Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1870 (Jahrgang 17, nr. 99-123)

1870-05-16 / nr. 111

A; — ,vom Wiener Gem­einderat heausgegebene Parole in der Provinz bald ·ein häftiges Echos findenz die Lage der Negierung wird­ dadurch täglich unbehaglicher und das Mißtrauen in ihre Intentionen wächst in dem Maße,als sie sich durch dieses selbst gezwungen sieht,es eine Zeitlang mit Resignation zu ertragen.Das könnte sie freilich nicht hindern,mit einem Schritte,wie mit der Demissionirung Widmann’s,der öffentlichen Meinung eine eclatante Genugthilung vorzuenthalten;wie soll aber Graf Potocki jenen entgegentreten,die ihn trotz seiner gegentheiligen Versicherungen tagtäglich des»Verfassungsbru­ches«beschuldigen und ihm denselben geradezu mundgerecht zu machen suchen?Eine solche opposi­­tionelle­ Taktik ist pitoyabel,denn sie provozirt die Zerstörung des Staats­­und Verfassungsbaues,um auf den Trümmern desselben triumphiren­d die Richtigkeit ihrer Doctrin­ behaupten zu können· o Wien, 15. Mai. Die Ernennung des Duc de Gram­mont zum Minister des Neußern hat in den hiesigen diplomatischen Kreisen einen sehr guten Cinorud gemacht. Grammont ist der Träger der Fee einer österreichische ungarischen und französischen Interessens Solidarität und hat in seiner zehnjährigen Wirtsamkeit hier diese Ans­uhauung nachprüdlichst vertreten. Mit dem Duc de Grammont scheidet eine dem Hofe sym­pathischerte Prsönlichkeit aus dem diplomatischen Corps. Auch im auswärtigen Amte, das si über die Berufung Grammont’s auf eine so maßgebende Stelle, wie die jelige, selbstver­ ftändlich befriedigt äußert, wird andererseits der Abgang desselben leb­­haft bedauert. Ueber eine eventuelle Nachfolgerschaft Gramment’s am grengen Hofe verlautet noch nichts Bestimmtes, doch taucht hie und da bereite der Name Benedetti auf. Mit ‚welcher Berechtigung, das muß sich erst zeigen. (.. die __ -Korresponden.) A Wien, 15. Mai. Die Blätter melden, der Herzog von Grammont sei nur hierher zurückgekührt, um sein Abberufungsschreiben au überreichen. Die Meldung ist in dieser Fassung jedenfalls unrichtig. Richtig ist, daß der Botschafter nach Paris berufen wurde und dah­er für die Uebernahme des Ministeriums des Auswärtigen in erster Reihe stand, vielleicht noch steht. Aber die Diskussion der Fragen, melde beraussichtlich Personalveränderungen im französischen Kabinet bedingen, ist vertagt worden und so ist denn der Botschafter zunächst einfach, um seine Geschäfte fortzuführen, nach Wien zurücgekührt. 68 mag übrigens noch bemerkt werden, daß als der eventuelle Nachfolger Grammonts für Wien Lavalette bereits in bestimmte Aussicht genommen war. Die Ernennung des bisherigen Geschäftsträgers in Darmstadt, Baron Brod, zum Gesandten (an Stelle des Grafen Ingelheim) in Minden ist vollzogen.­­ Wien, 15. Mai. Der hierher zurückgekührte französische Botschafter ist dem Vernehmen nach ange­wiesen, die Zustimmung Wester­­reichs für eine Konferenz zu gewinnen, welche die durch die Marathon Angelegenheit dem Königreich Griechenland gegenüber angeregten Fra­­gen zum Auftrag zu bringen hätte. —ad—Wien­ 15.Mai.Die gestern­ stattgehabte Jnauguri­­rung der Donauregulirungsarbe­iten hatte durch den Tags zuvor beschlossenen Protest des Gemeinderathes gegen den Mini­­ster Freiherrn von Widmann ein eigenes Relief erhalten.Welche ein Kontrast zwischen dem fröhlich bewegten Treiben der Jnaugurirung, der Wasserversorgungsarbeiten auf dem­ Rosenhügel und dieser Feier­r der Majestät der Kaiser,der bei erstem­ inver heitersten Stimmung wah blieb gestern ernst und zurückhaltend.Der Gemeinderath,aus dem Rosenhügel im­ vordersten Vordergrunde stehend,trat gestern hin­­tey der Donauregulirungskommission zurück,trotzdem daß er auch bei diesem großen Werke in erster Linie betheiligt ist;—aber die Einen­, je vor gestern für den Protest gestimmt,sie traten vor der,,offiziel­­e»n«Feierlichkeit demonstrativ in den Hintergrund,während die Gegner des Protestes sich scheu zurückzogen,und­en Alles Lie­­ber gewesen wären, als Gemeinderäthe. Wahrhaft gentlemanlike be­­nahmen­ sich die amtiierenden Minister Graf Botocki um Graf Zaaf­­­e, die dem „armen“ Bürgermeister, dessen Bemühungen es nicht gelungen war, den Protest zu verhindern, die unangenehme S­tuation nicht fühlen ließen. Besonders fiel die prononcirte Gratulation auf, die anläßlich der gestern in der „Wiener Zeitung“ publizirten Ordensverleih­ung an Dr. Felder, das liebenswürdige Mitglied der ne Botschaft, Herr Baron Bourgoing, dem Bürgermeis­ter darbrachte. . e. Wien, 15. Mai. Nach dem Tode des Feldmarschalls He fi wurde es bekannt, daß derselbe unter dem Titel: „Ein kurzes aber: gewichtiges Wort an die höheren Führer der Armee“ ein Mempire hin­­terlassen habe. Dasselbe gelangt nun in die Oeffentlichkeit und ist nicht­ ohne­nteresse. An einer Art von Einleitung spricht der Marschall (das Vlempire ist im Jänner 1870 verfaßt) seine große Freude, über die Reorganisation des Österreichischen