Pester Lloyd, Juni 1870 (Jahrgang 17, nr. 124-146)

1870-06-10 / nr. 131

- _ Pest,9.Juni. (H.)Es scheint,daß­ das Ministerium Orrivier hart­, dem allgemeinen Lose der immer und überall nur vermitteln wollenden Politiker erliegen wird:dem Lose,von den zwei entgegengesetzten,entschiedeneren Parteien,wie von zwei Mühl­­­steinen zermalmt zu werden.Vor lauter Vorsicht,Mäßigung und Erwägung konnte dieses Kabinet nie zu einer entschiede­­nen Aktion gelangen.Es wollte der ganzen Welt recht thun und mueß nun aus seiner Illusion zu der traurigen Wirklich­­keit erwachen,Niemanden befriedigt zu haben.Es ging nicht muthig genug vorwärts,um sich in den liberalen Elementen eine feste Stütze zu schaffen,andererseits ist es aber doch zu liberal,als daß es auf die Freundschaft der Rechten rechnen könnte,welche bekanntlich imperialistischer ist,als deerpera­­tor selber.Das parlamentarische Ereigniß vom jüngsten Samstag ist nicht der erste Schritt zum Sturze dieses Ministeriums; es ist Vielmehr die Konstatiritjng einer längst vorhandenen, unhaltbaren Situation.Es hat sich gezeigt,daß die Partei Rouher in der Kammer sich bereits so stark fühlt,daß sie mit dek­ Ministerium in einer Weise zu spielen wagt,wie die Katze mit der unglü­cklichen Ma 118,welche sie,bevor sie dieselbe verspeist,einige mal losläßt und dann wieder fängt,um sich an den vergeblichen Fluchtversuch­en des armen Opfers zu ergötzen. Bethmont,Von derNechten,interpetierte die Regierung bezüglich der Gestaltung von öffentlichen Versammlungen bei der Wahl der Generalräthe.Die Antwort ist sehr einfach. Ollivier erklärte,daß er principiell für die Gestaltung von öffentlichen Versammlungen sei,da jedoch das bisherige Ver­­sammlungsgesetz solche Versamm­lungen im besagten Falle nicht zuläßt,könne auch die Regierung dieselben so lange nicht gestatten,bis das Gesetz nicht abgeän­dert sein wird.Damit wäre die Interpellation abgethan gewesen,aber Ollivier wollte diese Gelegenheit nicht unbenutzt vorübergehen lassen,um sich zugleich über­ die Anzahl seiner wahren Anhänger Gewißheit zu verschaffen.Er knüpfte an die Abstimmung überbiete seine Antwort die Kabinetsfrage.Die Gelegenheit,es läßt sich nicht leugnen­,ist ein klein wenig bei den Haaren herbei­­gezogen,denn daraus,das jemand die Ansicht der Regierun­g in einer solchen Detailfrage billigt,folgt ja noch nicht,daß er auch überhaupt die Politik der RegierunHtheile und die Erhaltung des Kabinetts wünscht.Und doch verdient das Streben Olliviers,endlich einmal aus der unerträglichen Un­­gewißheit herauszukommen und das unsichtbare Netz,welches sich um das Mini­sterium herumgebildet hat,zu zerreißen, unsere Anerkennung­.Die Herren Jerome David,Cassagnac und Duvernois müßten aber in der That schlechte Politiker sein,wenn sie die Absicht des Ministers nicht durchschaut und vereitelt hätten!Es wäre dem Herrn Ollivier freilich sehr angenehmt schon jetzt in der Minorität zu bleiben,denn er «fühlt sich noch stark genug im Sattel,um in diesem Falle vom Kaiser sofort ein Auflösungsdekret zu erwir­­ken.Die Rechte fürchtet aber nichts so sehr,als dies, weil sie weiß,daß sie bei den nunmehr mit voller Freiheit und ohne gouvernementalen Druck durchzuführenden Wahlen nur wenige ihrer Mitglieder in die Kammer bringen könnte.Sie sieht­ ihre Stunde noch nicht gekommen.Sie muß noch eine zeitlang ihre Antriguen bei Hofe gegen das Ministerium vom 2. Jänner fortlegen, um mit Gewißheit darauf rechnen zu können, daß, im Falle das Ministerium in der Minorität bleibt, nicht die Kamm­er aufgelöst, sondern das Minister­ium entlassen werde. Diese Ziiichenzeit kann zugleich in der Kammer dazu benügt werden, um das Peinisterium bei jeder Gelegenheit zu kompromittiren und es dadurch, daß die reaktionäre Rechte dasselbe an Liberalen Phra­­sen zu überbieten sucht, in den Mugen des Boltes vollständig zu Grunde zu richten. Die Rechte verführt mit dem Mini­sterium, wie mit einem Verurtheilten, den man mit großer Sorgfalt gegen jedes Uebel schürt , und wenn er ertranst, mit außerordentlichem Eifer pflegt, damit er nur ja den Tag der Hinrichtung erlebe ! Darum bezeichnete Herr David in seiner Neue das Mi­­nisterium Olivier als unfähig, zweideutig, programmlos und erklärte dann unmittelbar nach diesem heftigen Angriffe, sammt seiner ganzen Partei für die Regierung , stimmen zu wollen. Die Regierung vor der öffentlichen Meinung geradezu lächerlich zu machen, jedoch ihr zur Auflösung der Kammer sei seine Gelegenheit zu bieten, — das ift bie, gestehen wir