Pester Lloyd - Abendblatt, April 1872 (Jahrgang 19, nr. 75-99)

1872-04-22 / nr. 92

458 = Se. Majestät geruhten den Honved-Oberstlieutenant Adolf Freiherrn v. Ny är­y zum Dienstkämmerer bei dem Erzherzog Joseph zu ernennen“ . Von den bezüglich des mit Rumänien abzuschließenden Handelsvertrages befragten Handelskammern haben bisher die Rester, die Oedenburger und­­ Kronstädter Handelskammern ihr Gut­­achten an das ungarische Handelsministerium abgegeben. Dieselben verlangen fast einstimmig die Abschaffung der Werthverzollung.­­ Die von der nieder­österreichischen Handelskammer ins Leben gerufene Handelsenquete hat eine neue Eisenbahn-Betriebsord­­nung ausgearbeitet ; zum Zwecke der Einführung derselben auf legis­­latorischem oder­ Verordnungswege wurden heute im Wiener Handels­­ministerium unter Vorsit­zes Handelsministers Verhandlungen ges­pflogen, zu welchen auch die ungarische Regierung Vertreter schi>te. = Bei der in Berlin behufs Zustandekommens eines­ Post­­vertrages­ zwischen­ Oesterreich, Ungarn und Deutschland am 17. b. begonnenen Konferenz wird Ungarn durch Edmund Ar­y, Ministerial­­rath im Handelsministerium,­­vertreten sein. = Die vom „Daily Telegraph“ verbreitete Nachricht bezüglich des Ultimatums, welches Graf Arnim von Seite Bismarc’s an Thiers übergeben haben soll, wird nun von den kompetentesten Stellen aus in­­ allerentschiedenster Weise dementirt. Die "N. A. 3." widmet der Sache nachträglich einen Leitartikel, in welchem das Ganze als ein Börsenmanöver erklärt und dann Folgendes gesagt wird: Daß die Rede des Präsidenten der Republik in Deutschland­­ nicht mit Behagen aufgenommen worden, ist nicht zu bestreiten. Der Umstand, daß Frankreich, bei wiederholten Klagen über die Höhe seiner Verpflichtungen gegenüber dem Deutschen Reich, 60 bis 100 Millionen jährlich mehr, als in napoleonischer Zeit, auf das Kriegsbudget geseßt hat, mahnt gewiß­ zur Vorsicht. Unser Verhalten wird sich danach zu rich­­ten haben, und es ist nahe genug gelegt, das Pfand, welches wir belißen, nicht Ma aus der Hand zu geben, also die Okkupation mehr, als unter günstigeren Verhältnissen erforderlich sein würde, zu verlängern. Aber daß, wie ein Blik aus heiterer Luft, ein Ultimatum an Frankreich erginge, dessen angeblicher Ueberbringer Graf­ Arnim beiläufig sich nicht einmal auf seinem Posten befindet, sondern­ noch in Berlin verweilt, daß Deutschland, ohne Weiteres mit Krieg drohen sollte — das kann in der That doch nur jemand glauben, der von diplomatischen Hergän­­gen und insbesondere von dem­ Charakter der hiesigen Leitung der auswärtigen Angelegenheiten die unklarsten Vorstellungen "hat, und solche Gerüchte auszustreuen vermag nur Der, welcher ein Interesse daran hat, daß Andere ihnen­­ Glauben schenken, wenn auch nur so lange, bis sie dafür gebüßt haben. u” LATT DES PESTER (Die einzelne Nummer kostet 4 fr, 5, %,­ Fer: I zu x, MID hag 2 LOYD ) | 2. April. I: Pest, 22. = Bezüglich der Zvorniksrage, dieses neuesten Streit­­gegenstandes zwischen der Pforte und Serbien, hat­ unser April: Belgrader Korrespondent das vollständige Nachgeben der Pforte gemeldet. Wie uns nun aus bester Quelle“ berichtet wird, scheint unser Korrespondent sich denn­ doch etwas zu be­­stimmt und positiv ausgedrügt zu haben. Wenigstens wird in Wien sehr einmüthig versichert und von Persönlichkeiten, welche den Kreisen der türkischen Botschaft nahestehen, nicht minder nachdrücklich bestätigt, daß die Pforte die­ serbischen Propositionen­ noch gar nicht beantwortet habe, so daß noch keinerlei Anhaltspunkte für­­ die eventuelle Richtung ihrer Entschlüsse, am wenigsten in dem von der bezeichneten Belgrader­ Korrespondenz an­­gedeuteten Sinne vorlägen. „Wenn daher heute schon be­­hauptet wird, daß die Pforte sich entschlossen habe, dem Andrängen Serbiens, nachzugeben so entspricht das für die Gegenwart gewiß nicht dem Stand der­ Thatsachen für die Zukunft vielleicht nicht von Wahrscheinlichkeiten der Entwicklung. Offenbar ist die ganze Frage noch Gegenstand diplomatischer Auseinanderlegungen, und auch ja darf sch­wer­­lich ein so unbedingtes Eingehen der europäischen Mächte auf die Wünste der serbischen Regentschaft angenommen werden, als unter Belgrader Korrespondent vorauszufegen sich den Anschein gibt. Beiläufig gesagt — so fügt unser Gewährsmann Hinzu und wir möchten dies auch jenen zu bedenken geben“, von denen unser Belgrader Korrespondent seine Informationen erhält man macht in der Politik immer­ ein