Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1923. június (70. évfolyam, 122-145. szám)

1923-06-10 / 129. szám

RevolttLion itt Kttlgaristt. Das Kabinett Stamboliisky verjagt. --- Die Minister ver­haftet. — Zankow mit der Kabinettsbildung betraut. Bukarest, 9. Joni. (Oricnt-RcrLio.) Extraausgerben der Blätter teilen mit, daß in Bn l g a ricn die Revbln - tion ousgebvochen sei. Die Regierung Stamboliisky soll angeblich verjagt worden sein, die m ilitärische Liga und der oppositionelle Block sich an die Spitze der Bewegung gestellt haben, dis sich großer Volkstümlichkeit! >er­- freut. : Die Revolutionäre umzingelten dM Parla- Msntsgebäude, drangen ein und verhaft st en die anwesenden D eputiert en und Mi­nister. Die übrigen Minister wurden !Ln ihren Wohnungen verhaftet. -Aus Sophia ist kein einziger EisLn­­b ah:i.z u g abgögangen. D ie La n d esgren zen sinÄ überall a-Lgesperrt worden. Die neue Regierung wird wchrscheinKH aus Universitätsprofessoren bestehen, chr Premier voraussichtlich Universitätsprofessor Zan­kow sein. Das Revolutionskomitee tut alles, um eventuellen Ordnungsstörungen vorzubeugen. Es wurden die strengsten Maßnahmen getroffen, um die GegeNbÄvegung der die Hauptmasse der Anhänger Stamboliièkys bildenden Agrarpartei zu verhindern. Allem Anscheine nach sind die Revolutionäre i e He r r en Ä « -x Situation. Die poLischen Prozesse gegen die alten Minister wurden einge^stellt. Nach einer anderen Version habe Zar Boris denSophioter Universitäts-Rektor mit der Bildung des neuen KaÄinetts betraut und ein den Be 'lagerungszuskand i anovdnendes Dekret unterzeichnet.''^ ' - L B e I g r a d, 9. Juni. sDschechisches Preßbureau-s Nach einer hier eiugetroffe­­. neu Meldung i st i u Sa p hiad ie R evv l rr tiona u s g e­­^brochsn. Die unter Führung «neA mazedonischen ! Komitees stehenden Revolutwnäre haben sich der Re­­. gicuungsgeb äude bemächtigt. Aankvw hat die Bildung des neuen KabinettK iiber­> nmmnenr Auch die Havas-iAgentur bestätigt die Nachricht von dem Ausbruch der Revolution sU. T.-K.-B.s Sophia, 9. Juni. (Bulgarisches Telegraphen-Korrespondenz-Bureau.) Die Nachricht, die neue Regierung habe die Mobilli­­sierung angeovdnet, ist vollständig unbegrün­det. Es wurde keinerlei Mobilisierungsorder ausgege­­den. Die zur Verfügung stchenden Kräfte sind zur Auf­rechterhaltung der Ordnuitg vollständig hinreichend. Die Ordnung wurde übrigens bisher nicht gestört. Belgrad, 9. Juni. sAvala.)' Heute früh ist in Sophia die Revolution ausgebrochen, clls deren Führer der Sozialist Zankow genannt wird. Die öffentlichen Gebäude wurden besetzt. Die neue Regierung hat sich tvic folgt konstituiert: Ministerpräsident und Minister des Aeußern Zankow, Minister des Innern — General in der Reserve Rußew, ' Ackerbau- und Unterrichtsminister Jwanki­­wolow (Demokratenpartei), Iustizminister —> Szmilow, Finanzminister — Peter Todorow, Handelsminister — Cwetko Po'botschewkh, Verkehrsminister Timo Kazaßow (So-, zialiftenpartei)/ ft ?' ft Arbeitsminister — Fanko S t ojen t s chew. Stamboliisky befand sich bei Ausbruch der Revolution auf einer Propagandareise innerpol^tischer Natur. Die Bewegung selbst kann als Refultat ' der von den mazedonischen Organisationen in letzter Zeit ins Werk gesetzten Aktion angesehen werden. - . < Ein offizieller hukgarlischer Komni^lÄar. Sophia, 9. Jmü. ssUiNg. Tel.-Korr.