Pester Lloyd, September 1881 (Jahrgang 28, nr. 240-269)

1881-09-10 / nr. 249

P ; « 74 Pi =­­ nun in men ; Offener Sprechfaat. Für Form und Inhalt des unter Kiefer Nubrit Folgenden ist Die Nebastion niet verantwortlich, Wasserdichte Decklücher "” in garantirt bester Qualität, Schwarz, gelb oder naturell imprägnirt, so auch, Wagenfett, Maschinen- Oel und sonstige land­wirth­­schaftliche Artikel Ihnellizenz, bestenz und billigstens bei Srft 0. Fett und Bernhard Deutsch in Budapest Oeffentlicher Dank. 90 habe am 28. August d. 3. hier im Orte Halas eine Bank­oste­r 1090 fl. verloren und wurde dieselbe gelegentlich des hiesigen Marktes von einer Frau, der Gattin des Eintäufers des Herrn Karl Spicher, gefunden und mir durch Vermittlung des Herrn Karl Spiger mein Gigenthum zurückgestellt, wofür ich­hie mit Herrn Karl Spiger meinen aufrictigsten Dant ausspreche. 6560 D­avid Ad. Kellner in Halas. : 7 ‚ a Ps­eilage zur Nr. 219 des „Wester Lloyd", Samstag, 10. September 1881. Godards siebente Luftfahrt)Die „R. fr. Bresse” berichtet von gestern::­­ Mit den Wettermächten scheint Godard einen Pakt abgeschlos­­s zu Kapell.Nach dem gestrig e­xkühlel­ und regnerische­­ Abend fanden die Wetterchancen für heute recht schlimm, und dennoch gab­­ einen prächtigen Spätsommertag, der Tausende von Schaulustigen 1 die „Neue Welt“ hinauslobte. Der die Windstille begünstigt, ging die Füllung wasch und eraft von Statten, und um 5 °­ Uhr war der Ballon schon in seinem ganzen Umfange aufgebläht. Zehn Minuten nach 6 Uhr ftiegen Godard, dessen achtzehnjähriger , Cohin, der den Dater fachkundig unterfrügt, und zwei Basjagiere in den­­ Korb, worauf sofort „Le nouveau monde” unter tausendstimmigem Bravo in die Höhe flieg. Godard, der im Tafelwerfe stand, ließ von dort aus mehrere Tauben ausfliegen, und die Passagiere müve­n Bouquets und Bonbons herab, um welche sich ein Theil des ublifums förmlich zu balgen begann. Der Ballon nahmn einen­­ nordwestlichen Kurz gegen den Kahlenberg zu. Eine zahllose Men­­schenmenge hielt die zur „Neuen Welt” führende Strafe derart bei Test, daß die Wagen nur im Schritt fahren konnten. Der Ballon ist­­ um 6 °­ Uhr Abends bei St. Andrä-Wördern glücklich gelandet und wurde sogleich verpackt, so daß Godard und seine Wasjagiere schon mit dem Acht-Uhr-Zuge der Franz-Boset-Bahn nach Wien zurückehren konnten. . Am nächsten Sonntag unternimmt Godard eine Nacht: Luftfahrt bei bengalischer Beleuchtung. Berliner Schahlongrer.­ Aus Berlin wird der nt. fr. Breffer vom 6. d. geschrieben . Das Ergebniß Des heutigen Spieltages war folgendes : Einen Doppelsieg errang Sudertort. Der Vormittags Herrn v. Schüß, Nachmittags Mindwis (Hängewartie) fehlug und in Folge dessen in­s Die erste Linie vorrücte, während Mason, der bisher am besten­­ stand, durch seine neuerliche Niederlage gegen Niemann abgedrängt wurde. Weiter gewann Schallopp Teicht gegen Winawer, Bradburne gegen Wenmers, 2. Baulfen gegen Berger und Noa gegen Wittel, während die Partie Schwarz-Tshigaryn, sowie die Hängepartie Noa- Winamwer remis und die Partie Schmid-Baulfen abgebrochen wurde. Der nun ziemlich veränderte Turnierstand ist folgender : Zudertort 5, D Bladdurne, Schwarz je 4­/, Mason, 2. Baulfen, Scallopp je 4, ‚Tichigaryn 372, Mindwis, W. Baulfen, Winawer, Wittek je 3, „Berger, Noa, Niemann je 2%/,, Schmid, Wemmerz je 2, Schüß "a. Morgen, spielen W. Baulfen - Tichigaryn, Mindwis - Winamer, ‚Wittel-Schwarz, Wenmers-Zudertort, Schmid-Bladburne, 8. Baulsen- Sharlopp, Majon-Schüs, Noa-Berger, Sudentramwmall in preußen) Man soreibt ‚aus Stolp (Provinz Pommern) vom 4. b. : Trog der vielfachen Mahnungen seitens der Behörden und ‚der Breite ist es gestern Abends zu einem argen Skandal gegen die Süden genommen. Schon um 8 Uhr waren 800 bis 1000 Menschen­­ auf dem Markt versammelt, die Menge wuchs schließlich immer mehr bis zu 2000 an. Von vornherein schien die Sache eine drohende Gestalt annehmen zu wollen. Die Polizei hielt sich anfangs sehr reservirt, um nicht den Zorn des Möbels heraufzubeschwören. Hin und wieder hörte man „Hepp ! Hepp !” „Suchen ’raus !” schreien. Als drei Gendarmen um 9­ Uhr erschienen, wurde der Lärm Thon größer. Immer häufiger und lauter hörte man jene Muse er­­tönen. Pröslich brachten die ersten Hiebe gegen die Salousien eines­­ Radens an der Sütlostseite des Marktes. Wenige Augenblicke darauf erschien das Militär vor dem Nachhause mit blauter Waffe. Als nach dreimal wiederholter Aufforderung seitens­­ des Werstlieutenants v. Kaufe die Menge nicht weichen wollte, ging das Militär scharf vor. Mehrfach wurden Verwundungen zugefügt und­­ Verhaftungen vorge­nommen. Demnächst befegten die Massen die Nebenstraßen, wurden jedoch immer vom Militär zurückgedrängt. Bei dem