mißliches Geschäft , wenn man sich in die eigene Tasche fügt und wäre es selbst , um die erste Angabe nach­­träglich zu irgend­einem­­ agitatorischen Zwecke zu verwerb­en. Zur Wahlbewegung. In sämmtlichen Wahlbezirken von Pest fanden gestern Wähler­­versammlungen statt, über deren Verlauf wir Nachstehendes zu bez richten haben : Die Deák-Partei der Pester inneren Stadt hat sich gestern Sonntag, nicht nur konstituirt, sondern sie hat auch die erfreuliche Ges­wißheit erlangt, daß Franz Deát den Wahlbezirk abermals im Reichstage vertreten wird. Dem Aufrufe, welchen einige Wähler der inneren Stadt an die Deák:Partei­behufs Abhaltung einer Konferenz erließen, folgten gestern die Wähler in so großer Zahl, daß die besc­hränkten Räume des Raths­­saales im Stadthause zu ihrer Ausnahme nicht genügten und Hunderte an der Berathung nicht theilnehmen konnten. Um 11 Uhr richtete Dr. Ignaz H­ava 8 an die Versammlung die Aufforderung, für die stattfindende­ Berathung einen Vorsizenden und einen Schriftführer zu wählen, worauf mit diesen Ehrenämtern Graf Georg Károlyi und Prof. Dr. Stephan Apáthy mittelst At­lamation betraut wurden. Graf Károlyi begrüßt die Anwesenden und sagt, daß die Versammlung einen doppelten Zwe> habe. Erstens handelt es sich darum, die Deák-Partei der inneren Stadt zu organisiren und in dieser Hinsicht hat es keinerlei Schwierigkeiten, da mit aller Bestimmtheit an­­zunehmen ist, daß sich sämmtliche Anwesende als Deák-Partei der inneren Stadt konstituiren. 63 soll "deshalb sofort ein Ausschuß ge­­bildet werden, dessen Aufgabe es sein wird, die erforderliche Thätigkeit zu entfalten, damit die bevorstehende Wahl im Interesse der Partei ge­­fördert und durchgeführt werde. (Lebhafte Zustimmung.) Zweitens ist es­ gewiß der allgemeine Wunsch der Partei, daß der Wahlbezirk auch im nächsten Reichstage durch jenen großen­ Patrioten vertreten werde, dessen Leben dem Wohle des Vaterlandes und der Stadt Pest stets ge­­widmet war. (Stürmische Rufe: Eljen Deák Ferencz!) In dieser Hin­­sicht glaubt der Präses dem innigsten Wunsche jedes Einzelnen zu entsprechen, wenn er den Vorschlag macht, daß sich sämmtliche An­­wesende als Deputation der Innerstädter Deák-Partei zu Franz Deät begeben, diesem für die bisherige Vertretung des Wahlbezirk­s danken und ihn auffordern sollen, die Kandidatur für die nächsten Reichstags­­wahlen anzunehmen. (Begeisterte Zurufe: Wir Alle gehen!) Paul Kirälyi ersucht den Präses, die Führerschaft der De­­putation zu übernehmen und beantragt, daß“ herkömmlicher Weise der Innerstädter Pfarrer die Dankrede und die Aufforderung zur An­­nahme der Kandidatur an Franz Denk richten solle. (Allgemeine Zustimmung.)­­ ZEE Der Bräses erklärt, daß er diesem ihn ehrenden Auftrage mit Freuden nachkomme und empfiehlt, daß zunächst der Parteiaus­­schuß für die Leitung der Wahlbewegung bestellt werde, was in der That auch sofort erfolgt, indem Folgende in den Ausschuß gewählt werden : Alexander Bertha, Janaz Havas, Graf Georg Károlyi (Prä­­ses) , Paul Királyi , Joanisius Mikulesky , Ignaz Perger, Michael Schwendtner, Graf Anton Szapáry, Nikolaus Szabó, Michael Szeker, Stefan Staffenberger Josef Szekács , Franz Toldy , Karl Várady, Bernhard, Weiß, Josef­ Romeiser, Karl Szucsics, Wolfgang Deák, Karl Vida, Anton Wimmer, Franz Privorsky, Stefan Apáthy (Schriftfüh­­rer), Karl Horváth, Karl Steindl, Michael Bolgár, Alexius Györy, Stefan Zmestal, Georg Thuróczy, Philipp Crdey, Sigmund Szijjarts, "Eduard­ Környey,­­ Gustav Emich, Nikolaus­ Röser, Albert Guttmann, Gustav Walthier , Stefan Kapdebo , Emerich Poor, Alois Oppodi, Franz Ney, Gustav Fischl, Josef Weiß, Gustav Weiß, Jakob Lederer, Heinrich Levay. Der Ausschuß wird überdies ermächtigt, sich nach Be­­darf zu ergänzen und die Vertreter der deäkistischen Journale sind in diesen ihrer Eigenschaft Mitglieder des Ausschusses. EN Nachdem folcherwweise die Konferenz den ersten Theil ihrer Auf­­gabe erledigte, begab sich die Versammlung in langem Zuge durch die Waißnergasse nach dem Hotel „zur Königin von England”, wo im Speisesalon des ersten Sto>werkes Jedermann , so gut es eben ging, ein Bläschen, zu erobern suchte. Bald trat auch Franz Deäk, mit begeisterten Eljenrufen begrüßt, in die Mitte der Versammlung und der Abt und Pfarrer Michael Schwendtner richtete folgende An­­sprüche an denselben : j 7 Sehr geehrter Batriot ! "Indem wir, Wähler der Pester Inner­­stadt, so zahlreich vor Ihnen erscheinen, thun wir dies, um Ihnen