Staatswesens, insbesondere aber über die geistige Vereinigung der Armeen aus, die er auch gegen die seit 1866 vielfach ungerechten Anklagen in Schuß nimmt. Das­ eigent­­liche Memoire ht den Weg anzugeben, auf dem tüchtige Heerführer heranzubilden wären. Dieser Weg wäre, daß alle Chargen, hindurch die Offiziere von ihren zunächst Vorgefegten in die praktische Kriegskunst­ einzuführen und zu üben, endlich auch ihre hiebei bewiesene Fähigkeiten­ festzuteilen wären. Der Schluß des Memoires lautet:­­­ „Allerdings beruht das wahre Fundament entscheidender Offensive im Kriege oder höchster Widerstandskraft in der Defensive auf der jahrelang im Frieden vorber­­eiteten,vollendetsten Organisation aller Theile des Heeres.Alleinideni Sieg selbst — von langersehnten, — kann diese nur gründen." Verwirklichen kann ihn einzig und allein der moralische Kitt einer durchgebildeteöry,dukrch Disziplin und Kameradschaft zum Kampfe großgezogenen Truppe und vor­ Allem­—ober ihr als Lettsternsch­we­­­denn­ ihrer eng«v­erbundenen höheren Führer ungebrochesner geistiger Muth·nnapraktische Intelligenz.—­Ueberdie n undurchzuführendes Resor·m«.des,NT Militärsanitätswesens erfahren wir nun folgende Details»:,1.Jm Statut werden in Bezug auf den feldärztlichen­»« Status bei der Kreirun­g der neuen stabsärztlichen Posten neue Restrin­­·­­girungen vorgenommen werden.2.Jm Statut der»Sanitätstruppe wird die Frage bezüglich der Stellung der Abtheilungskommandanten, dahin entschieden, daß dieselben Mitglieder der Spitalskommissionen wer­­den, und nur selbstständig in Bezug auf die militärische Disziplin handeln können. 3. Im Statut dr Militär-Sanitäts-An­­stalten wird aufgenommen, daß, künftig nicht mehr an das Spitals­­kommando, sondern einfach 3. 8. an das­ Garnisonsspital Nr. 1 in­ Wien Korrespondenzen zu richten sind. Die Schriftstücke sind demnach­ an die Spitalsfommiffung gerichtet und werden vom Chefarzt erbrocen. 4. Das Statut der Se­EN wird eine Medita­­menten-Regie-Direkti­on, 23 Spitalsapotheten, 11 Garnisonsapotheken.­­ und eine Snoglinenhausapotheke festlegen. c. Wien, 14. Mai. Dieselbe unglückliche Hand, welche bei al­­len­ Ernennungen, die nach gegenwärtige Ministerium vornahm, thätig war, scheint noch immer fortzumirken. Beweis dessen ist, daß der frühere Statthaltereirath Mitte v. Grimm als Aplatus und Hauptrathgeber des Statthalter von Böhmen , en Menigdorff, resignirt ist. Dieser Herr befist ein eigenthümliches politisches Renommee und spielte mehr eine heitere als ernste Rolle in den letzten Jahren. Ritter v. Grimm, eherem Staatsbeamter, dann Aovorat in Prag, gehörte der im Beginn der 60er Jahre noch immer zahlreichen Partei der Farblosen, aber, wie man sie in Prag nannte, der 67 an. Diese Partei stamm­te aus dem Jahre 1848 und hatte den Namen davon, daß der erste Auf­­ruf dieser Partei 67 Unterschriften zählte. Diese Herren stellten­ als Programm auf, daß man sich von jedem nationalen Belenntniffe los­­tagen solle. Je schärfer jedoch die Parteien si national trennten, besto mehr Boden verloren diese farblosen Politiker und national geschlechts­­ana­­­­­logen Führer ohne a so daß gegen die Mitte der 60er Jahre al­­ter Boden im Lande ihnen entzogen war und auch das Organ dersel­­ben, die „Bohemia“, sich endlich offen für die deutsche Partei erklären mußte. Ritter v. Grimm spielte nun eine der heitersten Rollen als „ewiger Landtagskandidat“. Er kandidirte bald in heuten, bald in czechiischen Bezirken bald in solchen mit gemischt nationaler Bevölke­rung und erlitt stets bei den Wahlen ein eflatantes Fiazzo , wobei die beiderseitigen Parteiorgane es an Spott nicht fehlen ließen. Auch Herr v. Grimm sah endlich, daß es also nicht gehe und fehleß sich einer pro noncirteren grechischen Richtung an, während er noch fortwährend zivi­­schen der Regierung und den Czechen zu vermitteln suchte, ohne bei den Septeren im Mindesten Gehör oder Beachtung zu finden. Nitter v. Grimm, der ohne jeden Einfluß, ohne jede Autorität im Lande, ja der­­einmal Gegenlandirat Sladhowstys — it nun zum Aplatus des Statthalters bestimmt. — Im Laufe des heutigen Ta­­ges wurde bekannt, daß der französische Botschafter am Wiener Hofe zum Minister der auswärtigen en ernannt sei. Herzog v. Grammont ist bekannt als ein besonderer Freund Oesterreichs, der in seinem Bosten stets eine Politik vertrat, die eine Verbindung mit Oester­­reich im Auge behielt. Er war es auch in erster Linie, der die Salzbur­­ger Entremue zu Stande brachte. Als ein besonderer Beweis des freund­­schaftlichen Verhältnisses zwischen den beiden kaiserlichen Regierungen kaum angesehen werden, daß die französische Regierung in Wien anfra­­gen ließ, ob die Ernennung Grammont'3 willklommen wäre, was natür­­li sofort mit vieler Genugthuung und besonderer Wärme bejaht den Name sogar eine gewisse heitere Stimmung mwachruft — unter Anz, derem war er auch .