Destillations- und Schankb­fafe von Nathan Blau in der Langenstraße war Jon vor­­dem ein Auflauf gewesen. Auch dort ging es nicht ohne Blutvergießen ab, da, weil troß wiederholter Aufforderung der Plag nicht geräumt wurde, scharf eingehauen wurde. Während nun aber die Husaren patrouillirend eine Straße durchzogen, wurde in den anderen Straßen getobt. Die Wuth des Wöbels wurde allerdings noch dar durch gesteigert, daß aus einigen Häusern, die von Juden bemohnt werden, Steine auf die Straße unter die Menge geworfen und Wasser aus den Fenstern gegosfen wurde. Am meisten hatte der Destillateur Nathan Blau in der Langenstraße zu leiden. Sast eine halbe Stunde lang hatten hier die sonstigen Runden von Blau, Maurer und Arbeiter, ein förmliches Bombardement ausgeübt. Mehr als faustgroße Steine flogen in das Schaufenster, in die Ladenthür, in die Fenfter des zweiten und dritten Stockes sogar. Als Husaren und Gendarmerie erschienen, versammelten, si die QTumultuanten in einer angrenzenden Nebenstraße. Als die bewaffnete Macht auch hier vordrang, wurde sie mit Gteinwürfen empfangen, sogar ein großer Lastwagen wurde als W­arrilade quer über die Straße gestellt, wodurch das Weitervordringen verhindert wurde. Im Ganzen sind gegen dreißig Personen verhaftet worden, und circa zehn Berwun­­dungen mögen vorgekommen sein. Die Gendarmen, Kuparen und Polizeibeamten blieben bis lange nach Mitternacht auf den Straßen. Die Höllenmaschinen in Lille. Der Sender ‚der Knallbomben-Schachteln in Lille ist, wie wenigstens die konser­­­vativen Blätter dieser Stadt melden, ermittelt, und wenn die Au­­gabe sich bestätigte, würde der Fall einen eigenthümlichen politischen Untergrund gewinnen. Dann wäre der Thäter nämlich ein Schofier, Namens Wouters, und zwar der nämliche, welcher zur Zeit der Vertreibung der Kongregation der Behörde, nachdem diese sie lange vergebens nach einem willigen Werkzeug, umgesehen, bei der gewaltsamen Deffnung des Seluiten- und Dominikaner-Klosters seine Dienste geliehen hat. Die Klerifalen hatten an Wouters, der starr verschultet war, Race genommen, indem sie seine Wechsel auffauften und ihn schließlich nöthigten, den Konkurs anzumelden. Die Liste der Empfänger der Bomberschad­eln besteht nun aus­­schließlich aus Personen, welche an den gerichtlichen­­ Verfolgungen gegen Wouters theilgenommen hatten, und da­sBouters seit der Expedition der Mordinstrumente verschwunden ist, auch das von ein Kutscher gegebene Signalement seiner Bersen entspricht, ist allerdings der dringende Verdacht vorhanden, daß er die That verübt hat. Das Befinden der von der­ Explosion betroffenen Per­­sonen hat sich übrigens ein wenig gebessert. Einen in Lille umfan­­fenden Gerücht zufolge hätte Wouters sich das Leben genommen. ein Ez SE­EEE . bat Sommmmnal-Angelegenbeiten. Hauptstädtischer Munizipal-Auschuß.­ Auf die Tagesordnung der am nächsten Mittwoch stattfindenden Generalversammlung wurden außer den bereits mitgetheilten Gegen­­ständen noc die folgenden gefest: Mehrere Pachtvorlagen. Dank­­schreiben des Erzherzogs Sofef für die an ihn aus Anlaß des Ablebens des Herzogs von Koburg gerichtete Beileids-Adresse; Cin­­gabe des Fransftrter Echulstuhls über die Bedingungen der Aus­nahme seines Mandats; Bericht über die Wahl der Geb­ornen im VI. Bezirke; Ministerial-Erlaß über das Net der Apothekerwahl in der Hauptstadt. Die übrigen Gegenstände sind von untergeordneten Belange. · (Die hauptstädtische Baukommission)hielt heute eine Sitzung.Die wesentlicheren­ Gegenstände derselben waren die folgenden 7 M­ehrerenaxisbesitzer der Sigxm­ixdg»asse«t«in Neustiftschritten bei der Stadtbehörde umskegnh­rung dieser G­asse,beziehungsweise des Dreifaltigkeitsplatzes ein.Nachde1­«Pr­o­­positiv-nen welche diesfalls gemacht werdekt,hätte»e111Thek·l«-Per Häuser successive um 25—309­ce hervorzurücken-Die Kommumxon beschloß,dem Gesuche Folge zu geben und die in Gemäßheit desselben nothwendig erscheinende Abäu­ der 1131g deschniirungsplanes zu­ be­­fürworten.—Die Kommission zur Kontrole der Gasbeleucht·­tung in fen berichtete, daß daselbst im Monat August die Stärke des Gaslichts durchschnittlich 11Y,, Normalferzen betragen habe. Nachdem die Gasgesellschaft kontraktich nur eine Lichtstärke von 8 Kerzen herzustellen verpflichtet ist, die wirkliche Stärke also um 3'/,, Kerzen besser war, wurde der Bericht genehmigend zur Kenntung genommen. — Zum BZwede des Ausbaues der Straße zwischen dem Schwabenberge und dem ANuminktel ist eine kleine Terrainstvede erforderlich, welche die Befiger zum Breife von 1 fl. per Duadrat-Klafter un­ter der Bedingung überlasfen zu wollen erklärten, daß zum Ooluge der Weingärten entlang dieser Straße auf Kosten der Stadt eine Schuh­­mauer aufgeführt werde. Der Anbot wurde