Pester Lloyd, Mai 1881 (Jahrgang 28, nr. 119-149)

1881-05-16 / nr. 134

­ » l­i Mem-meist färbte österr·-ungar.8muarchke ürden»P·e’sterLtvyd«(Morgen-und Abendblatt) h (Ersheins and Montag Früh und am Morgen nach einem Feiertage.) mit Vollversendung: ür B­udapest: RN > ee Lagen, fl. 8.50 | Ganzjähel. fl. 24.— DBierteljährl, fl. e_ «­­cåbjährlich «11..­·Monatlich »s.—-Halbji­hrl.»12·-Monatlich Aktkeparaterkoflperstuduuqdu«-instanc­.-st.1.-vi«rtettågru­0mebr. «.» Hör dieZuustt­rtezrauuqsuunq...-.»··»1­.»2.- » ih ränımerk­t sie Hurdayerk in der Administration des „„Wester Lloyd“, Dorschengaffe No. 14, I, Stod, außerhalb Budapest mittelst Postanweisung fur alle Bostänzer. Laferate und Einschaltungen für den offenen Sprichsaal werden angenommen, 2 Budapest in der. Adminiftration, Dorotfeagaffe, Nr.. 14, erfien GStod, ferner : in den Annoncen-Erpebitiofien Leopold Lang Gifellaplay Nr. 3. Hansenstein & Vogler, Doro­­theagafje Nr.115 A.,V. Goldberger, Servitenplat 3. Snfertionspreig nad anfliegendem Tarif. Unfrantirte Briefe werden nicht anges­nommen. Adjfundzwanzigster Jahrgang. Redaktion und Administration Dorotheagaffe Nr. 14, erften Sto, Manuskripte werden in seinem Falle zurückgestel­lt, Be: Einzelne Nummern 9 Kr. in allen Verschleissinget « , Li Budapest, 15. Mai. — Ein Wiener Blatt machte vor einigen Tagen nicht über Miene, die große Aktion, die soeben von dem Fürz­­­sten von Bulgarien ins Werf gefeht wird, dem­­ Grafen Andräfiyd in die Schuhe zu schieben. Das Beginnen ist an sich seltsam genug, es wird noch seltsamer durch Die Details, die es begleiten. Das betreffende Wiener Blatt er­­zählt nämlich in aller Umständlichkeit, daß Fürst Alexander von Bulgarien während seines festen Aufenthaltes in Wien Gelegenheit genommen habe, mit dem Minister Baron Haymerle und dem Se­ktionschef Heren v. Kallay über seinen Plan auf Abänderung der bulgarischen Konstitution zu sprechen. Baron Haymerle habe die Auslassungen des Kürsten nur mit halben unbestimmten Worten beantwortet, weniger reservirt habe sich Here v. Källay geäußert. Dann Habe sich In den Tagen vom 22. bis 26. April war Graf Fürst Alexander zu dem Grafen Audräfig begeben, und die­­ser habe rücksichtslos die Pläne des Fürsten gebilligt und ihn, zu seinem Entschlusse aufs wärmste beglückwünscht. Es würde uns überflüssig erscheinen, von dieser Darstellung­­ überhaupt Notiz zu nehmen,­­ wenn sie nicht als eine tiefe Probe der in einzelnen Wiener Organen mit einem gewissen Sport fultivirten Tendenz erschiene, aus Allem und edem einen Zwiespalt zwischen dem gegenmwärtigen Minister des Auswärtigen und dessen Vorgänger heraus­­zuflügeln. Wenn wir die Sache von dieser Seite nehü­ten, düssen wir offen sagen, daß die Herren ihr Handwerk im Brunde schlecht verstehen. Wer soll ihnen denn Die Räubergeschichte von den verschiedenen Nachschlägen, die Baron Haymerle und Graf Andrasiy dem Fürsten von Bulgarien ertheilt haben sollen, glauben, wenn es genügt, einfach ein Zeitungsblatt nachzuschlagen, um sich zu über­­zeugen, daß der Fürst von Bulgarien mit dem Grafen Andrasiy in Wien gar nicht zusammenkommen konnte, weil zur Zeit, da Graf Andrafiy in Wien weilte, der Fürst von Bulgarien nicht dort war und zur­zeit, da der Fürst si dort aufhielt, Graf Andrafiy längst nach Pet zurück­­gek­hrt war. Aus früheren Nummern desselben Blattes, welches die Geschichte von der Begegnung des Fürsten Alexander mit dem Grafen Andraffy in Wien als große Enthülfung bringt, ist zu ersehen, daß Graf Andraffy am 9. April Wien verlassen hat, daß Zürt Alexander am 22. April in Wien angekommen, am 26. April von dort ist und direkt den Weg nach Sophia genommen ast, Andrafiy nicht in Wien. Die Konstativung dieses Faktums reicht Hin, die Glaubwürdigkeit der ganzen Meldung in das richtige Licht zu stellen. Es wird uns überdies aus Wien versichert, daß, was Herrn v. Källay betrifft, dem ja in­ der zitirten Sensationsmeldung gleichfalls eine Rolle zugeschrieben wird, dieser allerdings mit dem Zü­rsten von Bulgarien, und zwar in Gegenwart noch anderer Persön­­lichkeiten eine eingehende Erörterung gepflogen hat, daß aber nichts Anderes als die Eisenbahnfrage den Gegenstand der­­selben gebildet hat. In merito glauben wir zu wissen, daß Baron Haymerle sowohl wie Graf Andrasfy bezüglich der Nothwendigkeit der Konsolidirung der politischen Verhält­­nisse Bulgariens und der Ersprießlichkeit derselben für den Frieden im Allgemeinen und für die Iteressen der Mon­­archie insbesondere nur Einer