­­ Auf dem Reichstage. P­räsident Somffrid eröffnet die heutige Sibung des Ab­­geordnetenhauses um 10 Uhr. Auf den Ministerfauteuils : Gorove, Loonyay, Bedetovics, Andräfiy. Das Protokoll der jüngsten Lisung wird Allen an. Der Präsident meldet, daß der Abgeordnete des Hetdorfer Wahlbezirs im Sároser Komitate, Theodor Berzeviczy (anläßlich seiner Ernen­­nung zum Oberfehulinspektor) sein Mandat nie verlege. Die Neuwahl in dem erledigten M Wahlbezirke wird angeordnet werden. Der Präsident meldet mehrere Gebfuche an (darunter dasjenige der Stadt Debregzin, welche bittet, das Haus möge die Verhandlung des Jurisdiktions-Gefeg­­entwurfs hinausschieben, bis die Landesjurisdiktionen Zeit gehabt haben, ihr Gutachten über denselben abzugeben), welche ebenso wie die von den Abgeordneten Stephan Lyos, Bela Berczel (Gefuch der Bonyháder Iraeliten, welche gegen das in ihrem Namen eingereichte Gefuch um Aufhebung der Kongreßbeschlüsse protestigen), Alexander Ormós, Mihal Tormasjy, Daniel Bocztö, Graf Theo­­dor Esaty, Johann Ludvigh, Beer Szety, Paul Szontágh (Csanáv), Ludwig Dobra, Daniel Jranyi um Johann VBidats eingereichten Gesuche der Petitions­kommission aus­gewiesen werden. » Georg Stratimirovics interpetiert den Minister des Innern folgendermassen:Nachdem in der Stadt Zombor die Bürger­­meisterstelle durch den Tod des Anton Kynxovics erledigt wurde,so wählte die Stadtvertretung mit großer Majorität den Urosch Simits zum Bürgermeisterstellvertreter.Die Minorität der Repräsentanz legte «jedoch hiegegen­ bei der Regierung Verwahrung»ein,und die Regierung ««suspendirte in Folge dessen vorläufig bis zur erfolgten Entscheidung den­­ gesetzlich gewählten Bürgermeisterstellvertreter.Redner fragt nun,auf­­ welches Gesetz die Regierung dieses ihr Vorgehen bassre un­d ob sie die Absicht habe,ihren ungesetzlichen Erlaß zurückzuziel­en?Die Interpel­­ilation­ wird dem­ betreffenden Minister zugestellt. . . Der Abgeordnete Ignaz Diettrich bittet aus Krankheit: "­ie um Urlaub von u­nbestimmter Dauer. "Das Gesfuh wird­ewilligt.­­"­­Carl Bobory bringt einen Beschlußantrag ein,wonach die zahlreichen Anträge u­n­d Gesetzentwürfe seit Eröffnung des Reichstags von einzelnen Abgeordneten auf dem Tische des Hauses niedergelegt wurden­,oh­ne biss­er erledigt zu werden,an einem»bestimm­ten­ Tage in der Woch­e,etivaim­m­er am Samstag,nach der Reihenfolge ihrer Ein­­springung verhandelt werden sollen,damit diese Gegenstände nicht der ewigen Vergessenheit übergeben­ werden­ und so das wichtige Initiativ­­recht der Volksvertreter illusorisch werde. Der Präsident bemerkt darauf,daß einzig das Haus das­­ Recht und die Macht h­abe,die Tagesordnung jede Besitzung festzustel­­­­len.Wenn das Haus es für nöthig findet,so hat»ines jeden beliebigen­­­­ Gegenstand wann imm­er auf die Tagesordnung setzen. »» Karl Bobory erneuert eine bereits vor»längerer Zeit ein­ge­­­brachte Interpellation in Angelegen­heit der siebenbürgischen wechselsei­­­tigen Versicherungsgesellschaft,welche liquidirt hat.Er verlangte n­äm­­­lich die Einleitung einer Untersuchun­g zur Wahrung der Interessen­­ der bei dieser Gesellschaft versicherten Parteien und fragt nun,in­ w­el­­sch ein­ Stadium sich diese Untersuchung befinde?Die Interpellation­ wird dem Ministerdeannern zugestellt. » Der Präsident meldet,daß der Ministerdeannern Paul I Rajner,der wegen andauernden Unwohlseins nicht persönlich im Laufe erscheinen kann,die Motivirung des Gesetzentwufes über die­­ Juri­sdiktionsorganisation dem Hauserquege.Das umfangreiche Aktenstück wird in Druck gelegt und vertheilt. Minister Gorove überreicht den Gesetzentwurf über den Ausbau der Beittasteb Zåk ein­er Eisenbahn sammt der Konzessionsurkunde und dem­ Motivenbericht.Zugleich zeigt er dem Hause an,daß Unterstaats- Sekretär Hollan als Regierungskommissär die vom gewesenen Kom­­munikationsminister vorgelegten Eisenbahngefegentwürfe vor dem Hause vertreten und die nöthigen Aufklärungen ertheilen werde. Der Gefegentwurf wird in Druck gelegt und dem vereinigten Eisenbahn- und Finanzausschusse zur Begutachtung zugewiesen. Der Schriftführer des Oberhauses, Baron Julius Nyáry, überbringt das Nuntium, worin das Doberhaus anzeigt, daß es den Gefegentwurf über die Verantwortlichkeit der Nic­er und Gerichts­­behörden in zweiter Verhandlung in der Fassung, welcher das Ab­­geordnetenhaus beigetreten ist, angenommen habe. Der Gelegentwurf wird der Krone zur Sanktion unterbreitet werden. Referent des Finanzausschusses, Julius Ka­u­ß, berichtet, daß dieser Ausschuß um die Vertagung der Berathung des Gejegentwurfes über die Gömörer Industriebahn in den Sektionen bittet, da der Frei­­tags eingereichte Beschlußantrag des Finanzministers in innigem Zu­­sammenhange mit diesem Gejegentwurfe steht und deren gleichzeitige Berathung wünsc­henswertlich ist. Der Finanzausschuß hofft bereits morgen den Bericht über den ihm zur Begutachtung zugewiesenen Be­­schlußantrag dem Ba vorlegen zu können. »» Der Finanzausschuß beantragt ferner,da­ß der Diariumsredakteur beauftragt werde,ein Sachregister des Diariums und der