Pester Lloyd - esti kiadás, 1933. november (80. évfolyam, 248-272. szám)
1933-11-02 / 248. szám
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Manuskripte werden nicht zurückgestellt Telephon der Redaktion: 848-20.FESTER LLOYD ABENDBLATT Inseraten aul'nahme: in Budapest, in der Administration dea Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus: Balogh Sándor, J.BIookner, J.Blauv Boros, Braun, Josef Erdős, Qyőri & Hagy., Harsányi, Haasenstein & Vogler, Gerne» Leopold, Julius Leopold, Magy. hirdetőiroda, Mosse Rudolf A.-G., Julius Tanzet, Gray. Generalvertretung des Pester Lloyd für Oesterreich: M. Dukes Nachf. A.-G., Wien, Wollzeile 16. Einzelnummer für Budapest und iür die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 32 Heller, Abendblatt: io Heller. — Für Oasterreioh; Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gr. Redaktion u.Adm.: V., MáriaValéria-uocalS. Telephon der Administration: 849-09. SO, Jahrgang-Budapest, Donnerstag, 2. November 1933. Nr. 248 Auslandschau — 2, November. — Ein Benes-Expose. Der Werdeprozeß eines Balkanbloeks scheint Fortschritte zu machen. Unmittelbar nach der Begegnung zwischen den Königen von Rumänien und Bulgarien im Donaugrenzabschnitt Giurgevo— Rustschuk verlautet, daß nunmehr eine Zusammenkunft der drei Balkankönige Alexander von Jugoslawien, Carol von Rumänien und Boris von Bulgarien für die erste Dezemberhälfte in Belgrad geplant sei und bald nachher König Boris auch zu einem Besuch bei König Caro] in Bukarest eintreffen werde. Überdies verzeichnen bulgarische und rumänische Blätter auch das Gerücht, daß eine Heirat des rumänischen Königs mit der Prinzessin Eudoxia, Schwester des Bulgarenkönigs Boris, in Aussicht genommen sei. All das bedeutet natürlich noch nicht das Perfektwerden der Balkanblockpläne, deren Verwirklichung noch manche Hindernisse zu überwinden haben würde, unter denen in erster Reihe der bulgarische Widerstand gegen Bindungen steht, die die Ansprüche Bulgariens auf eine seinen nationalen Aspirationen entsprechende Lösung des mazedonischen Problems und auf den territorialen Zutritt zum Ägäischen Meer erschweren. Immerhin darf aber fcstgestellt werden, daß die Idee des engeren Zusammenschlusses der. an den Balkanfragen unmittelbar interessierten Mächte anscheinend greifbarere Fortnen anzunehmen beginnt. Das darf der rumänische Außenminister Titulescu, der sich seit einiger Zeit als Commis voyageur des Balkanblockgedankens betätigt, einstweilen als einen persönlichen Erfolg buchen. Und «Liese Lorbeeren Titulescus lassen Herrn Benes begreiflicherweise nicht ruhen, denn nach seiner Konzeption soll ja der Tschecho-Slowakei die Rolle der Präsidialmacht innerhalb der Kleinen Entente zufallen und er somit der tonangebende Faktor in diesem neuen „Großmachtsgebilde“ sein. Offenbar um den Balkanblockplänen Gegendampf zu geben, hat also Herr Bénes vorgestern in einem Expose vor den vereinigten Auswärtigen Ausschüssen des Abgeordnetenhauses und des Senats den Versuch gemacht; die Politik der Kleinen Entente wieder in den westlichen Kurs zurückzusteuern und die Aufmerksamkeit vom Donauraum und dem Balkan weg auf die durch den Austritt Deutschlands aus der Abrüstungskonferenz und dem Völkerbund geschaffene europäische Lage hinzulenken. Er verstieg sich dabei zu.der küihnen Behauptung, die deutsche nationalsozialistische Revolution habe die bisherige Entwicklung abgerissen, die „auf eine neue, auf der Gleichheit und Sicherheit aller S taalen beruhende Fniedensorganisation