Pester Lloyd - esti kiadás, 1935. július (82. évfolyam, 146-172. szám)
1935-07-01 / 146. szám
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Blau, Boros, Braun, Josef Erdős, Byó'ri & Nagy, Harsány!, Haasensteln & Vogler, Cornel Leopold, Julius Leopold, Hagy. hirdetőiroda, Mosse Rudolf A.-8., Julius Tenzer. Einzelnummer für Budapest und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen IG Heller, an Sonntagen 38 Heller, Abendblatt 10 Heller. Für Oesterreich: Morgenblatt an Wochenlagen BO Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 20 Gr. Redaktion u. Administration) T-. Mária, vauéria-ucca i& Telephone: Redaktion: 843—20. Nach Mitternacht! 848—26. Administration: 849—09. 82. Jahrgang. Budapest, Montag, 1. Juli 1935. Nr. 146 Auslandschau. — 1. Joli. — Frankreich: Probleme nach innen und außen. Samstag um halb 4 Uhr früh wurde die Session der französischen Kammer beendet. Auch der Senat ist in die Ferien gegangen. Bis zum Oktober wird die Regierung Laval auf Grand der Vollmachten, die ihr nach schwierigen Kämpfen eingeräumt worden sind, frei ihre Verfügungen zur Rettung des Franc und zum Wiederaufbau des Wirtschaftslebens treffen können. Für den Ministerpräsidenten ■war es zweifellos ein Moment der Erleichterung, als er nach endloser Nachtsitzung endlich — nach einer programmatischen Erklärung, die von der Kammer ohne Debatte angehört wurde — das Auflösungsdekret verlesen konnte. Denn die Kammer, diese unzähmbare politische Körperschaft, hat bis zuletzt keine Miene gemacht, ihre Launen und Empfindlichkeiten angesichts der schweren Lage des Landes abzuschwören und die Regierung im Besitze der bereits erlangten Vollmachten ruhig arbeiten zu lassen. Noch am letzten Sitzungstage entspann sich eine Debatte über die Zusatzkredite für die militärische Luftfahrt die für die Regierung eine peinliche Wendung nehmen konnte. Da entschloß sich Laval zu einer brüsken Lösung: er zog die Vorlage über die Luftfahrikredite zurück (er kann ja diese dm Rahmen der außeroi*dentlichen Vollmachten erteilen) und bestand darauf, daß die Kammer wirtschaftliche Gesetzentwürfe von geringerer Bedeutung erledige. So beschäftigte sich die Kammer mit Gutspachten und Milchmarktmaßnahmen, ehe sie ihre Tätigkeit und Kontrolle gegenüber der Regierung 8,uf drei Monate einstellte. Die Aufgabe, die nun der Regierung bevorsteht, fit keineswegs einfach; Ministerpräsident Laval hat nicht übertrieben, als er sie in seiner Schlußerklärung „formidabel“ nannte. Gegeben ist eine von der Krise immer heftiger erschütterte nationale Wirtschaft, eine Währung, deren Festigkeit nur durch äußerste Umsicht und Energie wirksam verteidigt werden kann, und eine immer nervösere, zu Extremen immer mehr neigende öffentliche Meinung. Die Radikalisierung der Massen nimmt immer bedrohlicheren Umfang an, und die Gefahr wird nicht vermindert dadurch, daß diese Radikalisierung sich m zwei feindlichen Strömen, nach rechts und nach links, vollzieht. Ja, gerade dieser Doppeloharaktcr ties erstarkenden Extremismus ist die bedrohlichste Erscheinung für die parlamentarische Demokratie ip. Frankreich. Das deutsche Beispiel genügt, um diese Gefahr erkennen zu lassen. Die wachsende Aktivität der linksextremen „Einheitsfront“ provoziert den Zusammenschluß der rechtsstehenden Feinde der Demokratie, und die Vorbereitungen des letzteren Lagers erhöhen die Kriegsbereitschaft der Bolschewisten und Bolschewisanten. Die