Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1864 (Jahrgang 11, nr. 224-248)

1864-10-14 / nr. 235

(Die einzelne Nummer Eoftet & Er. ő. WB.) . Abendblatt as Pe­ster Lloyd, Freitag, 14. Oktober. Fr. 288, Deit, 1864.. Zelegr. Depesche­des :„‚Vester Lloyd. Wien, 14. Oktober, Das „Fremdenblatt‘ meldet, ein Kongress der Katholischen Mächte zur Re­gelung der römischen Frage sei wahrscheinlich,­­ „a Presse in Paris versichert, Preußen habe dem Kaiser­­staate­s Oesterreich in einer am 24. Juli geschlossenen Konvention seinen ganzen Defil garantirt und werde im Falle eines Krieges die Bundeshilfe beantragen. Die Teitere Nachricht wird hier nicht Direkt bestätigt, aber, was dieselbe mehr indirekt bestätigen dürfte, auch nicht dementirt. Wien, 14. Oktober. Die Firma EC. B. Rof­­mann von der Garnbranche hat mit großen Passiven die Zahlungen suspendirt. Der Geldmangel it jeher empfindlich. Pester Waoren und Effektenbörse, Pest, 14. Oktober. Das Getreidegeschäft ist im Ganzen in unveränderter Haltung. Für Weizen bleibt die Stim­­mung bei ziemlich starren Umlagen fest aber ruhig. Für bessere und reine Qualität werden zwar etwas höhere Forderungen ge­stellt, aber nicht bewilligt. In den andern Fruchtgattungen sind Nachfrage und Umlage mäßig bei unveränderten Breiten. D­el­­iaaten bleiben in ziemlich lebhaften Verkehr, besonders in den untergeordneten Qualitäten. Die andern VBrodukte unverändert. Von Effekten wurden Belter Sparkasseaktien mit 1040 fl., ungarische Affekuranz pr. Dezember mit 580 fl. Ban­­nonia-Radversicherung mit 285 fl. bezahlt, Bannonia - Dampf­­mü­hle rüdgängig , erste Emission mit 1160 fl., zweite mit 1140 fl. begeben. MN Wiener Bdrfenpepeiche: Krevitaltien 178.20, 1860er Lore 91, 1864er 82.75, Nordbahn 1885, Karl-Ludwigs­­bahn 236, Staatsbahn 201. Fester. Geld­nappheit. Baluten wenig verändert. Paris Schlußrente 65.15, Staatsbahn 437, Credit Mobilier 887, Konsols 88 °/%, prem. Rente 66. Getreidebericht Der Horngalle. , — 99eff, 14. Oktober. Bei mäßigem Abgabe und ruhiger Stimmung blieben heute die Preise des Weizen­s unverän­dert. Andere Artikel ebenfalls ohne Veränderung. ,­­«Wiso»-13.Oktober.Großes Aufsehen hat heute hier das Falliment der sehr geachteten Firm­­a Gebell­­deersthorn hervo­rgebracht.Wie man an der Börse wissen wollte,haben seit Jahren 500.000 fl.Accepte auf diese­­ F­irma zirkulitt­ die regelmäßig bei Verfall eingelöst und dann­ wieder erneuert wurden.Die Esrompteure kannten schon die Natur dieseV Wechseel,die in der Regel m­it 51,«2esikomptikt wur­­den und dann in die Bank wanderten,wo sie ohne Weiteres eingenommen wurden­.Wie ee jedoch scheinh hat die Ban­k,die überhaupt den allzu großen Kredit beschrän­kt,auch den Kredit dieser Firma etwas geschm­älert,und die nächste Folge davon war die Insolvenz dieses nachb­aren Hauses.Ich kann bei dieser Gelegenheit nicht eine Bem­erkung gegen eine bei mehrere In­­dustriellen häufig vorkommende Gepflogenheit unterdrücken Die Herren dehnen ih­re Geschäfte in der siegel weit über ihre Mit­­tel aus und um­ nun den Ein­gang des Baatfonds auszuglei­­chen,trassiten··ite·aumend ihrer Ctablissements weit größere Beträge,«alv«·n­einigegebenen Mom­ente zu decken­ vermögen­. In gewöhnlichen Zeiten,·da«3 jetszt solange das Geld flüssig ist,geh­t diese Tra­naktion ihren ruhigen Gang fort,aber im Momente,wo die Kreditinstitute diese Accepter e füfi­en,tritt eines Stock­ing ein,die in der Regel mit ein­er Katastrophe endet. Die nächste Folge der heute bekann­t gewordenen Fali­­mente war ein Mißtrauen­,wie es seit 1·857 und 18·5­9 nicht vorgekommen...Herr Mendel,der Direktor des niederlän­­dischen Credit Mobilier,weilt seit einigen Tagen in Wien.