Pester Lloyd - Abendblatt, September 1862 (Jahrgang 9, nr. 200-224)

1862-09-17 / nr. 213

Auswärtigen««machen,da dieser die Natioe in eine­ wahr­­haft reaktionären Rolle benützen möchte,und ihr unter aus dem die Mission anweist,der,,deutschen Einheit­«hinderlich zu sein Doch hievon will,,Lütgens­«'erst in seiner nächsten Nummer sprechen. Im Abgeordnetenhause des Wiener Reichsrathes wurde bekamntlich über den Gefegentwurf bezüglich der Einführung des deutschen Handelsgefeßbuches debattert, und es erhob sich ein Kompetenzstreit darüber, ob die Sache vor den en­­geren oder den Befammt­reiderath gehöre. Das ersteres der Fall ist, beweist „Sürgöny“ damit, indem er das noch vom 15. Dezember vorigen Jahres in dieser An­­gelegenheit an den ungarischen Hofkanzler geh­äutete Hand­­­reichen Sr. Majestät zitirt. Dasselbe lautet : Lieber Graf Forgág ! Aus Meiner, hier in Absahrift beigeschloffenen, am heutigen Tage erlasfenen Entfließung erfeben Sie, das ih­n ein Justizministerium ermächtige, den von der Einführung der vier ersten Bücher des allgemeinen deutfpsen Handelsgefegbuches handelnden Gefegvors­lag zu dem Ende vor den engeren Reichsrath zu bringen, damit derselbe zusammen mit den dem Metdjératbe als Gefeggers flag Thon vorgelegten vier ersten Büchern des handels­­gefeghbuches der verfassungsmäßigen Beschlußfassung unter­­sagen werde. Sch­werständige Ste Hievon mit dem Auftrage, "Sag Sie, sobald es nur geshehen Fans, auf die Einführung dieses Handelsgefegbuches in Meinem Königreiche Ungarn ha­t wirken sollen, Wien, am 15. Dezember 1861, — Franz Joseph, Folgendes ist der Wortlaut der Adresse, welche das Wiener Herrenhaus an Ihre Majestät die Kaiserin gerichtet : Em. £& 8 Majestät! Der Allmäctige hat das Gebet der Bölfer Oesterreichs erhört, Nach Sahren sehmerzlichen Bangens sehen wir Em, Majestät in frnfger Lebensfülle Ihrem erh­abenen Gemahle, Ihren hoffnungsvollen Kindern, Ihrem segensreichen Wirken als Landesmutter wiedergefchenzt und das Herz unseres geliebten Kal­fers von der sehtweren Sorge um die theure Lebensgefährtin befreit. Das Herren- Haus , das tief ergriffen den Kummer seines Herrscherhauses mmitempfand, fühlt sich, nun um so mehr gedrungen aud seiner freudigen Rührung Ausdruck zu geben und die beglüdende Wiederkehr Em. Majestät in Ihre Referenz mit einem begei­­sterten Willommen und den beißesten Wünschen für die Kräf­­tigung und Fortdauer der Ihnen wieder geschensten Gesund­­heit zu begrüßen. Gott segne und erhalte Em, Majestät noch lange Sabre in der Fülle ungeschwächter Kraft an der Seite Ihres erhabenen Gemahls und vergönne Ihnen mit allen unter dem Szepter Delterreich vereinigten Völkern Sich an der glück­lichen Lösung der von der Beziehung Sr. Majestät dem Kaiser gestellten großen Aufgaben zu erfreuen. Politische Rundschau, 17. September. Die Pariser Blätter beobachten heute über die durch „La France” veröffentlichte agueronnierende Lösung der ita­­l­ienischen Frage ein unverbrüchliches Schweigen. Man lief im „Courrier du Dimanche“ : Alle uns zugehenden Nachrichten berechtigen uns zu dem Glauben , daß die Lösung der römischen Frage auf uns bestimmte Zeit­ vertagt ist. Die in auswärtigen Blättern veröffentlichten Erzählungen über sehr wichtige Unterhand­­lungen, deren Ergebniß die Aufreterhaltung der­ französi­­sen Offugation in Rom wäre, enthalten Ungenauigkeiten in Bezug auf äußere Ausstattung , und die Journale irren sich über gewisse von ihnen angeführte Namen. Sie tre­ten sicb aber nicht in Bezug auf den Sad­ierball selpst, wenigstens was die gegenwärtigen Dispositionen in den höheren Regierungstreffen anbelangt. Man nähme, wenn wir gut unterrichtet sind, keinen An­fang , vorkommenden Balls zu erklären, daß grantretd Sinn, PARAN versprochen habe, Rom­an es Überlassen zu wollen. Die, „Werfeveranga” meldet aus Turin vom 15. 