Pester Lloyd, Mai 1872 (Jahrgang 19, nr. 102-125)
1872-05-16 / nr. 114
Ä, Belt, 15. Mai. Se. Exzellenz; der Herr Kriegsminister Freiherr ‚. Kuhn ist in seiner Art ein ganz vortrefflicher Mann, nicht nur tüchtig in seinem Fache, sondern auch als Mensch ob seines offenen ehrlichen Charakters in hohem Grade achtbar und auch wirklich geachtet ; selbst feine, oft [chon ans „göttliche“ streifende Grobheit entbehrt nicht einer gewissen Liebenswürdigkeit und sie wird namentlich dadurch alles Gehäffigen entkleidet, daß Se. Exzellenz sie — wie unser Herrgott die Sonne — auf Hohe und Nievere ganz gleich ihre Strahlen entfernen läßt. Wer den Herrn Kriegsminister einmal in einer Delegationsfigung gesehen, wie er sich in nernöser Haft den Schnurrbart dreht, bald mit der einen, bald mit der anderen Hand in die entsprechende Zarche der paffepoilirten Pantalons fährt und schließlich mit seinem Kernspruche voreinschlägt, weffen Ton deutlich beweifet , mit welcher Wonne Se. Erzellenz die verehrten Herren Mitglieder der hohen Delegation zur Thüre oder zum Fenster hinausspeichen möchte, der wird sich über alles dies zu trösten wissen , wenn er erfährt, daß Herr v. Kuhn einmal auf die Einladung eines sehr hohen Herrn, mit diesem in dessen Wagen nach Hause zu fahren, troden erwiderte, das sei ihm zu fade und daß er einen noch höheren Herrn einst mit der Bemerkung unterbrach : „Aber Euere...., wer hat Ihnen denn wieder diese Dummbheiten vorgeplauscht ?" Es liegt unstreitig etwas sehr Nespertables in dieser Gleichberechtigung und man pflegt deshalb mit dem Freihören v. Kuhn, was die Art und Weise seines Auftretens betrifft, nicht allzu streng ins Gericht zu gehen. Außerdem besikt Se. Exzellenz noch eine, wenigstens für seine Stellung Höchst schätenswerthe Eigenschaft: er ist sein Bartelmann und noch viel weniger ein Intrisquant, sondern vor Allem durch und durch, ja fast ausschließlich Soldat. Er wird nie mit Wilfen und Willen ein Geiet verlegen, aber der Befehl des Kaisers und das Untreffe der Armee geht ihm dennoch über Alles. Die militärische Reaktion, die im Desterreich sehon so viel Unheil angerichtet, hat mit all ihren Versuchen, den derzeitigen Kriegsminister für sich zu gewinnen, jederzeit schmähliches Blasso gemacht ; allein ebensowenig fällt es ihm ein, für den Liberalismus zu schwärmen, wenn er auch den verbisfenen Haß vieler seiner Standesgenossen gegen die Liberalen nicht im Entferntesten theilt ; den Marquis Prosa dürfte er einfach für einen Esel halten, weffen Fafeleien es gar nicht werth sind, daß ein richtiger Soldat sich ernstlicher mit ihnen beschäftige; derlei „sonderbare Schwärmer" würde Baron Kuhn sicherlich nie aufs Schaffet fenden, sondern sie höchstens zur Reinigung der Kasernenbetten von gewissen Täftigen Inwohnern kommandiren....... Wir behaupten nicht, dem Herrn dr. Kuhn "in diesem Portrait sonderlich geschmeichelt zu haben, aber mer ihn fennt, wird uns wohl zugestehen, daß wir ihm auch nicht Unrecht thun, ja er wird aus unserer Schilderung selbst ein gewisses Maß von Sympathie herausfinden, die wir auch gar nicht in Abrede stellen wollen. Allein es gibt denn doch Dinge, wo alle Gemüthlichkeit aufhört, und dahin gehört auch die Art und Weise, wie Herr v. Kuhn mit der jüngst zusammengetretenen Enquéte -ommission in der Kieferungsangelegenheit umspringt. Weder den Verlauf und den jüben Abbruch der Verhandlungen haben wir unseren Lesern berichtet. Alle dem Zivilstande angehörigen Mitglieder der Kommission, namentlich die Vertreter der Handelskammern von Wien und Pest-oien — also diejenigen Leute, die, mit Berlaub des Herrn Kriegsministers sei es gejagt, die Sache am besten verstehen — haben sich ganz entschieden gegen den Stene’schen Vertrag ausgesprochen ; es war ein förmlicher Hagel von niederschmetternden Argumenten, der sich da entlud und der Vertreter des Kriegsministeriums mußte nichts Anderes darauf zu erwidern, als die phramidale — nein, wir wollen uns nicht der Redeweise des Herrn. Kriegsministers befleißen — sagen wir also, als die unrichtige Behauptung, daß das Kriegsministerium nicht Die Förderung der volkswirthschaftlichen Untreffen, sondern ledigz sich die Schlagfertigkeit der Armee ins Auge zu laffen habe. Darauf laßt sich nun zweierlei erwidern:: Erstens, daß die Herren vom Kriegsministerium schon zu wiederholten Malen den Beweis