Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1888 (Jahrgang 35, nr. 101-124)

1888-05-04 / nr. 104

1888. — Mr. 104. (Einzelne Pummern in Budapest 3 fr., in der Provinz 4 Er. in allen Vierschleiflokalen). Zweitag, 4. Mai. KEZELESE muss: En­ en em Der · « — sp— W Budapest,4.Mai. — Es ist wieder einmal in Korrespondenzen aus Berlin von d­erstimmungen der deutschen Regierung gegen Rußland die Rede und wir würden Nächstliegendes übersehen, wenn wir es unter­­liegen, diese Erscheinung mindestens zu registeiren. Wir knüpfen vorläufig seine Folgerung allen Zonarten daran, versichern, wir von­stativen einfach, daß gut unterrichtete Berliner Kors­­espondenten in das Ber­­hältniß zwischen Deutschland und N­usland lange wieder an, sich unfreundlicher zu gestalten. Derlen­ Wande­rungen haben wir im Laufe der legten Jahre wiederholt er­­lebt und die deutsch-russischen Beziehungen haben vor unse­ren Augen Schwankungen durchgemacht, die zwischen dem Auf und Ab beträchtliche Differenzen zeigten. Gerade der Mangel einer stetigen Weiterlinie in diesen Beziehungen de­­monstrier den unsichern, prekären Charakter derselben am prägnantesten. Zu den diplomatischen Kreisen Berlins, in welchen die Existenz der gegenwärtigen Berstimmung der deutschen Regierung gegen Nußland nicht geleugnet wird, vermag man angeblich für Diese Spannung seine Erklärung zu geben. Selbstverständlich künnen wir nicht prätendiven, aber Dinge, welche das Deutsche Reich so nahe angehen, besser ul die Berliner diplomatischen Kreise unterrichtet zu sein; allein es will uns denn doch bedanken, daß die Erklärung für die neueste V­erstimmung der deutschen Regierung gegen Rußland nicht allzu schwer zu finden sei. Der Fall Bogdanovics gibt hiefür einen deutlichen­­ Weg weiser. Es it doch wohl nichts Gewöhnliches, daß ein General, der vor Jahresfrist wegen­­ deutsch­­feindlicher Agitationen und wegen bedenklicher Machen­­schaften mit dem Führer der französischen Kriegspartei, General Boulanger, strafweise aus dem Staatsdienste ent­­lassen und aus der Heeresliste gestrichen worden, daß dieser General mit einem Male wieder in den Staatsdienst auf­­genommen und auf einen Bosten gestellt wird, der nicht blos an sich einflußreich zu nennen, sondern überdies ein beträchtliches Avancement dem Bosten gegenüber bedeutet, den er im vorigen Jahre verloren hat. Wem nun dies an fi schon seltsame Ereigniß in eine Zeit fällt, im welcher der deutsche Kanzler den russischen Machthabern sprechende Beweise der zarterften Nachsichtnahme und Schonung ihrer Empfindlichkeiten gegeben, in einer Zeit oben­­drein, in welcher General Boulanger, der Gegenstand der Belehrung und Zuneigung des Generals Bogdanovics, unerwarteten Anhang bei den Maffen in Frankreich findet und eine große Rolle in der französischen Politik zu spielen fi­anshhdt, dann ist es wohl begreiflich, daß solche Er­scheinungen die ideutschen P­olitiker frügig machen und zu ernstem Nachdenterr bewegen müssen. Die Berliner „Bot“ hat schon vor etlichen Tagen deswegen Alarm geschlagen und darauf Hinge­wiesen, daß, wenn Kaiser Alexander den vor nicht einem Jahre in Ungnade entlassenen General jeßt dur Die Ernennuung zum geheimen Nam­e vollständig rehabilitirt hat, man Daraus entnehmen müsse, daß der Einfluß des Grafen T­olstoi, der einen Typus der deutschfeindlichen Staatsmänner in Maßland bildet, auch auf die auswärtige Wolitif fest wieder im Steigen begriffen sei. Die „Köln. 319." Hat sie noch draft­­­­ger ausgedrückt, indem­ sie von Sa aufstellte, daß der Banjlavismus zu Stunde bereits stärter sei, als der Czar selbst. Uns hierzulande fällt selbstverständlich in Dieser si vorbereitenden oder bereits eingetretenen Spannung Feine andere Nolle, als die der stillen Beobachter zu, aber Dester­­reich-Ungarns P­osition in Europa, und seine Stellung als Verbündeter des Deutschen Reiches legen uns Die publi­­zistische Pflicht auf, derartigen Vorgängen und Erscheinu­n­­gen mit aller Aufmerk­samkeit zu folgen. — Englische Blätter lassen sie aus Petersburg und Moskau telegraphiren, daß die zuffische Negierung zu der am 27. b. statt­­findenden Eröffnungsfeier der Transkaspischen Bahn bis nach Gamarland von europäischen Zelebritäten Herrn Zejfeps und Professor Bombéry eingeladen habe. Wie mir von kompetenter Seite erfahren, ist professjor Bombéry von einer derartigen Absicht der russischen Negierung auf privatem Wege wohl benachrichtigt