Pester Lloyd, November 1870 (Jahrgang 17, nr. 264-288)

1870-11-25 / nr. 284

Er — get, 24. November. (H.) Seitdem er bei uns Sitte ist, alljährlich eine Aus­­­wahl der Korrespondenzen des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten zu veröffentlichen, war die auswärtige Politik noch nie von so großem Ant­reffe, wie gegenwärtig Und doch greifen wir heute nicht mit jener Haft nach dem „Rothbuche“, wie in früheren Jahren. Die welterschüitternden Ereignisse, welche wir in den legten fünf Monaten durchlebten und welche bis fest nach seiner Richtung Hin ihren Abschluß gefunden, haben das allgemeine Ant­refse für die Vorgänge der Vergan­­genheit bedeutend abgeschwächt. Wir leben heute mehr Aufmerkssamkeit Anspruch genommen wird ? ganze Kraft vom W­erbenden in Was fühnte es und wüßen, auf das genaueste zu erfahren, in welcher Weise das blutige Ver­­hängnis fi­­eber unseren Welttheil ausbreitete, wo wir nicht wissen können, wann bannen heute und bildeten Publitums gefesselt, von durch melde Mittel wasselbe zu sein werde ? Politische Vorgänge, wie jene sind, welche unter dem Titel „Nömlsche Frage“ be­handelt werden, hätten sonst die ganze Aufmerksamkeit des angesichts der furchtbaren Ereignisse auf dem französischen Kriegsschauplage vollständig in den Hintergrund. Und noch ist Dieses, schau­­­erhafte Drama nicht zu Ende, und Idon wendet sich unter Eid nach Osten, um die dunkle Gewitterwolfe zu betrachten, welche von Rußland her mit Besorgniß für unsere nächste Zukunft erfüllt. Das Studium und uns nur je fraglich geworden, und ein Faktor der politischen Entwickklung ist; gewissermaßen gleichen nur es mehr als ob die Diplomatie als solche überhaupt wo die Bei­träge ihre Kraft verloren­ haben und einem schwachen Spinnen­­gewebe gleichen, welches von den Kanonenkugeln ohne Mühe zerrissen wird, wo Alles, was uns bisher heilig und unantast­­bar fehlen, zu machen beginnt und noch eine wirk­­liche Macht zu existiren scheint, die rohe, brutale, rücksichtslose, materielle Gewalt ! Das diesjährige N­othbuch enthält 159 Aftenftüde. Mit Ausnahme der letten zwei, welche sich auf die Pontusfrage beziehen und deren Resultate in diesem Augenblicke noch nicht abzusehen sind, diese Aftenftüde in ihrer Gesammtheit einer Apologie des Ministeriums der auswär­­tigen Angelegenheiten. Sie sollen beweisen, daß dieses Ministe­­rium nach Kräften bemüht gewiesen, das Unglück abzuwenden und, nachdem dasselbe nicht mehr ab­­gewendet werden konnte, hesfen Gefahren von uns ferne zu halten. Allein es steht heute schon fest, daß alle tiefe Bemü­­­hungen erfolglos geblieben sind; daß Alles, was unser aus­­­­wärtiges Ministerium that und schrieb, ob­ die Entscheidung der schwebenden europäischen Fragen von seiner bemerkbaren Wirkung war und noch weniger sein wird und das die Ent­­scheidung einzig und allein von den eisernen Würfeln des Krieges abhängt. Wer wäre heute wohl noch ein solcher Op­­timist, um zu glauben, daß diese Korrespondenzen auf den Gang der Weltgeschichte entscheidend oder modifizirend einwirten werden ? Zäufchen wir uns nicht, — wir tragen nicht mehr, wir werden getragen und gedrängt. Der mächtige Strom der Ereignisse hat uns ergriffen und wir willen nicht mehr, nach welcher Richtung er uns führen werde. Aus unserer ganzen Geschichtsphilosophie ist der eine Tat übrig geblieben, daß nur der Starfe Recht behält und die Schwachen immer Unrecht haben. Diese Erwägungen müssen den Cindrud bedeutend ab­­wäschen, den sonst die Affenstücke des Nothbuches hervorge­­ufen haben würden. Das Gefühl, welches die Durchlesung dieser Korrespondenzen hervorzubringen geeignet ist, ist das Gefü­hl der Schwäche. Es drängt si uns bei jeder Seite die Meberzeugung auf, daß die Diplomatie, und zwar nicht nur die unfrige, sondern die ganze europäische Diplomatie ben mächtig geworden tt. Eingewirkt haben wir eigentlich nach seiner Seite. Unser Thun beschränkte sich fast gänzlich darauf, gewisse Dreigriffe nicht geschehen zu lassen. Diese Bemühun­­gen unserer Diplomatie sind aber durchgehends erfolglos ge­blieben. Da fragt man sich denn mit vollem Rechte, ob es vielleicht doch nicht möglich gewesen wäre, durch ein mehr ent­­schiedenes Auftreten etwas mehr auszurichten ? Das Nothbuch wird einer strengen Kritik seitens der Delegationen sich nicht entziehen können. a er fordert zu einer solchen geradezu heraus und wir glauben, daß es eine ernste Pflicht