Pester Lloyd, Juni 1871 (Jahrgang 18, nr. 127-150)

1871-06-10 / nr. 134

| « "-«« vest,9.Juni. (7.)Bei einer früheren Gelegenheit haben wir das Budget des gemeinsamen Ministeriums,wie dasselbe in dem bereits veröffentlichten Theile der Regierungsvorlagen an die beiderseitigen Delegationen für das Jahr 1872 veranschlagt wird,einer allgemeinen materiellen Prüfung unterzogen.Zu­­gleich hatten wir uns vorbehalten,den auf die Kriegsverwal­­tung­ bezü­glichen Theil dieses Budgets noch einmal eingehender zuwärt­igen.Dem wollen wir mit dem etchkasendeUUme lieber entsprochen haben,als die bereits wähn­ bevorstehenden Sitzungen der Delegationsausschüffe und Subkomites uns in Folge der ministeriellen Erklärungen und Erläuterungen,die wie sonst wohl auch heuer daselbst abgegeben werden dürften, voraussichtlich ein reichliches Material für politische Beis­trachtungen zu führen werden. Wie schon in dem belegten Artikel vermerkt wurde,­­Eigung der gemeinsamen Regierung, verlangt das gemeinsame Kriegsministerium für das kommende Jahr (stehendes Heer- und K­riegsmarine) 111.343.278 fl. das ist um 341.304 fl. mehr, als für das Laufende Jahr ber­willigt wurde. Von der riesigen Summe, welche Diefegmal wieder ange ent­sprochen wird, entfallen 19,508.692 fl. — also ungefähr ", des Ganzen — auf das aufßerorventliche Erforderniß, und 91,834.586 fl. auf­ das veranschlagte Orbinarium. Das wäre denn an, wenn auf die Winsche und Berechnungen des ger­meinsamen Ministeriums eingegangen würde, diejenige Summe, die einem eventuellen Normalbudget zu Grunde gelegt werden müßte. Wir können uns nicht verhehlen, daß diese Summe den Betrag weit übersteigt, welchen man sich in beiden Reichs­­hälften für das Tangersehnte, nie auch nur annähernd er­reichte, und wie es scheint überhaupt nicht erreichbare Normal­budget zur Instanzhaltung der gemeinsamen Wehr der Monarchie, in Augenblicken auffladernder Hoffnung­srealisirte. Bekanntlich bildete er seit dem Bestehen der Delegationsinstitution einen jedes Jahr regelmäßig auftauchenden und in den beiderseitigen Parlamentsvertretungen gleichmäßig betonten Wunsch der ge­­wählten, wie der ernannten oder geborenen Gelekgeber, bat für die jährlichen Kosten des fischenden Heeres ein Normale von 80 Millionen Gulden festgestellt werde, welches so wenig und so selten als nur möglich zu überschreiten wäre. In der That, er scheint in dieser Sache sich ein sehr fatales geflügeltes Wort des einstmaligen österreichischen Minie­sterpräsidenten Zaaffe bewahrheiten zu mollen, wonach das nddeal" gerade als solches ein Ding sei, dem man nach strebe, ohne es je erreichen zu können. Es ist wahrlich ein jücdisches Geschiel, welches eg so fügte, daß, anstatt mit dem gemeinsamen S Kriegsbudget auf dieses wirklich sehr anständige, einer jeden Großmacht durchaus „würdige” Normalniveau herabzusteigen, dag Kriegsministerium mit einer erschreclichen Stetigkeit bezüglich seines Nefforts Sahr für Fahr gesteigerte Ansprüce an ven Sädel der unter den ihnen aufgebürdeten Lasten schier erliegenden Steuerträger stellen „muß". In diesem „Muß" Liegt aber auch die einzige Entschuss An ihrem guten Willen läßt sich kaum zweifeln, und namentlich Graf Beust hat sich redlich und ziemlich offen bemüht, jeden äußeren Konflikt, jede gemitteltch­were Wolfe internationaler Verwidelungen von der­­ Monarchie abzuziehen. Allein aller gute Wille reichte nicht hin und wenn schon mit dem kategorischen Imperativ der jeweili­­gen Verhältnisse insoweit paktirt werden konnte, daß wir von Brand- und Blutopfern verschont blieben, so mußten wir so die dräuenden Schatten möglicher Konflagrationen mit schweren Gelpopfern beschwören. Wenn man erntlich tadelnd an das gemeinsame Ministerium herantreten und dasselbe daran mah­­nen möchte, wie oft es die Erleichterung der eisernen tast vers­­prochen, wie große Summen ihm zumeist auf das Versprechen hin bewilligt wurden, daß es mit Hilfe versehlen den ersehn­­ten Normaletat ermöglichen werde, und wie dieses Beisprechen nie erfüllt wurde, vielmehr jedes Dargebrachte Opfer fortzeu­­gend immer neue Ansprüche gebar , so konnte es nur auf die unbesiegbare Beharrlichkeit in der Ungunst der Zeitverhältnisse hinweisen, welches seine aufrichtigen Bemühungen scheitern ließ.