Pester Lloyd - Abendblatt, April 1875 (Jahrgang 22, nr. 73-98)

1875-04-22 / nr. 91

jestät die dalmatinische Reife abkürzen werde,um den­ unga­­rischen Reichstag persönlich schließen zu können. Wir können ver­­fidgern, daß diesbezüglich bisher seinerlei Beschluß gefaßt worden ist, abgesehen davon, daß Se. Mojestät , ohne das Reifeprogramm ändern zu müssen, am 15. Mai den Reichstag persönlich schließen könnte. Der bisherige Verlauf der­ Neichstags-Verhandlungen be­­nimmt übrigens immer mehr und, mehr die Hoffnung, daß die­­ € Í Sdlrekbung des NReichstags noch­ vor den Pfingstfeiertagen möglich sein wird. Das Oberhaus zieht nit nur die Verhandlungen in die Länge, sondern macht in Folge verschiebener votirter Modifikationen­­ wiederholte Nuntienmechtel mötbig, die jedenfalls so wie die Berr handlung des Handelsgefeg-Entwurfes und wo einiger kleinerer Vorlagen so viel Zeit in Anspruch nehmen werden, daß der Reichs­­tag vielleicht erst nach den Pfingsten­­ geschlossen werden kann. Was die Reife Sr. Majestät betrifft, sol dieselbe nac­h den neuesten telegraphischen Nachrichten nicht nur nicht verkürzt, sondern noch um zwei Tage verlängert werden.­­Die Generalkongregation des Kolpzfer Komis­sars hat am 20.d.M.unter Vorsitz des Obergespans Grafen Koloman Esterházy stattgefunden. In der Eröffnungsrede erwähnte der Obergespan­­ die Fusion der Parteien und wurde sodann, nach Verlesung der Zuschrift des Ministeriums, in welcher die Weiernahme der Regierungsgeschäfte angezeigt­­ wird, beschlossen, an dasselbe eine in warmem Tome gehaltene Vertrauensadresse abzusenden. An Stelle des verstorbenen Vizegespans Paul Macs £&­­9 wurde der­ bisherige Obemotär Nikolaus Gyarmathy und Stefan­ Bo­nis zum Obemotär gewählt­­ (Ei­nzelne Nummern 5 Br. in allen Verfehlerplokaten.) Aus dem Reichstage. . Peäsident Koloman Ghyczy eröffnet die. Sigung des Abgeordnetenhauses um 10 Uhr. En A Schriftführer fungiren: Szeniczey, Wächter, eöthn.. « « Agden Fähn ist er fauteuilM Szoll,Simonyi-Pers­ende Da Protokoll der besten Gitung wird verlesen und ezel, guthentigirt. ···· Präsident hat keinerlec Emldufsgnzsxmeldm Josefzomjaörichtet an den Muiustex deannern eine nterpellation de anhalts ob er davon Kenntniß habe, daß eine ufschrift des Szabolcger Komitates wegen Nacherstattung der zur ‚Zeitung der Wahl im Jahre 1872 nothmendigen Ausgaben an den Finanzausschuß gewiesen, aber in ungünstiger Weise erledigt wurde , daß man jegt von dem Wahlpräses die Gestattung der vom Zen­tralausschusse­­ gemachten Ausgaben fordert und gegen denselben einen Prozeßs eingeleitet habe? Der iterpellant fragt nun, ob ab­ diesem Weberstande­­ abhelfen und die Kosten deben wolle­n N Die Interpellation wird dem Minister des Innern zugestell werden. a Radislaus Szögyényi überreicht den Bericht des stän­­igen, BBerificatione dé gufses über das Wahlprotokoll des im Bourgöer Bezirk­ gewählten Grafen Emerich Somisid. Der­­selbe wird mit Vorbehalt der üblichen, 30tägigen Frist als verifiziert erklärt und in die 1. Sektion eingetheilt. ..„Emeric Hußär überreicht den Zentral-Ausschuß-Bericht, betreffend den Gefäßentwurf über den mit Maßland geschlossenen Vertrag zur­ Auslieferung der gemeinen Verbrecher. "7. Der Gelegentwurf wird nach dem Handelöl oder zur Ber­handlung­­ gelangen. _ .