Pester Lloyd - esti kiadás, 1937. június (84. évfolyam, 121-145. szám)
1937-06-01 / 121. szám
PREIS 10 FILLÉR Bezugspreise. Inlandi Morgen- und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 0.40 P. Nur Morgenblatt : Vierteljährlich 11P, monatlich 4 P. Nur Abendblatt: Vierteljährlich 8 P monatlich 3 P Ausland: ln Österreich bei direkter Kreuzbandsusendung vierteljährlich 30 ö. Sch., in allen übrigen Staaten 30 P. Das Blatt kann durch sämtliche ausländischen Postämter bezogen werden: in Wien auch durch Morawa&Co. LwollzeilelL Einzelnummer t in Budapest und in der Provinz: Morgen- Watt an Wochentagen 16 fillér, an Sonnlagen 32 fillér; Abendblatt IO fillér. In Österreich : Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr„ an Sonntagen 40 Gr.; Abendblatt 20 Or.FESTER LLOYD ABENDBLATT Anzeigenannahme. In BudapMt in der Administration des Pester Lloyd und in den Anzetsevermitilungen Ala A.-0., Alexander Balogh, ». Blookner, I. Blau, Boroa, Braun, Josaf Erdős, Harsányt, Haasonstein & Vogler, Cornel Leopold, Julias Leopold, Magyar Hlr* űrtölroda, Rudolf Messe A.-Q., Julius Tänzer. Unverlangte Manuskripte werden weder aufbewahrt, noch zurtickgestellt. Briete ohne Rückporto nicht beantwortet Offerten sind Dokumente nur ln Abschrift beizulegen. Für Beilagen lehnt di« Administration jede Verantwortung ab. Redaktion und Administration Budapest, V. Mária VaWrla-ucca 14 Telephone: Redaktion i l-SfS-20, nach Mitternacht 1-848-26. Administration: 1-849-09. 84. Jahrgang, Budapest, Dienstag, 1, Juni 1937. Nr. 121 Zuversichtliche Beurteilung der Spanien-Krise. Ernste diplomatische Aufgaben. Budapest, 1. Juni. In allen europäischen Hauptstädten hat nunnehr der drückende Pessimismus, der noch gestern mittag allgemein herrschte, einer zuversichtlichen Beurteilung der Lage Platz gemacht. Die gestrige deutsche und italienische Erklärung, es sollten nach íder Bombardierung von Almeira keine weiteren Vergeltungsmaßnahmen getroffen werden, hat die Gefahr kriegerischer Verwicklungen beseitigt, so daß heute nunmehr auch die Schuldfrage der objektiven Diskussion freigegeben «st. In ihrer Beantwortung herrscht freilich keinerlei Einigkeit: nach deutscher und italienischer Ansicht war die Beschießung Almerias die einzig mögliche Form des wirksamen Protestes gegen solche Übergriffe der Valencia- Regierung, wie sie im Fliegerangriff auf italienische und deutsche Schiffe zum Ausdruck kamen, und euch die einzig mögliche Maßnahme zur Verhinderung neuerer Angriffe; nach maßgeblicher französischer und englischer Auffassung war dagegen diese Airt der Retorsion unberechtigt und beschwor außerdem eine akute Kriegsgefahr herauf. So sehr in Berlin begrüßt wird, daß Rom sich in jeder Beziehung solidarisch gezeigt hat und — wie dies auch in Anbetracht der Festigkeit der Achse Rom-—'Berlin nicht anders zu erwarten war — Italien sidh gleichzeitig mit Deutschland vom Nichteinmischungsausschuß und von der Kontrolle zurückgezogen hat, ebenso sehr wird in Paris und London bedauert, daß dadurch die internationalen Sohlicihtungsarbeiten im spanischen Bürgerkrieg erschwert werden. Da weder Italien noch Deutschland mit der Regierung in Valencia diplomatische Beziehungen aufrechterhalten und da ferner im gegenwärtigen Falle auch über den Nichteinmischungsausschuß die Genugtuungswünsche der beiden Länder Valencia nicht mitgeteilt werden können, sind alle Verhandlungen behindert. Es wurden auch noch nicht die Bedingungen Berlins und Roms präzisiert, die sie aufstellen, um an den Neutralitätsfunktionen wieder teilzunehmen. Solange dies nicht geschieht, wird freilich immer noch * ein guter Rest der Spannung bestehen bleiben. Die Diplomatie hat nun die Aufgabe, Deutschland und Italien wieder an den Londoner Verhandlungstisch zu bringen, und es ist trotz der jetzigen Undurchsichtigkeit der Mittel und Wege, die dies ermöglichen würde, zu hoffen, daß die Mäßigung und Zuriichkaltung aller Parteien, die in den letzten vierundzwanzig Stunden ein gewaltiges Werk der Friedenserhaltung vollbracht hat, auch dieser Schwierigkeiten Herr werden wird. Englisch-französischer Schritt in Berlin. Paris, 1. Juni. (United Press.) Die französische und die englische Regierung haben auf diplomatischem Wege die Reichsregierung ersucht, von weiteren Retorsionen abzusehen, die den europäischen Frieden gefährden