Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1859 (Jahrgang 6, nr. 100-123)

1859-05-04 / nr. 101

Mittwoch), A. Mat. Mr. 101. Peft, 1859. Abendblatt des Pester Lloyd. Telegraph. Depejdhen d. „Peiter Vopo". Napoleon hat an das franzd­­ fische Bolt ein Kriegsmanifest v)­erlassen, in wel­­chem er sagt : „In dem Oesterreich seiner Armee Befehl ertheilt hat in Sardinien einzuladen,, den Krieg, verlebt die Verträge, die Gerechtigkeit, und bedroht unsere Grenzen. Ale Grog mächte diesen Angriff protestirt. Oesterreich hat die Dinge ab­­sichtlich auf das Äeußerste getrieben, zum Fuße der Alpen herrfdjen , ich aber ift fo Daß Energie oder Stalien bis zum adriatischen Meere frei werden muß. Bis rebt war Mäßigung die Nichtsehler meines Verhaltens, Nun die Stanfreich bewaffne sich, und sage Europa : ich will feine Eroberung, aber werde meine nationale der Bedingung jedoch , daß man sie auch gegen mich beobachtet­e; ich respektire Das Gebiet neutraler Mächte, aber ich benenne nicht laut meine Sympathien für Italien. Der Zweck des Krieges ist, Italien selbst wie­­der zu über ihm drängen ; dann werden einen des sich neuen Herrn Nachbarn Haben, das uns seine Unabhängigkeit verbannt. Wir gehen nicht nach Italien, um Unordnung zu stif­­ten, oder die Gemalt des Papstes zu erschüttern. Wir gehen dahin, um den Heiligen Vater dem fremden Ein­­flusse zu entreißen. Bald werde ich mich an Die Spike des Heeres stel­­len. Ich raffe die Kaiserin und meinen Sohn unter dem Schuhe und der Erfahrung Yeßten Bruders Napo­­fie der Armee, dem Patriotismus des ganzen Bolfes an. Muth und Eintracht! Frankreich wird der Welt zei­­tlaß es nicht entartet if. Die Vorsehung wird un­­sere Anstrengungen segnen, denn die Sache, die wir ver­­theidigen, beruht auf Gerechtigkeit und Menschlichkeit, Die heilig sind vor den Augen Gottes.” geht Die „Wiener Ztg." veröffent­­licht eine Note Walewszi’s an Banneville vom 29. April und eine Note Banneville’s an den Grafen Buol vom 2. Mai, wodurch der diplomatische Verkehr Frankreichs mit Oesterreich abgebrochen wird, abgesehen hat, um sie zu selbstsüchtigen Zweden auszubeuten.­­ Auf Allerhöchste Anordnung Geiner Majestät des Kaisers haben für die Dauer der höchsten Abwesenheit Sr. kaiserlichen Hoheit des Durchlauchtigsten Herrn Erzher= 309 Generalgouverneur­s, Seine Exzellenz der zum Stellvertreter Allerhöchst bestimmte Feldmarschalllieu­­tenant Graf von Haller, sowohl in militärischer Bezie­­hung als rücsichtlich Des Gouvernements die oberste Lei­­tung im Königreiche Ungarn übernommen. ©e. fail. Hoheit der Durchauchtigste Herr Erzher­ 399 G­eneralgouverneur sind vorgestern Nachts, Ihre kaiserliche Hoheit die Durchlauchtigste Frau Erzher­­zogin Hildegarde mit den beiden Erzherzoginen T­herese und Mathilde aber gestern Früh nach Wien abgereif. Die Frau Erzherzogin und die Durch­­lauchtigsten Töchter beziehen nächster Tage in der Weil­­burg bei Baden den gewöhnlichen Sommeraufenthalt. Heute früh hat er eine Deputation von sechs Mitglie­­dern aus dem Pester Gemeinderathe unter Führung des Bürgermeisters nach Wien begeben, um Gr. Majestät Die verschlossene Adresse ehrfurchtsvoll zu ü­berreichen. R Wien, 3. Mai. Man spricht fest an von einem Beitrage zwisgen Stanfreid und Spanien Der französische Geschäftsträger, Herr v. Bannerville, ist ge­­stern Abends von hier abgereist, nachdem Graf Buol Tags vorher auf das Entschiedenste erklärt hat, bag­te. Meajestät der Kaiser die Bedingungen, unter denen Frankreich den eng­­lischen Vermittlungssorschlag annehmen zu wollen erklärt hat, nicht acceptiren könne. — Der 99 ap ít war wirklich entschlos­­sen, nach Gaeta abzureisen und hatte er diesen seinen Ent­­schluß auch bereits dem General Goyon mitgetheilt, dessen Vor­­stellungen es jedoch gelang, Se­ Heiligkeit zu bestimmen,, in­­ Rom zu bleiben.