-Bur.s Die heute vormittag einge­tretene Regierungsänderung ist im inneren Leben des Landes bloß ein Zwischenfall. Die Gründe, die diese Aen­­dernng verursacht haben, sind zu allgemein bekannt, als daß sie detailliert werden müßten. Bulgarien, seit vierzig Jahren aN ein verfassungsmäßiges Leben gewöhnt, konnte keine Regierung dulden, die die Gesetze mißachtete ^und als geeigne­testes Prinzip der in.ne-ren Politik die Ge­walt bezeichnete. Die Plötzlichkeit, mit de« diese Re­gierung zu Fall gebracht Iverden konnte, fft der beste Beweis ihres Mangels an Volkstümlichkeit und ihrer Korruption. Die neue Regierung wurde überall, in allen Schichten der Bevölkerung mit großer Begeisterung ausgenommen. Die neue Regierung ist von den u nwi-derfteg I iche n Pu:inzipien des Gesetzes und der Demokratie durchdrungen..Jhr Bestreben ist dahin gerichtet, Bulga­rien den Frieden im Innern, die Ordnung und die Eiutracht wiederzugeben, die zur Natürlichen Enttvicklung des Landes unerläßlich fiird. DaS wird' auch die materielle Wederaufrich­­tung des Landes sichern. Alle diese politischen Momente werben sehr günstig auf das bulgarische Volk einwirken, das seinen internationa­len Verpflschtungen gegenüber stets die größte Loyalfttät bekunden wird. Es ist der Wunsch des bulgarischen Volkes, sich das Wohlwollen und das Bertrauen der großen Nationen zu sichern, die Bande der Freundschaft und der gutnachbarlichen Beziehun­gen mit denBulgarien umgebenden Staaten immer enger zu knüpfen: diese Prinzipien sind die Grundpfeiler der nationalen Politik der Regierung, Friede im Lande und Friede mit dem Ausland, die Respektierung der abgeschlossenen Verträge sind die leitenden Prinzipien der neuen Regierung. * -ft' ' Wubapest, s. Juni. < ft In Evdstüßm vo^^ Heftigkeit hat Lev vGanische Uusbwch, über den oben berichtet wird, sich schon seit Jahr und Tag «ngekündigt. Die AgwvdemL- gogie, die mit Stamboliiskh zur Herrschaft über Butzarieir gelangt tvar, hat den Besitz der Macht durch tervorWschs! Mittel zu behaupten vermocht, die ihr mit der Zeit starke Feindschaften in allen Schickftetr des eigenen Voâes zu-, ziehen mußten. Jnr verflossenen Sonrmer g!eschah es, daß die SoSranjeopppsition eins große Versammlung nach Tirirowo einberief, die durch Huligantruppen der Regierung gesprengt wurde, worauifhin Stamboliisky in einem Sondevgesetz, das er^ im Parlammt dürchpeitschte, alle Minister der vormaligen' Kriegskabin-ette durch eine Volksahstimmung unter Anklage stellen und , teils zum Tode, teils zu ledensläng­­lichen und mchrjährigen ZuchHansstrafen verurteilM ließ. Um sich seiner GeMer ein für allemal zu entlMtzen, ließ dann StambloMsky Neuwahlen ausschreiben und in diesen teils durch WahlMschungM, teils durch unerhörten Druck die Opposition förmilich austUgsn. Mittlerweile ndhm er es , auch mit den mazedonischen Organisationen auf, die sill) jedoch nicht beugen ließen und vor kurzem erst durch ihren Handstreich auf KüsteMs den Beweis ihrer Kühnheit, und Hrer Kraft erbrachten. Der schlaue mrd 'getvalttätige Wauentftihrer Stamboliisky ließ jedoch urcht locker und ging weiter seinen Weg der rücksichtslosen Will­­kürhervschaft. AngonscheiNlich war er von der Ueberzeu­­gung durchdrungen, daß M dem Bauernlande Bulgarien seiin agrardemagogisches Regime allen Gegerrströmnnigen gewachsen sei. Jede selbständige Meinung 'unterdMckts er in schonungslosester Weise, die Stadtbevölkerung und die intellektuellen Berufe lisferte er der Klassenherrschaft der bäuerlichen Schicht aus, in dem Wahne befangm, daß M alles wagen dürfe. Nun zeigt sich jedoch an dem bulgarischen Beispiel» daß auch ein Land von vorwiegend bänerlrcher Bevölke­rung sich auf die Dauer nicht mit den rohen Instinkten der Agrardemagogic regieren läßt. Der Druck erzeugt Gegen­druck, und der Regierungsterror löst mit der Zeit den ver-­­zweifelten Dèut der Unterdrückten aus. Eine Regierung, die Recht und Gesetz mißachtet und sich lediglich auf brutale Gewalt stützt, nmß früher oder später an der Zerrüttung ihrer moralischen Grundlagen zugrunde gehen, denn ihr Walten fordert den Rechtssimi- und' den Freiheitstrieb der Massen gegen sich heraus, und je rückstc^loser die Willkürherrschaft, desto rascher uâ leiLenschaftlicher muß der revolutionäre Rückschlag siH >Mfta'ften. Diefts Schicksal hat sich' an dem Regime Stam­boliisky «füllt. Die Politischen Gegner hatte Usses Regime aus dem politischen LebM verdrängt, alles, was an Talent und Charakter üib« das niedrige Niveau der MachHaber