dieser Körperschaften ist, endlich einmal eine gründliche Kritik unserer gesammten auswärtigen Bolitit vorzunehmen und die Grund­­linien eines Klaren und festen auswärtigen Programmes zu entwerfen. Wir müssen endlich zur deutschen, römischen, orien­­talischen Frage definin Stellung nehmen. Das fortwährend­ Herumlapiren, dieses schwächliche Schwanzen zwischen unklaren Belleitäten und scheuem Zurückweichen vor jevem einigermaßen ernsten Hindernisse muß endlich aufhören. Unsere auswärtige Politik muß endlich feste Ziele ins Auge raffen und auf hier selben muthig lossteuern. Es thut uns eine großartige Abrechnung noch , ein Aufgeben von gewissen Vveen und Traditionen und ein energisches Erfassen helfen, was zur Erhaltung der Mon­­archie unumgänglich nothwendig ist. Gelüsten einzelner mächtiger M­ilitärstaaten gegenüber ohne Aus dem Nothbuche­st Überhaupt nichts ersichtlich, was einem Programme irgendw­ie ähnlich hache. Vergebens seien wir diese zahlreichen Korrespondenzen durch, sie befähigen und nicht dazu, mit Bestimmtheit sagen zu können, was für Diese unsere Regierung in der dentschen, römischen und orientalischen Frage vor Augen hatte. Wenn aus vonselben ü­berhaupt irgend­ein allgemeiner Gedanke hervorleug­tet, so dürfte dieser die Erhaltung des Friedens für die Monarchie sein, — an und für sich ein gewiß anerkennenswerthes Ziel, aber zum Heile unseres Staates nicht ausreichend, da eben die Erhaltung des Friedens nicht von uns allein abhängt. Wir haben so manchen Schritt gethan, um uns einen Krieg zu ersparen, aber wir haben diplomatisch fast nichts gethan, um für du Fall eines Krieges vorbereitet zu sein. Das ewige Vermittelnwollen, das unausgefeite Stch-Durchwinden mag bis zu einem getviften Zeitpunkte nüglich sein; über diesen hinaus wird es m­it, weil eben unmöglich. Für solche Eventualitäten hat unsere Diplomatie zu wenig vorgearbeitet, weil ein solches Vorarbeiten ein bestimmtes Programm vorauslegt. Die vollständige Rich­tungslosigkeit unserer­ auswärtigen Politik könnte es Leicht dahin bringen, daß die österreichisch-ungarische Monarchie in die Reihe der Imponderabilien gehören wü­rde, nicht als ob sie überhaupt sein Gewicht hätte, sondern weil Niemand wissen wü­rde, nach welcher Richtung dieses Gewicht in Anschlag gebracht wer­­den kann. Noch nie hat es sich mit solcher Evidenz gezeigt, wie in unseren Tagen, daß nur das rücksichtslose Lossteuern auf ein ganz bestimmtes Ziel der Belitit eines Staates Kraft ver­­leiht und die Bürgschaft des Erfolges in sich trägt. Zwei Staaten sehen wir heute auf dem Kontinente in geradezu er­­fchrecender Zunahme an Macht und Ei­nluß begriffen : Preu­­ßen und N­usland. Beide haben den gemeinsamen Charakter­­zug, daß sie mit einer Ausdauer, welche an Fatalism­us grenzt, die Verwirklichung gewisser politischer Gedanken ver­­folgen, so daß ihr ganzes Thun und Trachten den Eindruck macht, als wären sie in der That nur die Vollstreder eines politischen Testamentes. Das Beispiel bietet beiden Staaten beweist­ung, daß nicht nur in den materiellen Mitteln, son­­dern auch in den ideellen Zielen und Motiven einer Politik etwas Festes, Umverrückbares nöthig ist, um­­ große Resultate erzielen zu können. Diese Wahrheit sollen die Leiter unserer auswärtigen Ang­legenheiten beherzigen, wenn sie nicht ein Spielball der Ereignisse und des Zufalles werden wollen. Die interessantesten Aftenfuüche im ganzen Rothbuche sind, wie wir Icon am Anfang dieses Artikels andeuteten, die beiden Antworts­chreiben des Grafen Beust auf die Noten des Fürsten Gottscharoff vom 19. und 20. Oktober. Wir wagen nicht zu behaupten, daß in bdiesen beiden Aktenstücen jene Entschie­­denheit sich findgibt, welche wir in unserer auswärtigen Polis­tik im A gemeinen vermissen. Graf Beust hat den Grafen Granville durchaus nicht übertroffen. Nicht nur ist Herr 5. Beust in seiner Antwort noch höflicher und noch weni ger broc­hend, als der englische Minister, sondern seine Lage wird da­­durch noch verschlimmert, daß gerade er es war, der im Jahre 1867 die Revision der Pariser Verträge zu Gunsten Ruß­­lands angeregt hatte und er nun seine jünige Weigerung sei­­nem damaligen Verfahren gegenüber auch noch zu rechtfertigen hat. Dieser Umstand wirft nicht wenig abschwächend auf die ganze Haltung der Beust’schen Depeschen. Dem Inhalte nach ist eine Argumentation mit jener Granville’s identisch, wie es denn hier auch