Pester Lloyd, Oktober 1866 (Jahrgang 13, nr. 242-267)

1866-10-14 / nr. 253

Tel.Depefchc1:d.»PesterLloyd.« Wien,13.Oktober.(O­iginaldepesche.)Das Einberufungsreskript für den ungarischen Reichstag ist noch nicht unterzeichnet. Die Negierung beschloß definitiv vor den ungar­iu den Reichstag zunächst ohne ungarisches Ministerium zu töten. Wien, 13. Oktober. O­riginaldepesche) Kai­­ser Marimilien sandte an Tegethoff ein eigenhändiges herzliches Schreiben mit dem Großkreuz des Ouadalupeordens zur Erin­nerung an seinen Admiral und Freund und als Beweis seiner Bewunderung. ( Venedig, 13. Oktober. (R.-B.) Die Uebergabe der benez­­ianischen Soldaten wurde bis zum Eh­öschen der Cholera ver­­schoben. Ein Ministerialerlag beurlaubt dieselben auf unbe­­simmte Zeit. Stuttgart, 13. Oktober. (8.­B.) Der Abtefentwurf der Bünfzehrer-Kommission wurde unverändert angenommen. Sämmt­­lie von der Minorität eingebrachten Artikel wurden abgelehnt. Newport, 10. Oktober. (R.­B.) Die Wahlen in Benn- Spiranien sind zu Gunsten der Nachfaten ausgefallen. Konstantinopel, 13. Oktober. (..B.) Der Streifen von­ Novofello wurde an Montenegro abgetreten, die Blodhaus­­angelegenheit wird gleichfalls zur Zufriedenheit der Montene­­griner entschieden. Den aufständischen Gandioten wurde Anne sie zugesichert, 8 heißt, die Insurgenten hätten dieselben an­­genommen. mein,­­ E dürfte sich am wenigsten übersehe­ Lage täuschen.So istb­un auch das freundliche Biarritz,mit dem sich sonst unwillkü­rlich die Vorstellung aller Genüsse verband,die ein feitgebildeter und geistreicher Hof zu bieten vermag,in diesem Jahre etwas ganz Anderes geworden.Statt Bewunderung und Reeid hatten sich an den Wallfahrtsort der europäisch am­plomatie Sorgen und Befürchtungen für die Zukunft Frankreichs und der kaiserlichen Dynastie. D­iarriß und Miramar, Bet, 13. Oktober. Der Untergang des merifantischen Kaiserreiches ist seit zwei Jahren fortwährend mit zu viel Bestimmtheit angekündigt worden, als daß der Zusammenbruch dieser ephemeren Schö­­pfung Überraschen könnte. Aber sein menschliches Gemüth hat das traurige Ereigniß ahnen können, das der Katastrophe bors angeht. Wer hätte es zu glauben vermocht, daß die Kaiserin Charlotte, biese edle Fürstin, einst nach Miramar zu­rückebren werde, den Geist von den schredlichen Träumen, des Wahnsinns ummachtet. Es bedarf seines Zeugn­ises, was, so weit die Grenzen der gebildeten Welt reichen, die Runde von dem Unglückk, das die hohe Frau getroffen, einen tief erschüt­­ternden Eindruck gemacht hat. Wie könnt es auch anders sein ! Aus dem fernen Reiche it die Tochter König Leopold’s nach der Hauptstadt Frankreichs gelommen, um Hilfe für ihren Gemahl zu erflehen, um eine Stüge für den schwanfenden Thron zu suchen. Sie hatte seine Ahnung davon, daß schon die Verträge geschlossen, welche das Kaiserthum an die Quari­­sten ausliefern. Von der Vergeblichkeit ihrer Anstrengungen überzeugt, eilt sie nach dem Batilan, um dort Trost zu suchen. Dort, in Gegenwart des Papstes, wird sie vom Wahn­sinn­ überfallen ; der heilige Vater vermag die bösen Geister nicht zu bannen und der Batifan wird der Schauplan einer Szene, wie sein Shakespeare sie zu erfinden vermochte. Die Geschichte wird der Bedeutung dieser Szene einst gerecht zu werden wis­­sen. Der große Charakter unserer Zeit offenbart sich in dieser Szene deutlicher, als in den mystischen Kommentaren, welche Kaiser Napoleon zuweilen zum Besten gibt. Das Kaiserthum Mexiko wurde gegründet auf die Allmacht Napoleon’s. Die nordamerikanische Republik hat dem Kaiser der Franzosen be­­wiesen, daß er nicht allmächtig ist ; sie zwingt ihn, seine Trup­­pen aus Mertfo zurüczuziehen. Das merikanische Kaiserthum wurde ferner gegründet im Vertrauen auf die Untersü­gung der Kirche ; der Klerus aber und der römische Hof haben ihre Freundschaft zurückgenommen, sobald Kaiser Maximilian nach liberalen Prinzipien regieren wollte. Im Frühjahr 1864, da bestand in Rom noch der Glaube, daß die Ehre triumphiren und das italienische Neid in Trümmer zerfallen werde. Heute ist jede Hoffnung in Rom erloschen und spanische Schiffe lie­­gen bereits bei Elviravecchia vor Anker, um den heiligen Ba­ter im Augenblicke vor Gefahr aufzunehmen. Zwei Jahre ha­­ben genügt, um alle Fusionen zu zerstören, mit denen Raiser Maximilian nach Mexiko ging Die