Meinung sind; sie sind aber auch darin einig, daß, was die Wahl der Mittel zu der erstrebten Konsolidirung betrifft, dies ausschließlich Sache des Fürsten Alexander ist. Top der Schwierigkeiten, die sich dem Abschluffe der Konvention in Detreit­ berth­en Tichen Uebergabe Thessaliens an Grie Henland im gegenwärtigen Augenblicke entgegenstellen, herrscht in diplomatischen Kreisen doch kein Zweifel darüber, daß das Werk im F­urzer Frist gelingen werde. Die Ge­­sandten der Mächte nahmen erst dieser Tage Anlaß, dem griechischen Minister-präsidenten Herrn Komanduros zu versichern, daß­ er sich auf die freundlichen Gesinnungen der Mächte verlassen könne und daß er selbst an dem guten Willen der Pforte nicht zu zweifeln brauche. Man sagt, Deutschland habe die Mächte sondirt in Betreff eines ge­­meinsamen Engagements derselben unter­einander zur Siche­­rung der prompten Uebergabe des zechrten Gebiets an Grie­­cenland, um der revolutionären Partei in Griechenland den Boden zu entziehen; indessen dürften die Ereignisse ein solches Engagement, wenn es überhaupt proponirt worden, über­flüssig machen. Mit der revolutionären oder Kriegspartei in Griecenland ist es durchaus nicht so arg bestellt, daß es zu ihrer Niederhaltung des großen Apparat eines europäis­­chen Engagements bedirfte. Die Partei verliert auch ohne­­dies stetig an Boden. Uns liegt Heute ein Bericht aus Patras, 1. Mai, vor, in welchen erzählt wird, daß die Bersuche der Kriegspartei, das Volk aufzumwiegeln, ganz ohne Effekt geblieben sind. Patras ist eine Handelsstadt und sehnt sie wie der gesammte griechische Handel nach Nähe und Frieden. So kam es, daß das Ansinnen der­­ Kriegs­­partei, öffentliche Demonstrationen zu Gunsten des Krieges zu veranstalten, von dem Meunizipalvathe von B Patras geradezu zurücgewiesen wurde, und wie in Patras geht es auch in allen anderen griechischen Handelsstädten. Wir erhalten einen recht interessanten Bericht über die Ak­ion Derwish Bajhas in Alba­­nien aud über die von dem Menschte erzielten Erfolge in der Razifikation der Albanesen. Derselbe lautet : d­estid, 27. April. · Derwisch Pascha hat einen leichten und wohlfeilen Sieg über die Albanesen errungen­,der ihm erm­öglicht hat,Pf­izrend,den Hauptsitz der albanesischen Agitation,zu besetzen.Er t war am 1.April im Lager von Verisovich eingetroffen und hatte die ersten Tage benützt,seine Truppen zu konzentriren und mit den Chefs der albanesischen Stämm­e friedlic­h1tum«­handeln Bei einigen hatte er Erfolg,andere beharrten in ihrem Widerstande.Noch am 19.tele­­graphirte Derwisch Pastatin die in Suimlja versammelten Liga­­fü­hrer,sie m­ögen­ dem Beispiele ihrer Genossen vonUesküb bis Dibra filgen und zu ihm ins Lager kom­m­en,um ihre Ergebenheit für den Sultan zu beweisen. Darauf antworteten die Ligaführer, daß sie mit Derwish Balcha nichts zu thun haben wollten. Bulga­­rien sei verloren gegangen, ebenso Bosnien und er selbst sei es­ewesen, der Dulcigno verrätherisch an die Ezernagorzen ausgeliefert­abe. Unter diesen Umständen hielten sie den Widerstand für patrio­­tischer, als die Unterwerfung. Am Tage darauf nahm Derwisch Balyya den Kam­pf auf, doch befahl er seinen Unterfeldherren, nur im Salle als von albanesischer Seite ein Angriff erfolgen sollte, den­­selben abzuwehren, aber nicht aggressiv vorzugehen. Er hatte am Zuge des Kampfes 11.000 Mann Infanterie, etliche Hundert Mann weiterer, ferner zwei Krupp-Kanonen und zwei Gebirgs-Batterien zur Disposition. Morgens um 6 Uhr ließ Derwish Pascha 6 Bataillone unter Sadigi Osman Basha gegen Slivno vorhaden, . Ibrahim Pascha wurde mit 7 Bataillonen gegen Stimlja dirigirt, während­ er selbst mit 2 Batterien and 2 Bataillonen einen zwischen beiden Orten ge­legenen Hügel dlrupirte, von welchem aus er Stimlja mit den Gel Ihügen erreichen konnte. Das erste Engagement fand bei Olivno statt. Die die Hügel erklimmenden Truppen wurden mit heftigem Gewehrfeuer empfangen, das sie glei­­heftig e­rwiderten. Die Truppen konnten nur sehr langsam Terrain gewinnen, da die Al­­banesen­­ auf den Höhen die besseren, theilweise sogar gedeckten Stel­­lungen inne­hatten. Deawish Balcda, der den Gang des Gefechtes von seiner Position genau beobachten konnte, ließ sofort sechs Ge­­schüse auf einen näher an Slivno gelegenen Hügel auffahren und ließ von dort ein heftiges Skanonenfeuer auf die Stellung der Al­­banesen eröffnen, das anderthalb Stunden dauerte und in der That den Erfolg hatte, daß die Albanesen ihre Stellung auf­gaben