­. . ..,Thaddäus Brilepsy, überreicht den Bericht der zur Prüfung der Schlußrechnungen entsendeten Kommission über die 1870er Schlußrechnungen.­­, Folgt die Tagesordnung. Zur Verhandlung gelangt der,­­ Gelegentwurf, betreffend die Verlängerung der Indemnität bis Ende Mai E 1 Der Referent Des­ed SEN SB Ludwig Horváth empfiehlt, die Vorlage mit wenigen a 6 5611 meist darauf hin, wer begreift es troß der Yufion­ne a das des Notariatsgefeges am 1. August überbringt. Das Nuntium wird verlesen, Sulon auf Grund gemilser Tranzaktionen zu Stande kam und eide Barteien nachgeben mußten. Der Abgeordnete Simonyi nit dem linken Zentrum an? Sie erklären sich auch bereit, Biharer Punkte anzunehmen. (Heiterkeit.) a, marım haben Sie denn diese Punkte angegriffen, als wir sie aufstellten ? (Lebhafter Beifall im Zentrum.) ·· · Abgesehenhievon.willtch bezü­glich der Biharer Pun­k­te nur noch eine Bemerkung machen·Dieselben bildeten nie ein Parteiprogramm,sondern es bestand zwischen den getrennten Theilen des linken Zentrums eine Vereinbarung ud 11«·c­.,d.h.auf die Dauer jenes Reichstages. Viı jenen Punkten mar gesagt, mas Sie immer verschweigen, daß wir die Zeit und die Umstände wählen, unter­ welchen ‚mir unsere Prinzipien realisiren formen. Dab unter den gegenwärtigen Verhältnissen dazu seine Aussicht ist, dag weiß der Herr A­bgeordnete ebenso gut wie wir, und wenn wir die staatsrechtliche Frage vertagten, so geschah es im­nteresse des Landes. Den Gefegentwurf nehme ich an. (Lebhafter Beifall im Zentrum.) 7 Ka­i Ignaz Helfy schließt sich den Ausführungen Ernst Simo­­nyi’s an,auch er«vermißt ein detaillirtes Finanzprogramm der Re­­gierung,ihm scheint es,dquinanzminister wolle mit dem Gelde des Schweigens das Defizit decken.(Gelächter.)Wenn Müricz der­ Regierung unbedingte Unterstützung zu­ Theil werden läßt,so ge­­schehe das nicht«­aus wirklicher Ueberzeugung,sondern weil er zur Negierungspartei gehört,. Gabriel Barady erklärt, daß er die Vorlage acceptirt, da er, nir etwa dur Privatinformationen, sondern aus dem, was der S Finanzminister im Hause vorgebracht hat, über das Fi­­nanzprogramm der Negierung genügend informirt ist, ein Simonyi immerfort behauptet, er habe sein Bros­gramm gehört, so macht er’ wie ein Sehender, der am hellen Tage die Augen schließt und behauptet, es sei finster. Einen Golden könne man nicht nur Argumente überzeugen, dem muß man zu­­rufen :, „Deffine die Augen!” (Lebhafter Beifall). Simonyi möge die Augen öffnen und er wird sehen, was ja alle Anderen gesehen haben. Gegen Helfy gewendet sagt Redner, die derselbe behaupten konnte, da Móricz nicht­ aus Weberzeugung für die Regierung stimme, ie gegen protestirt Redner und fordert, ie die Weber­­zeugung eines Neden geachtet werde. (Lebhafte Zustimmung). Finanzminister Koloman Széll erklärt auch fest, daß er die leitenden Prinzipien seiner Finanzpolitik bereits dargelegt und daß er anläßlich des 1876er Budgets das detaillirte Programm vorlegen werde. Simonyi habe schon zum viertelfmal­ dieselben Ar­­gumente­­ vorgebracht, jeßt geschieht es zum fünftenmal, bei der propriations-Debatte werde es gewiß zum sechstenmal geschehen, einer wird dann antworten und schenkt sich das fünftemal die Antwort. (Lebhafte Heiterkeit.) .. Nachdem noch Alexander Almässy gegen und Ladislaus Zipa für die Vorlage gesprochen, wird die Debatte geschlossen. Bei der Abstimmung wird die Vorlage mit riesiger Majori­­tät unverändert angenommen. Das haus setzt hier auf die Verhandlung des Gefesentwur­fes über die Reduktion der Gerichtshöfe 1.Instanz fort..