Kaiserin Char­­lotte hat Europa in einem gänzlich veränderten Zustand wie­ bergefunden ; sie erkannte, das das Märtyrertribum , das sie mit der Kaiserkrone sich aufgeladen, „umsonst" war. Die Kämpfe gegen Intriguen und Verschwörungen, die bis ins Sinnerste ihrer Residenz sich erstrecten, haben ihren Geist mit düsteren Bildern erfüllt. Was weiter erfolgte, ist bekannt. Der Eindruck ist zu­ frisch, als mas die Welt mit ande­ren Gefühlen als denen der innigsten Theilnahme nach Miraz­mar bilden sollte. Aber bald wird die Entrüstung sich mit der Theilnahme mischen. Die Kaiserin Charlotte ist ein Opfer der Hohen Boltu­f. Kaiser Napoleon wollte die me­­itfanische Expedition auf eine glänzende Art abschlichen und er verleitete den Erzherzog Maximilian dazu, auf dag vomantische Unternehmen einzugehen. Weit tiefstem Widerwillen empfand his d­er Erzherzog dazu benügt werde, um eine transatlantische Republik zu zerstören. Die Breife erhob warnend ihre Stimme, und selbst von Höchster Stelle aus wurde das Projekt energisch widerrathen. Es war umsonst ; das Wort Napoleons wog “ schwerer al die Stimme der öffentlichen Meinung. Hat der­­ Kaiser der Franzosen wenigstens dieses Wort soweit ein­­gelöst , als er es vermochte, ohne sich in die Gefahren eines großen Krieges zu stürzen? Wer die Geschichte der festen Jahre fennt, wir diese Frage verneinen müssen. Kaiser­­ Maximilian wurde gleich anfangs von den französischen Generalen mit Mißachtung behandelt. Er erfreute sich nicht einmal der Rechte eines spanischen.­ Vizekönige. Frankreich selbst trug Schuld, daß das Kaiserthum Feine Wurzeln faßte. In finanzieller Beziehung mußte es den Namen für ein An­­sehen hergeben , von dem Maximilian kaum eine Summe be- 309, die dem Betrag einer bescheidenen Tantieme gleichstimmt. Bald bemächtigte sich Frankreich auch der einzigen finanziellen Hilfsquelle Mexikos , der ergiebigsten Zolleinnahmen in den Häfen. Und man stellt es sich schließlic Heraus, daß das m­ez­zitanische Kaiserthum nicht etwa banquerott geworden — nein, daß die Politik, welche es gründete, gleich anfangs banquerott war. Das öffentliche Urtheil kann aber beanspruchen , daß, wenn die „Männer der Vorsehung” große und romantische Speen haben, die sie unbefümmert um alle natürlichen Hinder­­nisse durchfegen wollen, daß sie für diese been auch verant­­wortlich seien. Alle offiziösen Entschuldigungen werden die Wahrheit nicht auslöschen, daß die Politik Frankreichh in Me­­n­to voll Schwächen war. Allgemein wird auch das Gefühl sein, daß die Kaiserin Charlotte das unschuldigste Opfer der romantischen Nam­en Frankreichs ist. In Biarrig ist man sich dieser Verantwortlichkeit wohl bewußt und wir glauben es daher gern, daß der französische Hof sich von dem Ereignisse auf das Schmerzlichste berührt fühlt. Kein guter Stern war es, der viermal den Kaiser nach Blarrig begeleitete, und ein eigenthümliches Zusammentreffen der Umstände hat den Aufenthalt daselbst in hohem Grade ge­­trübt. Er wäre dem Kaifer wünschenswerth gewesen, früher Biarung aufzusuchen , wenn sein Gesundheitszustand es erlaubt hätte. Die Krankheit des Kaisers aber ist notorisch und ein regiveres körperliches Leiden hält ihn oft Tage lang ans Bett gefesselt. Das Bett, das dem Kaiser die Wißerfolge in ver deutschen Frage noch immer nicht verzeihen kann, sieht in der Krankheit den Grund für den Mangel an Thalkraft, den es wahrzunehmen glaubt. Die glänzendere Gelegenheit hätte sich dem Kaiser geboten, die ermüchterte Stimmung­ zur neuen Ber­geisterung anzuregen. Eine Ueberschwemmung suchte einen be­­deutenden Theil Frankreichs heim und verbreitete unsägliches Elend. Gern wäre der Kaiser auf den Schauplan der Ver­­wänstungen­ geeilt, wenn er ihm seine Gesundheit gestattet hätte. So gaben die Uebersäwen­mungen nur zu neuen Klagen über die Regierung Anlaß, die Nichts für die Neguirung der Ströme gethan. Und nun kam zulegt als büsterstie Hiobsbot­­fast die Nachricht von der Geisteskrankheit der Kaiserin Charlotte. Vielleicht thun wir unrecht, Miramar und Biarrik an­einander zu weihen. Denn während die traurige Episode in der merikanischen Frage überwiegend die Gefühlsseite berührt, haben die Besorgnisse, welche der Gesundheitszustand Napoleons er­­regt, einen eminent politischen Charakter. Allein dem unbefan­­genen Bild ergibt sig, daß es nicht