un­­sere Anerkennung und unsere aus dem Herzen kommende Dankbarkeit zu beten: für die edle Thätigkeit und die Anstrengung , welche Sie i­ am usgelaufenen Reichs­tage im Interesse des Wohles der Stadt Pest und des ganzen Vaterlandes entfalteten. (Allgemeiner Beifall.) Sie­ dürfen überzeugt: sein, “daß, so‘ oft wir von einer Verschlim­­merung Ihres Gesundheitszustandes gehört oder gelesen haben, eben so oft lee Herz erschrak und wir zum Himmel flehten , bittend, daß die göttliche Vorsehung Ahr, dem Vaterlande so theures Leben erhalte. (Elfenrufe.) Der Zweck unseres Erscheinens ist ferners der, Sie aus der Tiefe unseres Herzens zu ersuchen , das Herz des Vaterlandes, die innere Stadt Pest, auch auf dem nächsten Reichstage vertreten zu wol­­len. (Langanhaltende, allgemeine stürmische Elfenrufe.) Die­­ Gefahr, welche unser Vaterland bedroht, ist nicht gering, weil Diejenigen zahlreich sind, welche nicht davor zuzuschaudern, die Existenz dieses ohnehin genug zerütteten Vaterlandes — fast möchte ich sagen , absichtlich aufs Spiel zu seßen (hört, hört), denn es kommt auf Eins hinaus, ob jemand durch Verrath oder aus sogenannter Vaterlandsliebe das Land vernichtet. (Stürmischer Beifall.) Wer ist mehr im Stande, diese offenen und verfappten Feinde des Vaterlandes zu een als Sie, sehr en Patriot ? (Begeisterter Beifall.) Ohne Ihre Führerschaft , ohne Ihre Weisheit müßten wir verzweifeln. Indem aber das Land Sie zum Führer hat, glauben und hoffen wir, daß jene Schaar, welche unter ihrer Fahne auch bisher für die besonnene­­ Freiheit und Unabhängigkeit des­­ Vaterlandes erfolgreich kämpfte, bei den nächsten Wahlen abermals in der Majorität sein wird. (Lebhafte­­ Rufe : Gebe: Gott!) Wir hoffen dies deshalb, weil in uns der Glaube lebt, daß die göttliche Vorsehung es niemals gestatten werde, daß­ die Unüberlegtheit über den Verstand und die Weisheit triumphire. (Lärmender Beifall.) In der sichern Hoffnung, daß Sie unseren Wunst und unsere Bitte mit patriotischem Pflichtgefühl erfüllen werden, rufen wir vom Herzen und im Voraus : Gs lebe­ der­ Führer des Landes, es lebe der Abgeordnete der­ inneren Stadt: Pest) ' Franz De äk ! (Minutenlanges enthusiastisches Lirenrufen.) Unter lautloser Stille und zumeist mit gehobener Stimme erwie­­derte hierauf Franz De­n­k ungefähr Folgendes : Geehrte Wähler ! empfangen Sie meinen verbindlichsten Dank für diese Auszeichnung. Zum vierten Male rufen mich nunmehr die Wahlbürger der Vester Inneren Stadt auf die schwierige Bahn. Ge­­statten Sie mir, diese­ vierte Aufforderung als ein Unterpfand dessen zu betrachten,­­ daß­ Sie mit meinem bisherigen Vorgehen einverstanden sind, daß Sie die Prinzipien, welche wir feststellten, theilen, daß Sie die Politik, "welche wir im Reichstage zum Maßstabe nahmen, auch fernerhin aufrechthalten wollen. (Allgemeine Zustimmung.) Ich glaube nicht, ich darf es nicht glauben, daß es im Lande solche Menschen gibt, welche das Vaterland absichtlich in Gefahr brin­­gen, in­s Verderben stürzen wollen. Im­ freien Lande können die Mei­­nungen verschieden sein, denn die Meinungen sind frei. Ich muß von Jedermann vorauslegen, daß er deßhalb bei seiner Ansicht verharrt, weil er diese am­­ heilsamsten für das Land hält. Auch ich glaube, daß der stattgeha te Ausgleich und die leiten­­den Prinzipien, der Politik unter den gegenwärtigen Verhältnissen die einzige Möglichkeit für das Aufblühen unseres Vaterlandes­ bieten. (Lebhafter Beifall.) Es ist möglich, daß wir in der einen und der anderen­­ Sache irren. Der Irrthum wird von Der­ Zeit zurechtgewiesen, aber die Basis muß unerschütterlich bleiben, weil mit der Erschütterung der Basis unabsehbare Schwierigkeiten folgen würden, melde das Vater­­land ins Verderben stürzen können. (Lebhafte Zustimmung.) Ich fühle die Schwere der Aufgabe, ich kenne die riesige Ver­­antwortlichkeit, welche die Schultern eines jeden Abgeordneten belastet und besorgt, nehme ich die Ohrenbezeugung an. (Minutenlanges, stür­­misches Elfenrufen.) Besorgt nicht blos ob der Schwierigkeiten, nicht blos ob der drohenden Gefahren der Zeiten und Umstände,­­ sondern besorgt auch deßhalb, weil ich dafür halte, daß mein vorgeschrittenes Alter, meine öftere Kränklichkeit, mir nicht genug Kraft lassen werden, das zu thun, was ich zu thun wünsche und thun müßte. (Bewegung.) I< vertraue auf Ihre Liebe, mit der Sie dort, wo Sie mich aus Erschöpfung der Kräfte­ so wäh­er­ finden, Nachsicht üben­ werden. I< nehme das Vertrauen