«­­Der§.3,zu welchem bekanntlichahlreiche Amendements eingebracht wurden­,wi­rd mit einer geringfügi­en von Karl Eöt­­vös beantragten Modifikation angenommen. dements wurden abgelehnt. , Auch die«übrten·Paragraphen des Gesetzentwurfes werden mit unbedeutenden,Odifckationen·ac·ceptirt. Abgeordneter Ostkomottvrrt hier auf den von ihm einges brachten Gesetzentwurf über die Inartikulirung des von Sr.Ma­je­­stät für das Konvåds Asyl gespendeten 5000ff.Die Mildthätigkeit ist die strahlendste Perle der Krone­ sagt Redner­—und der Monarch hat eine glorreiche,im Gesetze·zu verewigende Thatges than-indemer·füxxenedonvådg,welcherm Ja·hrer"848 gegen ihn gekämpft,jetzt mehrer Noth unterstützt,­»Erbittet,den­ Ges«esenni­ss­wurf zu verhandeln. · Ministerpräsident Baron Bala Wenckham:Dassaus möge mir erlauben,auf den Geseseinwurf des Abgeordneten siky einige Worte zuk bemerken.Ich glaube,daß die prkgatm-·DMD-­ lungenSr.Marc MLOHUefeianr wissen und ohne gerne Einmisch­­ung in­ den Gegenstand eines Geieges, oder einer Smartikulirung­ilden. (Zustimmung.)­­ Aber auch abgesehen davon­ hätte man,wenn man"diese vom edlen Herzen und den humanistischen Gefühlen So­hieftät" diktirte Spendein artikuliren wollte,auch steine bisherigen ähnlichen erhabenen Thaten,namentlich die·gelegen»tlich der Ktökiungmanis festtrte hochherzige T·hatin artikuliren müssen.(Zustimmung·) Uebrigetti weiß das haue,daß die Regierung,bevor sie dem Hause einen Entwurf vorlegt,vor·herd»teZustimmu­ng Sr. Majestät zu erbitten­ pflegt;da aber die Regierung zu diesem Ges­­etzentwurfe die Zustimmung Sr.Maj­ estät nicht besaß,so kann sie denselben auch nicht annehmen.(Zustimmung) A Das Haus lehnt den Gejegentwurf nahezu einstimmig ab. Der Präsident schließt die Sigung um ".2 Uhr. Nächste Lisung: Morgen 10 Uhr Vormittags. Auf der Tagesordnung : Dritte Lesung der heute erledigten Gesete, Ber­handlung der 65. Liste der Petitionen. · ”* Die heutige Sigung des Oberhauses wurde vom Präfi­­u PAR Suder Guriae Georg v. Majlath um °%12 Uhr eröffnet. Als Schriftführer fungiren: Baron Nyáry und Graf Károlyi a Auf den Minister lauteuilg . SzEll. Das Protokoll der gestrigen Sigung wird verlesen und authentizirt. · · · Graf Eugen ZIch g richtet an den Finanzminister die Ins­terpe­llation,ob die Regierung drtz Absicht habz behufs Verrit­ge­­rung der Lasten der S­taatsgarantie,die Gruppirung der verschie­­denen Eisenbahns Gesellschaften durchzuführen. Finanzminister Szöll wundert sich,daß der Vorredner diese Interpellation gestellt habe,nachdem sich die Regierung und Redner wiederholt dahin geäußert,daß sie unter den großen Fragen,die zur Lösung gebracht werden m­üssen,die Gruppirung der Eisenbahnen in erste Reihe stellt.Die Regelung dieser Frage sei­ nicht nur vom finanziellen Stgxedpuncte,sondern auch von dem der gesunden Tarifs und Verkehrspolitik unbedingt nothwendig,doch sec dreisösung nicht so leicht durchzuführen,"da viele Schwierigkeiten zu beseit·igen,insbesondere aber·die