mitsammt der daran geknüpften Bedingung acceptirt. — In einigen Häusern am Neuen Marktplag zeigten ich Kellerwaffer in der Höhe von 12 Meter. Die Untersuchung ergab, da­ dies auschließlich Grundwafer­ei, unwahrscheinlich Hervorgerufen durch die Hausbrunnen, welge in Folge der Einführung der Wafserfeitung nicht mehr benügt werden und deren Waffer nun ringsumber den Boden durchdringen. Nachdem die Grundwasser nachgerade den Charakter einer allgemeinen Kalamität anzunehmen drohen, so wurde nach Furzer Diskussion, an der sich der VBorfigende B Vize-Bürgermeister Gerlóczy, sowie die Repräsentanten Johann Weber und Kai Scheich betheiligten, beschlossen, über die Ursachen dieser Kalamität un­fassende, wissenschaftliche Er­hebungen anzustellen und Mittel zur Abhilfe ausfindig zu machen. Diesem Beschlusse gemäß wird an den Magistrat das Exsudhen ge­­richtet werden, zu dem gedachten Zmede eine Fachmänner-Gaquete einberufen zu wollen. — Die Pläne für die Ausdehnung des Telephthonweges nach Steinbruch und Altofen mw­urden genehmigt. — An den Fischermeister Sohann Fanda wird ein nächst der Slora-Fabrik befindliches Grund sind im Ausmaße von 2000 Quadrat-Klafter zum Preise von 11.060 fl. verkauft. — ‚Ludwig Krauß und Gointeressenten schritten um Kanalisirung und Pflasterung der Ludoviceum-, Deröme völgy-, Sárfány- und Dugonicsgafie und Konkurrenz ein. Nachdem jedoch in dieser Gegend ein entsprechender Hauptrezipient, in den die einzelnen Kanäle eingeleitet werden könnten, fehlt, räth das Ingenieur-Amt an, vorderhand blos Kim fale herzustellen und die Straßenkörper duch Makadamisirung in praktisabem­ Zustand zu lesen. Auf Empfehlung de­s V­orfigen­­den, der den Zustand dieser Straßen als einen wahrhaft pito­­yablen schildert, wurde beschlossen, den Vorschlag des Ingenieur- Amtes zu acceptiven. Die erforderlichen Arbeiten womöglich noch heuer ausführen zu lassen und zu diesem Behufe eventuell einen Nachragsk­redit anzusprechen; sollten aber diese Arbeiten aus irgend­einem Grunde heuer nicht durchführbar sein, so wären sie jedenfalls in das Programm der nächtjährigen Herstellungen aufzunehmen. In Folge der Initiative der Kommission für den artesischen Brunnen, das­ngenieur-Amt einen Plan für die Errichtung einer Trinkhalle beim artesischen Brunnen aus­gearbeitet.­­ Dienach würde die Halle, für die ein Kostenaufwand von 34.500 fl. präliminier­­t, in die Ure der Napial­­straße zu Stehen kommen und si architektonisch ziemlich imposant präsentiren. Der Blan wurde nach kurzer Diskussion acceptirt ; dagegen war der Borfigende, welcher darauf Himmies, daß frü­her oder später die Frage betreffs Errichtung eines großen Bade- Etablissements gelöst werden müsse, und Daun werde vieleicht Diese Halle der neuen Anlage im Wege siehen. Dieser Ummurf blieb jedoch unberüch­htigt, da die Mehrheit der Kommission der Ansich war, eine anständige Trinkhalle sei nicht Länger mehr zu entbehren und schließli” werde, wie immer auch das Mreofelt des großen definitiven Bade-Stablissements beschaffen sein würde. Diese Halle ohne Echtierigkeit in das Ganze sich einfügen fallen. _ · (V011 de 11 Lagerhäusern.)Der Magistrat hat sich für­ die Eiksxfi­hriung—vox1Fairban­kss LGaagey ausgesprochen und das diesfau­fige Offert des Vertreterss der amerikanischen Firma Fairbank angenommen Hie nach kommen die Wäges-Apparate fü­r die Elem­­tore 11a11f44.2:37fl.z11stehen-Dieliedergabe der Lagerhäuser um die Eskomb­obank mird nach dm der Vertrag nunaklich schon von Koll­­mann-Szåll unterzeichnet ist,gegen Ende September LJ erfolgen. Die Bank hat dann sofort die bedungene Kaution um 100.000 fl. und die erste Rate im Betrage von­ ein­er Million Gulden zu erlegen. (A­usschank ohne Lizenzen.)Bei den im Zuge befindlichen Regulsteuer-Exeku­tionen wurde die Wahrnehhung ge­­macht,daß zahlreiche Greisler und Kassecsckäkaer,ohne uur Besitze von­ Lizenzen zuweist,das Schankrecht ausüben.U­nter Zuziehung der Bezirksvorsuchungen wird nun eine strenge Untersuchung­ sämmt­­licher Lokale durchgeführt­,und werden die unbefugten Beet-un­d Branntwein-Ausshänter nebst Konfisfation der vorfindlichen Ge­tränke mit Geldstrafen von 5 bis 300 fl. bestraft. a . e . Lokal-Hadırichten. Die diesjährigen Rekruten­ werden für den 1. Oktober einberufen. Die Einberufungskarten wurden durch die Ergänzungs-Bezirks-Kommanden den Auriediktionen behnfs Zu­­stellung bereits zugesendet. Das hier garnisonirende 32. Ergänzungs- Bezirks Kommando hat dem hauptstädtischen Militär-Evidenzhaltungs- Amte einige Hundert­ felder Einberufungsferien zur Zustellung übermittelt, von welchen jedoch kaum der dritte Theil zugestellt wer­­den konnte, da Die Rekruten sich nicht gemeldet haben. Zur Anteresse dieser Nefrnten liegt es nun, sich beufs Erlangung dieser Karten beim genannten Unite selbst zu melden. Die Betöfi-Gesellschaft hält am 18. o. M. um 10 Uher vormittags in einem Saale der Akademie eine Matinée ab. · (Die Arbeitsausstellung des katholisch­en­ Gesellenvereins,w­ wurde bisherVomm­ehr als LOOO Per­­sonen besucht.Die Jury besollxloßl­ente,4 Prämäeneriker,14zwet­­ter und je dritter Klasse zu vertheilen.Die übrigen Aussteller erhalten Ehrendiplome.Dem Domherrn Mayer,welcher zu den Prämie I­S Dukaten beitrag,hat das Komitäs einen Dankvotust (Sport.)Dastgran in der von der Aktiezxgesellschc zit zur Hebung der Pferdezucht Veranstalteten Pferde-Prämmsungen ist folgendes:15.