Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1862 (Jahrgang 9, nr. 126-148)

1862-06-10 / nr. 132

Dienstag, 10. Juni. Jr. 452, Det. 1862. (Die einzelne Nummer foftet A fr. 5. XB.) Abendblatt as Pester Lloyd. Sz, Paris, 6. Juni, Mexiko schlägt man, aber Ame­­rifa meint man, das betrefft wieder einmal der sept bekannt gestorbene kategorische Erlas der französischen Kommissare an die merifantische Regierung, welcher dieser verbieten will, irgend­welche Zersionen von Territorien oder Befugun­­gen zu machen, welche Pranfreih als Pfänder für seine Schuldforderung betrachte. Damit aber sein Zweifel über die Adresse obwalte, an welche diese Protestation eigent­­lich gerichtet if, hat Herr Mereter in Washington der Mer­sterung Lincoln’s den Terz des Altenski­des alsbald offiziell mitgetheilt. Immer deutlicher treten an im MWedrigen Stanfreihs Adfigten hervor. Die Zeit rückt heran, wo die Abenteurer Almonte und onforten fi banfbar erweisen müssen für den Schuß , den sie unter den französischen Fah­­nen genorfen. Sie werden daher nächtens eine Proklama­­tion erlassen­­ in welcher sie in Erwägung des Zurü­ctretens Spaniens und Englands für Meríto das Glück des franzöö­­sischen Protektorats beanspruchgen. Der Kaiser hat dem Kriegsminister Befehl gegeben, Alles in Bereitschaft zu fegen, für die baldige Absendung von Verstärkungen. von fundi­­ger Seite wird mir versichert, die Ak­ten des Admirals S­u­­rtiendela ®raytiere ftünden durchaus­ günstig. Eine weitere Rechtfertigung habe derselbe eigentlich nicht nöthig und bald nach seiner Ankunft in Frankreich werde er wieder nach Mering gesandt mit dem Titel eines außerordentlichen Kommissärs der französischen Regierung. Der General Lo­­rencez, mit welchem der Admiral auf dem besten Fuße fleht, soll selbst den Mun­ch geäußert Haben, daß demselben Diese Würde übertragen werde. Zahlreiche barmherzige Schwestern sind neuerdings nach Bern-Krug abgereist zur Pflege der Fie­­bertranfen. Mit der Kandidirung des Ershberzogs Martinilian l­eg zu Ende, der Wiener Hof bat auf eine Anfrage des englischen Gesandten offiziell befe dee zurückgemiefen umd S Frankreich mar darüber­­ , zu appeliren. Herr Billault wird, wie man hört , bei Gele­­genheit der Budgetdebatte der Kammer diese Mittheilung machen und zugleich die Motive dieser Maßnahme andeuten. Wie es heißt, wird­ der Senat nächstens über ein Senatus­­fonsult zu entscheiden haben, welches einige Milderungen­. In das Dreißgefek von 1852 einführt; namentlich würden bieselben die Bestmmungen über die Folgen modifiziren, welche das Musfcheiben des Chefredakteurs oder @erants für die Existenz eines Blattes hat , und, wie der „Courrier du Dimanche” recht erfährt. — Mit der nordamerikanischen Union kann es zu ernstlichen Verwirrungen kommen. Troß der Protestation der französischen Kommissäre bat die Regie­­rung von Washington dem Präsidenten Suarez eine Anleihe von 25 Millionen Dollars bewilligt und zum Theil schon­­ ge­­zahlt, Indem sie als Unterpfand mehrere Gebietstheile erhal­­ten, die Frankreich um seinen Preis in die Hände der Ame­­rikaner fallen hasfen will. Ein äußerst lebhafter Notenwechsel zwischen Herrn Greward und dem Baron Mercer in die Folge gewesen, Das Ende Laßt sich noch nicht absehen. Der englische Gesandte, Lord Kyans, sol ganz mit Seward ,ein­­verstanden sein. Dagegen hat der russische Vertreter von seiner Regierung den Auftrag erhalten, offiziell im Sinne der französischen Auffassung zu wirken. Mit Rußland­ hat man hier eine wunderbare Freundschaft geschlossen , aus wel­­cher in Bezug auf die orientalite Frage vielleicht nos­ ganz andere Dinge entspringen können, als die Restauration der Kirche des heiligen Crades. Die „Watrie” macht schon Erfol gerliche Anspielungen der Pforte gegenüber und gebenft der Möglichkeit, daß die Feinde aus dem Jabre 1855 sich verei­­nigten, und an ihrer Cette die fümmsliche chriktliche Bevöl­­kerung der Balkanhalbinsel