­­in den Legationen ist die Autorität der Regierung suspendirt, in der Romagna herrscht vollständige Anarchie. In Bivita Beccita werden französische Truppen er­­wartet, welche bestimmt sind, die aus Rom abmarschirten Re­gimenter zu erregen. Politische Rundschau, 4. Mai. Der heutige „Moniteur“ wird die Kriegserklärung Grant­reichs an Oesterreich bringen; der diplomatische Verkehr wurde bereits früher abgebrochen, nachdem, wie wir Durch Privattelegramme erfahren, Die beiderseitigen Gesandten ihre Posten schon vorgestern verließen. Gleichzeitig bebrei­­tet Die revolutionäre Bewegung rasch vorwärts; gleichwie in Florenz haben al in Parma die Offiziere am verfroffenen Sonntag im Namen der herzoglichen Armee die Vereinigung mit der piemontesn­­­en Armee verlangt; die Herzogin ernannte hierauf einen Regentschaftsrath, der aus den Ministern zusammen­­gelebt ist, und verließ Parma; ihr folgten am 3. aug die Prinzen. Gestern Mittag 2 Uhr traten der Senat und gesebgebende Körper zu einer Sikung zusammen, um eine Botschaft der Regierung zu vernehmen. Wie von der „Wien. Ztg.” berichtet wird, wurde die Leitung der Regierung von vier Personen, darunter der Professor der Rechte Rio f und die Advokaten Ar­­bis unter leon’s gen. Paris, 4. Mat. I. Sch vertraue Schwäche aufrechtihalten , österreichische geben, der Nationalgarde und Der vorläufig nach Brüssel. Wien, 4. Mai. Ich wir beobachte Gesandte erklärt es und Haben gegen es entweder die Verträge, Hübner Baron erste Pflicht, auf zu­­Politif ohne ein befreundetes Bolt zu melonghi und Maini übernommen. Ein pie­­montesischer Kommissär wurde zur Entge­­gennahme der Huldigung Uhr Abends erwartet. Sonntag Frau Herzogin Negentin bereits mit ihrem Hofstaat „Moniteur“, der die von Pariser dieser Sonntagsdemonstration beg­riptet, fügt dann bezeichnend hinzu : „es sei diesen Mor­­gen die Ordnung nicht gestört worden.“ Meber gemelde­­te Demonstrationen in Rom „Journ. des Deb." ein ausführlicher Bericht vor ; man schreibt dem französischen Blatte aus Rom vom 26. 5. : Obgleich­ der heilige Bater sehr niedergeschlagen war, so erfüllte er dennoch alle Zeremonien der heiligen Woche, und am Ostertage ertheilte das übliche Offi­­cum in der Basiltta des Vatifang abgehalten hatte, ven feier­­nden Segen. Nachdem sich Maffen verlaufen hatten, ereignete si ein Vorfall, der übrigens Niemanden mehr über­­raspen konnte. Enthusiastische Rufe : „Es lebe Frankreich, es lebe der König Victor Emanuel, es lebe Italien , es Lebe der Kaiser , brachen in dem Augenblicke aus, wo der Wagen des französischen Gesandten vorüberfuhr, derselben Stärke fortgefegt, als General Goyon, der die Ok­­Zupationsdivision­en Chef Kommandirt, und General Noue mit ihren Offizieren anlangten, von welchen die Vivats ausgebracht wurden, waren aus den dur Erziehung und soziale Stellung ausgezeichnetsten Ele­­menten der römischen Gesellschaft zusammengefegt, sie beobach­­teten das tiefste Stillsschweigen, als