Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1857 (Jahrgang 4, nr. 99-123)

1857-05-04 / nr. 101

Die 1 . Redaktion is jt einzelne Bureau, Do Nummer en ú CH £ er D­rotheagaffe­l fortet 9 | Nr. 12 im 1 fr. EM. ersten Stof. Eh PAGA-Isc- Montag,4.Mai. Nro. 101. Vert, 1857. 4 Heute Morgens um 6 Uhr Fündigten Kanonenfalven den Moment an, in welchem Ihre F. E. Apostolischen Majestäten Die ungarische Grenze überschritten,­­ um die Bevölkerung der Landeshauptstadt heute Nachmittags mit Allerh­öchst Ihrer An­­kunft zu beglűben. Aus Wien wird uns von gestern geschrieben : Die Kaiserfahrt erregt auch hier Das liebhafteste Interesse. Nachmittag war der Prater besucht,. Alle Welt wollte die Majestäten vor der Abreise noch sehen. Gegen 7 Uhr sah man Tausende von Menschen nach dem Einschiffungsplabe wandern. Die Lebehoch­­rufe der Wiener begleiteten die Majestäten. Der heutige Abendzug wird Ihnen ein sehr zahlreiches Kontingent von Fremden bringen. Der Einzug Ihrer E. V. Majestäten in den beiden Sch­werterstäd­­ten wird in folgender Weise stattfinden : Sobald zu Dfen die telegraphische Nachricht einlangt, dag Ihre Ma­­jestäten auf Allerhöchstifrer Reise nach Ungarn, am 4. Mai 1857 die Grenze Dieses Königreiches überschritten haben, wird auf dem Ofner Schloffe die kaiserliche Sahne aufgezogen und Yebtere dann von dem schweren Geschüße falutirt. Längstens bis halb 4 Uhr versammeln sich am Landungsplake in Pest, nächt dem alten Theater der Kardinal Fürstprimas, dann" jene ff. Geh.­Räthe, Kammerer und Truchseffen, die auch jene geistlichen M Würdenträger und Herren vom Adel des Königreiches Ungarn, melche an dem Einzuge zu Wagen oder zu Pferde Theil nehmen werden, um die Allerhöchste Ankunft zu erwarten. Die Equipagen und Neitpferde der Obgenannten werden, nachdem die Herren abge­­stiegen sind, Dur­ die Feine Bruchgasse in die Theatergasse, auf den Theaterplas oder auf den Sosephsplas gemieten, wo sie gleich in jener Reihenfolge, die sie im Zuge einzunehmen haben, aufgestellt werden. Bei dem Herannahen der kaiserlichen Yacht werden von einem unterhalb der Margaretheninsel stationirten Kanonenbote die vorgeschriebenen Salven ab­­gefeuert, welche von den bei dem Pelzer Schiffsamte aufgestellten Kanonen und von dem Festungsgefchüse abgenommen und so lange fortgefeßt werden, bis ihre Majestäten landen. Zugleich mit den Salven beginnt Das Läuten der Kircht­urmglocken in Pet und Ofen und dauert dasselbe fort, bis zur Ankunft Ihrer Majestäten im Schloffe zu Ofen. Sowie das Schiff gegen den an­dungspfan kommt, begeben si die Durchlauchtigsten Herren Erzherzoge. Dann der Kardinal Fürstprimas an der Seite der ohberwähnten Dignitarien und des Adels auf die Landungsbrüche, wo Ihre z. T. Majestäten beim Aussteigen ehr= furchtssol­st empfangen und zu dem am Ufer errichteten Pavillon geleitet wer­­den, in welchem sich die zum Dienste berufenen Palastdamen bereits eingefun­­den haben. Hier nähert sich der Bürgermeister mit dem Gemeinderathe Der Stadt Pest, um Ihren E. f. Majestäten mit einer Anrede die Huldigung der Stadt darzubringen. In dem Augenblide, als Ihre F. ft. Majestäten an’s Land treten, febt sich der schon früher geordnete Borauszug in Bewegung; die zu Wagen am Zuge theilnehmenden Herren besteigen sogleich nach dem