Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1859 (Jahrgang 6, nr. 100-123)
1859-05-16 / nr. 111
Montag, 16. Mai, Nr. 111. Pest, 1859. Abendblatt as Pester Lloyd. Telegraph. Depeschend. „Wester Lloyd“. Paris, 15. Mai. Ein heute angelangtes Bulletin meldet : 25.000 Franzosen und Piemontesen werden Toskana begeben; eine Abtheilung ist bereits in Dija, um eine Sontrerevolution zu vereiteln. Berlin, 15. Mai. Man glaubt Hier mit Berlimmtheit, Daß die Einberufung des ersten Landmehraufgebots bald erfolgt. Turin, 14. Mai, Abends. Heute unternahmen die Piemontesen in größeren Massen eine zweite, jedoch erfolglose Rekognoszerung bis unter die Mauern Bercels. Der Rückzug des auf der Straße gegen Piacenza vorgeschobenen piemontesisch-französischen Korps aus Bobbio bestätigt sich : die Desterreicher haben den Ort befest. Politische Rundschau, 16. Mai. Die Armeen der Desterreicher und der Allierten, heißt es in einem Pariser Telegramm, nähern sich, ein Zusammenstoß steht nächstens bevor ; während des Aufenthalts Napoleon’s in Genua am 12. 9. wurde die Stadt und der Hafen iluminirt, des Abends besuchte Der Kaiser in Begleitung des Prinzen Napoleon und des Prinzen Carignan das Theater, wo sie enthusiastisch empfangen wurden; gegenwärtig sind der Kaiser und der König im Hauptquartier zu Alessandria, Pariser Berichte vom 12. d. melden: Die französischen Agenten der nördlichen Staaten Europa’s werden nacheinander in Paris eintreffen, um vom Grafen Walenmstt mündliche Institutionen betreffend die gegenwärtigen Verhältnisse zu erhalten. An die Kommandanten der verschiedenen Schiffsstationen wurde die Ordre er Laffen, die westerretchtrege Fregatte „Nossara“ zu respektiren. Die Bestimmung der französischen Flotte mit ihren Kanonenboten ist noch unbekannt; vielleicht sol sie 4108 Triest biokken oder einen Angriff auf Venedig, oder einen Hafen auf der Ostküste der Adria unternehmen. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß ein Direkter Kriegsaft gegen einen auf den trejem Bundesgebiet liegenden Ort vor der Hand vermieden werden wird. Es ist unumstößliche Thatsadie, daß das ausgeschriebene Ansehen schon in den ersten Tagen reichlich gedecht war, und daß Die größeren Substriptionen um wenigstens die Hälfte reduzirt werden müsen. — Mach dem „Konstitutionnel“ If die Schrift Whout’s „La question romaine” mit Beschlag belegt und den Gerichten zur Einsetzung des Strafverfahrens übergeben worden. Das für den Scalier während des italienischen Feldzuges bestimmte Zelt ist am S.nach Genua abgesandt worden. Es ist aus blau- und unweißgestreifter Leinwand angefertigt und gefüttert. Seine Höhe beträgt ungefähr 5 Meter (15 Fuß). Das Innere des Zeltes ist in drei Gemächer , Salon, Schlafund Toilettenzimmer, getheilt. Jede Abtheilung hat ihren eigenen Eingang. Ein Feldbett, mehrere Feldstühle bilden das Mobiliar. Dasselbe stammt zum Tihetl aus dem ersten Kaiserreiche. Das Bett und viele Toilettengegenstände gehörten Napoleon I. an. Bemerkenswerth ist Dieses Zelt durch die Feinheit seiner Arbeit, Es kann mit größter Schwelle auf- und abgeschlagen werden, und sein Gewicht ist sehr gering. Es wurde zur Zeit des Krimmeirieges angefertigt, den bekanntlich Louis Napoleon zuerst mitmachen wollte. Den Berichten aus Italien entnehmen wir : Mehrere fardinissche Offfiziere sind mit fardinischen Truppen am Bord des S Kriegsdampfers „Vittorio Emanuele” in Liporno eingetroffen, der fardinische Kommisär in Florenz hat eine Konsulta eingesebt, die sich