­­Seine Anwesenheit scheint keine blos zufällige zu sein und bringt man dieselbe in Verbindung mit den·Finanzmaßr­egeln,­die Herr v.Plener durchzuführen beabsichtigt.Die Zeit zu einer Finanzoperation könnte freilich nicht unglücklicher gewählt wer­­den,doch gilt hier wie sonst im Leben das alte Sprichwort: Nothrennt kein Gebot.­. V­ien,13.Oktober.Angesichts der üblen Nachrichten von der Pariser Börse konnte die hiesige Börse die seit zwei Tagen angenomm­ene bessere Haltung nicht bewahren.Kreditak­­tien setzten um einen Gulden tiefer,zu 178.20 ein,ebenso Staatsbahnaktien zu 201.25.Lose hielten sich etwas besser;die vom Jahre 1860 bei 90.90,jene von­ 1864 bei 82.20.Als aber bei diesen Kursen der Tagesbedarf der kleinen Spekulation gedeckt war,erfolgte ein weiterer Rüc­gan für Kreditaktien bis 177.50,für Staatsbahn bis 200.75,fürosebi 6 90.60 und 81.80.In Karl-Ludwigbahn fand einiger Verkehr zuLZöIXk statt,in­ Nordbahn zu 1886,und umlllxs Uhr wurden no­­tirt : Krebitastien 177.60, Staatsbahn 200.50, Nordbahn 1888, Karl:Ludwigsbahn 236.50, 1860er Lore 90.50, 1864er 81.80. Die Mittagsbörse war geschäftsstill und die Stimmung um so gebrühhter, als die Zahlungseinstellungen der beiden respektablen industriellen Firmen Gebrüder Rofthborn und Schwarz­ um Gradner benannt wurden. Zur Erklä­­rungszeit notizte man : Kreditaktien 177,60, Staatsbahn 200,50, Nordbahn 1885, Karl Ludwigsbahn 236.75, Lofe vom Jahre 1860 90.75., Loje vom Jahre 1864 82.10. taatspapiere er­litten einen kleinen Rückgang , Operzentige Metalliques 69.10. Dagegen waren fremde M Wechsel und Komptanten wieder gesucht, von jenen vorzugsweise die Devise Paris, eine Folge der dort herrschenden Geldnoth. Hier­ konnte die Prolongation­­ leicht, wenn auch nir billig bewertstelligt werden. Kurse um 1 Uhr : Kredit 177.60, Staatsbahn 200.50, Nordbahn 1884, Karl Ludwigsbahn 236.75, Lofe vom Sahre 1860 90.80, vom Sahre 1864 52.30. Schlußfurfe: Kreditaktien 178, Nordbahnaktien 1887 , Staatsbahnaktien 201, 1860er Lofe 90.80, 1864er Loje 82.40, Kreditlose 123.25, London 116.75, Silber 116.25. — In Wien i­ vie bekannte, 60 Jahre alte Eisenin­­dufiriertema Gebrüder Northborn zahlungsunfähig­ gemwor­­den. Die Passiven sollen 13­ Millionen betragen und sind einestheils hypothetamisch sichergestellt, und anderntheils, was die Accepte betrifft, dur­ die Aussteller gesiltert. Ferner hat da­ jabst die Firma Schwarz und Gradner, Baummoll Spinnerei in Gößendorf und Kleedorf, die Zahlungen eingestellt. Man spricht von über einer Million Raffina. — In Angelegenheiten der Firma Strauß, Grün­hut u. Komp. in Wien it beim Wiener Handelsgerichte das Ausgleichsverfahren eröffnet worden. Zum Gerichtskom­­missär wurde der E. T. Notar, Herr Dr. Philipp Olichbauer, zu provisorischen Kreditorenausschüsen wurden die Firmen Enge und Matura, W. Presher und die nied.zösterr. Kreditanstalt für Handel und Gewerbe als Hauptgläubiger bestellt. Der Bajıiv­­tand ist noch nicht vollständig bekannt ; es konnten bisher nur etwas über 90 Gläubiger mit Forderungen von beiläufig 230,000 fl. angegeben werden. Der Wiener Plan ist hiebei mit 45 Sirmen betheiligt, eine mit 30,000, eine mit 20,000, zei mit 11,000, eine mit 10,000 fl. u. j. f. Betheiligt sind auch Mannsport, Numburg, Friedland, Manchester u. a. m. Die legte Bilanz mit Ende 1863 ergab bei einem (den Werth­ver­haltniislolalitäten und Utensilien nicht berücsichtigenden) At­tiostande von 216,853 fl. 51 tr. ein Ballin-Saldo von 19,408 fl. 17 tr. öftere, Währung. Die Waaren in der hiesigen, Nie­­derlage waren mit 106,514 fl. 43 Tr., jene in der Fabrik zu an.

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