deßhalb an, weil ich glaube, daß, wenn jemand nicht „so viel zu leisten vermag, als er zu leisten wünscht,­­ er dennoch so viel für das Vaterland thun müsse, als er vermag. (Stür­­mischer Beifall.) ; I­m HERZEN Ich wiederhole meinen Dant und füge die­ Bitte bei: Seien Sie nachsichtig und geduldig gegen mich, wenn ich in meinen vorge­­rückten Tagen es wage, eine so schwierige Bahn zu betreten und einen so wichtigen Auftrag anzunehmen. Seien Sie überzeugt, daß, in­­dem ich die­ Kandidatur annehme, ich dies blos aus Pflichtgef­ühl thue. ot , süh an sich der­ Beifallssturm, welcher dieser Rede Dedi’s folgte, einigermaßen gelegt hatte, durchschritt der „alte Herr“ die Reihen der Wähler und drüdte Jedem mit seiner gewinnenden herzlichen Leut­­seligkeit die Hand, wobei er für die Meisten einige freundliche Worte hatte. Unter lebhaften Essens auf Deal ging die Versammlung aus­­einander. Die gestrige Konferenz der Pe­st- Theresienstädter Lip­­thbay- Partei wurde vom Präsidenten Dr. B­ö­ke mit der Mitthei­­lung eröffnet, daß Herr 3. L. Lichtenstein, wer in der vorherge­­henden Versammlung zum Parteipräsidenten gewählt worden, die Wahl angenommen habe, und daß sich bisher 1254 Wähler als Mitglieder der Partei auf deren Substriptionsbögen unterzeichnet haben. Herr Lichtenstein wird mittelst Deputation eingeladen, an der heutigen Be­­sprechung Theil zu nehmen. Nach Verlauf einer halben Stunde tritt die entsandte Deputation, den neugewählten Parteipräsidenten an der Spiße, in den Saal. Die sehr zahlreich erschienenen Parteimitglieder, begrüßen Herrn Lichtenstein mit enthusiastischen Kliens ; dieser nimmt den Vorsit ein, dankt in einer kurzen Rede für das Vertrauen, welches die Versammlung duch seine Erwählung zum Präsidenten für Person bekundet, und hebt hervor, daß jedes einzelne. Baxtermitg­lied die Aufgabe habe, die Interessen der Partei durch T­er­n zu Kan Auch er­ will daher nicht viel Worte machen und zum Schlusse nur noch darauf hinweisen, daß sowohl die Lipthay-Partei, als auch die Radocza-Partei dentistis­che Tendenzen verfolgen, dieser Um­­stand aber den stillen, ehrlichen Weg klar verzeichnet, auf welchen die Partei die Majorität anzustreben­ habe. Auf diesem Wege wird es leicht sein, der andern realistischen Partei zu beweisen, daß ihr keine Feimde gegenüberstehen und eine Transaktion zu Stande zu bringen. Nachdem der Präsident seine von lauten Beifallsrufen der An­­wesenden oft unterbrochene Rede beendet hatte, wählte die Versamm­­lung ihre Funktionäre. Zu Präsidenten wurden gewählt: Kolo­­man Jalics, Julius Wolfner, Dr. Julius Böke, Bernhard Holländer, Anton Adler, Ferd. Halbauer, Ludwig Csery und Nemeshegyi; zu Vizepräsidenten: Koloman Tafler, Johann Schuller, Julius Koppstein, Ernst Sümegh, Dr. Josef Reinig, Ludwig 4. Steiner, Maximilian Neugebauer,­­Dr. Ludwig Rosenberg, Ladislaus Berczeller, Dr. Géza Schulhof, Anton Friedmann, Moriz Heidelberg jun., Elias Horovis, Dr. Nathan Bauer; zu Schrift­­führern: Dr.­­Spiser, Lazarffy, Altitod, Böd, Samuel Zsengery, Prof. Kohn, Prof. Ludwig Mair, Dr. Jakob Samek, Tihamér Hamis valt, Koloman Major,­­ Geza Betrif,, Dr. Simon Wahrmann, Dr. Rosenbaum, Ambrus Neményi, Trstyanßty, Dr. Anton Fauser, Karl Madocs und Dr. Johann Pollak. Ede Antrag des Dr. Spitzer, wonach schon jetzt ein engerer Ausschuß gewählt werde, wird über Anrathen des Dr. Sigm. Adler verworfen. . . Der Präsident­ schließt die Berathung und die im Saale und im Hofraume anwesenden­ Parteimitglieder nehmen in Wagen Plan und durchziehen mit Fahnen und Parteiinsignien in einem imposanten Zuge (über 150 Wagen) die ganze Theresienstadt. Um 12 Uhr langte der ÖU9 vor dem Hause des Parteipräsidenten (Königsgasse Nr. 43) an; die Parteimitglieder stiegen aus den Wagen und brachten ihrem Prä­­sidenten lebhafte Ovationen vor. Herr Lichtenstein erschien auf dem Korridor, wurde von Dr. Sigmund-A­dl­e­r begrüßt und ermahnte die Parteimitglieder zur Thätigkeit, Einigkeit und zum unverbrüchlichen Festhalten an den deäkistischen Prinzipien. Unter lebhaften Essens auf Franz Deát, Baron Bela Lip­­tban und den P­arteipräsidenten Lichtenstein zerstreute sich die Menge. x Z * Die Opposition der Theresienstadt versammelte sich gestern Vormittags im Lokale der Schuster-Innung, um sich zu konsti­­tuiren und ihren Kandidaten zu proklamiren. Die aus mehreren hun­­dert Wählern bestehende Versammlung wurde von Herrn Max Herzl eröffnet, welcher die Wähler begrüßte, den Zwel der Zusammenkunft