Schrift­­stücke des Hauses anzulegen.Auf Koloman Ghyzy’s Antrag,welche­r die bedeutende Wichtigkeit des Gegenstandes hervorhebt,wird der Präsi­­dent beauftragt, eine­­n auszuarbeiten und dem Hause vorzu­­legen, nach welchem die betreffenden Beamten des Hauses dieses Sach­register anzulegen haben. » » Referent Kaucz berichtet endlich,dass der Finanz-und Eisen­­bahnausschuss die Gesetzentwürfe über die Eperies-Tarnover und Mun­­kács-Stryer Bahnen dann die Novellen zum Ostbahn-und ung.N­ord­­bahngesäß angenommen habe. Die Berichte werden in Druck gelegt und von Sektionen zugewiesen. Referent des Zentralausschusses Gr­­af Szirmay be­richtet über die un­veränderte Annahme des Gefegentwurfes bezüglich der­­ Bannöver-Nádasder Bahn durch diesen Ausschuß. Referent Johann Kuba berichtet, daß der Zentralausschuß den Gefegentwurf über die Ablösung der Domanialgebühren auf der Tißaer Krrnherrschaft mit einer geringen stylistischen Modifikation angenommen habe. Die Berichte werden in Druck gelegt und auf die Tagesord­­nung gerecht. Das Haus übergeht zur Tagesordnung, auf welcher zunächst der Bericht der Wirthschaftskommission über das Budget des Hauses für den Monat Mai steht. Das Budget wird ohne Bemerkung mit 82.543 fl. 8 ff. votirt. »...» Folgt der Gesetzentwurf über die Erhöhung des ungaktischen Bei­­trages zu den Kosten der gemeinsamen Angelegenheiten aus Anlaß der vavin­zialisirung der Militärgrenze.Der Gesetzentwurf(denn1rsemer»­­Zelt mitgetheilt habe)wird ebenso wie die Berichte des Zentralausschus­­ses und Finanzausschusses verlesen. . . » Referent des Zentralausschusses Hugo Anker spricht»seine Weude und Befriedigung darüber aus, daß mindestens ein Theil der­ilitärgrenze thatsächlich der Zivilverwaltung unterstellt und der un­­garischen Krone reinkorporirt wird; er hofft, daß das ganze Haus diese Freude und Befriedigung theile und empfiehlt den Gesegentwurf zur Annahme.­­."" « Bela Morr­ássy kann­ den­ Gesetzentwu­rf,nicht» annehmen. Vor Allem leugnet er, daß von einer Neinkorporirung die Rede sein könne ; denn die Militärgrenze hat immer zu Ungarn gehört und ge­hört auch fest wieher. In finanzieller Beziehung ist der Gejegentwurf unannehmbar. Denn die Militärgrenzfrage wird gegenwärtig mit be­­deutendem Defizit von Cigleithanien verwaltet ; und wenn wir je übernehmen, so übernehmen wir eine fast und befreien Desterreich von einem jährlichen Defizit. Diese Vereinbarung, der vorliegende Gefegent­­wurf, geht aber weiter ; nicht genug, daß DVesterreich von einem Defizit befreit wird, sollen wir ihm noch jährlich eine bedeutende Summe fhen­­fen. Ungarn ist nit in der Lage, Gesdienke zu machen. Und es hat dies auch gar nicht nöthig. »» Wie heute die Verhältnisse in der Militärgrenze sich gestalten, muß Ungarn so gar nicht drängen, in den fattischen Befik derselben zu gelangen. Denn ehe ein Jahr vorübergeht, dürfte eine solche Krise eintreten, daß Oesterreich froh sein wird, wenn er die Grenze los wird, und Ungarn dieselbe ohne jedes Opfer übernimmt. Daniel Jranyi nimmt den Defegentwurf gleichfalls nicht an " nachdem er weder gemeinsame Angelegenheiten noch gemeinsame Ausga­­ben uner­ennt, so kann er natürlic und logisch auch in die Erhöhung dieser Ausgaben nicht ein­willigen, aber er kann den Gejegentwurf auch darum nicht annehmen, weil ihm selbst dann, wenn für ihm die ge­­meinsamen Angelegenheiten eiiläiren würden, die nöthige Datengrundlage fehlen würde, um zu erkennen, ob die Erhöhung der Quote gerade io Prozent ausmachen m­üsse und nicht mehr oder weniger. Diesen Mangel hat nicht blos­er, sondern auch der Finanzausschuß gefühlt. Er bringt auch die Kroatischen Angelegenheiten zur Sprache ; er drängt darauf, daß das Unionsgeleg­entlich einmal thatsächlich vollständig durchgeführt würde; man müsse ein großes Gewicht auf die Zufriedenheit der Eroati­­schen Brüder legen. Alexander Biljanovics:Die vorliegende Frage ist keine Frage des Rechtes­,sondern der Billigkeit.Es handelt sich um­ die Aus­­gleichung des Verh­ältnisses zwischen der Belastung der österreichischen und ungarischen Steuerträger.Niemand auf der Rechten hat jemals geleugnet, daß die Militärgrenze zu Ungarn gehört; dies war wirklich der Fall, aber nur auf dem Papiere; thatsächlich hatte die ungarische Regierung nicht den geringsten Einfluß auf die Verwaltung des Lan­­des. Und da wir nun in die Lage gebracht werden, diesen Einfluß auch thatsächlich zu üben, so können wir hiefür immer ein Opfer bringen. Máriátjy sagt, Ungarn sei nicht in der Lage, Cisleithanien Etwas zu helfen. Ungarn will nichts schenken und Cisleithanien nimmt nichts geschenkt. Wir übernehmen eine uns rechtlich gehörende Provinz, unsere­n Territorial- und staatlichen Einkommensverhältnisse ändern sich und es ist nicht mehr als billig, daß sich auch die Beitragsverhältnisse zu den gemeinsamen Kosten ändern. 