ge­­worden, doc it das Einladungsschreiben ihm bis fest noch nicht zugenommen, und von einer Annahme oder Ablehnung desselben kann daher noch seine Rede sein. “ In der geitrigen Gitung der italienischen Sammer erhielt zu einer Anfrage über die auswärtige Politis Bovio das Wort: Italiens Bindnisse, sagt er, widerstreben dem italienischen Volksrechte. Italien könne nicht gleichgiltiger Zeige der , Bedrohung" seiner Stammesgenossen in Desterreich-Ungarn sein. Andererseits sei er nicht thöricht genug,­­ zu glauben, daß Deutschland, welches pan­­germanistische Ziele verfolge und Desterreich- Ungarn­­ ostwärts ab­­drängen möchte, uns nicht verlassen würde, wenn die Kriegsgelüste in Frankreich verschwinden sollten. Von Frankreich trennen und nur V­or­­um­heile und Mikverständnisse. Die italienischen Mittelmeer-Sinteressen würden duch ein lateinisch-englisches Bündniß eine gedeihlichere­­ Pflege erfahren, als recht. Der gegenwärtige Zustand sei jed­enfalls unerträglich, denn der Bund der drei Mächte habe den Bölfern einen waffenstarrenden Frieden­­ auferlegt, der die materielle und geistige Wohlfahrt Europas vernichtet. „Ich frage,” schließt Bovio seine Rede, „ob die Regierung­­ unsere Brüder in Dessterreich- Ungarn fhüten, ob sie unser Verhältniß zu F­rankreich auf die natürliche Grundlage zurückführen wils? Seschieht Dies, dann kommt auch der e­rwinischte Handelsvertrag zu shr und es endet die Verfolgung unserer Arbeiter, die Frankreich entehrt.‘ Minister-präsident Crispi erwidert: Die Grörterung einer fremden Bolttit tt eine müßige Sache, doch glaube ich nicht, daß Fürst Bismard Pangermanist­ei und Defterreich-Ungarn nach Salo nicht drängen wolle. Bovio hat das Defterreich von vor zwanzig Jahren vor Augen, allein jenes Defterreich Metternich’S ist todt und das gegenwärtige trägt den Bedürfnissen seiner Völker so weit als möglich gebührende Rechnung. In seiner Orient Politik in Desterreich-Ungarn von der Gr­­enntniß geleitet, daß die Selbsttständigkeit der Balkanstaaten die Bedingung seiner eigenen Wohlfahrt bei Italien mill mit Deut­­land und Defterrei- Ungarn wurden Frieden und die Ordnungswahren 63 ist das einzige Bündniß, welches unseren Kontinental-Intervejfen zu­sagt, ebenso wie unsere Seestellung nur int Bündnisse mit England jene Förderung findet, deren sie bedarf. (Bewegung.) Niemals habe ich die N­oth­­mendigkeit dieser Bü­ndnisse verleugnet. Sie sind von unerbittlicher Logik. Lesen Sie Bismards Briefe an Arnim Eine monarchische Restauration, schrieb er in einem verselben, würde Frank­­reich­ zur einem Angriffskriege gegen Italien drängen, und Deutschland würde dies nicht dulden können. Bewegung.­ Sa, gleiche Schicsale haben Italien und Deutschland aneinandergekettet; in seiner Einheit vertheidigt Deutschland auch die Einheit I­taliens. Das it feine Spoeologie, sondern die Molitit der prak­tischen Ber­­nunft. (Beifall) Dit Frankreich leben wir im besten Einver­­nehmen. (Heiterkeit.) Wir werden eső e3 soll begreifen, daß Italien leben mir und muß. Wir wollen feine Monopole. Das Mittelmeer ist fein italie­nisscher See,esf soll auchf ein französischer sein. Beifall.) Was den Handelsvertrag mit Frankreich anbelangt, so mied erhofe ich, daß wir das uns zugem­ndete Opfer gegen ent­­sprechende Entschädigung tragen wollen ; den Beitrag von 1881 können wir aber nicht erneuern. Bezüglich der inneren Politik kann ich nur sagen: Der Grundfas, der mich leitet, it: Freiheit für Alle bei srenger Achtung der Gejebe. (Lebhafter Beifall.) mé · niemals angreifen,allein« O O Engeswenigkeiten. (Verleihungen.)Durch allerhöchste Entschließung vom 24.April wurde dem Ministerialrath im Landesvertheidigunt­­ Ministeriun Albert Gruz,in Anerkennung seiner vierjährigen ausgezeichneten Dienste,taxfrei das Ritterkreuz des Leopold-Orden­s verliehen.