sehen. — Der Deyson Tunis wird in Kurzem ebenfalls nach Frankreich kommen, vermutli­­ch um Studien über die Ausbildung der von ihm bewillig­­ten „Berfaffung” zu machen. Er wird, wie man hört , einige Sage im Salate von Fontainebleau wohnen , mobin sich ber so wenig in Ungemeißheit, das es in der legten Zeit bereits Unterhandlungen anderer Art in Wien angeknüpft hat, in denen ebenfalls der Erzherzog eine Role spielte. Diesmal handelt es ss um ein Fürstentrum im Donaugebiet, welches dem Hause Habsburg als Erfach für Venedig und für Konzesionen in der römischen Frage angeboten wird. Diese bee tt hier übrigens aug scien einmal vor einiger Zeit in Betracht gezogen worden. Über Rußland! Herr 9. Buchberg, Stiffeleffs muthmaßlicher Nachfolger, beginnt seine diploma­­tische Thätigkeit hier damit, daß er möglichst laut überall sagt, Rußland werde seine S Invasion Montenegro’s dulden. — Die frommen Prälaten in Rom sind noch nicht einig über die Raffung der bei Gelegenheit des Kanonisationsfestes zur Verherrlichung der weltlichen Herrschaft zu­ erlassenden Proklamation, der Bischof von Orleans hat einen Entwurf ausgearbeitet, der in hpolitischer Beziehung einen gewissen liberalen und namentlich antibonapartistischen Anstrich bef ist. Die Partei Beuillot is damit nicht zufrieden und hat daher den Bischof von Perpignan mit der Abfassung eines absolu­­tistisch-klerikaten Manifestes beauftragt. — Herr Burnichon, gleichzeitig mit Miot und Gr­ep­po verhaftet, fl­iegt nach dreimonatlicher Untersuchungshaft in Breißen­ gefegt worden. Gyeppe aber Hat vergebens nachgesucht, gegen Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen zu werden, Sz, Paris, 7, Zunt, Trop seiner Harmlosigkeit und Trop des ihm gestorbenen Fatterlichen Lobes scheint es der geld­gebende Körper dennoch im Laufe der lan­gen Dubdgetberathungen der Kommision mit der Regierung aiemlich gründlich verdorgen zu haben. Gein geießliches festes Jahr wird er daher fewerliä erfeben; vielmehr werden be­­reits alle Anstalten getroffen, um im Anfange des Dfiohers abermals an das allgemeine Stimmrecht der grossen Matfort Hof In einigen Tagen begeben wird. — Die Budgetdebatte wird gegen den 15. beginnen und die Stiften noch bis zum 10. Juli verlängert werden, y­uri, 4 Juni. Die heutige Rammerfisung is­t nurchaus zu Gunsten des Ministeriums ausgefallen. Der Step kann nicht mehr zweifelhaft sein, wenn der Kampf si auch noch ein paar Tage hinziehen sollte. Von entscheidender Wi­­tigkeit war das Auftreten des Generals Birto, eines der bewährtesten Freunde Garibaldi’s, der jedoch in diese­m Falle die Partei der Regierung ergriff und namentlich Erispl’s unglaubliche Behauptung, die Negierung habe um die Expe­­dition gewußt, auf ihren Werth zurückführte. Au Tab sich Erispt Hierburd­ so in die Enge getrieben, das er sich auf die Defensive beschränkte und zu allerlei vagen Allgemeinheiten seine Zuflut nahm. — Barthaldi’s Brief zeigt, wie sehr er von seiner Umgebung hinters Licht geführt worden, und um so mehr ist es zu bedauern, dag er auch noch fortwährend diesen Einflüssen ausgefegt bleibt, indem er nicht nach Eaprera aurücgelehrt, sondern nach der am Lago Maggiore gelegenen Billa einer befreundeten Dame gereift It. Der Prozeß gegen die Mitglieder der Genueser Emanzipationsgne­rfschaft, welche jüngst die im " Diretto" erschienene Adresse an Garibaldi unterzeichnet hatten, begann heute vor dem Zuchpolizeigericht, die Angeklagten aber beantragen, vor die Geschworenen ge­stellt zu werden. — Das von Rattarzt vorgelegte Berein ds­gefet lautet : Art. 1. Die Handlungen­ und Arte eines Bereins, der Vereinigungen von Menschen oder Anhäufungen von Waffen ohne Zustimmung der Regierung betreibt oder den Statut zuwiiderlaufende Grundfabe zur Gefährdung der Sicherheit des Staates verbreitet, werden mit ’Gefängnis oder Ausweitung bestraft, sorbehaltlich ber geießlich besti­mm«

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