—16.Oktober öffen­tliche Auktims.;17.Trabwettfah­rten im Stadtwäldchem 19.Ziehung der Pferdelotterie.20.—23.Hengstesi- Augstellb­kg und Prämiirung. · (Vorsü­ndflut­­liches.)Gelegentlich­ der gegen­wär­­tigen Quaibaute g ist SJng Meter tief unter dem Nullpanther Donau das Inchenstück eines vorsündfluthlichen Thieres gesunden und dem NationaLE Diusemucin gesendet von dem A·uchw·urden dem genannten Institut mehrere antike Eisenstücke zugeschickt,die­ während dieser Arbeiten ausgegrabest wurde 11. «· (Ei11alter Kalender.)J11 der Universitäts-Bibliothek wurde dieser Tage von einem aus dem vorigek­ Jahr«h11ndertst·m­­­menden Buche der Einbilddeckel abgelöst,in welchem dann einer der ältesten ungarischen Kalender entdeckt wurde. Dexselbe führt den Titel: „Judicum magyar nyelven Christus urunknak születese után 1589-ik esztendöböl Fontanus Bálint M­­az krakai főiskalá­­ban rendeltetett Astrologus altal." Der Kalender ist fast vollstän­­dig erhalten. · » (Polizei­ 9"Nachrichten.)Die lrobe Straße txjksgetid unterhält sich in jü­ngster Zeit damit,daß sie cmf das Straßsenpflaster 1und die Tramway Schienen KnallerbsenIvirst,1velch je bei der lezse­­sten Verfir­ru­­ng mit harten Gege­nständern­n­t lauter Detonaton explodi­ert.Gestern wurden zwei Lehrjungen bei solic­em Amusement betreten und verhaftet.­­Dir­ Köchin Marie Prekop versetzte vorgestellt der Dienstmagd AmmC seh mit einem Nudelwasser einen so wuchtigen Hieb auf den Kopf,daß diese von Vlut überströmt an oden fiel-Die wüthende Rüchen Amazone wurde e·ver­­haftet.—Der Tag löhrte­:Andreas Gasparik brachte mucnk Kameraden Mijal vorgester xg Abends geleges­tlicl­ einer Raufetzet mehrere Stichwunde b­ei.—­DenIDtkn­ 1-Földvåtser Kaplan Josef Halvax wurde vorgestern Abends auf dem Dampfer,,Josef Kar­l«« ein kleiner Handkoffer gestohlen.—­Die Arbeiterin T·here·se Astzer­­trümmierte heute in einem Anfalle von Tobsucht allem Gram-Zim­­mer bei hidcichen Geräthschaften und bedrohte auch ihre Hausleu­te; sie wurde mit großer Mü­be gebändigt und in’s Rochusspital über­­­führt­—­Die 43jährige Trödlerin Marie Berge­.­wurde gestern Nachmittags von einem Sodamagen überfahren und lebensgefährlich verlegt. — Dem Taglöhner Johann Chlavat verlegte gestern Abends sein Quartiergeber der Zimmermaler Johann Kovács mittelst einer Stolzbade zwei Hiebe in die Brust. — Ein junger Mann Namens Wilhelm Fiscer wurde heute Nachts um 1 Uhr in der Franz-Toldygasse doch ein unbekanntes Individuum beim Kragen erfaßt und aufgefordert, demselben seine Bearschaft zu über­­geben. Statt­dessen gab Wifcher mittelst eines sch­weren Stobes dem Megelagerer einen Hieb auf den Kopf und rief zugleich um Hilfe, worauf der Strolh, Gefahr mnwitternd, entfloh. ( Defraudation im Unterrichts-Ministe­rium) Im Kultus und Unterrichts-Ministerium ist man vor einigen Monaten verschiedenen Malversationen auf die Spur ge­formen, deren Verfolgung zu der Entdekung, führte, dob der Rechnungs-Offizial I. Klasse Julius Szilágyi von den seier Verwaltung anvertrauten Schulgeldern, welche er an die Steuerwaffe hätte abführen sollen, den Betrag von 2000 fl. veruntreut hatte. Ii­ Solge dessen wurden die Alten dem Strafgericht ü­bergeben, welches Szilágyi wegen­­ Veruntreuung und Dokumentenfälschung in Auflagen stand verfeßte. Der gegen Szilágyi erlassene Verhaftsbefehl konnte bis zur Stunde nicht vollzogen werden, da der Angeklagte noch vor Entdeckung des Verbrechens flüchtig wurde. Diebstahel im Oberhause. Seit heute Morgens herrscht reges Leben in den Räumen, wo unsere geborenen Gefeß­­geber ihre Berathungen halten. Im großen Gibungssaale und den­­ Siebenlotalitäten werden vielfache Reparaturen vorgenommen, welche ein Heer von Handwerkern beschäftigen. Dur diese Inpasion st­ett Diebzahl ermöglicht worden, der sich heute in der Garderobe, des Oberhauses ereignet hat. ES it nämlich­ das Palin eines Bischofs abhanden genommen, welches Ge. Hochminrden zu größerer Bequemlichkeit in der Garderobe zu Laffen pflegte. Der Verdacht des Diebstahls trifft eine slowakische Taglöhnerin, die sich im Vorzimmer zu Schaffen machte und dann plöglich