Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1867 (Jahrgang 14, nr. 224-250)

1867-10-14 / nr. 235

r TWLeu-13.Ql­obei.Ueber die Beerhältnisse der ehemaligen deutschen Bundesfestun­gen liegt dem Vern­ehm­en nach eine sehr bestim­m­te Er­lärung Preußens vor.Wo diese Erklä­­rungc­bgegeben worden,darüber habe ich nur Vermuihungen undicht an­n dieselben,als ohnehin für die Sache selbst nicht von Einfluß,süglich auf sich beruhenassen­;daß sie aberi­bge­­geben worden,wird positiv versichert.Sie würde im­ Wesentli­­chen besagen­,daß sichn den Kriegsfall das unbeschränkte Dis­­positionsrecht des Königs von Preußen,als des durch die Bünd­­nißverträge auch für den­ Süden anerkannten obersten Befehls­­habers,über die Besatzungen aller Festungen,gleichviel,ob früher Bundesfestungen oder nicht,keinem Geifel un­terliegen könne, daß dagegen im Frieden Preußen freilich aus der früh­eren­ Bu­n­­deseigenschaft einer Festung kein Besatzun­gsrecht ableite,sondern dasselbe nur durch besondere Verträge mit dem betreffenden Tenitorialherrn­ begründet erachte,daß es aber das Recht in Anspruch nehmen müsse,nach seinem freiesten Ermessen solche Verträge abzuschliessen und nach Maßgabe derselben über die resp.Festungen­ zu verfügen. 1 Englische Blätter frietllichen jeßt das alte Gerücht wieder auf, daß Herr v. Beust von Paris aus einen Abstecher nach London machen werde ; einzelne Meldungen stellen auch einen Besuch des Kaisers Franz Joseph am englischen Hofe in Aussicht. Alles das dürfte sich als d­en irrig ermeisen. Die Dispositionen für die Kaiserreise nach Paris und zurück sind so bestimmt gegeben, daß für jene Londoner Reise schlech­terdings sein Raum bleibt, und ich füge hinzu, daß in diesen Dispositionen Herr v. Beust als ver­ständige Begleiter seines Monarchen erscheint. I­n Sicherem Vernehmen nach hatSe.Majest­at jetzt die bischöfliche Adresse dem Ministerium einfach zur Erledigu­n­g ulzeit­wiesen und sich gleichzeitig bereiterklan­ morgen die Deputation zu empfanen,welche den vom Wiener Gem­einderath beschlosse­­nen Profit gegen jene Adresse zu ü­berreichen b­eauftragt ist. Beiseszusammen ken­nzeichnet die Stellung der hone in der Konkordatsfrage wohl zur Gen­üge. IIWien­ 13.Oktober.Die direkten Nachrichten der letzten Tage aus Rom diplomatischen Urspru­n­gs lassen sich da­­hintestniiren,daß auf allen Punkten,wo es zum­ Zusammen­­stoß zwischen den päpstlichen Truppen­ und den eingedruungenen Garibaldianern­­ommt,die letzteren den Kürzeren ziehen,daß aber gleichwohl immer neue Ban­den­ auftauchen,w­elche sich nicht im Kirchenstaate bilden,sondern von außen hereingelangen, daß die Garibaldian­er gut,zum Theil sogar mit Hinterladern bewaffnet und equipirt sind,daß unter diesen Umständen der Dienst für die nicht ausreichenden päpstlichen­ Tru­ppen in den Provinzen nach gerade ausreibend wird und somit die Lage sich immer bedenklicher gestaltet,wenn auch in Rom selbst noch(die Nach­­richten reichen bis zum 11.)ungestörte Ruhe herrscht.—Gestell­ hatte der Fürste­ibischof von Wien,Kardinal Rauscher,welcher nach der Burg entboten­ wurde,eine lange Privataudienz bei Sr.Majestät. st.Paris,10.Oktober.Ein großer Theil der euro­­päischen­ Journale,selbst ersten­ Ranges,nehmen noch imm­­er an,die italienische Regierun­g habe von der französischen ein­e Abänderung des Septembervertrages verlangt. ‚Geirügt auf die sichersten Mittheilungen können wir Ihnen diese Angabe als durchaus irrig bezeichnen. Das Florentiner Kabinet hat voraus­­gesehen, daß seine Bemühungen in dieser Beziehung