63 ist wahr, momentan erwachsen und aus der Lebennahme der Militärgrenze seine finanziellen Vortheile ; allein das dürfen wir er nicht fordern, dann drehen wir den Máriaffy’schen Sat­ um. Cisz­eithanien hat auch nicht zu scheinen und Ungarn nimmt auch sein Geschenk an. Máriáffy hofft und vertraut auf das Eintreten einer K­rise. Nedner aber erklärt, daß er eine friedliche Einigung, selbst wenn sie mit Opfern verbunden wäre, einer Krise immer vorzieht. Einer Krise will er nichts zu verdanken haben. Gr acceptirt den Gesettentwurf zur Grundlage der Spezialdebatte. Paul Nyáry­it wurdhaus nicht geneigt, die von Bujanovics angeführten Billigkeitsrücksichten anzuerkennen. Die Billigkeit hat mit dieser Frage gar Nichts zu schaffen. Sie ist eine rein finanzielle Frage. Und daß die Einigung in finanzieller Beziehung für Ungarn ungünstig sei, das zu einen in seinem Berichte die mehr als einmal deutlich und in nicht mißzu­­verstehender Weise zugegeben hat. Aus diesen Gründen kann er den Gejegentwurf nicht annehmen.­­ Alexander Fodróczy erklärt, daß die kroatische Nation die Reinkorporirung der Militärgrenze zum Mutterlande Kroatien mit Freu­­den begrüße und der Regierung aufrichtig dafür dlante, daß sie durch ihre Bemühungen diese Wendung herbeigeführt habe. Er nimmt mit größter Bereitwilligkeit und gerne den Gelegentwurf zur Grundlage der Spezialdebatte an. 12 Uhr: Koloman Ti Ba ergreift das Wort.­en, hat er gar nicht nöthig, da der Finanzausschuß .­olitische Nundichan,. Die P­olitif zehrt an den Neminis­­zenzen der griechischen Räubergeschichten, des Plebiszits, der republika­­nischen Bun­de in Italien, der spanischen Thronkardidatur, der römi­­schen Infallibilitätsbestrebungen. Doppelt wohlthuend wirft daher in diesen thatenlosen Tagen das herrliche Schauspiel, welches die belgische Legislative eben durch einen Akt der dankbaren Anerkennung geboten hat. Ueber Antrag des Ministeriums wurde nämlich einem Manne die große Naturalisation ertheilt, welcher als Vertreter der wahren Wissenschaft und der fortschrittlichen Geseßgebung einen europäischen Ruf erworben hat. 63 ist dies der Gelehrte Hans, der als Aus­­länder seit einem Menschenalter mitarbeitet an den Reformen, welche Belgien ausgeführt hat, und der durch diesen Akt zum vollberechtigten Bürger des freien Belgiens geworden ist. Aus Paris wird gemeldet, daß man in der Umgebung des Justiz- Ministers, sowie bei diesem selbst, den festen Willen konstatiren kann, sich in seiner Weise duch das erhaltene glänzende Plebiszit - Resultat nach rechts drängen zu lassen. Auch die „Kölnische Zeitung“ bestätigt unsere bereits ausgesprochene Vermuthung, daß es Du­ivier nicht an Bersuchen fehlen lassen wird, das Tiefe Zentrum zu gewinnen, und­ dessen Vertreter in’s Kabinet zu berufen. Die Berufung des Herzogs von Grammont zum Minister des Neubern gewinnt an Konsistenz. Innerhalb der Majorität des Konzils ist eine Meinungsverschie­­denheit darüber entstanden, wie dem­­ Widerspruche der Minorität gegen das Dogma der Unfehlbarkeit am besten zu begegnen sei. Der fanatische Theil der Majorität behauptet, daß man dieser eigensin­­nigen und ungelehrigen Minorität nur zu viele Konzessionen tan ge­­macht habe. Er möchte selbst den Schatten eines Kompromisses vermei­­den und am liebsten über die 140 oder 150 Köpfe der Gegner weg zur dogmatischen Definition der Unfehlbarkeit übergehen. 63 sind das die Leute, welche ihre Gegner lieber brechen als biegen mögen. Von diesen resoluten Leuten dagegen jonvert fich eine nicht unbedeutende Fraktion ab, welche das Prinzip der moralischen Einstimmigkeit in wichtigen dogmatischen Entscheidungen nicht zu rücksichtslos bei Seite gefegt sehen möchte. Sie empfehlen Schonung und möglicht weitgehende Konzessio­­­­nen und haben in der That wichtige Gründe genug für sich), um das Vorgehen der Ultra’3 wo nicht zu ändern, doch eine gute Weise aufzu­­halten. In der legten Sibung des Petersburger Slaven-Komites kam eine Reihe von Gegenständen zur Erledigung, welche die propagandistische » ———„——z— b Wirksamkeit des Komites näher charakterisiren. Zunächst wurde der­­ Bericht eines Agenten des K­omites aus Bosnien vorgelesen, in welchem die Lage der orthodoxen Kirche in Bosnien als eine sehr bedrängte und unterstügungsbedürftige geschildert, und als bestes Mittel zur Gewinnung der Sympathien der Bosniaken für Rußland die Förderung der ortho­­doren Propaganda empfohlen wird. Der Vorfigende bezeichnet als eine der Hauptaufgaben des Komites, aus allen Kräften für die Verbreitung und Kräftigung des orthodoren Glaubens unter den slavischen Völkern zu wirken, und beantragt, auf Grund des vorgelesenen Berichtes, 15 namentlich angeführte orthod­ore Kichen in Bosnien und anderen für­ tiih-flavischen Ländern auf Kosten des Komite3 mit den möthigen Kir­­chen-Utensilien zu jungen. Dieser Antrag wird einstimmig angenommen. E35 folgt die Vorlesung einer Anzahl Unterstügungsgefache von Slaven aus Oesterreich und der Türkei, melde sich theils in Rußland, deheils auf ausländischen Universitäten dem Studium ver­­schiedener Wissenschaften widmen wollen und nicht die