auseinandersette und die Anwesenden zur Wahl des Präsidiums und des Ausschusses aufforderte. Es wurden dann mit Akklamation gewählt zu Präsidenten Samuel Do­bsa und Karl Moi­ch, zu­­ Präsesstellver­­tretern Gábor Kaniß und Kuklay, zu Vizepräsidenten Rudolf Steindl, Dr. Jakob Weiß und Dr. Geza“Fützessery, zu Schriftführern Frecskai, Pollini, Dr. Wollner, Sigmund Chorini, Landauer und Dr. Fürst, und schließlich ein aus 240 Mitgliedern bestehender Ausschuß. Auf Antrag des Präsidenten wird der bisherige Abgeordnete Moriz Js­kai abermals­­ einstimmig zum Kandidaten der Partei ausgerufen und eine aus neun Personen bestehende Deputation an denselben gesendet, um ihn zur Annahme der Kandidatur aufzufordern.­­ Die gewählten Deputationsmitglieder­­ ent­fernen sich, während der Zeit ihrer Abwesenheit spricht der Präsident im Sinne der oppositionellen Politik und fordert die Wähler zur Einig­­keit und zum Zusammenhalten auf. Die Deputation kehrt zurück und der Führer derselben berichtet, daß Jökai die Kandidatur angenommen habe und in den nächsten Tagen in der Mitte seiner Wähler erscheinen werde, um seine Programmrede zu halten, welche Nachricht mit Enthu­­siasmus aufgenommen wurde." Mit Elsens auf den Kandidaten schließt der Präsident­ die Sitzung und fordert die Parteimitglieder­­ auf, so zahlreich und so oft als möglich in den Parteikonferenzen zu erscheinen] * t­ Die Wähler der Pest-Franzstädter Dealpartei hielten gestern Vormittags "/s 11 Uhr ihre konstituirende Generalversammlung ab. Herr Stephan Mor­cz eröffnet die Sißung, und dankt im Namen des provisorischen Komites den Wählern erschienen sind, . Hierauf wird zur Wahl des Präses und der Schrift­­führer geschritten. Gewählt wurden: Stephan Mo­ró­cz zum Präses und Julius Kiss. Morócz dankt für das Vertrauen, Wahlrechtes und den Pest's auch das in der Pflichten, “heutigen Was den Kandidaten betrifft, Interesse des Landes ist, dafür, so zahlreich Scriftführern. Widhtigkeit des die damit verbunden sind, und legt das Programm vor. Er fordert die Versammlung auf zu erklären, daß die Partei sich Generalversammlung konstituirt habe, und­­ wünscht, daß dies dem Zentralausschusse der Denkpartei angezeigt werde, so möge, nachdem das Interesse ein Mann gewählt werden,­­der immer für das Interesse der Hauptstadt mit aller Wärme einge­­treten ist, nämlich Herr Andreas Ta­vapi. Unter stürmischen Essens der Anwesenden wird beschlossen, eine Deputation zu wählen, um den Kandidaten der Partei von seiner Wohnung abzuholen.­­ Nach Entfernung der­­ Deputation beantragt Morócz, daß sich die Partei in ein größeres und in ein kleineres Komite theile ; die Inskription für die Mitglieder des großen Komites möge offen bleiben ; das kleinere Komite werde sich mit den Hausangelegenheiten der Partei zu befassen haben. Der Antrag wird angenommen. Zum Verwalter des Geldes der Partei wird Herr Moriz Na ßtl bestellt. Unterdessen erschien Herr Tavapi in einem vierspännigen mit nationalen Bändern und Fahnen geschmückten Wagen, den noch eine Anzahl ebenfalls mit nationalen Fahnen geschmüdter Fahrzeuge folgte und wurde von seinen Wählern mit lebhaften Essens empfan­­gen ! Nachdem die Zurufe verklungen waren, entwicelte Tarpi in einer halbstündigen Rede sein Programm. Er bespricht das große Recht der Bürger eines Konstitutionellen Staates, für das Abgeordnetenhaus Die Zeit der „Instruktionen“ habe auf­­gehört. Redner wurde aber die Ehre zu Theil, in einer Zeit an der Abfassung des Programmes der Franzstädter Wähler Theil zu nehmen, als er noch seine Ahnung von der Absicht seiner Mitbürger hatte, ihn zum Abgeordneten zu wählen. Er werde also seine Pflichten kennen. Der ©. A. XII . 1867 sei ein Grack für Ungarn. Derselbe hat die Rechte der Bürger erweitert. Man sagt, wir haben keine selbständigen Finanzen, kein selbständiges Heer. Das ist nicht wahr. Der Minister darf keinen Kreuzer ohne Gutheißung der Legislative ausgeben, ohne zur Verantwortung gezogen zu werden und wir haben auch ein natio­­nales Heer in unseren 150.000 Honveds, deren Zahl von Tag zu Tag anwächst. Redner beweist, daß das Interesse Pest's ein Landesinteresse sei, dadurch, weil Pest schon vor 4 Jahren 'a zu den Ausgaben des Landes beigesteuert . *", Theil des Landes sei kein totales Interesse mehr. Dann resumirt Redner die Reformen, für die er'einstehen wird. Er wünscht eine Nationalbank, warn aber vor Ueberstür­­stürzung: Er will ein technisches Heer, welcher Wunsch sich durch Eröffnung­ des Ludopizeums realisiren dürfte; eine geregelte Justiz­­­pflege, namentlich die Schaffung eines Civil: und Strafgesetzbuches ; ein auf neue Grundlage gelegtes Steuersystem; vollständige N­ez­ligions- und Gewissensfreiheit, als ersten Ausfluß die obligatorische Zivilehe; die Trennung des Staates von der Kirche; die Reform des Oberhauses­; Hebung der In­­dustrie und der Landwirthschaft, damit Ungarn mit an­­deren zivilisirten Staaten konkurriren könne ; Erweiterung des Eisen­­bahnneges, sowie die Regelung der Flüsse und Kanäle. Vor allem aber wird Redner einer Politik dienen, die den Frie­­den — ohne Antastung der Ehre der Nation — aufrechzuerhalten weiß. Redner wünscht, daß ein Abgeordneter, der Beamter ist, von sei­­nem Amte abtreten und ganz seiner Abgeordnetenpflicht leben solle. Er verspricht dies zu ihm­ vor Gott und seinem Gewissen. Schließlich verspricht Redner, indem er seine Wähler bittet, daß sie, für den Fall, als durch seine Person die Prinzipien der Partei gefährdet er­­schienen, von ihm abstehen mögen — die Fahne der Dealpartei im­­merdar hochzuhalten., Stürmische Eljens folgten dieser Rede. Nachdem Präses M­a­­x 63 die Versammlung zur Eintracht und Ausdauer ermahnt hatte, schloß er um­ 12 Uhr die Sigung. EE Die Wähler begaben sich dann mit Fahnen und so unter Eljens rufen durch die Soroksärergasse, um ihren Kandidaten nach seiner Wohnung zu geleiten. Die Begeisterung war eine sehr große. In dem geräumigen Hofe des Rumbach'schen Hauses in der Soroksärergasse waren gestern um 3 Uhr Nachmittag eine Anzahl oppositionelle Wähler der Franzstadt versammelt, um den Bericht des gewesenen Abgeordneten Vi­dats über sein Wirken, während der abgelaufenen Neid­tagsperiode entgegenzunehmen. Die Front des Rum­­bachischen Hauses, sowie die der Nachbarhäuser waren mit Fahnen ge­­schmückt, auch im Hofe, wo die Nednertribüne unter dem vorsprin­­genden Dache des inneren Gebäudes errichtet war, flatterte ein Du­­gend Fahnen. Ungefähr ein Viertel nach Drei erschien Vidat3 und der stieg unter Elsenrufen und Hütefhwenten der Versammlung die Red­­nertribüne um seinen Nechenschaftsbericht zu erstatten. Drei Jahre, sagte er, find es, seit ich durch Ihr Vertrauen als Vertreter des Volkes meinen Git einnahm, und ich stehe nun vor Ihnen, um Ihnen über das dreijährige Wirken des Reichstages und über das, was ich als Ihr Vertreter geleistet habe, Rechenschaft abzu­­legen. Traurige Ereignisse sind es, die ich Ihnen zu verkünden habe. Seitdem der fluchvolle Ausgleich mit Oesterreich abgeschlossen wurde, in dessen geheimen Punkten die Einschränkung der Rechte der Nation festgelegt wurde, geht das Streben der Regierung der gemeinsamen An­­gelegenheiten und ihrer Partei dahin, das Volk seiner Rechte­ zu be­­rauben.­ Sie nahm dem Volke das Recht der Wahl seiner Richter, um sich ein Heer von Dienern zu schaffen, die ihn ihre Stellung verdan­­ken, sie schuf mit den Virilstimmen die Privalenz des Vermögens, und so wollte sie mit dem Wahlgelegentwurfe das prächtige Gebäude des 1848er Gefeges in seinen Grundfesten erschüttern. Hier begann es zu regnen und alsbald strömte ein wahrer Plaßregen auf die im Freien­ Versammelten herab. Was nicht im glücklichen Besiß eines Regenschirmes war, flüchtete unter den schmas­­en Dachvorsprung, unter welchem die Rednerbühne errichtet war oder eilte davon, um sich in ein naheliegendes Kaffee- oder Gasthaus zu retten. Unter wachsender Unruhe und akfompagnirt vom lauten Plät­­schern des Regens fuhr Redner in seiner Rede fort. Er entrollte ein Bild unserer öffentlichen Zustände. Das Heer ist fremd und ein Feind der Nation, die Honvédarmee ist unter der gegenwärtigen Führung nicht mehr als eine österreichische Armee, welche der gemeinsame öster­­reichisce Kriegsminister nach Gefallen zur Schlachtbank hinaus kom­­mandiren kann, unser Handel ist eine­ Melkkuh für Oesterreich, alle Handelsverträge dienen den Interessen Wiens, unsere Finanzen weisen eine Staatsschuld von einer Milliarde auf, dabei zahlen wir die höchste Steuer von allen­ Nationen der Welt. Redner beendigt diese Betrach­­tung mit dem Ausruf, Sein oder Nichtsein, das ist die Frage, ein unabhängiges, freies Ungarn oder eine österreichische Provinz! Ueber sein eigenes Wirken will sich Redner nicht in längere Schilderungen einlassen, er beruft sich auf das, was seinen Wählern ohnehin bekannt ist und­ auf das Diarium der Unterhaussizungen. Zum Schluß hat er an seine Wähler noch eine Bitte, sie mögen sich bei