geliefert haben, die wenig sie von der Schlagfertigkeit der Armee, insoferne dieselbe auch von der Bekleidung und Verpflegung abhängt, zu verstehen geruhen. Wünschen die Herren etwa, daß wir ihnen mit Thatsachen aus der Zeit unseres legten Krieges, aus dem Jahre 1866, aufwarten? Wenn sie es wünschen, so stehen wir ihnen gerne zu Befehl. Offenbar haben sie ja auch das damalige , System" für „entsprechend" gehalten, font hätten sie wohl ein anderes adoptirt, und doch zeigte es sich, daß sie sich getäuscht haben. Wie, wenn sie sich heute wieder täuschen ? Für ihre Infallibilität sprechen die bisherigen Erfahrungen seinesfalls eher für das Gegentheil, und heute wäre eine Täuschung in dieser Nichtung um so unverzeihlicher, als die Herren von so tüchtigen Fachmännern auf das Unzuweltmäßige des gegenwärtigen „Shitems" aufmerksam gemacht wurden. — Zweitens wäre es denn doch bes Herrn Kriegsministers nicht ganz unwiürdig, die Wichtigkeit der volfswirthschaftlichen Interessen auch von seinem Standpunkte aus einer etwas ernsteren Erwägung zu unterziehen. Montecucculi war auch sein schlechter General und was er mit seinem dreimal betonten „Geld“ bezeichnete, ist eben nichts anderes, als was wir mit einer Heinen Umschreibung „Förderung der volfswirthschaftlichen Untrefsen" nennen. Selbst wenn der Herr Kriegsminister der Meinung wäre, der Wohlstand der handels- und gewerbetreibenden Klassen sei nur dazu da, um die Armee zu ernähren und für den Fall eines Krieges große Opfer bringen zu können, selbst dann sollte Se. Erzelfenz von der Quelle dieses Wohlstandes, von der Förderung der mazteriellen Interessen, nicht gar so wegwerfend sprechen. Das Ende vom Liede ist, da der Herr Kriegsminister, wie unsere Lieder aus dem jüngsten Abendblatte wisfen, kurz weg erklärte, die Kommissionsmitglieder mögen reden, was sie wollen, er halte das gegenwärtige Shitem d. h. den Szeneden Vertrag für „entsprechend“ und dabei habe er zu verbleiben ; wollen indessen die Herren dennoch zu privatem Zeitvertreib die Details eines neuen Shitems ausarbeiten, so habe Se. Exzellenz nichts dagegen. Die Kommissionsmitglieder haben es abgelehnt, solche „Fleißaufgaben“ zu machen, mit denen sich — wie sie noch aus ihrer Schulzeit wissen — der Herr Lihrer daheim die Pfeife anzündet, und unserer Ansicht nach baten sie auch Necht daran, von jener gütigen Erlaubniß des Herrn istrieggministers seinen Gebrauch zu machen, sondern über die ganze Enquete-Komödie — denn als etwas anderes kann sie nach einer solchen Wendung nicht betrachtet werden — so rasch als möglich den Vorhang fallen zu lassen, trauernd um die Zeit und Mühe, welche sie verloren, und kaum mit dem Entschlusse scheidend, einem allfälligen künftigen Rufe des hohen Kriegsministeriums mit besonderem Eifer Folge zu leisten. Herr Baron von Kuhn ist schließlich noch so gnädtig, beizufügen, „Übrigens“ werde er die Sache vor die Delegationen bringen. Bardon — nicht „Übrigens“ und nicht durch das Kriegsministerium wird die Sache vor die Delegationen gebracht werden ; diese — ober doch menigstend bie un jarire — werden sich ihrer all ohne die Erlaubniß des Herrn von Kuhn bemächtigen, der ihnen ja nicht als Kommandant, sondern &l8 ein ihmen verantwortlicher Minister gegenübersteht, und den sie darüber zur Rechenschaft ziehen werden, ob und mit welchem Resultate er dem erhaltenen Auftrage nach gekommen it. Im Kriegsministerium mag man sich allerdings damit trösten — und es sind uns auch schon derartige Ber merfungen zu Ohren gekommen — bag die Einlegung einer Kommission zur Prüfung des Skene’schen Vertrages auf seinem Gehege, auf seinem von beiden Delegationen gefaßten, von Sr. Majdtát sanktionirten Beschlusse, sondern nur auf einer einseitigen Resolution der ungarischen Delegation beruft. Wir wollen hier sein Gewicht darauf legen, daß dieser Beschluß der ungarischen Delegation österreichischen mitgeteilt und von dieser zur Kenntniß genommen was worden ist, daß hier nur ein einseitiger Beschluß gallon vorliege , es vom Herzen bedauern, vorhanden wäre. Gelegenheit folgt daraus unangenehme Enttäuschung zu bereiten, auch der ohne Widerrede es gelten, ungarischen Dele? Glaubt der Herr Kriegsminister etwa, daß er sich über einen solchen „einseitigen Beschluß" Teichtfertig Hinwegfegen Fünne ? ! Wir würden derartige Anschauung weil wir dann in die unangenehme