Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1939. január (86. évfolyam, 1-25. szám)
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32 FILLÉR xxj J Heute: Jugend-und Kinderbellage vA M I I I Bezugspreis* Anzeigenannahme allen übrigen Staaten 30 P. Das Blatt , . __ ,,, kann durch sämtliche ausländischen ^hrin Postämter bezogen werden; in Wiea “h" i‘-íE-vSí aoehdurch Morawa& Co. I. Wollzeile 11. m/s fl /‘X l"* 1VT TTÄ ¥ i mm Administrativ i«ie Ver.myrc.,eng ala. Einzelnummer : ]V1 0 R. CjT Üld IN B X-l A 1 T Admlnjiti 'OoÜ'mid Dr .-kcrel In Budapest und in der Provinz: Morgen* \ \ ■■ blatt an Wochentagen 16 fillér, an Sonn* BuiBpttt, VI, EOtvos-ucca 11 tagen 3S fillérj Abendblatt 10 fillér. Tp|eph«ni 112-350 86. Jahrgang Budapest, Sonntag, 1. Januar 1939 Die festen Grundlagen Vom Grafen Stefan |Csáky kön. ung. Minister des Äußern Die Achse Berlin—Rom hat im oben abgelaufenen welthistorisch bedeutenden Jahre 1938 einen starken Vorsprung erhalten, doch nicht in dom Maße, daß er jenes Maximum erreicht hätte, das der Kraft, und den Lebenswünschen dieser beiden großen Nationen entsprechen würde. Darum glaube ich auch nicht, daß dieser Vorsprung von kurzlebiger Dauer wäre: er ist im Gegenteil ein natürlicher progressiver Vorgang, der unaufhaltsam zu sein scheint. Für irrtümlich halle ich auch die Auffassung, als ob die Zeit gegen die Achse arbeitete: die Achse richtet sich in ihrer Ordnung erhaltenden und ordnenden Rolle ein und gewinnt immer mehr Raum. In dieser ihrer Betätigung ist das wichtigste Moment jener geistige Raumgewinn, den die beiden Mächte bei einander erreichen: darauf ist nämlich die unerschütterliche- Festigkeit der Achse zurückzuführen. Er hat ferner in beiden Staaten eine so enge ideologische Verbindung zustande gebracht, daß diese die Gesamtbevölkerung durchdringt und ihnen eine unwiderstehliche Durchschlagskraft verleiht. Diese Durchschlagskraft ist aber imstande, eine etwaige stärkere Bewaffnung oder numerische Überlegenheit, oder bedeutendere materielle Kraftquellen und Machtmittel wettzumachen. Je langsamer die Staatsmänner unseres Zeitalters diese Wahrheit erkennen werden, um so größer werden die Schwierigkeiten sein. Nach der Konferenz von München und dem Schiedsspruch von Wien beginnt, wenigstens soweit es sich unt Mitteleuropa handelt, der Eindruck Raum zu gewinnen, als oh »ein gewisses. Verständnis für diese Tatsache in der Welt erwachen würde. Die Ereignisse haben es erwiesen, daß zur Ausbreitung der Machtsphäre der Achse die aufrichtige Freundschaft innerlich starker, unabhängiger Staaten nützlich sein kann. Je unabhängiger und innerlich einheitlicher ein Staat ist, um so verläßlicher ist er auch, denn dann marschiert er, auf eigenen Füllen I zwar, aus tiefer innerer Überzeugung neben seinem I T reund. Ohne gegenseitiges vollständiges Vertrauen stellen aber befreundete Staaten weder eine Kraftreserve, noch einen Kraftzuwachs dar. Wodurch kann aber ein kleiner Staat das Vertrauen anderer erwecken und erhalten? Vor allem durch Stabilität, Stabilität in der Außenpolitik und Stabilität in der Innenpolitik. Unsere außenpolitische Festigkeit haben wir unter Beweis gestellt: in den schwierigsten Zeiten und als wir noch recht schwach waren, stellten wir uns furchtlos an die Seile jener Mächte, mit denen uns Gefühls- oder intcrcssonhande, oder aber das Andenken gemeinsam vergossenen Blutes verknüpften. Ic;h halte es für meine Pflicht, die Aufmerksamkeit der ungarischen öffentlichen Meinung von neuem darauf zu lenken, in welch’ hohem Maße es unzulässig ist, die Interessen oder die Empfindlichkeit eines unserer großen Freunde leichtsinnig zu verletzen. Nie darf man vergessen, daß wir mit unseren besten Freunden in einer Schicksálsgeméinschaft leben, in der sich Meinungsverschiedenheiten wohl ergeben können. ein Brach jedoch nicht. Die verantwortlichen ungarischen Faktoren legen Wert darauf, daß ein jeder ehrliche Ungar Rom oder Berlin gegenüber die lekben freundlichen Gefühle liege. 