­­ Und wie gesagt, wir würden die Entschuldigungen für die Vergangenheit gelten lassen. Aber es it unserer Ansicht nach das Wenigste, was wir bezüglich der Gegenwart und der Aus­kunft zu verlangen berechtigt sind, daß die Bestrebungen der Kriegsverwaltung, das Budget dem oben bezeichneten Normale näher zu führen, ober, wie sie selbst die Sache umschreibt , „die Anforderungen einer gefestigten Wehrorganisation, mit den finanziell gebotenen Nachsichten in Einklang zu bringen", auch in den Budgetvorlagen ersichtlich werden. Möglich, bei die Kriegsverwaltung dies in den noch ausstehenden mündlichen und schriftlichen Erläuterungen thun wird , in den veröffent­­lichten Vorlagen verspürt sich wenig davon. Solange wir im Ordinarium das Versorgungswesen mit mehr als 10, die Zentralfestung mit mehr als 2’, die hör­­eren Kommanden und Stäbe mit nahezu 2 Millionen Gul­­­‚den botirt finden, solange für die Naturalienverpflegung und Mannschaftsfost bei 26­ Millionen Gulden angesprochen were ben, das Mionturömwesen im ausschließlichen Resige des theueren Konsortiums Szene verbleibt — und das Alles in Or­dina­­tum — , ist an ein allmäliges Herabsteigen zu dem mehrge­­dachten Normalniveau nicht zu deuten. s Das Extraordinariu­m,für welches bei den meisten Titeln und selbst bei kostspieligeren Anschaffungen nur der mangelhaft deckende Vorwand der»Komplettirung der Kriegs­­tüchtigkeit­«gebraucht wird,wollen wir umso weniger allzu als die meisten Beträge mit denen identisch sind,welche in verletzten Delegationssession schon mit ange­­sprochen,von Seite der Delegationen aber von der angespro­­chenen Gesammtsumme abgezogen,das heißt verweigert wur­­den.Es kann,oder muß sogar gesagt werden,daß die Kriegsverwaltung sollte sie nicht als inkonsequent,ja als leichtfertig erscheinen,verpflichtet ist,diese Summen zu ver­­langen.Hatte sie doch wiederholt und aufs Nachdrücklichste »betont,daß zur Vollständigen Reorganisirung der Armee und Marine,zur Herstellung einer tadellosen Wehrhaftigkeit und die ganze pro 1871 angesprochene Summe erforderlich sei; nachdem ihr Progdem um zwanzig Millio­­nen Gulden weniger bewilligt wurde, muß sie wohl, abgesehen von den NRüesichten auf die eigene Konsequen sehen um der M­ehrhaftigkeit der Monarchie willen, die ja sonst nur zur Hälfte, das heißt eben so viel, als gar nicht hergestellt wäre, biete zwanzig Millionen Gulden für das nächte Verwaltungs­­jahr wieder ansprechen. Das thut sie auch, und zwar verlangt sie die einzelnen Bosten dieses Betrages unter allen erdenklichen Titeln, die nur mit der Vervollständigung der Kriegsausrüstung in Zu­­sammenhang gebracht werden können. Unter diesen zahlreichen Titeln mathen und noch am freundlichsten T. 1, 7 und B. 23 von T. 9 an. Unter dem erstgenannten Titel werden 1.182.955 fl. „zur vollständigen Durchführung der Eintheilung der Heeresleitung in Territor rialbezirke" verlangt ; unter den beiden legtgenannten Titeln wird der Betrag von beiläufig 300.000 fl. angesprochen für „erste Anschaffung der Pferde für das neu zu errichtende Ar­­tillerieregiment”" und für den Bau von He für die Luhrwirte und Munition des neu zu errichten­den Artilleries regimenid in Temesvár", wobei wir hoffen, daß sich das „in Temespár” nicht nur auf die Bauten, sondern auch auf das neu zu errichtende Artillerieregiment bezieht. Wir finden es eben angezeigt, daß das ungarische Element an den technischen Truppen stärker betheiliget werde, als die bisher der Fall gemeten. Zum Schluffe wollen wir noch bemerken, daß das Kriegsbunget in den Delegationen jedenfalls auch diesmal Herr dr. Kuhn kann sich übrigend mit dem bekannten Spruche trösten: „in magnis volu­s­e sat est“ und er fan­n wohl zufrieden sein, großes Kriegsbunger wenigsteng gewollt zum Haben, flüchtige Abstriche erfo­hren wird. = Die auf heute Vormittags 10 Uhr angekündigt gewesene Sisung des Abgeordnetenhauses fand nicht statt, weil die sank­­tionirten­ Gefegartikel, deren Promulgation der einzige Gegenstand der Tagesordnung getreten wäre, aus Wien nicht eingetroffen sind. Die Lisung findet morgen statt. = Ge. Majestät der König hat, wie „Pefti Napis" erfährt, ger steen, den 8. d. M., die Vorlagen in Betreff der Provinzialisirung der Militärgrenze­ Santtionirt. Dieselben müssen demnächst der Oeffentlichkeit übergeben werden. — a Die Gefegentwürfe über die Flußregulirungsgesell­­schaften, Dammpolizei, den Ausbau des Gomdzer Industrie-Eisenbahn­­netes und die Modifikation des Gefebartikela VI vom Jahre 1869, ferner über einige Verfügungen der mit diesem Gefege unartikulirten Konzession zur Kunde wurden am 7. Juni 1. 3., die Gefegenumwürfe über den mit den amerikanischen Vereinigten Staaten wegen Regelung der Staatsbürgerschaft der Auswanderer vereinbarten Staatsvertrag, über die Vetter große Ringstraße, und über die Steuerfreiheit der auf der in Folge des Gefegartikels LX vom Jahre 1870 zu eröffnenden Kom­­munikationsstraße aufzuführenden Baulichkeiten, über die Stempel- und Gebührenfreiheit beg durch die Königliche Freistadt Veit aufzunehmen­­den Ansehens aber am 8. Juni der a. b. Sanktion unterbreitet , während die Gefeßartikel über den zur Deckung der Auslagen der zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit getroffenen Verfügungen nothwendig gewordenen Nachtragskredit, über die Deckung der für die froatische Militärgrenze und den Fiumaner Hafen nachträglich beunwil­­ligten Summen , über den Nachragskredit zum Urfaße der für Fra­­tisch-kranonische Staatsstraßen und Flüsse im Jahre 1869 verwendeten Summen , über die von Altsohl nach Neusohl auf Staatsfosten zu er­­bauende Flügelbahn, und über den mit Italien, Schween und Nor­wegen, ferner mit Frankreich bezüglich gegenseitiger Auslieferung von gemeinen Verbrechern abgeschlossenen Staatsvertrag bereits am 4., bezie­­hungsweise am 6. Juni I. 3. mit der a. b. Sanktion versehen, dem­­nächst zur Publikation gelangen.