an Momenten fehlt, welche die beiden Fürstenfige mit­einander verbinden. Man macht sich, um kurz zu sein, im Frankreich mit dem Gedanken vertraut, daß Napoleon eines Tages nicht mehr zu den Lebenden zählen könnte. Ein solcher Gedanke ist aber unter allen Umständen gefährlich. Selbst wenn äußerlich die größte Zufriedenheit in der französischen Nation Herrichen,, wenn sie sich stolz und glücklschh fühlen wirde, dürfte man der Zukunft nicht mit allzu großer Sicherheit vertrauen. Die alten Parteien und alten­dee sind nicht so errechtet, wie „La France“ und „Consti­­tutionnel” versichern ; sie können lebendig werden, ehe man­ sich heffen versieht. Nun Herrscht aber in Frankreich eine große Un­­zufriedenheit. Die merikanische Frage hat den Glauben an das Glück und das Ansehen des Kaisers erschüttert ; das Schidsal der Kaiserin Charlotte trifft die Gefühlsseite der Franzosen. Die Gerüchte von der Krankheit des Kaisers dienen dazu , den revolutionären Parteien wieder zu einer Autorität zu verhelfen. Die Gesinnungslosen, die Eigennägigen, die Furchtsamen suchen fü­­r die Zukunft zu affekuriren ; sie trauen dem Kaffertyum nur halb , sie hören auf Fanatifer ver Ordnung zu sein und sind Verbindungen zugänglich , die ihnen sonst Stoff zu einer Denunziation geboten haben würden. So bereitet sich ein Um [hang vor, der unter Umständen beweitlich werden tant. Gerne wollen wir annehmen , daß’ die wirkliche Gefahr heute noch weit entfernt ist. Aber Niemand wird sich ernster Besorgnisse für den Fall enthalten können, als die Krankheit des Kaisers wirklich einen schlimmen Ausgang nehmen sollte. Die französischen Verhältnisse mw­rden dann wahrscheinli Er­­schütterungen unterliegen, deren Einfluß auf das übrige Europa sich nicht im voraus bemessen läßt. Der Taiserliche Hof selbst­­ 68 damals die Liberale Öffentliche Meinung, daß es öfterrei­ Die Sympathien der österreichischen Wolitit mit der point na­­ N­onen Sade, s­owie Oesterreiche Vorschubleistung im Sekten Fa Ya Bolen sind bekannt. Waffen wurden ver­führt , in Galizien formirten sich Banden, erschienen Aufständler und hätte unsere Regierung Defterreich zur Ver­­hängung des Belagerungszustandes nicht ge­­z­wungen, fürwahr der Aufstand hätte bis zum heutigen Tage ge­­dauert. Desterreichs Sympathien für Polen finden ihre Stühe darin, worin diese ihre Sympathien auch für die Türkei zu suchen sind, näml lich im historischen Nedhte , denn ohne dieses Recht hätten Oesterreich wie die Türkei und Polen s­chon längst aufgehört zu emifü­ven. Wir wissen aus einer sehr guten Quelle, Fürst C­artorygskii habe aus Wien die Bersideruna erhalten, daß, da es den Polen gelingen werde, si von der Herrschaft Rublands Loszuschlagen, Oesterreich un­­verzüglich an Polen seine polnischen Provinzen abtreten werde. Mir wollen schon nicht darüber sprechen, inwieweit es unseren Traditionen unwiderspricht, unter dem Szepter der Habsburger drei Millio­­nen R­uffen und die Karpathen , jene ruffischen Alpen, zu seben , doch wir können nicht rubin zuschauen , wie bei uns unter unseren Augen unsere edle Nation polonisirt — wie den Nuthenen ihre Zusammengehörigkeit widersprochen und offiziell die Rez­ionstü­wirung Polen vorbereitet wird. Man darf ung fürwahr nicht beschuldigen, wenn wir gezwungen werden, Ostgalisien, B­uto­wina und Ungarn zwanneftiren, es ist doch nicht un­­sere Schuld, daß man uns beleibigt und nicht in Ruhe läßt. Diese Anmweltirung ist unvermeidlich und dies in Folge der Haltung des Wiener Kabinetes. Die russische Bevölkerung Galiziens be­­steht aus Bauern und aus der Geistlichkeit , melche legtere — man muß aufrichtig gestehen — troß der Union rein rufisch ist. Bei einer solchen Sachlage ist er begreiflich, warum die Polen unser egali­­sische Geistlichkeit so sehr haften, jeden einzigen Boltslehrer, der noch nur allein den Hof im Volle­benen die Herren zu nähren weiß und warum im Lemberger Landtage die Frage über den Ternavorschlag zur Ent­­scheidung gelangte. Früher machte er der Ternaporsschlag unserer Geist,­lich seit möglich, das Belt mehr an Rußland zu nähern, allmälig den alten, doch Katholizismus verdorbenen Ritus einzuführen und die walizische Literatur in eine rufische umzuwandeln. Durch lange Kämpfe und ermüdende Anstrengungen gelang es uns ergebenen Männern und der Geistlichkeit die rufsische