Ordnung der finanziellen Pers Rlxmsses durchzuführen sei.Die Regierung wird noch während dieser ·eci­ss·tags-Session einen Gesetzennwurf bezüglich der Ordnung der fckenziellen Verhältnisse vorlesen­ und nach­ Druck­ fühng desselben, die wichtige Be der Gruppirung der Bahnen­ in die­ Hand nehmen. (Beifall.) Graf Eugen Zi­chy erklärt sich durch die Antwort vollkom­­men befriedigt. Es wird nun­ zur Tagesordnung übergegangen, auf welcher sich als erster Gegenstand der Gefegentwurf über die Berg­werfsteuer befindet. In der Generaldebatte nimmt Niemand das Wort, in der Spezialdebatte entpinnt figg über den Antrag, für die Kohlenmerse den gleichen Steuerjrag wie für die übrigen Berg­­­werfs-Unternehmungen mit 5% festzulegen, eine längere Debatte, in welcher Obergeispan N­advanply, Graf Emanuel An­draffy für, Finanzminister S­ze Li wiederholt und Obergeipan Tomcdäanyi gegen denselben sich erklärten und wird der An­trag abgelehnt. Tagesweuigkeiten. Sigl’he Maschinenfabrik.­ Der Gemeinderath von Wiener­-Neustadt hat in der Gemeinderath-Sigung vom 20. April 1875 einstimmig beschlossen , sich mit einer Petition an die Regierung zu wenden, dahin gehend, daß dieselbe der drohenden Kalamität einer Einstellung der Arbeiten der Eisen- und Marginen-Industrie mit allen Mitteln begegnen möge. Zur Ueber­­reichung dieser Petition an den Stellvertreter des Ministerpräsiden­­ten wurde aus der Mitte des Gemeinderathes eine Deputation ge­wählt. Die Gerüchte, frelung an Lokomotiven im Betrag von sieben Millionen Gulden erhalten habe, haben sich, so Konstatirt die „Neue freie Breffe", ale falsch ermieten. Thatsächlich Stand dieselbe vor längerer Zeit in Aussicht, allein da man eine von dem Besteller gemachte Bedin­­gung (die Erwirtung einer hohen Auszeichnung) nicht zu erreichen vermochte, wurde die Beftelung bei Kehler in Gölingen und Borsig in Berlin gemacht. Der Besteller wurde mit preußischen und oldenburgischen Orden betoh­rt. Da von Seite desselben Be­­stellers andere Bestellungen in Aussicht gestellt wurden, wurde ein besonderer Courier nach Dalmatien entsendet, um die Gewährung der erbetenen Auszeichnung für denselben zu erbitten.Mittlerweile schweben die Verhandlungen und Sigl sieht sich gezwungen,die Arbeiter-Entlassungen fortdauern zu lassen.Derselbe soll für die an den russischen Generaldirektor zu verleihende Auszeichnung einen Betrag von 50.000 fl.zu wohlthätigen­ Zwecken deponirt haben.. Ein räthselhafter Fahrgast·­Gestern in den ersten Morgenstunden,um 2 Uhr nach Mitternacht,verursachte in der Königsgasse ein Fiake,welcher vor einem­ der dortigen Kaff­ee­­häuser hielt,­nicht«geringes­ Aussehen.Eine nicht verschleierte Dame war die Insassin dess Wagens.Diese bhebat den Caféc­er um ein Nachtlager­ und als dieser­ ihre Bitte abschlug,ließ die Dame sich von der gegenüberliegenden Restauration einenmeißholen,wel­­chen sie im Fond des Wagens gemüthlich verzehrte und sogleich auch bezahlte.Später zündete sie sich eine Ziga­rette an und dampfte ·l­··listig·datchuflos.Auf Befragen erklärte der Fänkek,daß die Dame —mit dem Wiener Zuge hier angekommen und sogleich mit der­ Be­­merkung in den Wagen gestiegen sei,daß sie denselben,da sie in keinem Hotel absteigen wolle,die ganze Nacht hindurch zu benützen­ wünsche.Er