Pester Lloyd - Abendblatt, April 1885 (Jahrgang 32, nr. 74-98)
1885-04-22 / nr. 91
v 1885, — ür, 91, Dan (Einzelne Rummern 3 Mithuad), in offen Verfehlerfloralen.) , ER LLOYD. ER lan des österreichischen Reiche rathes. Telegramm) Wien, 22. April. Die Thronrede,miti welcher Se.Majestät dert Reichsrath heute auflöste,lautet wie folgt: ,,Geehrte Herretrvott bei den Häusern des Reichstathes . , Am Schluffe der verfassungsmäßigen Periode Ihrer legislatorischen Thätigkeit gereicht es Mir zur Befriedigung, huen Für die richtige Erkenntnig und Würdigung der staat(tehen Snteressen, welche Sie bei Ihren Arbeiten geleitet und ‚five die Opferwilligkeit, die Sie in Ihren Beischlüffen uuf den Tag gelegt haben, Meinen Dank und Meine Anerkennung auszusprechen. Eine Reihe von wichtigen Vorlagen, welche Ihnen in Laufe der Session von Meiner Regierung übergeben wurde, war Gegenstand Ihrer Beichlußfassung. Die Wehrkraft des Neides wurde durch patriotische Mitwirkung wesentlich gefördert und befestigt, während zugleich die Mittel geschaffen wurden für die Aufbesserung der Innvalidengebühr, Fi die Versorgung der Hilfsbedürftigen Witwen und Wafsen der vor den Feinde Gefallenen und für die Unterftügung der Fantilien der im Mobilisierngsfalle Einberufenen. Durch die von ihnen beschlossene Wahlreform wurde eine bedeutende Anzahl fleißiger und strebsamer Staatsbürger eines der wichtigsten politischen Rechte theilhaftig und außerdem die Ausübung des Wahlrechtes in der zahlreichen Wählerklasse des großen Grundbeisses in Deeinem Königreiche Böhmen erleichtert. ‚Die geistigen Interessen aller Völker des Reiches haben Sie Durch wohlerwogene, den Ziveden der Erziehung und Bildung der Jugend entsprechende Beschlüsse, sowie auch die Errichtung neuer oder Erweiterung bestehensder Unterrichts-Anstalten reichlich bedacht ud namentlich dem gewerblichen Unterrichtebehufs Hebung und Beredlung der heimischen Arbeit Ihre besondere Aufmerksamkeit zugewendet. ‚An die Lage des Seelsorgeflorus hat einen Gegenstand ihrer regen Theilnahme gebildet und it für deren Verbesserung in nicht unerheblichen Mufße vor gesorgt worden. Wahrhaft erfreulich sind die Erfolge ihrer der Bolffswirthleihaft und dem Verkehre gewidmeten Thätigkeit. Durc die Gefege, betreffend die Erweiterung des allgemeinen österreichisch-ungarischen Zollgebietes und duch die Revision des Holbavife Haben Produktion amd Handel, — duch Abschließung einer Heide von Verträgen mit befreundeten Staaten der internationale Handels- und Rechtsverkehr wesentliche Förderung erfahren. Die Bewilligung bedeutender Summen für die Merguliung der Donau kommt wichtigen Suterne des Staates und Meiner Haupt und Residenzstadten in hervorragenden Maße zu Statten. Sie haben duch ihre Besehüsse über das Institut der Gewerbe-Inspektoren, und duch zeitgemäße Renderungen an der Gewerbe-Ordnung und an dem Berggewebe beigetragen zur Sträftigung des Kleingeswerbes, zur Regelung des Verhältnisses zwischen Arbeitsgebern und Hilfsarbeitern, sowie zum Seuge des Lebens und der Gesundheit der Legieren. Unter ihrer Mitwirkung entstanden zum Wohle der Landwirthschaft das Gejeh, betreffend die Abwehr und Tilgung der Ninderpest, die Kommassations- Bejebe, Vorschriften zur Regelung bestimmter Wasserläufe, das Gejeß über Die Förderung der Landeskultur auf dem Gebiete des Wasserbaues im Allgemeinen und jenes über die Vorkehrungen zur unschädlichen Ableitung von Gebirgswassern. Um Verheerungen duch Elementar-Ereignissse nach Möglichkeit vorzubeugen, haben Sie das Werk einer umangreichen Regulirung der Gewässer insbesondere in Tirol und Kärnten durch die Bewilligung ausgiebiger Staatsbeiträge begonnen — ein Werk, das ac) auf andere Länder auszudehnen i und namentlich in dem durch zahlreiche Ueberschwemmungen so schwer Heimgesuchten Galizien ehenthunlich zu unternehmen sein wird, in Staat und Land vor dauernd Fühlbaren Kalamitäten zu jchügen und tief eingreifende