Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1859 (Jahrgang 6, nr. 141-164)

1859-07-22 / nr. 157

Sänelpreffendrud son Emil Müller, Dorotfeagaffe Nr, 12, — Berlag ber BDefter Llopdgefelligaft, so daß der Mona­ch auf den Balkon hinausthat,umber·lund die Disziplin.Nichte-Te Neuling tomme ich zutkuch, Menge zu danken.Viktor Emanuel fuhr bei seinem Einzuge im offenen Wagen,aber im scharfen Trab vertrug Feldunis form mit einer Kappe,seine Begleitung bestand aus einigen Generalstabsoffizieren und etwa hundert französischen Offizieren. Uebrigens bat die­ Nachricht von dekatedensschluss einer Bewohner unserer Stadt,dar­unter einen Benettaner,in Wahnsinn gestürzt,ohne der Männer und Weiber zu gedenk­­en, die wie Kinder meinten. Ein Turiner Korrespondent der „A. A. 3." Tchreibt unterm 13. : Man sniicht ob der verächtlichen Behandlung, welche Napoleon Piemont zukommen läßt, man sieht erst fest zu spät ein, daß das kleine Ländchen der Spielball der großen geworden. Aller Orten und Enden hört man fragen , Sie flimmt denn dieser Friede zu dem Programm des Kai­­sers : „L’Italia sia libera fin? all Adriatico" — einem Wahlsprug der im Dom von Mailand in ehernen Tafeln eingegraben für die Nachwelt aufbewahrt wird . Die edle Benezia, ruft man hier, for Mailand nachstehen ? Ich hörte mehrere jener finstiern „Gestalten“, welche seit dem Anfang dieses Jahrs bie und da sich zeigen, die für Italiener be­deutungsvolle Drohung gegen Louis Napoleon ausstoßen. Der Krieg auf Tod und Leben zwischen ihm und den Reso­­lutionären beginnt von neuem mit dem legten Teberstrich, Der den­ Srieben von Villafranca unterzeichnete. Ein anderer Korrespondent schreibt vom 14. : Die Physiognomie der Stadt war gestern wie durch einen Zauber­­flug verändert, und wer von der großen Kunde noch keine Nachricht hatte, mußte unm willkürlich glauben, es habe sich eine jener Katastrophen ereignet, wie sie Dann und wann, durch Naturereignisse herbeigeführt, Städte und Länder heimzusuchen pflegen. Man hörte nichts als Ausrufe des Unglaubens, des Staunens , der Entrüstung,, des Zorn, ja der Schmähung, gegen eine Person gerichtet, die noch vor wenigen Tagen als Retter und Begrücder Italiens in allen Ionarten besungen worden war. Einige der Leidenschaftsh­gsten gingen so, weit in die Kunsthandlungen zu dringen, und die­ Befiger berselben zur Wegnahme der Bilder des­ Kaisers der Tranzofen zu nöthigen. Wie diese allmälig verschwanden,, tauchten hinge­­gen die Porträts Orsini’s auf. Die Blätter, eingedent des Gefeges vom 25. April b. 3. , grollen in unverständb­chen halblauten Tönen, und ihre Unzufriedenheit macht sich in Aus­­rufungszeichen Luft. Die meisten beschränken sich darauf die Aufrufe, Proklamationen und Tagesbefehle des Kaisers Na­­poleon nachzudruden, und dabei auf den Unterfohten anzuspie­­len, der z­wischen den dort niedergelegten Versprechungen und den bis fest bekannten­­ Friedensbedingungen herrschte. Die „Italin“ glaubte die Giftigkeit des oben angeführten Ge­­feges mit dem Sriedensabschluß erloschen, da es als pronnfo­­sisches und nur für die Dauer des Kriegs erlassen wars; allein die von dem Fiskus angeordnete Beschlagnahme belehrte sie eines Betlern. Am 11. hat D’Azeglio u Bologna folgende Proklamation erlafen, die natürlich Durch den­­ Verlauf der Begebenheiten längst überholt worden ist : Bölker der Romagna! Kaum hatte der Sieg Eu von der österreichischen Ossupation befreit, als ihr, stets zu Kämpfen und Opfern bereit, seinen Augenbild zögert er, Ita­­lien die Mitwirkung Eurer Arme darzubieten. Der König Viktor Emanuel, der eben fest an der Celite unseres großen Alliirten, des Kaisers der Tranzosen, die­legten Schlachten der Unabhängigkeit Schlägt, hat Euren Ruf vernommen und mich als feinen Kommissär in Eure Mitte gesandt. Ich komme nicht, um politische oder Souveränetätsfragen, Die heute un­­geizig sind, zu entscheiden. Ich komme, um in diesen Gegen­­den den weisen Rath des Kaisers Napoleon, der nicht zu oft gepriesen und wiederholt werden kann , in’s Werk zu fegen : „Seid heute Soldaten, um morgen die freien Bürger eines gro­­ßen Staates zu sein.” Die Nationen regeneriren sich nicht in Luft und Freude, sondern in Mühe und Gefahren, Gott hat gewollt, daß Unabhängigkeit und Freiheit , diese höchsten Güter, dem Menschen die höchsten Opfer Tosten. So will ich Eu denn nicht zur