1 , ' Unsere innenpolitische Festigkeit kam jedoch darin zum Ausdruck, daß wir seit zwanzig Jahren stets aufwärts strebten. In wechselndem Rhythmus zwar, war dieses Aufwärtsschreiten unaufhaltsam, die Regelung dieses Rhythmus hing jedoch nicht immer von dem Willen der verschiedenen ungarischen Regierungen ab. Die ungarische nationale Gesellschaft war stets bestrebt, neuen Gedanken in der inneren Ausgestaltung des Staates Raum zu gehen, und sie in speziell ungarische Formen zu kleiden. So wünschten wir seit Stefan dem Heiligen mit unseren eigenen nationalen Methoden in das Leben der Nation alles ehizuführen, was sich im Ausland bewährt hat,und zur Bereicherang der geistigen und materiellen Kraftquellen des Ungartunis als geeignet erschien. Ein jeder. andersgearteter Versuch würde auch jetzt nur das Selbstbewußtsein der Nation schwächen und die Schlagkraft des Ungartumis entkräften. Die Regierung Imrédy hat sich bei ihrer Vorstellung am 14. Mai d. .1. als Motto gewählt, daß sie stets klar und aufrichtig über alles zu reden wünsche. Ich glaube, ein gutes Freundschaftsverhältnis ist ohne Aufrichtigkeit auch nicht zu erbat* ten. Ich muß also mit aller Deutlichkeit aussprechen, was meiner Ansicht nach die Kraft der Nation schwächen würde: wenn z- B. im Auslände das Vertrauen in die Machtvollkommenheit der Regierung erschüttert werden oder wenn auch bloß der Schein einer solchen Erschütterung erweckt werden könnte. Das würde eine Bresche in die feste und undurchdringliche Mauer der Staatsmacht schlagen. Es könnten sich dann leicht Leute finden lassen, die die Mittel und politische Richtung des Staates durch diese Bresche, oder durch den Schein dieser Bresche feilbieten würden. Eine solche Irreführung des Auslandes, als ob man in einem Staate außer der legalen Regierung auch mit anderen Gruppen zu einer Einigung gelangen könnte, würde auf eine schiefe Ebene führen, auf deren Bahn das erste Opfer sicherlich der Irreführende selbst wäre. Ein ernstes innen- und außenpolitisch störendes Moment kann die Behandlung der Minderheiten in Ungarn darstellen; die Aufmerksamkeit der ungarischen öffentlichen Meinung habe ich darauf bereits in aller Offenheit gelenkt, und ich habe getrachtet, es sowohl dies- als auch jenseits der Grenzen klarzumachen. daß wir dieses Problem verstehen und seine Konsequenzen mit vollem Verständnis abzuleiten wissen. Wir haben aber die Zeichen der Zeilen auch in anderer Hinsicht verstanden: wir wissen, daß zur Erhaltung des Vertrauens auch öffentliche Manifestationen notwendig sind. Wir kennen und schätzen hoch die Tragweite des Antikoininternpaktes. Mit Bedauern haben wir schon seit geraumer Zeit — seit über einem Dezennium — das allmähliche Sinken des Völkerbundes levstgesteilt. Die Weltmeinung Das Zehnkronenstück Von Josef BABAY I. Die Gemischtwarenhandlung Rotter spendierte den Sekt. Herr Adler, dessen Delikateßwarenhandlung im Münzschen Haus prangte, schickte vier Schachteln „erstklassige Datteln“. Die Buritsch lieferten die Apfelsinen, jedes einzelne Stück in buntes und Staniolpapier gewickelt. Schuster Plaschinka verfertigte die schönen Paar Schuhe, die der Gemeindevorstand bei ihm aus solchen Anlässen zu bestellen pflegte. Es hieß, daß Gutsbesitzer Lelbach das Zehnkronenstück nach alter Sitte schon gestern zu Schuster Plaschinka hinübergeschickt hatte. Das Goldstück sollte von Herrn Plaschinka in das Schuhfutter eingenäht werden, und dieser stellte dann die Märchen-, schuhe dem Gemeindevorstand zu. Solche Schuhe waren ein richtiges kleines Vermögen. Wer wird sie wohl gewinnen? Man mußte sich dabei unmenschlich abmiihen, das war ja aber auch kein Wunder. Datteln, Apfelsinen, Sekt, neue Schuhe mit einem Goldstück im Futter, — auch wenn man sie nur sehr knickrig bewertete, betrugen sie im Gesamtwert nahezu zwanzig Friedenskronen. Und dazu noch die Ehre! Monate lang wurde vor dem Mann der Hut gelüftet, der auf den Maibaum hochgeklettert war und die Kostbarkeiten erbeutet hatte. Es dämmerte am Abend des letzten Apriltages. Aus dem reifen Frühling sandte die blaubraune Dämmerung ihre Farben den Sternen zu, allmählich verschwanden die Kanten der Häuser und Dächer, die Schornsteine verschmolzen mit dem