Pester Lloyd - Abendblatt, März 1860 (Jahrgang 7, nr. 50-75)
1860-03-22 / nr. 68
Kennen TIETTD ester werstag,sp 22.März. .8. Lloyd, eft, 1860. (Die einzelne Nummer Lostet 3 Er. 6, WW.) VPolitische Mundidan, 22. März. Toskana meint wirklich unter den annerirten mittelitalienischen Staaten eine Ausnahmsstellung einnehmen zu sollen . Prinz Lucian Bonaparte war nämlich am 14. d. mit einem Schreiben Louis Napoleon’s an Viktor Emanuel in Turin eingetroffen, welcher darin aufgefordert wurde, die Selbstständigkeit Toskana’s zu verpeichen. Am 16. 9. ward Ministerrath gehalten und soll auch Gr. Cavour in die Bildung eines toskanischen Bizetez nigthums gebilligt haben. Schon die nächsten Tage müssen indeß hierüber Gemeißheit bringen; “ denn einerseits wird Ricafoli in Turin erwartet, andererseits sollte die toskanische Nationalversammlung am 20. d. zusammentreten. — Meber den Inhalt der mehrfach erwähnten französischen Note an das Wiener Kabinet schreibt man der „Deutsch. Allg. 3." : In dieser Note weist Thouvenel auf die Abstimmungen in Italten hin, melche es unbestreitbar harthäten, daß die entthronten Fürsten nicht den geringsten Anhang in den thatsächlich verlorenen Nethen hätten, daß folglich nicht allein die Wiedereinlegung , sondern auf die Erhaltung dieser Bürsten nur durch eine fremde Gewalt geschehen konnte, die eben von der Halbinsel zu entfernen der Ziwed des Italienischen Krieges war, Daß die Wahlen in Italien echt und unverfälscht waren , dafür habe die französische Regierung untrügliche Beweise, und es würde dies von zahllosen Zeugen des Wahlakts bekräftigt. Der französische Minister meine daher, daß Oesterreich im eigenennteresse und im Interesse des europäischen Friedens den srittgefundenen Ereignissen zu weichen und zu erklären habe, daß es Smede in Italien halten wolle, sorausgefegt, daß die Dinge innerhalb der neugezogenen Grenzen bleiben würden ; dadurch würde Sardinien doch ganz Europa sozusagen zu einer friedlichen Po- Tittt, zur Vermeidung aller aufreizenden Kundgebungen Desterreich gegenüber gezwungen, ja Branfreid selbst würden bar durch Mittel geboten, zu Gunsten des Friedens in Turin einzumirken, was es nicht könne, solange die Nachbarschaft Oesterreichs für Piemont und Italien eine Drohung bedeute. Die Antwort des Gr. Rehberg haben mir, ihrem Wesen nach), bereits im Morgenblatte mitgetheilt. — In der näusten Zeit dürfte der Romagna eine hervorragende Rolle zugedacht sein; es wird daher zunächst der Kommentar von Interesse sein, den ein Pariser Korrespondent zur Antonelli’schen Note liefert. Er schreibt nämlich : Die päpstliche Regierung war schon im Jahre 1857 von der Existenz gewissen, die Unabhängigkeit Italiens zum Zweckk habender Beschmäerungen unterrichtet worden. Kardinal Antonelli ordnete deshalb die Beschlagnahme von Briefen auf der Pol an, und aus der so eröffneten Korrespondenz ergab sich , daß die Theilung der päpstlichen Staaten einen Punkt des revolutionären Programms ausmachte. Die Sinterpellation des französischen Botschafters, von welcher Kardinal Antonelli in der Depesche spricht, fand nicht von ihm, sondern vom Papste selbst statt, und zwar legte Se. Heiligkeit dem Herzoge von Grammont Beweisstück aus eben jener aufgefangenen Korrespondenz vor. Die Thatsache der Interpellation des französischen Botschafters beweist allein, daß die Korrespondenz zwischen Italien und Frankfreich, und zwar zwischen Italienern und einem engeren hohen französischen Kreise, stattgefunden hat. Se. Heiligfett hatte deshalb auch um Auskunft gebeten, aber eine solche konnte Seitens der französischen Regierung wahr Theintih schon darum nicht erfolgen, weil sie ih i Bezug auf diese Korrespondenz sollfommen unschuldig fühlte. (!) Der Pariser Korrespondent der „Kreuzzig.