Pester Lloyd - esti kiadás. 1941. március (88. évfolyam, 65-73. szám)

1941-03-20 / 65. szám

DONNERSTAG, 20. MÄRZ 1941 PESTER LLOYD Großangriff auf London DÜB: „Ganz großer Erfolg“ Berlin» 20. März (DNB) Wie nunmehr bekannt wird, rich­tete sich die Hauptstärkc des deutschen Luftangriffes in der letzten Nacht gegen die britische Hauptstadt, Abermals waren einige hundert Kampfflugzeuge eingesetzt, die bei klarer Erdsicht kriegswichtige Ziele Londons mit Bomben aller Kaliber belegten. Durch den Abwurf von einigen zehntausend Brandbomben entstanden weithin sichtbare Brände. Schon d'ie bisher vorliegenden Meldungen lassen erkennen, daß diesem Angriff ein ganz großer Erfolg beschieden war. Der Feind hingegen flog in der vergan­genen Nacht nur mit schwächsten Kräften in Westdeutschland ein. Er warf auf Wohnviertel einer Stadt eine geringe Zahl von Bomben. Der Schaden ist unbedeu­tend. (MTI)* Zu dem deutschen Großangriff auf Lon­don erfährt DNB ergänzend: Bei guter Erdsicht konnten die angreifenden deut­schen Kampfverbände die befohlenen An-griffsziele klar ausmachen. Schon nach der ersten Stunde des Angriffs waren in den Werft- und Dockanlagen und in einem Londoner Industrieviertel zahlreiche Brände ausgebrochen, die den folgenden Wellen die Richtung wiesen. Nach New Yorker Meldungen und den ersten aus England vorliegenden Nachrichten sind die Zerstö­rungen, die der deutsche Luftangriff vor allem in den Londoner Docks, den Lager­häusern und Vorratsspeichern sowie den Werken der hier massierten Rüstungs­industrie aiigerichtet hat, außerordentlich schaier. (MTI) Kopenhagen, 20. März (INB) Englische Flieger haben erstmals seit geraumer Zeit wieder in der Nacht zum Mittwoch Einflüge in das dänische Gebiet unternommen und dabei einige Brandbomben abgeworfen, die nur unbe­deutenden Schaden verursachten. So wurde auf c'er Insel Fünen eine Kuh getötet und Fensterscheiben in einem Bauernhaus ein­gedrückt. Britischer Bericht: Die Zahl der Opfer sehr groß, die Schäden bedeutend London, 20. März (Beutet) Das Ministerium für Luftfahrt und innere Sicherheit meldet Donnerstag früh: In der Nacht auf Donnerstag beschränkte sich die Lufttätigkeit des Feindes fast aus­schließlich auf London. Der Angriff war überaus heftig und fand etwas nach Mitter­nacht sein Ende. Laut den ersten Meldun­gen' ist die Zahl der Opfer sehr groß und der Luftangriff hat auch bedeutende Schä­den verursacht. Brand- und Sprengbomben haben Häuser und sonstige Gebäude in Flammen gesetzt. An einigen Stellen trafen die Bomben auch öffentliche Werke. Außerhalb Londons ist nur wenig zu be­richten. Mehrere Bomben fielen auf verschie­dene Punkte des Küstengebiets an der Themsemündung, sowie auf die südengli­­schcn Küstenstriche. (MTI) Der deutsche Großangriff auf Hull Mehrere hundert Flugzeuge bombardierten die Stadt fünf Stunden lang Außerordentlich schwere Zerstörungen in Hafenaniagen, Docks und Industriewerken Berlin, 19. März (DSB) Der abermalige Angriff der deutschen Luftwaffe auf Hull, das größte Ölmühlzentrum Großbritanniens, war, wie DNB .erfährt.— von außerordentlicher Heftigkeit. Mehrere hundert Flugzeuge bombardierten in rollenden Angriffen von 2f Uhr 40 Minuten bis 3 Uhr früh fast pausenlos die kriegswichtigen Ziele und warfen wieder mehrere hundert Tonnen Sprengbomben aller Kaliber und v:ele Zehntausende von Brandbomben ab. Schon nach den ersten Angriffswellen entstanden größere Brände, vor allem in den In­dustriebezirken im Nordosleu der Stadt, sowie in den Hafenanlagen im Süden. In den Hafenanlagen wurden die dort vor­handenen Lagerhäuser und Ölmühlen ge­troffen, deren Feuer mit außerordentlicher Schnelligkeit um sich griff. Ungeheure Qualmwolken legten sich über dieses Ge­biet. Aus den einheitlichen Berichten der Flugzeugbesatzungen geht hervor, daß neuerliche Bombenwürfe nachfolgender Flugzeugwellen Explosionen in den Dock­anlagen hervorriefen, deren Feuer sich aus dem dunklen Rauch deutlich auf- Mitzte. Drei besonders große Brände