—Dem Grundbesitzer und Reichstag,Abgeordneten Joh(1111) Kazy,sowie dem Dragoners Lieutenant Grafett Douglas Thurn- Vallastina wurde taxfrei die Kämmererwürde verliehen­. (Requiem.)Jtt der Festungs-Garnisonskirche hat heute für Kaiserk­önigin Anna Marie ein feierliches Requiem­ stattgefundem bei welchem Obergespanr Graf Stefan­ Szapåry, Ase-Bürgermeister Gerlóczy,F9Jt L.Ventzeberg,die Universitäts-Professoren Dr.Schnierer und Dr­ Gustav Hein­rich,die Vertreter der Konsulate fremder Staaten,d die auch zahlreiche Stabs-und Oberoffiziere der­ gemeinsamen und der Houved-Arm­ee anwesend waren. (Die Wandgemälde im Prunksaale des Akademiepalastes) werden gelegentlich der am 6.9. M. Stattfindenden Sahresfigung der Akademie für das große Publikum sichtbar sein. Heute dlfte eine Anzahl­ geladener Gäste den restaurirten Saal besichtigen, wobei der Generalsekretär Dombert Stanici in freundlichster­­­eise die Honneurs machte und auch P­rofessor Karl 204, der Schöpfer der neuen Wandgemälde, an­­wesend war. Wie ganz anders präsentirt sie der schöne, stylvolle Saal in seinen neuen Gewände. Um den Fresken, die nöthige Wir­­rung zu sichern, wurde die­ Ornamentik des Saales, besonders Der Plafond, nach Angaben und unter Leitung des Architek­en S­hide dann gänzlich umgestaltet und in hohem Maße bereichert. Tableaux al fresco werden jede im Saale sein (eine ausführliche Schilderung derselben war erst jüngst im „Peter Lloyd“ enthalten), drei am oberen (gegen die Donau) und drei am unteren Ende des Saales. Die drei Fresken am oberen Ende, oberhalb der Präsidenten- Estrade, sind nun fertig geworden. Sie stellen eine Auhntest­halle mit Gruppen jener Historischen­­personen des Mittel­­alters dar, welche mit der ungarischen Literaturgeschichte verwachsen sind. Den Zentralpunkt bildet Stefan der Heilige, auf dem linken Tableau dominiert König Koloman und auf dem rechten Ludwig der Große. Daß Karl $­0­5 Wandgemälde aug im Akademiesaale wahre Meisterwerke von­ tiefer Wirkungs­­fähigkeit sind, braucht wohl hier nicht wiederholt zu werden. §n die drei Felder der gegenüber befindlichen, heute noch leeren Wand (gegen die Akademiegasse) kommen gleichfalls Kolossal-Fresken, welche das Zeitalter der Reformation und die Renaissancezeit darstellen werden. Nur dieser Theil des Saales ist noch unfertig. Auf den Plafond, dessen Mittelpunkt das ungarische Wappen enthält, hat Karl 908 zwei allegorische Medaillons gemalt: die Wissenschaft und die Boefte, und über jedes der fünf Fenster allegorische Lunetten, sämmtlich von bestridender Meisterschaft. Die Galeriewand gegen das Innere des Akademiepalastes, welche auch sämmtliche Zugänge enthält, bleibt, ohne Wandgemälde, in tiefdunkler und goldbelegter Färbung ge­­halten. Der Mademiesaal in seinem heutigen Kleid­e erscheint nun als Budapester Sehenswürdigkeit allerersten Nanges. („55 szív.) Bei dem zu Gunsten der Ueberschwenkten zu veranstaltenden Bazar werden in den zu errichtenden Hallen als Verkäuferinen fungiren: 1. In der Getränftehalle der Frau Koloman, Tipa und Frau Ernst Daniel: Frau Aladár Schnierer, Frau Ludwig Hol, Aranta Mayer, Santa Zalay und Erzsi Madas. 1.2. m Buffet der Gräfin Julius Andrafiy und Der Frau­gnaz Saliez, Gräfin Theodor Andrafiy, Komten­e Rosa Bánffy, Gräfin Sulius Teleki, Gräfin Marietta Esterházy, Frau Arthur Ssellinek, Stan Hermann Bronner, Emma, Mechwart, Margit Doanzély, Balerie Schnierer,.. Slona und. .Bilele­­ Adan" und "Lili Rupp. .— 8. dm. der Tombola:Hale, der Gräfin Ferdinand Zichy: Baronin . Leopold "Odelsheim-Dynlai, Frau Nierander MWelerle, Frau Ludwig Krauß, die Stromteffen. Zichy,, die Baro­­nessen Bécsen, Paula Koffuh, Margit Nagy, Irene Otvös, Klara Bakonyi, Thilda Rupp, Gusti Bitte. — 4. In der Blumen­­­halle der Gräfin Johann Step, ZsihHYy und der Frau Gustav Betihadher: Gräfin Sohann, Giraly jun, Gräfin Sulie Nadasdy, Mathilde Butholy. —5. In der Zigarrenhalle der Baronin Sofef Hudtcs und der Frau Katriza BPfherer: Margit Lónyay, Margit VBadnay, Margit Nagy. — 6. In der Spiel­­waarenhalle der Gräfin Leopod Balffy- Daun und der Frau Ludwig Bifdikh: Frau Arpad Berczit, Emma Weiß und die Schwestern Nyiry. — 7. In der Halle für Laurus und Sport-Urtikel der Gräfin Katinfa Beladhevid und der Frau Mlerander Herczberg: Gräfin Solan Verahenich, Alice Murslay. — 8. In der Halle für Borzellamund SGlasmwaaren der Frau Mierandr Hegedüs und der Gräfin Béla Reglevich: Frau Anton Neumann, Margit und Liene­ Zahordiy.: — 9. Su: der Halle für Bilder, Photographien und Papier der Baronin Ferdinand Sntey und der Frau Michad Herczegh: die Baronesser Skey, Frau Sigmund Kornfeld. 10. In der Konditorei der Gräfin Ga G Szápáry und der Frau Solef Agoston, Frau Kultus Kovács, Frau Albert Banja, die Schwestern Sankovics, Irma Pinkovits, Gisela Nemeti. 11. In der Halle für Er­­frn­dungen der Gräfin Béla Bánffy und der Frau Isidor Braunß: Avanta Rath. 12. In der Halle für Reitungen Frau Johann Taresay und Tochter. 13. In der Halle für Zün­d­­hölzchen Frau Johann Harkanyi, und Margit Lummiczer. 