kaum anders deutbar, da auf die Heraus­­forderung Ruslands seine andere Antwort möglich ist, als daß die Verträge eingehalten werden müssen, aus dem einfachen Grunde, weil sie­­ Berträge sind. Aber gerade weil der Subalt von vorneherein gegeben ist, könnte die Form eine ent­­schiedenere sein. — Mach der heutigen öffentlichen Sigung der ungarischen De­legation konstituirten sich die Ausschüsse verselben. Es wählten­­ der Speeres ausfehtig zum Präsidenten Baron Béla Wend­­heim, zum Schriftführer Alexander Bujanovit­z; ver Finanz­­ausschug: zum Präsi­denten Ladislaus Szögyényi- Mark­u8 sen., zum Schriftführer Graf Bittor Zichy-Ferrarig, der Marineausfchug: zum Präsidenten Graf Georg Károlyi, zum Vizepräsidenten Baron Alexander Becgey, zum Schriftführer Baron Gabriel Kemény. Im Ausschuk Für Auswärtiges wurden drei Wahlgänge nöthig, ehe der­­ Präsident gewählt werden konnte. Die beiden ersten Male zersplitterten sich die Stimmen zwischen dem Grafen Anton Lehen, Franz Pulßky und Graf Pejacsevich ; aus der dritten zwischen Graf Szehen und Franz Pulicky vorgenommenen engeren Wahl ging Graf S­ehen als Bräses hervor. Zum Schriftführer wurde Ladislaus Szögyényi jun. gewählt.­­ Die zweite Sektion des Abgeordnetenhauses wird Frei­tag, am 25. d., Vormittag um 10 Uhr, die Verhandlung des Gefett­entwurfes über die Rodeländereien fortieten.­­ In der Konferenz, welche der Klub der Linken ochtern Abends hielt, kam das Verfahren zur Sprache, welches von den Mit­­gliedern in dem 2er Ausschuß, der bekanntlich über die Regulirung der Gerichtshöfe erster Instanz und der Bezirksfige ein Gutachten ab­­zugeben hat, einzuhalten sei. Vor alem Anwesen wurde dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß nach vor Bezeichnung der Amtsfiche der Bil­­dungskreis der Bezirk­gerichte befinirt werden möge, da nur dann die dem Bedürfnisse entsprechenden Sprengel gehörig abgegrenzt werden Zukunft, als Liebe und Hingebung in das Studium tiefen, von sekundärer Bedeutung in wo in der Vergangenheit, unser im Rothbuche ganzes Denken und unsere einer Zeit, wo in der Wie follten wir uns mit wer und Fühlen, unsere ganze bes Gemworbenen Heute treten sie am Horizont heraufzieht diplomatischen Korrespondenzen ger ift große europäische an­­­­­waltungs: und Gerichtssprengel hinfort nur aus ökonomischen Nach­­sichten zu coincidiren haben werden, und daß die Jurisdiktionen rücksicht­­lich der Regulirung ihre­ eigenen Gerichtshöfe vorläufig befragt wer­­den sollen, ging die Konferenz zur Berathung über die Abgrenzung der einzelnen Gerichtssprengel über. sz Bevor der 2Fer.Ausschuß des Kath­lifens Kongresses in seiner gestrigen Lisung zur Tagesordnung überging, wurde vom M.­ Baierhelyer Obervechanten Karl Beßely ein schriftlicher Antrag eingereicht, dahingehend, der Fürst:Primas möge erfuhhr werden, in­­sofern das Karlsburger rumänische Erzbisthum durch Niemanden im Kongreß ilustrirt ist, mit Rücksicht auf die hierauf bezügliche Petition, welche dem 27er­ Ausschuß zur Begutachtung zugewiesen wurde, für die rumänischen Griechisch-Unisten einen von ihnen erbetenen besonderen Kirchenkongreß zu erwirken, damit auf Grund desselben auch sie auf dem Kongreß vorschriftsmäßig vertreten werden können. Der Präsi­­dent übernahm den Antrag und erklärte, er werde denselben mit den analogen, von einigen Vertretern des Eperiefer und Muniacser gr.sun. Bisthums eingereichten Petitionen besonders auf die Tagesordnung stellen. Nun gelangte die Diskutirung der Grundzüge der autonomen Kirchenverfassung an die Tagesordnung, welche Frage zu lebhaften und interessanten Debatten Anlaß gab. Darüber, daß — wie au das bischöfliche Glaborat hervorhebt — ein Gemeinde-Ricchenrath zu bestehen habe, heffen Mitglieder aus viresten Wahlen hervorgehen ; ferner daß er einen Delanatis, Diözesan­ und obersten Landeskirchen­­rath geben solle, deren Mitglieder aus invirerten Wahlen hervorgehen und durch Se. Majestät als obersten Schulherrn der Kirche zu bes­­tätigen sein werden; so wie daß diese Kirchenverwaltungsräthe immer zu einem Drittel aus geistlichen und zu zwei Dritteln aus weltlichen Mitgliedern bestehen sollen, schienen sämmtliche Mitglie­­der des Ausschusses einer Meinung zu sein, und eine Meinungspdiffe­­renz trat nur darin hervor, daß die Liberaler Gesinnten über diesen vier Kirchenräthen einen mittelst direkter Wahl auf breitester Basis or­­ganisirten Kongreß wünschen, der zu dem