ersten Empfange mit möglichster Beschleunigung ihre aus der Theatergasse in der Neic­henfolge vorfahrenden Wagen, die Reiter aber ihre in dieser Wafse befind­­lichen Pferde. Die Ordnung des Zuges ist folgende: Eine Division F. ft. Kavallerie, eine Kompagnie E. f. Jäger, ein Bande­­rium der Jazpgier und Kumanier, zwei FE. Hofreitsnechte zu Pferde, die tf. Ef. Hoftrompeter und der Paufer zu Pferde, die E. E. Garde-Gensd’rarmerie zu Pferde, ein f. Tt. Hoffonrier zu Pferde, ein F. f. Kammerfourier zu Pferde,­­ der männliche Landes- Adel, die nicht zum F. F. Hofstaate gehörigen geistlichen M Würdenträger, der männliche f. E Hofstaat, 9. f. die Ef. Truchseffen, die E. Tf. Kämmerer, die geistlichen und weltlichen Tf. F. geheimen Näthe, der Kardinal Fürstprimas zu Wagen. An den Wagenschlägen geht deren Dienerschaft in Sala, — eine Deputation des Adels des Pest-Piliser-Komitates zu Pferde, der männliche Landesadel, der männliche tf. f. Hofstaat zu Pferde — Jeder von einem nebengehenden Diener in Sala begleitet. Ihre Faiserlichen und küniglichen Hoheiten die Durchlauchtigsten Herren Erzherzoge zu Pferde. Zur Seite, etwas rücmärts, reiten Höchst deren Oberst­­hofmeister oder Obersthofmeisters-Stellvertreter — von außen gehen die Diener in Sala. Der Bischof mit dem apostolischen Kreuze, im herkömmlichen Drnate, rechts reitend. Seine­ ft. Apostolische Maijestät zu Pferde Seine kaiserliche Hoheit der Herr Erzherzog General-Couserneur in Ungarn, die Garde-Hauptleute, Der Erste General-Adjutant und alle übrigen Adjutanten und Dordonnanz-Offiziere Sr. Majestätt reiten rüdmwärts, Ihre Majestät Me Kau­ferin im achtspannigen Prachtwagen. hódít Derselben gegenüber Die Obersthofmeisterin. Der Ohbersthofmeister Ihrer Majestät und der Tf. E. Kämmerer vom Dienste reiten (Ersterer rechts, Letterer Tinfs) etwas rüdwärts am Wagen. Sechs f. Tt. Evelf­aben zu Pferde folgen. An jedem Wagenschlage gehen drei Reiblafaren — der f. E. Stallübergeher vorwärts. Zu beiden Seiten des Prachtwagens leisten T. F. Trabanten-Leibgarden die Begleitung. Die T. f. Ar­­eteren-Leibgarde zu Pferde. Die Palastdamen vom Dienste und zwei Hofpannen Ihrer Majestät in federgännigen Hofwagen. An den Wagenschlägen gehen Ef. Leiblafaien und die Diener Der Damen in Gala, Eine Fahnen-Sompagnie Ef. Grenadiere, ine Dipiston f. f. Kavallerie. Der Zug nimmt den Weg durch die große Brurgaffe zur Maibnerstrage, biegt in dieser Zinfs in die Marokkanergasse, ein und geht hierauf über den neuen Markt und Josepheplag durch Die Bahngasse zur Kettenbrücke, dann über diefelde und endlich auf der neuen Lahrstraße in die Testung. Bei der am Maffertiere in Ofen errichteten Triumphpforte werden ihre f. ft. Majestäten von dem Bürgermeister, an der Spithe des Gemeinderathes von Ofen, mit einer ehrfurchtsvelfften Anrede empfangen. Hierauf geht der Zug an der Haupt­­wache syorüber, Iinfs über den Georgsplab auf den Schlofpfab, dann in das untere Schloßfarre, wo an der Hauptstiege abgestiegen wird. Die leeren Wagen des Borauszuges fahren durch das rücwärtige Thor, menden si Dann Zinfs über die Terrasse, nehmen hierauf den Weg dur) das Zeughaus und stellen sich bis zur Abfahrt auf dem Georgsplape auf. Die Reitpferde werden von den mitgehenden Dienern übernommen und durch Das rückwärtige Thor