14. In der Halle für japanesische Gegenstände Frau Susanna Ridl geb. Behpremy. Die Kaffe befidet sich in den Händen der Frau Hedwig Adler und der Frau Ludwig Stephani. In Angelegenheit des Normabam­meges­ haben die mit Herrn Paul Stigray geführten kommissionellen Unterhandlungen zu seinem positiven Ergebnisse geführt. Herr Sigray erklärte, auf die Forderung, die Einzäunung be­dingungslos zu entfernen und den Status quo ante wieder herzustel­­len, nicht eingehen zu können, daß er jedoch bereit­et, einen Drei Klafier breiten Weg­ freizugeben und den 3aun auf die so­ nahh entstehende, neue Grenze zurückzulegen. Darauf indeß konnte Die Kommission nicht eingehen, weil Magistratsrath Rözfa aufmerksam "machte, daß in diesem Falle die Stadt implierte die Bewilligung zu einer V­arzelligung gäbe, wobei nach den bestehenden Vorschriften die Stadt berechtigt erscheine, im öffent­­lichen Sänteresse die weitestgehenden Bedingungen zu stellen. Auf Die Frage, ob Herr Sigray­­ gemillt­­ wäre, die M­ormabau­mmiele in Baht zu geben, lautete die Antwort gleichfalls verneinend. Schließlich kam die Frage der verlaufswerten Ueberlassung des erforderlichen Terrains zur Sprache, womit Here Sigray sich ein­­verstanden erklärte, indem er jedoch folgende­­ P­reise stellte: wenn bles das obere Plateau (die sogenannte Normalraummiete), etwa 10.000 Quadratklafter, angekauft würde, 3 Gulden per Slafter, wenn zu dem obern Plateau au Der nach der Stadt hin gelegene Abhang genommen würde, für den Testern 1 fl. 50 fl. per Duadrat­­after, und wenn der ganze, etwa 90.000. Duadraiklafter messende Kompleet zu übergeben wäre: 1 fl. per Duadratklafter. Die Kommission erachtete Diese Breite für zu hoch, und da Gigray erklärte, von Denselben nicht abgehen zu können, wurden Die Verhandlungen als abgeschlossen bezeichnet. Nachdem ich hier­­auf Herr Sigray entfernt hatte, beschlok die Kommission, in Ermangelung eines positiven Substrates, von einer­­ Vorlage der Angelegenheit an die Baukommission Umgang zu nehmen und über den Verlauf der Unterhandlungen direkt an den Magistrat Be­­richt zu erstatten und demselben zu wathen, daß er die Einzäunung, welche wider alle Vorschrift hergestellt worden sei, einfach beseitigen und somit den früheren Zustand wieder herstellen Lasse. (Die H­auptstädtische Grundverlaufs- K­ommission) beschloß heute zu beantragen, daß ein 1200 Quadratllafter großes Grundstück westlich von der Friedhofstraße zu Zwecken des Betriebes der Stationsgasse­ Trammay, an die Stadt­­bahn-Unternehmung auf die Dauer von zehn Jahren um 600 fl. jährlich verpachtet werde. — Ein Gesuch des Buda­­pester reformirten Kichenrathes, ihm zur Er­­bauung einer Kirche auf dem Hafnerplag in Ofen 360 Qua­­dratklafter überlassen zu wollen, — wies die Kommission zur V­orberauf­ung an die Baukommission. — Schließlich wurde eine Eingabe der Maschinenfabrikanten Hoffer mi­tRant, welche zur Anlage einer landwirthschaftlichen Maschinenfabrik ein 3146 Quadrat-Klafter großes, von der Wallnerstraße, Ferdinandbrücke, Futar- und Bul­sugasse begrenztes städtisches Grundstück Taufen wollen, im Hinblick darauf, daß über die Bestimmung dieses Kom­plexes no) nichts entfiehen sei, abgelehnt. (Breitosendiebstahl in München.) Die Buda­­pester Ober-Stadthauptmannschaft erhielt heute von der königlichen Polizeidirersion in München die in Angelegenheit des bereits gemel­­nt wurden entwendet: 69 Paar Brillant-Ohrringe, 28 Baar Rosen-Ohrringe, 5 Baar Verlen-Ohrringe (Werth ca. 21.675 Mark), 120 schwere goldene Uhrketten, 60 goldene Damen-Uhrketten (Werth ca. 6000 Mark), 29 Kolliers im Werthe von 1600 Matt, 70 Stück leichtere goldene Uhrketten (Werth 4000 Mark), 1 Baar goldene Ohrringe aus Saphir und Brillanten (Werth 1400 Mark), 1 paar goldene Ohrringe mit Smaragd: und Brillantenbefas (Werth 1600 Mark), 42 Stück Brillant: und Verlenk­öpfe (Werth 1300 Mark), 1 Brillantkreuz im M Werthe von 3500 Mark, 1 Brillantkreuz mit Brillanten und Berlen (Werth 2800 Mark), 3 Brillantsteine, 105 Brillantringe, 47 Ringe mit Brillanten und Farbsteinen, 23 verschiedene Armbänder, theils mit Brillanten, theils mit Farbsteinen, 54 Saarnadeln, theils mit Brillanten, theils mit Farbsteinen,­­20 Garnituren (Gestammtwerth circa 10.000 Mark), 10 Stüf Armbänder, reichstens mit Brillanten befest, 2 Stück Armbänder von Mattgold, 150 goldene Gheringe Werth circa 1000 Mark), 1 Garnitur, schwarz Gmail mit