Landeskirchenrathe in einem analogen Verhältniß stehe, wie das Parlament zum verantwortlichen Ministerium. Der Verfechter dieser­dee war wieder Georg Bartal, der von Demeter Horváth, Dombertn Babics, Abonyi und Em. Hra­­bár eifrig unterfragt wurde. Leider, bemerkt , B. N“, sprachen sich über diese wichtige Frage nicht als Mitglieder aus, was besorgen läßt, daß diese Ipee im Ausschhsse sich in der Minorität befinde. Bei Schluß der Sigung wurde ein Neuner­ Komite gewählt zur sostematischen Verarbeitung der bisher festgestellten Gründsäge. Das­­selbe besteht aus folgenden Mitgliedern : Erzbischof Hajnalo , Ober­­dechant Repely, BVizevehant Badós, Sennyey Apponyi, Fer. Bichy, Bartal, Demeter Horváth und Birgit Szilágyi. Damit schloß der Ausschuß für einige Zeit seine Sigungen, welche wahrscheinlich erst um die Mitte der Fünfzigen Woche wieder aufgenommen werden dürften . =Unterm gestrigen Datum erschien die mit einiger Spannung erwartete erste Nummer von»Kakay’stchenchronik.«Kakay ist bekanntlich blos das publizistische Domdiguskis für den Verfasser der»Licht-und Schattenbilder aus dem Reichsrathe««sind ähnlicher politisch-satyrischer Werke,Aurel v.Kecskeme«thy.Das Publikum er­­wartete von der angekünditen Wochenchronik ähnliche Inhalt und dieselbe humptistische Behandlung der Tagesfragen,wie in den früheren Arbeiten Kukay’s,doch trägt die gestern ausgegebene erste Nummer durchwedas»Gepräge eines ernstgehaltenen Journals.Das­ Blatt bringt einartikel über innere und äußere Fragen,eine Uebersicht der Begebenheiten im­ Reich­stage,national-ökonomische und kriegswissen­­schaftliche Fachartikel, Börsenberichte und politische Korrespondenzen. Dem Humor und der Satyre ist blos ein verhältnißmäßig kleiner Raumbexxtessen,nämlich im Feuilleton und in einer Rubrik auf der letzten Seite des Blattes.Unter den,sämmtlich aus guter Feder ge­­flossenen Artikeln der ersten Nummer scheint uns namentlich jener un­­ter dem Titel»Beko­mmen wir einen Krieg?«·bemerkenswerth.Die obige Frage tyxid dahmemschicdgm daß dies ganz von den Ansichten Rußlands abhänge.Denn die fraglichere Stipulatiunn des Pariser Traktates zieren an sich umhaltbar,ihretwegen würde xx die Garantie­­mächte seinen Krieg­ beginnen.Unmöglich sei jedoch die insolente Form der russischen einst man Vertragskündigung zu dulden,und gegen diese­nzerden die Mächte mit aller Energie auftretenLesnkt Rußland hierauf ein,so wird der Kneg zu vermeiden sein;thut es dies nicht,sow..wo estEngland,Italien,Oesterreich-Ungarn und die Türkei gegen sich geeinigt finden. = Die Differenzen bezüglich der Ostbahn sind in einer heute Abends abgehaltenen Lösung des Verwaltungsrathes, in welchem auch die Herren Brüder Warring beimwohnten, beglichen worden und werden morgen die Arbeiten auf der ganzen Linie wieder fortgefagt. Ungarische Delegation, Belt, 24. November. Die ungarische Delegation hielt heute Nachmittags im Museumfaale ihre erste Ligung, aan GT. Alexander € th­é by eröffnet wurde­­npräfig. die vom Alterspräs­iden Ministerz­auteuils : Graf Beust, Freiherr v. Kuhn, v. Lonyay und General u­x von der ungarischen Regierung, Ministerpräsident Gf. %, welchen die Delegationsmitglieder waren gewählt worden. Zur Beriefung der Namen wird konstatirt, daß von den 60 Delegationsmitgliedern 54 anwesend sind. 68 wird im Sinne der von 6. Ziedenpi zitirten und erklärten Geschäftsordnung zur Wahht des Präsidenten geschritten. Von 53 abgegebenen Stimmen erhält Stefan Bittó 52, Baron Bela Wendheim 1; Stefan Bittó ist also Präsident. (Eh­enrufe.) Folgt die Wahl des Vizepräsidenten und der drei Schriftführer. 63 werden 54 Stimmen abgegeben. Zum Vizepräsidenten wird Baron Bela Brendheim mit 53 Stimmen , Alexander gewählt; Bittó Graf Georg A p­­bonyi erhält eine Stimme. Zu Schriftführern wurden einstimmig­ewählt Bujanovics, Koloman Széll und Baron Jerander Bécs­ey. Der Alterspräsident verläßt unter Eisentufen das Bureau, das der neugewählte Präsident Stefan warmen Worten für das Vertrauen dankt in sich bereit, den ihm übertragenen Wirkungstreis anzunehmen. Wir werden Altersschriftführer Graf der Sigungen des Alexander Apponyi Ober: und Protofole Auf der Delegation und verliert die Abgeordnetenhauses, betritt. Dieser erklärt in diesmal — sagt er — inmitten einer sehr beid­en Lage Euroba’8 unsere wich­tigen Pflichten zu erfüllen haben; ein hochwichtiger ag­zt ist uns zugefalen. Indem wir einestheild die