habe hierauf die Dame,welche nicht das geringste Gepäck mit sich führte,bereits die halbe Nacht in der Stadtbers umgefahren,bald hier,bald dort längere Zeit,anhaltend.Dieser ganze Vorgang war jedenfalls geeignet,die Aufmerksamkeit und den Verdacht zweier eben des Weges kommendenKonstablen zu er­­regen.Eben gingen Letztere mit sich zu Rache, was hierzzu thun sei,als auf Kommando der Dame der Wagen sich neuerdings in Bewegung regte und ehe die Polizeiorgane zu irgend­einem­­ Ent­­schlusse gelangten, aus dem Gesichtösreife entschwunden war. In der Kriminal-Affaire des Pseudo- Wesfelen(i Gregor Balla­ hat der I. Straf-Senat des Obersten Gerichtshofes (Präsident Bónis) heute Vormittags über Heferat des Richters 3. 3uvicS das End-U­rtheil gefällt. ©. Balla wurde nach längerer Beratung im Sinne der bisher erfolgten Urteile zu­ 10 Jahren Kerfers verur­­theilt. In Bezug auf die einzelnen strafbaren galten bat der Oberste Gerichtshof Balla auch hinsichtlich eines A­ngriffes auf drei Gendarmen und eines versuchten Betruges mittelst falscher Wechsel in der Höhe von 20.000 fl., schuldig gesprochen. In Bezug auf diese zwei Fakten hat das Urtheil der königl. Tafel freisprechend gelautet. (Der Maler Julius Benczur­ it am 18. 5., von seiner Reise nach Fontainebleau zurückehrend, wieder in München angelangt. Dort wartete ferner eine sehr angenehme Ueberraschung! Er wurde, wie „ B. N.“ erfährt, zum Professor an der Münchener Maler-Akademie ernannt, wo gegenwärtig schon zwei Ungarn als P­rofessoren wirken.­­ (In der komischer Oper in Wien) hat die Rathlosigkeit, den­ Höhepunkt erreicht. Nachdem gestern Abends, mie­ung dies noch ‚telegraphisch. gemeldet wurde, die Orchester- Mitglieder in­ energischer Weise ihre Forderungen geltend machten, haben sich gestern Vormittags jene Schauspieler und Sänger, die am 15. b. angeblich ihre halbmonatliche Gage verlangten, eine gefunden, um die Rückstände einzutreiben.. Leider aber fanden sie weder den Direktor noch den Sekretär in den betreffenden Kanz­­leien und an der Kaffe wurde ihnen bedeutet, daß sein Geld vor­­handen sei. Von den in jüngster Zeit neu eingetretenen Kräften hat nur Frl. Gallmeyer, die für jeden Abend, an dem sie spielt, 100 fl. bezieht, ihre Gage erhalten, während die Herren Schweighofer, Schreiber uf. m. sich bis zur Stunde vergebens bemühten, das Geld der Komischen Oper kennen zu lernen. Wie es scheint, werden auch die Künstler energische Maß­­regeln ergreifen und es kann sich mehr das Schauspiel, von dem wir berichteten, nochmals wiederholen, wenn nicht bei Zeiten ge­­holfen wird. Die Gefangennahme des Räubers(Bdo­­ch 0­8) meldeten wir bereits. Wie , Debreczen" berichtet, sagte der­­selbe aus, sein Naubgenosse Gabr. Katona sei an seinen, in der Umgegend von Temesvár, auf der Flucht erhaltenen Wunden längst gestorben. 7 . .­­· le übrigen Amen «, « " in ana, Roman in vier heilen von Franz v. Nemmersdert. Dritter Theil. (52. Fortlegung.) Die Stunden glitten dahin. Immer ruhiger, immer zufriedener wurde der Mann. Ernst war durch die Verbindungsthüre leise eingetreten, und hatte sich wieder unbemerkt entfernt, als er den Retter so vere­tieft sab. Spät gegen Abend podgt Georg: „58 ist Zeit sich zum Diner anzufleiden, Herr Baron.“ „Gut, Georg, lag mir wo eine Biertelstunde und mahne mich dann.