nöthigen Mittel dazu befigen. Die meisten Bittsteller sind Ezechen, einige Bosniaken, Bufomwiner und Nuthenen aus Galizien. Diese versichern, daß sie in Nurland die Stüge und den Hort des Slaventhriums erbliden und für Rußlands Ruhm wirken wollen. Die Versammlung beschließt, Erkun­­digungen über die persönlichen Verhältnisse und die Gesinnung der Bittsteller einzuziehen und falls die Erfundigungen günstig ausfallen, die erbetenen Unterfrügungen zu gewähren und sich zu diesem Briede mit dem Moskauer und anderen Slaven-Komitee in Verbindung zu sehen. em Wiener Frühjahrs-Rennen, (Orvig.:Ber. bes „Bester Lloyd“.) ő in Wien, 15. Mai. II. Nenntag. L. R. Mit dem heutigen Tage wurde die neue Tribü­ne inau­­gurirt, mit welcher der Sodey-Club die Freudenau beschenkte. Wir haben seinerzeit über den damals uns in der Zeichnung vorgelegenen Bau zeitläufig berichtet, mit der Ausführung können wir uns jedoch weniger einverstanden erklären. Dur die Hofloge wird die hinte ge­legene Seiten-Tribüne derart verdeckt, da­ das Bubliftum in den Zogen und auf den höher gelegenen Wlügen die Bahn nicht überbliden kann ; anderseits macht sich auch der Weberstand fühlbar, daß die eine Hälfte der Steeple-Chase-Bahn hinter der Tribüne vorbeigeht, daher Dieser Theil dem Gesichtsfreis der Zuschauer gänzlich entzogen wird. Sehr stiefmütterlich ist auch der Aktionärraum bedacht und endlich haben wir noch das auszufegen, daß das Buffet zu verstedt liegt. Der Besuch war ein massenhafter und auf den Tribünen fein Bläschen leer. In der Hofloge hatten sich die Herren Erzherzoge Navier, Albrecht, Wil­­elm, Ernst, die Frauen Erzherzoginen Elisabeth um Marie, der Herzog Leopold un D Baiern eingefunden. 6 e. Majestät der Kaiser erschien gegen 93 Uhr und verblieb in der Hofloge bis nach der Steeple-Chase. . Nach dem vierten Rennen verließen auch Erzherzog Rainer und Erzherzogin Marie den Nennplab.­­­­Statt um dale Uhr begannen die Rennen erst um 1:44 Uhr und zwar mit einem­ Hunter­ Stakes,welches zehn Gentlemen zur Feier der Eröffnung der neuen Tribüne zum Besten gaben-Die Imitation­ einer englischen Jagd,bei der natürlich auch die Meute nicht seh­­en durfte,sprach sehr an­,und wurde auch m­it großem Beifalle ausgenommen Es betheiligten sich an­ derselben Prinz Egon Thurn und Taxis,Graf Wolkenstein­,Graf Dom­inikJardegg,Graf Stamberg,Graf Nikol.Eszterhkizy,Graf Georg Erdödy, die Herren Van Sons,Balhazzi und Oberlieutenant Fuchs. Graf Wolkenstein aufdcirish--Qu­eet1 kai­«als Erster, Herr­ Van Son­s als zweiter an.Es folgte der Damenpreis, Ehrenpreis 500fl.für inländisch Pferde,Herren-ReitenEinsatz 50fl. p.o.p.Distanz 2,1 Meile.Ger­icht:4jähr­.138Pfd.,6jähr.und ältere 143Pfd.,.55 engste 3Pfd.extra.Das zweite Pferd rettet seinen Einsatz. Geschlossen mit 4 Unterschriften­ starten nur Graf Octavian .Kin­ski­’s sechschrige Fuchsstute,,Hen­elope",gesteuert von Prinz Louis Nohan un­d Graf NicolausCsterhazy’s vierjäh­riger Fuchs­­­hengst»Beindelstierer«,von­ seinem Besitzer geleitet.,,Penelope«« geht vom Start ab voraus,in­ der Distanz geht,,B»eindelstierer«an und gewinnt wie er wil.Hoc interessant gestaltete sich der Kampf um das Handicap-Steeple-Chase,Preis von 80(­fl.und einen Chrenpreis für den siegenden­ Reiter.Distanz circa 7 Meilen Einatz 100fl.,Reitgeld 50fl.,jedoch nur 70fL wenn erklärt Jockeysöld». extra.Dem zweiten Pferd ZOOfl.Kleine Reitgeld-Erklärung bis 10.­Mai. (11 Unterschriften).Es kamen zum­ Start Graf Nikolò Esterhazy’s ält­­em Walah „Suryman“ von seinem Befiger geleitet; Herrn Baltazz13 fünfjähr. br. Walah „Islander”; Captain Blues ältere braune Stute „Enkelin“, Herrn Jacques Shameles vier­­jährige braune Stute „Hippona“ und Graf Ott. Kinsty's sechs­­jährige Schimmelstute „Dournel“, sämmtlich von Jodeys geriten. „Suryman“ führte, wurde aber bald von „Islander“ um „En­­telin“ zurückgedrängt. „Hippona“ machte Miene vorzugehen, fiel aber bald wieder ab. Auf halber Bahn trennte sich „Dournel“ von seinem Reiter. m rechten Drittel geht „Jurpman“ neuerdings vor, kämpft wader mit „Enfelin“ und siegt glänzend gegen dieselbe. Eine Beifallsfalve belohnte den Sieger, der mit seltener Bravour und Kaltblütigkeit vom Ziele zusteuerte. Ein­ sehr schönes Sporting Schau­­spiel bot an die Konkurrenz um das Handicap. Preis von 800 fl. für Pferde aller Länder und jeden Alters. Distanz 19­, Meile. Ginfat 100 fl., Neugeld 70 fl., jedoch nur 40 fl., wenn erklärt. Nicht englischen Sodey’s 5 Bio. erlaubt. Das zweite Pferd erhält die Hälfte der Genfäße. Kleine Neugelverklärung bis 10. Mai. Mit 15 Unterschriften, kamen nur 5 zum Start. Graf Fr. Er­­d 8093 vierjähriger brauner Hengst „Darius“ nahm die Tote, ge­­folgt vom „Alligator“, vierjährigem Fuchshengst des Grafen Taf­­flo Festetics. Unser Liebling, „Advocate”, weit rückwärtig, erst bei der legten Biegung der Bahn ging dieser so energisch vor, daß er glänzend über seine Konkurrenten siegte. „Deli Ba­b", dreijährige braune Stute des Grafen Kalman Szechenyi, langte als ‚Zweite, Alligator" als Dritter, weit zurückk ein. Acht Nennungen waren erfolgt für die HurdIle-Race.Handi­­cap-Preis 400fl.für Pferde aller Länder·Distanz 1 Meile.4Hürden. Einsatz 80fl.,Reugeld 40fl.,jedoch nur 20fl.,wenn erklärt.Jockeys 5Pfund extra.Kleine Reugelderklärung bis 10 Mai.Zum Start ka­­m­en nur Grafikszlo Forgåsc­­’s fünfjährige braune Stute«Consi­­deration­«,».Verrn Jacques Schaivel’s ält.br.»Wa»lach»The Pos««(Hlbblt.)und,Graf K­silmi in Szechenyi’s vierjähriger brau­­­ner Hengst»MonEspoir«.Letzterer gab den Kampf gleich vom Start aus auf.»The Pos­«machte nun in mäßiger Pace Rennen, stürzte jedoch bei verletzten Hürde und begrub im Falle seinen Reiter. Trotzdem Beide sofort wieder auf den­ Beinen waren,war an eine Wie­­deraufnahm­se des Kampfes nicht zu denken,und so kam­,,Consideration«· ohne Konkurrenz im Canter vor den Gewinnstpfosten.Gegen sechs Uhr war das Nennen beendet. Tagesweuigkeiten, Am­tliches. .. (Ernennungen) Johann Milovics zum Konzepts­adjunsten im Handelsministerium. Franen a­u­ch zum Grenzollamtss D Offizialen. Stephan Ratvay zum Zborver. Zollamts-Kontrolle. Namens­änderungen.) Der Tt. Ef. Feldmebel: Josef Dollim „Dolnai’; Elfe Zumerauf in „Te6rei”; der Korpäcser Einwohner furl , Mayer" in Major.“ — Gewiß. Aber seine Tühnsten Fluchtversuche sind noch immer Dieser Mann hat bung einer bombenfesten ein wahres Genie zum Erfinden von Fluchtplänen und heimlichen Anschlägen. Im der Bastille wäre er ein Latude geworden. Für ihm gibt es feine Riegel und feine Mauern. Er untergräbt die Geumäfesten der Wände und duchbohrt die fei­esten Gewölbe, ohne dann seine Wächter es bemerken. Als er nach dem exit­ erwähnten Raubmorde zu Szegedin in Untersuchungshaft gab, gelang es ihm , mit einigen anderen Kollegen die doppelte freiem Fuße befindlichen Spießgesellen , mit denen er sie irgendwie in Verbindung gefegt hatte, räumten an jener Stelle die äußere Crosdichte weg und er entfam glücklich mit gelungenen Versuch beschloß fünf Genossen. Diesen einmal schon er nach der­­ Vereitlung des Baprita-An­­schlages nochmals zu unternehmen. Neben der Ofenröhre seiner Beile löste er etliche Ziegel aus der Wand­, durchgrub diese sammt dem dar hinter liegenden Erdreich, und schon war der Tag der Flucht bestimmt, da vereitelte ein bloßer Zufall das Gelingen des Unternehmens. Einen Tag zuvor hatte sich nämlich einer seiner mitwissenden Genossen bei einem Verhöre fehlecht benommen , bekam Einzelhaft und wurde daher in eine andere Zelle tranzferirt. Dieser Mann welche unangenehme Folgen der Fluchtversuch sei er gelänge, für ihn, den zurückzubleiben Gezwunge­­nen, der als ihr bisheriger Zellengenosse fort die Lunte, nicht Speftom weniger nothwendig allen Zweifel würde haben müssen, und welche sein Schweigen über ihn verhängt werden dürfte; er 308 es demnach vor, den ganzen Plan zu verrathen. Die Gefängnisverwaltung stellte daher zwei Wachen an der Stelle auf, wo der heimlich gegrabene Gang dicht unter der Crvoberfläche mündete und sich mob­wendigen MWeisungen. Diese aber waren in, außen mit lauter Stimme zu unterhalten, die Flüchtlinge im heimlichen Gang hörten ihre Stimmen und rohen so, wagte er der erste im Gänsemarsch, vorsichtig aus dem Erdloch zu lugen, aber schnell duchte er, dem Maul,­muri glei, wieder unter, denn die Wachen schlugen mit ihren Gewehs­­en augenblicklich auf seinen auftauchenden Kopf an und so frohen die Flüchtlinge abgeschredt in ihre Zelle zurück. — Und der Gang wurde natürlich wieder vermauert ?: — Ja wohl. Der unruhige Kopf unseres Valentin fann aber gleich wieder auf andere Fluchtwege. Nach oben hin hatte man ihm das Loch verthan, er wollte er daher nun nach unten hin versuchen. Der Boden des Kerkers war mit Ziegeln gepflastert. Diese hob er aus, untergrub die steinerne Thürschwelle, und führte einen unterirdischen Gang bis in den Hof. Die erste stürmische Nacht wollte er zur Flucht benügen. Die Ziegel des inneren Pflaster fügte er natürlich nach der Arbeit immer sorgfältig wieder ein, so daß man bei Tage keine Spur merkte. Crist trat jedoch der Biofuß in die Zelle und das sei­ der Unterlage beraubte Pflaster erbrachte unter seinem Tritt, ohne daß er übrigens daraus Verdacht geschöpft hätte. Einer der Genossen Bar­lentin$ glaubte jedoch, der Profoß müsse den Tritt gemerkt haben und stelle sich nur un­wissend, daher verließ ihn der Muth , er meldete sich daher sogleich zum Napport und verrieth den Fluchtplan, dessen Ausführung also selbstverständlich unterbleiben mußte. — Und hat Valentin E­. nur jenen einzigen Raubmord be­­gangen, dessen Sie oben erwähnten ? — Er war wegen dieses Verbrechens allein verurtheilt aber seitdem er bei uns in Szegedin ist, hat er nach und nach nicht weniger als 34 dur ihn noch vor jener That begangene Miffeldaten einge­­standen, deren Urheber bis dahin unentredt geblieben waren. Zum Theil sind diese Verbrechen mit außerordentlicher Kedheit, ja Bravour ausgeführt. Schon als achtzehnjähriger Bursche überfiel er