neue Richtung bezeichnen müssen, welche die auswärtige Politik der Monarchie angesichts der veränderten europäischen Lage befolgen w­ird, müssen wir anderentheils unsere Militärorganisation nach den Erfahrungen des gegenwärtigen Kriege so Ändern, daß unsere Armee fähig sei, aus eigener Kraft und nicht durch die Gnade Anderer die Sicherheit des Landes zu garantie­ren, so daß wir der Zukunft ruhig entgegensehen können. Sie werben mit Eifer und Loyalität ihre erhabenen Pflichten erfüllen und der Su des Himmels möge dem Werte nicht fehlen. (Lebhafter eif. Gemeinsamer Finanzminister v. Con ya­y überreicht der Dele­­gation die Vorlagen, welche auch der österreichischen Delegation vor­­gelegt wurden. )Dieselben werden an die Delegirten vertheilt werden.­ugleich zeigt der Minister an, daß Se. Majestät die Delegation nächsten amstag empfangen wolle. Stunde und Ort des Empfanges w­erden dem Präsidenten amtlich bekannt gegeben werden. Eduard Zsedényi erinnert daran, das man Gubtomités wählen müsse, denen die Vorlagen der Regierung zugetwiesen werden müssen. Auch gehört es zur Konstituirung der Delegation, Daß man eine Diariumsbeurtheilungs- und MWirtcch­aftskommission und einen Quästor mähle. Die Delegation nimmt in Folge dieser Aufforderung die er­­wähnten Wahlen vor. 63 werden gewählt: Zum Duäjftor Graf Szapáry. In die Diarium 3:Beurtheilungs:-Kommission: Alerander Apponyi, Graf Theodor Csáfv, rályi , Comund Martin Daniel, ul fis Gzingzey, Ladislaus Szögyényi. - In die Graf Wirth Ichaft3:s Kommission: Baron Albert Maubianer, Baron Ga­­briel Kemény, Graf Anton Szapáry. In die Kommissionen für das auswärtige, das Heeres-, Finanz und Marinebudget werden die Herren gewählt, die wir bereits im gestrie­­gen Morgenblatte genannt haben. Ueber Vorschlag des Präsidenten wird das Finanzsflo­­mite mit der Prüfung des 1867er Rechnungsabschlusses betraut. Der Präsident suspendirt darauf die Sigung auf 5 Minuten; nach Verlauf derselben wird das heutige Protokoll verlesen und authen­­tizirt, um der österreichischen Delegation übersendet zu werden. Schluß der Sigung um "6 Uhr. . Tag und Stunde der nächsten Sigung werden auch Maueran­­schläge bekanntgegeben werden. Aus dem Reichsinge. Vert, 24. November. Präsident Somifih eröffnet die heutige Siung des Abgeordnetenhauses um 10 Uhr. Auf den Ministerfauteuils: Kerlapoly, Horváth, Szlávy, Gorove, Feiteticz. Das Protokoll der jüngsten Ligung wird authentizirt. Der B Präsident zeigt an, daßs die Abgeordneten Michael Kemény und Adaz Kállay definitiv verifizirt wurden, nachdem der dreißigtägige Termin zur Einbringung von Protesten gegen ihre Macht verflossen ist. Porz Wahrmann überreicht die Petitionen von 201 israe­litischen Kultusgemeinden, 5632 an verschiedenen Orten des Landes inwohnenden Israeliten, 81 israelitischen Wohlthätigkeits- und Kultur­­vereinen und 21 bereits konstituirten israelitischen Distriktsvorständen, in welchen Gesuchen die Retenten ihre Besorgniß darüber ausdrück­e, daß das Abgeordnetenhaus, wie aus der Motivirung des Beschlusses vom 18. März hervorgeht, anzunehmen scheint, die auf Grundlage der Kongreßstatuten zu bildende israelitische Kirche sei eine von der früher auf Grund der israelitischen dogmatischen Gelege bestandenen verschie­­dene, und bitten, das Haus möge das Verhältniß der israelitischen Kirche in enem Defetge regeln. Diese und die von den Abgeordneten Cmeid Hußar, Nik­laus Jankovich, Raul Ryary um Ludwig Binder überreichten Gesuche werden theils an die Petitions­­kommission, theild an den 25er Ausschuß ge­wiesen. Das Haus geht zur Tagesordnung über, auf welcher der Schluß der Verhandlung über die Zievenyi-Wahrmann’schen Arträge steht. Daniel Jräanyi nimmt das Wort zur Schlußrede. Er erklärt, daß er darauf verzichtet hätte, das ihm im Sinne der Geschäftsord­­nung zustehende Recht, eine Schlußreve zu halten, zu benügen, wenn gestern nicht Franz Desk gesprochen hätte. Allein dieser verehrte Abges­ordnete hat über die Kompetenz der Delegationen Behauptungen auf­­gestellt, die Renner nicht unwiderlegt lassen ann. An der Hand des Gefeges sucht er zu beweisen, daß nicht erst die Delegationen den Be­­darf wotlten und dann die Legislativen für die Deckung sorgen müssen, sondern daß umgekehrt erst der Reichstag die Erlaubniß zur Abschlie­ßung eines Ansehens geben muß und ert dann die Delegationen das Erforderniß bewilligen können. Auf die gestrige Rede des