­­ Die ursprünglich als Kohlenbahn gedachte, gegenwärtig Fön­­ung. Staatsbahn hat einen so raschen Auffihmwung im Berfebte ge­­nommen, dab sich ale Bahnhofs­anlagen in Veit als unge­nügend erwiesen. Für die Erweiterung der Räume zur Frachten­­manipulation wurde bereits in entsprechender Weise gesorgt, aber die P­ersonen-Frequenz, die ss auf den Linien der ungarischen Staatsbahn in ungeahnter Weise entwickelt, macht eine Erweiterung der Korridors, Duartsäle und Restaurationg:Loyalitäten zur Unterkunft der Reisenden unabmesslich not­wendig. Wie es verlautet, soll wegen Vorlage der diesfälligen Entwürfe von kompetenter Seite an die betreffenden Organe bereit, die Weisung ergangen und bisher in dieser Angelegenheit nur deshalb nichts Entscheidendes geschehen sein, weil die Frage über die Erbauung eines Zentral-Bahnhofes offen war, ein Umstand, der heute bei den täglich steigenden Bedürfnissen des Personenverkehrs vieser Bahn seine Berücksichtigung mehr finden kann, wenn anders den normalen Anforderungen des Dienstes und des Publikums Rechnung getragen werden will. 7 = Bekanntlich veranlaßte der Mangel an landeseingebore­­nen Bahn­beamten das Tönigl­ ung. Kommunikationsministerium im Jahre 1867 auf Kosten der Regierung eigene Aspiranten den vers­­chiedenen Bahnen Ungarns zur Erlernung des Dienstes zuzumeisen, um so nach und nach dem sich mächtig entwickelnden Bahnhefen Un­­garns auch einen nationalen Charakter zu verleihen. Wie wir hören, hat nun der Verwaltungsrat­ ver­kön­­ung. Staatseisenbahnen über Antrag der Betriebsdirektion, welche seit zwei Jahren zur Gewinnung eingeborener Beamten einen ununterbrochenen Stand von 32 Betriebs­­spiranten zur Abrichtung gehalten hat, si veranlaßt gefunden, seine Vorsorge auch auf Gewinnung junger Techniker für das Eisenbahn- Maschinenwesen ausz­udehnen, da namentlich in vieler Richtung ein äußerst fühlbarer Mangel berrfht. Es soll zu diesem Behufe eine An­­zahl junger Techniker ver­tön­­ung. Staatsbahn als technische Aspiranten mit einer entsprechenden Dotation zuge­wiesen werden, die im Eisen­­bahndienste abgerichtet, dazu bestimmt sein sollen, das einheimische Element auch in dieser bisher meist von Ausländern vertretenen, lohnenden Branche zur Geltung zu bringen. Zur Realisitung dieses Vorhabens wurde nach Mittheilung unseres Gewährsmannes bereit an die technischen Anstalten in Wien, Karlsruhe und Züri, wo­ viele Ungarn studiren, sich mit dem Ersuchen gewendet, den Studirenden dieses Vorhaben des Fön. ung. Kommunikations-­Ministeriums slgeme­inß zu bringen und sie zum Eintritte in viele Prafis einzuladen. —= In Missolez sol, wie wir von gut unterrichteter Seite vernehmen, für die königl. ungarische Staatsbahn ein eigener Bahn­­hof erbaut werden. Derselbe ist in der unmittelbaren Nähe der Stadt projektirt und wird bereit kurze Zeit nach Eröffnung der Bánréver Linie mit der Fahrkarten, Ausgabe und der Frachtenmanipulation bes­ponnen werden können. Wir registriren biete Mittheilung mit umso größerer Befriedigung, als die Anlage des Bahnhofes in wie gesagt unmittelbarer Nähe der Stadt von dem reifenden Publikum und dem Handelsstande von Miskolcz freudig begrüßt werden wird ; eine weitere Bedeutung erlangt dieser Bau dadurch, daß er die Staatsbahn von der Theißbahn emanzieiren wird. Heute führt die Theißbahn auf ihrem Miskolczer Bahnhofe die gesammte Manipulation für die Königl. ung. Staatsbahn. Und doch sind königl. ung. Staatsbahn und Theißbahn Konkurrenz-Linien; daß die Theißbahn als solche die Interessen der Staatsbahn vor Allem zu fördern sich nicht berufen fühlt, erklärt sich von selbst, hab jedoch aus dieser vereinigten Manipulation zweier Kon­kurrenzbahnen dem Handel nichts Ersprießliches errmäh­lt, bedarf bei der um 24 Meilen kürzeren Route über Hatvan und den äußerst billigen Tarifen der ungarischen Staatsbahn ebenfalls seiner Beweisführung­ hat, gegebenen Fall es alle mit der Moral verträglichen Mittel anzumenden, um der Öffentlichen Meinung Geltung zu ver­­schaffen. Ein Zwang wird­ da nicht ausgeübt. Gemalt wird nicht angewendet, und gerade das Beispiel der heutigen Sigung hat gezeigt, daß