die Frucht: 103 bleiben und daß dadurch sowohl seine Würde geschmälert, als auch eine neue Einmischung drantreide in die italienischen Angelegenheiten hervorgerufen werden würde. Selbst im günstigsten Falle würde man der nationalen Bewegung nur von Neuem die Hände gebunden haben. So sind denn die Bemühungen des italienischen Gesandten Nigra in Diarris ganz allein darauf gerichtet ge­wesen , die drohende direkte französische Intervention in den Händeln des Kirchenstaates abzuwenden. Für den Augen­­ich­t hat man dem Vertreter Italiens als Lohn für die loyale Haltung der italienischen Regierung versprochen, von­ der Inter­­vention abzustehen. Auf der anderen Seite freilich hat man ihm nid­ verhehlt, daß getriffte Umstände bei dem weiteren Ber­­laufe der Ereignisse im römischen Gebiete die Wiederaufnahme der Graedition immerhin veranlagen könnten. Von diesem Prin­­zipe vermochte Herr Nigra bisher die französischen Staatsmänner nicht abzubringen. Sollten die von denselben bezeichneten Umstände nun wirklich eintreten, so würde er immer noch von der­­ allge­­meinen Situation in Europa, sowie von der Beschaffenheit der Männer, die gerade in Frankreich am Ruder wären, abhängen, ob die Einmischung in die römischen Angelegenheiten wirklich stattfinden würde oder nicht. Dies ist der genaue Stand der Frage für den jenigen Augenblick. Ein Communiqué an die Bariser Journale hatte die Aus­ordnungen von größeren Kampfesübungen der französischen Trup­­pen rund abgeleugnet. Aber ein Nundschreiben des Präfe­kten des Departements der beiden Sevres, sowie eine Ankündigung des Maires von Dijon an die betreffenden Einwohner jener Ge­­genden zeigen gerade solche Manöver als bevorstehend an. So sind die Offiziellen durch andere Offiziellen für mich Lügen ge­straft. — Im „Moniteur“ wird in einigen Tagen das Dekret betreff3 der Zusammenberufung des geießgebenden Körpers er­­scheinen. Die Eröffnung dieser Lisung wird um acht Tage früher statthaben, ala man es ursprünglich angab, nämlich schon am 18. November. Im Deputirtenpalaste sind schon Befehle gegeben, dab Alles für diesen Tag fertig sei. — Nach seiner Ankunft von Biarrit gestern Früh hat Herr Nigra sofort eine lange Unterredung mit dem Prinzen Humbert gehabt. Am Abend ist der italienische T­hronfolger dann abgereitt. — Am Dreontheater wird demnächst Fräulein Elisa Montis, die Tochter der traurig berühmten Lola Montez, debütiren. Man erzählt „hier einen netten Wis. Der Kaiser Napo: Leon hat in Biarris Hafenarbeiten unter seiner eigenen Aufsicht beginnen lassen. Sie wissen nun , daß das Gerücht ging, der Kaiser sei verrückt geworden. US nun der Minister des In­­nern, Herr von Lavalette, bei seiner Ankunft in Biarrit üngstz Uh.nach dem Kaiser frun, antwortete man ihm: „L’empereur est au quai.” (Der Kaiser ist am Hafen). Der Minister ver­stand aber: „L’empereur est toque“ (Der Kaiser ist verrückt), and geräth darüber in große Bestürzung. Sein Reviewter , der wußte, doch sein Herz an der Börse spielte, meldete zum weisen SENDER den Bailliers, eilig: Der Kaiser Hat den Verstand verloren. Politische Hundschau, 14. Oktober. Die Politik bie­­tet heute nur eine ziemlich magere Ausbeute. (63 Liegt fast seine Nachricht vor, der eine besondere Wichtigkeit beizumessen wäre. In Frankreich scheint vorläufig Alles beim Alten bleiben zu sollen. In Bezug auf die inneren Angelegenheiten —­­ schreibt ‚man aus Paris — scheint man blos „im Prinzipen die Mini­­steränderung beschlossen zu haben, und die Kaiserin ist die ener­­gische Vertheidigerin dieser