hinausragte, hatte es in den Kerker gsstM^ eine Herrschaft -des M)reckens hatte es aüfgerichtet, um den eigenen Bestand.gegen alle Rivalitäten zu feien, aber wodurch es sein Dasein sichern wollt-s, ist ihm zum Vex"« hängnis geworden. Nach der Revolution in Griechenland kommt nun die in Bulgarien. Im Erbbcbengebiet des Balkans sind dis Folgen devartiger Wendungen Mlbevechenbar. Latente Umsturzkräfte gibt es auf der Balk>anHaIbinsel nicht in Bulgarien allein, und die EreiMsse in Sophia sind ein MahWsichen, das auch in anderen Ländern des euvopLi« schen Siidostens behei^zigt werden soll. Dichter, Helden und Könige sicht, wie sie aris so ver­schiedenen Jahrhulrderten hier zusammen stehen, oder -vielmehr, wie hier ihre Gebeine zusammen ruhen, so ist es ein schöner Gedanke, ob sie wohl selbst jcht so bei­sammen sind, dort, wo nicht JahchuNderte, nicht Stände, nick)t Raum und Zeit sie trennen, und was wohl jeder von dem Manz, von der Größe, die ihn hier umgab, hinübernahm: die Könige ließen Kwu und Zepter hier zurück, die Helden die Waffen, den Ruhm ließen die , Dichter: doch die großen Dichter mrter ihnen allen, deren Manz arls ihnen selbst floß, dio ihn nicht von äußer­lichen Dingen erhielten, Äe nahwen ihre Größe mit Hinüber, sie nahmen alles 'ruit, toas sie hier hatten." !Jm Theater sagt er: „Der Moße komische Wteur Mundus !zog aber, meiner Meinung nach, den Polonius zu sehr ins Acherliche." Uns scheint, daß er sehr recht daran tat ,und besser den Polonius versstand, als viele Aesthetiker, Kritiker, Schopenhauer mitinbagriffen. In den Nieder­­ilaâen bewundert er, wie zuvorkommend man gegen die 'Fremden ist. Die Reinheit der holländischen Städte ist ihm höcW erquicklich, wir haben mrs in dieser Beziehung Gott sei Dank seit Schopenhauer nicht viel verändert, -wohl aber die Städte. In Paris betrachtet er entzückt die Sammlungen, damals waren der Laokoon, der vatikani­sche Apoll, die mediceische Venus, der sterbende Fechter noch im Louvre zu schen, „alle Götter des Olymps leben 'hier noch, stchen, wie sie vor Jchrtausenden standen, und se^n mit ruhigem Blick den Wechsel der Zeiten um sich herum." Die Pariser Oper entzückt ihn, gewiß mit Recht. In solchen Dingen ist er redselig und Hat Erfahrung, Urteil. Die Gemäldesammlung im Louvre bewrmdert er, spricht aber eingehend nur von dem Katalog. Die wilden Tiere in den Menagerien wird er nicht miide zu betrach­ten, wobei er bemerkt, daß sie in fortdauernder Unruhe . sind. Er hätte nur in unseren Tiergarten Zu gehen brauchen, um zu sehen, wie ein Löwe phlegmatisch und regungslos sein kann. Daß Man in der Samnilung ftUc)num6nts kranyats die historischen Denkmäler aus ihren ursprünglichen Stätten an einen Ort gebracht hat, roo sie nichts zu suchen haben, erregt mit Mcht seinen ftUnwillen. Er besucht die große Bildergalerie im Louvre häufig und studiert die Bilder gründlich, bis er es wirk­lich zum empfänglichen Genuß bringt, ohne natürlich Darüber viel sprec^n zu können. Et; hat Geschmack, aber er ist in diesen Dingen ohne theoretische Bildung. Er jammert über den schlechten Zustand vieler französischen Straßen. Er hält Bordeaux für die schönste Stadt in Frankreich. Auf dem Subskriptionsball wundert er sich, wie viel Deutsch man hier sprechen hört, „es scheint wirk­lich die Modesprache zu werden". Er rühmt die Gast­freiheit der Bordelesen. Er beschreibt eingehend und objektiv ein Volksfest, das in Bordeaux aus Freude über die Wiederherstellung der Religion gefeiert wurde. Ter Schmutz in den kleineren Städten (Bezier, Montpellier usw.) ist ihm entsetzlich. In Südfrankreich ist er von den landschaftlichen Reizen des Landes überwältigt. NtmcL hat ihn sehr gepackt. Das Amphitheater tveckt wieder seine Gedanken über die Vergänglichkeit der Dinge. Auch Ne anderen römischen Ruinen werden wunderschön cha­rakterisiert. Einmal ist ihm Bordeaux, einmal Marseille die schönste Stadt in Frankreich. Er hat