Nothwendigkeit verlegt würden, dem tapferen und liebenswürdigen General bei der nächsten Delegation eine sehr denen nicht wirken wir der gefeggebenden Gewalt beigetreten, sind allerdings keine Gebete, dafür nicht in Anklagestand aber sie mitten von Seite der verantwortlichen Minister nichtödestoweniger respeftirt werden. Auch unser Abgeordnetenhaus faßt Mefifutionen, denen unweber das Oberhaus Beitritt, wo die Krone ihre Sanktion ertheilt, und doc nicht mit e8 feinem unserer Minister rathen, eine solche Resolution unbeachtet zu lassen. Man würde ihn Geietesverlegung doch nicht besehuldigen kann, allein es gibt Mittel genug, um Geld eines widerhaarigen Ministers Herr zu werden und es wäre wirklich sehr bedauerlich, wenn der Herr Kriegsminister von der Neugierde geplagt wäre, die Natur dieser Mittel aus eigener Erfahrung kennen zu lernen. Dieselbe ungarische Delegation, deren „einseitiger" Beschluf vom Minister der sehuldigen Achtung behandelt würde, b dieselbe Delegation hat auch diesem Minister Budget zu bewilligen, und wenn sie es nicht bewilligt, dann würde selbst bei entgegengefegter Meinung der beiden anderen Fakoren auf solche Verweigerung hätte natürlich indem der Sache nichts werben. Eine nicht den Sinn, daß die ungarische Delegation das gemeinsame Heer abschaffen will, die dafür erforderlichen Kosten verweigert, sondern der ungarische Vertretungser würde nur förperfein Vertrauen Besschlüsfe dieses Körpers zur Verfügung und das hat, auch sprochen habe und sonders von der Meinung ormvialität Ihen theilgenommen haben daß neben schaftlichen sein Dürfen. Interessen der Handel» Anspruch zu erheben die vollen Gewichte nach zu würdigen weiß ; das Weitere würde sich dann fon finden. Glückicherweise stehen dem Herrn Baron Kuhn bis zum Zusammentritt der Delegationen mindestens noch vier Monate ist wohl eine Hinlängliche Zeit, um darüber nachzudenken, ob die Art und Weise, wie Seerzellen, den Beschluß der ungarischen Delegation ausgeführt Haltung wirklich den Intentionen dieser Körperschaft entdaß die Einberufung der Enquetekommission nur sollte und daß der Herr Kriegsminister mit seinen Stellvertretern, Adjutanten und Intendantin die Sache schließlich doch besser verstehe, als all jene nicht militärischen Kommissionsberathungen Armee und stellten, volfswirtigemerbetreibenden Philister denn Doch auch auf einige Berücksichtigung Seitens des hohen Militar-aerams 68 sei alle Faktoren sie ihrer so fein Mitglieder, wenn viel heißen, Vorgänger und daß eine verfegen, fegen dann nicht ihrem welche an und die Laffen wir weil man Anforderung der Resolutionen, ob unsere fünftigen Delegirten, zu urtheilen, durchdrungen naive der Schlagfertigkeit der die ihn wirklich einer sein in einen Minister, der nach der fammt sein dürften, eine leere fo fion Belt, 15. Mai. S. So weiter wir vorschreiten in der Wahlbewegung, desto bunter gestaltet sich, das Bild, welches unsere öffentlichen Zustände darbieten. Es ist gewiß, daß die Wahlbetheiligung, das allgemeine Interesse für die Reichstagswahlen, heute eine Ausdehnung annehmen, wie solches vordem niemals der Fall gewesen. Am rührigsten sind in diesem Getriebe jene Elemente, die den verschiedenen Fraktionen der , finfen" und den „Nationalen” angehören. Dieser Umstand erklärt sieicht aus der Thatsache, daß einerseits unsere bisherige „gemäßigte Linke” den Kampf um ihr argbedrohtes Dasein sümpft, also in dem Zustande eines Ertrinkenden sich ber findet, der nach jedem Strohhalme greift, um Wettung zu gewinnen; anderseits Konfurriven mit Kieser niedergehenden Partei die aggressiven Elemente der „äußerten Linken“ und der „Nationalen. Die Scheidung zwischen dem „Linken Zentrum” und der Partei der „Unversöhnlichen“ ist seit dem Auftreten 8. Tipa’s in Debregzin zu einer stets tiefer und weiter gehenden Trennung geworben, wobei jedoch der Borztheil auf Seiten der „Aeußersten” sich befindet. Gegenüber der Halbheit, Unentschiedenheit, dem „Hangen und Bangen in schwebender Pein”, womit das “inte Zentrum” den Standpunft von 1848 zurückwies, ohne den von 1867 zu acceptiren, erscheint die starre Konsequenz der „1848er Partei“ als achtenswerth ; denn,,es liegt Methode in diesem Wahnsinn" und diese Starrheit der politischen Unsinnigkeit erscheint dem gemeinen Manne als glorieuter Heldenmuth und Patriotismus, welchem Umstande diese „Äußerste