“ Rascher fliegt die Feder über das Blatt — die Aufgabe ist »ollbragit. Minde, in der ehrlichen Müdigkeit, die auf die Arbeit folgt, erhob sich Albert. Mariana feierte heute dur ein Meines Mahl ihre Genesung, dabei durfte der Freund nicht fehlen. Sie war noch ihm wach, hilfebedürftig, sie früste sich auf sei­­nen Arm. Albert bemerkte, daß Adriana die Speisen vorzüglich mundeten, bie er auf ihren Teller lud, er übte freundlich die kleinen Dienste der Liebe.­­ An leicht anwiegendem, heitern Geplauder verfloß das Mahl. Mad Tish zog sich Adriana bald zur Ruhe zurück — fest war Albert frei. Bittoria fa neben Moriana’s Bett, sie bemerkte mie die Freundin plöglich die Hände auf die Brust drühte. „Was ist Dir?" fragte Bittoria besorgt. „Lebt — jebt führt er zu der gremben." „Nöriana, Du bst unvernünftig, Albert benimmt sich gegen Die­ außerordentlich gut, es leistet Dir weit mehr, als Du zu for­­dern das Recht hast.“ Ja sie war unvernünftig, sie fühlte es selbst, aber in der Erkenntniß lag noch lange Feine Heilung ; wo im Himmel oder auf Erben sollte Adriana die Kraft schöpfen, ihr Herz von Albert los­­zureißen, da ihr jede seiner Handlungen seinen Werth, seine Bar­trefflichkeit bewies. Nebrigen g­ah das doppelte Gestcht der Liebe richtig — Als­bert fuhr zu der Fremden. Zatiana hatte sich nun ganz in Venedig eingelebt und rack­­haltslos in den Strudel der Welt gestürzt, ihr Haus glich einem Zauberschlag. Sie stand spät auf, später noch als er selbst die träge fan­dessitte mit sich bringt, dann begann der Tag mit dem erfrischenden Nitt auf dem £ido. Nach Hause gekommen hrüllte sie sich in einen bequemen Morgentad und empfing, auf dem Divan liegend, ihre Lieferanten,­­ die Meldungen ihrer zahlreichen Dienerschaft, die Berichte aus Nah und Fern. Rasch füllte sich eine Marmorschale mit oft nur halb oder gar nicht gelesenen Briefen, launenhaft unterbrach sie häufig den Vortrag ihres Sekretärs und ließ mächtige Geschäfte un­erledigt. Stundenlang konnte sie regungslos liegen, gelben Karamanen­­thee trinken und Nargileh rauchen. Schwer gelang es dann ihren Kammerfrauen, sie dem lethar­­gisch-apathischen Zustande zu entreißen. Die Welt machte Ansprüche auf die Frau Fürstin, die Welt wartete im Barsaal und im Salon. Vebrigens verachtete Tatiana die Welt und die Menschen gründlich, dies war sein Grund sie zu stören. Aber es gab doch noch ein Interesse für Tatiana, ein Mann hatte so nicht allen Reiz in ihrer Schäbung verloren, und bald fanden die Kammerfrauen, heraus, daß, wenn Baron Uchtenhagen komme, die Fürstin si rafher ankleiden sei. Er erschien regelmäßig auf einige Augenblicke vor seinem Diner — heute blieb er aus. Dies rüttelte Tatiana aus ihrer Lethargie. Sie raushte ungeduldig in ihr türkisches Boudoir und da stand der Mann im schwarzen Taler, sich seltsam abhebend von den grellrothen, bunt gestichten Weberzügen, Abbe v. Yavon. „Wie gebt es, Tatiana ?" « — Sie zuchte ungeduldig die Schultern. „Sind Sie glücklic ?" „Sind Sie es, Herkules? It es irgend Niemand auf Erden? Sit nicht das ganze Leben eine langmeilige unerquidliche Beschichte ?" „Bom hohlen weltlichen Standpunkte aus ja, Tatiana, so dachte, so fühlte auch ich, als ich noch al’ die unnüge Sorge der Welt, als das