im Jahre 1857 eine gegen 60 Wagen starre Karawane von Kaufleuten, die vom Bajaer Markte kamen und plünderte sie total aus. Seiner Genossen waren dabei zehn Mann, meist eng berüchtigte Leute aus Theresiopel, die seitdem sämmtlich­ entweder am Galgen geendet oder bei irgend­einem ähnlichen Unternehmen einen gewaltsamen Tod gefunden haben. — Und hat sich seine Sinnesart im hiesigen Rerfer geändert ? — Bewahre! Der Mann ist unverbesserlich. Sowie er da still und kraftlos vor uns steht, ein Bild der leibhaftigen Hilflosigkeit, Ab­­spannung und Resignation, arbeitet sein Gehirn fortwährend an neuen Anschlägen. Hundert Fluchtpläne kreuzen sich unablässig in seinem Kopfe, eine erflehliche Anzahl davon hat er auch hier schon versucht. Er zeigt sich fehmeichlerisch, ja angeberisch sogar, aber seiner Berehmigt­­heit ist nicht zu trauen. Allen seinen Genossen ist er geistig weitaus überlegen und beherrscht sie mit einem Worte, einem Blice. Gegen den Profoßen fehrt er die rauhe Seite heraus und ist grob mit ihm. Da er auch flavose spricht, versucht er einmal um das andere Mal die wacht­­habenden Soldaten zu bestechen, was ihm bei einem früher hier befind­­lien, einem anderen Regimente angehörigen Sol­daten auch wirklich soweit gelungen ist, daß dieser ihm Spielkarten und verschiedene Utensilien zusommen ließ. Webrigens weiß er im Nothfalle mit erstaunlicher Geschichlichkeit sich Instrumente der verschie­densten Art selber zu verfertigen. — Aber woraus, da ihm das nöthige Materiale mangelt ? — D, das Material ist für ihn immer vorhanden. Aus einer Stude Blech, das er vom Ofenrohre abgebrochen, verfertigte er dur­ sorgsames Schleifen an dem Steine des Estrichs haarscharfe Messer. Einmal wollte er fie rafiren, aber er hatte sein Werkzeug dazu. Da löste er vom Stiefelabfat seines Genossen eines jener Hufeisen, wie sie der ungarische Bauer am Stiefel zu tragen pflegt, schliff daraus ein erzellenter Rafirmesser zurecht, und die ganze Gesellschaft rafirte fi lange Zeit damit vollkommen tadellos. A­l ihm die Zeit im Kerker zu lang war­, dachte er an Spielkarten und verfertigte sich aus Rapier- Schungeln ein vollständiges Spiel, auf das er die nöthigen Figuren mit Farben malte, die er aus Paprika und Ruß bereitet hatte. Bei einem Fluchtversuch riß er einmal von der Thüre einen ganzen Eisenbeschlag ab und Schliff ihn so scharf zu, daß er ihn füglich wit Anen Handschar zur Nothwehr gebrauchen konnte. Damit aber der Kerfermeister das Feh­­len des Thürbeschlages nicht bemerfe, sehnitt er die Krämpe von dem Hute eines der Genossen,­ sc­hnitt dieselbe genau nach der Form des frü­­heren Beischlages zu und brachte sie so an der Thüre an, daß die Aehn’ lichkeit eine absolut täuschende war. Die Shire selbst durchbohrte er an­ zahlreichen Stellen mit feinen Löchern, doch die er Alles, was draußen ihm Hofe vorging, erspähte. Die in der Thüre befindlichen Eisennägel zog er natürlich Alle aus... . . — Wie? ohne Zangen? — Ja wohl! Zu diesem Zweckk wendete er ein geradezu geniales Kunstftück an. Sie wissen, daß ein stetig fallender Tropfen selbst den härtesten Stein aushöhlt. Dies war sein Prinzip, nach welchem er ganz leicht, aber unablässig an das Holzwerf neben dem Nagel stieß, so daß dieser, außerordentlich langsam zwar, aber sicher, immer weiter aus der Thüre hervortrat, bis er endlich gefaßt und ganz ausgezogen erben konnte. Aus diesen Nägeln Schliff er dann Nadeln und andere fßige Werkzeuge zu, mit deren Hilfe er erst kürzlich die Ketten an feinem Leibe zerschnitten hat. Wir haben in der Festung ein ganzes Museum solcher durch ihn aus sozusagen Nichts verfertigten und­ in ihrer Art und zu ihrem Zwecke dennoch ganz vortrefflichen Werkzeugen. Wollen Sie mitfommen, es anzusehen ? — — — So verließen wir denn endlich die Zelle vieses unglücklichen Menschen, vor dem man zwar Abscheu fühlen muß, aber Bewun­­derung zugleich. Mit diesem fabelhaften technischen Genie, mit dieser hervorragenden geistigen Begabung, dieser unbezähmbaren Thatkraft, diesem nimmer rastenden Unternehmungstrieb, dieser dur zahllose Enttäuschungen und Widerwärtigkeiten, nach hundertfachem Mißlingen und bei totalem Mangel an den nöthigsten Hilfsmitteln dennoch nie­­mals gebeugten eisernen Energie und wahrhaft halsstarrigen Aus­­dauer, mit allen diesen so Höchst seltenen, in einem einfachen, ungebildeten, wilden Sohne ver Pußta vereinigten Eigenschaften, — welche Stellung in der Gesellsschaft künnte ein unter glüclicherem Stern geborner Mann mit solch­en natürlichen Anlagen erreichen ! ·«« ; Der arme Sohn der Bukta wurde damit ein Räuber und hat es als besondere Gunst des Geschids zu betrachten, wenn statt der Unsterblichkeit nicht der Galgen sein Loos wird ! zu erzählen. Sinne ganz richtig, wer Kollegen, falls gab den Wachen die vorsichtig genug, wissen mußte, ohne ichmere Strafe dann fir erwog Bogenmöl­­in feinem Safematte zu durchgraben, feine auf nun von der Sade ha a

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