Aufreihung der demokratischen Mitte zwischen diesen Extremen ist eine Gefahr, die nur durch ein nach beiden Seiten hin vollkommen aktionsfähiges und schlagfertiges Regime abgewendet werden kann. Bezeichnend für die Fortschritte des Linksextremisinus in Frankreich ist der folgende Pariser Bericht über das Ergebnis der Nachwahl im Bezirk des verstorbenen Gründers der Neusozialistischcn 'Partei Renaudel: Die Nachwahl für den vor einigen Monaten verstorbenen Abgeordneten Renaudel, der einer der Führer der Neusozialisten war, endete mit einem Sieg der Kommunisten, was erneut beweist, daß die Radikalisierung der französischen Wähler, und insbesondere die Radikalisierung nach der äußersten Linken hin, Fortschritte macht. Im ersten Wahlgang wurde der kommunistische Kandidat Bartolini mit 7559 Stimmen mit absoluter Mehrheit vor dem Kandidaten der antikommunistischen Einheitsfront gewählt, der es nur auf 3239 Stimmen gebracht hat. Zu dieser inneren Problemlage kommen noch Wie Schwierigkeiten der außenpolitischen Lage hinzu. Es ist im Laufe der Besuche Edens in Paris nicht gelungen, die Einheit der Slresafront wieder herzustellen. Durch Starrheit und Eigensinn könnte Frankreich im gegenwärtigen Augenblick nur verlieren. In Paris hat man schon das deutliche Gefühl, daß der Widerstand gegen isolierte Abmachungen \vie der deutsch-englische Flottenpakt auch nicht »uj die Spitze getrieben werden kann; ein solcher Kurs könnte nur das weitere Abgleiten Englands von der französischen Linie und unter Umständen sogar den Abschluß einer isolierten deutsch-englischen Luftkonvention zur Folge haben. Hieraus erklärt sich die vom Oeuvre wiedergegebene Information, wonach die französische Regierung bereit wäre, den Abschluß einer von den übrigen Pakten gesonderten Luftschutzkonvention ins Auge zu fassen. Noch viel wichtiger sind die englischen Sondierungen über die Möglichkeit deutsch-französischer Sonderverhandlungen in der Landrüstungsfrage. Der Pariser Times-Korrespondent glaubte bereits ám Samstag feststellen zu können, daß man in Paris einem Besuch des Botschafters Ribbentrop nicht ungern entgegensehen würde. In deutschen Kreisen gelangt die Bereitschaft zu solchen Verhandlungen immer offener zum Ausdruck, wie es der jüngste Artikel der Frankfurter Zeitung über die französischdeutschen Beziehungen zeigt. Auch der weiter unten folgende Situationsbericht unseres Berliner Korrespondenten charakterisiert die Haltung der Wilhelmstraße in diesem Sinne. In Paris scheinen noch nicht alle Bedenken gegen diese direkte Verhandlungsmethode überwunden zu sein, aber verschiedene Blätter, so auch Figaro, berichten darüber, daß der Pariser Reiseplan Ribbentrops immer konkretere Umrisse annimmt. Ribbentrops Mitarbeiter Abeck soll schon demnächst nach Paris reisen, um den Besuch vorzubereiten. Allerdings müssen wir hier nochmals auf unseren Berliner Gewährsmann verweisen, der die Nachrichten über diese Reise als verfrüht bezeichnet. Gleichzeitig mit diesen Plänen und Möglichkeiten wird auch viel von der römischen Reise des französischen Generalstabschefs Gamelin und seinen Besprechungen mit dem italienischen Generalstab gesprochen. Offiziell wird zwar erklärt, daß diese Reise rein privaten Charakter hatte, doch behauptet Le Matin fest, daß die Besprechungen sich auf die Zusammenarbeit der beiden Generalstäbe bezogen hätten. In einem Augenbdbk, da Italien immer mehr auf einem entfernten