eg, sehr gesc­hichte — Politik der reaktionären Nechten bey­ger fetsgebenden Körpers. Die Nothwendigkeit, mit einer solchen Kammer zu rea­­gieren, gleichsam vom Gnadenbrote seiner offenen Weinde sein Leben zu fristen, muß für Olivier unerträglich­hen. Wenn er einen Funken von Entschiedenheit und Muth in sich fühlt und vor dem Kaiser noch nicht zu einer politischen Null her­­abgefunden ist, so muß er die Kammer auflösen, um endlich seine Freunde und Feinde erkennen zu können. Letzt zeigt es ft, wie verfehlt er war, nicht gleich nach der Bildung des neuen Kabinett mit der Reform des Wahlgefees zu beginnen und die­ Kammer sofort aufzulösen. Hätte Oliivier diesen Weg betreten, so stünde er vielleicht jet schon an der Spite einer kompaften parlamentarischen Partei. Der besonnenste und einsichtsvollste Theil der europäischen Presse hat ihm bor vier Monaten diesen Rath, gegeben und es hat sich gezeigt, daß in diesem Falle jene, welche die Verhältnisse aus der Regelperspektive betrachtet haben, ein richtigeres Urtheil über die Situation sich zu bilden im Stande waren, als das mit­­ten in der Bewegung stehende M­inisterium selber. Wie die Dinge fett stehen, kann es als sehr zweifelhaft angesehen werden, ob der Lebensfaden des Kabinets Offivier so lange aushält, bis die Schaffung eines neuen Wahlgeietes möglich ist. Durch das lange Hin- und Herlaviren ist die fostbare Zeit verzettelt worden und mit ihr ist nicht nur ein gutes Eind Leben, sondern auch fast die ganze Popularität dahin. Das Ministerium hat sich abgenügt und abgelebt, ohne etwas geleistet zu haben. Die Schuld liegt zum Theile an der Opposition, welche das Ministerium mit ihren unaufhörlichen Interpellationen, Beischlaganträgen und den am biere­n­c Tmüpfenden Debatten nicht zur Ruhe kommen ließ. Der eigentliche Grund liegt aber doch in der Unfähigkeit des M­inisteriums. Das Kabinet Ollivier hat die Absicht, Reformen einzuführen, es ist aber intellektuell und morality ohnmächtig. CS hat weder die gründliche politische Schulung, noch den starken Willen, welche nöthig sind, um den Plan und die Reihenfolge der Reformen festzustellen, die nöthigen Gelegentwirte auszuarbeiten und die­­Gruntübels, an welchem Frankreich laborirt, des Mangels an großen, starren konstitutionellen Parteien, welche nur auf der Basis eines von Niemandem bestrittenen Staatsrechtes sich bilden könnten. In einem Lande, wo man, statt sich mit den reellen Fortschrittsfragen zu befassen, Syahrzehente lang nur darüber herumstreitet: ob Kaiserreich, ob Republit , mo das ganze Staatsrwesen auf eine Nabelfolge gestellt it; wo sich Leber, der gegen das Kaiserreich­geschift schimpfen und für die Republik mit Emphase beflamm­en kann, für einen großen felben in der Kammer durchzuführen. Das Ministerium Offi­­zier hat noch immer sein Programm, hat überhaupt seine Kraft der Initiative. Die ewig wiederholte Phrase, das Kaiserreich mit der Freiheit verführen zu wollen, ist sein Pro­­gramm, und er muß jeden Menschen von einigem Geschmacke antidern, wenn­ er auch heute noch von Ollivier diesen Ge­­meinplag hersagen hört, und wenn dieser Minister verlangt, auf Grundlage einer solchen Phrase solle ihm die Kammer Vertrauen wollten. Wenn die staatsmännlsche Produktivität des Herrn Olivier nicht weiter reicht, so verdient er in der That Fein Vertrauen. Bloge gute Absichten, Velleitäten, ohne wirkliche Thatkraft, genügen zur Regeneration eines verrotte­­ten Staatswesens nicht. Diese erbärmliche Lage ist die natürliche Folge jenes Politiker Halt: in einem solchen Lande muß die politische Bil­­dung verflachen, da können seine wahrhaften, mit schöpferlicher Kraft ausgestatteten Staatsmänner , sondern nur geschichte Deflamatoren entstehen. Nur in einem solchen Lande ist es möglich, daß der bedeutendste Staatsmann des Landes, Thiers, eine fade Vorlesung über das Wesen des Parlamentarismus im gefeggebenden Körper mit großem Selbstgefühl vortrage, und das ganze Band diese weniger als mittelmäßige Präjeta­tion im Style des Rotted-Welker’schen Staatslerifone, als ein Meisterwert bewundert. Das Übrige Europa, welches fs noch immer nicht ganz von der Gewohnheit emanzipirt hat. Alles, was aus Paris kommt, philisterhaft anzustaunen , scheint die gänzliche Unfähigkeit der Franzosen, auf politischem Gebiete etwas Ge­sundes, Lebensfähiges zu schaffen, noch immer nicht genügend erkannt zu haben. Das ruhmlose Ende, welches das Mini­sterium Olivier nehmen wird, dürfte darnach angethan sein, die Texten Nefte der Susionen , die