Pester Lloyd - Abendblatt, Dezember 1857 (Jahrgang 4, nr. 275-298)

1857-12-04 / nr. 278

L: | Abendblatt des Peter d Lloyd. = Freitag, 4. Dezember. Nro, 278, Pest, 1857. Telegr. Depesche des „Pester Floyd. Wien, 4. Dezember. Die Thronrede, mit der gestern das englische Parlament eröffnet ward, beschäftigte sich Hauptsächlich mit der L­age Indiens und der finanziellen Situation :außerdem ward darin erklärt, daß, der europäische Friede gesichert scheine, und daß die Negie­­rung Fleine Modifikationen in der Art der W­olfsvertre­­tung beantragen werde In Hamburg sind Feine neuen Fallimente vorgenommen. — das Hamburg und Berlin laufen au heute die betrübend­­ber Garantie seine ganze Mirfsamkeit eingefü­llt habe. Die große Ausdehnung der eingetretenen Stodungen macht eine Stügung der warfenden Häuser ganz unmöglich. Als fonstatívie­ree Sallifsements werten der , B. u. H.­3." ge­meldet : €. 3. Laurent am Ende, 9. A. Schmidt, Echröter w. Eifer, §. €, Wedefind, Sieveling m. Komp., Chr. Matih. Echröter und Joh. Ant. Schröder. Ebenfalls aus­ Hamburg wird u. Somp, telegraphirt, ein neues Londoner Fallifsement : Hermann Cor auf 4 Monate vor der formellen Insolvenzerklärung in der That seht fest zweimal 24 Stunden dahin gekommen, daß hohen Grades von Besonnenheit zu verlieren. Die Gründung des Garantie-Disfontogereins, zu dem 12—14 Mil. ME. Bro, von hiesigen Kaufleuten gezeichnet, von denen aber erst 10 pCt. eingezahlt wor­­den sind, die Bewilligung von 15 Mil. Beo, für die Belehnung von Waaren and sicheren Wert­papieren durch zur Einlösung von Accepten vor der Beifallzeit die Distonierung von Wechseln bis zum Belauf. Die zahlreichen Anerbietungen hiesiger Firmen, Mill, Mi, Beo, die Silberzufuhr von verbchiedenen Plänen des deut­­schen Binnenlandes und von Amerika — Alles dies konnte den gigantischen Verpflichtungen gegenüber nur als dürftige Palliativmittel fi ausweisen. Das wird Jeder begreiflich geglaubt wird, finden, wenn, mie hier wirkfn behauptet und allgemein unter den Insolvenzen steht die eines bejahrten, im Umlauf sind, — Obenan hochgeachteten Senators, der, dem Bernehmen nach, bereit s eine Entlassung aus dem höchsten Regierungskolle­­gium nachgesucht hat. Auch wird der heute flattgehabte Selbstmord eines allge­­mein bekannten Chefs einer hiesigen Birma, dessen Bater auch einige Geld­wechsler sind nicht mehr im Stande, Administration verwaltet oder fallst erklärt Auch die Wechselmakler und die sonst von ihnen übernom­­menen Geschäftsvermittelungen zu erfüllen." Noch liegen zwei Depeschen aus Hamburg vom 2. b. und vor, Die eine datirt vom Nachmittag und lautet : „Eine Ansprache des Kommerziums an die Kaufm­annschaft empfiehlt eine­ mildere Auffassung des Artikels 29 der deut­­schen Medrelordnung. (Er handelt von den Fällen ‚ in: welchen betreffs eines neceptirten Wechseld Sicherheit gefordert werden kann. Der strikten Durchführung des Wortlauts des Gefebes sei hauptsächlich diese schwere Kalamität zuzuschreiben.­­ Sortwährend geht Silber in D. Red.