abgeführt, worauf sie sich rechts von demselben in dem Naume bis gegen Die Schloßwache aufstellen. Politische Nundichau, 4 Mai. Dr. Kern, der am 1. d. in Paris angelangt ist, brachte dahin die einst­immi­ge Annahme der Kon­­ferenzvorschläge von Seite des Bundesrathes. Zwei Mitglieder wollten die Vor­­schläge in empfehlendem Sinne der außerordentlich einzuberufenden Bundesver­­sammlung vorlegen, blieben aber in der Minderheit und simmten dann zum Arrangement. Die Ausstellungen der Regierung des Canton Neuenburg betra­­fen 1. den Ausbruch, in welchen die Republik Neuenburg erst von nun an (desormais) anerkannt werden will; 2. Die vorgeschriebene proportionelle Ver­­theilung der finanziellen Lasten bei Medernahme der dur­ die Septemberereig­­nisse erzeugten Kosten; 3. die Garantie der frommen Stiftungen. Auch Preußen erhebt nom gewisse Bedenken. Die an Gr. Habfeld in Paris gelangte Instruktion lautet nämlich dahin, daß Preußen eventualiter auf die Entschädigung einer Million gänzlich verzichten wolle, dafür aber erstens, anstatt die bloßen Novenuen Der 1848 eingezogenen Kirchengüter ihrer alten Bestimmung zu überlassen, eine Restituirung der Güter selbst für zmelsentsprechender hält; zweitens möchte es einer übereilten Berfaf­­fungsrevision Neuenburgs vorbeugen. Die der Faum beschmichtigten Aufre­­gung im Kanton nur neue Nahrung bieten würde. Sowohl den Bedenken Neuenburgs wie denen Preußens gegenüber Dürf­­ten indeß die Konferenzmächte auf ihren früheren Beschlüssen bestehen, Meber die am 30. April erfolgte Ankunft des Großfürsen Konstan­­tin in Paris liegen nun ausführliche Korrespondenzen vor. Dieselben berichten : Heute Nachmittags um 5 Uhr traf der Großfürst in Paris ein; um 51­ Uhr fuhr er in Begleitung des Prinzen Napoleon die Boulevards entlang. Beide waren in Uniform. Der Empfang, der dem Großfürsti­n Seitens der Pariser wurde, als er sie über die Boulevards nach den Tuilerieen begab, zwarg ein ganz unwohlwollender, wenn man unter Wohlwollen viele Neugierde, bedeckte Köpfe und vollständige Stille verstehen will. Nirgends hörte man Rufe, selbst nicht einen einzigen auf den General Totleben. Bon­s Begeisterung also nirgends eine Spur, wenn man nicht die von allen Bafe’s, Weinwirthen, Restaurants und Hoflieferanten ausgestellten ruffiigen und fran­­zösischen Fahnen für den Ausbruch des Enthusiasmus der Pariser nehmen will. Der Stoßfürst Konstantin ist ein fremder Prinz, ein Falter Empfang deshalb ganz natiür­­th, und ich konstatire hier nur meine Beobachtungen Über den Faiten Empfang, der Sr, Karf, Hoheit wurde, weil die halboffiziellen Blätter so viel von dem Enthusias­­mus in Toulon geschwagt haben und auch gezwungen sein werden, morgen von dem Itebreichen und begeisterten Empfange zu sprechen, der dem Bruder des nordischen Kai­­sers in Paris geworden sei. Um 594 langte er in den Tuilerien an. Der Grof- Kammerherr des Kaisers empfing den Prinzen am Eingange des Valats (unter der großen Schurmuhr) und geleite ihn die große Treppe hinauf, an deren Ende der Kaiser seinen Gast begrüßte und ihn dann zur Kaiserin führte, um ihn ihrer Majestät vorzustellen. Die telegraphisch bereits im Wesentlichen gemeldete Berwarnung, welche der „Moniteur” unter den Vermischten Nachrichten gegen die Neue „Le