9. : Der Ministerrath entschieb sich definitiv für die­ Am­nestirung aller Betheiligten mit Ausnahme Caribalpi’s, seiner Hauptmitschuldigen und der Deserteure. Lettere werden von dem Militärgerichte Abgeurtheilt, Garibaldi aber und werfen Mitfehrlinge, im Ganzen bei zehn Per­­sonen, kommen vor die Affiren. — Wie es scheint, hat der Einfluß der Generäle gegen eine allgemeine Amnestie entschieden. So habe Cialvini vom Ministerium, über den Prozeß Caribalvi’s um seine Meinung befragt, den­ Prozeß angerathen, weil seiner Ansicht nach die Am­­nestie ein übler Präzedenzfall in Bezug auf die militä­­rische­ Disziplin wäre. — Ein Besuch Rattazzi­ e in Paris sol bevorstehen, Ein Turiner Korrespondent der „Ind. b." will wissen, Rattazzi habe die Absicht, noch einen persönlichen Sturm beim­ Hafer zu wagen und zu diesem Behufe als Ueberbringer eines Briefes Biltor Emanuels nach Paris zu gehen. Mattazzi wollte gleich nach der Affaire von Aspromonte zum Kaiser und sprach­biesen seinen Borsak In einem Briefe an eine sehr hoch geteilte Person in Paris aus; biefe, welche eben Gele­genheit hatte, von den ©eflinungen des Kaisers sich Steinb­iß zu Schaffen, widerrieth aber die Neffe, und Kiefe unterblieb. Der neap­olitanische Surrespondent von "Daily News" entwirft ein Gemälde von der Lage im Süden, welches der Sade Bitter Emanuel’s nicht günstig it. Der Süden Italiens, sagt er unter Anderem, wird niemals von Piemont aus regiert werden können. Wo­­ferne man im Jahre 1862 nicht Rom erlangt, wird man 1833 Neapel’ und Sizilien verlieren“... In welcher Art lecht im Süden vorgegangen wird, zeigen hier Pro­ Hamationen der Generäle : Der „Diritto” veröffentlicht ein von Cialdini unterzeichnetes und von Messina, 31. August, Datirtes Do­­kument, dessen hauptsächlichste Bestimmungen folgende sind : Art. 1. Alle Diejenigen, welche in den Feldern von Sigillen und Calabrien mit Waffen umherfhinweisend ange­­troffen werden und sich über ihr Verweilen daselbst nicht ausmweifen Fannen, werden als Räuber angesehen und behandelt. Art. 2. Die Ueberreste der Garibaldi’schen Banden werden als Kriegsgefangene von den Militärbehörden ange­­sehen und behandelt, insofern sie sich vor denselben innerhalb fünf­ Tagen vom Datum dieses Manifestes stellen. Nach Ablauf dieser Fri fallen sie unter die Bestimmungen des Artikel 1. Das "S. di Catanca" bringt ein Profram des Ge­nerals Ricotti, Kommandanten des O­perationskorps, welches verordnet, daß Werber „für die von Garibaldi ge­­führten N Rebellenbanden” sowie, die Anstifter zur Desertion erschoffen werden sollen. Das ‚Waffentragen ist verboten ; wer bei einem Tumulte mit Waffen ergriffen wird, wird er e­rhoffen. Tumultuarische Versammlungen sind verboten . Td­­fen sie sich bei der ersten Aufforderung nicht auf, so werden die Truppen von ihren Waffen in der entschiedensten Weise Gebrauch machen. Rothe Hemden und Magen oder andere Abzeichen, welche sich auf die Rebellenbanden beziehen, dür­­fen nit getragen­­ werden. Ueber das Schidsal des Deputirten Nicotera, auf den so eifrig gefahndet wurde, meldet die , Patric", derselbe sei mit dem Obersten Miffori und dem Major Salomon von Scilla auf einem Fischerfahne nach Malta entkommen und habe die Kriegskaffe wie die