Pester Lloyd - Abendblatt, März 1858 (Jahrgang 5, nr. 48-72)

1858-03-22 / nr. 66

sn­nn Per, 1858. bendblatt dess-Yestcrozlxoyv.« Montag,22.März. Nr. 66. I­­eit, 22. März. Der Donaumwasser­­fand ist heute an unserem Pegel 3 ° 6 °, feit gestern aft er um 6 ° gefallen, Oberhalb der Brüche steht der Eisstoß noch je. Aus Preßburg ist gestern die telegraphische Meldung eingelaufen, Daß sich Dag Eis da­­selbst in Bewegung gefecht. Bei Nußdorf gerieth das Eis schon Samstag Mittag in Gang und rif einige Söde der Taborbrüde mit sich fort. Der von Wien nach Prag abgehende und von dort anfangende Zug er­­fuhr deshalb eine kurze Verzögerung, — 104, Uhr. Soeben zieht der gefürchtete Gast gefahrlos an unseren Ufern vorüber. Menschenmaffen strömen herbei, um theils von den Ufern theils von der Kettendrüse den Abgang des Eises zu sehen. Den Be­­wohnern der entfernteren Vorstädte zeigen Drei Si­g­­nalschüffe der auf der Fischerbaftei aufgestellten Ge­­schoße den gefahrlosen Abgang des Eises an. Ein schar­­fer Wind, der quer über den Strom flieift, bereitet den Zuschauern auf der Kettenblüse einen unbequemen Stand, der Strom selbst aber fließt ruhig dahin und die heran­­ziehenden Eisschollen werden von feinem Wellenschlag ge­­hoben, sie sind oft über tausend Quadratflaster groß, dog ihre Kraft ist Durch die Frühlingssonne und durch die Stöße, die sie auf ihrer mühseligen Wanderung er­bitzen, bedeutend geschwächt, und sie zerschellen sich leicht an dem Eishügel der den mittleren Pfeiler der Ketten­­brühe gleich einem fhäsenden Gürtel umgibt und der noch einige Tage lang nicht zerfließen dürfte, weil er unter dem Schatten des hochaufstrebenden Nierenpfeilers vor den auflösenden Strahlen der Sonne gefräst ist. Dasselbe ist mit dem NRandeife der Fall. Das von den hohen Dualmonden beschattet wird. Bei der geringen Wi­­derstandskraft, welche Den zahllosen den Stromspiegel be­rreitenden Schollen eigen ist, haben auch Die Flöße und Stehschiffe der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft gar nicht gelitten. « Politische Rundschau,22.Mär­z.Palmer­­stonsiel,weil erner nationalen Ehrezet wenig Rech­­nung getragen.Persigny soll ein gleiches Schicksal ereilen,und zwar­ wird darü­ber folgendes berichteh Der französische Gesandte hatte am 16.Jännnr dem Kaiser den Entwurf einer Note zugeschickt,welche die Würcfrankreichs gewahrt und England zugleich die Genugthuung gegeben hätte, auf die es als befreundete Macht Anspruch machen durfte. Statt aller Antwort auf dieses Affenftüd erhielt er die Note MalewstVs vom 20. Sinner, die er wegen ihrer Heftigkeits und Schwäche (violence et faiblesse) auf verdammte. Er wollte auch schon damals seine Entlassung geben,­­es sich aber end­­­ig doch bereden, zu bleiben.­­ Palmerston fiel, Derby sagte Anfangs die Vorlage der Beschmwörungsbill zu, nahm aber die Zusage bald wieder zurü­ck ; von da an war er gegen Eng­­land sehr erbittert, und billigte­ die beste, verfähnliche Note Balewert’s nicht. Auf einen Ball, den er jüngst gab, war auch­ sein einziger englischer Minister gekommen. Die Entlas­­sung mußte unter solchen Umständen so entschieden ausfallen, daß dieselbe angenommen worden­st. Die Nummer Der , Times", welche den überaus heftigen Artikel über Die Zustände in Paris unter Dent gegenwärtigen Polizeidrude enthielt , ist auf Befehl des Kaisers in Paris ausgegeben und in den Kaffeehäusern fast zeriefen worden. Die Zustä­nde, meint ein dortige Korrespondent, sind allerdings nichts weniger als zufrie­­denstellend , aber jene Schilderung mar so etwas zu stark aufgetragen. Der "Momitent" richtet folgende "Note gegen den "Times"-Artikel: „In ihrer Nummer vom 15. März behauptet die „Ti­­mes, daß die französische Woltzet in das Heiligthum des häus­­lichen Heerdes eindringe und Mißtrauen