Arbufafchrift zu retten, die man, um nur die geistige Zusamm­engehörigkeit mit uns zu zerstören, in eine Vateineihe zu verwandeln trachtete. Unsere Sprache soll die Nationalsprache des ganzen flavischen Bol­tes werden, denn mostomitisch fpricht man von Rotvno bis zur Insel Sitfa , von Archangel an bis Obesja. Provinzielles Jargon, wie daz polnische, böhmische serbische und bulgarische Können sich war entwickeln, do fest, da die Zeit der Bildung eines allgemeinen Slawenreiches herannaht, sowie Ichon das deutsche und italienische ges­bildet wurde, jedt sollte die russische Sprache eine obligate, für alle jene Stämme sein, denn für sie gibt es feine andere Zukunft also die­Berschmelzung mit uns. Der Lemberger Landtag ist nur eine lenale Form für das Haus beln der polnischen Agitation und für die Polonisirung der Rufen. Aber was uns wundert, ist, daß unsere Regierung biz nun noch nicht die geringste Aufmerksamkeit darauf richtet, daß dies Alles nicht hinter Bergen und Zhälern, sondern in unserer Nähe in einer Entfernung von einigen Viertelmeilen (w­orst) von unserer Grenze und unter einer ebenso rusliichen Bevölkerung wie bei uns in Bolhynien und in Popolien geschieht. Nicht natürliche Grenzen, nicht Meere und Flüsse trennen uns von biefem Lampe, wo unter Dnieite, Bug und Pruth fließen uns trennt nur eine Grenziwace ı und ein Graben, durch melden Aufständler gingen. Auch die unwestliche Grenze dieses Landes, unsere alte Grenze , die Karpathen, mit unserem russischen Stamme bis an die Theiß — unsere natürliche Festung — bevölkert, befindet sich jekt in Händen einer un­ feindlichen Regierung, die bei all ihrer Schwäche­ung von dieser Seite, auch ohne eine Armee aus polnischen Emigranten anzuwerben, drohen kann. Jene Berge sind in den Hän­­den der Habeburger, die doch gebenfen, da Podolien und D­olbynien Provinzen der galizischen Krone gewesen sind. In diesem Jahre sind die Russen im Landtage in allen von ihnen angeregten Frauen von den Polen geschlagen worden. Mit Stimmenmehrheit hat der Landtag die Ternavorschläge abgeschafft, das alte Patronat aufaefriicht, die Einrich­­tung von Bezirksvertretungen beschlossen. Dies auch die Ursache, aus wel­­cher das Lemberger , Slowo" in seinen Sekten Nummern so energise und doch erfolglos gegen diese polnische Bebrühung protestirt. Diese Proteste scheinen jedoch ein Schwwanengesang dieser russischen Zeitung (moskiewskej gazety) zu sein, sie wird in Kurzem babinischeinen müss­­en, denn wenn sie die Regierung durch einen Vrozek nicht tobtischlägt, so wird sie eingeben müssen aus Dianael an Bros numeranten,denn welcher Beamter oder Geistliche wollte sich in den Abgrund stürzen durch Unterftügung eines in unserem Interesse handelnden Organes­­ „Finis Galiciae.“ Meer für einen rufsischen Namen, noch für ein russisches Wort ist mehr Blut in Galizien, dem Vaterlande Rurils ! Nunmehr werden sich dort die Polen frei entwickeln, nach ihrem Mouifee, ihrer Vergangenheit gemäß­­, dort unter den Flügeln des österreichhischen Adler werden die ersten Grundlagen eines polnischen Reiches geschmiedet .Die Legalität des ungarischen Ministeriums wird in dem heutigen Artikel der,,Debatte'«mit einer Entschiedenheit verfechten,wie sie unseres Wissens in den Spalten dieses Blattes nie zuvor zu Gunsten des Ministerialsystems aufgeboten wurde.Mit Rück­­sicht auf die Partei,deren Gedanke vorzugsweise in der»Deb.«zum Ausdruck zu gelangen pflegt,gewinnen die folgenden Stellen des er­­wähnten Artikels ein besondere Interesse: Glaubt die Regierung,so fragt das Wiener Blatt­ an den Ausgleich?Glaubt sie nicht?Ode­r zweifelt sie? Glaubt sie an den Ausgleich,so geht ster«oraus,daß sie auf dem Wege,welchen sie zu gehen wünscht,und beichts vier Monaten Da kommen werde, die Ernennung eines verantwortlichen ungarischen Mi­­nisteriums zu beantragen — warum dann nicht peinliche und beweit­­­liche Stimmungen vermeiden, melde die fortgefegte Weigerung erzeu­­gen muß? Warum niet mit Bortbeil gleich thun, was man später vieleicht mit Nachtbeil wird thun müssen ? Der glaubt die Regierung nicht an den Ausgleich ? Dann müßte sie erst vor die Ernennung einer auch in ihren Formen legas­­en Regierung für Ungarn betreiben, damit die Krone vor dem Lande, vor Gott und Welt bekundet habe, daß sie Alles gethban für die Ver­­söhnung und­­ Verständigung, und