falsche Streben mit mir herumschleppte. Die Freu­­den lügen, sie trügen, sie sind nicht süß, sondern bitter. Der Mensch wird immer älter, er findet es fortschreitend schmerer zu genießen, die ephemere Luft festzuhalten, sein Dasein gleicht all­­mälig einem Aschenhaufen.” „Riffen Sie etwas Besseres, Abbe, oder sind Sie nur ge­­fommen, um mir doch Ihren Untenruf zu ärgern ?" „Ich bin gefommen wie ein guter Hirt, um Ihre Seele zu retten." „Die Botschaft hör’ ich zwar, allein mir fehlt der Glaube.“ „Man muß die ristliche Lehre leben, um sie zu glauben.“ „Bozu ?" „Weil es des Menschen Bestimmung ist, weil ihn Gott meg,­wirft und zerbricht gleich unnügem Gefäß, wenn er sich von ihm abmendet, und weil Gott den Reinen unendliche Freude, unendliche Herrlichkeit­­ bereitet hat.“ ; „Dieb ist ein mystisches Wortgeklingel, mit dem Sie sich selbst belügen." , prüfen wir!" „In welcher Weise ?" “ Vergleichen wir unser Leben. Sie sind traurig inmitten der Freuden, ich bin freudig, nachdem ich Allem entsagte, daher­ muß mein Weg der rechte sein.“ „Sie irren, ich habe große Luft am Dasein.“ „Diese Luft ist der stolzgen Tatiana vollkommen unm­ürdig. Raffen Sie sich auf und werfen Sie die unmürdigen Ketten der Sünde ab. Es ist der Enkelin des Ezaren Wahtang, der aus dem Blute der großen Tamara Entsprossfenen, unmürdig, das Spielzeug eines Mannes ru­fen“ „Wählen Sie Ihre Worte besser, Vicomte, íg­ herrihe in Albert’S Leben.” „Ihre Macht besteht allein in der kurzlebigen Leidenschaft und selbst, so lange die Blendung währt, haben Sie Nebenbuhler am ganzen früheren Dasein jenes Clannes, feine Grundlage, feine Familie, feine Freunde, selbst feine Geschäfte sind gegen Sie. Früher oder später erliegen Sie in dem ungleichen Kampfe, die Kraft des Widerstandes wüßt sich ab und er, der ihre Sklave ihren, wendet sich von Ihnen mie von einer Vezirrung hinweg.“ „Niet nie! mich, verläßt man nicht ! meine Gewalt über Albert erproben.” „Trauen Sie eben Ihrer Macht nicht zu viel zu, sonst der zeiten Sie fie bittere Enttäuschung. Die Liebe des Mannes trägt mehr Allem, selbst der Ehre, aber wenn sie gesättigt, befriedigt ist, dann verlangt sie die Weihe von Geieg und Sitte, um auszu­­dauern. Der dunkle, dämonische Zug moralischer Gebundenheit, der die Geliebte des Verbrechers unter Lebensgefahren in die Felsen­­höhle treibt, um ihm die Milch der eigenen Brust zur Nahrung zu reichen, kommt nur beim meiblichen Geschlecht vor.” , 39 baue auf Albert’ Liebe !" „So bauen Sie Ihr Haus auf Sand.“ „Herkules, aus Ihnen spricht einfach die Eiferfught !“ „Zatiana, Sie sprechen zu einem Gemeihten, der jeder iedischen Negung entsagte, aber mir sehen uns mieder, ich kann warten und der Tag muß anbrechen, an dem meine Morte zur Wahrheit werden.“ „Kun denn, Abbe, auf Wiedersehen !” Mit höhnisch aufgeworfener Lippe rauschte Tatiana in ihren von verschiedenen Besuchern gefüllten Salon. Das scharfe Auge der Fürstin durchflog die Meichen — Albert fehlte. Sie biß mit ihren kleinen Zähnen die blutrothen Lippen, aber ihre Worte sprudelten lebendiger, geistreicher als je. Zu ihrem späten Diner behielt Tatiana nur Fürst Bromberg. Darinka und die ganze Suite wurden fortgeschickt Die blöns ·dende Frau und­ der Vet­ran der Welt setzen sich allein­ im prachts­vollens