Linke" manche Siege verdanken wird. Das „Linke Zentrum” fühlt auch seine fatale Stellung und daher erklärt sich einerseits die fieberhafte Gereiztheit, womit diese politische Partei ihre „Negierungsfähigkeit" bar thun will; anderseits beweist aber eben ihr Zugreifen nach jedwedem Hilfsmittel die Hoffnungslosigkeit, in der sie sich befindet. Was noch auf politische Reputation Anspruch machen will, wird sich allerdings noch bei Zeiten unter die Fahne des besonnenen 8. Ghyczy flüchten, der bekanntlich das Biharer Programm von 1867 in seinem Briefe an die Komorner in solenner Weise verworfen hat; die Anderen aber verfallen dann um so sicherer der Verschmelzung mit den „Unversöhnlichen“ und darf uns in dieser Beziehung das kollegiale zusammengehen Lad. Tipa’S mit Adam Szár in Maros-Väsärhely als symbolische Andeutung gelten. Allein noch ein Anderes wird deutlich bei Betrachtung der gegenwärtigen Parteibewegung. Wir meinen die außergewöhnliche Nahrigkeit, welche die „Nationalen“ in allen Gebieten der St. Stephanskrone entfalten. Es ist nicht lange her, daß wir und mit den diesbezüglichen Bestrebungen der Serben beschätigt haben. Schon damals deuteten wir an, daß diese „nationalen“ Umtriebe heute um so gefährlicher und eben deshalb um so beachtenswerther sind, als wir es hier nicht mit vereinzelten Demonstrationen nationaler Malkontenten, sondern mit einem wohlgefügten dagitationssystem zu thun haben. Die Slawen unserer Monarchie haben das Dezennium der Konstitutionellen Aera dazu benügt, um sich allmälig in engste Beziehungen untereinander zu fegen, so daß in allen ihren Unternehmungen das Prinzip der Gemeinsamkeit und Gegenseitigkeit zu erkennen ist. Was Böhmen, Mährer, Slowenen und Dalmatiner jenseits der Leitha erstlich nur unter sich bewerkstelligt und öffentlich verlahrt haben, das wurde im Vorjahre durch die „Führer der Kroaten in dem bekannten Septembermanifeste auch für die Länder der ungarischen Krone ausgesprochen und die serbischen Programme von Neutag und Groß-Becsserer bestätigten es, nämlich die Solidarität all der unzufriedenen flavischen und rumänischen Nationalitäten in Oesterreich-Ungarn. Neuestens erhielt dieses Prinzip eine abermalige Bekräftigung durch die Erklärung der am 9. und 10.d.M. in Arad abgehaltenen „großen Rumänenversammlung. Diese Versammlung, deren Einleitung durch eine vorherige Besprechung der Herren Mocsonyi und Babeich in Temesvár geschehen war, entsprach in ihren Beischlüssen ganzin dem serbischen Programme von Groß-Becsieret. Das Prinzip der Gegenseitigkeit „mit allen gleichgesinnten Nationalitäten im Lande" steht an der Seite der rumänischen Beischlüffe, die auch in ihren übrigen Theilen mit den X Ideen der Kroatischen „Nationalpartei" und den Ansichten des Herrn Dr. Miletice bestens harmoniren. Wir müßten also nur Oftgesagtes wiederholen, wollten wir hier abermals den „Ansprücen” der Nationalitäten ins Einzelne folgen. Es kann ohnweigerlich zugestanden werden, mag die Wünsche dieser Wolfestämme hie und da seitens des Staates Berücksichtigung finden sollten; ja wir sind sogar entschiedene Freunde einer fördernden, staatlichen Unterstügung der kulturellen Anstrebungen der Nationalitäten, weil wir wissen, daß die Unfultur der größte Feind eines geordneten Staatslebens ist: ‚allein infolange die Nationalitäten ihre berechtigten Ansprüche mit politischen Forderungen vermischen, deren Gewährung mit einer allmäligen Zerlegung der Einheitlichkeit des Staates gleichbedeutend wäre; infolange die Nationalitäten und ihre Führer den Schwerpunkt ihrer kulturellen und politischen Tendenzen nicht innerhalb des ungarischen Staates suchen und für den gedeihlichen Fortbestand dieses und des historisch und politisch gerechtfertigten Verbandes mit Oesterreich nicht mit Entschiedenheit eintreten” — insolange dann von Konzessionen an diese Nationalitäten seine Mode sein. Jede Gewährung wäre ja nur eine Waffe gegen den Staat selber und dag hieße, dem Staate einen Selbstmord zu mathen. Man sage nicht, daß die Nationalitäten „innerhalb der Grenzen des politischen Landesgebietes" ihre Wünsche befriedigen wollen; man bringe nicht als "Loyalität" vor, dabie legte Numänenversammlung die Kroaten „nur so lange" unterfragen will, als diese Lettern „sich nicht von der Stephandkrone Toszureißen beabsichtigen". Das sind alles sehr fadenscheinige Bemäntelungen des eigentlichen Endzweckes. Over haben nicht auch die Araber Rumänen beschlossen, der G.A. XII. v. 9. 