verschwand. (Eine gestoh­lene Zither.) Dem Nachtportier des „Hotel Baris“, Georg Mann, wurde Dienstag Nachts aus seiner Wohnung eine werthvolle Zither sammt Etui geftohlen. In Folge polizeiliche Anzeige untersuchte der Zivil-Kommissär Dantovk­y verschiedene Pfandleihhäuser in der Theresienstadt und es gelang ihm auch, das gestohlene Instrument im Seelinger’schen Verfahr­geschäft in der Großen Feldgasse aufzufinden, wo dasselbe von einem jungen Mann um 5 fl. verpfändet worden war. Die Polizei ist übrigens auch von dem Thäter auf die Spur gelangt. (Eine nächtliche Verhaftung) Die 19jährige Suk­e Schal, eine Hübsche Blondine, war bei einem höheren Hiini­sterialbeamten als Diago bedienstet. Am 22. Augus trat sie aus dem Dienst. Vorgestern machte der Beam­te, als er seinen Schreibtis, öff­­n­ete, die unangenehme Wahrnehmung, daß ihn aus seinen Schreib­­tisch mehrere daselbst in Berrwahrung gewesene Gold- und Silber­­gegenstände, die Uhren, Silberlöffel und Ninge ze. im Werthe von 200 fl. gestohlen worden seier, weshalb er bei der Stadthauptm­anne­nschaft des II. Bezirks die Anzeige erstattete. Da sich der Verdacht auf die Drhal lenkte, Lieb Stadthauptmann Gbenhöch dieselbe eruiven, was nach längeren Bemühungen auch gelang. In der Mahnung der Orhal (Narbenstadt, Hadnagyaafie 32) erschienen des Nachts zwei Polizei-Organe, welche die Orhal verhafteten. Sie leug­­nete beharrlich und erst nach mehrstündigem Verhör Iegte sie endlich ein reumüthiges Beständniß ab. Die gestohlenen Gegenstände wurden in mehreren Beilaganstalten ausfindig gemacht. Die Diebin wird dem Kriminalgericht eingeliefert. Reftdiebstahl. Dieser Tage wurden von der hiesigen Dorogolb-Mverges Ujfalu zwei Briefläde, Geld- und veronimandirte Briefe enthaltend, erwedirt. Auf einer Zeilchenstation wurden die Bäde aufgeschnitten und aus dem einen ein mit 245 fl. beschwerter Geldbrief entwendet; im zweiten Sade befand sich ein großer Brief, welcher Staatslose enthielt, dieser wurde unberührt ge­­lassen. Bei welcher Station der Diebstahl begangen wurde, konnte bisher noch nicht konstatirt werden. Die Post-Direktion hat die strengste Untersuchung eingeleitet. (Ein berüchtigter Einbrecher gefangen.) Seit längerer Zeit fahndet die Polizei nach dem berüchtigten jugendlichen Einbrecher Johann Weißber, der im heutigen Sommer viele Ein­bruchdiebstähle verübte. Derselbe wurde gestern verhaftet und der Ober-Stadthauptmannscaft eingeliefert. (Schadenfeuer) Im Bekäs-Mengerer Hotter Tan vorgestern Morgens um 3 Uhr in der Villa des Zahnarztes Dr. Bideig und der Daneben befindlichen Wassermühle Heuer zum Ausbruch- Die Flam­men loderten so Hell, daß die hiesigen Thurmmwächer ein Diner Feuer signalierten. In Folge dessen fuhr eine Abtheilung der hauptstädtischen Feuerwehr nach dem Brandorte, wo es ihr nach dreistündiger Arbeit gelang, das Feuer unter Preisgebung des Brandherdes zu lofalisiren. «­­(In der Kirche vom Schlage gerührt.)Der in Ofek1 wohnhafte Affekuranz bemnte August Prager fein­ rena­­gestern die Temfe seines erstgebornen Kindeå Als Taufpathe fungiUe der Großvater des Jungaweltbürgers,der geachtete Ostia-Wein­­garten­besitzer Stefan Kovics.In der Kirche angelangt,wollte man das Kind gerade über das Taufbecken hebem als der greise Pathez 11 taumelhem sing und einem seiner Nachbarn bemußtle sich die Armefic.Der ahme Alte wurde sofort in­ die Sakristei ge­­tragen,wo e·rdank·der rasch hinbeigeholten ärztlichen Hilfe das Bewußtsein bald wieder erlau­xxte;ein Schlaganfall hatte,wie der Arztkonstatixth dem thm­­irdigen­ Greis die rechte Seite geläh­ i1t. (Ut»11all.)Ein elfjähriger Knabe Namens Johaian en­­g geläst gestern Nachmittags auf der Steinbrucher Straße vom Wage­n seines Vaters so unglücklich in Bodegk gestürzt,daß er von­ den Pferwit zerstampft und von den Rädern schwer versletzt wu­rde. (Irrsinn.)Bei der in der Pfaflengasse II wohnhaften, 52 Jahr-S alten Taglöhnerin Theresia Heiß wurden schon seit längs­­ten­ Zeit Spurenvogulsinn bemerkt;gestern gelangten diese in größerent·91 Maßstabe 5111(9111sbkuck),in Folge dessen die Bedemekuss­werthean Beobachtungszimmer des Rochusspitals gebracht wer­­den mußte. Selbstmord verfuhr wegen einer Wöhrfeige. Die bei einem Telegraphenbeamten in der Toldygasse Nr. 8 als Stubenmädcen bedienstete Gva Merkely hatte geitern Abends mit einem Kinde im Hofe des genannten Baufes gespielt, was den Vater des Kindes derart ärgerte, daß er auf das Mädchen [oS­ stürzte und ihm eine schallende Ohrfeige verfehte. Weinend ver­­fügte sie sich in ihre Zimmer und Schloß fich ein. Gegen 11 Uhr Nachts hörte man aus dem Zimmer Nechzen und Stöhnen, weshalb man die von innen verschlossene Thür erbing. Auf dem Fußboden des Zimmers lag das Stubenmädchen im bewußtlosen Zustande. Auf dem Tusche fand eine Slasche, welche Laugeneffenz enthielt. Der in der Nähe wohnhafte Honveo-Oberarz­t Dr. Müf wurde sofort herbeigerufen und er konstan­zte, daß das Mädchen sich durch den Genuß von Zaugeneffenz vergiftet hatte. Im einem bei ihr vor­gefundenen Schreiben erklärt die Meppely, daß sie aus Scham über die erhaltene Ohrfeige fir das Leben nehme. Ihr Zustand ist ein gefährlicher.