Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1860 (Jahrgang 7, nr. 101-125)

1860-05-08 / nr. 107

Dienstag, 5. Mai, Nr. 107. (Die einzelne Nummer Foftet 3 Er. 5. WS.) eft, 1860, endblatt as Pester Lloyd. 3 Ge, erzellenz der Feldzeugmeister Ritter d. B er redet mider vorgestern in Wien eingetroffen, wurde gestern in­ besonderer Audienz von Gr. Maj. Dem Kaiser empfangen. — Unser Wiener R-Korrespondent schreibt auf ewem unter geflrigem Datum : „Beute Mittags fand in vr E Hofburg ein Ministerrath statt, mel­­chem auch der gestern hier eingetroffene Hitter von Ber­nedet zugezogen wurde." Politische Mundschau, 8. Mat. Garibal v8 Zug nach Sizilien bildet das unwichtigste Ereigniß der Situation. Daß die Sizilianer ihn mit offenen Armen empfangen werden, lást sich nach den rechten Kämpfen vorhersagen; wie aber werden Piemont und Rom, mie Frankreich und England sich dem Stei­­fhaarenhäuptling gegenüber verhalten? — Es scheint außer Zweifel, daß der Marsch Garibaldi’s ein Werk, Mazzini’s it; wird nun Graf, Cavour dazu schweigen können, und wie wird das Turiner Parlament das Err­eigniß beurtheilen? — Ein Mailänder Korrespon­­dent der "A. A. 3." berichtete vor einigen Tagen : In­folge der Aufforderungen Garibaldi’s sind für die Million Flinten et­wa 1,600,000 Fr. eingegangen, und theils in Genua, theils in Mailand hinterlegt worden. Von dieser Summe sind bisher 18,000 Gewehre angeschafft worden. Gear­rtbaldt hat bekanntlich Tegthin seine Absicht fi) nach Städ­ten zu begeben bekannt gemacht , verlangte die Milton Sr. und­ die 18,000 Gewehre, wie auch Kriegsschiffe, um ihn mit den Gei­­nigen sammt Geld und Waffen nach Trapani zu Überschu­fen. Cavour, der diese Expedition kombinirt und für entscheidend erklärt hatte, hat pröslich Davon abgelasfen und dem Cart bald­ bedeuten Waffen,, daß er seine Königlichen Schiffe zu dieser Unternehmung erhalten würde , zugleich sind das hier und in Genua bepontzte Geld und­­ die 18.000 Flinten von der Regierung requestiert worden. — Die Stadt Yavta hat Garibaldi 37,182 Lire zur Anschaffung von Gewehren übergeben. Weiter wird aus Italien berichtet: In Turin mache die Opposition große Anstrengungen gegen Cavour. Guerrazgui, der Diktator von Toskana (1848), hat sich bei der Q­uärtur gemeldet und einen Plag auf der Äußersten Linken verlangt. Die Linie rechnet darauf, noch durch folgende Mitglieder ihre Neb­en verstärkt zu sehen: Depretis, Brofferio, die Obersten Borenz und Medici, Herr Nino Biito (Bruder des dem Grafen Cavour­io nahe stehen­­den ehemaligen französischen Ministers) und Marquis Pareto.­­ Die 26 sardinischen Regimenter zu 4 Bataillons sollen in 52 Regimenter zu 2 Bataillons umgestaltet werden; bdiesen soll ein drittes Bataillon aus Soldaten der Aemilia und Tostana’s hinzugefügt werden. — Die italienische L­elb­zugsmedaille der franzgefisigen Armee sol nun auch der ganzen sardinischen Armee ertheilt werden. — Wie man vernimmt, hat der König v­on Neapel dem heiligen Bater 10.000 Feuergewehre, worunter 20­0 gezogene Bűcfen, zu Füßen legen lassen. — Meffina — schre­ibt ein Pri­­vatkorrespondent — Kann nicht revoltiren, denn seit 848 sind 400 Kanonen auf die Stadt gerichtet, eine Zitadelle und drei große Kastelle beherrschen die Stadt. Der Wiener Korrespondent der „Deutsch. Allg. berichtet unterm Jn Wien und in Berlin sind Eröffnungen von Seiten Frankreichs gemacht,welche,und zwar rückhaltslos mit vorzugsweiser Betonung des französische Interessee,darbrin­­gendennnsch einer vollen Verständigung mit Deutschla­nd und