Bedrängnisse der Bevölkerung hintanzuhalten, dem Sie der Einführung Der Boft-Spar- Fajften Ihre Zustimmung gaben und die das Gewerbe und die Landwirthschaft unterstügenden Borschuptaffen und ähnliche Institute dur Erleichterung ihrer Steuerpflicht in ihrer Entwihng begünstigten, haben Sie sie um den industriellen Betrieb und die Bodenkultur ein nicht geringes Verdienst erworben. Durch die zur Abhilfe gegen unredliche Vorgänge bei Kreditgeschäften und zum Schuge der Gläubiger gegen benachtheiligende Handlungen zahlungsunfähiger Schuldner erlassenen Gefege wide Die Bevölkerung vor gewinnsüchtiger Ausbeutung gefehtigt und das Vertrauen im gewerblichen und Handelsverftehre befestigt. " Bolle Anerkennung gebührt dem, was in Bezug auf die Entwicklung unseres Eisenbahnweges und des Eisenbahnruwesens überhaupt geleistet wurde. Die Lokomotive führt heute die Produkte der Monarchie vom äußersten Osten durch den Arlberg ; durch das Vorschreiten der Eisenbahn-Verstaatlichung wurde der bestimmende Einfluß des Staates auf diese Verkehrsgebiete erweitert. Das österreichische Schienenmeg wurde theils durch den Staatsbau, theils Durch die auf Grund des Lokalbahn- Gefäßes von Privaten ausgeführten Bahnen soweit vervollständigt, daß alle Länder des Neices der DVortheile dieses Verkehrsmittels in erhöhten Maße theilhaftig geworden sind. Ihrer Tätigkeit ist es gelungen, für die Regelung der schwierigen und in wirthsschaftlicher Beziehung wichtigen Nordbahn-Frage in einer für den Staat und die Volfswirthsschaft gedeihlichen Weise die Wege zu ebnen. Durch zahlreiche andere Gefege, welche Sie theils über Borlagen Meiner Regierung, teils aus irer Lnitiative beschlossen haben, wurde auf den verschiedenen Gebieten des ne Lebens vielfachen Wünschen der Bevölkerung entprochen. Ungeachtet der, durch die Förderung kultureller Aufgaben den Finanzen erwachsenen Lasten it es gelungen, mit Hilfe der dadurch erreichten Hebung der volkswirthschaftlichen Grundlagen, sowie Kant der Bereitwilligkeit, mit welcher Sie mehreren auf Erhöhung der Staatseinnahmen gerichteten Vorlagen Meiner Regierung gerecht zu werden wußten, einen beventenden Schritt vorwärts zu thun zu dem festgehaltenen Ziele der Herstellung des Gleichgewichtes im Staatshaushalte. Der Staats- Kredit hat ich in erfrensischer Weise gehoben. Ernfte Bürgschaften sind gewonnen für eine gedeihliche Erledigung der finanziellen Gebiete noch der Lösung harrenden Aufgabent. « Geehrte Herrer trokt bei den Häusern des Reichsrathes. Sowie ich gern das Geleistete dankend anerkenne, so tömlen Sie mit dem Bewuktjein tven exifinlfter Pflicht zu und bliden auf Ihre Arbeit und Mühen und auf deren Erfolge für das Gedeihen des Baterlandes und die Wohlfahrt Meiner Belfer, denen allen ich mit gleicher Liebe Meine landesväterliche Fürsorge zumende. Unsere guten Beziehungen zu allen Mühten rechtfertigen die Erwartung, daß der Monarchie der Friede auch PER DEN arb eeiten bleibe. Unter den Segnungen Dieses Friedens wird Meine Regierung mit Beharrlichkeit und pflichttreuer Hingebung für das Staatswohl auf den eingeschlagenen Bahnen fortfahren, ihre Aufgaben zu erfüllen, damit das mit Shen Begonnene der Beflendung zugeführt, die weitere verfassungsmäßige Thätigkeit zu gedeihlicher Entwicklung gebracht und so das Bier erreicht werde, welches Meinen Absichten, Winigennd Hoffnungen entsprict. Somit empfehle ich Sie Alle den Schuße Des Allmächtigen und indem Ah Sie Meiner immnwandelbaren Huld versichere, erkläre ich die Session des Reichsrathes für geschlafjem Bardapest, 22. April. sz Die fortdauernde Unsicherheit der Situtationm und das stete Schwanken zwischen „hoffnungsreoden Friedenschancen“ und „im abwendbaren Striegsgefahren“ Haben abermals der Disfussion über Die eventuelle Haltung der an dem waffisher englischen Streitfalle unbetheiligten Mächte in Falle eines kriegerischen Konflikts eine gewiedinalität gegeben. Ein Petersburger Blatt, die „Nowoje Wrenja“ hat in diesen Tagen gemeldet, Deutschland und Desterrech Alugarn hätten die Pforte kategorisch benachrichtigt, dag, wenn die Türkei die Barrage der britischen Berufjungen Kriegsflotte durch die Dardanellen gestatte, der Berliner Vertrag damit eo ipso annullwt wäre und Deutschland und Dersterreich-Ungarn sie jedes weiteren Engagements entbunden erachten würden. Beide Mächte sollen derselben Quelle zufolge weiter erklärt haben, daß die Pforte aus eigener Kraft die Neupertigung ihrer Mentralität sichern misse und Daß, selbst wenn Die britische oder wuffiiche Flotte Die Buflage der Dardanellen Foreiven sollte, das Resultat Für die Tiffei das nämliche bleiben würde. Diese Meldung der „Nowoje Wremja” it durch den Telegraphen allüberallhu verbreitet worden, ist aber Darin doch nicht glaubiwürdiger geworden. Das Wesen der Mittheilung liegt wohl darin, daß Deutschland und Oesterreich-Ungarn die Pforte zu einer neutralen Haltung in dem eventuell bevorstehenden Konflikte zu Deveden trachten und dieser Bun mag immerhin unbestritten bleiben. Die mitteleuropäischen Meächte, welchen im Diesem Falle sich wohl auch Frankreich und Italien anschließen werden, werden selbstverständlich File den Fall als der ausjugendlische Konflikt eine fliegerische Gestalt annehmen sollte, ihre Anstrengungen darau kfonzentriren, dem Lebergreifen des Kampfes auf europäisches Gebiet möglichst vorzudbengen und demgemäß vor Allem darauf be Dacht sei und die Pforte zu einer atentralen Haltung zu ermuntern. Sie werden‘ hiebei sicherlich nicht jene provozieende und drohende Sprache für . "von, zu welcher die „Nowoje Wremja" den Ton angegeben und welche die Sache, um die te sich handelt,gewig nicht fördern würde. Ganz und gar unglaubwürdig erscheint aber der Zusammenhang, den das Petersburger Blatt zwischen der Nefpertirung der Dardanellen und der Giftigkeit des Berliner Vertrages eriint. Wir Fonstativen zunächst, daß das völkerrechtliche Engagement Deziglich der Dardanellen seinen Ursprung wie im Berliner Bertrage, sondern im Bertrage von Paris aus dem Jahre 1856 und imt Vondner Brotofolle aus dem Jahre 1871 hat und im Berliner Bertrage mit allen anderen Bestimmungen der Dezeichheiten Verträge, die nicht anschreibung aufgehoben oder modifizirt worden sind, nur bestätigt worden it. Allein selbst von Ddiefen für die rechtliche Bewunderung des Falles vielleicht nur neben fächlichen Umstande abgesehnt, it es nicht recht erfindlich, warum die Verlegung einer einzelnen Beitragsstipulation seitens einer einzeln Macht sofort Die Lossagung aller Theibrehmer von Dent Vertrage zur Folge haben müßte. Der Berliner Vertrag DE ja nicht zum Boy theile der Türkei allein gemacht, es bildet Die Basis Der heutigen staatlichen Ordnung auf der Baltan-Halbinsel und die Bürgschaft einer ruhigen und friedlichen Entwicklung Der dortigen Verhältnisse. In dieser Doppelten Qualität wird er sich wie bisher hoffentlich auch Fürdechin bewähren und Die eventuellen Störungen eines engknepruffischen Konfliktes nun erschlittert ertragen und wohl auch überdauern. s— Der reformierte Kirchendistrikt jenseits der Theil hält morgen in Debreszin eine Versammlung, die außerordentlich interessant zu werden verspricht. Es gelangt der Antrag der Feljöz Szabolcser Diözese zu Verhandlung, der dahin geht, es solle den Bischöfen und Kuratoren der Kirche verboten werden, Die Berufung ins Oberhaus anzunehnen Die Debatte dürfte sich sehr bewegt gestalten. 63 begeben sich darum heute Abends mehrere der ‚Hervorragendsten Vertreter jenes Kirchendistriktes nach Debreszis, denen Meinister- Präsident/ Tiha morgen Abends folgen soll. In der morgigen Sigung dürfte der Antrag gestellt werden, die Debatte bis zur Ankunft des Minister-Präsidenten zu vertagen. 