Verzögerung ; sie will noch zum warten, und so hat der Kaiser Herrn v. Moultier einen sehr beruhigen­­ ­­ den Brief geschrieben. Im briefigen auswärtigen Amte wird das Gerücht von bevorstehenden Diinisterveränderungen, nun seit gestern auf das entschiedenste in Abrede gestellt und sämmtliche inspirirte Korrespondenten erhielten Auftrag, zu erklären , es bliebe Alles beim Alten! Der Kaiser sol aus Anlaß der jüng­­sten , hier verbreitet gebesenen falschen Gerüchte gesagt haben : „Bei Eröffnung der Kammern werde ich wahre N­achrichten be­­kannt machen.“ Außerdem beschäftigt man sich in Paris bereits leb­­haft mit dem bevorstehenden Besuche des Kaisers von Desterreich 63 heißt darüber in einer Pariser Korre­­sponden; : Der Empfang, melden der französische Hof dem Kaiser von Desterreich bereitet, wird ein sehr glänzender und natürlich als ein sehr kostspieliger sein, so daß man für de­ österreichis­­che Majestät sogar einen neuen Kaiserlichen Eisenbahnwagenzug baut. Derselbe ist so nicht fertig, wird aber bis zum 21. Ok­tober bereit sein. Ex besteht aus vier Gemächern , von denen das erste mit Tuc), das zweite mit glatter und das dritte mit fagonnirter Seide ausgeschlagen ist ; das vierte Gemach besteht ganz aus 6 Spiegelglas und Gold. Der Zug kommt auf 200.000 Fr. zu stehen. 3 ist so unbekannt, ob die Königin von England und Viktor Emanuel um diese Zeit nach Paris kommen werden. Dagegen erwartet man den Ratter des Königs von Portugal, der am 20. hier eintreffen sol. — Man organi­­sirt gegenwärtig die Offiziere des Generalstabdepots des Kriegs­­ministeriums in vier Abtheilungen. Die erste bildet die der Telegraphie , die z­­eite die der Photographie, die dritte die der Eisenbahnen und anderer Kommunikationsmittel, und die dierte die der Statistik und militärischen Erkundigungen. Die Rede des Fürsten Hohenlohe hat in Preußen seine besonders günstige Aufnahme gefunden. Die preußischen Organe äußern in eingehenden Besprechungen zahlreiche Bedenken hinsichtlich des baierischen Programmes. Die „Norod. Allgem. Zeitung” sagt : Wollen wir mit demjenigen Theile des Programms begin­­nen, den wir für den­ werthvollsten halten, so ist es die entschie­­dene Verwerfung der Bildung eines Südbundes, welche wir an dieser Stelle hervorzuheben haben — eine Verwerfung, die baz duch besondere Bedeutung erhält, da­ in ähnlich ablehnender­weise auch die württembergische Regierung sich geäußert hat. Wir fonstatiren demnach als feststehende Thatsache, daß die Süd­­staaten von der im Artikel IV des Prager Friedens gestatteten Freiheit der Bildung eines Südbundes seinen Gebrauch machen zu wollen erklärt haben. Dieser Theil des Art. IV gehört daher bereits der Vergangenheit an, und wir haben lediglich mit von­einander unabhängigen Staaten zu rechnen, denen volle Bewe­gungsfreiheit zuzuerkennen it. Was aber sodann die „positiven Andeutungen” — wir können keine andere Bezeichnung finden — betrifft, welche Fürst Hohenlohe in feiner Rehe gegeben, so bleibt bezüglich dieser für ung­ leider auch nach Einsicht des MWortlaus­tes, zum größten­­ Theil diejenige Unklarheit bestehen, über welche wir bei unserer ersten Besprechung des Programms bereits Klage führen mußten. Zum Beispiel , was die Natur der Al­lianz zwischen dem fünftigen „Staatenbunde“ und Desterreich anlangt, so scheint allerdings nach den diesen Punkten einleiten­den Morten an ein Schuß­ und Trugbündniß gedacht zu sein ; allein ein späterer Sat, in in welchem von Oesterreich als dem natürlichen Verbündeten geredet wird, läßt die Auffallung wiederum als eine nicht zweifellose erscheinen.