Europas gerichtet war“. Gegen diese Einstellung muß sich der Widerspruch aller logisch und gerecht Denkenden erheben. Daß ein Zustand, bei dem die durch den Friedensvertrag abgerüsteten Völker umringt sind von bis an die Zähne gerüsteten Nachbarn, der Sicherheit aller Staaten eine Gewähr böte, ist eine Behauptung, zu dreist, um auch nur eines Wortes der Widerlegung zu bedürfen. Wie sollten die bis zur Wehrlosigkeit entwaffneten Staaten sich in ihrem Bestände gesichert fühlen, wenn ihnen die Möglichkeit genommen ist, einem plötzlichen feindlichen Überfall auch nur so lange standzuhalten, bis sie die Hilfe des Völkerbundes anrufen können und der Genfer Apparat zu ihrem Schutze wirksam werden kann? Und was vollends die Gleichheit aller Staaten betrifft, so muß man sich nur wundern, aus dem Munde eines Staatsmannes, der ernst genommen werden will, die These zu vernehmen, daß die dem Deutschen Reich von der Fünfmächtekonferenz bereits zugesagte militärische Gleichberechtigung den Geboten des Prinzips der auf der Gleichheit aller Staaten beruhenden Friedensorganisation zuwiderlaufen würde. Deutschland und mit ihm alle abgerüsteten Staaten haben ein verbrieftes Recht auf militärische Gleichberechtigung, und die bisherige Entwicklung — weit entfernt davon, diesem Recht Geltung verschafft zu haben — hat in Wirklichkeit alles getan, um das Geltendwerden dieses Rechts zu verhindern. Herr Minister Benes hat natürlich auch diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen, ohne sich als Anwalt des Völkerbundes aufzuspielen und gegen den Viermächtepakt loszuziehen. Wie auch früher schon, hat er auch diesmal erklärt, daß die Kleine Entente „Entscheidungen von nur einigen Mächten“, also Entscheidungen des Viermächtekonzerns, nicht als bindend für sich annehmen könne. Daß will offenbar ein Druck auf die neue Regierung Frankreichs sein. Das Kabinett Daladier hatte den Viermächtepakt unterschrieben und gegen die Behandlung der Frage, wie Deutschland durch Frankreich, England und Italien für die Rückkehr in die Abrüstungskonferenz und dem Völkerbund gewonnen werden könnte, keine glatt ablehnende Stellung eingenommen. Im neuen Kabinett Frankreichs ist aber wieder Herr Paul-Boncour zum Außenminister ernannt; das scheint Herrn Benes — hoffentlich nicht mit Unrecht — zu beunruhigen, und aus diesem Grunde erscheint es ihm ratsam, im Namen des neuen Großmachtsgebildcs den vier wirklichen europäischen Großmächten, darunter auch dem bisherigen Schirmherrn Frankreich, den Fehdehandschuh hinzuwerfen. Ob die vier Großmächte sich durch diese Offensive des Herrn Benes werden einschüchtern lassen, wird allerdings abzuwarten sein. Im übrigen erklärte Minister Benes, die Kleine Entente würde sich „unter gewissen Bedingungen auch gern an den Plan der wirtschaftlichen Zusammenarbeit der mitteleuropäischen Staaten beteiligen“ und für die Tschecho-Slowakei stellte er fest, daß sie entschlossen sei, „zu einer möglichst engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Österreich und Ungarn unter Beiseitelassung politischer Probleme zu gelangen“. Zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Ungarn hatte und hat auch heute noch die Prager Regierung Gelegenheit genug, doch hat sie von diesen niemals Gebrauch gemacht. Den Handelsvertrag mit Ungarn hat seinerzeit nicht unser Land, sondern die Tschecho-Slowakei plötzlich gekündigt, und die seitherigen Bemühungen der ungarischen Regierung, im Wege immer wieder erneuter handelspolitischer Verhandlungen