorkommenden­­ Räubereien bieten hiezu Die DBeranlas­­sung. Der Generalgouverneur Lord Canning hat den Rung Bir Sing zum König von Kashmir ernannt. X Pest, 10. Sunt. Fürst Gortscharoff hatte gestern eine längere Besprechung mit dem Grafen v. Buol und wird am nächsten Donnerstag Sr. Majestät in besonderer Audienz sein Abberufungsschreiben überreichen. Die Abreise des Fürsten ist vorläufig auf­­ den 20. Juni festgelest. Wann sein Nachfolger in Wien eintreffen wird, scheint zur Stunde noch ungewiß.­­ Der Fürst Dolgorudi, der zum russischen Botschafter in Paris ernannt ist, sol­lchon vor langen Jahren eine diplomatische Verhandlung mit dem Kaiser der Brangosen gehabt haben. Im Jahre 1833 — so err­zählt man sich hier — wurde von mehreren Mächten, melde­ter Sub­­­dynastie nicht Freundlich waren, in Konstanz eine acheime Konferenz abge­­halten, um sich für gewiisse Eventualitäten zu verständigen. Louis Napo­­leon’s älterer Bru­der war furg zuvor gestorben. Man wünschte daher von ihm zu erfahren, welches seine Politi sein würde, falls die Ereignisse ihn auf den Thron von Frankreich führen sollten. Er erklärte, er würde ein „Kaiserreich des Srievens“ herstellen. Auf diesem Kongresse war Rußland durch den Fürsten Dolgorudi vertreten, Lord Moorhouse, Gesandter Englands in St. Petersburg, so mit einer Buite von 13 Personen am 6. b. ‚zu Balais angekommen und hat sogleich mittelst der Eisenbahn seine Reffe fortgefügt, um­ sich auf seinen Posten zu begeben. Der Brüsseler „Montteur“ zeigt an, daß der Senatspräsident Sars de Ligne beauftragt ist, den König in der Eigenschaft eines außerordentlichen Botschafterd bei der Krönung des Kaisers von Nur­­land zu vertreten. Seine amtliche Begleitung besteht aus sechs Personen. Wie man aus Warschau erfährt, lesen wir in ver „M­. 3.9, hat die Stelle in der Ansprache des Kaisers Alexander, wo der Czar verspricht, „er werde die Absichten seines Vaters in Betreff Polens erfüllen“ — einen besondern Einpruch hervorgebracht. Es ist bekannt, daß Polen 618 zum Jahre 1830 im Genuß einer Konstitution war, welche dann in Folge der Revolution aufgehoben und durch ein organisches Statut für das Königreich Polen erregt ward. Dieses organische Statut, obschon vom Kaiser Nikolaus erlassen, gelangte indessen nie in seinem ganzen Ume­rfang zur Geltung. Das gegenwärtige Versprechen des Kaisers Alexander bezieht sich nun auf die vollständige Geltendmachung und Durchführung Dieses organischen Statuts, welches im Ganzen auf liberalen Grundlagen beruht. Bei dieser Gelegenheit will ich auch eines an fs zwar unbedeu­­tenden, aber darum doch nicht unbemerkt gebliebenen Umstandes erwähnen, welcher den Beweis liefert, mit welcher zarten Aufmerksamkeit der Ezat der nationalen Eigenliebe der Polen zu sehmeicheln gewußt hat, indem er wäh­­rend seines Aufenthalts in Warschau beständig in der polnischen National­­uniform, als Uhlane, gefleivet erschien. Aus Petersburg wird ver , B. B. 3." geschrieben : Man glaubt, daß die Veröffentlichung der Kriegsgerichtlichen Asthetike bald aufhören wird, nicht weil der Stoff ausgeht, sondern weil dessen zu viel ist und man dem Ansehen der Armee und ihrer Administration in der Öffentlichen Meinung zu sehnden fürchtet. In Moskau it eine permas­­ente Kommission niedergefegt, welche alle in der Armee-Vermaltung vorgenom­­menen Mißbräuche unnachsichtig aufzuheren hat, und überall, wo ein Vorgang erkennbar wird, der sich zur gerichtlichen oder Disziplinarischen Nüge eignet, die Verfolgung herbeizuführen hat. Der N­atfer hatte diese Kommission mit der hohen “Autorität bekleidet, daß selbst die höchstgestellten Offiziere ihrer Ladung Folge geben und die Aufschlüffe ertheilen müssen, die man