13 Aus dem Beidatage. Des Dramas letter Alt. Das Haus it in den oberen Rängen besser befeht als im Barret und nur der Nachsicht des Herrn v. Csanddy, der ein Auge zudrück, um die etlichen Abgeordneten nicht zu sehen, welche zu den nothunwendigen Hundert fehlen, hat es der Referent zu danken, daß er noch vor 104 Uhr seine gestern inhibire Schlußrede endlich vortragen kan. So weiter Ludwig Lang in seiner Polemik gegen die Redner der Opposition vorwärtskommt, desto mehr füllt sich auf allen Seiten der Saal und die fompaken Gruppen, die sich um die Tribüne schaaren, zeugen von dem Interesse, das man den Ausführungen des Medners entgegenbringt. Hievon zeugen auch die böhmischen Zurufe, mit denen die gemäßigte Opposition, deren fehiere Position der Referent mit einigen flürenden Streiflichtern beleuchtet, diesen Liebesdienst quittirt. Besonders der Hinweis auf die geheime Bitterkeit, welche die abwehrende Haltung der Opposition den vorliegenden Modifikationen gegenüber veranlaßte, war nicht ohne einen gewissen pilanten Beigeschmach. Die Schwungvollen Schlußworte, mit denen der Referent der Rechten empfahl, der Fahne ihres Führers unerschüitterlich treu zu bleiben, wurde mit lebhaften Sympathie Kundgebungen aufgenommen. Defiver Szilágyi hatte das zweite Wort. Abermals suchte der liberale Duumvir der gemäßigten Opposition den Beweis zu erbringen, das zwischen der ursprünglichen und der gegenwärtigen Vorlage eine tiefe Kluft gähne. Die liberale Partei sei es gewesen, die der Demokratie den Eintritt ins Oberhaus vermehrte, das nun, als Weberbleibsel der ständischen Epoche, einer Oligarchie botmäßig wird. In keinen anderen Lande des Kontinents ist das Oberhaus das ausschließliche Eigenthum einer Karte. Nur die Hinwesenheit von Munizians-Vertretern in der ersten Kammer hätte eine wirksame und liberale Form bedeutet. Das neue Oberhaus wird jeder liberalen Reform im Wege stehen, zunächst aber seiner eigenen, so eine solche in Liberalen Sinne gehalten sein sollte. Die Auiwirkung dieser Vorlage wird sich in dem Niedergang des Ansehens des Abgeordnetenhauses zeigen. Auch die Liberale Partei habe anfangs Indignation über das Kompromiß zur Schau getragen und endlich habe sich doch jeder Einzelne mit seinen Heberzeugung abgefunden. Bum Schluffe variirte Redner das von Balthasar Horvát gegebene Thema über den Niedergang des öffentlichen Geistes, wofür ebenfalls die gegenwärtige Negierung verantwortlich zu machen sei, die ihrer Wartet solche sehonungslose Opfer auferlegt. Die selbstbewußten Elemente des Hauses können — so meint Nedner — nur für seinen Beschlußantrag stümmen. Nachdem sie die Ovationen, mit denen die Linke Szilágyos Nede begleitete, gelegt hatten, kam endlich der Minister-Präsident zum Wort. Dr Minister-Präsident erwiderte in einer glänzenden Improvisation auf die Nede Desider Szilágyos. Er wies vor Allen die Zenmuthung zuviel, als hätte er jüngst der Lehre Ausdruc gegeben, es sei Aufgabe der Opposition, Speen zu verfechten, welche sie später in der Regierung preisgeben könne. Er habe einfach gesagt, was, seitdem es Parlamente in der Welt gibt, allgemein als Grundrass anerkannt wird, daß die Opposition in der Broflaming von Ideen eine größere Freiheit habe, da sie nicht vor die Nothwendigkeit gestellt sei, dieselben sofort zu realisiren. Sie könne die Oeffentlichkeit vorbereiten, für ihre Ideen empfänglich machen, während die Negierungspartei dem schweren Tagmerke obliegt, den Anforderungen des Landes thatsächlich zu genügen. In eingehender Weise replizirte der Minister-Präsident auf die einzelnen Argumente Szilágyys und Schloß dann mit einigen Säten von seltenem Schwung, deren beiläufigen Wortlaut wir hier zusammenfafsen: „Sie jagen,“ ruft der Minister-präsident der Opposition att, „diese Bartei flimme ohne Meberzeugung. Das ist Ihre alte, aber abgebrauchte Manier. Wenn das Land Sie in der Minorität läßt, dann sagen Sie, die öffentliche Meinung sei ausgestorben , wenn Die Majorität dieser Verfanndlung Ihre Neden bewundert, aber zugleich die Hohlheit ihrer Brafen erkennt und Ihnen nicht folgt, dann sagen Sie, wir