wichtigsten Papiere gerettet; Fra Pantalev aber, Garibaldi's­­freier Tod Emil Müller, Dorottengafe Ar, 14, Ye, 186% — Berlag der Perler oybgesellschaft. Sänechvrefendsu von Begleiter im "Felve, habe in einem Slotter in Cala Zuflucht gefunden. Die englischen Sympathien für Garibaldi zeigen sich in mannigfacher Weise. Lord Palm­er­ton hat auf Ansuchen­ des Londoner­ Garibaldi-Aus­­schusses den britischen­ Gesandten in Turin auf telegra­­phischem Wege ersucht. Dem von hier zu Garibaldi, ab­­wefbieten Ärzte Mr. Partridge die Erlaubniß , zum Kranken zugelassen zu werden, zu­ erwirken. — Das Garibaldische Komite hat für den nächsten Montag ein Meeting in London veranstaltet, um Garibaldi die Sym­­pathie der Versammlung auszudrücken. In dem preußischen Abgeordnetenhause fand gestern, wie mir bereits im Morgenblatte nach einem Telegramme meldeten, die erste Abstimmung­ über die Ver­­wendung der Mehreinnahme für die Reorganisation’ statt. Der Kommisstionsantrag­ wurde mit 173 gegen 68 Stim­­men angenommen. Somit haben Die Drohungen­ der Minister am 15, die Niederlage der Regierung nicht ab­­zuwenden bermüht. Die Majorität der Opposition bei trägt weit mehr, ale die 105 Stimmen, weile ich aus den obigen Ziffern ergeben, weil viele Abgeordnete, ohne den Anträgen der Negierung gerzeigt zu sein, mit­ ges­tillen Punkten des Kommissionsantrages nit ein­ver­­sanden waren. : Die Nat. Ztg." (deren verlegte Tiefe Jung wegen eines Artikels über die­ Frage­ konfiszert wurde), charakteristrt die Situation mit folgenden Worten: Die Kammerreden des Herrn v. N­oon haben das Ber­­dienst, jedes legte Mißverständnis Über das gegenwärtige System, das im Lande etwa noch übrig geblieben, so gründ­­los zu zerstören, daß es einer Nachhilfe der Presse dabei nicht weiter bedarf. Jede Brüde für eine Transaktion ist in den shroffiten Ausdrüchen von ihn abgebrochen, die ganze Diskussion von vorn­herein als leeres Gerede über abge­­schloffene Fragen gekennzeichnet worden. Mit Net hatte die „S Kreuzzeitung” angekündigt, daß die Kammer umsonst auf „Bründe” neugierig sein würde, „®ründe, sagt sie, Gründe im Pluralis haben wir allerdings nicht ; einer Versammlung, wie dem zeitigen Abgeordnetenhause gegenüber gibt es nur einen Grund, und der lautet : „der Bien muß!“ Bei einer solchen Disposition von beiden Seiten wird die friedliche und verfassungsmäßige Lösung des Konfliktes immer unwahrsceinlicher. * Wien, 16. September. An der heutigen V­orbörse schwankten Kreditaktien bei sehr fillem Geschäfte. zwischen 216.50 und 216.80, in anderen Effekten war sein Umfag von Belang. Die Börse war farblos und wenig animirt. ditartten behaupteten sich bei geringen Schwankungen, Mar­tionalansehen, anfänglich dur stärkere Verkäufe gebracht, war zum Schluß wieder höher, blieb jedoch gleich den meisten anderen Effekten unter geistiger Notiz. Lotteriepapiere sehr fest und unverändert,­­ Be Baluten haben um Yı PEt. angezogen. Geld etwas weniger knapp. Schlußfurfe : Kre­­ditaktien 216.59, Nordbahn 1922, Staatsbahn 239.50, Bant­­ad 1860er Lofe 91.30, Kreditlose 132,25, Lon: don 127,30, er Bei der am 16. b. M. stattgefundenen Berlofung der FuÜrf PArffyschen Lotterieanleihe: wur­­den folgende größere Treffer gezogen : á 30,000 fl. Nr. 90208, á 4000 fl. Nr. 55649, Áá 2000 fl. Nr. 52105 , á 400 fl. Nr. 75672 und 89941, á 200 fl. Nr. 20161, 22520 , 25051 , 37887 und 75037. Die Treffer á 60 ft. tragen wir nach. verantwortliger Redakteur : Karl Weißkircher. drin 1 wa­ hre­­

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