und zum Krieg führen könnten. Gleichzeitig haben die beiden Regierungen dem Deutschen Reich angeboten, durch eine neutrale Untersuchung die Verantwortung für d!as Bombardement des deutschen Panzerschiffes festzustellen. . Leichte Beruhigung in London. — Uneinheitliche Beurteilung der Schuldfrage. London, 1. Juni. (Inf.) Nach' der gestern in London abgegebenen deutschen Erklärung, wonach mit der Beschießung von Almeria die Vergeltungsmaßnahmen Deutschlands beendet seien, hat sich in politischen Kreisen eine leichte Beruhigung bemerkbar, gemacht, wenngleich die Lage noch immer als ernst betrachtet wird. Die Presse nimmt eine durchweg deutschfreundlichere Haltung ein, als dies nach dem Bekanntwerden des Zwischenfalles der Fall war. Sogar die Times schreiben: Die deutsche Regierung hat mit der Behauptung, daß die Angriffe der republikanischen Flieger unproviziert waren, wahrscheinlich Recht. Weiter wird heute zugegeben, daß die „Deutschland“ zur Zeit des Angriffes vorschriftmäßig und an richtiger Stelle vor Anker lag. Schließlich kommt das Blatt zu dem Schluß, daß es für jeden Fall dringend notwendig ist, Deutschland und Italien wieder in den Nichteinmischungsausschuß zurückzubringen. Diese Ansicht vertritt auch Daily Telegraph, der feststellt: Was immer auch die Wahrheit sei, Tatsache ist, daß durch die weitgehende Störung des Werkes des Nichteinmischungsausschusses die spanische Frage wieder zu einer Gefahr für die Aussöhnung in Europa wird, die bemerkenswerte Fortschritte zu machen schien. Die am Montag von Botschafter Ribbentrop abgegebene Erklärung wird in diesem Sinne als ermutigend und hoffnungsvoll hingestellt. Morning Post schreibt: Ein Schiff angegriffen und eine große Anzahl von Seeleuten getötet und verletzt zu haben, würde jede Nation aufreizen, besonders wenn das Verbrechen dem Anschein nach mit Vorbedacht und Absicht begangen worden sei. Auch dieses Blatt unterstreicht die Bedeutung der geforderten Garantien und betont, daß leere Versprechungen nicht allzu viel Vertrauen einflößen würden. Daily Express stellt in seinen Ausführungen fest, daß der Fall „Deutschland“ eine schwere Herausforderung bedeute. Das Blatt erinnert daran, daß es für die deutschen Vergeltungsmaßnahmen einen ähnlichen Vorgang in der Geschichte der englischen Flotte gebe. News Chronicle stellt fest, daß das brutale Vorgehen der Deutschen, das dem Zwischenfall von Ibiza folgte, mit keinem Wort gerechtfertigt werden könne. Das Blatt führt zum Beweis dafür an, daß England im Falle „Hunter“ nicht sogleich zu den deutschen Maßnahanen gegriffen und Kriegsschiffe entsandt habe. In das gleiche Horn bläst Daily Telegraph, nach dessen Ansicht kein Geschütz zu groß ist, um gegen die deutschen Vergeltungsmaßnahmen aufgefahren zu werden. Dieses Blatt läßt sogar die Schuldfrage offen, wobei nicht schwer zu erraten ist, wen es als den Schuldigen betrachtet. Gedämpfter Optimismus in Paris. — Man hofft, Deutschland und Italien wieder für aktive Nichteinmischungspolitik gewinnen zu können. Paris, 1. Juni. (Inf.) In maßgebenden Kreisen hat man, wie die Agence Radio berichtet, in den Nachtstunden die durch den deutsch-spanischen Zwischenfall geschaffene Lage als nicht mehr so gefährlivh wie gestern erachtet. Die von der Reichsrogierung über die Beschießung des Hafens Almeria abgegebene Erklärung hat in maßgebenden Kreisen die Überzeugung aufkommen lassen, daß cs sich um eine ausgesprochene und in ihrer Tragweite genau umschriebene Vergeltungsmaßnahme handle. Auch das vorläufige deutsche Fernbleiben von den Arbeiten des Londoner Nichteinmischungsausschusses wird in Paris so ausgelegt, daß es sich um keinen endgültigen Bruch handle, sondern im Gegenteil die Hoffnung gestattet sei, die deutsche Regierung werde sich nach Erfüllung ihres Wunsches auf Schutzmaßnahmen für die mit der Überwachung der spanischen Küste beauftragten Kriegsschiffe nicht unversöhnlich zeigen. In diesem Zusammenhang wird in Paris die Errichtung sogenannter neutraler Zonen angeregt, wo die mit der internationalen Kontrolle beauftragten Schiffe vor Anker gehen und ihre Mannschaften nach den Anstrengungen auf hoher See die notwendige Ruhe finden könnten. Auch die Tatsache, daß cs die Valencia-Regierung bisher unterlassen hat. den Antrag auf Einberufung des Völkerbundrates zu stellen, ist in Paris mit Befriedigung