dessen beiden Großmächten zu erken­­nen geben.Vorangestellt dabei ist die bestimmteste Versiche­­rung,daß Frankreich nicht entfernt daran denke,eine Terri­­torialveränderung an seinen westlichen Grenzen herbeizufüh­­ren,daran geknüpft aber eine Darlegung der mannigfaltigen politischen und materielle Interessen,welche ein Zusammens­­ehen gerade Frankreichs und Deutschlands für beide Theile als im höchsten Grade wünschenswerth und vort­eilhaft erscheinen lassen müßten.Von Wien aus sind diese Eröffnungen volls­läufig dahin beantwortet worden,daß man dieselben mit gro­­ßer Befriedigung entgegengenommen und mit lebhaftem In­­teresse den Vorschlägen entgegensehe,in welcher Weise das engere Verhältniß anzubahnen sein möchte.Von Berlin aus aber ist neben der Erklärung,daß das preußische Kabi­­net ein solches Entgegenkommen auf der Basis der gegebenen rechtlichen und faktischen Verhältnisse auf das Verständigste zu würdigen wisse, sofort auf die Anknüpfungspunkte hinge­­wiesen, welche eine Erweiterung der Handels- und Beifepte­­beziehungen gewähren möchte und welche Preußen zu pflegen und zu fördern bereit und erbötig sei. Eine vorgängige Ver­­sändigung zwischen dem österreichischen und dem preußischen Kabinet Über den Inhalt der beiderseitigen Radivierung hat nicht sattgefunden. Ein Berliner Korrespondent desselben Blattes treibt unterm 4. b. : Der Generaladjutant des Kaisers von Rußland, 9. Berg, welcher er von Petersburg zunächst nach Berlin begeben hatte, ist von hier bereits seit acht Tagen wieder abgereist, um sich nach Kopenhagen und von dort nach Stockholm zu begeben. Was den Umweg der Reife dieses hohen Militärs in Bezug auf Berlin und­ Stodholm betrifft, so können wir denselben für jegt auf sich beruhen lassen; in Bezug auf Kopenhagen aber dürfte eine nähere Mittheilung von Interesse sein. Es ist bekanntlich jüngst von dem Ab­fluß eines Bündnisses zwisgen Dänemark und Frank­­reich "die Rede gewesen. Hier aber würden die Interessen Rußlands und Frankreichs hart Fortchren,, einmal fon an und für sich wegen des Interesses, welches Rußland an allen die häntsche Monarchie berührenden Angelegenheiten nehmen muß, und sodann in dem vorliegenden Salle auch noch beson­­ders deshalb, weil in­folge eines solchen Bündnisses das Interesse Rußlands bezüglich der Offfee geradezu die höchste Vorsccht erfordern müßte. Nichts liegt darum näher, als das Rußland alles aufbieten muß, um einen weitern Fortgang der zwischen Dänemark und Frankreich heimlich betriebenen Angelegenheit und ganz besonders den Abschluß des beabsich­­tigten Bün­dniffes selbst zu Hintertreiben. An f­onfigen Nahr­äten sind heute eingelaufen : Aus Petersburg wird der „Hamb. B.­9.” die off­izielle Ansprace des Grafen Panin in der Bauernfadhie an die Deputirten des Gouvernements- Komites mitgetheilt, „Meine Herren“, so ließ sich raf Hanin vernehmen, , bei Kaisers Worte sind Ihnen wohl wo erinnerlich; meinem Gedächtniß habe ich sie tief eingeprägt, um denselben gemäß zu handeln. Sie wissen, daß die En­­wü­rfe der Revdaktionskommission noch nicht bestätigt sind. Ich vermag Ihnen also weder Darüber zu sagen, was Sie beruhigen, noch was Ihnen angenehm sein künfte, — Indek hoffe ich, Sie werden Alles vermeiden, wodurch unter dem Adtel große Befürchtungen oder große Hoffnungen gewedt werden könnten. Wiewohl selbst sei der Gutsbesiter, werde ich doch der nicht reichen Gutebeilger Interessen nicht vergessen, und eingedend deffen, daß die Bauern 3." 3. b. : « |

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