und ich eiligst, man könnte sogar jagen fliehend, green Stimlja zurückzogen. Dort trafen sie auf Shrahim­ufcha, dessen Truppen den Ort bereits beseßt hatten und da sie die Erfolglosigkeit weiteren Widerstandes erkannten, räumten sie das­ Feld und flohen in seinen Gruppen in die nahen Berge. Derwitsch Pascha zog noch an demselben Abend in Stimlja ein und schlug dort sein Hauptquartier auf. Die Truppen zählten im Ganzen 5 Todte und ungefähr 40­0 Verwundete, darunter 8 Schwerverwuns­dete. Unter den Lektoren befand si auch ein Offizier. Sie wurden alle Sammu­ng Uesfüb ins Spital transportirt. Verbandzeug und Medikamente fehlten gänzlich und die Verwundeten hatten, ehe sie Uesfüb erreichten, unsägliche Leiden zu ertragen. Die Zahl der Z Todten und Verwundeten auf albanesischer Seite wird auf 250 ge fchäst. Die Albanesen zeigten sich wohl sehr energisch, im Angriff aber wenig ausdauernd. Einzelne Episoden, die vorkamen, geben ein Zeugniß von der starren Erbitterung, mit der der Kampf geführt wurde. So geschah es, daß ein Albanese, als er sich von Türken umz­ingelt sah, nicht um Pardon bat, sondern zuerst einen Türken und an sich selbst erschoß.­ In Stimlja wurde ein gefangener Albanese eingebracht Namens Zeif Koschare. Dexfelbe war zwei Tage vorher bei Derwitch Pascha erschienen und hatte ihn gebeten, sein Heimaths­­derf zu verschonen, da sie sich Alle ruhig verhalten würden. Derwisch Palha versprach ihm dies und beschenkte ihn überdies, damit er be­schwichtigend auf seine Heimathigenossen ein­wirke. Am Tage des Kampfes aber, wurde dieser Beif Kofchare betreten, wie er auf die Truppen Schoß. Derwish Paldya erkannte ihn und auf seinen Befehl wurde er auf dem nackten Baume aufgeknüpft­­ und zum unwarnenden Grempel dort drei Tage Darm gelassen. Dieser Zeit Koschare stand übrigens seit langer Zeit im Nufe eines gefährlichen Banditen. Unter den türkischen Truppen herrschte heller Jubel über den Leicht errun­­genen Sieg. Sie benehmen sich überall ruhig und friedlich und hal­­ten gute Disziplin. Aber auch den Albanesen läßt sich nichts Webbes nachjagen ;­ie haben selbst auf der Flucht und auch in christlichen Dörfern nicht geplündert und überhaupt keinerlei Uebelthat begangen. Am 21. Mittags verließ Derwith Pascha Stimlja und rügte, ohne Widerstand zu finden, auf der Brizzender Straße Bis Dula vor, wo er die Nacht zubrachte. An 22. feste er seinen Weg fort und am Abend desselben Tages etablirte er sich bereits im Monal von Prize­vend. Yene Liga-Chefs, welche ihre Unterwerfung angekündigt hatten, mußten mit nach Prizvend kommen, sie werden fast wie Geiseln be Run Derwish Balıga ist voll zuverficht, die ganze albanesische Zitation in einem Monat unterdründen zu können. Das nachte Ziel seiner Operationen ist Dijakova., Schon die Thatsache seiner Armes­senheit in Brizvend an der Seite einer ansehnlichen Truppenmacht hat einschüchternd auf die rebellischen Albanesen gemirkt ,und man kann wohl sagen, daß seine Energie der wilden Herrschaft der Liga bald ein Ende bereiten wird. = Die Liberale Partei hielt heute, eine Konferenz, in welcher Minister Ord60Y den Inhalt der in­­ Angelegenheit des Banhidry’schen Antrages einzubringenden Vorlagen skizztete. Dieselben beziehen sich auf die Flußregulirungs-Gesellschaft des Theiß­­thbal3 und die Bildung des Zentral-Ausschusses, solche auf den nothwendigen Nachtragstredit und die Grmächtigung bezüglich der unbedingt nothwendigen Agenden. — Hierauf wies Johann Hoß­­tinßfy auf die Nothwendigkeit der Negatirung der Donau unter­­halb Preßburg bei der Schütt-Jasel, Thaddäus Brileßfy auf die Nothwendigkeit der Negulirung der March hin. Ministerpräsident Zipa erklärt, die Negierung werde ihre Aufmerksamkeit in jeder Richtung walten lassen. — Nachdem noch Ziilin BEy und Yulius Horvath gesprochen — der Lebtere wünscht, daß der Antrag nicht besondert, fördern zusammen mit den einzureichenden Gefegentwürfen verhandelt werde­n wurde vereinbart, daß der Antrag zusammen mit den Gefegentwürfen verhandelt werden soll. — Hierauf wurde der Gefegentwurf über den Ausbau der Budapest-Semliner Eisenbahn in Verhandlung genommen und nach den Auseinan­­derlegungen des Ministers OrdődY und einigen Bemerkungen An­ d­reas G­yörgy’S im Allgemeinen wie im Besonderen acceptirt. = Der zehnte Jahrestag des Frankfurter Friedens gibe der „Bost” D Veranlassung zu einer Betrachtung über die deutsche französischen Beziehungen­­; das Blatt schreibt unter Anderen: „So hat fs das französische Uxtheil, wo