man sich in Bezug auf die politische Mission des französischen Liberalismus machte, zu zerstören. Das Traurigste dabei ist, daß auch für die Zu­kunft die Zeichen einer hoffnungsreicheren Parteibildung nir­­gends am Horizonte auftauchen wollen und wir dag Ministe­­r im Olivier mit dem entmuthigenden Bewustsein zu Grabe werden geleiten müssen,, daß jene Partei, welche in Frank­­reich Bis jegt noch wenigstens relativ die meiste Fähigkeit zu einer praktischen Politik zeigte, leider Die imperiali­­stische war und­­ ist. “ Die neunte Sektion hat unter Vorsis 3fedényis in ihrer heutigen Situng die Berathung des Gefäßentwurfes von der Regelung der Munizipien begonnen und nach einer eingehen­­den, längeren Diskussion die allgemeine Debatte beendet. Hof­­mann, von der Dealpartei, entwickelte der Erste die Gründe, von welchen geleitet, er den ministeriellen Vorschlag nicht als Basis der speziellen Berathung annehmen könne. Der Geist desselben entspreche nur der öffentlichen Meinung, welche seit 1825 mit Hilfe der damali­­gen Führer der Opposition in Ungarn sich gebildet hat, noch weniger der Richtung, welche die Gesethe von 1848 angeschlagen haben; der Ent­­wurf sei ein offener Angriff auf diese Gesete, welche sowohl die geseb­­gebenden als Munizipal-Gewalten als Ausflüsse der Volksvertretung zur Geltung braten, wohingegen der ministerielle Vorschlag in den Munizipien eine Aristokratie gründet, welche bisher sein ungarisches Gefäß kannte, Höchstbesteuerte, die statt aller Wahlqualifikation einfach ihr Steuerbüchel vorweisen, das gleichsam das goldene Buch erseten sol, in welchem einst die Patrizier Veneziens eingeschrieben waren. "Durch diesen Vorschlag verlangne das Ministerium seinen eigenen Ur­­sprung und gebe dem verdachte Raum , daß es auch im Mahlgefebe ähnliche Aenderungen vorsclanen wolle, denn wenn einmal die Muni­­zipien ihre Machtbefugnisse nicht aus der Volkswahl schöpfen, muß diese Quelle folgerichtig au­f­ Betreff des Parlamentes verstopft werden. Somoffy, von der Linken, schließt sich dieser Ansicht an, mit der Bemerkung, daß der Geietentwurf , nach welchem alle Beischlüsfe der Munizipalbeamten und der Wusshüffe der Ratifikation des Ministers des Innern unterliegen, die Selbstverwaltung nullifiziere und mit der Bureaufratie auch der Korruption freien Spielraum gemähre, welche bei der früheren Munizipalverwaltung — was man immer auch von ihr fage — nie um sich greifen konnte, diese Reinheit der Verwaltung aber nur durch unbescholtene, freige­wählte Ausschiffe wieder hergestellt werden künne, nie und nimmermehr duch eine in despotischer Form einzuführenden Zentralisation. Rannidher macht auf zwei Mängel in der vorgestrigen Konstis­tuirung des Munizipalausschusses aufmerksam, daß nämlich die Wahl der einen Hälfte nach dem bestehenden M­ahlgefeth vor sich gehen Soll, wo also der Edelmann, wenn er auch seinen Kreuzer Steuer zahlt, ein Mähler ist, der Unadelige aber, wenn er au­f fl., also nicht die für Siebenbürgen bestimmte Steuer zahlt, vom MWahlrecht ausgeschlossen bleibt, — dann, daß der Gefekentwurf die ganze Bevölkerung in eine­zelne Indivivuen zerschlägt, organischen Verbindungen, wie Gemeinden seinen Einfluß gestattet. 63 komme ihm sonverbar vor, daß der Reichstag in seiner Vorstellung vom 23. März 1866 die Munizipien als die Perlen der ungarischen Verfassung bezeichnet, welche mit den Gefegen von 1848 . innig verbunden seinen Gegenfall einer parlamen­­tarischen Regierung bilden, vielmehr die geeignetsten Organe einer raschen, billigen und befriedigenden Verwaltung sind — nun aber die aus der Mehrheit desselben Reichstags gewonnenen Minister die Mu­­nizipien al durchaus untaugliche Organe der Verwaltung schildern, wo nicht die allgemeinen Interessen, sondern die Parteien entscheiden, desz­halb DObergespane vorschlagen, die nicht eine Kontrole, sondern eine Hörerchaft ausüben, die gleichsam die Parteiherrschaft des Ministeriums unterfragen sollen ; doch das Leben sei viel stärker, als geschriebene Ge­fäße, er hoffe bei der speziellen Berathung Befreiungen durchgefekt zu fehen, ohne meldhe der Entwurf ein todter Buchstabe bleiben müsse, daher er, seine Einwendungen sich vorbehaltend, für die spezielle Be­­rathung des Entwurfes sich erkläre. Nadolfy, Graf Bethlen, Zeyf, Benedet er­widern hierauf, daß von Karten oder Aristokration hier nicht die Rede sein könne, wo Jedermann ohne Rücksicht seiner Geburt durch sich selbst die Qualifikation erreichen könne, welche ihn zum Mitglied des Aus­­schusses