handelten ohne Weberzeugung. Sie sind allezeit bereit zu erklären, daß Sliemand eine Weberzeugung habe, der nicht Ihrer Weberzeugung ist. Mehnlich sind Sie auch gegen das Oberhaus und seine leitenden Elemente vorgegangen und Heute sagt Ihr Redner, eine Neform des Oberhauses in Diesereise sei noch nie mit nirgends vorgenommen. Nun das ist in einem gewissen Sinne wahr, insofern nämzlich, als niemals eine so große Neform in friedlicher Zeit unter Mitwirkung der Betheiligten, ja Geschädigten vorgeformen ft. Und die Geschichte — wenn es erlaubt U, ich im Laufe der Tagespolitik auf Dieselbe zu berufen — mich die Namen jener Männer rüthmend verzeichnen, welche die Anforderungen der Zeit und des Landes über die Anforderungen ihrer Karte und ihrer Person stellten. G Ebenso, glaube ich, wird sie anerkeinend jener Partei gedenken, die tros aller Verhekungen und Erefftionen auch bei diesem Anlasse ihre Unbefangenheit befindet und standhaft im Dienste des Landes geblieben it. — Was mich betrifft, so werde ich auch jet auf die W Angriffe nicht erwidern, die sich gegen meine Bersen richten. 34 ‚glaube, nein, ich weiß es im tiefsten Grunde meines Herzens, daß ich nie etwas Anderes gewollt und gethan habe, als was im Nittereffe Ungarns geboten war. Dasselbe glaube ich von dieser Vorlage, die ich den neuerdings zur Annahme empfehle. (Stirnischer, minutenlanger Beifall auf der NAechten.) Als hierauf die Abstimmung mittelst Namensaufrufs — begann, zeigte das Thermometer in der Nähe der Thiie über 20 Grad Neaurmw; in der Mitte des Saales herrschte eine wahre Dampfbad-Temperatur und die Luft war von trüben und nicht eben wohlriechenden Dünsten erfüllt. Die Galerien waren sogarn een leichten Nebel gehüllt und der aus den Couloirs eindragende Naud, und Staub machte dem Aufenthalt in Saafe zientlich unerträglich. 65 beeilte sich denn auch Kedermanıı nach geihaner Arbeit, d. h. nach abgegebener Stimme, die reineren Gefilde des Buffets zu gerommen. Die Abstimmung verlief auch ohne weitere Emotion ; Balthasar Horvát hatte fein , Nein" genug feierlich angekündigt und das ‚Nein Baul Szontägh‘ war so publik gewesen, daß die Opposition schon in der Debatte Kapital daraus geschlagen hatte. Ueberraschung bereitete blos die Verkündigung des Abstimmungsresultats,da bei der großen Anzahl von Absenzen eine so große Majorität nicht erwartet worden war. Dieses Abstimmungsresultet war folgendes : Von 455 verifizieren Abgeordneten — der Präsident stimmte nicht — stimmten mit „Sa“ 219, mit Nein 333, ahwjend waren 100 Abgeordnete, die vom Oberhanse vorgenommenen Modifikationen erscheinen demnach ‚mit einer Majorität von SO Stimmen zur Basis der Spezialdebatte angenommen. Noch folgte eine kleine Todtrededebatte, indem die Opposition das Verlangen der Rechten, sofort in die Spezialdebatte einzugehen, doch Geltendmachung verschiedener Gegengründe zu Exenten suchte. Endlich gab der Minister-präsident der „gewaltthätigen Minorität” nach) und die Spezialdebatte wurde für Die morgige Sibung auf Die Tagesordnung gelegt. Wie verlautet, gedenken die Antisemiten aus diesem Anlasse abermals eine namentliche AUbstimmung über die Sudenfrage zu provoziren. Gegen Schluß der Sigung gab es noch zwei Interpellationen. Aerander Goptonyi interpellerte den Kommuniktions-Minister in Ungelegenheidv Mindhent- Apátfalvaer Stromihusggefreilthaft und verlangte die Anperkvaftlegung gewisser, auf die Belastung der dortigen Streingrumdbesiger bezüglichen Verfügungen des Negierungs-Ronmitärs, sowie die Nedinition des Grumpftener-Katasters betreffs der entwässerten läden. · ··. ·· « Adam Lazärinterpelliste schliesslich dem Minister des Innern wegen des angeblich miszurätschlichen Vorgebetes vieler ZentralssslwahlausschussmIvelde·trotzt»r Bestimm1ng des Wahlgesetzes die Aufkahme der Wahlberechtigten·vo·nAmt sswez·1enm die Wahlexliste nicht bedbachten,obgleich die kksniglich tritt sie in allen Fallen,die zu ihrer Entscheidung gelangen, dieses ireige Vorgehen der Bantral- Wahlausschüisse abändert; ferner interpellirte er wegen des im Gewebe nicht verordneten jus, Wupfer-Zertifikate auszutellen, was zu Rechtsentziehungen führe. Der Spnterpellant verlangt eine spezielle Üterordnung zur Sandung dieser Hebelstände. Hienzi war die Sigung um 17. Ude zu Ende. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und authentizirt. Präsident legt eine Zuschrift des Ausstellungs-Präsidiums vor,in welcher mitgetheilt wird,daß die Ausstellung anka.Max Um 12 Uhr eröffnet werden wird.Die Eintrittösarten sind in der Onastie zu beheben. — Dient zur Kenntniß. Das Gesuch der Sztgetraxer wird in ifr. Gemeinde in Betreff is Oberhausreform-Vorlage der Kanzlei des Hauses eponitt. Am Interpellationsbuche sind zwei Interpellationen vorgemerkt: von Alexander Goptonyi in Betreff der Theißdämone ; von Adam Lazar in Betreff der Durchführung, des Wahlgewebes. — Diese Interpellationen werden zur üblichen Zeit motivirt werden. Folgt die Tagesordnung: Fortlegung der Debatte über die modifizirte Oberhausreform-Vorlage Referent Ludwig Lang erklärt, sein Ausgangspunkt sei nach der nunmehr gefehloffenen Debatte der nämliche, wie, er Begin der Debatte. Andem er die Vorlage zur Annahme empfiehlt, thut er es in der Mederzeugung, daß das auf Grund der Vorlage zu Stande kommende Oberhaus den Aufgaben der Gesettgebung besser entsprechen würde, als das gegenwärtige; ferner in der Ueberzeugung, daß wenn diese Reform sei, verschoben wirde, nicht so bald wieder günstige Chancen für die Durchführung derselben eintreten werden. Die Opposition hat betont, daß das künftige Oberhaus einen mehr avistokratischen Charakter haben werde, als das bisherige. Aus welchen Elementen wird das künftige Oberhaus zusammengelebt sein ? Bei Allen stehen wir jenem Elemente gegenüber, welches svast des Geburtsrechtes hineinkommen wird. Grade im Dialli auf dieses Element wurde gesagt, das Oberhaus werde einen mehr aristofratischen Charakter haben als bisher ; ferner wurde behauptet, daß in Folge des Zensus eine zweifache Aristofratie geschaffen word; eine solche, die ins Haus hineinkommt, und eine solche, Die dranken ‚bleibt, a Präsident Béchh eröffnet die Sibung des Abgeordnetenhauses Kurz nach 10 Uhr. — Schriftführer: Tibad, Szathmary, Nagy — Auf den Minister - Sauteuils: Tiga, Trefort, Bedefovnd. Wenn mut ein Theil der Nristofratie vom Oberhause abgezogen und der Gesammtheit, der Nation näher gebracht wird, kann man da sagen, daß das Haus unter der Einwirkung dieser Reform aristokratische sein werde, als bisher ? · Mit dieser Reform verstoßen wir nicht gegen das 1848er Prinizip der Rechtsausbreitung;sie ist im Gegentheil ein·Schritt zur Erweiterung der Sphäre der Rechtsgleichheit.Man sagt die Reforty verstoße gegen das Prinzip,wonach der Adel einer:1n·dde·rselbeser. In welcher Zeit entstand dieses Prinzip?Es entstandm·emer8·ett, als die Oligarchie am mächtigsten trar,als jene Oligarchie,die nicht nur aus Grafen und Baronen bestand,den Mitteladel in Abhängigkeit erhielt,ist das politische Gexviest",die"demokratische Richtung des Mitteladels nicht gerade nach jener Zeit entstehltc deshals der Reichstag sich faktisch in zweihinser theilte.Es ist demnach pnnchakts keine aristokratische Verfügung,wenn jener Theil des Aristokratie, welcher der Mittelklasse näher steht,und der Gesammtheit der Nation verschmolzen wird. · Akochött h:und der Titel p · Referent Låtmt Die Beibehaltzt trg des Titel-Zistplyce Zweifel ein ständischer Vortheil ; aber je tft Fein Rüdfall; denn dieser Titel besteht ja schon faktisch. Und es ist seineswegs eine übermäßig demokratische Mitstaffung, wenn man um den Titel Anstoß nimmt, anstatt das Mieten der Sache in Betracht zu ziehen. E: Eine andere Frage, welche Nedner prüfen wils, ist die, ob die Hinderung in Betreff des politischen, Gewichtes der beiden Läufer eine für das Abgeordnetenhaus ungünstige