e3_ auch nur einen Funken von Unbefangenheit bewahrt, überzeugen müssen, daß Deutsch­­land nicht Frankreichs Feind ist, noch sein will. Wir dürfen uns wohl der Hoffnung überlassen, daß dieses Urxtheil, welches der fran­­zösische Verstand nicht abwessen kann, nach und nach auch auf die dortigen Gefühle wirken werde. Der bloße Trieb nach Rache ist ein niedriger, daß aber ein schwaches, Deutschland für, Frankreich ein po­­litisches Bedürfniß­ei, dieser Meinung werden die Franzosen wohl endlich entsagen lernen. Sie werden es lernen, je mehr sie be­­greifen, daß die Wiederzerreißung Deutschlands eine schmere und unnatürliche Arbeit ist, und daß sie, die Franzosen, es sein würden, auf welche doch Dieses Unternehmen die Schuld eines unaustilgbaren Bölferhaffes fallen müßte. In­­ dem Zeitalter der Ludwig XIV. und Napoleon I. glaubte Frankreich in Deutschland gebieten zu können und gebieten zu müssen, um die dominirende Macht Europas zu sein. Und doch hat Frankreich eine so bevorzugte geographische Stellung, daß es das kontinentale Zentrum des Meh­rheils, wo wir Deutsche nun einmal eingewohnt sind, nicht zu beherrschen braucht und doch in unmittelbarem Kontakt mit allen großen Positionen der Welt treten kann. Seine Südhäfen gestatten ihm eine gebietende Rolle im Mittelmeer, seine Nordhäfen führen es zu allen Küsten der nördlichen Meere, feine Westhäfen zu allen Gestaden des Atlantischen Ozeans. Beneidenswerthe Lage, die dem französischen Wolf gestattet, sofort eine maritime Weltstellung einzunehmen, seitdem dasjenige Volk, welches an der Ausgangspforte wohnt, die von Frankreich in das Zentrum des Weltt­eils führt, ee­langen Störungen einige Runde zu fordern und nöt­igenfalls zu erzwingen in der Lage i­. So begehen wir in Deutschland den Ablauf des Dezenniums nach den legten Giegen mit den friedlichsten Gefühlen und einzig mit dem Wunsche, es möge der Tag nicht allzu fern sein, mo wir unsere Vertheidigungslast er­­leichtern können, indem man anderworts den Angriffs-Apparat, der nur auf uns gerichtet ist, etwas weniger furchtbar macht.“ — Ueber die neuesten Vorgänge in Bulgarien gehen der „Dr. Allg. Ztg.” die nachstehenden Mittheilungen zu . Schon seit längerer Zeit war der, Fürst zur Ueberzeugung gelangt, daß mit der bestehenden Konstitution, in einem Lande wie Bulgarien nicht regiert werden künne. Dieser seiner Ueberzeugung gab er auf seiner jüngsten Reise zu den Begräbnißfeierlichkeiten seines verstorbenen Oltheims, des Kaisers Alexander I., nach Petersburg dem Fürsten Bismarc gegenüber, welchen er in Berlin besuchte, unver­hohlen Ausbruch und erlangte dessen unbedingte Zustimmung zu dem von ihm in’S Auge gefaßten Schritt. Auch, während seines Aufent­­haltes in Wien nahm der Fürst Gelegenheit, mit dem Baron Hay­­merle und dem Sektionschef im Ministerium des Weißern, Herrn v. Källay, über die Sache zu sprechen. Gitterer beantwortete jedoch die Auslassungen des Fürsten nur mit halben, unbestimmten Morten; etwas weniger reservirt äußerte sich Herr v. Kállay. Der Fürst begab sich darauf wmerkwürdigerweise zum Grafen Lulius Undräsfy, gleichsam als ob er in diesem immer noch den wahren Leiter der auswärtigen Volitit Oesterreich-Ungarnd oder wenigstens den spiritus familiaris des Palais am Ballplas exblicte, um ihm die nämlichen Eröffnungen zu machen. Graf Andraffy billigte rück­­sichtslos die Pläne des Fürsten und beglückwünsche diesen aufs wärmste, sie gefaßt zu haben. Er erklärte sofort, in der in Frage stehenden Maßregel ein Abwenden Bulgariens von Rußland und ein ausgeprägteres Hinüberneigen zu Oesterreich-Ungarn erkennen zu wollen. Haus erklärt in der Unmille, mit welchem russische Blätter das D­orgehen des Fürsten Alexander beurtheilen. Der „Solos“ ist jedoch falsc­h berichtet, wenn er in demselben ein Wert des Wiener Kabinett zu sehen glaubt. Die Idee einer Beh­affungs-Uenderung wurde spontan vom Fürsten gefaßt oder doch nur auf Anregung seines Vaters, des Prinzen Alexander von Hessen. Der zu den V­ermählungs-Feierlichkeiten von Sophia nach Wien entsandte Flügel-Adjutant des Fürsten, Major Baron Gorvin, hat sie vorgestern Abends auf Urlaub nach Berlin begeben. Man rm wird indessen nicht mit der Vermuthung fehlgehen, daß er gleichzeitig eine Desision beim Fürsten Bismarc zu erfüllen habe. Auch soll, wie es heißt, der neue Konseils-präsident General Ehrmroth, obwohl rufjiiiger General, doch als Finnländer weniger geneigt sein, die rufsu­chen, als die deutschen und speziell die öster­­reichisch-ungarischen Interessen in Bulgarien zu fördern. Dem Für­sten Alexander war gerade der russische Einfluß in Sophia unerträg­­lich geworden, und so wird er sich wahrscheinlich nicht nur fernere Sendungen von rufji­gen Beamten und Militärs höflichft verbitten, sondern dürfte an die Zahl der bereits angestellten allmälig zu verringern suchen. ee EN ER ER RE RTNEERERE = x we den angenommen Suferafe­wer im Auslande: In Wien: Bei A. Oppelik, Stus benbastei Nr.2; R. Messe, Seiler fätte Nr. 25 Haasenstein , Vogler, Wallfischgaffe Nr. 10; A. Niemetz, Altervorstadt, Seegaffe Nr. 12. Annoncen-Expedition JE Hein­­rich Schalek, Get.