Minister­­präsidenten anspielend, erklärt Reoner, daß die Rechte auf ihre Fähigkeiten durchaus nicht stolz sein dürfe. Man finde in dieser Partei Minister, die dem Lande die Bade und Schmerling’schen Steuern auf den Hals ge­­geladen ; Minifter, die neue Prägeßordnungen eingeführt, wodurch er die Zahl der Brozesse in8 Unendliche vermehrt habe; Blinifter, die un­­nöthig hohe Eisenbahnanlehen aufgenommen, melde dann seine Ver­­wendung fanden ; Minifter, welche die Preß- und Versammlungsfreiheit mißachten, welche todtkranke, megen Paresvergehens Berurtheilte nicht aus dem Kerker entließen: wahrlich, die Partei hat nit Ursache, ftol, zu fein auf diese Minister! Kebner findet, daß der Ministere­präsident nicht verdient hätte, von Tiaa so ritterlich behandelt zu werden. fia hat bei ihm seine mala fides vorausgeseßt, Graf Anoráffy aber hat erklärt, daß die Linke von unreinen, unpatriotischen Motiven geleitet werde, er hat also ihre Absichten verdächtigt. Nebner­ spricht noch von der französischen Opposition, ber­or seine wärmsten Sympa­­ir widmet und bittet schließlich um die Annahme seines Beischluß­­antrages.­­·" Die­ Schlußreden sind nunmehr gehalten und es soll z­ur Ab­stimmung geschritten werden Der Präsident will der Reibe nach ersst über Zsedönyi’s,dann über Wahrmann’s und zuletzt über Jranyi’z Antrag abstimmen lassen.Jranyi wünscht,daß zuerst über se­i­­nen Antrag abgestimmt werde,damit un d im Falle,daß derselbe nicht angenommen wird, seine Bartei ihre Stimme für Zsetényys An­trag abgeben könne, — das Haus acceptirt jedoch die vom Präsidenten vorgeschlagene Reihenfolge. Die Frage, über welche zuerst die namentliche Abstimmung vor­­genommen wird, lautet auf Antrag Ghyczys : „Nimmt das Haus die motivirte Tagesordnung Eduard Bes­denyis­ im Algemeinen zur Grundlage der Spezialdebatte an, ja oder nein ? Z Senilleton. Literarische Revue.­ ­Geschichte der Natur. — Die Entsteh­ung der Welt. - Unlösbare Räthsel­­sz Nie hat sich noch ein Jahrhundert so entschieden negativ zu seinen Vorgängern verhalten, als das unfrige. Alles, was Ber fchränktheit und Unmissenheit, profaner und heiliger Betrug dem Fortschritt der Kultur und Zivilisation hemmend in den Weg gemälzt, das sucht es zu beseitigen ; die Schranken, die eine Fünftliche Schei­­dung zwischen Mensch und Mensch aufgeführt, werden nie­dergerissen, oder was nicht minder schlimm für sie ist, gar nicht beachtet. Mer darf heute noch alles Ernstes von wunderthätigen Heren sprechen ? Mer die Behauptung wagen, daß die Menschen vom Baron abwärts gemeine Parias seien, ohne des schallenden Hohngelächters aller Panünftigen gewiß zu sein? Und wo ist denn die allmächtige Bapst­­gemalt hingelommen? Wo sind die Zeiten, da ein Friedrich I. dem Statthalter Christi die Steibbügel hielt und ein S­einrich IV. nag Canosja beschieden werden konnte, um erst nach zweitägigem Frieren zum Fußfuß zugelassen zu werden? Sehet doch, wie dieser Lemmschuh der Weltgeschichte sich nunmehr vergeblich abmüht, in die Speichen des rollenden MWeltrades einzugreifen! An Aberglauben und Unmissenheit hat unser Jahrhundert machtvoll gerüttelt und die Hier­­archie wird von den Trümmern einer verfallenden Welt begraben! Unser Jahrhundert hat aber auch eine positive Seite. CS zerstört nicht nur, sondern räumt auch den Schutt weg und bemüht si, an die Stelle verblaffender oder bereits geschwundener Speen neue und lebenskräftigere zu seßen, die den­iebigen Anforderungen entsprechen. Dem Autoritätsglauben gegenüber macht er freie Forschung gelten, dem M­ahne des Aberglaubens fett e3 vernunftmäßige Einsicht ent­­gegen, und indem es zwischen Religion und Bigotterie unterscheidet, hat es die Forderung der freien Kirche im freien Staate auf seine Fahne geschrieben. — Es kann nicht unsere Aufgabe sein, zu untersuchen, was von Alledem bereits geschehen, wir wollen auch nicht all die Halb» beiten zergliedern, die unserer Zeit anhaften. Wohl aber wollen wir fragen: Was hat denn diesen mächtigen Umschwung herbeigeführt, was hat denn die Welt plöglic so fühn gemacht, daß sie dem ‚Heiligsten ‘seinen trügerischen Schein raubt und so viele Gögen und ihre Altäre mit einem Berichtungsfampfe beproht ? 