Dunkel, nur d,§r schlanke, kiqderleibdünne, herrliche gerade «lamm des Maibaumes schimmerte wie ein riesiges Ausrufungszeichen. Was war das für ein stockhoher Baum! Er wurde mittags aus dem Wald auf einem Leiterwagen herbeigeschafft. Vom Stamm schälte man die Rind/ab und nur am Wipfel ließ man ein wenig Laub übrig, da man ja den Sekt, die Schuhe und die Süßigkeiten an die dünnen Äste anbinden mußte. Das wenige Laub am Wipfel ragte über das Stockwerk des Münzschen Hauses hinaus. Wer nun an diesem spiegelglatten Baum ohne Rinde hochklettern konnte, der verdiente zweifellos das Geschenk der feiernden Stadt. Die Schuhe, die Herr Plaschinka mit besonderer Sorgfalt gearbeitet hatte, wird er vielleicht sogar bis zum nächsten Mai tragen können. Die Süßigkeiten reichen bestimmt für zwei Familien, und das Zehnkronenstück, das ist ein Schatz, von dem — wenn es ein ärmerer Junge gewinnt — eine bescheidene Familie einen Viertel Monat lang sorglos zu leben vermag. Der Maibaum stand da, von schwieligen Händen aufgepflanzt vor der Rotterschen Handlung, im Dreieck des Stadtpark-Platzes, wie eine rasch emporgeschossene, wunderbare Hoffnung. Vor einer halben Stunde machte sich der Fuhrmann Kikerics um den Baum zu schaffen, er verstreute einen Wagen Sand am Fuße des Baumes, denn so lautete die Vorschrift der Gemeinde. Die Sandgrube des Herrn Szederjes lieferte den Sand kostenlos. Damit sollte der Maibaum umpolstert werden, weil doch der Gewinner, der bis zum Wipfel hinaufklettert, die dort aufgehängte Schätze hinunterwirft, und dadurch der Sekt und die andeien Sachen Schaden erleiden könnten. Der Sand ist aber weich wie Samt, in ihm versinken die herabfliegenden Schätze. Als der Mond sich aut den Schornstein des Gräblikschen Hauses setzte, fingen auch die in Staniolpapier gewickelten Apfelsinen zu glitzern an; sie sahen aus, wie Sterne, die am Maibaum hängen geblieben sind. Wir Jungen saßen auf der kleinen Holzbrücke, starrten das schweigend in den Himmel hinaufragende, großartige Versprechen des Maibaums an und in unserem Kinderherzen prickelte süße Erregung: wer von uns wird wohl den Wipfel erreichen. Neben mir saß Franz Gundy, ein untersetzter Junge mit kräftigen Armen und blitzschnellen Füßen; auf seinem breiten Gesicht leuchtete ein starker, flammender Wille. Er war ein berühmter Kletterer, auch die höchsten Zäune der Stadt waren für ihn nur wie Schemel. Auch Hans Radetzky ließ heute nicht sein stotterndes Mundwerk laufen, sondern starrte ebenfalls auf den Baum, im Geiste löste er schon die Apfelsinen vom Zweig, und er schluckte eifrig Speichel, als in seinen Gedanken die Reihe an die Datteln kam. — Du, Hans — flüsterte ihm Fritz Hörer zu, der größte Raufbold der Gerberstraße, denn beide hatten Sommersprossen und so waren auch ihre Gefühle verwandt — du Hans, wir klettern beide und dann teilen wir. — Schön, aber das Zehnkronenstück, das man in die Schuhe eingenäht hat, kann man doch nicht entzweischneiden. — Das Goldstück gehört dir, die Schuhe behalte ich, Mutter kann mir doch keine kaufen. Auch ich träumte davon, daß ich das Meisterwerk von Schuhen anziehen werde, dann in den neuen Schuhen nach Bares zu meiner Tante hinübergehe, und an der Drau meine Sommerferien verbringe. Ich würde fischen, jagen und rudern unter dem weiten Bogen der blauen Berge und komme dann vielleicht ganz bis zum Schwarzen Meer, von dem der alte Böhm mit dem Holzbein, der die Okkupation der Herzegowina mitgemacht hatte, erzählt, daß sein Wasser so schwarz sei wie Pech und manchmal bei Sturm rabenschwarze Haifische an den Strand wirft. Der alte Böhm war aber eine glaubwürdige Persönlichkeit und dazu auch noch gelehrt, denn sogar sein Holzhein hat er sich eigenhändig zurechtgeschnitzt. In das für die Feiertage bestimmte Holzbein hat er ein Musikinstrument eingebaut, und wenn ein Fremder an ihm vorbeiging, der noch niemals in Atäd war, dann rückte der alte Böhm am Wunderbein und die Musikwalze begann die süße Melodie von ehemals zu spielen: In einem schönen Zypressenhain Heimst ich die ersten Küsse ein... Deshalb hieß er in der ganzen Gegend der Jude