“ ist der Ansicht, Dag es Louis Napoleon sowie dem Papste Darum zu thun sein muß, die Entscheidung der Romagna-Angelegenheit zu beschleunigen. Der vorgeschobene Posten der neunapoleonischen Politik, — schreibt er, — die "Opinion nationale", gibt uns einige Andeutungen, welche beachtensmwerth sind : ‚‚Stet bis zum Adriatischen Meere würde Stalien eine Föderation haben bilden künnen. Bedroht von den Kanonen Berona’s, mußte es sich auf sich selber zurüczgehen. In diesem Sinne kann man sagen, daß es der Friede von Barranca gewesen ist, welcher die Grundlage der Italienischen Einheit gelegt hat. Heute hat die Bewegung begonnen, sie muß ihren Gang gehen. Indem die Revolution sich daher über den Rest der Kirchenstaaten und über Neapel ausbreitet, gehorcht sie nur dem Sinstinkte ihrer Erhaltung. Sie kann dadurch Europa beunruhigen und selbst ihre eigenen Freunde in Verlegenheit fegen — gleichnirl, Heil für sie gibt es nur in einem Fahnen Schritte vorwärts, und die französische Negierung, welche nur Krieg gemacht hat, um Italien zu retten, und die endliche Befreiung dieses hes nen Landes vollbringen möchte, ohne selber gendmigt zu sein, abermals zum Schwerte zu greifen, hat nichts zu thun, als von Grundlas der Nichteinmischung aufrecht zu erhalten, seine Truppen aus der Lombardei und aus Rom zurückzuziehen und geschehen zu hassen, daß der Liberalismus des Nordens und der Absolutismus des Sinpens ihren Streit gegen einander ausfechten.‘‘ In der savoyischen Angelegenheit liegen gleichfalls einige Nachrichten vor: Zunächst veröffentlicht die gestrige „Morning Post” eine Pariser Depesche, meldhe die Nachridgt, DSesterreich wolle vereint mit der Schweiz gegen die Annexion Savoyens protestiren, dementirt. Aus Paris wird ferner berichtet : Man geht fehl, wenn man das Unterbleiben der Abslimmung aus der Besorgniß des Kaisers erklärt, das Suffrage könne sich gegen die Annexion aussprechen. Der eigentliche Grund der einfachen Abtretung ist der, daß der Schaffer einen von den Großmächten nicht anzufechtenden Erwerbstitel zu erlangen wünscht, um jeden Einspruch durch ein völkerrechtliches Argument entkräften zu können. Man wird den protessirenden Mächten entgegengehalten, daß Souveränen nach allen zeither anerkannten Grundfällen des internationalen Rechts freigestanden hat, durch Verträge über ihr Gebiet zu verfügen, man wird vor Allem Preußen, wenn es sich zu einem Protest entschließen sollte, an seine eigenen schwäbischen Erwerbungen erinnern. — Im englischen Oberhause kündigte Normandy vorgestern für eine der nächsten Ltsungen mehrere auf Savoyen Bezug habende Anträge an. Aus Italien sind folgende Nachrichten eingelaufen : Aus Turin vom 19. wird gemeldet : Gestern sollte die Erommunikation bekannt gemacht werden, welche von einem Dekret des Staatsrathes begleitet werde, wodurch dieselbe, weil ihr das Königliche Erequatur fehle, für nichtig erklärt wird. Der König bat dieser Tage den Advokaten Salvagno rufen lassen, um ihn wegen gewisser, auf die kirchliche Gerichtsbarkeit bezüglichen Tragen zu Rathe zu ziehen. Herr Buonccompagni fordert den Kardinal Antonelli auf, die Beinweife für seine, in der Note vom 29. Teber an die französische Regierung gegen ihn ausgesprochenen Beschuldigungen beizubringen, widrigenfalls er glauben müsse, daß der Kardinal absichtlich die Wahrheit entstellt habe. — Als Pendant zur Adresse der florentiner Knaben gehen man auch ! _