Pester Lloyd - Abendblatt, April 1862 (Jahrgang 9, nr. 75-98)
1862-04-09 / nr. 82
(Die einzelne Nummer tostettkr.ö.W.) WJSHL attaespester L10-s»-«cl«. Mittwoch,9.April. Nr.82. GWien,8.April.Die heutige Sitzung des Fisnanzausschusses war die wichtigste unter allen hieher abgehaltene t.Denn heute hat das Ministerium seinesposition zur Bantvorlage in einer von dem Finanzministerir..splener Namens der Regierung abgegebenen Erklärung festgestellt dieselbee nachtauedchankfrage eine Kabinetsfrage in optima forma,und zwar in der buchstäblichen Bedeutung dieser Worte.Denn dieerm, welche das Ministerium der Kabinetsfrage gibt,ist die beste, ja einzig mögliche unter allen denkbaren Formen.Athnister"hat nämlich1ach Verlesung des Protokolls der letzsten Sitzung eine Erklärung»Wind-gegeben-daß die Regierung nicht in der Lage sei,einen Vorschlag-welcher die Ausgabe von Staatspapiergeld zur prinzipiellen Basisbalher.Majestät zur Sanktion vorzulegen de ministerielle Erklärungj wurde in das Protokoll aufgenommen. Die Regierung übt in dieser Fmge die gewöhnliche Pression, die sie schon wiederholt angewendet hat und es ist Fein Zinneifel, daß das Nachbrüchhiche ihres Auftretens die gewünsche Wirkung haben werde, fing allem verschämten Sträuben der Abgeordneten, das sich aufglei nach der vernommenen ministeriellen Erklärung zeigte. Die Regierung besteht übrigens, wie aus der Erklärung zu entnehmen, nicht auf der unmodifizierten Annahme der Banfvorlage, sondern perhorreszirt nur jedes Aprojett zur Ausgabe von Staatspapiergeld. Nachdem aber nur zwei Wege, entwmener Staatspapiergeld oder Webereinkommen mit der bestehenden Bant, aus der augenbllcklichen Finanznothlage heraushelfen, so wird damit vnbirert auf dem unaufschiebbaren Abschlug mit der Nationalbank befanden. Zu Modifikationen des Bankprojektes dürfte selbst Das Ministerium nur abgeneigt sein, und es dürfte den Ausschuß als höchst willkommenen Zwangsapparat benügen, um die Bank zu weiteren Zugeständnissen zu veranlassen. Freilich ist nunmehr die Frage, ob die Bank auch jegt und der Erklärung des Ministers noch so bereit ist Konzessionen zu machen, wie vor derselben. Die Bankdiversion wird wohl auf die Wirkung der Erklärung auf die Abgeordnetentreffe reinen. Sie konnte mürde gemacht werden durch das im Hintergrunde bereit gehaltene Auskunftsmittel. Nachdem aber dieses gefallen,oder doch nach der Stimmung des Abgeordnetenhauses, welches jegt keine Ministerkrafts wird herbeiführen wollen, so gut als gefallen is, bleibt eben nur mehr das Webereinfommen; mit der Bank als einzige Hilfe, und es ist nun sehr problematis, ob die Bank nicht von dieser, vortheilhaften Stellung Gebraug morden und nun ihrer, felte auf jedem Titelchen beg ‚einmal getroffenen Webereinfommens, befichen wird. Mehrigen i tt nicht zu verrennen, da das Staatspapiergeld m wenig Anhänger zählt, mithin die Bora, in welche das Ministerium die SKabinetsfrage geflettet hat, vielfach Billigung finden wird, RK: Ns Berlin , 7. April, ‚Die Seriminaluntersagung gegen den BVeröffentlicher bes vertraulichen Streibens des oftmanzministers anben rteg% mindtiber it ‚heute zu einem betentítaren ‚Haltpunkte gelangt. Es scheint, daß der Diensteifer der vom Kriegsminister in Thätigkeit gefechten Kriminal- und Polizeibeamten etwas täppiger Natur war und eine Entbedung gemacht wurde, die zu erwarten fand, Herrn 0, b. $Herbt $ Freunde vereichern zwar , Dag er kein „politisches Kapital“ im Momente vor der Wahl machen wollte und namentlich bestreiten sie, daß, ein erbittertes persönliches Verhältniß zwischen ihm und Derrn 9. Roon obwaltete,. Dem entgegen bauten allerdings meine, Informationen. In: den Ministerfowfeits Fam ..cs in festerer Zeit, zu fo.ersten Auftritten, zwischen den beiden Ministern, daß Prinz Hohenlohe, der Ministerpräsident, sich. gezwungen sah , alles Ernstes zur Mäßigung zu mahnen wie vor dem König Bericht über diese Vorgänge erstattete. Der Kriegsminister befragte sich namentlich über Herrn 9. b. Heydt’s „barfiche Amtskorrespondenz“, die auf motiviere und umfallende Briefe des Kriegsministers gewöhnlich mit ein paar absprechenden und abschlägigen Zeilen antwortete. Diese Shatsachen wurden dem Staatsanwalt und Untersuchungsrichter mitgetheilt, als sie Das Redaktionsbureau der „ Bofstschen Zeitung“ beraten. Es war dies allerdings nur eine Formalität, denn in der Redaktion des genannten Journales sind blos die einleitenden Worte zum Manuskripte gefunden worden und die ausgelieferten Korrekturbögen konnten auch nicht zu anderen Nuffschlüffen führen. Das Manuskript war verschwunden und auf diesem Wege hätte die ra- Wende Nemesis des Herrn ». Roon ihre Opfer nicht ereilt. Es gerüge daher, wenn wir andeuten, mag der Name, welcher im Zusammenhange mit der Veröffentlichung des Briefes genannt wird, in nahen Beziehungen zur Familie des Herrn v. d. Heydt steht. Somit fällt die ebenso operfide als abge f$machte Behauptung eines rentionären Journales hinweg, das behauptet, daß „ein zur Sortfährtttspartei gehörender Beamter entweder einen Diebstahl, oder einen großen Mißbrauch des Vertrauens begangen hat." So wie die Waplagttation der Fortfoßrittspartei die Majorität sictert, und die Negierung ihrer Niederlage gewißnf, so mußte Herr 9. d. Heydt darauf bedacht sein, ss wieder einem neuen Ministerium zu erhalten und da 9. Roon seine Schuldigkeit gethan, sollte er gehen. Begreiflich ist es allerdings, dass Herr 9. Roon nicht mit seiner Demission. Drohte, weil er das Stabsnetz verlassen wollte , sondern um seinen Gegner dazu zu zwingen. Der Kontrefoup des Kriegsministers scheint bis heute Mittag nicht gelungen zu sein, trug der Aversionen, welche gegen den Finanzminister an maßgebender Stelle befunden. Der Leipziger Magistrat hat die Vertagung der Leipziger Ostermesse wegen der Wahlen nicht bewillig, ebenso sind die Schritte kaufmännischer Sorporationen beim Ministerium erfolglos gewesen. So befchlosfen mehrere Bereinigungen von Fabrikanten und Kaufleuten , ihre Ankunft in Leipzig bis nach vollgogener Wahl zu verschieben. Dem’ Vorgange der Brandenburger. Kaufleute in nachfolgender Anzeige werden wohl mehrere folgen. Dieselbe lautet: „Auf den 28. April sind sämmtliche Preußen wiederholt an die Wahlurne gerufen, leider auf einen Tag, wo viele derselben durch die Leipziger Messe an der Wahl behindert sein könnten. Dennoch darf jemand fehlen, dem das Wort des Landes und dessen Zukunft am Herzen siegen. ‘Die Unsterzeichneten sind, baper entschlosfen, erst nach vollzogener Wahl nach Leipzig abzureifen und werden daher am 29. April in Leipzig eintreffen. Sie hoffen, daß ige Beispiel zur Nag:ahmung anregt und jeder Breuße zunächst feine Medie und Prinien ausübt.” — Das Gremium der biefigen Kaufmannsfaft hat im Sinne dieser Erklärung gleiche Beschlüsse und über tausende biefige Firmen eben im Interesse der Wahlen für die Portfchrittspartei von dem gleichzeitigen Befuge Oberleipziger Messe ab, = Zur Ergänzung unserer telegraphisgen Nachrichten aus Wien über die Angelegenheit der ungarischen Hypothbetenbanf berichten wir nach dem , Napló", bag Se. Majestät den Herren Graf Johann Barkböscgy, Graf Emil Deffewffy und Meldjhot Lönyay geantwortet habe, bag Er ebenfalls das je frühere Zustandekommen dieses fest lange. als wünschenswerth bezeichneten Institutes wüniges.