daß nur verblendete Parteien die­­selbe vereitelt haben. Glaubt die Regierung nicht an den Ausgleich, dann ist das Ministerium in Ungarn erst recht unerläßlich, damit es sich für den nächsten Reichstag eine Partei bilde, damit es dur Vorkehrungen in den Komitaten, deren Durchführung nur der legalen Gewalt des ver­­antwortlichen Ministeriums möglich ist, verbitte, daß die Verwaltung wieder in jene tiefverderbliche Agonie verfalle, welche wie in der Zeit vor dem Erscheinen des Oktoberdiploms an der Bad­­ischen Administra­­tion bemerkt haben. Zweifelt aber die Regierung an dem Ausgleiche, dann kann sie da unmöglich daran zweifeln, daß der Erfolg ungleich wahrsceinlicher wird, wenn ein legales, verantwortliges Ministerium den Prozeßt öffent­­lich und mündli führt, als wenn das alte schriftliche Verfahren bei­­behalten wird und die Gemüther sich an Fragen untergeordneter Kate­gorie erhißen, und gegenüber der Frage der staatsrechtlichen und konsti­­­utionellen Organisation der Monarchie müssen wir die Frage des ums­en Ministeriums denn do wohl als eine untergeordnete bee tachten wir willen sehr wohl, daß bei der Gerenmand eines ungarischen Ministeriums die provisorische Regelung der Kompetenzen mit Schwierigkeiten verbunden ist. Aber sind diese nicht geringer, als die Schwierigkeiten, welchen man die große Aktion angießt, wenn der nächste ungarische Reichstag sich wieder nicht in der Lage befindet, mit der Regierungsgewalt von Angesicht zu Angesicht zu unterhandeln ? Den Nothwendigkeiten des Ueberganges hat der Reichs­­tag in seinen beiden Adressen Nachtsicht zugesagt, wird aber der Reichs­­tag im Widerspruch mit der Stimmung des Landes Nachsicht üben können, wenn die Regierung den Uebergang in das konstitutionelle Ge­­leite gar nicht zu gewinnen sucht ? Admiral Tegethoff, über dessen Stellung fi die öffent:­che Meinung in größter Unklarheit befindet, wird neueren Nachrich­­ten zufolge in London erwartet. Der „Daily Telegraph" zum Minder­sten ruft dem Helden von Lifja folgenden Willemmgruß entgegen : — Cr it ein wahrer Gentleman und ein Seemann doch und durch­­ einer, auf den selbst Horatio Nelson stolz gewesen wäre! Cr hat einen großen Geelieg gegen eine doppelt überlegene Macht errun­­gen und sich ebenso sehr dur feine Wieiihh­keit wie duch seinen Muth ausgezeichnet. Indem er die italienische Flotte vor Liffa anz griff, vigierte er nicht blos einen furchtbaren Verlust, sondern die tiefste Ungnade ; denn wäre sein Versuch, die Insel zu entjegen, mig­­lungen, oder wäre er geschlagen worden — was Beides nur zu wahr­­scheinlich schien — so würde die ganze Schwere Verant­wortung dafür auf seine Schultern gewälzt worden sein und er hätte für seine Rasch­­heit und Kühnheit scmwer zu büßen gehabt ! Ja, ich glaube und, daß Tegethoff eine Niederlage erlebt hätte. Zum Schluffe fordert das englische Blatt seine Landsleute auf, dem Admiral zu zeigen, daß die Sympathie für Tapferkeit in England nicht ausgestorben it ! ERKEZZEN. Zur Lagengeschichte. Weft, 13. Oktober. Wir waren bereits wiederholt in der Lage, die drohenden und in höchsten Grade feinpfeligen Neußerungen der russischen Journale zu zitiren. CS ist nur allzu gewiß, dag diese Ueufe­­rungen nicht allein ihren Grund in der Besorgniß haben. Graf Solohomwsfi könnte das vuffische Clement in Galizien unterdrücken. Auch ist es nur ein ungeschickter Ver­­such, wenn die vuffischen Yournale Oesterreich eine provokato­­rische Haltung zuschreiben wollen. Vielmehr ist das einzige Motiv der ganzen Agitation die Annerionsleiden­­schaft, welche nun auch Rußland ergriffen hat. Die Frage ist nur, inwieweit die rufsische Negierung mit den Journa­­len übereinstimmt. Daß sie den leidenschaftlichen Expertoratio­­nen nicht ganz ferne steht, it mehr als wahrscheinlich. CS wäre sonst nicht wohl erklärlich, daß alle Journale genau in derselben Tonart musizirren. Den Vorrang verdient jedoch unter allen Umständen der „Colos", den man für das Organ Konstantins hält und der sich mit mehr Eifer als Beistand folgendermaßen vernehmen läßt : Polen aus Galizien zuge mit seiner Gleichberechtigung der Nationalitäten, mit seiner Jeder und Sprachenfreiheit, mit seiner Toleranz der Reli­­gionen und seinem Landtage. „Finis Galiciae,” 63 hat gethan , was in seinen Kräften lag, um nur ruflig zu bleiben, es blieb sogar in