Brillanten (Werth 720 Mark), 2 Baar P­endeloggues (Werth 332 Marl), 1 Baar Ohrringe mit sogenannten, Rasenaugen (Werth 48 Part), 2 Gar­­nitu­ren Brillanten in Silber gefaßt (Werth 1170 Mart), 2_Gar­­nituren mit Nofetten (Werth 286 Mark) und 2 goldene Hemd» möpfchen, Werth 184 Mark, 8 bis 10 Brillant-Brochen, länglich) und rund, 1 Broche, Berl, Hul: 1 Broche, Verl und Farbstein, Huf; 1 Broche, Berl und Farbstein, Halbmond; 2 Broden rund mit gecbstein; 2 Broden, Rothgold, Hufeisen mit Peitsche; 1 Brode, Rothgold, 1 Baradiesvogel, Haarnadel, Smaragd, Rubin, Saphir, Brillant ;­ 1 Brustnadel, Brillant, Herzform; 1 Brustnadel, Huf, Brillanten; 1 Brustnadel, Huf, Brillanten, Saphir; 1 Brode und 1 Armband, länglicher Huf, Brillanten, 1 Berl; 3 Broden, Sterne, Brillanten in Silber gefaßt; 1 Kreuz mit Brillan­­ten in matten ‚Gold gefaßt; 1 Brod­e, Schmetterling, Saphir, Smaragd, Rubin, Nofetten; 1 Armband, fein gedreht, Reifchen, 1 Rubin, 1 Gaphir, 1 Berl; 1 Arimband, fein gedreht, Rubin, Berl, matte Mettenketten, 1 lange watte Herrenfette, 1 Baar große M­endel, Smaragd und Brillant, 1 Paar Boutons, große, Saphir und Brillant, 1 Armband, 1 Brode und 1 Baar Boutons (Merth 15.000 bis 20.000 Mark). Die betref­­fenden Etuis blieben am Shatorte zurück. Die Etiketten sind auf beiden Seiten (auf der einen Seite mit flhmwwarzer, auf der anderen mit rother Tinte) eingezeichnet und mit blauer Seide an die Schmuckgegenstände angebunden. Ueber die Thäterschaft fehlt bis jeht noch jede Spur, doch liegt die Vermuthung sehr nahe, daß die Diebe München­­ rasch ver­­ließen und die Vermerthung der gestohlenen Pretiosen auswärts ver­­suchen werden. Auch­ht die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß das Gold zum Einschmelzen gelangt und nur die Edelsteine verfauft werden. Eine Schweizer Behörde hat zwar unlängst auf drei reifende sehr gefährliche Laden-Einbruchsdiebe: Rohan­ Brood, Sattler aus Oldenburg (circa 24 Jahre alt, mittel­­groß, dunkles Schnurbärtchen, dunkle Haare, mageres, blasses, läng­­isches Gesicht), Anton Stenkampf aus Covington in Nordamerika (170 Zentimeter groß, 32 Jahre alt, schlank, schwarze Haare, kleine Slabe, braune Augen, braunes Schnurbärtchen, rundes Gesicht) und Bertfhi, Schreiner von Freiburg (35—40 Jahre alt, groß, blonden Rollbart, mageres blasses Gesicht) aufmerksan gemacht. Doch konnte deren Anwesenheit in München bisher nicht kanstative werden. Der B­eschädigte hat für Ausmittlung und einnahme der Diebe und­­ Wiedererlangung der entwendeten Gegenstände eine Geldbelegnung bis zu 5000 Park ausgeset. Die Ober-Stadthauptmannschaft hat sofort nach Empfang des ersten telegraphischen Avisos die entsprechenden Verfügungen getroffen, "um der Diebe und deren Helfershelfer, sofern sie etwa ihre Neiferente nach Budapest nehmen sollten, habhaft zu werden. Bisher spricht nichts dafür, daß bei dem Münchener Einbruchsdiebstahl ungarische Diebe betheiligt wären. . Berühmwunden) Der Polizeirapport veröffentlicht Heute die Liste von nicht weniger als fünf P­ersonen, die seit mehreren Tagen vermißt werden. (Es sind Dies der Handlungsfommis Markus Boltzer, der Antiker Sofef Barvaal, der Steinmet Andreas Drabecsis, die Kellner­gattin Elise Farkas und der Schuh­­walter Georg Esch. Ueber den­­ Verbleib der Genannten fehlt jede Spur. Blödsinniges Löschpapier. Keine andere passende Bezeichnung finden wir für ein in französischer Sprache in Paris erscheinendes Wochenblatt, das die seriösesten französisgen Blätter in ihrer Unschuld " benüten, ohne zu ahnen, welchen An­­alphabeten sie da­zufilgen. Die jüngste Nummer dieses Organs für Planflavismus und Blöofinn it von der ersten bis zur legten Zeile­­von Magyarenhaß und V­ornictheit faturirt, ihr P­aradeftnd besteht jedoch­ in der Verurtheilung der kliegerischen Maßregeln, welche sie in der Investitionsanleihe der nordungarischen Bahnen erblicht. Da heißt es nun: „Bemerken wir, daßs diese Denßregeln vom Preiter Kabinet ohne Zuratbeziehung des flterlichen Kriegsministers beschlossen wurden. Der ungarische Minister für Landesvertheidigung Graf Feherváry (sic!) behauptet wieder einmal seine Unabhän­­gigkeit gegenüber seinem Wiener Kollegen.” Wir glauben, man kan nicht besser unterrichtet sein und wir nehmen seinen Anstand, der »Autriche slave et roumainee — dies der volle und vieldezeich­­nende Name der Bariser Nurbelfreundin — das Zeugniß einer höchst Hinrichtung) Man meldet uns aus Triest unter Heutigem: Heute um 6 Uhr früh wurde der Mörder des Kredit­­austalt-Kaffiers Mofettig, Bittorio Maffei, im Hofe des hiesigen Gefängnisses hingerichtet. Der Verurtheilte schritt, auf den Seelsorger gestüßt, gefaßt zum Ru­pfloch. Maffei hatte wiederholt gebeichtet und sein Verbrechen völig bekannt. Gestern diktirte er seinem Vertheidiger eine reumüthige Bitte um Vergebung an die Familie des Ermordeten und an die Bevölkerung. Der Bürgermeister hatte gestern noch auf Ansuchen des Vert­eidigers die Gnade des Monarchen telegraphisc angerufen. Gerichtshalle, Brose Schönerer, Wien, 4. Mai. Orig.