­ die Bank, dauern die Zahlungssuspensionen der Hochgeachtetsten und faktisch sichersten Sirmen fort. Senat und Bürgerschaft sind noch versammelt zur Berathung eines­ dreimonat­­igen Moratoriums für suspendirte Zahlungen.” Die zweite datiert vom Abend und lautet : „Die Bürgerschaft hat die Senatsproposition, daß Suspensionen die Majorität der Kreditoren entscheide, bei Zahlungs­­das Geschäft unter werben soll angenommen. Die Börsenstimmung ruhiger. Silber fließt beständig in die Bank, lieber das Mo­­ratorium wird noch verhandelt.” Ein Hamburger Korrespondent ber , B. B.­3." Äußert sich gegen das Moratorium, er sagt: „Ich glaube, daß es in hohem Grade zu bedauern bliebe, wenn irgend­et­was in diesem Sinne beschlossen werden sollte, denn es läge einerseits darin ein unglüc­­keliger Präzedenzfall, der das Vertrauen zu unserem­ Plage an­ allen andern Orten ber deutend untergraben müßte , andererseits währden dann aber wahrscheinlich noch eine große Anzahl anderer Firmen gleichfalls ihre Zahlungen suspendiren, um auch ihrer­­seits von diesem Moratorium zu profitiren, und endlich künnte eine derartige Maßregel doch nur die Folge haben, mag sich Die B Verlegenheiten von hier aus fort nach anderen Plänen, wo ein gleicher Aufschub nicht bewilligt wird, ziehen, und daß schließlich die Krisis einen Kreislauf machen müßte, der am Ende zu­­ seinem Ausgangspunkt, nämlich­ wieder hierhei, mit seinen unheilvollen Wirkungen­­ zurü­ckührte. Ich füge nur noch wet kurze Bemerkungen Hinzu. Man gibt im Allgemeinen der Hoffnung Raum, mag im Falle eines wirtlichen Konkursverfahrens bei Teinem der in den legten Tagen zah­­lungsunfähig gewordenen Häuser weniger als 75 pCt. herauskommen werden , und zweitens hofft man, daß die Bemühungen des Herrn Schiff, der bekanntlich von hier aus in die Direktion der Österreichischen Kreditanstalt berufen wurde, noch manche Hilfe bringen werden, denn derselbe hat in Höchst liberaler Weise den Umtausch zahl­­reicher kurzer Diechsel gegen Yange bewilligt, und wird, wie es heißt, von der Kre­­ditanstalt in no ausgedehnterer Weise dazu ermächtigt werden." Von den preu­ßischen Plänen lauten die Nachrichten gleichfalls be­­trübend. In Berlin herrigste am 2. b. auf der Börse eine „Muthlosig­­felt­ und Berstimmun­g, die alle, Gespäftstreife, in einem so hohen Grade her herrschte, dag von Geschäften überhaupt kaum die Rede sein, konnte". Als neue Saliten­ erscheinen die Siemens Gebrüder Isenburg, M. I. Lederer, Kauf­mann und Mühlendorf. " Außerdem­­ bestätigt­ fs die Zahlungseinstelung des S Kommerzienraths KH. D. Jacoby ,und man meldete von neuen Firmen den Kauf­­mann Hermann Hirschfeld und sprach sehr vielfach von den Stadungen : in­ der Firma M. Benda Söhne. Dem Garantie-Kreditverein foloffen ich nur acht Personen mit je 10.000 Thle. an, man bezweifelt daher sein Zustandekommen. Laut dem amtlichen Börsenaushang hat die preu­­ßische Bank den Zinsruf wie folgt, erhöht: a) für Darlehen auf Gord und Silber in Münzen und Barren auf­ 7 PEt.z d) für Darlehen auf DVaaren aller Art auf 7%, PpEt.; ©) für Darlehen auf Effekten auf 8 pCt. Der Wendfeldisfonto bleibt unverändert 7 1/, pet. In Gdrlig (Pr. Schlesien) sind zwei bedeutende Fallimente nnteger brochen, nämlich das der Tollenwaarenfabrik ber Gebrüder Weber, welche flüßtig geworden sind, und das eines bedeutenden Modewaarenlagers von Methromsfy, jenes — wie man sagt — mit einer Pasfivmasse­ von 800,000 T$lrn., dieses von 90,000 Thlen. (Außerdem veröffentlicht der "t.