das Oberhaus trog der ausgeü­bten Prefiton nicht „müffen mußte”. Und schließlich steht dem Oberhaufe die Preffe ebensogut zur Verfügung als anderen Staatsbür­­germ , wenn Daher seines der stolon bestehenden Tagesblätter, marunter sich selbst solche befinden,­­ Die sonst mit den maßge­­benden Persönlichkeiten des Oberhauses intime Beziehungen un­terhalten, aus freiem Willen oder über direkte Anregung sich dazu ergab, in der strittigen Angelegenheit für die Anschau­­ung des Oberhauses einzutreten, so dürfte hiefür, wie an der ganzen Haltung der Preffe überhaupt denn Doch weniger viele selbst, als vielmehr das Eigenthümliche der oberhäuslichen An­­schauung einer Schuld zu zeihen sein. Was uns meiierd auffiel, tt, daß wir den Apponyi den Antrag ger­be Solche als Nebner eintraten, die wir zu den „Liberalsten" des Doberhauses, ja zur Dealpartei im weiteren, über das ganze Land sich erstreckenden Sinne, zu zählen pflegten. Ein Baron Béla Lipthay mußte aus diesem Anlasse von ruralen Wiüdlereien und sonstigen ministeriösen Schrednissen reden und sich selbst vor Gespenstern, die gar nicht vorhanden sind, Angst einjagen, damit er nur das Recht habe, seinen sonst so baren Blic dem eigentlichen Sachver­­halte, der Noth Tausender armer Kolonisten zu verschließen. Ein Tomesänyi mußte sein männliches Selbstbewußtsein künftlich hinaufschrauben, um dann von oben herab über Abgeordneten­­haus und Tagespresse in einer Weise zu sprechen, deren man sich am wenigsten von einem solchen unwohlgeschulten Politiker und Parlamentsreiter­vergewärtigt hätte. Endlich mußte selbst der mit den evelsten freisinnigen Bestrebungen im Vaterlande aufs Engste verbundene Name Eötvös als Schirm her­­halten, um einen im Kern durchaus illiberalen Gedanken zu reden. Und wenn auch nur en Namen: „nomen est omen" — das Alles thut uns wahrlich seid, sehr leid. Medrigens ist diese Oberhausfigung doch auch nicht ohne jeden Numen geblieben. Alle Redner, den Präsidenten mitinbegriffen, betonten, daß von Seite des Oberhauses einer baldigen Reformirung desselben nicht nur sein Widerstand entgegengesetz, sondern eine diesbezügliche Vorlage mit großer Freude entgegengenom­­men und der verfassungsmäßigen Behandlung zugeführt würde. Wir wünschen, daß die Negierung dem Oberhause, wel­­cher von allen Seiten so viel Berdruß zu verwinden hat, diese Freude recht bald bereite. In einem reformirten Ober­­hause dürfte dann der Präsident nicht nöthig haben, wie heute zu jagen; so lange sein Mitglied des Hauses die Abzählung verlange, erachte er die Versammlung als beschlußfähig ; nur müsse er die hochgebornen Herren ersuchen — sich doch lieber in beschlußfähiger Anzahl einzufinden. ,strenge prüfen, «Kriegstüchtigkeit ein so ! Aus dem Reichstage. die Prefse nicht nur das Recht, sondern geradezu die Pflicht Pest,9.Juni. U Das Oberhaus hat heute in der Frage der Kolo­­nistengemeinden seinen letzten Trumpf ausgespielt.Von den zur Sitzung erschienenen 37 Mitgliedern stimmteth für den Apponyi’schen Antrag,ein Mitglied­—wir glauben,es war der Obergespan des Zempliner Komitates­—nah1n beider Abstimmung,welche durch Erhebung von den Sitzen geschah, eine halbstehende,halbsitzende Haltung ein,und der Präsi­­dent enthielt sich der Abstimmung.Somit hat das Oberhaus ein drittes und letztes Mal erklärt,an den Modifikationen, welche es an dem von der Regierung und vom Abgeordne­­tenhause einhellig angenommenen und wiederholt verfochtenen Gesetzentwürfe über die Kolonistengemeinden vorgenommen hat, durchaus festhalten zu wollen. Es sei ferne von uns,dem Oberhaufe eine Vorlesung darüber halten zu wollen,ob es recht gehandelt hat,indem es den vielen tausend Kolonisten die gesetzlichen Vergünstigungen entzieht,welche der strittige Gesetzentwurf in der ursprüngli­­chen Fassung denselben gewähren wollte.Wir enthalten uns in dieser Sache jedes dozirenden Tones umfoeher,als einer­­seits die Mitglieder unserer Peerskammer gerade heute in die­­ser Beziehung sich sehr empfindlich zeigten.Und als anderseits so ziemlich Alles schon vorgebracht wurde,was die ernannten und geborenen Gesetzgeber zum Nachgeben—hätte bewegen kön­­nen,—wenn sie überhaupt hätten nachgeben wollen.Allein wir sind dennoch genöthigt,über die heutige Sitzung etwelche Be­­merkungen zu riskiren,weil Einiges,was von Seite der Red­­ner vorgebracht wurde,direkt die Presse angeht und weil über­­dies einiges Formelle in den Verhandlungen Gegenstände berührt,welche über den Nahmen dieses hohen Hauses hin­­ausreichen. Der Obergespan von Bétés, dann Graf Georg Apponyi und endlich der P­räsident in eigener Person haben sich dage­­gen verwahren zu sollen geglaubt, daß die Breffe sich anmaße, auf die Entschließungen des Hauses oder­ gewisser Kategorien vessellten eine Pression üben zu wollen. Von den harten Aus­brinden, welche bei dieser Gelegenheit gegenüber den bescheidenen Organen der öffentlichen Meinung gebraucht wurden, wollen wir absehen : wir wissen gut, daß es auch im Leben geborener Staatsmänner und Diplomaten Momente gibt, wo Galle und Zunge die bestbefestigten Schranfen der Etiquette durchbrechen ; und fehlieglich ruft auch die Breffe in den Wald der freiherr­­lichen, gräflichen und fü­rstlichen Stammbäume nicht allzu sanft hinein, und so miüffen wir es sehen vertragen, wenn es aus­­ demselben einmal auch etwas berber herausruft. An aller Höf­­lichkeit aber müffen wir, und zwar entschieden bemerken, daß . . 