oder gar gefährliche jet, Sn dieser Hinsicht müssen woie nicht nur jene Elemente in Rechnung ziehen, welche in Folge der Reform Mitglieder des Oberhauses bleiben, sondern auch jene, welche in Folge der Ernennung hinein gelangen werden. s. . Die Majori·t·c·it glaubte ohne·Zweifel,daß eine größere Anzahl von Ernanntenhessek geeignet sein würde,das Oberhaus 11 zu den demokratischen Stimmungen der Zeit in Verbind1 nng zu bringen und die Chancett eines Konfliktes mit dem Abgeordnetenhause zu erringern.Alleini,gerade die hervorragendsten Rechter der Opposition habe betont,daß die guße Zahl varnmenten,»welche der ursprüngliche Entwurf vorschlug,diesem Zwecke nicht entsprechen2 werde.DieBesorkx seiß,daß diese Elemente kein Gewicht haben werden, ist also gerade von jener Seite am erstaunlichsten,welche dieselbe heute,der modifizirten Vorlage gegenüber geltend macht(Zustim« Uningredt«3.) Referent weist sodann auf die Verbesserung in Betreff der Stellung der Indigenen hin,ein«tcReform,die von Jedermann anerkannt werden muß: · Eine weitere bemerkenswerthe Aendeyung ist d·1e·Vertretung der protestantischen Koxcressi011 etc.Der Fortschritt In dieser Richtung ist auch o mi der Opposition nicht in Abt jede gestelltr·word·en. Gegest die Modifikation,betreffe std das Initiativx echh sind die wenigsten Einwendungen erhoben worde undcer posmon hat dems nach gegen dieselbe keiite Einmirferttntache·1x.· Daß diesD Zodifikationen heftige Angame erfahren haben,begreift Redner 7 dasz aber den wesentlichen Verfügungen,·welche die Vorlage enthält,diesllnerketmung versagt mir·d·e,·das entspricht nich der politischen Billigkeit Weimanetne ertritutiom welchen dir Zeit der grössten politischen Umgestaltethen·unberi·hrtgeblieberrit, so gründlich refxmnirt wird,in·einerZ·eit,die für eine solche Reform keineswegs günstig ist,da darf man nicht sagen,daß diese Reform völlig werschlag sei. · ·· Rednerpolemisitmeiter gegen die Opporment·.mnderkle’n·t,er wäre unter einer Bedingunlg geneigt,zuzugeben,dass die·Regierungspartei sich verpflichtet habe,den ursprünglichhen Entwurf aufrechtzus hhalten,wenn nämlich die gentätzigte·Oppositie·mberitte denämlichen Standpunkt einnehmen würde,den stezicBegin·wemgen·ommen.Der Abgeordnete Desider Szilägtji sagte,daß Derjenige,dermc·Wege der Ernennnung das demokratische Elementfensterhaus einzuführen glaubt,sichtärische Graf82ppoxtyi sagte,dieses·Elementsei ein illegistimes Kind,sei die Willkür.Wennt die gemäszigte Opposition so gesprochen hat,so kann sie heute nicht sageshdaßt par allem dafür versantwortlich wären,daß wir unser Zielmel t erreich t haben.—— ; Wem es und nicht gelungen tt, Alles zu erreichen, was wir wünschten, so hat jene Agitation einen ansehnlichen Theil daran, welche die gemäßigte Opposition ganz besonders gegen diese Verfügung entiwiclt hat.. Man hat der Majorität vorgeworfen, sie verstehe sich gegen den Parlamentarismus, wenn sie Diese modifizirte Vorlage ammt. Nedner meint aber, daß ic Derjenige meit mehr gegen den Parlamentarismus vergehe, der im offener Gitung das andere Hans apostrophirt, eine Vorlage zurükzumessen, die ihmit der ‚einen oder anderen Punkte nicht tonwenirt. (Zerflimmung rechts.) &3 sei überhaupt zu verwundert, daß Die gemäßigte Opposition sich gegen diese Vorlage so heftig erklärt, die doch ihren Stand punkte näher steht als die ursprüngliche. Der nervöse Ton, welcher diese Debatte kennzeichnet, läßt auf gemeilte verheinlichte Erbitterungen Schließen, die man nicht offen befennen will. Diese Haltung erinnert an den heldenmüthigen, aber unglücklichen Mohren von Venedig, wenns erall der Gedanke verfolgte, daß seine Desdenona in den Armen Gaffio’s schwelge. (Heiterkeit und Beifall redis.) · Recttets glaublatt die Lebenkkraft der Nation und Istibeys zeugt,daß früher oder später jene Ideen siegen werden,welche die Rechte der groszen Wasse deråJiation ausbreiten-Damms ·folgt aber t: noch nicht,daszerdtedsdände