wur­den im Norden und Nordosten der Stadt fcslgestellt, wo sich die wichtigen Bahn­anlagen und außerdem am River Hulp die Kraft- und Gaswerke befinden. Es ist an­zunehmen, daß auch hier ein ganz erheb­licher Schaden und daiivit eine empfind-liehe Störung in der Gas- und Stromver­sorgung eingetreten ist. Neben diesem massierten Angriff deut­scher Kampfflugzeuge auf Hull unter­nahmen — wie DNR ferner erfährt weitere Kampfverbände Angriffe gegen zahlreiche Hafcnanlagen an der Siidost­­und Siidwestküste Englands, sowie auf Flugplätze und Industrieanlagen in den Midlands. Auch die britische Hauptstadt und die Häfen an der Themse waren heftigen Angriffen ausgesetzt. London hatte, englischen Meldungen zufolge, einen der längsten Fliegeralarme. In der Nacht zum 19. März war die britische Insel von der Südküste bis Hull ein einziger An­­griffsraum der deutschen Luftwaffe. Von militärischer Seite wird hiezu noch offiziell mitgeteilt, daß von diesen Nacht­angriffen sämtliche Flugzeuge unversehrt zurückgekehrt sind. Diese Tatsache wider­legt schlagend die Behauptung des eng­lischen Luftfahrtministeriums, daß die englische Abwehr gegen Nachtangriffe in jüngster Zeit erhebliche Verbesserungen erfahren habe. (MTI)* In den späten Nachmittägsslunden des 19. März kam es — wie DNB erfährt — hei einem deutschen Jagdvorstoß gegen die. englische Südküste zu Luftkämpfen, hei denen drei englische Spitfire-Flugzeuge ohne eigene Verluste ahgeschossen wurden. Hauptmann Ihlefeld errang seinen 33. und 34. Luftsieg. (MTI) Die Zerstörungen in Sheffield Rugenzeugenbericht des Londoner Berichterstatters des Magyar Távirati Iroda Landon, 19. März Der Londoner Berichterstatter der Ma­gyar Távirati Iroda berichtet über seine Fahrt nach Manchester und Sheffield wie folgt: Aus Manchester führt der Weg durch ein jndustrierevier nach Sheffield, überall rauchen Fabriksschlote. In Sheffield, im Mittelpunkt der englischen Stahlindustrie, fanden die schwersten blitzartigen Luft­angriffe in der ersten Hälfte des Monats Dezember statt und verursachten sowohl in der Innenstadt als auch in den Vor­städten große Verheerungen. Der Anblick der Zerstörungen ist an vielen Stellen in der Tat erschütternd und furchtbar, auch für jene, die durch Bombardierung verursachte Schäden täglich zu Gesicht bekommen. Die Luftangriffe erstreckten sich auf einen grö­ßeren Raum als in Manchester. Im Ge­schäftsviertel der Innenstadt liegen ganze Häuserblöcke in Trümmern, wodurch das neblige, feuchte und rußgeschwärzte Stadt­bild noch trostloser erscheint. Die Stadt zählt über eine halbe Million Einwohner. Wie der Begleiter der Journalisten erzählte, war die Anzahl der Toten erheblich. Län­gere Zeit mußte das Wasser von Wagen unter der Bevölkerung verteilt werden und für ihre Ernährung hatten die Behörden zu sorgen. Zur Aufrechterhaltung des Ver­kehrs wurden von den Nachbarstädten Autobusse ausgeliehen. Die Journalisten­truppe sah auf ihrer Besichtigungsfahrt ein völlig zerstörtes Fabriksgebäude, von dem nur die Mauern übriggeblieben waren. Die Journalistengruppe wurde sodann über Chesterfield südwärts nach Mansfield und noch weiter südlich nach Nottingham geführt. fiugenzeugenbericht über einen Angriff deutscher U-Boote aut einen Geleitzug Hoboken (New Jersey), 20. März Der Kapitän des am Mittwoch liier eingelaufenen in englischen Diensten stehen­den holländischen Frachters „Leerdam“ be­ schrieb vor Pressevertretern den Angriff deutscher U-Boote auf einen englischen Ge­leitzug am 6. März. Die „Lecrdam“, so heißt es in dein Bericht des Kapitäns, lief am 3. März von Glasgow in einem Konvoi aus. Der Konvoi war von vier Zerstörern begleitet. Er, der Kapitän, habe sich um 4.20 Uhr auf der Brücke seines Schil­fes befunden. Plötzlich habe er bemerkt, daß das führende Schiff, der englische Frachter „Deletion“ (6423 BRT), zurückblieb. Er selbst habe die Geschwindigkeit seines Schiffes bei­­behalten, um die „Deletion“ zu überholen. Als er auf fünfzig Meter herangekommen