-Ag. von ©. 2. Daube & Ko., I, Weillzeile 12, wien. — Rotter & Cie, IL, Niemerg. 13. — Paris: Agence ns, Place de la Bourise. — «& Comp. 23 ‚Monnement für das Anstand (Morgen: u. Abendblatt.) L 2­8­9 fl., beim nächsten 8. 76 Br. für die Ponan-Fürstentgümern, bei uns 9 fl., d. nächften Boftamte oftamte in Briest 10 fl. 18 Br. für Arahfi­­aris Place de la Bourse. 28 $rc#.85 €, net : Für Deutschland: bei uns mit diverser Grenzbandsendun Postamte 13 17 Free. 20 Gent. ; für Massen bei und 16 fl. 50 fr., b­­rei bei uns 10 fl. SO kr., bei Havas, Laffite n. Co. in August Ammel in Straßburg 28 $rc8. 95 E., für Spanien, Portugal bei uns 10 fl. 50 fr., 6. Post­­amte in Straßburg 23 M. 8 pf.; für die Schweiz bei und 10 fl. 50 fr., bei den 18 Free. 75 €. ; für Großbritenn für Belgien bei uns 10 fl. 50 fr. b. Postamt Köln 23 M.3 Pf.; für die Berlin. Staaten von ordamerika bei uns 10 fl. 50 fr., b. Postamte in Köln, Bremen u. Hamburg 23 in die Fürkel bei uns 10 fl. 40 Tr., bei den baseläft aufgestellten F. . Bofterpeditionen 7 fl. 15 fr.; für Hirc­enfend wit Knppten­ bei uns 10 fl. 50 fr., b. Postamte Triest 10 fl. 18 fr.z cywkden.kAot­ v«egen.Yancmkktmdzskaud bei u116 10 si.50kk.,beim Postamte Ktek­l.sPf.;für die Wiederkunde bei unsto fl.5()tr.,b.Postamte Oberhau­­sen 2 Mk.8 Pf­; MvtmskmM.6.1«v-mhe ung = für ZRontenegro m. Serbien bei uns 9 fl., bei sämmtlichen dortigen Postämtern 7 fl. 15 fl, ostämtern Bei uns 10 fl.50r., b. Postamte in Köln 23 Mt. 8 Pf.s Mt. 8 Pf. EDITH TIEFE —xa. Wien, 14. Mai. Drig-Korr) Es Hieße fi einer absichtlichen Täuschung Hingeben, oder absichtlich Andere täus­­chen wollen, versuchte man es in Abrede zu stellen, daß Das Mi­nisterium Taaffe in der legten Zeit eine Shmwend­ung nach rechts vollzogen hat. Wenn all der Minister-Präsident nicht eine bloße Phrase aus­­gesprochen hat, als er sich über den Parteien stehend erklärte, wenn er­ auch heute noch weit davon entfernt ist, sich mit den Bestrebungen und Endzielen der Rechten zu identifiziren, dagegen jederzeit bereit, den Wünschen der Linken Rechnung zu tragen, sobald sie nur aus dem Gebiete der absoluten Negation heraustritt, so kann er doch andererseits nicht anders als fr mit der Rechten auf guten Fuß stellen, was ihm neuerlich durch die entgegenkommende, konziliante Haltung der M­arteiführer der Autonomisten fede erleichtert und ermöglicht wird. Graf Taaffe Hat ein striktes Bier vor den Augen, ein Bier, das ihm von höchster Stelle aus geftect wurde, die Befriedigung der nicht-deutschen Nationalitäten auf verfassungsmäßigem Wege, die Befestigung der V­erfassung, einer­­seits durch die feierliche, willige Anerkennung aller Völker, anderer­­seits auch­ eine Neihe zwar Konservativer, aber­­ trobdem freisinniger Institutionen. Soweit also die Nechte des Parlaments heute ihren Frieden mit der Verfassung macht, ist Graf Taaffe, um sich eines vor Kurzem noch geflügelten Wortes zu bedienen, der ehrliche Makler, welcher die Summe deffen bestimmt, was der Staat den Völkern bieten, aber auch die Summe deffen, was der Staat von den Bül­­fern verlangen Fan­ m vorigen Jahre noch hätte Graf Taaffe eine solche Erklärung, wie es sie heuer im Budget-Nusschuß abgab, nicht ab­­geben können, noch auch abgeben wollen. Fürs Erste suchte er damals noch immer die Grube für seine Politik auch im Lager der Linien und fürs Zweite trat damals die­ Nedite so prätentidös auf, daß von einer Kooperation nit die Rede sein könnte. Heuer befriffen sich die Autonomisten einer großen Mäßi­­gung und wer sich die Mühe nimmt, die stenographischen Protokolle über die Budgetdebatte zu lesen, der wird finden, daß die Redner der Nechten ihren Standpunkt gegen das Vorjahr ganz gewechselt haben. Ein Wort eines hervorragenden mährischen Abgeordneten ist unerk­­würdiger Weise in dem Lärm der Diskussion ganz verloren gegangen, von Niemandem