tauglich macht. Diese Ausschüsse können auf keine Urrechte An­­spruch machen, diese bef ist nur das Impivivuum als unveräußerliche Grundrechte und der Staat, um durch diese seine Gristenz zu ermög­­lichen ; man könne daher nicht sagen, daß man die Rechte der Zentral­­regierung umschreiben müsse, der Nert aller übrigen Rechte aber den Munizipien gebühre, sondern umgekehrt, die Munizipien können nur die Rechte ausüben, welche der Staat auf sie ansprüchlic überträgt. In England haben die Gemeinden und Grafschaften nur Lokalange­­legenheiten zu besorgen, sie mischen sich nie, selbst mittelbar nıgı, in die politischen Staatsgeschäfte, daher heat auch die Negierung seine Besorgniß, eine fast absolute Gewalt für die Lokalverwaltung den Munizipalbehörden anzuvertrauen. Diese Bestimmung der Komitate und Städte wollten die Gefege von 1848 an in Ungarn wieder her­­stellen, um einerseits der parlamentarischen Negierung die Last der inneren Verwaltung zu erleichtern, andererseits die Einmischung der Munizipien in die parlamentarische Gestion zu verhindern. Diesem Doppelzmede kann nur dadurch entsprochen werden, wenn der Befis in den Ausschüssen einen vormiegenden Einfluß gewinnt, da vor Allem die Befiger für eine gut geregelte Lokalverwaltung Sorge zu tragen berufen sind und, mit dieser Sorge vollauf beschäftigt, nicht nach den Ruhm geizten, ihr Rednertalent auf dem Felde der Bolitit glänzen zu lassen, vielmehr die innere Verwaltung so zu führen, daß die Betheiligten ihnen dafür den innigsten Dank zollen. Der Corruption könne nur der vor­wiegende Einfluß der wohlhabenden, daher unab­­hängigen Beliser einen Damm entgegenstellen ; mittelst ihres Einflus­­ses wird das betreffende Komitat nicht nach der Willkür des Obergez fpans, sondern nach dem eigenen selbstständigen Willen derjenigen ver­­waltet, die zu den Kosten der öffentlichen Verwaltung das Meiste bei­­tragen, daduch also die größte Bürgschaft für eine befriedigende Ver­­waltung leisten. — Hrabar­it zwar in Betreff der Virilstimmen im Schoße des Ausschusses anderer Meinung, will jedoch die Erörter­rung dieser Frage bis zur speziellen Berathung des Gefegentwurfes vertagen — Hajdu, Bere­cz stimmen mt Somoffy — am Ende wird mit starker Minjorität der Gefegentwurf als Basis der peziellen Berathung angenommen. == Die Gesundheit Sr. Exzellenz des Ministers des Innern Barl v. Namner­it wiederhergestellt und kehrt derselbe am 12. oder 13. d. M. in die Hauptstadt zurück, um seine amtliche Wirksamkeit wieder aufzunehmen.­­ In Preßburg ist zur bevorstehenden Deputirtentrabi Herr Eduard Horn der Kandidat der Linken, Herr Karl v. Sa­­marjai, Aovotat daselbst, Kanvivat der Rechten. Die Wahl des Rechteren darf als gesichert betrachtet werden. = Der heutigen Nummer des „Peter Lloyd” Liegt die deutsche Ueberlegung des Motiven: Berichtes bei, melden die Enquete­­Kommission für Zucersteuer seiner Zeit dem Egi. ung. Finanz­­minister, Herrn M. v. Lónyay über ihre Thätigkeit erstattete und welchen der Minister am 21. Mai dem ungarischen Reichstage vorlegte. . Die Leichenfeier für den Grafen Ludwig Batthyányi. Der neunte Juni 1870 wird ein bemerkenswerthes Datum in der Geschichte Ungarns und speziell der Stadt West bilden. An diesem Tage hat die ungarische Hauptstadt dem ungarischen Egmont eine Zodtenfeier veranstaltet, so großartig, so imposant, so würdevoll, wie nur eine begeisterte, dann erfüllte Nation sie freiwillig einem Märtyrer der Freiheit widmen kann. Da mar nicht? Unbefohlenes, nitr Gezwungenes , vom Schwunge der eigenen Gefühle hingerisfen, dem Drange der eigenen Begeisterung folgend, erstattete die Bevölker­­ung Pests im Vereine mit zahllosen Vertretern der Nation aus allen Gegenden des Landes den Manen des ersten ungarischen konstitutionel­­len Minister-präsidenten den Tribut der weihevollen Pietät. Man er­zählt, dak die Fresken in Bompeji, wenn sie von der Ardenz und Lavadede befreit werden, unter welcher sie achtzehnhundert Jahre lang begraben waren, sich dem Muge noch in derselben Farbenfrü­he und Lebendigkeit prangend darstellen, als wenn sie heute von der Hand des Künstlers geschaffen worden wären. So treten ung auch die Gefühle des Volkes, welche zwanzig Jahre lang unter der ausgebrannten Asche der erfü­ftelten Stumpfheit und unter der versteinerten Lava einer erz­beuchelten Gleichgiftigkeit begraben waren, nun, da die Freiheit mit mächtiger Hand diese Spuren der großen Eruption vom Jahre 1848 unweggeräumt hat, mit einer solchen Ursprünglichkeit, mit einer