Ruhe und zum Frieden, sondern zum Kriege und zu Leiden, nicht zu Genüsfen und Welten, sondern zu Opfern und Entbehrungen einladen. Nicht die volle un­­beschränkte Freiheit bringe ich Eu, sondern die Ordnung Seit lange fchon beweine ich Eure Reichen , bewundere i­ Die Beftigkeit, mit der Ihr sie ertragt, die Standhaftigkeit, mit der Ihr in Euren Herzen den Gtauben an die Zukunft der la­­teinischen Race lebendig erhaltet. Ich weiß wohl, es find niit Schmeicheleien, die Ihr gern hört, sondern eine offene und freie Sprache, so rede ich denn männlich zu Eur , Wenn Spr zu gehorchen versteht, werdet Ihr­ auch zu Tempfen und zu siegen wissen. Entspricht Eure Disziplin Eurem Muth, so werdet Ihr zu den ersten Soldaten der Welt gehören , da Ordnung und Disziplin Fünnen da nicht Wurzel faffen, wo Fwietradht weilt. Diese Ziwietracht habt Ihr fon ausgerottet : Feine Spur davon ist mehr bei Euch zurüc­geblieben, Italien weiß es und freut. fich destens der König Viktor Emanuel dankt Euch dafür, Mige fle auf ewig verbannt sein! Gott hat dem Menschen die Freiheit der re­ligiösen wie der politischen Meinungen verliehen. Wer sich ver­waltsam zum Richter über einen Andern aufwirft, der stürzt seine Mitbürger in die nichtswürdigste aller Sklavereien und raubt ihnen das schönste Geschenk, das der Schöpfer ihnen verliehen, DBergeht die bitteren Erinnerungen der Vergangenheit. Reicht Euch die Bruderhand und bedenkt, daß ganz Italien in dem Einen Wunsche, in dem Einen Streben und Wollen Überein­­stimmt , seine Unabhängigkeit und seine Selbs­tändigkeit zu erringen. Das sei Eure siegreiche Antwort auf die alte An­­age, melde die Italiener um ihrer inneren Ymiftigkeiten willen für unfähig erklärte, ein freies und unabhängiges Bolt zu werben, arbeitet an der Widerlegung dieser Anklage und zeigt, daß Ihr nicht, wie Eure Feinde es aussehlteen, Men­­schen­feld, die Fein Gefeg und Feine Zügel — sondern einfach Menschen, welche das ungerechte und schmäh­liche Joch des Auslandes nicht ertragen können. Es lebe Viktor Emanuel! Es lebe die italienische Unabhängigkeit! In München wurden am 20. 9. die Kam­mern mit folgender Rede eröffnet : In ernster Zeit habe Se, Maijestät der König die Kammern versammelt, um die Mittel zur Erfüllung der Bundespflichten herzustellen. Die politische Lage habe außer­­gewöhnliche Anstrengungen erfordert, aber das Bolt scheue s ein Opfer für die Ehre und das­nteresse des Vaterlandes ; übrigens habe der Friedensfehluß den Geldbedarf vermindert, Trog der Ungunst der Zeiten sei D Vorsorge für die inneren Angelegenheiten zu treffen ; die Ausschüsse seien im Sinne des Gefeges vom 3. 1848 zu wählen. Die auf den Staatshaus­­halt bezüglichen Nachwessungen werden vorgelegt werden und die betreffenden Verfassungsbestimmungen auch im Drange der Verhältnisse nicht unbeachtet bleiben. In Wien haben mehrere F­abrikanten hohen Ortes die Schließung der hier befindlichen zahl­­reichen Niederlagen der Mailänder und lombardischen G­eschäftsleute angeregt, und soll von Geite Piemonts ein gleiches Verfahren bezüglich der Niederla­­gen österreichischer Rabrikanten in der Lombardei bereits verfügt sein. * Wien, 21. Sult. Die fortdauernde Hipe verleidet noch immer Vielen den Besuch der Börse, und bei dem Man­­gel irgend­welcher äußeren Anregung ist daher seit einiger Zeit das Börsengeschäft ein sehr stilles bei geringen Schwan­­kungen auf- oder abwärts. Die Barbörse war sehr still und nur in Kreditaktien, welche von 214,20 bis 216 gehandelt wurden, fand einiger Verkehr statt; für Nordbahn war 1845, für Staatsbahn 260,50 Waare. Auch das Mittagsgeschäft verkehrte in sehr unrufiger Stimmung, Kredit miden von 214,80 auf 213, Nordbahn von 1845 auf 1830, Staatsbahn wurden in ganz vereinzelten Schlüffen mit 260,50 verhandelt. In National wurde 73,80 und 79 gemacht, 5pEt, Metal­ques 74,30, Grundentlastungen blieben ohne Nachfrage, und zu den gesirigen Kursen zu haben, Wechsel stellten sich etwas höher. Die Nachbörse war ziemlich fest und lebhaft. Man no­­tirte s­chließlich Kredit 213, Nordbahn 1828, Staatsbahn 260,50, Banfaltien 894, Dampffoiffaftien 452, 5pE&t. Metalliques 74, Rational 78,70, ungar, Grundentlastungen 73,50, Augsburg 100,75, Zondon 117,50, Münzdukaten 5,46, Silber 115,50. Verantwortlicher Nebatteur: Karl Weisskircher,

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