der Union nicht ortho­­dor, aber nun ist es gänzlich besiegt; in einigen Wochen werden „Slowo“ und „Shornif nautowy“ verstummen, und ihr protestirender Notbihrer wird nit mehr zu unseren Ohren gelangen. Was nun thun? Wir willen nicht, was unser Ministerium bes Aeußern macht, es scheint uns jedoch, daß es dad) mit aller Energ­ie sein Wort über die rufliche Bevölkerung in Desterreich aussprechen ollte, zumal unsere ganze Breffe unisono ruft, daß wir länger Beleiz­­igungen unserer Nationalität und unserer Geschichte nicht ertragen können ; umsom weniger können wir zulassen , daß sich an den Grenzen des kaum beruhigten Bolbyniens und Litthauens­ frische Molten des Aufstandes und Aufwiegelungen gegen unsere aufrichtigen Bestrebuns­gen aufthürmen.“ Also weil der , Slowo" aus Mangel an Abonnenten eingeht, des­wegen ist Ausland genöthigt, Nordbungarn, Dostgelizien und die Bulowina in DBesig zu neh­­men. Gewiß ein sehr wohlbegründeter Anspruch. Die ruffi­­chen Blätter machen, in Ernst gesprochen, ihre Sachen herzlich schlecht. Sie müssen bei der „Norddeutschen Allgemeinen Zei­­TLAN ELEND COATS ABB KKJ EG TRETEN KUTT MATT N­ EN MKK Fee té JÖSZÁGZY. ELVEK VAL EUREN , "««’, Aus Wien SS. 12. Oktober. Es ist zum Verzweifeln, sage ich Ihnen, mit all den Geistirungen. Best ist sogar auch der Regen fistirt, gerade weil man ihn so nothwen­dig braucht. Wer lacht über ung ? Ein wenig alle Welt — wir haben uns freilich schwer gewöhnt, und daraus nichts zu machen — und überschied „ein ewig blauer Himmel“. Je finsterer je grämelnder, je frost­­bringender man ihn haben möchte, desto lachender schaut er drein, ald würde er aus dem Dispositionsfonde dafür bezahlt, sich mit den Vorderungen der öffentlichen Meinung in Widerspruch zu fegen und die Situation „heiterer, immer heiterer“ darzustellen. Schade, daß der Spiritistentiub des hiesigen Geisterapostels, des Herrn Delhen, seine Verbindung mit den Ueberirbifchen noch nit dazur benurtt hat, sie zu der­ Herausgabe eines offiziösen, unge­­stempelten „Wiener Geisterjournals" zu bewegen ; es wäre in­­teressant gewesen , wie uns die offiziösen Geister vordemonstrirt hätten, daß der allgemeine Gesundheitszuftend absolut dag ge­­gennwärtige und kein anderes Wetter begehrt und bag die Wiener Aerzte, welche die Nothwendigkeit eines Temperaturzwedsels als die Grundbedingung der Rückehr gesunder­e Verhältnisse bezeich­­nen, durchwegs höchst beruirte Leute sind. Wie man sich dann in Wien in maßgebenden Kreisen beeilen wirde, einen so aus­­gezeichneten offiziösen Geist dauernd zu fesseln, wie man ihn mit Titel und Rangkleidung umhängen würde und wie die gute Stadt Wien fi eine Ehre daraus nahen müßte, den Geist aus fremden Regionen zu ihren Mitbürgern zählen zu dürfen ! Hoch­­gefrägte Kollegen, solche nämlich, die sich hoch zu fhägen wis­­sen, wirbe er hier finden. Gleich dem zum­ Beispiel, von dem mir jüngst hier ein ganz föstliches Wort erzählt worden ist. Es st­anch ein Geist aus der Wende, der aber hin der fernen Sphäre, in welcher er bis­ vor einiger Zeit weilte, den unun­­terbrochenen geistigen Rapport mit den höheren Potenzen in Wien unterhielt und sr vollzog an den Lebendeffenzen, die ihm von da in schmellender Strömung zutlossen. Es war aber doch ein Geist, den er zu einer konfreteren Existenz drängte, als ihm in jener „allgemeinen“ Sphäre geboten war, in der er sich bis dorthin bewegt hatte ; er sehnte sich nach Direkterer Berührung mit den höheren Gewalten, von denen er seine Impulse und Sonstiges zu empfangen gewohnt war, und er senkte si demnach eines Tages auf Wien nieder. An diesem Morgen erwachten die Wiener und wußten nicht, wie ihnen war; sie fuhren sich mit fänstlichen Fingern nach fänmtlichen Nasen, um zu spüt­­zen, was denn eigentlic 108 sei, denn es flimmerte und fluns­ierte ihnen vor den Augen, als wenn was ganz Besonderes in die Atmosphäre gefahren wäre.