solchen Frishe und Macht entgegen, als ob sie von gestern datiren würden. Das Volksgemüth knüpft das Jahr 1870 an das Jahr 1849 und vergißt die Zeit, die dazwischen liegt ; es ist von tiefer Trauer er­­griffen, als wäre das Echo no nicht verhallt, welches der Schuß, der Batthyänyi zum Märtyrer machte, hervorgerufen ; das Gemälde stellt sich und mit den neuesten, frisheften Farben dar, e3 hat während der Zeit der Unfreiheit nicht nachgedunkelt, nur ein greller Farbenton ist gemildert worden, e3 gibt in der Nation kein Gefühl der Nad­eluft mehr , verklärt und geläutert haben si die Empfindungen des Wortes, und in der zahllosen Menschenmenge, welche heute hinter dem Sarge Batthyanyt’S einherwwollte, gab es Niemanden, der zornig die Faust ballte, wohl aber Viele, die sich Thränen aus den Augen mischten. Dankbarkeit, Bewunderung, tiefe Rührung über das tragische Geschid des Berewigten, dies sind die Gefühle, welche die Menge bewegten, und die reine, ernst und sehwermüthig zusammenklingende Harmonie dieser Gefühle wurde durch seinen noch so reifen Mißton gestört. Schildern wir in einigen Zügen die Physiognomie der Stadt unmittelbar vor dem Beginn der Feier. Die Straßen, welche in der Nähe der Franziskanerliche Liegen oder durch die der Trauerzug sich bewegen sollte, begannen um Mittag ihren Trauerschmuch anzulegen ; an den Häusern der Kerepercher- und Lanpstraße, der Hatvaner- und Keestemetergasse flatterten zahlreiche schwarze Fahnen, die zumeist das Porträt des Grafen Batthyanyi trugen. Schon um 1 Uhr wurde er in den Straßen sehr lebhaft; aus allen Stadttheilen strömte die Bevölkerung der inneren Stadt zu und die dahin führenden Straßen wimmelten von unzähligen Einheimischen und Fremden, die zumeit Feiertagsflei­er angelegt hatten, um ihrer Pietät auch Auferlich Anspruch zu verleihen. Auf dem Franziskaner­plaße drängte sich Kopf an Kopf eine Menschenmenge, von welcher städtische Trabanten und Konstabler nur mit Mühe vor dem Kirchen­­eingange einen viereckigen Raum freihalten konnten, der den Zugang zur Kirche ermöglichen sollte. Die vielen Fenster der E. Kurie, welche der Kirche gegenüberliegt, waren vom ersten bis zum retten von Da­­men belegt und einige unerschrochene Neugierige hatten selbst das Dach der Kurie an mehreren Stellen durchbrochen und aus der Def­nung den Kopf hervorgestellt, um in dieser unbequemen Situation, unbeirrt von den glühenden Sonnenstrahlen, Augenzeugen der Trauerfeier sein zu können. Sowie schon frühzeitig am Franziskanerplake das eben geschil­­derte Gedränge sich mit jeder Minute steigerte, ebenso war das um ein Uhr von den Glocken aller Kirchen erfolgte Ausläuten das Zeichen, welches die Bendlierung der entferntesten Winkel der Stadt in die Nähe jener Straßen rief, welche der Trauerzug programmgemäß paf­­siren mußte. Die­ Straßen waren lange bevor der Trauergottesdienst in der Franzistanerliche begann, allenthalben von dichten Menschenmassen gefüllt; Fenster und Balkone ist nur der Straßen, welche der Zug zu passiren hatte, sondern auch die der nächstgelegenen Gassen, von wo aus man eben, wenn au­siür Bruchtheile der Zuges zu sehen hoffte, füllten sich immer mehr, zumeist mit Damen, welche mit wahrer Todesverachtung aus Geiseln und Tischen, um den Zug sehen zu können, eine zweite Etage in den S Fenstern bildeten. Wo ein Baugerüste stand, Hetterten hunderte von Menschen hinan und zur Hälfte in der Luft schwebend harrten sie dort stundenlang aus. Dächer wurden zum Theil abgetragen, um sich einen möglichst sicheren Schauplat zu schaffen, während fühneren Menschenk­­ndern auch ein glatter Rauch­­fang genügte. So höher ein Hausdach, um so mehr Neugierige hatten sich darauf plazitt. Daß die Aufstellung einer so ungeheueren Menschenmenge viele Mühe fojtete, hab die Zu­weisung der Pläne für die von allen Seiten herbeigeströmten Zünfte, Vereine u. s. w. nur langsam und nach Weiterwindung vieler Schwierigkeiten erfolgen konnte und daß jeder Berfuch, Ordnung zu machen, vergebens­ bleiben mußte, liegt bei dem­ unerwarteten Zubrange auf der Hand. Man mußte schließlich Alles dem guten Willen und dem Verstande der Bevölkerung überlassen und in der Thet wurde auch am Ende die erforderliche Ordnung hergestellt. Mit Vergnügen sonstatiren wir, daß sie troß des ungeheuren Gedränges das Publikum jeder Weisung der Ordner fügte und nirgends auch nur der geringste unangenehme Zwischenfall fi ereignete. Es war schon 3 Uhr vorüber, als der Zug der Theilnehmer programmgemäß aufgestellt war, um sich nach