22 Aus der Generalkongregation des Verl­eilis­­und Holfer Komitats, welche heute, Freitag, ihre Berathungen zu Ende führte und auch die auf dem Nachtragsprogramm befindlichen Gegenstände erledigte, haben wir Folgendes hervorzuheben : Der Kongregation präsidirte Obergespan Graf Viktor Zichy- Ferrari und erschienen außer den Komitatsbeamten nur einige Mitglieder der Komitatzfommii­­on, welche an der Diskussion Theil nahmen. Nach Authentisation des Protokolls über die Mittmächtigung, welche Lange Zeit in Anspruch nahm, wurde ein umfangreicher Bericht des Oberstuhlrichters Johann Szilaffy über die Terrain-Ossupa­­tionen an den Landstraßen, respektive über die vollzogene Untersuchung des Sachverhaltes, dann die Erklärung des Karl Szelényi, als Bevollmächtigter der Londoner „General Company for the promo­­tion of Land Grevit“, über die an der Uellder Landstraße zu beweitstellt­­enden Osfupationen vorgelesen, worüber sich eine lange Debatte ent­ Kun nachdem die diesbezüglich entsendete Deputation gerade die Hauptsache und den eigentlichen Zmweg ihrer Mission außer Acht ge­lassen und seinen formulirten Antrag eingebragt hatte. Emeih Ivanka lest die Verhältnisse auseinander, welche sich auf vie­len­ der Landstraße beziehen und unwünscht die bisherige­­ Praxis zu beobachten. Oberingenieur Haláb will in der Frage erst dann entscheiden, wenn ein motivirter Bericht der Deputation vorliegt. Obernotär Gullner findet die Schwierigkeit für die Austragung dieser Angelegenheit in einem Komitat überhlusse vom Jabre 1868, wodurch das an den Straßenzügen liegende Terrain als dem Komitate gehörig erklärt wurde, auch wenn es nicht als Straße verwendet wird. Er betont die Nothwendigkeit der Renverung dieses Beischlusses. 63 sprechen wiederholt in der Sache die Herren Balthasar Halik, Oberfisfal Murafözy, Jana Darányi, Graf Bela Kegle­vich, Merander Almásy, Oberstuhleihtr Földváry und Kordán, Bizegelpan Szilaffy, Komum Benissy, Notár $ alá? und mehrere Andere, bis endlich der Beschluß ausgesprochen wurde, dab die Lan­dstraßen im Komitate mindestens 7 Klafter 2 Fuß breit sein müssen und die Komitatsbehörde auf ein anderes Territorium seinen Anspruch erhebt, in welchem Sinne die Oberstuhlrichter bezüglich der Anlage und Erhaltung der Straßenzüge zu wachen und vorkom­­menden Falles ras­al zu veranlassen haben.­­ Weiland Emerich Marczibányi hatte eine für wohlthätige Zmede gewidmete a gegründet, deren Verwaltung dem Komitat über­­tragen ist. Durch Versäumnisse, welche vor mehr als 30 Jahren­­ vor­­kamen, ist ein Theil dieser Stiftung nicht pupillarmäßig sichergestellt, welchen Uebeltand die gegenwärtige Waffenbehörde des Komitates wahrgenommen hat und nunmehr beseitigt wissen will, zumal als der Stifter und dessen Erben mit Tod abgegangen sind. ·Der Waisenfiskal hat über diese Angelegenheit einen langen Bericht·abgegeben,der mit dem Antrage schließt,daß der dem genann­­ten Stiftungsvermögen zugefügte Schaden von den Erben des einstmal­­igen Kurator Emerich Hitler nach Thunlichkeit hereingebracht wer­­den solle, welcher Antrag nach längerer Diskussion zur Annahme ge­langte. Da sich der Fall ereignete, daß der vereh­rende Notar in ver­­mandtschaftlichen Beziehungen zu der Marczibanyi’schen Familie steht, wurde unter Anerkennung der vollsten Unparteilichkeit ver in Rede stehenden Referates grundläglich bestimmt, daß sein Beamter einen Gegenstand zur Berichterstattung erhalten soll, wen derselbe zu den betheiligten Parteien in verwandtschaftlichen Verhältnissen steht. Durch Beschluß der vorigen Generalkongregation wurden die Oberstuhlrichter aufgefordert, über die Aktiv- und Passivkapitalien der Gemeinden Be­­richt zu erstatten. Diesem Beschlusse haben die Oberstuhlrichter Stephan Jordán (Bili3), Johann Szilaffy, Emeric Bellaagh (Zentrum) und Graf Paul Máray (Waigen) entsprochen und viesbezügliche Nusmeise vorgelegt, welche so wie der Bericht des Hauptkaffiers Santha über die auf Anmeisung des Vizegespans vom 11. März bis 31. Mai aus der Domestitaltaffa bezahlten Summen, ohne Bemerkung zur Kenntniß ge­­nommen wurden. Schließlich leistet der zum Honorar-Obernotar ernannte Friedrich B­artán­yi den vorgeschriebenen Eid, worauf der Obergespan Graf 199 mit einigen Worten die zweite diesjährige Quartalkongrega­­tion der Komitatskommission für geschlossen erklärt und unter Elsen-Ku­­fen den Saal verläßt. 