­­Hauptpost nag­ ­­­­te Feuilleton. Bon Königlichen Spiel. „Für ein Spiel zu eruft, für Ernft zu viel Spiel” — so lautet ein absprechendes Antheil superkluger. Sittenrichter in Bezu­g auf die Beschäftigung mit dem durch die Jahrtausende geadelten Schachspiel. Nur ein Hein wenig ist der Tadel verdient, insofern nänlich, als das ‚Spiel, welches nach dem Schach zubenamrt wird, seinen eigenen Dä­­mon hat. 65 ist der Dämon des Chrgeizes, der die Hand jede Schach­­spielers leitet. Man fühlt in sich den überlegenen Geist eines Na­­poleon oder Moltke, wenn man die Züge kombinirt, welche dem Gegner den „Todesstoß” verlegen sollen. Mit cäsarischer Grausam­­keit weidet man sich an den Dualen des zu Tode gehösten Opfers. Die wilden Begierden des sieggekrönten Soldaten, des Gladiators, des auf sein langverfolgtes Ziel losbrennenden Waidmannes vers­einigen sich in dem zähen und fühnen Schachpieler, der als Frucht stundenlangen bedächtigen Spiels endlich das „Matt in drei oder für vier Zügen“ ansagen kann. Marius auf den Trümmern Karthagos konnte seine tiefere, innigere, feierlichere Satisfa­tion empfunden haben, als der glückliche General auf dem Schachbrette, der seinen Gegner unentrinnbar in ein Net tödtlicher Züge hineingelodt hat. Am Schachbrett läßt sich praktische Psychologie studiren, genau beobachten, was in der Seele eines Siegers, sowie des Besiegten vor­­geht. Im Sieger mischt sich die Freude des befriedigten Selbst­­bemwußtseins mit der Schadenfreude, den Gegner überlistet zu haben ; das Kraftgefühl, welches sich mit dem Feineswegs gering zu schäßen­­den Feinde gemessen und ihn glorreich niedergeworfen hat; die diabolische Luft, welche ich bei den Todeszudungen des Partners zeigt, und das beinahe jubelnde Frohloden, wenn Groß aller verzweifelten Anstrengungen von­ der andern Seite, das siegreiche, Fang ersehnte : „Matt !” endlich ertönt. Die Nachtfeiten der menschligen Natur zeigen sich hier ungesucht; der Uebermuth des Siegers bricht oft in bösen Hohn, unbezähmbaren Muthwillen sogar in derbe Ehr­­verlegungen aus. Der niedergeschlagene Gegner hat selten die mobleffe, sein Schidsal ruhig zu ertragen, er nimmt merk­würdiger­­weise oft die Niederlage für eine persönliche Beleidigung, ist tief be­­schont, Täpf fi zu Erwiderungen geöblichster Art hinreißen und Sucht jedenfalls in Heinlicher Weise dem Verdienste des Gegners An­­bruch zu thun. Das praktische Schachspiel it eine weiche psychologische Fund gebe, die fast noch gar nicht ausgebeutet it. Wenn irgendwo, so hat hier das Sprichwort Berechtigung, daß man den „Menschen im Spiel erkennen k­önne". Nobleffe oder Wlattheit des Charakters, Biegsamkeit oder Verf­öderung des Denkens kommen im Schachspiel unbestritten zum Ausdruch,. Doch wollen wir gleich hier dem fal­­schen Schluffe vorbeugen, als ob Genie in anderen Dingen mit gleicher Vorzüglichkeit in der Kunst des Schachspiels zusammenbringe. Ganz ausgezeichnete Geister können schwach in der Führung der welt­­bedeutenden Steine sein, während die Nieten des Schachspiels in der Regel in keiner andern bürgerlichen Beschäftigung hervorragen. Dies findet seine Erklärung in der einfachen Thatsache, da­ Shah nicht blos eine Kunst, sondern an eine sehr ausgearbeitete Wissenschaft­­ ist, und das Genie jede wenig Zeit hat, sich mit der Theorie eines Spiels zu befassen, während umgekehrt Diejenigen, die einmal vom Schachdämon besossen sind, alles Andere darüber vernachlässigen und fich rein nur dem Kultus der hogy im Gedankenäther thronenden Göttin Saiffa widmen. Daß aber die geistige Kraft, welche im meisterhaften Schachspiel zum Ausdruch kommt, ganz analog der­­jenigen in ernsten Fächern ist, kann leicht nach­gewiesen werden. Ich träume wich zurück nach einem Zentralpunkt des deutschen Schachspiels. Vor zwanzig Jahren war Leipzig noch tonangebend für Theorie und Praxis des Königlichen Spiels. Die politisch farb­­lose sächsische Mittelstadt, der Hauptstapelplan deutschen Buchhandels, eine Stadt von Kaufleuten und Studenten, in der weder ein Soldat noch ein Mönch, noch ein Bettler zu sehen war, konnte sich Jo vedi mit Muße und Behagen rein geistigen Bergnügungen und Wett­­kän­pfen widmen. In einen niedrigen, qualmigen Café am Rath­­hausplatz begegneten ich damals alle Koryphäen der Schadhkunst. Keiner dieser Erscheinungen hätte man ihre unbestreitbare