beendigter wirklicher Ceremonie in Be­­wegung zu setzen. Von der großen Theilnahme und den imposanten Massen, welche den Festzug bildeten, wird man sich einigermaßen einen Begriff machen können, wenn wir erwähnen, daß die Spite des Zuges oberhalb des Nohusspitals stand und von da an in dichtgefühloffenen Reihen zu 4 bis 6 Mann der Zug über die Kerepeter- und Landstraße, dann die Kecstemeter- und Universitätsgasse entlang bis an die Fran­­ziskanerkirche stand. Nach 2 Uhr öffneten sich die Pforten der Kirche und das gela­­dene Wubliftum, welches sich ungeduldig vor dem Portale drängte, strömte in den fahlen, blumendurchputteten Raum. Das Innere der Kirche­ bot einen wahrhaft imposanten Anblick dar. Die Seitenpfeiler waren bis an die Friese mit schwarzen Stoffen bekleidet, welche vor den zahlreichen hohen Fenstern feh­wer herabwallende, auseinanderge­­schlagene und in Falten zusammengeraffte Vorhänge bildeten. Farbige­­ Mappenschilder der Stadt West, des Landes und der Familie Batthyányi unterbrachen in regelmäßigen Zrischenräumen die einförmige Schwärze der Tapeten und braten einige Abwechslung in das düstere Bild. Der Raum zwischen den vordersten Sigreihen und dem Gant­tuarium war mit schwarzen Teppichen belegt und mit duftenden Blu­­men bestreut; in Mitte dieses freien Raumes erhob sich in mehreren Abstufungen der scmwarz überzogene Katafalt, auf dem der schöne Me­­tallsarg mit den sterblichen Ueberresten des Grafen Batthyányi stand. Der Katafalt war von unzähligen mannshohen Silberleuchtern um­­geben, in welchen brennende Riesenterzen fielen; an den vier Eden strebten hohe Metallständer mit Gefäßen an der Spige empor, aus welchen die fahlen Flammen des brennendem Weingeistes emporschlu­­gen. An den Eden des Katafalls hielten Studenten mit gezogenem Säbel Wade. 63 ist selbstverständlic, daß das Schiff der Kirche sowohl, als auch die für die Damen reservirten Galerien überfüllt waren. Franz Deuf erschien vor der Kirche, mochte aber nicht eintreten, weil der Aufenthalt in einem von einer riesigen Menschenmasse gefüllten ge­schloffenen Raume seiner Gesundheit in schödstem Grade fchäßlich ist. Mir sehen unter den Anwesenden die Ministr Gorove, Szlávy, die in der ersten Bank saßen, und Andräsffy, Cötvös, Kerfapoly und Horváth, die im Hintergrunde blieben, weil sie sich nicht mehr vorandrängen mochten; dann den Prä­­sidenten de Abgeordnetenhauses, Somifid, die Abgeorrdneten Zsedenyi, Wahlermann Kaucy, Bulktv, Bischof H­or­váth 3öfai, Ghyczy, Nyáry, Barady, Taracsy und 9. Shvarcz (von der äußersten Linken), der Erminister Mit , die Unterstaatssekretäre Zeyf und Fest, die Grafen Dom, Te Levy, Raul Esterházy, Kofer und Eugen Bihy, Bethlen, Baron Bänffy und wo viele andere Abgeordnete aller Partei­­ihaftirungen ; der oberste Gerichtshof war durch die Herren Rath­o íz Dooniczky und Andere, die Mademie durch zahreiche Mitglieder vertreten; die eh­er Stadtrepräsentang war sammt dem städtischen Beamtenkörper vorzählig erschienen. Um drei Uhr tritt Bischof Szabó mit seiner zahlreichen geis­t­lichen Assistenz in die Kirche Die Geistlichkeit umstellte den Sarg und vollzog die üblichen kirchlichen Zeremonien. Hierauf intonirten über hundert Sänger und Sängerinen des Vereins der Musikfreunde den von Michael Mocfo»­­Nyi eigens für diese Feierkomponirten gemischten Chor:»G!"6k Batthyänyi Lajosem16k6n9k«,welcher Gesang von mächtigen Vor­­faunenklängen akkompagnirt war.Wahrhaft erschütternd wirkten die tiefen Trauerklänge des ersten Satzes,mit welchen in Josef Komo­­csy’s Gedichte die Woorte:,,H2jtsst0kmegszsgiz16k2t,IMM- dis«(erkt die Fahnen zur Erde nieder),von unserem genialen Ton­­dichter Mosongi­anz neu wiedergegeben werden.Im­-m011«begin­­nend,löst sich der Satz bei den Worten:»Itrömsötts szab2dsägöss« (hier floß für die Freiheit),mit­ einer Überraschenden Wendung in ES- darauf,um gleich darauf wieder bei den Worten:»nemesveke«(sein edles Blut),in D-m011 zu schließen.Die wunderbare Wirku­ng dieser Stelle mußte wohl von jedem Anwesenden tief empfunden und gewür­­digt worden sein.Wenn dadurch der Kompositeur das unendliche Web’, Welches einst von Millionen empfunden,auf das Ergreifendste zu Ge­­hör bringen konnte,so zieht im zweiten Satze Andant einB­ dal«,bei den Worten: " Ám ő rajta nincs hatalma a halálnak" (doch über ihn hat der Tod seine Macht), wieder Hoffnung in das gebrochene Herz, die zum Schlusse des zweiten Sabes bei den Worten: „Nagy eszmei itt e földön nem:­zetében fognak &leni“ (Seine großen Seen werden hier