­­Anz." einen Stehbrief der Göriiger Staatsanwaltschaft gegen den, betrüglichen Banferotts und verübter Wechselfälschung verdächtigen Kaufmann Hugo Frau­­fabt — Birma : Stauffadhtun­g Runf. Aus Breslau nennt man Stanislaus Landau, und Zobel u, Fränfel. In Stocholm haben am 30. 9. M. Sohnes u. Komp. , John Berger, Strömberg Sohn, H. I. Ment nebst einigen seineren dortigen Häusern ihre Zahlungen suspendeert. Die Bank von Frankreich hat befehloffen, auf Obligationen der Eisenbahngesellschaften wieder Botschüffe zu geben. Aus Wien liegt uns heute der rechte Monatsausweits der Nationalbank vor: Silbervorrath 97,807,908 fl., Banknotenumlauf 386,450,503 fl, efsomptirte Effekten 79,777,184 fl., Borshüffe auf Staas­­papiere in Wien 75,336,800 fl. und bei den Silinleihanstalten 11,481,900 fl., fundirte Staatsschuld 53,684,354 fl., Staatsgüterschuld 150,500,000 fl, Pfandbriefe in Umlauf 4,561,500 fl. Im vorigen Monate waren nach dem Ausweise vom 5. November: Silbersorrath 97,050,401 fl., der Bautiotenum­­lauf 396,606,328 fl., effomptirte Eeffetten 87,208,539 fl, Borschüffe auf Staatspapiere in Wien 77,091,100 fl. und Bei den Ziliarleihanstalten 11,331,900 fl., funkirte Staatsschuld 53,971,906 fl., die Staatsgüterschule 151,000,000 fl., Blandbriefe in Umlauf 3,604,600 fl... Im­ vorigen Jahre war am 4. Dezember der Gilbervorrath 85,154,898 fl., der Banknotenum­­lauf 379,879,300 fl, politische Rundschau, 4. Dezember. Die Ebbe auf diesem Gebiete, dauert fort, die einzige Nachricht, von Bedeutung, welche die heutige Pol uns bringt, (ft, Daß, wie der, Pr." telegraphirt wird, Lord Redeliffe seinen Posten in S Konstantinopel nicht verläßt. Die Dringlichkeit der am Bospo­­rus zu verhandelnden­ Fragen, mußte wohl alle Privatrücksichten des alten Lords, der zur Berlebung seiner ältesten Tochter nach London eilen wollte, in den Hin­­tergruund drängen. Die spanische Regierung hat sich geweigert, Herrn Larragan zu empfangen, bevor sie von Merito Genugthuung für ihre Beschwerden­ erlangt habe. Frankreich und England, welche die Vermittlerrolle übernommen­ haben, hatten d­iese Weigerung vorausgesehen und daher die merikanische Regierung zu bestimmen gesucht, nicht unbedingt auf der Aufnhhme Larragun’s in Madrid zu bestehen. Für den 1. b. wurde Die merikanische Post erwartet, man weiß aber nicht, ob sie die Lösung dieser Schwierigkeit bringen wird.­­ Sollte Dies nicht der Fall sein, so müßte man abermals 20 Tage abwarten, die diese­ Sache ins Klare käme. Der „Nord“ dementirt Die Nachricht von der Existenz eins Bürger­­krieges in Persien und erwähnt bei. der. Gelegenheit, daß neuerdings die feierliche Anerkennung des präsumtiven Thronerben In An­wesenheit . fommt­ Victer in­ Teheran residirenden fremden Gesandten stattgefunden­ habe. Mit der Nachricht von dem Ausbruche eines Bürgerkrieges fällt, wie der „Nord“ bes­merkt, auch die Behauptung zu Boden, daß Rußland eine bewaffnete Interven­­tion angeboten habe und daß dieselbe von dem Schah abgelehnt worden sei. Aus Paris wird der „Pr." berichtet : Der­ Chef­ des­ Geniemesens in Bincennes ist seines Postens­ entfernt, — offenbar veranlagt durch die daselbst stattgefundene Katastrophe, Turtimer Depeschen vom 1. und 2. b. melden : Der Minister des Auswärtigen hat eine­ Kommission unter dem Borfibe des Grafen Gelopis zur Erörterung einiger­­­iplomatisch- rechtlicherfiragen nieer­­gefecht. An die Stelle des J­usizministers Borella sol der neue Ge­­neralprokurator beim Appellationsgerite in Genua Pigliani treten. Graf Golaro della Margaritta wird dem Vernehmen nach den Abschluß eines Kon­kordates mit Rom in der Kammer zum Behufe der endlichen Ausglei­­chung der noch schwebenden Zerwürfnisse vorschlagen. Der Berlauf von Jour­­nalen in den Theatern­ ist hier­­ untersagt worden. Ueber den Mordanfall auf Sűrift Gagarin, Övusers neue von Mingreliien, dur den mingrelischen Fürsten Dadish-Kilian erfährt man Näheres. Derselbe warb zum Erstgenannten berufen und ihm ein strenger Verweis ertheilt. „Er griff darauf zum Pistol. Ein im Zimmer des Fürsten befindlicher Beamter, hin, stürzte sich auf Dabish-Kilian, der ihn mit einem Pistolenschuß tobt zu Boden strebte und hierauf mit seinem Yatagan über Gagarin verfiel, ihm drei gefährliche Wunden beibrachte und sich ent­­fernte. Die Schildwache, welche ihn aufhalten wollte, verwundete er ebenfalls. In seiner Wohnung angelangt, wo er verhaftet werden­ sollte, vertheidigte er sich mit zwei Dienern verzweifelt gegen die anbringenden Soldaten, verwundete mehrere und­ wurde endlich durch einen Bajonettstich eines Soldaten an die Mauer festgespießt, doch nicht töchtlich verwundet, Türft Gagarin lette noch bei Abgang der Post, lag aber hoffnungslos darnieder. Aus Mainz wird berichtet,waß nach Eröffnung des hohen Festung­gou­­vernements vom 30.November an die Fortsetzung her im letzten Frühjahr bt­­sonnen-uc­räumung der innerhalb der Hauptumwallung der Festung noch lagernden Pulvervorräthe nach den Außenwerken stattfindet,—ferner daß das Hilfstomite eine Bekanntmachung über die Norm seines Verfahrens bei Vertheilung und Verwendung der eingehenden milden Beiträge erlassen hat. Danach stellt ei das Komite zur Aufgabe : „die einkommenden Gaben nur an solche zu vertheilen, welche durch die Pulvererpfoffen gelitten Haben und fich­e­rten Nachrichten Disfontovers m­­it ein­ hohem Rufe fland, Warfung, der Arbeiter Deperchen aus Hamburg in mehreren­ großen Sabriten, Mittheilung zufolge sollen durch Herrn Karl Heine, bedarf, um die Bürgerschaft, für. 300 MIN, MI. Eco. Mediel berichten, theils nahe Ein Korrespondent der „N, 3." berichtet unterm feren Eindruck mal die theils sehon erfolgte, 1. daß d.: „Glaubwürdiger die in augenblicklicher Verlegenheit befindlichen Firmen Es gefchtigt werden, nicht ganz den Muth von Selten von /,—1I mit der sebigen Krisis in Verbindung gebracht, ob es eines in Preußen in Noch­tie­­bevorstehende Ent- doch

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