63 ist dies nicht die Philosophie allein, sondern es ist die Na­­turwissenschaft im Bunde mit ihr. Das schnaubende Dampf: rob, der bezwungene Bliß helfen die Kultur verbreiten und flößen auch dem Unmissenden eine Ahnung von der Macht des Geistes ein. Wir duchschneiden die Fluthen und Gebirge und trafen nirgends die Wass ferniren oder den mächtigen Pluto und dem luftigen oder bösewilligen Häuflein der Kobolde haben wir das Spiel verdorben. Der Geologe steigt in die Tiefen der Erde, der Astronom bringt mittelst feines Gla­­ses den Himmel herab und Beide verkünden Lehren, die unseren ge­­sammten früheren Anschauungen brreft entgegengefebt sind. Und wenn Ahr End­ auf die Bibel, als die älteste Urkunde, berufet, darinnen noch die Erde der Mittelpunkt des Weltalls und wer Mensch wieder der Mittelpunkt der Erde ist, so zeihen sie auch eines groben Irerthums. I­hre Urkunden sind älter, als die Euren ; denn Himmel und Grove waren schon vor der Bibel; sie lesen in jenem und blättern in Kiefer. Sie jagen Euch, da­ die Erde ein winziger Planet im Universe­um­ ist und ihr selbst nur der Endpunkt einer langen Entwicklungs­­reihe. Mal aber ist die Naturwissenschaft ? Bei weitem nicht die bloße Beobachtung der Natur, die Thatsachen auf Thatsachen häuft, mit denen sie nicht­ anzufangen weiß. Wir mögen eine gewaltige Masse mehr oder wenig geglätteter Steine haben, es ist das Alles doch kein Bau. Die Naturwissenschaft ist vielmehr eine bentenbce Beobach­­tung der natürlichen Vorgänge ; jene findet ein Ziel, etwas Allgemei­­nes, dem diese zu dienen oder Geltung zu schaffen berufen sind. Und je einfacher das ermittelte Geld, je mehr Thatsachen es erklärt, für werto besser halten wir es. Wir bleiben aber hier noch nicht stehen. Vielmehr suchen wir wieder den gemeinsamen Ursprung einer langen Reihe von Gefegen : wir suchen die Einheit der Natur herzustellen, den gewaltigen Schöpfungsgebalten nachzudenken. Kepler stellte drei Gefege auf, die die Bewegung sämmtlicher Himmelskörper erklärten, und einige Decennien später bewies Newton den gemeinsamen Beinweggrund dieser : die Gravitation. Einer ähnlichen Geistesthat kann sich auch unser Jahrhundert rühmen, durch welche die räthselhafte Geschichte der Natur selbst ihre Erklärung fand. Wenn man früher die anorganische und organische Welt auseinanderriß,, Pflanzen und Thiere nebeneinand r hinstellte, ohne das natürliche Band zu finden, welches sie insgesammt um­­schlingt , so haben wir fest eine Anschauung der Flatur gewonnen, die nichts an überwältigender Macht verlor, weil dem Walten des MWun­­ders ein engerer Raum gesteht ist. Wir meinen die Theorie Dar­­win’s, deren Mesen kurz hervorzuheben uns ein eben erschienenes Merk eines hervorragenden Foriherd Anlaß gibt. *) Wie ein gewaltiger Berg fi nicht urpröglich über die Erde er­­bebt, so kommt auch eine große Joee nicht über Nacht. Sie ist immer ein Ausbruch beffen, was schon lange, wenn auch namenlos im Rusen Aller schlummert, oder sie ist das tübn ausgesprochene Ergebniß eige, es fern zu auch mit Darwin’s Entwicklungstheorie, die einen stufenmäßigen Fortschritt behauptet, von Zelle an bis zum Säugethier, und die namentli­cher ersten organischen in ihren Konsequen­­zen die herkömmliche Ansicht von der Entstehung der Menschen un­­tergräbt. Schon 1796 hatte der große Dichter und Naturforscher Goethe AUh­nliches behauptet. Alles, selbst der Mensch, ist ihm nach einem Urcifre geformt. Lamard suchte dieselbe Ansicht duch Thatsachen zu begründen und in seinem 1809 erschienenen Werke einheitlich durch­­zuführen. Doc ein halbes Jahrhundert hindurc, wurde diese Theorie ignorirt ; Goethe nannte diese Arbeit gar nicht und der große Cuvier hatte sie todtgeschwiegen. Aber sie feierte eine glänzende Auferstehung im Jahre 1859, als Darwin’s Werk „Ueber die Entstehung der Arten“ alle Welt in Erstaunen verfegte. Ohne jene wäre dieses nicht möglich gewesen, denn Lamard stellt die Thatsache fest und dieser gab die Erz­lärung derselben , d­a­ß alle Pflanzene und X Thierarten von den eins fachsten Urformen abstammen, sagte Lamard — warum aber dies geschehe, können wir erst von Darwin lernen. Dir finden es ganz natürlich, daß von einem Pferde nie eine Gang abstammt und eine Eselin nie einen Frosch gebärt. Und doch heißt hier nicht: Gleiches erzeugt Gleiches , sondern Wehnliches bringt A­ehnliches hervor. Es gibt nicht zwei Blätter auf der Erde, die ein­­ander vollkommen gleich wären. Die Organismen ferner nur ihre Gestalt mit häufigen un­wesentlichen Abänderungen auf ihre Nachkommen über, sondern an die erworbenen Bericienenpeis­ten, die auch Luft, Klima u. s. w. entstanden