den bevorstehen­­den Wahlen ,um die eine heilige Idee scharen, die Idee der 1848er Volksregierung. Nachdem die Elsen's verklungen waren, stieg Ladislaus Holler zu Vidals auf die Tribüne und gab in kurzer Ansprache dem unerschütterlichen Vertrauen der Wähler zu ihrem Abgeordneten sowie der Versicherung Ausdruck, daß sie nicht nur an den Prinzipien­ der 1848er Partei festhalten werden, sondern auch an ihm, der diesen Grund­­säßen ein so treuer Dolmetsch gewesen. Hierauf zerstreute sich die durch den Regen ohnehin schon höchst unruhig gewordene Zuhörerschaft, während der begeisterte Theil sich in im bereitstehenden Wagen warf und Vidats in seine Wohnung be­­gleitete. Die ganze Versammlung dauerte nahezu eine Stunde. Mit Rücksicht auf die Bestellung des Zentralausscus­­ses für die Leitung der Reichstagswahlen in der kön. Freistadt Pest fand heute Vormittags 10 Uhr unter Vorsit­zes Oberbürgermeisters Gyödngyssy die Fortsetung der am vorigen Samstag vertagten Generalversammlung der Repräsentanz statt, zu welcher auf die in den Zentralausschuß gewählten und von uns bereits namhaft gemachten Mitglieder fast vollzählig erschienen waren. Es wurde vor Allem der Be­­richt der Skrutinkommission über das Resultat der Abstimmung vor­­genommen und die Namensliste der Gewählten vorgelesen. Herr Hein­­rich Schoßberger zeigt schriftlich an, daß er die Wahl in den Zentralaussc­huß der Stadt Pest nicht annehmen könne, weil er im Vertretungskörper des Pester Komitats fungirt. 3 Nach Beschluß der Generalversammlung wird an Schofberger's Stelle Derjenige einrufen, der am Samstag die nächst meisten Stim­­men erhielt. Hierauf wurden die namentlich aufgerufenen und anwe­­senden Mitglieder des Zentralaussc­husses im Sinne des Gesetzes be­­eidet und die Generalversammlung mit der Erklärung des Vorligenden geschlossen, daß sich der Zentralausschuß mit Rücksicht auf die für den Wahlaft im Gesetz anberaumten Termine und bei der Dringlichkeit der Sache je früher Konstituiren möge, zu welchem Ende dem Präses des Zentralausschusses, Sen. Ignaz Ha­vas, die bezüglichen Erlässe des Ministers des Innern eingehändigt wurden.­­ Nach Schluß der Generalversammlung hielt sofort der Zen­­tralausschuß seine sonstitwhrende Sitzung. Zunächst wurden die Herren Alexius Gy­öry, Dr. Paul Mandl und Ladislaus Szil­­vásy zu Schriftführern des Zentralausschusses gewählt, nachdem Herr Johann Mérő eine Scriftführerstelle abgelehnt hatte, indem derselbe in­ gleicher Eigenschaft bei der Theresienstädter Denkpartei fungirt. Die Schriftführer danken für das Vertrauen und versprechen Eifer und Pflichttreue in ihrem­­ Wirken. Hierauf wurden die Kons­kriptionskom­­missionen für die fünf Wahlbezirke mit den Präses bestellt, u. a. 4 neue Stadt: Präses Karl Várady, Stellvertreter Stef. Kleh; Leopoldstadt: Präses Alex. Haris, Stellvertreter Flor. S­iz­mon; Theresienstadt: Präses Emerich Beliczay, Stellver­­treter Josef Schön und Adolf Schwaiger; Josefstadt: Präses Franz Rad­oc8ay, Stellvertreter Johann Xantus (Herr Konst. R­okk hatte die Wahl zum Präses dankend abgelehnt); Franz­­st­a­d­tz Präses Stefan Mo­ri­cz, Stellvertreter Moriz Nap­el. Die Vorfigenden der Wahlkommissionen fungiren auch beim Wahlakte in dieser Eigenschaft. Die Konskription der Wähler beginnt am 15. Mai in den hiezu bewußten Lokalitäten, und zwar Innere Stadt im Rathhaus, Leopoldstadt im Handelslandsgebäude, Theresien­­stadt im Blindeninstitut, Josephstadt in der Nationalreitschule und Franzstadt im Köttelet. Die Plakate über den Beginn der Wählerein­­schreibung werden morgen veröffentlicht.­­ Nächste Sitzung des Zentralausschusses morgen Vormittags 9 Uhr im Saale der Wirthschaftskommission im Rathhause. Gestern versammelten sich etwa 200 Wähler der Ofner Land­­straße und wählten unter Vorsit­zedinand ESEry’Ss ein aus 80 Mitgliedern bestehendes Komits , dessen Aufgabe es sein soll, einen oppositionellen Kandidaten in diesem Wahlbezirke zur Majorität zu verhelfen. Ueber Vorschlag des Präsidenten wurden ferner : Franz Straß jun. zum Vizepräsidenten und Franz Mader zum Schrift­­führer gewählt. Die Partei beschloß, daß im Komite zur Beschluß­­fassung zumindest ein Achtel der gesammten Mitgliederzahl anwesend sein müsse. Hierauf ergriff­­ Julius Hohl das Wort. Um den Standpunkt, den die ver­­sammelte Partei einnehme , klarzustellen , schilderte er die Schidsale Ungarns vom Beginne des 17. Jahrhunderts ab; er weist auf das verderbliche Wirken der Kamarilla hin, welche