aufgegriffen worden, das Wort nämlich, die staatsrechtlichen Kämpfe hätten nun­­mehr ihr Ende erreicht .Und in der That ohne irgendwelche bedeutendere Erschütterungen, ja unter der Hand förm­­lich, ist die staatsrechtliche Frage in Eisleithanien von der Tages­­ordnung verschwunden. Wer spricht heute von den Fundamental- Artikeln, wer von dem Staatsrechte des Königreichs Böhmen, ja selbst wer von der galizischen Resolution? Die Grechen stehen nunmehr ganz und rückhaltslos auf dem Boden der V­erfassung, sie anerkennen das Zentrale Parlament, sie fühlen sie da viel heimischer, als in der Prager Landstube und sie sind sogar eifersüchtig auf den Kompetenzkreis und die Prärogative des Reichsraths. Das ist der große Erfolg des Kabinets Taaffe, der ihm von Niemandem abgesprochen wer­­den kan. Völker verzichten nicht ohnemeiterd auf Sahrh­underte alte Ideale, sie wechseln nicht gern das Gold der Zukunft für die Scheidemünze der Gegenwart aus. AS nun die Gzechen trotzem es aufgaben, weiterhin noch den Traum einer bedingten oder un­­bedingten Selbstständigkeit zu träumen, mußte man ihnen das Gr­­wachen in dieser nüchternen, prosaischen Welt der Gegenwarts- Politik einigermaßen angenehmer gestalten, und man kann in der That nicht sagen, daß das Maß der Konzessionen, welches sie in erster Linie verlangten und noch verlangen, ein unbescheidenes ge­­wesen sei. Das Kabinet Taaffe aber hat sich nur mit dieser ersten Linie zu befassen und da wird es erfüllen, was es erfüllen kan, ohne die Nähe des Reiches zu ers­chüttern, dessen Macht­­stellung etwas zu vergeben. So lange die Grechen mit überspannten Forderungen an die Regierung herantraten und ihre Wortführer und ihre publizistischen Organe eine Sprache führten, die man Fed mit jener der Oppositionsmänner von der Linken hätte vergleichen können, war ein Zusammengehen oder Zusammenwirken mit­­ ihnen der Regierung unmöglich. Sehr ist es anders und da Dr. Grocholsti und Graf Hohenmatt ebenfalls in einer maßvollen konservativen und nationalitätenfreundlichen Politik die Zukunft der autonomistischen Partei erblidhen, so hat auch die Regierung des Grafen Taaffe ferner­­hin keinen Grund, sich nicht offen und loyal auf die Nechte zu flügen, zu­ flügen, unwohlverstanden, nicht zum Angriffe, sondern zur Vertheidigung. Wed­elt die Linke die Taktik, so fällt auch für den Grafen Taaffe die Nothwendigkeit weg, si auf Die Necte fügen zu müssen.­­ od.Berlin,12.Mai­.(Orig.-Korr.)Schon seit einiger Zeit kursirten hier eigenthümliche Gerüchte über ein­e geheim­­nißvolle Krankheit des hiesigen türkischen Botschafters Sadullah Bey.Derselbe-nebenbei bemerkt in höherenm Maße als sein Vorgänger dem Fürsten Bismarck angenehm—sollte ein­e Berufung nach Konstantinopel erhalten haben,um in dem zur Zeit in der tür­­kischen Hauptstadt gegen die Mörder des Sultans Abdul Hamid ein­­geleiteten Prozesse eine Rolle zu spielen.Aus Gesundheitsrücksichten und zwar wegen eines etwas überraschen­den Augenleidens,so hieß es, habe indeß Sadullah die Reise nach Konstantinopel vorläu­fig abgelehnt.Zu gleicher Zeit traf aber auch aus London die sehr bestimmte Nachricht ein,daß bei der Ermord­ung des Sul­tans Abdul Aziz ein türkischer Würdebtträger eine Rolle innegehabt habe,der jetzt als Botschafter der Pforte im Auslande beglaubigt sei.Da nun von den übrigen Botschaftern des­ Pforte im Auslande keiner außh­adullah Bey die Einladung erhalte­n hat, nach Konstantinopel zum Prozesse zu kommen,so lag es nahe,daß man ihn als den bezeichneten Würdenträger betrachtete.Heute mm wird hierbei anscheinen­d unterrichteter Quelle eine türkische De­­pesche veröffentlicht,wonach in der That Sadullah Bey nicht nur passiv als Zuschauer,sondern aktiv als Theilnehmer an der Tra­­gödie mitgewirkt hätte.Sadullah Bey ist ein Anhänger Midhat Paschas,feuriger Jungtürke und gilt hier als ein scharfer Kopf,der hinter seiner glatten verschlossenen Außenseite ebenso viel Ehrgeiz als Energie verbirgt und dem vielleicht noch eine große Zukunft in der Türkei erblüht, wenn ihn nicht seine Feinde vorher zu Falle bringen, wozu der angestrengte Prozeß eventuell die Handhabe bieten könnte. Seine Gegner in Konstantinopel beschuldigen ihn u. U., doch einen auf den Namen Abdul Aziz gefälschten Brief, der Dro­­hungen­ an den späteren Sultan Murad enthielt, die Einwilligung der Lektoren zur Ermordung des unglücklichen Entthronten Abdul Aziz herausgelobt zu haben. Tros der bisherigen Schweigsamkeit Sadullah’s, der alle früheren auf ihn