Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1860 (Jahrgang 7, nr. 2-24)
1860-01-14 / nr. 11
Samstag,14.Jänner. Nr. ik. (Die einzelne Nummer Eoftet 3 Fr. ő. W.) « £eft, 1860. onghiattgsskester«til0vsls Politische Rundschau, 14. Jänner. Der , NM vnitewr“ioom 11. 0. mit ein Schreiben des Kaisers an den Papst ist uns heute zugegangen, wir haben den französischen Tert mit unserer telegraphischen Depesche im Hofgestrigen Abendblatt genau verglichen und glauben nur noch folgende Stelle nachtragen zu müssen. Nachdem der Kaiser es ausgesprochen, daß er „eine gewisse Solidarität mit den Wirkungen der nationalen Bewegung, Die Der Krieg gegen Defterrei in Italien hervorgerufen, nicht vermeiden" konnte, fährt er fort : Sobald der Friede einmal abgeschlossen war , beeilte ich mich an, Ew. Helligfett zu schreiben, um Spr die Speen zu unterbreiten, die in meinen Augen am geeignetsten waren, die Beruhigung der Romagna herbeizuführen, und noch heute glaube ich, wenn Ein. Hell. gleich damals in eine administrative Trennung dieser Provinzen und in die Ernennung eines Laien zum Statthalter eingewilligt hätten, wären dieselben unter. Ihre Botmäßigkeit. zurückgekührt. Unglüc- Lich im eines wandemn nt so und ihhm ohnmächtig gewesen, die Einreschung der neuen Regierung zu verhindern. Meinen Anstrengungen gelang nur so viel, daß ich der weiteren Ausbreitung der Revolution ein Ziel retze ; und die Entlassung Saribaldi’8 hat die Marken von Ancona vor einer unvermeidlichen Intuasion bewahrt. Der Kongreß ist im Begriffe zusammenzutreten u... iv. Aus Rom erfahren wir einige Ergänzungen zur Neujahrsallofation des Papstes : Es ist gewiß, schreibt man dem „Nord“, daß der heilige Bater sehr bewegt war. Er sprach offenbar unvorbereitet, oder ließ sich hinreißen, etwas anderes zu sagen, als was er vorher bedacht hat. Nach der Zeremonie sagte er seinen Kammerherren : forse ho troppo detto (stelle ihch habe ich zu viel :gesagt). — Die päpstliche De erang, —lesen wir in der Wienchorrespondenz eines Berliner Flatjeg—wird so wenig modifizirte Forderungen als die urs«sprüngliche zugestehen.Der Papst hat dem Herzog v. Grammotti geantwortet:»Wian mögethun,was dichwalt zu thun gestattet,der Schrei des Widerspruches,der durch die ganze Christenhcrit gelen wird,wird die Feinde Romsstückerstattung des Naubes zwingen.Was ich habe,ist nicht 111 ein,ich werde nichts abtreten,weil ich dazu kein Recht habe.««Man kennt ein Schreiben aus der Feder seines der höchstgestellten Prälatem das vielen Mitgliedern des hohen Klerus Oesterreichs mitgetheilt und in vielen Abschriften vorhanden istz dieses Schreiben enthält jene Reußes rungwörtlich.»Auch die Bischöfe in Deutschland und Frankreich sollen Abschriften erhalten haben. Ein Rückblick auf die Entlassung Walewski’s ist der»Nat.Z.«stellt gleichfalls den Papst als sehr entschieden dar.Der Brüsseler Korrespondent berichtet nämlich: Nachdem Graf Walewski dem NuIttius«1uf —das Bestimmteste erklärt hatte,daß das Programm dchwschüre nicht das der französischen Regierung sei,und es so lange nicht sein werde,als er die auswärtigen Angelegenheiten leite,und nachdem diese Antwort nach Rom befördert iordent war,er«hielt der Nuntius Befehl,den Kaiser selbst wegen dieses Zwischenfalles zu befragen.Daher Nuntius bekanntlich den Natig eines Botschafters hat,dem die persönliche Unterhaltung mit dem Souverain zu jeder Zeit freisteht,so fand die angeordnete Vorstellsteige wirklich statt.Der Kaiser gab,dem Nuntius die aufrichtigsten Versicherungen seiner