auf Erden, in seiner Nation fortleben), in erbebendem Aufschwung zur Verführung führt. Im Schluß hat Allegro maestoso in D-dur, wo der Dichter sagt, daß Jahrzehnte, Jahrhunderte seinen Namen verherrlichend den Zeiten übergeben werden“, Schwingt sie die Komposition zum imposan­­ten Sabelchor empor. Der Verein der Musikfreunde bat un­­ter Leitung seines Chormeister Herrn Ferdinand Thill, eine würdige Aufgabe glänzend gelöb­t. Mit seltenem Eifer haben si alle Mitwirkenden dem eifrigsten Studium und den Proben unterzogen und in der That hat die Trauerfeierlichkeit duch den künstlerischen Werth der Mocsonyi’schen Tondichtung und deren höchst gelungene, präzise Aufführung ein besonderes Relief erhalten. Nachdem das Echo verklungen war, welches die weidevollen, zu­ Yegt tröstlic­h emporschwellenden Töne der Mocsonyi’schen Komposition ertwehkt hatten , bestieg der Guardian des Franziskanerklosters, Vater Egriafus Biry, die Kanzel und hielt folgende Rede : „Dein Sohn, bemeine den Todten, be­­statte seinen Zeib, mie er üblich, und vernachläsige nicht sein Begräbniß.“ Aefus Sira’s Sohn 38: 16. . Die Mietät, die wir unseren Todten schulden, gebietet nun, über den in Arche zerfallenden Menschen ernste Betrachtungen anzustellen und unseren Schmerzen Worte und Seufzer zu geben ; nicht als ob wir dadurch von Schleier der Vernichtung, welcher sich über von Dahin= geschiedenen gebreitet hat, entfernen, die Scholle, welche ihn bededen wird erleichtern könnten, sondern um dem Anwenten des­­ Verewigten den gebührenden Opferzoll zu bringen, um die Bewegtheit unseres Herz .­en8­in heisires Gebet aufzulösen, welches zum alleinigen Herrn des Le­­bens und Todes, zu Gott aufsteige. Denn, wenn der Tod die Klammer zerbricht, welche an die Lebenden bindet, dann kann uns an die im Grabe Rubenven nicht3 knüpfen, als die weihevolle Erinnerung und die heiligste Blume des Herzens, das brünftige Gebet. Und damit will heute diese edle Stadt und mit ihr die Nation ihrem großen Todten, mweiland dem Grafen Ludwig Batthyányi, dem ersten ungarischen Ministerpräsidenten, opfern , indem sie dessen zerfal­­lende Arche aus der Grabhöhle dieser­ Kirche, wo sie zwanzig Jahre hindurch verborgen ruhte, hervornahm und die Mahnung der heiligen Schrift erfüllen will: „Mein Sohn! Bemeine den Todten . . . bestatte seinen Leib, wie er üblich und vernachlässige nicht sein Begräbnuß.“ So, jest will sie mit gemeinschaftlicher Betheiligung das vollziehen, was vor zwanzig Jahren zu thmn damals die Gewalt nicht gestattete. Damals haben jene rauhen Zeiten es verwehrt, den beheiligten Ge­­brauch auszuführen, allein fest hat die patriotische Pietät es sich zur heiligen Aufgabe gemacht, das unfreimillige Berläumnik glänzend gut­­zumachen ; denn sie erkennt und verehrt in dem Verewigten den natio­­nalen Märtyrer der durch die Giüte Gottes bereit hergestellten Freiheit und Ber­affungsmäßigkeit. Damals mußte die im Todeskampfe rin­­gende Nation, bei Bilagos ihrer Waffen und bei Komorn ihrer größten Vefte beraubt, sich selbst zerstreuen ; ihre Bebten mußten in die Irre wandern, oder mindestens schweinen, und so konnte sie ihren helden mit­ tleinen Todten die gebührende Tekte Ehre nicht ermeisen. Aus dieser ae unterblieb die übliche Bestattung des Grafen Ludwig Bat­­ványi. Doch ich will nicht jene schredliche Epoche malen, ich will nicht die bereit zugeheilten Wunden aufreißen, welche wir, die Bejahrteren, als unsere Haare noch schwarz waren, sahen, durchführten, ja durch­­litten: ich will nit davon sprechen, sage ich, denn der die Geschiche der Nationen lenfende Gott gebot dem Sturme Halt, trocnete unsere Thränen und brachte auf die von theurem Blute durchtränzte Erde Frieden und Ausgleich wieder, wofür sein heiliger Name gesegnet werde. Nur die auf die erste Bestattung des dahingeschiedenen Grafen Ludwig Batthyányi bezüglichen Thatsachen ermahne ich noch in Kurzem. 63 ist bekannt, daß er, als er in einer Friedensgesandtschaft zum damaligen Generalkommandanten der kaiserlich österreichischen Heere kam, von diesem festgehalten und nach der Nedergabe Komorns vom Kriegsgerichte zum Tode verurtheilt wurde, welches Urtheil am 6. Oktober 1849 außerhalb der Mauern des Neugebäudes durch die Kugel an ihm vollstrebt wurde. Die Spur der Kugel, welche das edle Leben auslöschte, haben wir erst unlängst an den zerschmetterten Knoz­hen der hohen Stirne gesehen, und er hätte, wie ein­ zweiter Bali­­­urus, fang­ und langlos begraben werden müssen, wenn sich niet ein moderner Tobias eten, der im Dunkel der Nacht, unter dem Schleier des tiefsten Geheimnisses, um Mitternacht in die Gruft dieser Kirche hinabstieg und die Leiche in das Grabge­wölbe unter den Altar der schmerzenreichen Jungfrau verbarg.