Operationsschauplatz in Anspruch genommen wird, sei die Verteidigung der europäischen Grenzen beider Länder — der Grenze „vom Brenner bis zum Rhein“, wie das Blatt sich ausdrückt — für beide von hohem Interesse. Eine konkrete Vereinbarung sei zwar nicht erzielt worden, aber die Zusammenarbeit der beiden Generalstäbe dürfte vorbereitet worden sein. Daß Laval selbst sich mit dem Plane befaßt, direkte Verhandlungen mit Deutschland anzuknüpfen, geht aus einer Wendung der Rede hervor, die er gestern in Clermont-Ferrand gehalten hat; er erklärte, mit den Vertietern Deutschlands nur dann erfolgreich sprechen zu können, wenn das Land ein Bild der Festigkeit zeige. An diesem Punkte greifen die inneren und äußeren Probleme Frankreichs inenander über. Deutsch-französische Diskussion. Unser E. L.-Korrespondent schreibt uns aus Berlin: Die Aussprache zwischen dem französischen Ministerpräsidenten Laval und dem britischen Kabinettsmitglied Eden ist erfolglos verlaufen. Diese Tatsache wird unumwunden sowohl in der englischen wie auch in der französischen Presse konstatiert. Über den Fortgang der Bemühungen, schrittweise nach dem Vorbild der deutsch-englischen Flotteneinigung einer Totallösung des europäischen Sicherheitsproblems näherzukommen, scheint in der Tat zwischen London und Paris eine Übereinstimmung der beiderseitigen Anschauungen nicht gelungen zu sein. Während die italienische Presse mit aller Deutlichkeit in dem Mißerfolg der Reise Edens die Auflösung der Front der drei Stresamächte erblickt, und auch in der französischen Presse davon gesprochen wird, daß England die Politik von Stresa wie auch die des Londoner Kommuniqués vom 3. Februar fallen gelassen habe, bewahrt die deutsche Presse sichtlich die allergrößte Zurückhaltung. Das Bemühen der deutschen Politik ist unverkennbar, zunächst in der Reserve zu bleiben und alles zu unterlassen, was die Anstrengungen Englands, den beiden übrigen Stresamächten seinen direkten Verständigungsschritt mit Deutschland klarzumachen und näher zu bringen, stören könnte. Schon bei der Bekanntgabe des Flo11enabkojnmens mit England vermied man hier alles, was geeignet sein konnte, die Empfindlichkeiten anderer zu verletzen, vor allem aber Mißtrauen in die französischenglischen Beziehungen hineinzutragen. Der deutschen Politik kann gewiß nichts daran gelegen sein, vielmehr liegt für sie die Konsequenz ihrer Verständigung mit England darin, nunmehr auch mit Paris endlich einmal zu, einer konkreten Aussprache zu kommen. Deutschland ist deshalb daran interessiert, daß die Besserung seiner Beziehungen mit England nicht durch eine Trübung in den französisch-eng* lischen Beziehungen belastet wird. Sie könnte sicher* lieh nicht geeignet sein, die Einleitung einer deutsch* französschien Aussprache zu erleichtern- Mit allem Nachdruck versichert man deshalb auch in der Wilhelmstraßei, daß die deutsch-englische Flottenverständigung nur ein glücklicher Anfang sein solle, um schließlich, freilich in Etappen und vernünftigerweise, zu den größeren Zielen einer euro päisc'hen Gesamtverständigung über die Probleme der Rüstungsbeschränkung und Sicherheit gelangen zu können. Das geht natürlich nur mit Frankreich. Das Zentralproblem der europäischen Politik beruht nach wie vor auf dem Verhältnis der beiden großen •Völker diesseits und jenseits des Rheins. Ohne dessen Lösung, daß heißt, ohne die Schaffung eines wirklichen Vertrauens- und positiven