“ Mit übertriebener Heftigkeit äußert sich die „Nat. dtg.” bezüglich der von dem Fürsten Hohenlohe angeregten Idee einer Allianz mit Oesterreich : „Diese Idee — sagt das genannte Blatt — sollte Doch nicht wieder aus der historischen Rumpelklammer hervorgeholt werden, in welche sie duch den Ausgang des Krieges von 1866 unwiderruflich ver­wiesen “­. Am 19. Jänner überließ Fürst Hohenlohe von Oesterreich selbst die Aufgabe, sich wieder aufzu­ tassen und seine „zivilisatorische Mission als östliche Grenzmacht“ wahrzunehmen. Er verhieß nur, „darauf hinzuwirken, daß die freundschaftlichen Beziehungen Baierns zu Oesterreich erhalten und gefördert werden." Die „Allianz“ dagegen mit etwaiger Garantie des österreichischen Gebietes ist ein 10 vollkommen über­­wundener Standpunkt, daß man sich wundern muß, wie sie sich in dieses neue Programm nochmals hat einnisten können. 63 bedarf heute Feines Wortes weiter darüber, daß die führende Macht im norddeutschen Bunde es als eine ihrer michtigsten Pflichten betrachten wird, fich die Freiheit der Bewegung in den auswärtigen Beziehungen durch Feine verstindende Allianz, wel­chen Namen sie an trage, verschränten zu Lassen.” Die Mittheilung der Fürsten Hohenlohe über die zwischen den Südstaaten vereinbarten Grundlagen einer deutschen Gesammtverfassung wird von der „Nat.dig.” in folgender MWeije fommentirt : A(Z Grundlage für die deutsche Gesammtverfassung be­­zeichnet Fürst Hohenlohe: „daß die im Art. 3 und 4 des ur­sprünglichen Entwurf der norddeutschen Bundes­verfasssung enthaltenen Gegenstände für gemeins­am erklärtt und als Bundesangelegenheit behandelt werden sollten, und daß im Uebrigen die Verbindung von Charakter eines Staatenbundes unter preußischem Präsidium zu tragen habe.” Nicht mit Unrecht hebt Fürst Hohenlohe hervor, daß damit ein nit unbedeutendes Gebiet der Geietgebung und Verwaltung der gemeinsamen Behandlung über­wiesen werden würde. Die Artikel 3 und 4 des ursprünglichen Entwurf der Bundesverfassung sind zwar von dem Reichstage später noch in einigen Punkten er­­­weitert worden , doch begründen sie auch sehen in ihrer ersten Fassung ein gemeinsames Indigenat und meisen vor Beaufsich­­tigung des Bundes, und seiner Gefeßgebung zu: 1) die Bestim­­mungen über Freizügigkeit, Heimaths. und Nie­derlassungsver­­hältnisse und über den Gewerbebetrieb , ferner über die Koloniz­­ation und Auswanderung ; 2) die Zölle und Handelsgeseßgebung und die für Bundeszwecke zu verwendenden indirekten Steuern ; "3) die Ordnung des Maß-, Münz- und Geschwitzsystems nebst Leitstellung der Grundfäße über die million von Rapiergeld ; 4) die allgemeinen Bestimmungen über das Bankwesen ; 5) die Erfindungs­­patente ; 6) den Schuß des geistigen Eigenthums; 7) die Organisation eines gemeinsamen Schußes des feudtten Handels, der Schifffahrt und ihrer Flagge zur See, sowie Anordnung gemeinsamer fonsularis­­cher Vertretung ; 8) das Eisenbahnwesen, so­weit e3 die Landesver­­t­eidigung und den allgemeinen Verkehr berührt; 9) den Schiff­fahrtsbetrieb auf gemeinsamen Wasserstraßen , sowie Fluß­ und sonstige Wasserzölle ; 10) die Wort- und Telegraphenverwaltung ; 11) die Bestimmungen über die mechselseitige Vollstrebung von Erkenntnissen­de. ; 12) ‚die Beglaubigung von öffentlichen Ur­­kunden ; 13) die gemeinsame Zivilprozestordnung und das gemein­­same Konkursverfahren, Wechsel- und Handelsrecht. Wenn Bad­ern in allen diesen Punkten sich dem Bunde einfügen will, so kann man wohl fragen, ob es