-Telegr.­ Die Schlußverhandlung gegen Georg Ritter v. Schönerer und den Stenographen Gerstgraffer, hat heute begonnen. Im­­ Barreau und Auditorium befinden­ sich zumeist­ Freunde des An­­gekragten. Den Berichterstattern der Wiener und „auswärtigen “Breise stehen nur vier Bänke zur Verfügung. Der­ freie Raum zwischen dem­ Präsdiun und dem Auditorium wird von einer Menge von Zeugen ausgefüllt. Schönerer konnte deshalb beim Eintritte nicht gesehen werden und als die Zeugen sie entfernten, sah man den angeklagten Abgeordneten ruhig, ja gleichmnüthig in den Saal’ blichen. Bei der Stelle der Anklage, «welche von seinem „Suden “auf Die Ansee; Der Tag der Rache it gelorgen !" erzählt, sieht er mit lächelnden Zuge im Gesichte in die Höhe. Der des Verbrechens der öffentlichen Gemalt­­thätigkeit mitbeschuldigte Stenograph Gerstgraffer theilt sigtlich das Gefühl der Sicherheit mit dem Hauptbeschuldigten Schoönerer. Dieser gibt auf die Fragen bezüglich der Generalien furzgemeinere Antworten. Er it unberhholten, in Wien geboren und dahin zuständig. Geist­­grafjer it in Tirol geboren und gleichfalls bisher unbescholten. Die zur Zeugenschaft aufgerufenen Personen bilden eigentlich drei Gruppen: Die eine seßt sich aus 12 Nedakteuren und Mitarbeitern, sowie aus einigen Arbeitern zusammen, welche Zehrere den bedrängten Mitarbeitern des „N. W. Tgbl.” zu Hilfe eilten. Die zweite Gruppe besteht aus jenen Studenten, welchen Schönerer bei der­ Auflösung ihres Kommerses zur Seite stand und die wieder ihn zur Stei­rermühl begleitet hatten ; endlich­ aus einer dritten Gruppe von Abgeordneten , wo Türk, V­ergani Ftegl und einigen bereits pro­­movirten und den Doktorgrad tragenden Antisemiten. P­räsident Dr. Holzinger richtet die übliche Erinnerung an den Vorgeklagten und an die Zeugen, der Verhandlung aufmerk­­san zu folgen und läßt nun die Anklage zur Verlesung bringen, welche, wie bereits gemeldet, gegen Schönerer und Geritgraffer auf das Verbrechen der öffentlichen Gewaltthätigkeit, außerdem gegen den Ersteren auf Uebertretungen wegen Wache­­beleid­igung und Giumengung in eine Umtös­­thandlung lautet. Die Anklage, in welche der Chef der Staats­­anwaltsgaft, Dr. S 053, diesmal selbst vertritt, läßt sich mit Nüd­­fit auf den zur Genüge beiannten Vorfall im Steyrermühl-Lolale­furz in Folgenden resumiren: in der Einleitung wird ausgeführt, daß Schönerer’s Handlungsweise die Merkmale des Verbrechens der öffentlichen Ge­waltthätigkeit nach §. 83 in sic) trage. Hierauf Tolat eine Schilderung des V­orfalles nach den Aussagen des Revaktions-­­ ... Präsiden­t:Sie haben aber auch am 19.März,also acht,­»—­« Tage später,1 wieder zu 111 Untersuchungsrichter gesagt:»Schönerer..""« habe gerufe 11:Thüren besetzen!«Ich glaube,er wollte haben,daßs Alles eine Rede hören­ solle 11.A11 die Stelle:,,unseres erlauchten. Kaisers-«erinnere ich N­iic­gexsau-Atso war ihre Angabe,die sicherlich nicht in einemgljkomente der Verwirru­ng erfolgte·—Ange­­klagten-Heute tage ich so aus,1­ieest wirklich·war.Damals am 19.März wollte ich meine erste Aussage nicht widerrufm—Prä­­sident:Nun,wir werde er ihre Angabenu zu würdigen wissen.Die­ ganze in der Voruntersuchung gegebene Aussae Gerstgrasser’s ist eine fortgesetzte Verlegenheit fü­r Schönerer.Soagte er:Jchfah bei Schönerer ei11e11 dicken derben Stock.·­Sch­önerer·:Ich bitte.ich kann den Stock hereinbringen.Er bringt nun einen ziemlich respek­·­tablen Knüttel,der mit einem übersponnenen Bleibton versehen ist.­­—Staatsanwalt:Nun,ein­ Bleiknopf ist’s doch. .--· Schönerer und Gerstgrasser werdett vom Staatsanwalt» hart bedrängt Der öffentliche Ankläger findet aus dem ganzen Vor-.·" -gange,daß denn doch eine Bedrängniß der Redakteure vorhanden war.Er bezeichnet es als auffallen­d,daß der Schreiber Gerstgrasser, den Redakteur Schmall um dessen­ Offizierspatent gefragt und fragt: Was hatten­ Sie ü­berhaupt destachts in der Redaktion zu suchen?