in der 1Sclos;legendrnhrgdte anunst abwarten und nicht auch in·der Gege quartAles benützen werde, was ihn dem Ziele näher bringt Redner äuszert sich nun darüber,was gestern Kabinetsfunge gesagt wurde. ·· DieZJJiajorität vermag also die Vorlage auch ohne jedes persönliche Ofiotionvotier.Mankgim übrigens hier»inEritst·1!t d billigerweise disnationale Intechse und da antere He eineseinzels nchenschen einander nicht gegenüberstellen.Welch man aber die Frage so aifstellt,welche 11 Staatsnmmkmir als absolut vertrauenswürdig halten,der uns sdich mehr bietet,daß nicht Sympathien noch Antipathien noch momentane Aufwallxung ihnleiten(So ist·’s·l recht Z,Bewegung,linksji,sondern der jene ruhige Unbefangenheit besitzt,welche die(«Fs")rundlage des wichtigen politischen Urtheilstttrd des"e1«trauert«ZAnderer bildet.(Zustimmung rechts).·Dann wird es Jedermann füirnatüklich finden,daß wir·auch bei dieser Gelegenheit jenem Mannefolgen werden,vorldegt mit uns überjzeugtquen,daß durch je gröszere Still«111e er seine Partei geführt hat,dieselbe so· wohlItachascszeu10ie1s.ac)·nu·cen im Vertrauen gestärkt aus dem Kautps hervorging.Ost-Watte Zustimmung rechtzI.) Redner ist überzeugt,es werde eucc·unbes·u·igeneZeit kommen, welche das Vorgehen der Regieruugspartei rechtfertigen ivird Guk stinnnkitIegtsechts;Brwegmm link zu welche anerketnen1vird,·daß diese Schöpfung ein tiefgehenpcs bedeutet1de HQBerk sei,das mit der Zeit noch an Bedeutung gesotIrIten wiird. · Jstdieserllcberzetigkct ikz·empjrer.·)ler die Vorlage zur Annahme(LebhafteZustixmnmm und JslIe IIUhgerechts.) Weiteres imsjjkorgenblatt. · in Betreff der 48 " H _ Gageøteemgteeiten (Ernennungen.)Johanna Wolf zut1t Hilfsänzte vs,i Direktor im Ministerium anta h.Hofiager;Mathias Wangler zum Exekutor für dag Tobaiker KomquKale Papagium RechnungsPraktikisten bei der hauptstchdtischen Finanz-Direktion. J« (Staatliche Fabriksbegünstigungen)erhielt die Budapester Firma llrb·atxu.Rothmann in Budapest für ihre Wirkwaarenfabrik daselbst. ··.· (DaS Zollagio für den Monat MaOtstaut 23 Perzext festgestellt worden. · (Formulare von Maturitäts-Z·eugnissen.)» Das Ministerium für Kultus und unterricht hat die Formulare d·er Maturitäts-.·;eugnisse sowohl in ungarische K urtexte,als auch in lateinischer Uebersetzung festgestellt und im heutigen Abendbirthe publizirL ·· (Namensänderungen.)In Sktczosx Andreas Svecz auf „Endrödi”, — in Bepprim: kal Kohn EinRovács" ; — in Großmwardein: Arafam Kohn au Kun“. a (Griegríid -orientali fg -rumänische KkirchenSynobde) Aus Hermannstadt wid und unterm 21. d. berichtet: Bei der gesten in der Lichem Synode der griechisch-orientalisch-rumänischen Erzdiözese tatás gehabten Restaurirung des Konsistoriums auf eine neue dreijährige Synodal-Periode wurden fast alle bisherigen Beifiger, welche entschiedene Anhänger des sogenannten „Zeibunas Konsortiums“ sind, verdrängt und an ihre Stellen Andere, Anhänger der Spar- und Kredit-Anstalt „Albina“, gewählt. Graf Béla Hadik. Aus dem Leben des jüngst in Rarıyan verstorbenen Reichsgrafen Béla Hadik de Futal werden un die folgenden Daten mitgetheilt : Graf Bela Hadikt wurdec am 29.September 1821111·HOIZONUI» geboren,er besuchte das Gymnasium in Kaschan,sopmtndce Spptners NeustädterY)militärs-lade11ie,und später,,uf1·lge seitter·a1·csge·sprochet» nen Vorliebe für das Marinewesen,die Nearcjte AZL kadexttie in Venedig. In allen diesen Lehranstalten beendete er seine Studien mit bestem Grfolge. Hadit wurde am 16. Juli 1840 Marine-Kadet und beteizigte sich als solcher gelegenheitlich des Aufstandes Ibrahim Bajdhas in Syrien gegen die türkische Oberherrschaft im Jahre 1840 am, 4. November an dem Bombardement von Saint Jean D’Ucze, welches die enaltischen und österreichischen Kriegsschiffe in Interesse der, Tartet , ausführten. Im Jahre 1544 mı ····· am 24.August 18-xsFregatten-.Lieutenant,als welcher er kuxosterts wurde er Fregatte 11-F·c"kh11dricl.tin-ds«—« ·.