geistige Bedeutung angemerkt. Das feierliche Gepränge der „Größe“ war da vollständig verbannt. Man erschien als gewöhnlicher Philister, ohne Aufsehen, ohne Bofe, ohne Aufwand. Nur wenn die Partien zw­ischen den Meistern ihren Fortgang genommen hatten, erkannte der „Erleihende” Laie erstaunt, daß er es mit den Koryphäen der edlen Kunst zu th­m hatte. Wer rennt nit Porti und „Schach-Ratechismmus”? Wie Unzähligen hat dieses Hare, geistvolle Büchlein nicht große Dienste in der Anleitung zu den Geheimnissen der Schachspielkunft geleistet ? Portins theilt die Schachspieler, wie Soldaten, in Langelaffen, vom Reliruten bis zum General, ein. Der gute Bertius war praftig­ selbst noch bei der Offizierschar ge­stehen geblichen, obzwar er theo­­retisch Generals-Epauletten trug. Aber mer hätte sie den geistvollen Humor in jener ärmligen, kränklichen, hinkenden, an Händen und Füßen fonvulfivisdh) zitternden Gestalt mit nervös verzerrten, rungeligen Gesichtszügen, mit fast unverständlich flotternder Stimme vorgestellt, in einer Gestalt, wie sie und tagtäglich am Schadhuisch erschten, und eher unser innigstes Mitleid, als unsere Bewunderung herauszufordern geeignet war ? Und wir hatten Alle den Tonwulfiv­ieh zudenden, flotternden Kitirps, den Schönen Geist in dieser verfrüppelten Schale, so lied. Er war ein begeisterter Anhänger Gaiffa’3, schleppte sich tagtäglich zum­ Sdagtisd) in das dunftige Café, und melcher Matador hätte nicht gern mit dem tapfern S Invaliden gespielt, sei es auch nur aus Korps­­geist? Der Arne befebte sich förmlich beim Schachjpfel; mit zitternder Hand pflegte er oft recht geistvolle Züge zu machen und der flatternde Mund, der mühlsam die Säge hervorstieh, sol sogar treffende, Humo­­ristische Elite als Randbemerkungen zu dem Spiel seiner Gegner geschleudert haben. Es gehörte jedenfalls jahrelange Bekanntschaft mit dem­ weißhaarigen Invaliden dazu, um seine Sprache zu verstehen. Zu seinen besten Freunden und häufigsten Spielgegnern ge­­hörte der V­erlagsbuchhändler Wigand, der " Alte", der noch aus Preßburg nach Deutschland übersiedelt war, Ungarn bis an sein Grab die wärmste Sympathie erhielt und diese auch seinen Söhnen, den resigen Inhabern der Firma, ver­­achte. Wigand hat nach 1848 viele ungarische Emigranten bei sich beherbergt und sie den Häfkher­­armen entzogen. Der alte Wigand war ein Musterbild greifenhafter Schönheit. Ein herrlicher weißer Zodenkopf sak auf einer ungebroc­henen, wenn auch behäbigen Hünengestalt. Die rorhen Baden des Greifes deuteten auf ein festbegründetes Wohlleben und einen soliden Gpitwäismus .Wigand galt einst für einen der drei stärksten Schachspieler­­ Ungarns, zu denen dann no Szén und Grimm gehörten. Bon Szén sprachen die deutschen Schachmeister mit der größten Hoch­­achtung. Der Ruhm Ungarns ist seit jener Periode auf dem Schach­­gebiete nur durch einen Namen, den ein Jüngerer unter den Kory­­­­phäen der Wiener Schachgesellschaft trägt, aufrechterhalten worden. Maigand war mit zunehmendem Alter ein sehr mittel­­mäßiger Schachspieler geworden, aber die Jüngern rüttelten nicht an seiner Autorität, weil er ein ı unnermüdlicher Barteigänger des edeln Spiels blieb und mit immer gleicher Leidenschaft, wenn auch mit weniger Glüd, feiner Passion oblag. Dir kehren nam in die Höhen der Kunst ein, und müssen, den ersten Gang dem fruchtbarsten Schacautor der Gegenwart De. Mar Lange, einräumen. Lange war eine interessante zarte Erscheinung von quedsilberner Beweglichkeit, von einer fast nervös machenden Unruhe. Der Mann Hatte schon vor zwanzig Jahren eine ganze Bibliothek über Shah­ediri: Lehrbücher, Analysen von Bartien, Broblene u. s. w. Sein Antlig zeigte stete eine lachende Siegermiene. Er hatte Kunst und Wissenschaft des Schachspiels im Kleinen Finger. Nichts psychologisc­h­nteressant er es, als Meister Lange mit dem nicht Heiner Meister Baulfen, dem Jüngern, sich meffen zu sehen ! Sie entritten in der Zeit, von der wir sprechen, ein Match, das in dem genannten Leipziger Cafe, bei Dualm und Nancy, schlechter Beleuchtung und elendem Getränk, ausgefochten werden sollte. Der Tisch, an welchem diese zwei Geistesriefen, über ein gewürfeltes Brett gebeugt, ihre Gedankenwaffen kreuzten, wurde selbstverständlich ein unwiderstehlicher Magnet für fänmntliche Besucher des Cafes. Baulien saß den ganzen Tag, wie an den Tisch genagelt, die hohe, breit- Schulterige Gestalt, unbeweglich, wie aus Cry gegossen. Das große, intelligente Auge blicte fest und unverwandt, ohne mit einer Wimper zu ruchen, auf die Steine. von Stunde zu Stunde etwa bewegte sich ein Finger des Niefen, um­ fest und bestimmt einen Stein auf den Schachbrette fortzuschieben. Die momentan unterbrochene olyn­pische Nude kehrte sofort wieder ein DIS zu