sind. Dies nennt Darwin das Gefeg der Bewerbung. Debes Thier sucht sich ferner seinem Wohnorte anzubequemen, es gebraucht einige Theile seines Körpers mehr, als die anderen, um Ihmache Flügel und starre Füße, bei den wilden Enten hingegen sind die Füße schmächer, weil sie mehr fliegen müssen. Der Maulwurf hat wohl ein Auge, es ist aber durch den Nichtgebrauch mit einer Haut überwachen. Dies ist das Geies der Anpaffung. Diese beiden aber stehen in steter Wechselwirklung miteinander im Kampf um­ ; die Pflanze kämpft um Wasser und Luft , das hier gegen Temperatur und Witterung und gegen andere seines eige­­nen Geschlechtes. Die Begünstigten behaupten si, die Uebuigen ver« fhtwinden. Welch’ weite Desonomie der Natur liegt aber in diesem Vorgange! Die Erde könnte nicht faflen als ihre Bewohner ohne die­sen Vernichtungskampf. Linne hat berechnet, daß eine einsamige Pflanze in zwanzig Jahren sich auf eine Million vermehren würde ! Das Menschengeschlecht würde in je 25 Jahren sich verdoppeln! — Durch das Mod­elverhältnis der Vererbung und Anpassung im Kampf ums Dasein entsteht die natü­rliche Zuchtwahl. Im Nor­­den kann nur der Eisbär leben, weil jede andere Farbe ihn seinem Raube gleich ankündigen würde , so ist es in den tropischen Ländern mit dem Löwen, der Gazelle, die wieder die Farbe der Sandmütze has ben. Ohne dies müßten sie verhungern. Die G Spielarten nun, als die weniger Begünstigten, müüssen außsterben,­ während wieder anderseits jede Varietät der Anfang einer Art ist. Sobald ein Theil des Orgas­nismus sich verändert, zieht dieser alle übrigen in Mitleidenschaft. All diese Ursachen nun gibt Haedel in eben­so Harer wie geistvoller Behandlung und es ist nur zu bedauern, daß er durch die Hinneigung allzu reicher Eintheilung die leichte und gefällige Vortrags­ meise wesentlich beeinträchtigt. Ebenso künnen mir es nicht billigen, daß er es mit den Gegnern dieser Theorie allzu Leicht nimmt, nicht alle Einwände berücksichtigt und überall mit solc)­selbstbemußter Ges­­­wißheit spricht, ohne diese selbst genügend zu rechtfertigen. Was wir aber noch besonders hervorheben wollen, ist, hab wir hier nirgends einer Popularisirung Darwin’scher Yoeen begegnen, wie sie jeßt gang und gäbe ist. Er schöpft überall aus dem Rollen und Eigenen. Auch bereichert er diese Theorie mit einer speziellen Durchführung der Stammbäume der einzelnen Organismen, welche, in einem größeren Werte bereits entwickelt, der Anerkennung trefflicher Forscher sich rüh­­men können. Und wovon Darwin selbst schweigt: der Entstehung de Menschen, darüber gibt er mit seltenem Freimuth die Resultate seiner Untersuchungen an. Er hält entschieden dafür, daß der Mensch aus dem Affen sich entmwickelt, jedoch ist seiner der jeyt Lebenden sein Stammvater ; auch ist er nicht möglich eine Affenart zu bestimmen, die ihm besonders gliche. Die Schädelbildung hat er mit dem Gorilla, die Gehirnbildung wieder mit dem Schimpanse gemein. Denn und nun auch diese Untersuchungen über einen großen Theil der Entwickklung der Welt genügende Aufschlüffe geben, so bleibt immerhin noch die Frage nach der Entstehung der Welt ungelöst. Der Darwinismus kümmert sich nicht um den Ursprung der ersten lebenden Zelle; er nimmt sie als gegeben an und baut dur sie die Welt auf, € 3 drängt sich uns aber die Frage auf­­ft dieses Weltall von ewig da, oder hat es einen zeitlichen Anfang ? Und erst die genügende Bes­antwortung dieses Punktes Finn uns zu einer anderen­­ berechtigen treibt in diesem ewigen Mechtel der Zofe Zufall sein Spiel, oder aber waltet darüber eine ordnende Gottheit ? ner Forschungen, die sich denen die platte Altäglichkeit Zeter Sauft des Vorurtheils Dasein. Denn der die Dichter singen halten. So gefha% sucht nirgends Anderer bei den anschließen. Freilich schreit solchem Beginnen und die eiserne die behagliche Ruhe zu finden, von unbequemen Einpringling seine Nahrung sich zu verschaffen. Dies zungen im ganzen Organismus. ift Unsere Enten tragen nicht bedingt wesentliche Verände: und Hühner haben *) Natürliche Schöpfungsgeschichte. Gemeinverständliche, wissen­­schaftliche Vorträge über die Entwicklungslehre im Allgemeinen und diejenige von Darwin, Goethe und Jamard im Besonderen , über die Anwendung derselben auf den Ursprung der Mensen. a Dr. ©. Haedel. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Berl­in 1870.

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