eine Beendigung des ohne ihr Verschulden entstandenen Wirtschaftskrieges zu erwirken, sind jedesmal an den durch Prag erhobenen Schwierigkeiten zunichte geworden. Unter solchen Umständen wird nian es bereiflicli finden müssen, daß die öffentliche Meinung in Ungarn auch der diesmaligen Beteuerung des Herrn Benes skeptisch gegenübersteht. Was aber die Erklärung betrifft, daß in der wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit Ungarn politische Probleme nicht mitspielen sollen, so ist darauf zu erwidern, daß wenn es sich wirklich um eine „möglichst enge Zusammenarbeit mit Ungarn“ handeln soll, dies allein schon das Gebiet der politischen Probleme streift. Denn ein regelmäßiger Handelsvertrag könnte unter Umständen auch ohne Rücksichtnahme auf sonstige politische Fragen zustande gebracht werden, und zu einem solchen Vertragsschluß ist und war Ungarn jederzeit bereit. Aber „eine möglichst enge Zusammenarbeit“ will offenbar mehr bedeuten, als einen normalen Handelsvertrag, und eine derartige Festerkniipfung der wirtschaftlichen Beziehungen ist eben ohne Bereinigung gewisser politischer Probleme, die zwischen den beiden Ländern schweben, vom ungarischen Standpunkte ein Ding der Unmöglichkeit. Daß es übrigens auch innerhalb der Kleinen Entente mit der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den engeren Bundesgenossen hapert, geht aus der folgenden, interessanten telegraphischen Meldung aus Belgrad hervor: Die Politika veröffentlicht Mittwoch einen ungewöhnlich scharfen Angriff gegen die Tschechoslowakei, deren Wirtschaftspolitik vom Blatt als rücksichtslos bezeichnet wird. Die Haltung Prags, die besonders nach den Beschlüssen der Konferenz von Sinaia über die Wirtschaftseinheit der Kleinen Entente unverständlich sei, dürfe von Jugoslawien nicht mehr mit verschränkten Armen hingenommen werden. Trotzdem der jugoslawische Handel mit der Tschecho-Slowakei bisher schon ein Passivum von 4.5 Milliarden Tschechokronen aufweise, drossele Prag auch weiterhin die serbische Schweineeinfuhr. Dazu komme, daß die tschechischen Marktkommissäre, denen die Schweine zum Verkauf übergeben werden müßten, ungebührliche Spesen in unglaublicher Höhe verrechneten. In der gleichen Weise drossele die Tschecho-Slowakei auch andere jugoslawischen Ausfuhrartikel, wie Speck und Schmalz. Die Erbitterung der jugoslawischen Ausfuhrhändler werde infolgedessen immer größer. Die Belgrader Regierung müsse das Vorgehen der Tschecho-Slowakei genau beachten, weil dadurch alle Hoffnungen auf eine bessere wirtschaftliche Zukunft beider Staaten vernichtet würden. Vor Beginn der amerikanischen Goldkänfe. Die Vorbereitung der neuen Aktion der amerikanischen Regierung hat doch mehr Zeit in Anspruch genommen, als man ursprünglich geglaubt hatte. Deswegen werden die Goldkäufe entgegen der früheren Absicht erst heute aufgenommen. Inzwischen haben die Finanzzentren Europas drei Tage zur Beurteilung der voraussichtlichen Folgen der amerikanischen Eingriffe in die europäische Devisenwirtschaft gehabt. Wenn auch die Auffas-^ sungen etwas sicherer geworden sind, als sie an dem Tage der sensationellen Ankündigung in Washington waren, so tappt man doch nach wie vor in bezug auf die letzten Ziele der Washingtoner Verwaltung und auf den Umfang der Aktion im Dunklen. Die Amerikaner haben auch keinerlei Anstrengungen gemacht, die internationale Unsicherheit zu mindern. Die unmittelbar verantwortlichen Stellen der Regierung haben sich beharrlich ausgeschwiegen, während einige