bezüglichen Gerüchte unbeachtet ließ, ist kaum anzunehmen, daß er dieser positiv formulirten Anklage gegen­­über sich weiter still und schweigsam verhalten wird. Ein Dementi­erfigeint allerdings schon deshalb erwartbar, als es das Dekorum seiner hie­sigen Stellung erfordert, die Beschuldigung, gleichgiltig ob sie gerecht­­fertigt ist oder nicht, energisch zurückzumeslen. Im Uebrigen glaubt man hier nicht vot an den „sittlichen Eraft” des in Konstantinopel eingeleiteten Prozesses, sondern meint Grund zu der Annahme zu haben, daß es sich dabei nur um die Beseitigung mißliebiger Persön­­lichkeiten handelt, deren Einfluß bisher so groß war, daß Dieser unge­­wöhnliche Weg eingeschlagen wurde. Von einem Diplomaten, dessen Kennerschaft Konstantinopler­s Verhältnisse wohl bewährt ist, rührt das Wort ber: „Wer weiß, ob der arme Sultan Abdul Hamid nicht schließlich noch die ganzen Kosten des Prozesses tragen mut“, # Berlin, 13. Mai. Orig-KRorr) Die Konser­­vative Partei hat bisher stets über die Lauheit geklagt, die ihre An­­hänger bei den Wahlvorbereitungen bewiesen. Besonders zu Geld­­spenden wollten sich selbst wohlhabende und sehr reiche Barteigenossen schwer verstehen, und mit einer Art von Neid blickte man auf die Opferunwilligkeit, mit welcher z. B. die Sozialdemokraten, die sich wahr­­haftig nicht aus der besser fituirten Dü­nderheit verrutirten, aus einer großen Zahl seiner Einzelbeiträge recht beträchtliche Wahlfonds ans­­ammelten. Auch als die Forttrittspartei neulich einen Nechen­­schaftsbericht ü­ber ihre Sammlungen zu Wahlz­eden veröffentlichte und sehr günstige Resultate auf­weisen konnte, wurde dies in konser­­vativen Blättern der eigenen Partei als ein Sport zur Nacheiferung hingestellt, freilich nicht, ohne die lächerliche Behauptung­ hinzu­­zufügen, daß die „Kriegswaffe” der Fortschrittspartei von den „Suden“ gefüllt werde. Best auf einmal hat indeß bei den verbündeten Kon­­servativen und Antisemiten alle Geldnote ein Ende. Wie ihre Führer selbst verfünden, geben ihnen pefuniäre Mittel in ‚„unbeschränktem“ Umfange zu Gebote. Täglich) werden neue Agitations- und Heb-Organe gegründet, und von denen, die schon früher bestanden, aber bisher nicht leben und nicht sterben konnten, hat das eine bereits im theuersten Quartier ein eigenes Haus kaufen können und das andere ist im Begriff, für den Preis von beinahe einer Million Mark über den Ankauf eines großen Etablissements mit eigener Drucerei u. |. w. abzuschließen. Daneben werden stenographische Berichte von Parlaments- und sonstigen Reden, Slugschriften und Rettungs-probenummern in Hunderttausenden von Gremplaren dur­ das ganze Land verbreitet. Stöder und Henrich haben Zeit und Geld, vom Meere bis zu den Alpen den religiösen und politischen Haß zu beharren und die ganze Agitation wird mit einem Aufwand von Geldmitteln betrieben, der nicht genügend dadurch ex- Hört wird, daß Herr Stöder am Samstag auf einer konservativen Versammlung in Minden sagte: „Ein gut fituirter Berliner Bürger legte mir 10.000 Mark für die Wahlagitation auf den Tisch und hat nachher mehl noch 12—13.000 Mark gegeben.” Auch daß unsere Heinadeligen Agrarier auf einmal im Stande und bereit sein sollten, Hunderttausende (denn um die handelt es sich) zu opfern, will Nie­­mand glauben, und so bleibt der Ursprung des unerschöpflichen Geldfädels, aus welchem die Stöder und Henrici in­ ihre Broß­­organe wirthiehaften, vorläufig unaufgeklärt. Aus Rußland, am 14. d. wird aus Petersburg berichtet: Wie „Worjadok” in einer Weise, die nicht mißzuverstehen war, andeutete, haben die Ministr Loris-Melikoff, Abaza und Miljutin ihre Abschiedsgesuch eingereicht und soll auch der Gehilfe Loris-Melikoff’s,­ Herr Kohanoff, seinen Abschied er­­beten haben. Als Verfasser des Laiserligen Manifestes wird Minister Politiedonostoff (von der Heiligen Synode) bezeichnet und auf das bestimmteste behauptet, daß die vorgenannten Plinister bis zum Dienstag seine Ahnung von dem Bestehen des Manifestes erhabt haben, an welchem Tage hier eine Ministerrathä­­igung statf­­and. Sobald Loris-Melikoff von dem Manifeste erfuhr, nahm er einen Ertrazug nach Gatihina. Er verlautet, daß Dort der Kaiser ijn beruhigte unter der Hinzufügung, daß das Manifest allerdings am nächsten Mittag erscheinen müsse. Er (der Kaiser) aber würde in höchst liberaler Weise den Wiünschen seines Volkes entgegenkommen. Graf Loris-Melikoff kehrte zurück, weichte dan, ebenso wie die vor­­genannten Minister, sein Abschiedsgesuch ein, welches zweifellos dies­­mal wohl angenommen werden dürfte. Unter solchen Umständen hat er dann allerdings viel für sich, daß der bekannte General Sona= » Miljutin wird General Drientelew als Kriegsminister genannt und der durch seine Bariser Fahrten bekannte General Obrutscheff ihm unterstellt erden. Ueber den Nachfolger des Finanzministers Abaza ver­lautet noch nichts Bestimmtes. Das Manifest wurde gleichsam über den Kopf der Minister mit Liberaler Gesinnung hinweg verfaßt. Dan erzählt, der Kaiser strebe darnach, die Negierungsgeschäfte ganz selbstständig und bis in das kleinste Detail zu erledigen­­ und arbeite deshalb oft ganze Nächte hindurch.