Korrespondant” bringt, bezieht er auf den Artikel „Ueber die Berufung wegen Miphrauchs” und trifft Herrn Ch. Dountol ald Gerant und Herrn 9. Moyn­­talembert als Unterzeichner des Artikels, Der „eine Aufforderung zur Mitachtung der Gesebe enthält und Zwiespalt zwischen Staat und Kirche zu freuen bezwect”. Der Unterrits-Minister soll sich dafür ausgesprochen haben, daß ein Prozeß gegen Montalembert anhängig gemacht werde. Mach dem „Pays“ sind Die Divanswahlen in der Walachei auf den 15. Juni verlegt worden. Aus Jaffy vom 25. April wird gemeldet : Aus Ver­­anlassung der Ankunft des sardinischen Kommissärs in der Hauptstadt der Moldau hat die unionistische Partei Demonstrationen und Manifestationen ver­­anstaltet, welche zu Tumulten und Ungeteilichkeiten führten. In­folge dessen hat der Fürst Kaimakam vorgestern (23.) nachstehenden Erlaf an das Departement des Innern ergehen lassen, welcher sodann durch­ öffentliche Anschläge verkündigt wurde : „Es ist zu meiner Kenntnis gekommen, daß gestern, 10, (22) 5. M., eine An­­zahl von Lndinivuen, Fahnen mit fremden Sarben tragen, sich öffentlich verschiedenen Manifestationen hingegeben und durch geieglich nicht erlaubte Mittel versucht haben, die friedlichen Einwohner zu Schritten fortzureißen, welche der öffentlichen Ordnung und der den Landesinstituten schuldigen Ehrsucht zuwider sind, überhaupt sich so fehnepe benahmen, daß alle Klaffen der inländischen Gesellschaft dadurch in lebhafte Unruhe verlegt wurden. Durchdrungen von meiner Pflicht, unabläßlig über die öffentliche Ruhe und die persönliche Sicherheit aller Einwohner zu wachen, richte ich die Auf­­merksamkeit des Departements auf diese durch Die Polizeigefege ansprü­clich verbotene Bewegung und empfehle vemselben die größte Wachsamkeit, namtt in dem Falle, daß sich solche in Zukunft wiederholen sollten, die Zumißerhandelnden verhaftet und nach der Strenge des Gefeges gegen sie verfahren werde. Es ist Pflicht jedes wahren Patrio­­ten, die Gefäße seines Landes, so­wie die Ruhe seiner Mitbürger zu achten und jede poli­­tische Aufweisung zu vermeiden, welche die Zukunft der Moldau Gefahren auslöst. Da nun Massendemonstrationen in den Straßen der Stadt, wie die gestrige, eine Störung der öffentlichen Ruhe sind und fr das Land übelverheißende Absichten befunden, so Tün­­nen solche von der Regierung nur als ungefegliche Handlungen angesehen werden, ob je nach der Schwere des Bergeheng­s die Anwendung der bestehenden Gefege erheirschen.“ Terner wird aus Paris berichtet. Bor einigen Tagen fand bei dem Di­­reftor des Komptoir D’Escompte, Herrn Biefla, eine V­ersammlung statt, welcher Odilon Barrot, Chambolle, Garnier-Pages, Mitglied der pro- pisorischen Regierung von 1848, Duclerc, Finanz-Minister der Republik , Emil Pereire und Andere anwohnten. Die Versammlung hatte einen finanziellen Zwg, die Politik bildete aber zurecht den Gegenstand des Gespräches, und Die Wahlfrage, die gegenwärtig alle politischen Parteien Frankreichs statt beschäf­­tigt, wurde in ziemlich lebhafter Weise besprochen. Barrost und Chambolle, beide liberale Orleanisten, sprachen sich für die Enthaltung bei den Wahlen, Carnier-Pages und Duclere aber für Die Theilnahme Daran aus, Herr Pereire, Aller- | x

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