1867 sei „mit jedem gefeglichen Mittel anzugreifen“, weil dieses Gefeg angeblich „die Magyaren verhindere, den Nationalitäten die Gleichberechtigung zu gewähren". Was doch diesem Ausgleichsgefeg für entfegliche Gruben aufgelastet werden! Mit der Heuchlerischen Miene bei Mitleivigen reichen die Herren Mocsonyi-Babeth den „Linien“ aller Fraktionen die Hand zur Abschaffung des G.A. XII.: 1867, es sollen diese „Linken“ gewonnen werden für die Absichten der „Nationalen”, die da erklären: „Sie wissen wohl, daß das edle Bolt der Magyaren von Freunden und Anhängern der Clique Doncsina-Miletics-Mocsonyi-Tóth- Paulinyi-Debrzansty gerne all die anspruchsvollen Dinge gestatten würde; nur das abscheuliche Gefeg mit Oesterreich, der verhaßte „Ausgleich“, der Dualismus verhindere sie an diesem Selbstmorde." Und die Herren Tipa » Maparap- Bakcsi nnden beifällig und lassen an die Brüder Rumänen einen sehmeichelhaften Ruf ergehen, worin ihnen „alles Andere“ geboten wird, sobald sie nur einstehen für die Abschaffung des gemeinsamen Ministeriums, der Delegationen und des gemeinsamen Heeres. Haben diese „Männer der Linken" wohl bedacht, was sie da gethan? Wir können es nimmer glauben, oder sie treiben mit Absicht ein gefährliches Spiel, indem sie Geister heraufbeschwören, die sie nicht mehr bändigen künnen. Wer nicht alle Besonnenheit und Objektivität verloren, dem muß gerade das Ankämpfen der Nationalitäten gegen den 6Ter Ausgleich ein Beweis von der Nothwendigkeit desselben sein. €&8 bewarf wahrlich nur geringer Kenntniß der Geschichte und der politisch-sozialen Zustände der Gegenwart, um einzusehen, daß in Oesterreich-Ungarn nur Das deutscher und maghyarische Element das eigentlich staatenbildende Kulturelement gewesen ist und bis heute als solches fortdauert. Auf diesen ethnographischen Grundlagen muß darum die Monarchie ruhen; Deutsche und Magyaren sind die beiden politischen Nationen derselben. Nur wenn diese Nothwendigkeit einer solchen Präponderanz der Deutschen in Oesterreich und der Magyaren in Ungarn allseitig anerkannt und zur Geltung gelangt ist, können die politischen Verhältnisse einer ruhigen Entwickklung entgegengehen. “Diese beiden politischen Nationen, so eifersüchtig sie ihre politische Superiorität hüten müssen, werden jedoch im unwohlverstandenen eigenen Amtere sie nicht entgegentreten, sobald die kleineren Bosfsstämme der Monarchie auf kulturellem Gebiete, in Kirche, Schule und Gemeinde, in Wissenschaft und Kunst ihre nationale Besonderheit pflegen und vervollkommnen, ja der politisch einheitliche Staat mit der ungetheilten, einigen politischen Nation wird bereitwillig diese Bildungsbestrebungen der Nationalitäten auch thatsächlich fördern. Wer aber die Leidenschaft, Befangenheit oder niedere Kultur der verschiedenen nichtdeutschen und nichtmagyarischen Volksstämme in Oesterreich-Ungarn dazu bewußt, um einseitige politische Parteizweckk zu erreichen , der ist entweder ein bösmwilliger oder ein leichtsinniger Fanatifer, und das Baterzland kann es nicht ruhig ansehen, wenn auch bei un" einzelne „Lührer" eine derartige herostratische Rolle spielen wollen. Erfreulich war es Übrigens, wahrzunehmen, daß in der Mitte dieser malfontenten Nationalitäten Männer leben, die, unbeeinflußt von dem agitatorischen Treiben der „Führer“, die Liebe zur eigenen Nationalität mit aufrichtiger Batelandsliebe zu vereinen wissen und darum auch ihr Bolt vor Ueberstürzung warnen und zur Besonnenheit auffordern. Die Haltung der Herren Hobofiu, Stanecfu, B. Bogban, welche den Ausschreitungen der Partei Mocsonyi-Babeich entschieden entgegentraten, gibt und die Hoffnung, daß die Zeit gekommen ist, wo perlei Männer allerwärts sich zusammenthin in gemeinsam energieerchat um Demebetchärten, verliekten Bolfe die Augen zu öffnen. Auch in Siebenbürgen machten sich solche besonnenere Stimmen der Rumänen geltend. Möchten doch alle diese Wolfsstämme zur Einsicht gelangen, daß ihnen nicht politische Utopien, sondern einzig und allein eine rüstige Arbeit auf dem Gelbe der geistigen und materiellen Kultur ihrer Dasein filtern kann. eine politische Institution der Welt rettet ein Bolt vom sichern Untergange, sobald bagfelbe in geistiger, moralischer und mate: tiefer Hinsicht verkommen