2 Brag, 6. Juni") Die Beziehungen zwischen dem Wiener Ministerium und den grehischen Führern sind in der legten Zeit wie­der lebhafter geworden. Es blieb nicht unbemerkt, daß Minister Schäffle während seiner Anwesenheit in Prag zur Zeit des internationalen landwirthschaftlichen Ausstellungsmarktes viel mit den gehifhen Nota­­bilitäten verfehrte ; er konnte die um so Leichter geschehen, als der größte Theil derselbe­n der landwirthschaftlichen Gesellschaft, welche jene Ausstellung veranstaltete, entweder angehört oder doch nahesteht. All­gemein hört man in czechischen Kreisen, daß dort Schäffle den besten Eindruck hinterlassen hat und wer da weiß, daß in vielen Kreisen Alles mit der Politik in Verbindung gebracht wird, wird daraus fehliegen müssen, daß die politischen Gespräche nicht Anlab zu einer Berstim­­mung gegeben haben künnen. Man ist wohl sehr zurückhalten­, allein auffallen mußte es, daß seit der Ministeranwesenheit die Sprache der sehn­den Journale eine merklich gemäßigtere geworden it. Seitdem sind Palacky, Rieger und Zeithammer längere Zeit hindurch in Wien gewesen. Man hat in ununterrichteten Kreisen aus der Anwesenheit des Ersteren in Wien schließen wollen, daß die cechiichen Verhandlun­­gen eine greifbare Gestalt gewonnen haben müssen. Dem ist sicherlich nicht so, wenigstend nicht aus diesem Grunde. Balaczy kommt alle Jahre Ende Mai zu den Akademiefigungen, an denen er sehr fleibig theilnimmt, das­st Alles. Um fo a politischen Anstrich hatte die Anwesenheit der beiden lektgenannten Grechenführer und Sie werden nicht irren, wenn Sie annehmen, has die Auseinander­legungen zwischen den Crechen und dem Mini­terium viel weiter gediehen sind, als man glauben möchte. Die verschiedenen Nachrichten, welche darüber die verfassungstreuen Wiener Blätter bringen, sind wohl allerdings nur sensationelle Erfindungen, weil sie nun seine richtige Fühlung aben, und darum kann die „Wiener Abendpost” von en leicht Alles dementiren , zu beachtet, aber ist, daß das offiziöse Wiener Blatt ansprüchlich nur die Nacr­hten „über den Stand der mit Mitgliedern der grechischen Opposition gepflogenen Besprechungen” bez mentirt, ohne legtere in Abred­e zu stellen. Sicherlich rennt mit Aus­­nahme der unmittelbarst Betheiligten den Stand der Verhandlungen Niemand, und Jene sind außerordentlich schmeigsam. Gemäß unwichtig sind die verschiedenen Angaben über die Belegung des Prager Statt­­halter­ und des Boltens eines böhmischen Ministers ; vor Allem sind *) Degen Raummangel verspätet. D. Red, · · fierverfrüht, De denn weder gedenkt Einer der Gehen oder Semand aus dem·Hochadel­ jetzt schon einandesartigen Posten anfnehmen,da dies stillschweigend und nach dem vorgeschriebenen Dienteid die Dezember­­verfassung anerkennen hieße, noch­ann es der Negierung von irgend­einem Vortheil sein, einen bloßen Figuranten aus Böhmen fi beizu­­gesellen. Vorauszusehen sehn­den Opposition scheinlich nur ein Hocadeliger zu jenem Posten berufen werden wird. Man hält es hier z. B. für ganz ungereimt, wenn Dr. Bielafy als Landesminister bezeichnet wird ; derselbe gilt Wohl als der Gemäßigteste unter den Czechen, allein seine Stellung doc verhältnißmäßig zu wenig einflußreich, als daß er einer solchen Aufgabe mit Erfolg für die Regierung gewaschsen wäre. Wenn man in czechischen Kreisen spricht, bezeichnete, glaubt von ist nur, Gerücht halt, wenn ein Einvernehmen mit der dem Ministerium zu Stande kommt, wahre einem er ihnen auch nicht in Allem a it. in der czechischen Partei im böhmischen Minister oder Hofkanzler doch nur vorwiegend den Namen Elam Martinit­reffen Talent und Energie alle Parteiabzweigungen anerkennen. Bei den Spaltungen, wel doch immer in der czechischen Partei vorkommen, findet auch Ieptere es minder anstößig, wenn irgend Jemand, der ihr nicht unmittelbar an­­hört, gleichsam über diese Spaltung hinaus einen vermittelnden Ab­alu bildet. Außer ihm ist auch von Rieger die Neve. Den Grafen Chotef, von das eine Zeit lang als böhmischen Statthalte man in Kreiten der Regierung in St. Petersburg ‚nicht entbehren zu können, jedenfalls brächte er, wenn auch Sympa­thien, doch kaum die nöthige Volks- und Landeskenntniß mit. Doc wie gesagt, die Personalfrage ist bei Weiten noch nicht an der Tages­ordnung, wo noch die Sache nicht entschieden ist; vieselbe wird mua auch von den Grechen nicht dißfutiren hören; nur so viel wird nur mitgetheilt, daß in Regierungskreisen in erster Reihe die Numm­elam Martinig, Georg Loblochs, Karl