breite, gerade, schnurgerade Straßen lieb. Die sogenannte Romantik der krumMM, wiNkeligen, finsteren Kleinstadtgassen scheint ihm höchst zuwider zu sein. Die Schrecklichkeit der Lage der Galeerensklaven entgeht natürlich seinem Auge nicht. Wenn dieser Jüngling einmal die Welt von der Turmhöhe der Werturteile betrachten wird, dann wird es der Welt elend ergehen, sie bekommt sicher eine schlechte Zensurnote. Aber sentimental ist er nicht: „Ich erschrak, als ich hörte, daß hier 'sechst-auisend Galeerensklaven sind." „Die Gesichter dieser Menschen können einen hinlänglichen Stoff zu physiognomischen BetrachtrMgen geben." Das ist alles. Gute völkerpsychologische Betrachtung: In Avignon betrachtet er das Treiben der Spaziergänger. In vielen Städten, besonders Südfrankreichs, sicht man die Leute regelmäßig. Arm in Arm und oft in eifrigen Gesprächen, in ihren Sonntagsröckcu ä la Pro­­meirade; in Deutschland sieht man das nie, der dcutsche Handwerker oder Bauer braucht zur Fröhlichkeit Bier und Tabak; geht es hoch her, so ist er betrunken. Hier zei!gt sich der mäßigere Geist des Franzosen und sein Sinn ftir ein anderes Vergnügen als am Essen und Trinken. Der oben­erwähnte Passus Äer Lyon lautet: „Und die.unglücklichen Einwohner von Lyon gehen jetzt auf demselben Platz spazieren, auf dem ihre Freunde und nahen Verwandten, vor zehn Jahren, in HMfen gestellt und mit Kanonen â la Mitraille erschossen Wurden. Stellt sich ihnen nicht - das blutige Bild ihrer Wter 'entgegen, die in Martern den Geist aufgahen? Sollte-man es glaubsn, -daß sie an dem Platz vorbeifahren und kÄÄMg die Hinrichtung ihrer Freunde erzählen können? Es ist unbegreiflich, wie dis Macht der Zeit die lcbhaftösten uNd schrecklichsten Ein­drücke verwischt." Man ficht,- das ist traurig, aber nicht Pessimistisch. Zugleich.nröge man feinen klaren, nüchternen« sachlichen Stil beachten. ' ft Die Tagebuchaufzeichnungen über die Schweiz sind wie ein langgezogener Jubelschrei. Besonders der Mont­blanc hat es ihm angetan, das Tal von Chamonix, er be-' steigt einige Gletscher, uNd beschreibt uns alles mit knappen, klaren, anschaulichen Worten. Sobald der Mannmns an­statt von Len Gletschern, von seinem Innern zu berichten haben wird, toird er ein Schriftsteller ersten Ranges sein.' Ein Menschenfeind ist er noch lange nicht. Dis Ehrlichkeit, Bildung, Geradheit der Savoyarden in Chmnonix preist er in begeisterten Wortm. In Burgdorf lernt er Pestalozzi kennen, von deflm Mechoden er ein fchr anschauliches Bild zu geben weiß. Von den Frchrleutm in der Schweiz er­fahren wir, daß es die gröbsten Menschen in der S^eiz sind, was viel sagen will. Dabei ist man von ihnen in der schrecklichsten Weise abhängig, das war ja noch die eisen­bahnlose, die schreckliche Zeit. Er besteigt den Pilatus, was damals auch nicht so leicht war wie heute, auch wenn man die Bergbahn links liegen läßt. Im Beschreiben der Aussichten ist er unermüdlich. Wer er sicht auf den Bergen viel mchr als wir, er muß sich jede Schönheit Les LanL- schaftsbildes erkämpfen, und er tut es mit Lust. Mit seinen sechzehn Jahren ist er voll Frische und CMpfänglichkeit, während heute bald die Säuglinge schon blasiert sein wer­den. Auch für Wasserfälle ist er sehr zu haben, er zitiert mit Lust, „und cs wallet und siedet, und brauset und zischt". Der Rheinfall bei Schaffhausen ist ihm einer der erhabensten, den man sehen kann. Er hat von der Schweiz in einigeir Wochen mehr gesehen, als der heutige Reisende in Monaten. Er hat so Frankreich, die Niederlande, vieles in England, die ganze Schweiz gesehen, aber von England schweigt er. Gwinner erzählt in seiner Biographie, daß ihm der englische Cant höchst widerwärtig gewesen, aber davon ist hier keine Rede. Es muß ofserwar noch andere Aufzeichnungen geben, die Gwinner benützt hat. Italien wurde überhaupt nicht . b-erichrt. War das Reisen dort â » ............... 10. lluul Illüö s' Dw neue Regierung. i

Next