ist. Auf derlei Reformbestrebungen mögen die „nationalen Führer" ihr Augenmerk richten und jeder Patriot wird sie freudig unterfragen ; rütteln sie aber an dem Staatsgebäude, dann werden sie auf ebenso entschiedene, wie unwohlgerüstete Abwehr treffen. “ Der große Landesausflug der Linken hielt heute Vormittags 10 Uhr im Lokale des Klubs der Linken eine Sikung ab. Die Sigung wurde dur Koloman Tiba eröffnet, der die Auschuhmitglieder begrüßte und mit Bedauern bekanntgab, daß der Präsident der Parteikonferenz, Koloman Ghyczy, behufs S Herstellung seiner Gesundheit nach Karlsbad reiste. fia wünscht, daß die Vorsehung die Kräfte Ghyczy’s dem D Vaterlande an fortan erhalte. Diese Worte wurden mit stürmischen Essens aufgenommen. — Sodann wird der Bericht des Erelativsomites verlesen. Aus diesem Berichte ist — mie „Hon“ bemerkt — zu entnehmen, daß die Partei, falls sie auch fortan die gehörige Energie entwickelt, gegründete Hoffnung auf die Erlangung der Majorität besist. Der Ausschuß nahm den Bericht des re futiosomites zur Kenntniß, worauf Paul Móricz den Ausschuß ersuhr, daß in Bezirken, welche noch seinen Kandidaten hefien, solche aufgestellt werden mögen. 63 wurde der Beschluß gefaßt, daß überall dort, wo die Partei Anhänger befist, Kandidaten bestimmt aufgestellt werden, daß das Erelativsomite hievon verständigt und, wenn nöthig, ersucht werde, Kandidaten zu designiren. Nachdem noch Kol. Tiba den Mitgliedern des Ausschusses seinen Dant für ihr Erscheinen volirte, wurde an Ghyczy aus der Sikung ein Dant, Anerkennung und Beglüdwünschungstelegramm gesdicht, und theilte sich der Ausschuß in Sektionen, wo die Deputirten der einzelnen Bezirke ihre Borzlagen unterbreiteten. za.Der Präsident des Vest Diner Handels und Wechselgerichtes hat angesichts der Ausschreitungen gemilser Lizitationsgesellschaften bei Öffentlichen Lizitationen dem fön. ungar. A Justizminister den motivirten Antrag vorgelegt, es mögen die polizeilichen Organe gehalten sein, in allen Fällen, wo solche Mißbräuche abzustellen sind, über unmittelbare Requisition eines Gerichtsvorsiehers sogleich einzuschreiten. Gleichzeitig wird in dem Antrage die Aufstellung einer öffentlichen Versteigerungshalle beantragt. = Die telegraphisch signalisirte pragmatische Darstellung der Hohenlohe: Angelegenheit liegt und in der heute eingelangten „Rordd. Allg. 31a." vor. Wir geben viefelbe im Wortlaute wieder. Das hochoffiziöse Organ der Regierung des Fürsten Bismarc schreibt : Der Geschäftsträger beim päpstlichen Stuhl, Herr v. Derenthall, hatte unter dem 25. April, einer Weisung zufolge, den Kardinal, Staats-Sekretär vertraulich davon in Kenntniß gefegt, daß der un seinee Herr, den Kardinal Fürsten Hohenlohe zum Botschafter des Deutschen Reiches bei dem heiligen Stuhl zu ernennen geruht habe, sowie daß Seine Eminenz der Kardinal Hohenlohe mit Nächstem sich nach Rom begeben werde, um ich persönlich zu wergemiltern, ob seine Ernennung dem Papste genehmt wäre, und um, im alle günstiger Antwort, alsbald sein Beglaubigungsschreiben zu überreichen. Die Tage vom 25. April bis Anfang Mai vergingen ohne eine Rückäußerung seitens der Kurie. Unter dem 1. Mai erhielt der Gesschäftsträger den Auftrag der Reichsregierung, amtlich anzufragen. Er richtete an demselben Tage an den Kardinal Antonelli das Erfuhren, nach Einholung der Befehle des heiligen Vater ihm zu notizisiren, ob die Wahl Seiner Majestät des Kaisers und Königs Seiner Heiligkeit genehm sei. Hierauf endlich erfolgte unter dem 2. Mai die Antwort der Kurie. Der Kardinal Antonelli entschuldigte sein bisheriges Stillschweigen damit, daß Herr von Derenthall das bevorsteibende Eintreffen des ernannten Botschafters angekündigt habe, der sich persönlich in Betreff der Genehmhaltung des Bapstes zu vergemisteln willens gewesen sei. »Der Staatssekretär hat es sich nach dem zweiten Shreiben nunmehr angelegen sein lassen,die Befehle des,Papstes»einzuh-xen und eröffnet dem Geschäftsträger,daß Seine Hetln gert,wiewohl»nicht unempfindlich für die Intention des Kaisers,dessen UULeUchtetInVelt UU- angenehmen Lage sei,einen Kardinalverheiliger kömische Klkcih zumal bei den gegenwärtigen Umständen des heiligen Stuhls, nicht autorisiren zu künnen zur Annahme einer so delifaten und gewichtigen DObliegenheit. Das amtliche Schreiben des Geschäftsträgers v. Derenthall, ddo. 