­­ Der jüngst verhaftete Nihilist, der Lieutenant in der Garde Marine sein und Sultanoff heißen soll, gehört einer angesehenen Familie an und sol in der Nikolajewstaja (einer Duerstraße vom Hemski-Prospekt) ein eigenes Haus besisgen. Iin­­ unterrichteten Kreisen verlautet, daß nicht auf den frü­her fon ergriffenen Nihis Liften Safajeff, sondern auf diesen Offizier sich der Ausspruch Dee Hingerichteten Beromsla­nd Sheljaboff bezog: „er sei schwerer aufzufinden als eine Nadel auf dem Meeresgrunde”. In der Yaak-Kathedrale werden unentgeltlich Predigten und Broschhiven an das Volk vertheilt ; in einzelnen derselben fanden die Empfänger, die erzählt wird, nihilistische Proklamationen zwie­hen den Blättern. Was den jüngst auf Befehl des Kaisers verhafteten Ab­­gesandten der Nihilisten betrifft, welcher eine Audienz nachgefügt und bewilligt erhalten hatte, so sind bis fest alle Versuche, vessen Identität festzustellen oder ihn zum Sprechen zu bringen, gescheitert. Süße Worte verfingen ebenso wenig wie Drohungen. Auf erstere antwortete er gar nit, auf die Drohungen aber erwiderte er: „Glauben Sie denn, daß ic nicht wußte, auf welches gefährliche Terrain ich­ms begab? SH habe in dem Moment, 10 ich die friedliche Mission übernahm, mit meinem Leben abget­loffen, ob­­wohl ich eher auf Gefenntlichkeit als auf die Festung vrechnete. SH fa­n nicht zu drohen, sondern zu warnen, und hielt mich als Ab­­gesandter gewissermaßen für unverleglich. Sie provoziren, in un­­begreiflicher Verblendung, daß vielleicht noch weitere Menschenleben für die Befreiung des Volkes geopfert werden müssen, weil die Wilfür nicht dem Nechte und der Vernunft weichen woilt.“ Diese Worte wurden den Kaiser getreulich hinterbracht und machten auf denselben einen tiefen Eindruch­k ohne jedoch eine Nenderung der Rage des Gefangenen hervorzubringen. Die Rathlosigkeit und Uns­entschloffenheit in Regierungskreisen dauert unverändert fort und — in Folge unablässiger Beratdungen — geschieht nichts. „A­us Riem angekommene Personen erzählen — wie der „R. fr. Br.” aus Krasau berichtet wird —, der Gouverneur Drentelen habe auf eine telegraphische Anfrage aus Weters­­burg die Antwort erhalten, von den Waffen seinen Ge­­brauch gegen die Bauern zu machen, welche über die Juden herfielen. Dies erfuhren die Anführer der Bauernbande, deren Zerstörungs- und Naubfucht wieduch noch mehr entfesselt wurde, was endlich den Gouverneur bezog, auf eigene Faust zu handeln und das Militär einschreiten zu lassen. In fiischenem, Winica Faftomw und anderen Ortschaften haben die Bauern die Juden überfallen und geplündert; in Winica, wo viele schwer verwundet wurden, kü­ndigten die Bauern ihre Wiederkehr an, 1wes­­halb zahlreiche jüdische Fam­ilien nach Galizien flüssten,­­tieff­t sein Nachfolger wird­­ für Seb­ar. Degefhen­d. „Xefter Slond“. Zien, 15. Mai. Orig.:Telegr.) Das­ kron­­prinzliche Baar stattete heute Vormittags im Palais Koburg einen Besuch ab. Der Kronprinz terug Generalsuniform, die Kronprinzessin eine violette Seidentoilette, ein kleines, lichtes Stechhütchen und am Halse ein einfaches goldenes Kreuz. Das junge Ehepaar wurde auf der obersten Stufe der Treppe vom Prinzen Koburg empfangen. Morgen, um vier Uhr Nachmittags, findet in Laxenburg eine Serenade des Singvereins statt, die­ Mitglieder desselben werden vom Kronprinzlichen Baar be­wirthet werden. Abends findet im Larenburger Schloß eine große Spiree statt, zu der gegen­ 300 Einladungen an die Aristokratie und Diplomatie ergingen; die Militär-Kapelle wird konzertiven und ein Tenerwerk wird abgebrannt werden. — Gestern Abends ist ein Hofseparatwirthschaftszug nach Budapest abgegangen. Der größere Theil der Hausoffiziere geht dorthin am 18. d. Früh ab. — Die Deputation der Wiener Gewerbetreibenden

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