einmal monatlich, versammeln und Gutachten abgeben sol — ön Modena wurde eine strenge Verordnung gegen die Bere breitung falscher und beunruhigender Gerüchte erlassen. Die „Sazetta piemontese” bestätigt den Kriegszustand mit Modena, Azeglioff nag Turin zurücgekehrt. Ein Turiner Bericht der „Tiimes" meldet : ich Höre verläßt sich, daß die Verbündeten fest 170.000 Mann bereit haben, um ins Feld zu rüden. Hier heißt es mit Nachdruch, daß ein französisches Armeekorps über den Simplon heransieht. So viel scheint ausgemacht, daß die Strafe von französischen Agenten inspizirt und gangbar befunden worden ist. Aber was in einem solchen Falle aus der schweizerischen Neutralität werden sol, ist nicht gesagt. Den „Daily News" berichtet ein Korrespondent , der Alessandrita besucht hat . Den Weisungen eines mir befreundeten Offiziers folgend ritt ich von dort bis nach Barenza, einem hügeligen Fled, wo die Reserse unter General Castelborgo steht. Diese Reserve, die vermittelst eines leichten Marsches den Sardiniern und Tranzosen Unterflagung zusichern kann , besteht aus den Brigaden von Savoyen und 2 Regimentern Cranatteri Guardie, General Cialdini’s Diytron, die aus den Savona- und Reginabrigaden besteht, außerdem aus 3000 Cacciatori del’ Alpi unter Garbaldi’s Befehl, steht auf der von Casale nach Fraffinetto sicherfriedenden Linie. Die Vertheidigung der in diese inte fallenden Positionen wurde dem Italienischen Ouerillern anvertraut. Die Rettung Meffandria , deren gewöhnlicher Kommandant der alte General Gianatti ist, wird gegenwärtig durch General Hanti offupirt, dem das Kommando der Brigaden von Piemont und Aosta anvertraut wurde. General Eudilart, ein modenesischer Offizier, bewacht mit den zwei Brigaden von Casale und Piemont den hügeligen Boden von Nost, um den Feind im Auge zu behalten. Wenn er von Tortona aus die Straße zwischen Genua und Alessandria ber drohen solte. Durando steht mit den Brigaden von Cuneo und Acgut in Casale. Was die Franzosen betrifft, Folgendes : Auf ihrer äußersten Linken ist General Niel mit seinem Armeekorps auf der Dora-Baltenlinie postirt, und dect Turin. Marschall Baraguay d’Hilliers? Divisionen dehnen sich von Arquata bis Novi aus, während Canrobert, je nach Umständen, von Alessandria aus rechts oder hinte vorrücen kann. General Mac Mahon, der vor 4 Tagen bei Caffina Doria stand, ist mit seiner Division zur Verstärkung nach Balenza gefettelt worden. Wir erwähnten Die Erklärung des „Herald“, daß England durchaus kein Einverständniß im Hinblic auf die Eventualitäten Des Krieges mit Preußen habe. „Ein Whig von 1797", dessen Zufiritt an "Daily News" jene Erklärung veranlaßt hat, erwiedert feht : Lord Malmesburyg machte im Sänner dem Berliner Hofe Eröffnungen, und man kam zu einer Verständigung, und da dies durch Rußland der französischen Regierung enthüllt wurde, so verlor England das Vertrauen Tranfreihg und Die Macht durch Verhandlungen etwas zu wügen und den Krieg abzuwenden, wie Lord Malmesbury vermocht haben würde, hätte er damals eine freimüthige und mehrheitsliebende Po- Hit in Bezug auf Italien gegen Frankreich befolgt. Lord Malmesbury entgegnet dest, daß England sein Einverständis mit Preußen „bezüglich der Kriegsedentrilitäten” gehabt hat. Dies mag vollkommen wahr sein, denn im Sänner war noch sein Krieg ausgebrochen. Niemand beschuldigt Lord Malmesbury, daß er mit Bezug auf den Krieg selber etwas abgemacht habe. Was man ihm vorwirft, tut, Daß er die Kooperation Frankreichs sermied, bar