1. Mai, lautet: „Monseigneur ! Durch mein Schreiben vom 25. April habe ich die Ehre gehabt, Eure Eminenz davon in Kenntniß zu fegen, daß Seine Majestät der Kaiser und König, mein erhabener Herr, den Herrn Kardinal Fürsten Hohenlohe zum Botschafter des deutschen Reiches bei dem heiligen Stuhle zu ernennen geruht haben. Meine Regierung beauftragt mich heute, Cure Eminenz zu ersuhen, daß Sie nach Einholung der Befehle des heiligen Vaters mich benachrichtigen wollen, ob diese Wahl Seiner Majestät des Kaisers und Königs Seiner Heiligkeit genehm sei. Genehmigen Sie u. s. w. Derenthall." Die hierauf in Italienischer Sprache erfolgte Antwort Antonelli’S lautet in deutscher Uebersetzung wie folgt: „Hochgeehrtester Herr ! - - Ich hatte bis jetzt auf die Mittheilung Euer Hochwohlgeboten vom 25. vergangenen Monats, mit welcher Sie mich über den von Seiner Majestät, dem Kaiser und König, Ihrem erhabenen Herren, gefaßten Entschluß, den Herrn Kardinal Hohenlohe zum Botschafter des deutschen Reiches beim heiligen Stuhl zu ernennen, in Kenntniß seßen, seine Ermwiederung gegeben, weil in dieser Mittheilung Sie mir zu erkennen gaben, daß in Kurzem die gedachte Eminenz fi nach Rom begeben wirde, um sich persönlich zu vergewissern, ob diese Ernennung dem heiligen Vater genehm sei. Um nun dem in Ihrem gestrigen Schreiben ausgedrückten MWunfche zu entsprechen, habe ich es mir angelegen sein lassen, darüber die Befehle des heiligen Vaters einzuholen und ich habe die Ehre, Euer Hochmohl geboren zu eröffnen, hab,m während Seine Heiligkeit für den Gedanken Seiner Majestät des Kaisers und Königs empfänglich ist, Sie doch bedauert, einen Kardinal der heiligen römischen Kirche, auch wegen der augenblldlichen Umstände des heiligen Stabes, nicht autorisiren zu können zur Annahme eines so delifaten und wichtigen Amtes. Auch bei dieser Gelegenheit u. f. w. Nom, den 2. Mai 1872, Antonelli.“ Zur Charakteristik der Umgebung des b. Vaters theilt die „Gas. v’%t.” folgendes an sie gerichtete Schreiben mit : d kann ihnen authentische und bestimmte Einzelheiten über diesen Vorfall (die Ernennung Hohenlohe’s) mittheilen. Fürst Bismarc wollte den erlauchten Burpurträger in der That mit der Vertretung betrauen, an der ihm so viel lag, und der Kardinal Hohenlohe schrieb, wie e am Plage war, mit eigener Hand an den b. Vater, um ihm anzumelden, daß der Kaiser Wilhelm die Absicht hege, ihm eine Mis Ben anzuvertrauen, die ebenso nüglich für die Kirche, wie ehrenvoll ür das b. Kollegium und seine Versen sei; er drückte daher seine Zuversicht aus, daß Se. Heiligkeit diese Wahl bilgen und ihm gestatten würde, die Mission anzunehmen. Der Brief des Kardinals war respektvoll, höflich und mit großer Marme geschrieben. Aber statt: Gefallen zu finden, erregte er den Zorn der ganzen Gesellsschaft von Jesuiten, Konzilverfechtern und Franzosen, die im apostolischen Palast Ei Mefen treiben. Der Bapst selbst viktirte die Antwort, die in seinem amen Migr. Cenni, sein Interimssekretär, an den Fürsten Hohenlohe schrieb. Migr. Cenni sagte, „daß der sonderbare Vorschlag St. Eminenz dem b. Vater zur größten Verwunderung gereicht habe. Statt an Gesandtschaften protestantischer Fürsten, diplomatische Ehren und ähnliche Eitelkeiten zu denken, sollte sich Se. Eminenz vor allen Dingen daran erinnern, daß er Kardinal der heiligen römischen Kirche sei und daß diese hohe Würde, die alle irvischen Ehren weit übertreffe, ihm auch die heilige Pflicht auferlege, an der Seite des gefangenen Ventifer zu stehen, eine Pflicht, die der Kardinal gänzlich vergessen zu haben schiene". Falls der Kardinal von Hohenlohe dieser Aufforderung nicht Folge leisten sollte, so glaubt man, werde gegen ihn in ähnlicher ze wie gegen seinen Freund, den Kardinal v’Andrea verfahren werden. Wahlbewegung. Der Ausschuß der Innerstädter Dealpartei versammelte sich heute Nachmittags im Magistratssaale unter Boreit des Herrn Grafen Georg Károlyi zu einer Berathung. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete die Wahl eines Fünfer-Komites in den Zentralausschuß der Denkpartei der Stadt West; es wurden gewählt die Herren Alexander Bertha, Heinrich v. Vévai, Apáti, Dr. Környei und Karl Vida. Zum Kaffier wurde Herr Thuroczy bestimmt, und beschlossen, vorerst hundert Fahnen anzuschaffen, um ähnlich wie in den Vorstädten, die Häuser mit denselben zu schmücen. « Die deäkistischenl Wähler der innern Stadt werden mittelst Aufrufe versucht Perdesmja nicht zu er, die Stimmzettel bei der Wahlkommission im Stadthause abzuholen, und es an ihren Pflicht anzusehen, ihr Wahlrecht auszuüben, damit die artei des großen Patrioten am Tage der Wahl in imposanter, achtunggebietender Zahl an der Urne erscheine. Einige der Ausschußmitglieder machten sich überdies ernötig, von Haus zu Haus zu geben, und jeden Wähler zu ersuchen, sein Wahlrecht auszuüben. Die oppositionellen Wähler der Bejter Leopoldstadt werden vom oppositionellen Komite eingeladen, zu einer am 17. b. (Freitag), Abends 7 Uhr, in den Ruf der den Loyalitäten auf der Szechenyi-Promenade abzuhaltenden Parteikonferenz zu erscheinen. Daszselbe Komité erläßt nachfolgenden Aufruf: Parteigenossen! Die Nothwendigkeit fordert es, daß unsere Parteimänner auch in der Leopoldstadt sich unter die Fahne schaaren, auf welcher Fortschritt, Freiheit und Rechtsgleichheit geschrieben steht. Dieser bedeutende hauptstädte Mahlbezirk soll mit dem Beispiele vorangehen. Von der Ausz ügung dieses schönsten aller konstitutionellen Rechte schließe sich Niemann aus, denn würdig hessen ist nur derjenige, der hievon Gebrauch macht. 63 ist Zeit, daß an Stelle des Indifferentismus und der Enthaltung, die sich bei der jüngst stattgehabten Deputirtenwahl zeigte, warme Theilnahme und offenes Belennen der Barteifarbe trete. Alle, deren Wunsch es ist, daß die Leopoldstadt auf dem Neichstage durch einen der Linken angehörigen Deputirten vertreten sei, mögen dies offen durch Abgabe ihres Votums benennen. Alle, die der Bolitit unserer Regierung nicht huldigen, und das Zurückbleiben auf dem Gebiete der Reform und des Fortschrittes beklagen, mögen Jőkés Ueberzeugung offen Anspruch verleihen. Wir ersuchen daher unsere Parteigenossen, an der die gehörige Organisation unserer Partei bezweden,den Berathung so zahlreich als möglich theilzunehmen. Laffe sich Niemand durch das Selbstvertrauen der Gegenpartei, ald wäre sie in der Leopoldstadt unbesiegbar, zurückbrechen, was nicht war, kann werden. Nur in jenem Siege liegt Berdienst, dem Kampf vorangegangen. 63 lebe das Vaterland! es ebe der König! es ebe die Konstitution ! Paul Hoffmann hat seinen Rechenschaftsbericht an die Mattersdorfer Wähler veröffentlicht;darin äußert er sichiber unser Parteiwesen folgendermaßen: Unsere Partei,welche als Reichstagsmajorität und maßgebende Stütze der Regierung alle Entscheidung treffen und daher die ganze Aktion vollziehen mußte, hatte sich erst anläßlich des sogenannten Ausgleichswertes gebildet und außer ven dazu bewegenden Motiven und Anschauungen bisher noch seinerlei Gemeinsamkeit auch weiterhin projektivender Bolitit, seinerlei auch anderweitig prinzipiell entscheidender Einigung statuirt. Dieser Umstand hatte und hat eine günstige, aber auch eine noch mehr ungünstige Folge. Günstig ist, daß auf Grundlage eines Programms, das lediglich die Aufrechthaltung der durch den Ausgleich geschaffenen staatsrechtlichen Verhältnisse bezweckt, Individuen von verschiedenter Denkungsart zu einer großen Partei sicheinigen konnten, was nur derjenige unterschagen wird, wer nicht begreifen will, daß der Ausgleich und der auf demselben beruhende Zustand wohl ein Gebot staatsmännlicher Klugheit, das Ergebniß politischer Nothwendigkeit, aber seineswegs eine Kalamität blos momentaner Zwangslage war und ist, daß Ungarn dadurch das bei den neugestalteten europäischen Machtverhältnissen möglichst günstige und gesicherte Dasein erlangt habe. Nichtsdesto weniger wird aber das Vortheilhafte besugter Unentschiedenheit innerhalb unserer Partei duch damit verbundene Nachtheile bedeutend übermogen. 63 ist sonnenflar und bereits vielfach sowohl thatsächlich uiverfahren als auch besprochen worden, daß in Betreff solcher Angelegenheiten und Fragen, welche mit dem Ausgleichsunwert in seiner Beziehung stehen, somit seit Durchführung desselben hinsichtlich der meisten, ja der eigentlichen und wichtigsten Aufgaben unserer Legislative und Regierung, das einheitliche Vorgehen unserer Parteigenossen nur vermöge beinahe fortwährender Verzichtleistung und Selbstverleugnung seitens des einen oder des anderen Bruchtheiles derselben möglich waren, ist. Man hat zwar, um diese heile Sachlage zu besiedlungen, die in gewissem Sinne richtige Bemerkung wiederholt, pa