­in paar Tage darauf erfuhren sie aus den Zeitungen, bag der Luftkreis der Stadt einen neuen großen Geist in sich aufgenommen habe und gleich darnach­mel­­te das Regierungsblatt, unter welchem offiziellen Titel besagter Geist Fünfzighin erscheinen werde. Wenn ich mich nicht irre, hatte er es nicht verschmäht, wie gewöhnliche Sterbliche fi mit dem Titel: „Negierungsrath” zu begnügen. Aber er war noch herablasfender. Er wollte sogar mit den Menschen Mensc,, Wiener mit den Wienern sein — er bewarb sich um die hiesige Zuständigkeit. Die Väter der Stadt Wien in ihrer „Bürgerli­­chen Beshränftheit“ begriffen anfangs gar nit, was­ für eine Auszeichnung ihnen widerfuhr und sie lehnten die Bewerbung höchst respektwidri­g ab. Erst nachträglich wurde ihnen Kar­ger macht, welchen Glanz sie der Hauptstadt entzogen hatten, und sie beeilten sich, den unverantwortlichen Beistoß auszubessern und die verweigerte Zuständigkeit zu ertheilen. Ein paar Tage nach erflossenem­ Bescheide trifft den neufreirten Wiener ein Belann­­ter und wünscht ihm Glüd zu dem endlichen Erfolge seines Gefuches. „Sie wünschen mir Glüd, lieber Freund 2" Tüchelte dagegen der Herr Regierungsrath, „ich meine, bag nur Wien fich zu gratuli­­ren hat." Und weil ich gerade beim Erzählen Bin, sei auch noch das Bonmot neuesten Datums in den Kauf gegeben. „Warm sollen die Hosen der Infanterie Tot ich werben ?“ Antwort: „Weil das schneller fchiegt.“ Sehen Sie, so geht es, wenn man sich in’s Plaudern hineingibt. Von der herrschenden Epidemie wollte ig reden, und ich gerathe auf die Offizieren, und von da aus dringend gewordene Aenderungen — in den Militäruniformen, natürlich —, es ist Zeit, daß ich zu ungefährlichen Dingen zurüchkehre. Wer also lacht über uns ? Ein ewig blauer Himmel , der aus anderen Motiven heuer die nämliche Wirkung thut, die ein schöner Spätherbst immer zu üben pflegt. Er dehnt die Landsaison, er läßt die Stadtsaison noch zu seinem Lebensbeginne kommen , er prolongirt die Strohwitwenthl­mer und hemmt den Theaterbefuh­l und das Alles nicht, wie in anderen Jahren, aus Liebe zur freien Natur , sondern aus bleicher Furcht vor der Krankheit. Wer weiß, ob die Zentralistenversammlung in Wien nur aus seinem anderen Grunde gar so dünn ausgefallen ist, als weil unter obwaltenden sanitären Umständen eine allzu dichte An­­häufung von Menscen in geschloffenen Räume bedenklich ers­chien und man den Gefahren der Anstedung nut wohl traute. Nun ist es allerdings wahr, daß der Zentralismus fi bis zur Stunde als seine allzu fontagiöse Krankheit erwiesen hat und daß im Gegentheil seine Symptom­e immer schmäler werden, auf je größere Abreife er sich dehnen will — aber sie müssen doch ihre Bedenken gehabt haben, denn es waren ihrer Do­kur fünfzehn zusammengebracht worden. Freilich wollen Freunde der fünfzehn wieder behaupten , wenn man eine Bersammlung der aufrichtigen Anhänger des Ministeriums ausgeschrieben hätte, wäre man nicht einmal auf die fünfzehn gekommen. Und auch das kann allerdings wahr sein. Wiewohl also nun, wie gesagt, die Stadtsaison noch nicht­­ begonnen hat, so flattern body hinter den noch geschlossenen Yen­ ffervorhängen des Zheefalons etliche ganz muntere Klatschvögel­­chen herum und pipfen sich allerlei pilante G­eschichten zu, deren detaillirte Bearbeitung eine recht hübsche Arbeit für die Eröff­­nung der Saison geben wird. Da ist vorerst die Heirath eines noch nicht gar lange aus Baiern nach Wien­­ übersiedelten jun­­gen Schriftstellers von sehr gutem Namen mit der Tochter eines sehr hochgestellten und sehr reichen Staatsbeamten. Die Heirath, die so viele „Standestreife” einigermaßen überraschen kann, sol das glückliche Schlußkapitel eines verwegenen Liebesromanes sein, wie ihn nur tollfühne Jugend zu unternehmen und durch­­zuführen geeignet sein mag, eine neueste Variation des alten, noch immer in nußlosen Zweifel gezogenen Gutes, daß Liebe wirf­­lic Alles kann, und daß ein deutscher Schriftsteller es doch noch zu etwas bringe — wenn er sich etwas französische Roman­­sühnheit dazu borgt. Da ist wieder ein neues Kapitel, follen wir sagen, aus einem Galonroman, follen wir sagen, ein Bouboirroman einer Dame oder ? Im Baden-Baden pielt dieses Kapitel. Seine Heldin ist wohlbekannt. Ein bund­er Blutfled auf dem grünen Nasen der Brigittenau erzählt von ihr und von dem unglücklichen jungen Edelmann, der für die Dame seines Herz­­ens das Blut seines Herzens versprigte. Die Logen aller Theater, die Triblinen aller Rennpläge erzählen von ihr, die Kanzleien mancher Advokaten wissen von ihr zu erzählen. Bei ein paar kurzen Wochen no sah ich sie unter dem Baumschat­­ten bei Dommayer mit einem Begleiter, mit ihrem Manne und ihrem Kinde, einem blonblodigen Knaben, der wie die lebendig gewordene Koretterie seiner