von ihnen wünscht. Noch kürzlich mußte fi zu einem solchen Zweck einer der angesehensten Gene­­rale nach Moskau begeben. Wo er irgend­thunlich ist, unterläßt man, obwohl der Kaiser die Publikation der kriegegerichtlichen Urtheile befohlen hat, dieselbe. Nur in der Marine und überhaupt, semweit die Nefforts dem­ Großfünften Kon­stantin betheiligt sind, wird ohne Nachsicht auf Personen verfahren, da der Großfürst mit größter Strenge auf die nachsichtsloseste und buchstächlichste Ver­­­folgung der Mitbräuche hält. — Es heißt, daß die finnische Hlotten-Equi­­page in Kurzem eine Reduktion erfahren werde. — Bekanntlich gewährt die Regierung eine Entschädigung für die Verluste, welche Privatperso­­nen in Scehaftopol und Shertfch erlitten haben. Big rebt sind dem Bernehmen nach etwa 8 Milionen S. N. angemeldet. Nach dem von dem Gouverne­­ment angenehmnmmen Normativ für die Entschädigungsleistung würde etwa 1 Million R. N. zu vergüten sein. Die englischen Blätter veröffentlichen sei, den sterbesproc­henen Brief des Erzbischofs von Canterbury, in Folge teffen die Sonntagsmusif in ven parts eingestellt wurde, sowie das Antwortschreiben Lord Pal­­merstond. Wir lassen diese Korrespondenz hier folgen. Der Erzbischof von Canterbury an Lord Palmerston, Lambeth, , 10. Mai, „Mylord! Cm. Herrlichkeit muß mir erlauben, mich in einer Sache an Ste­in wenden, über welche ich vielleicht schon früher mit Ihnen hätte sprechen sollen, und in Bezug auf welche ich jegt mein Schweigen brechen muß, so wohl in meinem eigenen, Namen, wie im Namen: mancher ‚meiner bischöflichen Brüder, die sehr ernstlich wegen der Sonntagemufii im Park angegangen werden. Nur A mit großem Widerstreben mische ich mich in eine Sache, die Ihrer Majestät Ner gierung gut geheißen hat, und bei der eine große Klasse von Personen bethei­­ligt ft, melche wir nur höcít ungern eines harmlosen Vergnügen berauben möchten. Allein die Briefe und Petitionen, melche täglich an mich gelangen, und von mir einen Meinungsausdruch, entweder im Parlamente oder anderswo, fordern, machen es­ mir unmöglich. Em­ Herrlichkeit die Gefühle, mit denen ein großer und einflußreicher Theil der Unterthanen Ihrer Majestät Diese Auffüh­­rungen betrachtet, so wie den Anstoß, welchen sie ihm erregen, zu verhehlen. Die ermahnten Personen betrachten die Fortdauer, oder das Aufhören dieser musikalischen Aufführungen als eine­­ Lebensfrage für die Nationalreligion. Indem ich Diese Empfindungen theile, sehe ich es als eine Pflicht an, welche ich meiner Stellung schulde, um, Herrlicheit davon in Senntung zu geben. Ich habesc. J.B.Cantuar.«« Lord Palmerston an den Erzbischof von Canterbury, Broadlands, 10. Mai. Mein Lieber Lord! Ich empfing Ihren heutigen Brief gerade, als ich im Begriffe fand, von London hieher abzureisen. Den ein paar Stunden lang Sonntag Nachmittags nach dem Gottesdienste in Kensington­ Gardens und den Parks stattfindenden Aufführungen der militärische Musikkorps gab ich m eine Zustmmung, weil ich glaubte, Diese Einrichtung werde den Bewohnern der Hauptstadt eine unschuldige geistige Erholung in Verbindung mit gesunder Be­­wegung und dem Einathmen frischer Luft verschaffen, und eine solche Erholung ichien mir in seinem Widerspruch mit den reinsten und wahrsten religiösen Em­­pfindungen zu stehen. Das mar meine Ansicht, und das­st sie auch noch; denn ich habe von Seiten derer, welche die Einrichtung verwerflich finden, noch seinen Grund vorbringen gehört, der mich in meiner Meinung hätte irre ma­­chen konnen. Allein ich ersehe aus dem Briefe Eurer Herrlichkeit und aus Vorstelungen, die von anderer Seite bei mir eingelaufen sind, daß eine große Anzahl Personen, deren Meinungen auf Achtung