Professoren und sonstige Mitglieder des Brain Trusts in Reden und Artikeln wenig beruhigende Ansichten der Öffentlichkeit übermittelten. Professor Warren hat in einer Rede, die in der Sache selbst wenig verständlich ist, gegen die Shylocks der internationalen Finanz gewettert, und Mr. Berle hat in einem viel beachteten Artikel die Notwendigkeit drastischer Maßnahmen auf dem Wege zur staatlichen Koni trolle der Industrie verkündet. Alle Auslassungen der offiziellen amerikanischen Kreise sind von einer etwas künstlichen, aber darum nicht minder gefährlichen Katastrophenstimmung getragen, die der Begründung der radikalen Politik des Präsidenten dienen soll. Immerhin hat die Stimmung des Landes eine gewisse Entspannung dadurch erhalten, daß der Farmerstreik vorläufig abgebrochen worden ist, um die Antwort des Präsidenten auf die Forderungen der Gouverneure der Agrarstaaten abzuwarten. Diese haben auf einer Konferenz am Dienstag ein Notprogramm aufgestellt, das in vier Punkten zusammengefaßt wird: 1. Festsetzung von Mindestpreisen für die Haupterzeugnisse der Farmer. 2. Einen National Recovery Act Code für die Landwirtschaft. 3. Eine kontrollierte weitere Inflation. 4. Eine schnellere Umschuldung der gefährdeten Farmhypotheken. Der Dollar hat inzwischen eine weitere Entwertung durchgemacht, aber sein Kurs in London steht noch über der Parität zu dem von der Refico gezahlten Goldpreis, der übrigens am Dienstag wieder erhöht worden ist. Man erwartet allgemein, daß die Goldkäufe der Amerikaner über London vorgenommen werden sollen, und einige Meldungen wollen sogar wissen, daß die amerikanische Regierung bereits die Bank von England gebeten hat, als ihr Agent in London zu wirken. Die Antwort der Bank von England soll angeblich nocli ausstehen. Diese Nachricht ist vorläufig um so mehr mit Vorsicht zu behandeln, als die europäische Presse, abgesehen von ihrer allgemeinen Verstimmung über den neuen Schritt Roosevelts, besonders den Umstand bedauert, daß die amerikanischen Behörden keinerlei Anstalten treffen, die beabsichtigten Operationen wenigstens in Zusammenarbeit mit der Londoner und der Pariser Zentralbank vorzunehmen. Trotzdem ist die Stimmung im Vergleich mit dem vergangenen Wochenende wesentlich gebessert. Man ist in bezug auf das Ausmaß der amerikanischen Operationen wesentlich skeptischer geworden, und glaubt, daß die Amerikaner nicht allzu lange auf dem jetzt eingeschlagenen wirtschaftspolitischen Wege bleiben werden. Die Besorgnis ist natürlich immer noch sehr groß, da niemand eine klare Vorstellung über das heute beginnende Vorgehen der Amerikaner hat. Vom Tage. Festbankett des Tesz zu Ehren des Ministerpräsiden* ten Gömbös. Aus Anlaß der Nationalen Arbeitswoche veranstaltet der Tesz zu Ehren seines Führers, Ministerpräsidenten Julius Gömbös Sonntag, 12. November, abends 9 Uhr im großen Saale des „Hotel Gellért“ ein Festbankett, Die Teilnehmerkarten sind spätestens bis zum 8. November an der Kasse der Tesz zu lösen. Erscheinen in Abendtoilette. Preis der Karte 5 Pengő. Einberufung des auswärtigen Ausschusses des Abgeordnetenhauses. Der auswärtige Ausschuß des Abgeordnetenhauses dürfte Mitte nächster Woche, voraussichtlich am Mittwoch, zu einer Sitzung einberufen werden, in der Ministerpräsident Gömbös über seine jüngste Auslandreise und über die außenpolitische Situation Ungarns Bericht erstatlen wird. Der Ministerpräsident trifft übrigens heute in Budapest ein und wird in der morgigen Sitzung des Ministerrates den Vorsitz führen.