­­ Und dieser milde Tobias war Agapius Dalik,damals der stark­­herzige Prior dieses Klosters,der sich verpflichtet fühlte,am Schmerze der Nation theilzunehmen und der Batthyänyi’schen Familie auch im Leid einen lindernden Dienst zu erweisen,wenn alt der Tod ihn er­­wartet hätte;denn diese edle Familie ist die Woh­ltäterin unseres Ordens,sie hat unser Neuhäuseler Kloster 1641 gegründet und erhält es seit Jahrhunderten. Für sehr Wenige wußten um das traurige Ereigniß , allein sie mahrten die Heiligkeit des Geheimnisses, sie hüteten den theueren Zedten der Nation bis zu diesem Tage. . Jebt ist die Zeit gefom­men, das­ Ge­­heimniß zu enthüllen und die noch übriggebliebenen Leichenbestandtheile, von welchen sich dieses Kloster schmerzlich trennt, gleich Reliquien der pietätvollen Nation zu überantworten. Wenn jemand jene Gruft besuchen wird,so werden wir ihm sagen:Dies ist der Ort,wohin man vor 20 Jahren der erbluteten Grafen­­ Batthyányi that. Er ist nicht mehr dort, er wurde aus dem Dunkel herausgenommen, und vor dem Baterlande ist ruhm­­reich geworden sein Grab, welches noch die späte Generation an die Liebe zu König, Vaterland und Verfassung erinnern wird. est steht er fest, daß er treu war dem Herrscher, daß er glühend liebte sein Bat­terland, für dessen Verfassung er den Tod von den Gegnern anzuneh­­men bereit war und auch erlitt. — Mlein fein erloschenes Leben und vergoffenes edles Blut hat nicht zum Himmel um Nahe geschrieen, sondern um die Segnungen des Frieden und der freien Verfassung. Er fiel als Opfer und dies Opfer brachte die Früchte friedlicher Entwickklung, und wird sie, glaube ich, noch vollständiger bringen, wenn nur der rebellische Geist der Zmietracht und der Dämon der Selbstsucht, der alles Gemeinwohl zu zerstören trachtet, das zur Thä­­tigkeit erwachte nationale Leben nicht ertödtet. Denn wer wüßte nicht, daß die Barke unseres Nationallebens auf den Wogen einer mächtigen und gefährlichen Strömung dahintreibt, auf der sie, wenn sie zur­zwietracht ein Led erhält, von den Fluthen verschlungen wird. "Das it es, wovor ich mich fürchte, wovor ich zittre, und mit mir Millionen von Batrioten. Und ich frage, wer würde uns dann retten? “ Nie­mand, Niemand, wenn nicht die allmächtige Hand Gottes. Denn baz von mögen wir nur überzeugt sein, daß es Niemand der Mühe werth findet, einer hinsterbenden Nation zu Hilfe zu kommen, höchstens wir­ den falsche Freunde, wie so viele Beispiele lehren, sie mit leeren Ber­­teöftungen zu ihrem schredlichen Grabe begleiten. In solche Gedanken versenkte sich bei der Arche des Verklärten meine Seele schon damals, als ich vor 16 Jahren durch meinen ver­­eidigten Vorgänger zum ersten Male in die Gruft hinabgeführt wurde, damit er mir hier den verborgenen Reliquienshalt zeige. Und diese Gedanken wurden noch lebendiger in mir, ala am 29. März o. 3. die Gebeine aus der Gruft gehoben wurden; fest aber ist mir, ala würde ich, aus diesem ruhmvollen und die Trauer erwecenden Sarge, in den der Patriotismus sie gelegt, die Worte vernehmen: „Meine Nation, meine Brüder! seid einig ! einig in der Liebe zum Vaterlande, zum gefrönten König und zum Gefäß, einig im Streben nach Fortb­ritt, einig im Werke der Förderung des allgemeinen und individuellen Mahles!" Wenn auch diese Worte nicht hörbar aus diesem Sarge er­­tönen, so werden wir sie da als aus feiner großen Seele kommend und in feinem Geiste gesprochen erkennen müssen und ihre Verwirk­­lichung im Leben uns zur Picht machen. « sagte Seele und Geist.Indem wir heute den Gebeinen des Verklärten die letzte Ehre erweisen,huldigen wir«zuglei seinem Geiste und senden für seine unsterbliche Seele inbrünftige Gebete zum Allmächtigen empor. Und dies bildet den hervorragenderen und heiliz­geren Theil­ dieser Trauerfeier. Denn leiblich ist er wohl gestorben, über seine Seele aber hat der Tod seine Gewalt. „Der Begriff Seele —_ fest ein rittlicher MWeifer — zieht auch den Begriff der Unsterb­­licheit nach sich." (Nicola I. B. ©. 108); unter Herr Jesus Christus lehrt dies noch deutlicher, indem er sagt: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib tödten, aber die Seele nicht töten können.” (Ev. Math. 8. 10, B. 18.) Sa, unser Glaube und unser Bewußtsein jagt und,

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