Schwarzenberg, Rieger, Zeit- Dane, und Slavkomsky genannt werden, welche im gegebenen Fall erufen wären, eine hervorragende Rolle zu spielen.. Xndeffsen verzeich­­nen Sie das Faltum, daß man im czecischen Lager ziemlich wohl­­gemuth ist, während die deutsche Partei durch die Tattit des Ministe­riums immer merzlicher zerfegt wird, hört man und wenn Zur Tagesgeschichte, Belt, 9. Juni. Die französische Nationalversammlung hat, wie der Telegraph bereit­s mitiheilte, in ihrer gefsrigen Sigung die Wahl ver orleaniste den Prinzen Aumale und Jo’nville verifiziert, und zwar mit einer sehr großen Majorität. Allerdings geschah dieses erst, nachdem Thiers versichert hatte, die Ueberzeugung, ja das Versprechen der genannten Prinzen gewonnen zu haben, daß sie ihre Mandate sofort nie verlegen und in der aktuellen Legislaturperiode sich um sein Mandat bewerben würden. Zugleich mit dieser Nachricht kommt eine Meinung, wonach die Zusion zwischen Bourbons und Orleans derart zu Stande gekom­men sei, daß Chambord zu Gunsten des­ Grafen von Paris abge­­dankt habe, nachdem er natürlich früher durch vielen als der vor allen sonstigen Präten­enten legitime Erbe der französischen Krone anerkannt worden war. Die Prinzen Numale und Joinville sollen jedoch vieler Einigung nicht beigetreten sein. „Daily Tel." weiß unsere Bedin­­gungen, unter denen die F­usion zu Stande gekommen sein sol, und zwar stellt das genannte Blatt die Situation wie folgt dar: Die jüng­ere Linie anerkennt den Grafen Chambord als das Haupt des Hauses Seanfreich und gibt jeden Anspruch auf den Thron mit Ausnahme der­­ Thronfolge auf. Der Herzog von Numale wird für eine Zeit lang Statthalter (Lieutenant) des Königreichs, bis die bestehenden finan­­ziellen und anderen Schwierigkeiten übermäctigt worden sind. Als Ver­­mittler zwischen den beiden Familien fungirte Monsigneur Dupanloup, der Bischof von Orleans. Nach dem 25. Juni, zu welcher Zeit die Wahlen für die gegenwärtig vacanten 111 Sire beendet sein werden, wird sich die Kammer für Konstituirend erklären. Die Familie Orle­­ans wird seine Präzensionen auf die Krone verbringen und der Graf von Chambord sich dem Willen der Volksversammlung unterwerfen. Die Hoffnungen der Imperialisten sind gegenwärtig sehr gering; sie erachten ihre Erfolgsaussicten keineswegs für glänzend. Thatsächlich beschäftigen fest nur zwei Lösungen der Frage der zukü­nftigen Regie­­rung die Gemüther — eine­ stetige Republik oder den Grafen Cham­­bord als Henry V. mit dem Grafen von Paris als Thronfolger. Von Thiers liegt wieder eine Weußerung über die staatsrechtli­­chen Verhältnisse in Frankreich vor. Der Stadtrath von Montauban hatte a­n Inge nach dem Einladen der Regierungstruppen in Paris mit Thiers eine Unterredung,, worin vieler sagte: „Noch gestern empfing ich eine Deputation des Herrn v. Bismarc, worin er mir ans zeigt, daß, wenn der Aufstand nicht in at Tagen unterbrücht wäre, er die Sache übernehmen und binnen Kurzem in Paris einziehen würde. (2) Sie begreifen, daß man dieser äußersten Schande entgehen mußte.” Auch über die Befestigung von Paris sprach er seine Freude aus und meinte, daß mit drei neuen Forts Paris fortan nur fur den Hunger bezwungen werden könnte. Dann sagte er: „Die Republik bat fest meine kräftigere Stüße, als mich. Man bat in der Provinz Unrecht, an meiner Aufrichtigkeit zu zweifeln. In meinem Alter kann ein ehrlicher Mann seinem Gewissen nicht untreu werden. Wenn man eine 10 reiche Erfahrung, wie ich, hinter sich, wenn man gesehen hat, wie die unkonstitutionellen Einrichtungen hartnädig das persönliche Mer­giment dem von mir angegebenen berühmten Grundfabe: „Der König herricht, aber regiert nicht", vorgezogen haben, so hat man gute Gründe, daran zu verzweifeln, d­aß die monachiiche Form in Frankreich sich mit Ordnung und Freiheit vertragen kann. Man muß nicht alle zwanzig Jahre Revolution machen. Die Republik allein fand nun retten. Mögen sich alle guten Bürger mit mir vereinigen ; ich­ werde zur Gründung der Republik mehr beitragen, als ein alter Republikaner, der alle Vorurtheile der Vergangenheit gegen sich hätte. Ich habe das Vertrauen, daß ich die Ruhe in den Straßen, die Ordnung in den Finanzen, die Macht im Heere mit der Hoffnung herstellen werde, daß wir uns dereinst in den Augen der Völker wieder heben. Diesem Ver­­suche weihe ich meine legten Kräfte, er soll den Ruhm meines Lebens und die Krönung meines Alters ausmachen.