so lange bestanden, bis der ungarische Geist, das ungarische Genie und die ungarische Vernunft in der Person Eötvös', Kossuth's und Deak's erschienen sind und ihre Macht gebrochen haben. Redner verbreitet sich hierauf in einer langen Auseinandersezung über die legislatorische Thätigkeit des lezten Reichstages, sucht nachzuweisen, daß in dieser die Wirksam­­keit der Kamarilla klar zu Tage trete, und daß dem nicht eher abge­­holfen werden könne , als die 1848er Errungenschaften wieder intakt hergestellt sind. Karl Andorffy zieht eine Parallele zwischen dem Vorgehen der Reichstagsmajorität und dem der Reichstagsopposition, und ruft die Anwesenden zur Unterstüßung der Opposition auf. 22 Der Präsident dankt den Erschienenen für den bewiesenen Eifer für die gute Sache und schließt die Berathung.­­ Die nächste Berathung findet Samstag Abends um 6 Uhr statt. Auch in Neustift wurde ein oppositionelles Agitationskomite gewählt, dasselbe wird jeden Donnerstag um 4 Uhr Nachmittags im Kaffehaus „zur Kettenbrüe“ Sitzung halten. Ludwig Csern­atony veröffentlicht im „Ellener­“ den Rechen­­schaftsbericht über seine Thätigkeit auf dem jüngsten Reichstage, den er seinen Josefstädter Wählern zu erstatten gedenkt. Herr Csernatony be­­tont nach einer allgemeinen Betrachtung über den Stand der vater­­ländischen Angelegenheiten, daß der Reichstag manches Gute geschaffen und gewirkt habe. Vieles habe jedoch nicht geschehen können, weil die Opposition in ihrem Ringen nach der Reform bei der Regierungspartei dem unausgeregten Widerstande begegnet habe. Das Verdienst, anläß­­lic des deutsch-französischen Krieges unserer Monarchie den Frieden gewahrt zu haben, nimmt er gleich Jokai für die Linke in Anspruch. Zum Schlusse legt er den Wählern die große Wichtigkeit ihrer Ent­­schließung bei der nächsten Abgeordnetenwahl ans Herz und ermahnt sie dringend, gewissenhaft und wohlüberlegt zu wählen. In Preßburg ist gestern Minister Joseph Szlavy vor seinen Wählern erschienen. Hierüber berichten wir an anderer Stelle, hier aber wollen wir den Bericht über die Generalversammlung der Preßburger Stadtrepräsentanz, in welcher die neue Eintheilung der Wahlbezirke beschlossen wurde und deren Resultat wir bereits mitge­­theilt haben, kurz nachtragen.­­ Obergespan Neßter eröffnete am 20. April die Sitzung um 107­­ Uhr. Nachdem er die Authentisatoren nach Vorschrift des Gefeges ernannt hatte, die für diese Sitzung­ auch als Skrutatoren fungiren, präzisirte er die in der heutigen Situng zur Verhandlung gelangenden Gegenstände. In erster Reihe sei, nachdem von Seite des Ministeriums die sofortige Vornahme der für die Deputirtenwahl nöthigen Schritte angeordnet wurde, die Feststellung­ der Bezirke und Bildung des Zen­­tralwahlausschusses vorzunehmen. Anton“. Laban wies auf den 8. 11 des Organisationsstatuts hin; nach diesem dürfen nur solche Gegen­­stände bei der außerordentlichen Generalversammlung zur Verhandlung gelangen, die ordnungsgemäß einberufen und deren "Gegenstand auf dem Einladezettel ansprüchlich bezeichnet wurde. Es ist­ ihm eine Einla­­dung zur außerordentlichen Generalversammlung zugesendet, aber auf dieser sei als Verhandlungsgegenstand einzig und allein die Wahl des Zentralwahlausschusses geschrieben. Er stellt den Antrag, daß nur die­­ser Gegenstand allein heute in Verhandlung genommen werde. Nach langer Debatte wurde beschlossen, den Zentralausschuß- Antrag zu berathen. Der Zentralausschuß betont in seiner Motivirung besonders, daß durch die Zulassung der Israeliten zur Deputirtenwahl eine unverhältnißmäßige Vertheilung “der Bevölkerung­­ in den beiden Bezirken sich ergebe, welche auszugleichen eine Nothwendigkeit ist. Dem­­selben entnehmen wir, daß der Antrag derselben einer Dreier-Kommission zur Ueberprüfung übergeben wurde und hat der Ausschuß nachfolgende Bezirkseintheilung der Repräsentanz zur Annahme vorzulegen für noth­­wendig gefunden Die neue Theilungslinie „durchschneidet in folgender­ Richtung die Stadt :­­ Von der Donau ausgehend, vom Landungsplage der Dampf­­schiffe vor dem Verpflegemagazin durch die große Weprik, die lange Gasse über den­ Domplatz bis zur Ede der Venturgasse, durch diese so­­wie fortsezungsweise durch die Michaelergasse und durch das Michaeler­­thor, von Ida über den Lichtensteig in die Schöndorfergasse, dieser Gasse 78 seine . |. sowie Jgnaz 'Horpaczky ihre Vertreter zu wählen, spricht daß sie zu von­­der | *

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