aufgenommen Worden, weil man darin die Möglichkeit sieht, einer weiteren Verschärfung des Zwischenfalles vorzubeugen und ihn durch den Londoner Nichteinmischungsausschuß in der einen oder anderen Weise beilegen zu lassen. AU diese Faktoren wirkten zusammen, um M Paris heute einen gedämpften Optimismus aufkommen zu lassen, so daß man sich zu der Hoffnung berechtigt glaubt, daß ernste internationale Kompli-i kationén vermieden werden können. Paris, 1. Juni. (Inf.) Die aus Berlin kommende Nachricht, daß die Reichsregierung die Vergeltungsmaßnahmen gegen die Valencia-Regierung vorläufig mit der Beschießung von Almeria als abgeschlossen betrachte, ist in diplomatischen und parlamentarischen Kreisen mit fühlbarer Erleichterung aufgenommen worden. Gewisse Kreise meinen allerdings bedauern zu müssen, daß Deutschland „eine Kriegshandhmg mit einer anderen Kriegshandlung beantwortete, anstatt die Beilegung des Zwischenfalles dem Londoner Nichteinmischungsausschuß zu überlassen“. Le Matin stellt mit Befriedigung fest, daß allen» Anschein nach der ernste Zwischenfall keinen internationalen Konflikt nach sich ziehen werde. Dis Kriegsgefahr sei für den Augenblick beseitigt. Deutschland habe seine Macht dokumentiert und scheine sich damit zu begnügen. Man halbe deshalb am Montag abend eine gewisse Entspannung verzeichnen können. Le Jour schreibt, die ganze Welt Habe Montag das Schlimmste befürchtet. Nach den letzten Nachrichten scheine Deutschland jedoch_ nicht daran zu denken, seine Flottenaktion fortzusetzen, ln zuständigen Kreisen hoffe man, Deutschland und Italien in den Londoner Nichteinmischungsausschuß zurückführen zu können. Neben der kommunistischen Humanité war es Petit Journal Vorbehalten, die französische Regierung zur Änderung ihrer Politik gegenüber Spanien, das heißt zur Aufgabe der Nichteinmischung, aufzufordern, „denn“ — so gesteht der Verfasser — „die Männer, die im Volköfrontspanien an der Macht sind, sind unsere Freunde, deren Sieg wir alle wünschen“. Es handelt sich darum, die Sicherheit Frankreichs sicherzuslcllen und die freien Völker zu verteidigen. Der Außenpolitiker des Regierungsblattes Po pulaire befindet sich zur vorsichtigen Zurückhaltung der amtlichen Stellen in Widerspruch. Er zieht in einem scharfen Artikel gegen Deutschland los, spricht die Regierung in Valencia von jeder Verantwortung für den Zwischenfall frei und wirft Deutschland vor mit der Beschießung von Almeria einen „unerhörter Akt“ begangen zu haben. Auch Italien beobachtet Entspannung. Rom, 1. Juni. (MTI) In der Presse spiegelt sich nach den Retorsionsmaßnahmen von Montag eine gewisse Entspannung wider und allé Anzeichen weisen darauf hin, daß der Zwischenfall ah der spanischen Küsl* nach dem Bombardement von Almeria wohl als abgeschlossen betrachtet werden kann, daß aber in? Falle der Wiederholung ähnlicher Angriffe zu nie) energischeren Retorsionen gegriffen werden soll! Di« Presse schreibt die Verantwortung für den jüngsten Vorfall in vollem Maße Sowjetrußland zu. Die Bombardierung der „Deutschland“, schreibt Popolo d’Italia, wäre völlig unbegreiflich, wenn wir nicht wüßten, daß Valencia den Befehlen einer fremden Macht gehorcht. Es gibt in Europa nur eine einzige Macht, in deren Interesse der Ausbruch eines Weltkrieges liegt, und diese Macht ist Sowjetrußland. Deutschland habe jetzt erklärt, daß es nach dean Bombardement von Almeria an keine weiteren Vergeltungsmaßregeln denke, würde abeT Valencia wieder zu Gewalttaten greifen, dann könnte tatsächlich das eimtreten, was Moskau wünscht. Berlin begrüßt die solidarische Haltung Roms. — Nach dem Vergeltungsakt in Almeria kein Grund zur Nervosität. -— Blomberg reist heute, wie längst geplant, nach Rom. , »ft iBerlin, 1. Juni, (Inf.) Die Morgenblätter begrüßen auf das lebhafteste den Entschluß der italienischen Regierung, sich dem Vorgehen des Reiches bezüglich 'des Ausscheidens aus dem Londoner Nichteinmischungsausschuß anzuschließen. Sie sehen hierin auch bei dieser Belastungsprobe eine neue Bewährung der Achse Berlin—Rom mit einer Selbstverständlichkeit, an der nie irgendwelche Zweifel hätten aufkommen können Die deutschen Geschütze vor Almeria aber haben' Valencia und Moskau klar gemacht, was es heiße, die deutsche Flagge anzutasten. Es sei Vergeltung geübt worden ohne vieles Reden und langes Zögern,