im Berfehte des Fa­­milienlebens verursache. Sie fügt hinzu, sie deife mit Bedauern an die Zeit zurü­ck, wo sie dem edlen Vertrauen des Kaisers, der eigenhbändigfe­inen Phaeton lentte, der jedoch jeit nicht mehr anders, als son Schwadronen umringt, ausfahre, ihre Bewunderung nicht versagen konnte. Solche Behauptungen braucht man nur aufzuführen, um­ sie sich selbst widerlegen zu lassen. Niemals war die französische Polizei so wenig inquisitorisch. Wenn sie ihren Eifer seit dem Mordan­­falle vom­ 14. Männer verdoppelte, so können sich allein Die, welche die Erfolglosigkeit desselben bedauern, Darü­ber beklagen. Was jedoch die Behauptung bezüglich des Kaisers betrifft, so weiß Ledermann, daß Se, Majestät in ihrer gewohnten Lebens­­weise nichts geändert hat, sondern nach wie vor jeden Tag ohne Eskorte ausgeht. Man muß sich füglic darüber wundern, wie die , Times", welcher so viele Mittel, gut unterrichtet zu sein,­­ zu Gebote stehen, das englische Publikum mit so gänzlich aus der Kuft gegriffenen Mittheilungen unterhalten kann.‘ « Auf eine etwas eigenthümliche Weise tritt der halb­­offizielle­,Heksald««der,,T1'mec3«-Darstellung entgegen;nicht in Frankreich,sagt er,sondern in der Schweiz,in Pie­­­mont und in Belgien habe das Spionirsystem seinen­ Hö­hepunkt erreicht,und führt als Beweis folgenden Fall an­« Ein französischer Kaufmann, der in großen Geschäfte­­verbindungen mit Belgien steht, befand sich vor Kurzem in Brüssel. Kaum eine Mode dort, wird er zu seiner Weber­­raschung vor den Procureur du Roi geladen. Er stellt­­ sich ohne Zeitverlust. Der Beamte, der jeden Schritt und Tritt, den der Fremde fett seiner Ankunft gethan , , zu rennen fehren, fragt was ihn nach Brü­ffel geführt, und macht ihm bemerklich, daß sein Pah in Paris unmittelbar nach dem Attentat vom­ 14. Sänner sieb­t worden sei. Der Nartfer erklärt sich um­­ständlich und dem Anschein nach zur Zufriedenheit des Beam­­ten ficher seine Reifegwede. Darauf heißt es : „Monsieur, Sie waren im Cafe Suisse, und haben sich Dort mit jemand eine volle Stunde eingeschlossen.” Der Franzose ermiedert, er sei zum ersten Mal in seinem Leben in jenem Kaffeehaufe gewe­­sen, er sei von einem ausgezeichneten Advokaten, den er rennt, dahin bestellt und ersucht worden ein Privatzimmer zu verlan­­gen, um ihr Geschäft zu besprechen. Der Procureur sagt dar­­auf : „Nie es scheint pflegen Sie, Politif zu sprechen, wenn Sie aus dem Theater kommen.” Auch darüber gab der ver­­hörte genügende Auskunft. Er hatte Abends mit einem Freunde das Naudeville besucht und beim Herausgehen eine Phrase wie­derholt, die in dem Stük vorgekommen ser. . „Mein Gott!" ruft der Procureur, „er legt nicht das Mindeste gegen Sie vor, Monsieur, und Sie, künnen sich entfernen; aber erlauben Sie mir die Bemerkung als Privatmann , dag Ihre Lands­­leute mir eine sehredliche Tat und Plage sind. Es scheint in diesem Augenblik gar keine andern Glanzofen in Belaten zu geben als Versc­hwörer und Polizeispione ; und obgleich Sie zu feiner dieser Kategorien gehören, scheinen die Angeber sich in Bezug auf Sie gewaltig geirrt zu haben. Geben Sie, aber bitte , seien Sie fünfzig in Ihren Reden sehr vorsichtig.” Der­ französische „Monitene” flutscht die Anforde­rungen der heimischen Regierung an die fremden in An­­gelegenheit der Flüchtlinge folgendermaßen zu motiviren : „Auswärtige Blätter schienen sich zu verwundert, das Frankreich an die Kontinental- und Nachbarstaaten die Forde­­rung gestellt habe, von seiner Grenze die gefährlichen Flücht­­linge zu entfernen. Frankreich hat hiermit nichts als ein Necht internationaler Gegenfertigfett in Anspruch genommen. Niemand hat sich darü­ber verwundert, Daß Die Schweiz im Verwichenen an STETTEN TERN

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