Nachbarschaftsverhältnisses zwischen ihnen gibt es keinen fundierten Frieden. Das lehrt die Geschichte. In seinem kürzlich der englischen Presse ge* währten Interview appellierte infolgedessen Botschafter von Ribbentrop in folgerichtiger Anwen« dung der Gedanken, auf denen das Flottenahkomirten vom 18. Juni beruht, an die französische Verständigungsbereitschaft. Er will mit seinem Appell offenbar den dringenden Wunsch Deutschlands zum Ausdruck bringen, mit Frankreich numehr zur Aussprache zu kommen, um zu prüfen, ob und wie eine tatsächliche Entspannung zwischen den beiden Nachbarländern erzielt werden kann. Laval hat inzwischen, und zwar in seiner letzten Rede vor den Ausschüssen des Senats, darauf eine zunächst begreiflicherweise sehr vorsichtige Antwort gegeben, die immerhin in Berlin nicht nur Aufmerksamkeit gefunden hat, sondern aus der man auch den Willen des französischen Regierungschefs vernommen zu haben glaubt, „wenn es möglich sein würde“, zu einer vorurteilslosen Behandlung des deutschfranzösischen Problems zu gelangen. Laval versicherte jedenfalls, daß zwischen Deutschland und Frankreich „die Aussprache noch möglich geblieben sei“. Auch seine Feststellung, daß seit der Bereinigung der Saarfrage jede Reibungsfläche zwischen Frankreich und Deutschland auch nach französischer Ansicht aus der Welt geschafft sei, dürfte dazu beigetragen haben, daß die letzten Erklärungen Lavals in Berlin immerhin als ein Fortshritt angesehen werden. Das geht auch aus einem Artikel hervor, der soeben über „Das deutsch-französische Verständigungsproblem“ in der Diplomatisch-Politischen Korrespondenz erscheint, durch den anscheinend die deutsch-französische Diskussion von deutscher .Seite fortgesetzt werden soll. Es heißt darin u. a.: „Es ist also keinesfalls einzusehen, warum es jetzt zwischen Deutschland und Frankreich noch keine Verständigungsmöglichkeit geben sollte. Ist es nicht so, daß gerade jetzt nach dem Flottenabkommen diese Möglichkeit in greifbare Nähe gerückt ist?“ Sie steht jedenfalls auf dem außenpolitischen Programm Deutschlands jetzt an erster Stelle und man wird damit rechnen können, daß von deutscher Seite in den nächsten Monaten nicht geringe Anstrengungen gemacht werden, um die deutsch-französische Diskussion ganz gegenständlich zu beleben. Die Gerüchte, die von einer bevorstehenden Reise des Herrn v. Ribbentrop nach Paris wissen wollen, dürften dagegen unrichtig sein, mindestens aber den Tatsachen weit vorauseilen. Denn niemand kann natürlich übersehen, wie sehr im Augenblick sowohl politisch wie auch psychologisch die deutsch-französische Diskussion noch belastet erscheint, von einer wirklichen Aussprache nach dem Londoner Vorbild jedenfall noch weit .entfernt ist, England und die abessinische Kriegsgefahr. Seit den , jüngsten römischen Besprechungen Edens mit Mussolini beurteilt die Weltpresse die Aussichten eines italienisch-äbessiiiischen Krieges außerordentlich pessimistisch. Alles, was über die Beratungen der beiden Staatsmänner in die Öffentlichkeit gedrungen ist, läßt darauf schließen, daß Mussolini dem englischen Unterhändler gegenüber kein Hehl aus seiner Entschlossenheit zum Kriege machte, falls die Forderungen Italiens nicht erfüllt würden. Wie weit auch die Versionen der englischen und französischen Blätter über diese Forderungen auseinandergehen mögen, im Endergebnis laufen sie darauf hinaus, daß Italien über Abessinien ein