­— Schöner er gibt zu,vielleicht nicht hypothetisch,sondern­ in be­­­stimmterer Form gerufen zu haben,dafür sollt und nicht»solltet«. ihr niederknieen.—Staatsan­walt:Ich glaube immer,daß«s—ders­z.« Zwed 008 Besudjes in der Stedaftion ein anderer mar. Mislen Gie die Stelle der Nede Schänerer’s im Sophiensaale über das Thema, die Schonzeit der Vreßjuden sei vorüber? — Angeklagter: Sa. Er zith­t nun den Palins. — Staatsanwalt: 39. glaube, daß der Befund ihrer Freunde beim „Tagblatt“ ein Alt war, welcher das­ Ende der Chonzeit markiren sollte. Es sollte von der Propaganda des Wortes zur Propaganda der That übergegangen werden. &3. kommt no das Protofoll, das bei dem Lofalaugenschein aufgenommen wurde, zur Verlesung, in welchem u. A. erwähnt wird,­­ daß die Konmission noch, Blutspuren im Lokale vorfand. Der Vertheidiger beantragt, der Gerichtshof möge den Augenschein vornehmen, um zu erkennen, daß der Ausdruck: „Die Schüren befegen !” unmöglich, sei. — Das Berhör der Angeklagten is; hiemit beendigt und nun folgt die Beeidigung und die Hinvernahme­ der Zeugen. «­­Große­­ deten Eindrucks«dieb«stahts im Toma9’sei1 Juwelierladen erladene Person­als des,,Tagblatt«'und wird daratt die Bemerkung­en PN § hab cS dem Gerichtshofe überlassen bleibe, gens diefer arteilung Glauben zu idenfen oder nicht. Nach Aussagen Der ersteren Zeugen betrat Schönerer mit dem Gute auf dem Kopfe und mit einem eisenbeschlagenen Stade und Schlagring bewaffnet, an der Seite mehrerer Personen das Redaktionszimmer und hielt hier eine Ansprace, in welcher die folgenden Worte vorkamen: „Heute it der Tag der Rache gekommen. Diese Schandblatt-Suden, kannen den Tod des Deutschen Kaisers nicht abwarten. Juden auf die Knie! Abbitte feilten!” Dreimal wiederholte Schönerer seinen Appell, dann rief er mit drohender Stimme: „Schlagt sie nieder!" Diesen Worten folgte nun eine Schlägerei, an der sich der Stenograph Gerstgrab­er, Die­ Redakteure Schmal und Winter, sowie andere nicht zu em­tirende P­ersonen beteiligten. Die Darstellung des Angeklagten schildert den Vorfall weit unschuldiger. Schönerer habe sich nach seinen eige­­nen Angaben mit seinen Anhängern nur deswegen in die Redaktion des Tagblatts begeben, um beschwichtigend zu wirken. Demgegenüber steht Die Aussage des Zeugen Betreiber, daß ursprünglich der Beschluß gefaßt wurde, der Entrüstung Ausdruch zu geben. Schönerer will wohl eine Rede gehalten haben, doch sollen im­ verselben die drohenden Ausdrüche nicht vorgekommen sein; er hätte nichts Anderes bezweckt, als in jene Telegramme Ginsicht zu nehmen, die aus Berlin in der fraglichen Nacht gekommen. Er sei jedoch durch Höhnisches Benehmen der Medakteure gereizt worden und erblicht in seinen Vorgehen nichts Anderes, als eine ihm geieglich gestattete Meinungsäußerung. Die Anklage führt nun aus, daß diese Darstellung gegenüber der einmüthigen Schilderung der­ ‚bedrängten Zeugen an Glaubwürdigkeit verliere, da selbs­t Die Begleiter Schönerer’s den Draft der Situation zugestehen, und andere nicht unmittelbare Thatzeugen angeben, daß Die Lage der gefährdeten Redakteure jenen Drohungen entsprach, mit denen Schönerer seine Nede schlok. Die Vertheidigung des Beschuldigten ermetje sich dem gegenüber hinfällig und sei daher die Anklage gerechtfertigt. Die Anklage sagt weiter, daß das Erscheinen von 28 Mann um 1 Uhr Nachts in einen Zimmer, das dann verschlossen wurde, zweifellos den Skatbestand des Eindringens enthält und die Absicht Gewalt zu üben darthat. Die Gründe bezüglich der weiteren Delikte sind auf wenige Zeilen beschränzt und führen als Bechäftigung die Aussage des beim Konmers intervenirenden Polizei-Kommissärs an. Die Anklage sei daher nach jeder Richtung begründet. Kun kommt Schönerer zu Wort: Si ‚habe schon in der Boruntersuchung den Fall erzählt. Am 8. März befand ich mich mit mehreren Freunden in einem Gasthause. Bald nach der Antrnft daselbst erhielten wir dur ein Ertrablatt Nachricht, Se. Majestät der Deutsche Kaiser sei gestorben. Wir als Deutsche waren mit den traur­­tigsten Gefühlen erfüllt, besprachen den Lebenslauf des Verstorbenen und sangen ein Strophe aus einem Trauerliede. Um Mitternacht kam ein Herr mit einem zweiten Grivablatt, in dem die Todesnachricht widerrufen und sogar erzählt wurde, der Kaiser habe Nachmittags