“­­ ‚Bu den auch bei uns zur Mittheilung gebrachten diplomatischen Nachrichten aus Frankfurt a. M. bringen die dortigen Journafe un­­term z. b. M. folgende Berichtigung : „Unsere gestrige Mitteilung über die gegenwärtig hier stattfindenden diplomatischen Konferenzen zur Ausführung von Neben-Stipulationen des Frankfurter Friedens bedarf insofern einer Berichtigung, als nicht Graf Wartensleben, sondern Graf Harry von Arnim dem Gesandten Grafen Hermann von Arnim als Protokollführer beigegeben it. Der wirkliche Legationsrath Lothar Bucher, welcher bei den Haupt-Friedenskonferenzen das instrumentum pacis entworfen und redigiet hat, nimmt an den gegenwärtigen Kon­­ferenzen seinen Antheil. Die Vertreter des deutschen Reiche sind biess mal nicht im „Schwan“, sondern in dem „Englischen Hofe“ abgestie­­gen. Bisher haben täglich, um 11 Uhr Vormittags beginnend, Besprec­hungen im „Englischen Hofe” stattgefunden.” „In Berlin kommen Regierung und Reichstag aus den Mik­verständnissen nicht heraus. Ein Hauptmann Blöt, der als Regierungs­­kommissär, resp. als Vertreter des Kriegsministers Roon fungirte, sprac) „ein böses Wort sehr ungelaffen aus. Bei Diskussion eines v. Bonin’schen Amendements zum Militärpensionsgeieg sagte Herr v. Plöß, man dürfe die Gemeinen nicht mit den Offizieren auf eine Stufe stel­­len, denn die Offiziere hätten im Kriege „mehr Ohrgefühl malten Laf­­fen, wie die Gemeinen.” Noon desapunirte zwar nachträglich die Un­­gefhhdlichkeit seines Vertreters, aber er b­at dies an nur in einer halb befriedigenden Meile. Ii Wie der „Moskauer Zeitung” geschrieben wird, wurde im rus­­sischen Reichsratch vor Kurzem eine Angelegenheit von hervorragender Wichtigkeit berathen : die Aufhebung der Bestimmungen über den ge­weglichen Zinsfuß. CS lagen der Bersammlung in dieser Beziehung drei Fragen zur Entscheidung vor : 1) Ob nur heute die Verhältnisse in Ber­tracht kämen, welche im Jahre 1864 die Aufhebung der bezüglichen Bestimmungen hinderten, die auf dem schwankenden Geldmarkt beruh­­ten; 2) ob nicht das Erscheinen des Hypothesen-Statuts und eine weitere Verbreitung der Boden-Kreditbanten­­ abzuwarten sei; 3) ob die gegenwärtig geltenden Bestimmungen über den geiäßlichen Zinsfuß nicht bis zur Aufhebung der persönlichen Schuldhaft in Kraft zu blei­­ben hätten. Die ersten beiden Fragen wurden verneint ; in Bezug auf die dritte theilten sich die Stimmen in der allgemeinen V­ersammlung zu gleichen Theilen. Die Glieder der Versammlung,, welche die Auf­­hebung des gefeglichen Zinsfußes nicht von der Aufhebung der persön­­lichen Schub­haft abhängig zu machen für nöthig erachteten, proponir­­ten folgende Bestimmungen : Bei Darlehen-Obligationen sind die für Benutung des Kapitals verabredeten Prozente gestattet. Die Festsehung der Höhe dieser Prozente ist den kontrahirenden Theilen ambeimgestelt. Im Falle die Zeitfegung der Höhe ver Zinsen für die Nusung, d­a Kapitals nicht schriftlich ft­pulict, so wie wenn die Einhaltung gefeg­­licher Prozente vorgeschrieben ist, werden viele auf sechs vom Hundert jährlich berechnet. Binsen von Binten sind nicht gestattet ; erfolgt aber die Zahlung der­ Prozente zur vorgeschriebenen Fritt nach einem Jahre nicht, so können für diese Zinsen die geieblichen Prozente erhoben wer­­den. Dieses Gele hat seine rüdwirkende Kraft." 9 Aus dem bosnischen Bilajet , 2. Juni. Die Pforte hat nun Montenegro ganz präzis ins Auge gefaßt. Die Versicherung des Generals Fgnatieff, daß der Fürst Nikola in voller Royalität ver­­harren, und dem Aufstande in Albanien ganz fern bleiben merve, scheint das Mißtrauen Rali Barchas exil recht wachgerufen zu haben, denn gleich darauf — das ist Thatfad­e — erging der gemes­­senste Befehl vom Serastierat aus an den Generalgouverneur von Bosnien, alle irgend­wie verfügbaren Truppen nach dem Sataticher gelve, in der Herzegowina gelegen, abzusenden. D­orthin wurden au­ch die Garnisonen von Sjenika, Brijepolje, Bujelepolje, Mostar, Trebinje, Nitschtbe und anderen Orten, in der Gesammtstärke von 15.000 Mann dirigier, welche zum Schachhalten Montenegros volk­ommen ausreichen. Die begleitende Artillerie ist eine gute, Munition gibt es in Hülle und Wälle. Seit dem legten Kriege (1862) sah man eine solche Macht auf einem Punkte nicht konzentrirt, und Sie können sich denken, daßs die Herzegowiner die Fühlhörner gänzlich eingezogen haben. Das Geniekorps baut Zhürme in Banjane und längs der montenegrinischen Grenze. Bon Cetinje hört man pröglich gar nichts : dort ist man stille gewor­­den. Nun kann die Loyalität Nikica’s zur Wahrheit werden. " Belgrad, 4. Juni. Dem , Bidovdan" schreibt man auf Konstantinopel, daß die türkisch rusfische Freundshhaft immer _didee würde. Abgesehen von dem Orpenregen, der sich recht von beiden Seiten ergießt, hat der Sultan persönlich eine merkwürdige Manifestation er:­en Da die vrühenwe­­ite die Stadt unbewohnbar macht, so über­­eilte in die Sommerfrische nach Bujufvere. Diese Gelegenheit ergriff siedelten die Gesandten nach ihren Sommerfigen. Der General x / = —

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