Ansprucg­­ haben, die Sache aus einem andern Gesichtepunkte betrachten und stark ausgesprochene Ansichten hegen, die von den meinigen sehr weit abweichen. Bei so berwandten Umstän­­den mußte ich mich natürlich fragen, ob der durch die Fortdauer jener musika­­lischen Aufführungen gewonnene­­ Bortheil hinlänglich grof­fet, um­ Das Uebel ‚auffzumiegen, das in der Verlegung der religiösen Urfühle eines großen Theiles des Gemeinwesens liegt. Die Antwort auf diese Frage konnte nicht anders als verneinend ausfallen. So werde daher aus Nachsicht auf die von Euer Gnas den in ihrem eigenen Namen und im Namen Anderer ausgetrübten Gefühle Schritte thun, damit das sonntägige Spielen der Musikbanden in Stenfingtons Sardens und in den Parks eingestellt werde. SH bin ac. Halmerston. Am Bord des am 7. b. M. aus Dalmatien in Triest eingelaufenen Joyddampfers „Roma“ befand sich der Adjutant des Fürsten v. Mo­n­­tenegero, welcher sich nach Paris begibt, um Ihre­­ T­ Majestäten zur Ge­­burt des FKatserlichen Prinzen zu beglückwünschen und dem Kaiser Waffen als Gefdent zu überbringen. Gleichzeitig traf der Gefreier des Fürsten, Herr Medatovich, mit einer Misftion nach St. Petersburg ein. Die schleswig-holsteinischen Angelegenheiten,vont­elchen außerhalb der Herzogthümer an offiziellen Stellen seit geraumer Zeit nichts gehört wurde,dürften bald am deutschen Betnde zuerrhandlung komme­n. Laumnburg klagt wegen der dänischen Veräußerung der Domänen den-Wider­­spruch mit dem Achtelgburger Vertrage Vorjahre 1529.In Holstein haben ebenfalls unrechtmäßige Domänenverkäufe stattgefunden.Dazu komm­t die wohlbekannte Beschwerde des einseitigen Erlasses der Gesammtverfassung. Der Bund wird sich,wie man hört­ in der nächsten Zeit mit diesen begrün­­deten Klagen zu beschäftigen haben. Aus dem Herzogthum Meiningen schreibt man i­n Folge des neuen Judengesetzes hat das Ministerium soeben alle­ Ver­­waltungsämter angewiesen,sofott Einleinung zu triffen,daß die Einver­­leibung stimmt sicher mit Untehanenrecht im Landetrohnendthudesn in den Gemeindeverb­and ihres Heimatortes mit möglichster Beschleunigung stattfinde;auch genau zu untersuchen,ob und wo Judengemeindevermö­­gen vorhemten ist,welches zu politisch­en Zwecken bestimmt trat«,und in diesem Falle dahin zuwirken,daß die Ueberweisung desselben an das Ges­meindevem­ögen des Ortes erfolgt. . Unser Wiener X-und Y-Korrespondenz haben,ohne gerade die vielbesprochene Tantieme-Ablösung Schränklider Staats­­eisenbahn-Gesellschaft zu befürworten,vom Anfangealt auch jene Momente hervorgehoben­,tiett z Gunsten dieses Beschlusses sprichenzgegenwärtig,be richtet die»Pr.«,ist eine unmittelbar von der Direktion und Bewaltung ausgehende Darstellung der Verhältnisse u­nd Abwehr gegen die mannigfachen Angriffe auf die Gebahrung und Tan­tieme-Ablösung in­ Vorbereitung, und daran, der Deffnntlichkeit übergeben zu werden. Aus Wien wird ung geschrieben : Der Generaldirektor der FE, französischen Eisenbahngesellschaft Here Maniel it, von Paris, hier eingetroffen.­­ Der Tt. 8. Rath Herr Nantzer hat vom h. Ministerium den Auftrag er­­halten, Ungarn zu bereiten, und seinen Erfahrungen betreffs des Anbaues und der­ Zubereitung ‚des Flaches durch persönliche Einmirtung ‚auf, die­ größes­ten Landwirthe Eingang und allgemeine ‚Verbreitung zu verschaffen, und auf einen­ vermehrteren Anbau Dieses, für die Industrie so wichtigen Bodenproduk­­tes hinzuwirken. “ Am Auftrage des. h. Landesministeriums wurden im 9. 3. im Zuge der Zumborer Reichestraße, Versuche mit dem Baue einer sogenannten­ Klinkerstraße gemacht, Diese Straßen nach holländiiger Art (Klinker), mittelst eigenthüme«

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