Verehrung für den Papst lehnte aber das Programm der Broschüre keineswegs ab.Demzufolge hielt Msgr.Sacconi die ihm von dem Grafen Walewski gegebene Erklärung für unzuläänglich und wollte eine schriftliche Verunheilung der Brochüre.Graf Walewski konnte nicht anders,als eine solche beantragen. Da der Kaiser diesen Akt des Rückzuges verweigerte,so wurde die schon öfter gegebene Entlassung diesmal unwiderruflich.Statt des Rückzuges,wie Walewski ihn wollte, erhielt der Papst ein Schreiben des Kaisers Napoleon,das ungefähr die dem Nuntius gegebenen Worte wiederholte. Es hat dempapst offenbar wenig befriedigt,vielmehr muß er erst aus demselben das Recht des Anathems geschöpft haben, wag welchem die Note im offiziellen römischen Journal so starf duftet. Der Papst hat nun aber auch dem Kaiser persönlich geantwortet, und wenn ich Ihnen auch den Inhalt dieses Schreibens nicht angeben kann, so weiß ich Doc aus anderer Quelle, daß Pius IX. erklärt hat, unter seinen Umständen seine Einwilligung zu einer Beraubung des Kirchenstaates zu geben. Er wil, so hat er sich geäußert, lieber dem Beispiel Pius VII. folgen und schredt vor dem Märtyrerthum nicht zurüd. So steht in diesem Augenblicke die französischaömische Partie ; die begonnene französisch-englische ist ganz geschaffen, den Papst verlieren zu lassen. Als charakteristisch für die Situation führen wir ferner noch an : Mahal Batllant solder Mailänder Munizipalität” am Neujahrstage Im Namen des Kaisers, den Wunsch geäußert haben, daß die Italiener die Einverleibung Zentralitaliens und die Befreiungsenedigs (2) durchführen mögen. — Rittor Emanuel belobte die ‚‚wunderbare Ausdauer Zentralitaliens in seinem Annertonswunsche‘ und meinte, daß die ‚unerwarteten Berwiclungen , die die Vertagung des Kongresses verursacht haben, zu einem neuen Ausbruch von Feindreligietten führen dürften.’ — In Paris hat man den Gedanken, den Prinzen Napoleon auf einen mittelitalienischen Thron zu seßen, endgültig aufgegeben, und glaubt man in gouspernenentalen Streifen, von Konflikten, welche in der römischen Frage eintreten sollten, mit Ruhe entgegengeben zu können. Nicht die römische und italienische Frage gibt nach den Anschauungen dieser Kreise zu Besorgnissen Veranlassung, sondern die orientalische: „Bis jest ist eine Krisis noch nicht vorhanden ; sie wird erst dann eintreten, wenn die Türkei si auflösen wird‘, so lautet die Antwort, welche ein berühmter Finanzier, der über die Kreditlage sich beunruhigte, empfangen haben sol. Die preußische Thronrede vom 12. d. liegt ung jet vollständig kurz nach dem ausführlichen Telegramm, das wir gestern mitgetheilt, Lasfen wir hier noch die wichtigeren Stellen folgen. Der Prinzregent sagte: Im Verein mit Meinen deutschen Bundesgenossen bin ich fortgefeßt bestrebt, dahin zu wirken, Daß den unter bentsschem Szepter vereinten Deutschenlanden eine gesicherte, den bestehenden Vereinbarungen und anerkannten Landesrechten entsprechende Verfassung gewährt werde. Nicht minder werden Meine Bemühungen am deutschen Bunde »darauf gerichtet sein, daß der bis zu endgültiger Regulirung derselben unsermeidliche Zrottchenzustand in befriedigender Weise geordnet werde, . . . Mit Befriedigung dürfen wir, troß der nachtheiligen NRadwirkung, der Erregerischen Ereignisse i des abgelaufenen Jahres, auf die finanzielle Lage des Landes bfinden. Die Ausführung des vorjährigen Staatshaushaltsetats mittels der laufenden Einnahmen und ohne Rückgriff auf extraordinäre Deckungsmittel Yapt fid mit Zu- Ba EINE ET ER