Mutter herumhüpfte, der m­oderne Amor dieser modernen Venus mit dem Napoleonshintchen auf dem feingeformten Kopfe. Seit damals sah ich sie nit und sah sie überhaupt Niemand ; sie war aus Wien versch­wunden. Sie mußte wohl eine Sommerreise unternommen haben. Wirk­­lich auch kommen die neuesten Nachrichten über sie aus Baden Baden, Unglücksnachrichten, frisch vom Spielzu­g weg, wo die Dame hohe Summen verloren haben sol, Summen, zu deren Aufbringung­s ihre gewöhnlichen Mittel nicht. ‚ausreichen und — hier werben die Nachrichten so eigenthümlich und Fantare, daß sie nicht wiederzugeben sind. Mean hält es nur für uit un­möglich, daß sie die beginnende Saison nit in Wien mitma­­chen­ werde. Da ist ferner die jüngste griechische Katastrophe, die zwar nicht König Georgios in höchster Person, aber einen seiner Re­präsentanten betrifft. Heute zwar meldet gerade der Telegraph aus Athen, man hoffe die Schwierigkeiten auf Creta, was heutzutage Can bia heißt, "baldigst behoben, zu sehen. Glau­­ben Sie es nit; hier in Wien weiß man das besser. Nächste Tage zwar wird König Menelaus wieder einmal ungehindert nach Creta gehen, aber damit sind Die Schwierigkeiten durchaus nicht behoben, welche zwischen Griechenland und der­­ „sehönen He­lena“ sich ergeben haben sollen. Im Gegentheil , der diplomat­­ssche Bruch , der die Repräsentanz des neuen Griechenland­es und die Wiederbeleberin des antiken Hellenenthums entzweit­ hat, wird als ein unheilbarer betrachtet und hinter den Soulisten erwägt­ man bereits alle Eventualitäten fünftiger Verhältnisse, die sich daraus ergeben künnen. Mehr noch als die theatralisch-diplomatische , beschäftigt eine theatralisch-politische Geschichte die Bühnenwelt und die ihr nächstliegenden Kreise. Das Dunitheater war bereinst im Befct zweier „Schönsten Augen“, zu denen eine ganz niebliche Persön­­lichkeit mit einem allerliebsten Näschen und einer entfeßlichen Vorliebe für falsches Singen nebst entsprechenden sonstigen Lei­­denschaften und Neigungen gehörte. Das Ganze nannte sich Fräulein Weinberger. Diese Herren schwärmten für die Dame. Einer eroberte sie — wie gewöhnlich, schrieb die Besiegte dem Sieger die Friedensbedingungen vor. Blöglich aber sagte sie den Vielen und sogar dem Einen Lebewohl; sie empfand einen höheren künstlerischen Drang, als blos schönste Augen zu haben. Sie wollte auch eine gesannte, eine gerühmte Schau­­spielerin werden. In Preußen, wo so Vieles möglich is, wurde sie es und eines Tages wurde Wien mit der Nachricht üb­er­­rascht, daß Frl. Weinberger engagirtes Mitglied des Hofburg­­theaters sei. Auf dringende Empfehlungen österreichischer Ge­­sandtschaftsmitglieder, die ihre Talente sehr zu rühmen gemußt hätten, sei sie engagirt worden, hörte man offiziöse Lippen jagen. Die Debuts der neuen Hofschauspielerin waren bereits angeregt — plöglich verschwanden dieselben wieder vom Repertoire. Darum e­in überzähliger Patriot, wie ich höre, ein ehemali­­ger päpstlicher Offizier, hatte figg erinnert, Die Dame in Bres­­lau „antis österreichische” Kouplets fingen gehört zu haben und das zartbelaitete vaterländische Gemüth konnte nun den Geban­­ken nicht ertragen, daß die „Vaterlandsnrrrätherin" — die, wie sich jet herauszustellen scheint, das gräuliche Verbrechen unter sehr mildernden Umständen begangen hat — auf der Hofbü­hne zu sehen. Er schlug so laut Zeter, daß die Theaterbehörden sich bemüßigt glaubten, Notiz von der Sache zu nehmen und nun wird Wochen lang über diese Lappalie hin und her verhan­­delt. Und während dessen gehen die hieher gebrnten Soldat­ des aufgelösten Klapka’schen Korps in den Straßen frank ı .d frei herum und sein Diensch würde daran denken — and­ere Artikel X. des Friedensvertrags — Daß man etwa home­o- peinliche Prozeduren mit ihnen beginnen sollte.e Aber ein uri:­dater junges Mädchen soll zur Neb­enschaft gezogen und in­ Berlust vielleigt des schönsten Lebenstraumes bestraft werden ! Das müßte doch beinahe an die Zeiten erinnern, wo Alexan­­der Reichardt in Anna Zerr ihre Stellungen an der Wiener Hofoper verloren, weil sie in London in erneut Konzerte zum Bellen der ungarischen Emigranten mitgewirkt­­­­ hatten, ggg neem ese asz na tesó I TE KHZ­ E ENENKEEEKERERTESEÉÉKÉSŐS save nase ga­löni ÖZÁEBÉ S STAlááatbE LEVO ÉRTÉKÉT

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