dem­ Mom­ente eines neuen Gedankenbloges. Lange gerieth über diese eisige Ruhe, über dieses unerschütter­­te­ bedächtige Spiel seines Gegners in eine gelinde Verzweiflung. Er rühte unruhig auf seinem Lessel hin und her, flüsterte uns ab und zu einige gar nicht zur Sache gehörige Wige zu, Hand­mai s schnel auf und ging zum Senfier, um vorübergehende Schöne zu lorgnetti­­ren, und fant senfzend zum Schadtisch zurück, 05 sein Gegner nicht denn Schon doch seinen Zug gethan habe. Hatte aber Rauffen seinen bedeutenden Gegenzug vollführt, dann pflegte Meister Lange zu Schmunzehr. Er wußte, daß jeder Zug Paulsen’s ein tiefes Räthfel sei, welches Denjenigen tödtete, der es nicht löste. Er möchte ihn Behagen, die Näthfel des Niefen zu Lösen in ihm selbst neue Nüffe zum Sinaden zu geben. Mer glaubt, daß eine Partie zwischen Meistern das gewöhn­­­lte Zeitmaß in Anspruch nimmt, der K­ri­si­ gewaltig. Wir begei­­sterten Schachjünger hatten bittere Erfahrungen durchzumalen. Schon die erste Partie, zwischen Lange und Banken, gleich nach Tifel begonnen, 309 fich bis in die finfende Nacht hinein. Die Spieler Dach­ten nicht entfernt ans Aufbrechen. Aber die Polizeistu­nde war neue bittlich. Endlich wurde der Stand der Bartie notivt und mit diesen rostbaren Notizen, mitten in tiefer Nacht, im ärgsten Schneegestöber, in ein entlegenes­­ Nachtcafe weiter gewandert. Dort wurde mit Mühe ein invalides Schachbrett aufgestöbert und es würde bis zum grünenden Morgen fortgespielt worden sein, wenn nicht der Kellner nach wiederholten fruch­tlosen Hinweisungen auf den Feierabend die ingeniöse Idee gehabt hätte, alle Fenster und Thüren zu öffnen, die­­ Löffel sehe geräuschvoll zusammenzuräumen und endlich das Gas­­ abzudrehen. Natürlich Hierauf allgemeine Entrüstung in der Gemeinde Gaiffa’3, aber die Schadhirtenverfolgung hatte diesmal ihren Zweck vollkommen erreicht. Wir mußten hinaus in’s feindliche Leben und Paulsen fand es noch fir angemessen, uns­ in seine Wohnung zu einem­­ Thee laden zu wollen, wobei natürlich die Partie noch hätte fortgefegt werden können. Doch siegte die Vernunft und der Hinbiick auf etwa zu befürchtende Proteste der Haus­wirt hin und die Fort­segung wurde auf den nächsten Tag in unserem Stam­ncafe bestimmt. . Einer von uns meinte, Baulsen würde die Partie ganz gewiß im­­ Traume weiterspielen. 63 würde den Nahı­en eines Feuilletond weitaus übersteigen, wollten wir alle Charakter-Physiognomien von Schachspielen zeich­­nen. Doc noch zwei aus jener Zeit kann ich nicht unerwähnt lassen, Hermann Hirscba­ch, einen geistvollen Lebemann, der zuerst Die Strategie de­s Schachspiels theoretisch in seinem Lehrbuche erörterte, und Johannes Mind­wit, den rebr so oft genannten Redakteur der Leipziger Schachzeitung, Wettspieler und Problemdichter ersten Ranges. Hermann Hirschbach hatte sein Geld an der Börse verloren und suchte Trost im geistreichen Schachspiel. Was er aus dem Schiffbruc gerettet hatte, verzehrte er langsam, mit dem Behagen eines Eynifers. Er hatte eine feine, weltmännische Bildung und gab sich fü­r sein Leben gern mit uns Süngeren ab. Er war unser Lehrer, eine Art Sokrates, der seinen Sohn beanspruchte. Er ver­­glich das Schachspiel stets mit der Wirklichkeit, freute in Höchst geist­­reicher Z­eife inner­moralische Sentenzen und Erinnerungen aus seinem Leben in die belehrenden Úebungen ein. Dabei entwickelte er ung Strategie und Taktik des Schachspiels musterhaft in den mit uns gespielten Partien und lehrte uns Kritik selbst an den Zügen der Meister übe. 5 Adaldbad und Lange waren zugleich gebende Bennweile dafür, daß der durch­ Schachspiel geübte Geist fid) mitunter au) danıı bes währt, wenn er anderen prak­tischeren Gebieten fid) zuwendet. Lange wude später Leiter der großen Spamer’schen V­erlagsbuchhandlung und fand da endlich das geeignete Terrain für seinen unruhigen, caftiigen Geist. Hixfehbah wurde, nachdem ihn die Not zwang, zum Erwerb zu greifen und er zu feig war, das Cyankali zu trinken, das er im Jahre lang vorher für den Fall der äußersten Berahmung vorbereitet hatte, volkswirthschaftlicher Schriftsteller von vielem Esprit und Erfolg. Sch fliege mit der Porträtivung des jü­ngsten der heutigen Schachgrößen. Der gute Johannes Min­dwich, der Sohn de gleichnamigen Platoniden an der Leipziger Universität, den Lindau mit so unbarmiderziger Satire langsang tödtete, war ursprünglich für die kaufmännische Laufbahn bestimmt. Aber der Ehrgeiz ließ ihn nicht ruhen. Er war ein Hübscher, sanfter Mensch, mit Deib­enaugen und Frischen Hosenmump eine fast mädchenhafte, schüchterne Erxrshheinung Aber Caiffa Hatte es ih­n angethan. Ex versuchte es zunächst mit Buphlemen, tr denen ex ' Hin.

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