sich dann so in einem bloßen „Staatenbunde” mit preußischem Präsidium be­­finden, oder ob es nicht vielmehr in mancher Hinsicht bereits in die Grenzen des „Bundesstaates” hineingerückt sein würde, denen es so ängstlich ‚auszuweichen fuht. Treu aller Redensarten, mit denen die „Selbstständigkeit“ ausgestattet, wird, würde ein solches Umwitterdasein nicht länge rauszuhalten sein. Am wenigsten wird Baiern die Macht besigen die anderen süddeutschen Staaten in einer solchen unerträglichen Schwebe festzuhalten. Diese Staaten sind bis jegt gerade so selbstständig, wie Baiern selbst, und sie werden von b dieser ihrer­reiheit der Gntschließung troß aller Mahnungen des Fürsten Hohenlohe den Gebrauch machen, der ihren Interessen am meisten zusagt. Bricht nur erst einer von ihnen den Bann, so wird das ganze widerspruchsvolle System, welches man sich in Münden ausgewacht hat, sofort von selbst zerfallen, und die ganze Lage wird sich dann sehr balt klären. Die Reibungen der festen Monate, an welche Fürst Hohenlohe erinnert, zeigen nur, daß diese Klärung sehr dringend it und nicht einer unabsehbaren Zukunft anheimgestellt werden kann. Nach französischen Berichten soll Bräsident Solonfon an einen Staatsstreich denken, der noch vor Ende Oktober in Vollzug gefegt werden sol. Die Häupter der radikalen Wartet, sowie die populärsten Generale, darunter auch General Grant, sollen verhaftet und nach einer Festung gebracht werden. Dann würde Johnson die Vereinigten Staaten nac seinem Willen re­­organisiren. Man braucht nicht hinzuzufügen, daß diese Gerüchte sehr Em­pirsch sind. “ Die Ereignisse in Italien. Mit der friedlichen Stimmung , welche in den übrigen Zheilen Europas herrscht, kontrastirt auf das Seltsamste die Bewegung und die Unruhe in Italien. Auch heute läßt sich nur mit Bestimmtheit angeben, daß die S Insurrestion auf römischem Gebiete fortrauert und, der Untergrücungsversuche duch päftliche Soldaten spottend, an Stärke zunimmt. Alles Andere ist in Dunkel gehüllt. 63 ist eben­so unbekannt, welche Pläne Rattazzi verfolgt, wie es zweifelhaft ist, welche Besität Napoleon hinsichtlic der römischen Frage beobachten wird. Wo die wichtigste heute vorliegende Neuigkeit registriren wir die di­­plomatische Note, melche der pästliche Minister des Aus­­wärtigen, Gardinal Antonelli im Auftrage des heiligen Vaters, an verschiedene europäische Höfe gerichtet hat, und wie be­stimmt ist, die Angriffe, welche gegenwärtig gegen die Grenzen des pästlichen Gebietes unternommen werden , in offizieller Weise zur Kenntniß zu bringen. Das „Bien public“ gibt folgende Analye des Aftenstades . Seine Eminenz der Minister Pius IX. konstatirt folgende Bunfte: 1. In dem Augenblicke, wo der tiefste Friede in allen Provinzen herrschte,, die dem pästlichen Staat noch angehören, sind über die Grenze der Gebiete, welche die Negierung von 310:­rent inne­hat, bewaffnete Banden eingedrungen, haben Unordnung und Aufstand gegen die geiegliche Obrigkeit hervorgerufen , und ihren Weg durch verbrecherische Thaten bezeichnet. 2. Die Be­­inwohner der Distrikte, welche von diesem Einbruch betroffen worden, sind, weit entfernt davon , von Aufforderungen der Emnpringlinge zu entsprechen und diesem importierten Aufstande (alla importata rivolta­ fid) anzuschließen, dem heiligen Vater treu geblieben und haben ihren tiefsten Abscheu gegen jeden Alt des Verraths tuno gegeben. 