der Wagen des österrei­­cischen Gesandten mitten durch dieselben fuhr. Man mußte auch sogleich, das diese Manifestation der­binier, da sie, zur Zeit benachrichtiget , ihre V­orsichtsmaßregeln ergriffen hatten, einige andere jedoch wurden festgenommen. Der Gesandte Frankreichs und Se­ Eminenz Zeit, und der sie entschlossen sei, 26. der v­­er, nachdem M. die Die er liegt und im die Rufe wurden mit zahlreichen Gruppen, und organisirte eine andere Manifestation, päpstlichen Regie­­rung wenig angenehm m war,... und am Abend wurden, wie man glaubt, mehrere Verhaftungen vorgenommen. Die Cara­­erschienen in der Nagt bt mehreren Personen, unter Andern bei Gilvestrelli, Mastricola, Titoni, Pincentini, Ferri u. s. w., junge Leute, welche der reichsten Bürgerktafse ange­­hören. Doc konnte Niemand von ihnen arretirt werden, glaubte Intervention zu mit.­­Staatssekretär antwortete, das die päpstliche Regierung sich vernünftigerweise durch die enthusia­­stischen Rufe, welche zu Ehren Frankreichs und seines Staats­­oberhauptes ausgebrac­ht wurden, nicht beleidigt fühlen konnte, aber da die strengste Neutralität zwischen den streitenden Th­eilen aufrecht zu erhalten, so wollte sie diese Rufe auf einem öffentlichen Plage nicht dulden. Die italie­­nische Partei hielt sich trotdem nicht für geschlagen ; sie wollte es zu verstehen geben, daß sie nicht einmal eingeschü­chtert um auf die Ver­­haftungen, die vorgenommen wurden und noch fortgefegt wer­­den, zu antworten. ALs gestern Abends das Feuerwerk auf dem „DBolfsplage” abgebrannt wurde, stellten sich mehrere tausend Personen in größten Ordnung auf dem Korfo erles die Wohnung des Ge­­­ nvive la France, vive l’empereur, vive warteten fie Tange vorgenommenen Verhaftungen Goyon Rufe l’Italie !” energisch ausgebracht. Die wurden s­chließlich dur Verwendung des französischen Gesandten und gängig gemacht. Unterm Proklamation: „Friedliche,, fattgefunden, So dulden, Fahne und welches jedoch öffentliche groß auch unsere Sede Motiv die öffentliche Aufrechthaltung Manifestation, sie auch trägt, der haben Sympathie für die Ge­­fühle sein mag, die sie ansprüchten, dürfen wir ihre Erneue­­rung Ordnung welche ist ein Angriff auf die Öffentliche Dronung, und es entstehen daraus immer un­­liebsame Maßnahmen. Das Gefeht untersagt alle Zusammen­­ortungen und befiehlt, daß sie mit Gewalt zerstreut werden. Ich bin hier auf Befehl unseres Kaisers, um den verehrungs­­würdigen und verehrten heil. Vater zu unterfragen, indem wir seiner Regierung erleich­­tern ; ich muß als Kommandant der ü­ffentlichen Gewalt das Beleg beobachten machen. Diese Pflicht, so peinlich fen, nicht traf Die in Mantua ein. — Der endlich erschien, wurden die bereits vurch den Telegraphen in den an das Palais Naspoli, nerals­en Chef, stoßenden Gaffen auf, dort als der General um 81­, folgende Manifestationen fie fet auch *) Wir brauchen zur Charakteristis dieses Kriegemanifestes wohl nur auf die Thatsache hinzumwerfen, daß die Phrasen, aus denen Kasfelbe zusammengefest ist, schon längst auf ihren wahren Werth zurückgeführt worden sind und genü­gende Wi­derlegung ge­­funden haben. Es zeigt auch dieses Aktenstü­ck nur zu deutlich, daß die französische Politik mit der Revolution Hand in Hand ge­riet, und es auf die Entfesselung der revolutionären Elemente in ganz Europa

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