noch­­ dem Prinzen Wilhelm diktirt. Gelbtverständlich war unser erstes Gefühl das der Freude, die zweite Empfindung die des Cfels und sagten uns, es sei jüdischer Zeitungs» und Börserschwindel. Es wurden Rufe laut: „Gehen mir fragen, erforschen, vielleicht zeigt man uns die Depesden." Schönerer schildert nun die Orkursion und gibt folgende drasti­ge Darstellung bezüglich des Erscheinens in der Redaktion: Die Thür war­ offen; hier haben sechs Zeitungsschreiber und ein Fräulein in vernachlässigter Stellung; über der Szene lagerte dumpfe Amosphäre, Stilluft, halbgeleerte Bierflügel standen umher, furz ein Anblick, wie ich ihn in einer Hamburger Matrosenm­eipe hatte. Ich hatte die Absicht, bescheiden zu fragen, doch die Höhnischen­ Delide, die provozirende Antwort brachte mein Blut in Wallung ; denn ich habe Blut und nicht Mildgraude in meinen Adern. Sebt sagte ich wirklich: „Hier seht ihr die Schandjuden an der Arbeit ; uns können sie nicht beleidigen, aber daß sie die Bersen, Das Leben, die Dajestät benügen, um Geschäfte zu machen, ist schändlich. Wir fühlen uns als Deutsche und die ganze deutsche Nation beleidigt ; dafür sollt ihr Juden niederfnieen und Abbitte Feisten.W­ir wandten uns zum Gehen und sahen draußen Arbeiter stehen. Wie mein Genosse Gerstgrasfer verlegt wurde, das sah ich nicht einmal. Den Stod trug ich in der linken Hand. Uebrigens ist der Stod weder starr noch die; ich hatte seine feindsesige Absicht. Bezüglich der Affaire „Teutonia“ negirt Schönerer die ihm zur Last gelegten provozirenden Nebensarten. „Sisen bleiben“ habe er wur pen um einen Andrang zu vermeiden. Er ist der Sekte im Lokal geblieben, um dur s eine A­utorität die armen Füchse zu­­ büßen und von einer aufwallenden Demonstration zurückzuhalten. a. Die Polizei­ Leumundsnote bezeichnet Schönerer als den Sohn eines Eisenbahnbau-Unternehmers, der geadelt wurde; er sei wohl­habend, Vater vier unmündiger Kinder und das Haupt der anti­semi­iigen Bewegung. "««" ··" .·. Ez Der zweite Ungefragte Gerstgrasser verantwortet sich in gleicher Weise wie Schönerer. _ u­ Der Aussage Gerstgrasser’s hält der Präsident den Widerspruch.­— derselben mit dem in der Voruntersuchun­g Ausgesagten vor-Hier habe der Beschuldigte gesag­t:»Schönerer war sehr erregt3errief: »Thüren besetzen!«und habe darun geäußert:»Wenn diese Schand­­judejt unseren erlauchtett Deutschen KaiserspecFE Gerstgrasser entschuldigt sich damit,daß er verwundet gewesen und nicht gewußt habe,was er aussage. © . Theater für Beute, Freitag, 4. Mai. National­­theater: »A­­demi monde«. — Königlich ungarisches Opernh­aus (Geschleiien.) Rolfstheater:­­»Lilie. Krena im Stadtwäldchen: «Csipkerözsika és a tündereke«. 7 Wiege-Meere des Jesterglmjte Ungvcir,4.Mai.(Orig.-Telegr.)Kronpriann­­" dolf begab sich ju­nSIb Uhr Morgens zur Inspizirung der Trup­­­en auf den Exerzierplatz.Zu Mittag speiste Se.Hoheit im­ Offizier Zil Kasino.Nachmittags­ 4 Uhr setzt der Kronprinz seine Reise nach Munkács,eventu­ell Maramros-Sziget fort. Wievi,4.Mai.(Sitz­ung des Abgeordneten­­hauses)Präsiden­t S 11101ka ertheilt nachträglich Foregger wegen seiner gestrigem den geistlichen Stand des Abgeordneten Gre­­gorec beleidigenden Neußerung den Ordnungsruf. Nach Agnos­­zierung der Wahl Milder’s wird die Budgetdebatte fortgejebt. Wien,4.Mai,(Orig.-Telegr.)Abgeord­­netenhaus.Zu Beginn der Sitzung sprach der Präsident sein lebhaftes Bedauern über die gestrigen­ Vorgänge aus.(Lebhafte Zustimmmung.)Ueberhaupt sein so sagte er­ ein Ton eingerissen,, wie er früher nie im österreichischen­ Parlam­ente herrschte und der zum Ausschreit 1111 ge11 führte,welche die Ehre,das Ansehen und die Würde­ des Hauses schädigen.(Lebhafter Beifall­)So könne es unmöglich­ weitergehen;er wolle auch künftighin die Redefreiheit in weitest möglichem Maße wahren,allein wenn Redner,wie bisher,über alles Mögliche,nur nicht über die Sache sprechen,werde er ihnen das Wort entziehen.Die Budgetdebattte im österreichischen Abgeordnetenhause sei hinsichtlich ihrer Ausdehnung ein Unikum. «. Berlin,4.Mai.Der Kaiser verblieb gestern bis Aben­ds außer Bett,theils auf dem­ Sopha,theils im Lehn­­sessel und nahm im letzteren gegens Uhr Abends auch noch­ das Abendbrod ein.——Die Kaiserin ist um 101X 4 Uhr­ Aben­ds von ihrer Reise nach der Elbegegend zurückgekehrt s ——­·Doktrilleti11 vom HME gem9 UhrMtzmgcY5t + .s·. »­­

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