3. Die genannten Banden haben ss in Toscana und in den abgerissenen pästlichen Provinzen gesammelt. Sie bestehen aus jungen Leuten, die in jenen Gegenden oder anderswo gebo­­ten sind , aber keiner von ihnen stammt aus dem Kirchenstaate nach seinen gegenwärtigen Grenzen. Die Banden haben sich am hellen Zuge mit Willen und Angesichts der Florentinischen Regie­rung gebildet, welche den Individuen, aus denen sie bestehen, Neijepapiere übergeben hat, obwohl er notorisch war , dab diese Sremplinge fi in die päpstlichen Staaten begeben wollten. 4. Die italienischen Truppen haben eine große Zahl vieler bewaffneten Banditen die Grenze von Toscana und Orvieto an mehreren Stellen überschreiten und in das päpstliche Gebiet eindringen lassen. 5. Dieselben italienischen Truppen nehmen Banden auf, wenn sie geschlagen und zersprengt doch die pästlichen Truppen über die Grenze zurückgehen. Angesichts dieser Vorgänge pro­­testirt die Regierung des päpstlichen Stuhles feierlich und erklärt, daß sie das Opfer eines neuen Attentats der lo­rentinischen­­egierung geworden, die troß der mit dem Tuilerienkabinet abgeschlossenen Konvention vom 15. Sep­­tember ein Gebiet hat angreifen lassen , welches zu vertheidigen sie si feierlich verpflichtet hatte.” Es ist nun fraglich , ob die vorgebliche Note Ant­o­­nelli’s auch die beabsichtigte Wirkung hervorbringen wird. Die europäischen Mächte, mit Ausnahme Frankreichs , werden sich schwerlich in die römische Angelegenheit mischen. Was aber die Haltung Frankreichs betrifft, so wird aus Paris, 10. Oktober, geschrieben : Von gut unterrichteter Seite meldet man heute, daß zwar Napoleon II. nicht das Versprechen gegeben habe, er werde unter allen Umständen auf eine­ntervention verzichten, aber er hat in Ausfit gestellt, seine Maßregel zu ergreifen, ohne die ita­­lienische Regierung davon in Kenntniß zu seßen. Frankreich hat sich duch die Septemberkonvention im Borbine in die freie Hand ausbedungen­, weil er seine Politik nach den Umständen und Verhältnissen einrichten wolle. 63 werde sich dur die Natur der Ereignisse in Italien und dur die Interessen und P­flichten seines Landes bestimmen lassen. Mit anderen Worten, Napoleon hat in dieser Frage wie in jeder anderen, die in wen leten Mo­­naten an ihn hherangetreten ist, eine bestimmte Entscheidung hinausgeschoben. Zusehen und Zumarten — das ist die Politik, die auch feßt noch obenauf bleibt. Italien ist sehr im Gedränge, und nach allen Nachrichten zu urtheilen, nimmt die Bewegung einen großen Umfang an. Aus Rom, 7. Oktober wird über den Fortgang der Insurreaktion geschrieben : Der Zusammenstoß der Freih­aaren mit den Zuaven in und bei Bagnarea kostete jenen 15 Todte und viele Verbwundete; wie viele von den Zuaven blieben, sagt das amtliche „Giornale” nicht. Diese zogen sich vielmehr „in guter Ordnung” (ripiega­­rono in buon ordine) auf Montefiascone :urück, um Verstärkung an sich zu ziehen. Das kann doch nur heißen : die Päpstlichen wurden von den Gegnern nach­h Montefiascone zurückgedrängt. Am Freitag s­lug man sich auch bei Ischia, einem Ort in der Diöhzese Acquapendente mit 2056 Einwohnern, wo die Garibaldi­­ten sich vor der Medermacht zurückzogen, dann bei Valentano, wo eine Abtheilung Karabinieri und Zuaven mit 150 Bloufen­­männern fochten. Ei hatten dem „Biornale” zufolge Verb­un­­dete und Tocte; die Päpstlichen seien er geblieben, was bei einem zweistündigen Kampf kaum glaublich ist. Eine zweite Korrespondenz meldet über die Wiederbewegung Bagnaren­s doch die Päpstlichen : ‚, ‚Am 5. eine Stunde vor Mittag, griffen Buaven und Linientruppen Bagnaren an. Die Blausenmänner hatten das

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