Speisesaal dess Palazzo Pesaro zu Tische. Fürst Bromberg liebt es es zuweilen,die etwas sohalen Salons­freuden durch eine s kleine Bosheit zu würzen. Er erzählte zwischen dem Genusse der von ihm vollständig gewürdigten Kunstwerke des französischen Koches von Albert und Adriana. Die Fürstin lachte mitunter laut auf, sie trauf häufig und genoß nicht einen Bilsen Speise. Wäre der alte Herr minder kurzsichtig gewesen, hätte er wahrnehmen müssen, daß ihr Auge blutig unterlaufen mar. Sie saßen friedlich beisammen und schienen sich sehr gut zu besaß auch die rechte Zunge für den Karamanen-Thee und den lieblich duftenden Sultan Bora. Endlich mußte er in die Oper, mußte sich noch in einigen Zügen zeigen ; nachdem Tatiana Fürst Bromberg’S Begleitung nach der genice abgelehnt, schied dieser mit Bedauern. Sein Bedauern steigerte si­co, als er auf der Treppe Albert begegnete, 23 wäre eine interessante soziale Studie gewesen, zu beobachten, wie sich Adriana eben fest gegen Uchtenhagen benahm. Mebrigeng ist ja jede vornehme Dame eine geborene Schauspie­­lerin und verräth nur, was sie eben verrathen will — es gehen die bdramatischen Szenen des high life stets? Hinter den Gouliffen vor. Damit tröstete sich, Fürst Bromberg. Albert trat­ nicht ganz unbefangen ein, er fannte sein Ber­­äumniß und hatte schon manche Probe von Tatiana’s Heftig­­keit erlebt. Sie empfing ihn freundlich ohne Vorwurf und er feste dür­­ftig die Lippen an den Trank der berauscht, aber nicht Fühlt, nicht »Eine Bitte,Alberti«sagte Tatiana wie tändelnd zu ihm beim Scheiden. „Bordern Sie, Tatiana !“ „Sie besuchen nie wieder ihre alte Beliebte Martiana „Der Ausbruch paßt nicht auf die Dame, ihr it meine ehr­­furchtsvolle Freundschaft gemeint. Weil aber Durch meine Beziehungen zur Baronin v. Ronneburg Ihre Rechte seineswegs geschädigt werden, weil es in meinem Leben seinen Treubruch gibt, mus ich­­r Verlangen zuübweisen.“ „But, nur jeßen Sie dann den Fuß nie wieder hierher.“ „Zu Befehl, Frau Fürstin.* Oben im türkischen Boudoir rafte eine Frau ar unten in der Gondel war es einem Manne, als liege ihm heikes Eisen auf der Brust. 27.Die Wasserjagd· Das Serumfe des menschlichen Haushaltes schmieg, die eigen­­thümlichen Töne der Nachtt waren verhüllt,Venedig schien in den Lagunen zu schlafen,das Hauptverhüllt in grauen Nebelschleiern, die Füße von weichen­ Wogen bespü­lt. Die Nacht über hatte im Palazzo Uchtenhagen eine einsame Lampe gebrannt. Der Herr ordnete Rapiere, bereitete Alles für eine, wenn auch kurze Abwesenheit, nichts vergab Albert was zu­­ bedeuten gab, auch nicht in ein paar Zeilen von der Nachbarin Abschied zu nehmen und ihr mitzutheilen, daß er nach den Thälern der Lagune fahre zur Wasserjagd. Albert hatte Craft zur Theilnahme aufgefordert und dieser freute sich wieder die Gesellschaft seines Retters zu genießen, Jung Freunde gern anvertrauen wollte, er doh auf Manches aus dem Herzen, was er dem starren, treuen Leife plätscherten die Ruder im Wasser, sie mechten sein Edho in der allgemeinen Stille, die Herren Tagen in der Gondel aus­­gestrebt, Ernst mit einer gemissen nervösen Müthigkeit kämpfend. ! Albert in tiefen Gedanken. (Fortlegung folgt.) No heute mill­ig ! erfrischt. - - !” ;

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