sei, habe die „Deletion‘‘ mittschiffs zwei Torpedotreffer erhalten und sei bald darauf gesunken. Bald darauf sei der britische Walfänger „Terje Viken“ (2638 BRT) getroffen worden und kurz danach gesunken. Wenige Minuten spä­ter sei dem britischen Tanker „Ath.elbe.aeh (6568 BRT) und dem, holländischen Tanker „Mijdrecht“ (7493 BRT) das gleiche Schicksal bereitet worden. Um 0.15 Uhr der darauffolgenden Nacht, erzählt der Kapitän, sei der Konvoi erneiit an­gegriffen worden. Dabei sei der britische Frachter „Empire Attendant* (7321 BRT) tor­pediert worden und gesunken. Der Angriff habe tausend Seemeilen von der irischen Küste entfernt stattgefunden. (MTI) Ungünstiges Verhältnis zwischen versenkten und neuen englischen Zerstörern Berlin, 19.' März (DNB) Nach einer englischen Meldung hat die britische Flotte seit Kriegsbeginn nur 20 neue Torpedobootzerstörer in Dienst stellen können. Da allein die von der eng­lischen Admiralität zugegebenen Zerstörer­­uerluste 41 Einheiten Umfassen, zu denen noch die in letzter Zeit von deutschen Schnellbooten versenkten drei Zerstörer hinzukommen, ist es den britischen Werf­ten noch nicht einmal gelungen, auch mir die knappe Hälfte dieser veröffentlichten Zerstörerverluste durch neue Bauten zu decken. Da die Admiralität auBerdem eine Anzahl durch Minen und durch andere feindliche Einwirkungen vernichtete Zer­störer als Verlust nicht bekanntgegeben hat, ist das Verhältnis der Versenkungen zu den Neubauten für England noch . efhgí?,lieh ungünstiger. (MTI) Berlin, 19. März (DNB) Die an England gelieferten ame­rikanischen Zerstörer, die seit 23 Jahren — selt dem Ende des Weltkrieges — auf dem Schiffsfriedhof gelegen halten, weisen der­artige Schäden an ihren Maschinen und an der gesamten Ausrüstung auf, daß sie seit dem vergangenen Herbst zur Reparatur auf den englischen Werften liegen. Churchill machte in seiner letzten Rede den inter­essanten Hinweis, daß erst jetzt — sieben Monate nach dem Kauf — ein Teil dieser amerikanischen Zerstörer nach und nach in die englische Flotte eingereiht werden kann. Die Probe ihrer Kriegstiichtigkeit haben diese amerikanischen Zerstörer, wie in Ber­lin erklärt wird, im Ernstfair erst noch ab­zulegen. (MTJ) Kein deutscher Kreuzerkrieg in neutralen Gewässern Berlin, 19. März (DNB) Der neueste Ausspruch Chur­chills: „Nicht nur deutsche Unterseeboote,' sondern auch deutsche Kreuzer befahren die amerikanischen Gewässer des Atlantik und haben bereits mehrere von unseren Schiffen versenkt," bestätigt — wie deut­scherseits hervorgehoben wird — den deut­schen Standpunkt, daß de Gefahr für die britische Schiffahrt nicht erst innerhalb der um England gezogenen Blockadezone beginnt, sondern daß die deutschen See­streitkräfte die britische Schiffahrt auf allen Meeren zu lreffen wissen: Die Er­wähnung der amerikanischen Gewässer durch Churchill ist jedoch — wie weiter erklärt wird — nur als politischer Schach­zug zu werten, denn deutsche Seestreit­kräfte führen zwar Kreuzerkrieg auf allen Weltmeeren, jedoch nicht in neutralen Ge­wässern. (MTt) TelephoHMUMtner der Redaktion des FESTER LLOYD *220-440 3 Die gefährliche Eile Gerichtsurteile sollten nur in Aus­­nahmetälien Anlaß zu öffentlichen Kommentaren gehen, und sei es auch in zustijnmendeih Sinne: es ist selbst­verständlich, daß das Gericht in einem Rechtsstaate in allen seinen Erkennt­nissen dem lebendigen, wahren Recht und dem Geiste der Gesetze Geltung verschafft. Wenn wir im nachstehen­den doch einem Einzelurieil einer hö­heren richterlichen Instanz unsere Auf­merksamkeit widmen, so geschieht dies aus deni Grunde, weil wir in diesem Urteil das Symptom einer Entwicklung des rechtlichen Denkens erblicken, die vom Leben selbst, von Zeiterscheinun­gen, bewirkt wurde, denen der gute Richter bei der Anwendung der Rechts­normen stets Rechnung trägt. Der Einzelfall, von dem die Rede ist, ist allen Zeitungslesern wohlbekannt. Die Györer kgl. Tafel hat ein Urteil er­bracht, das in der ungarischen Öff ent­lichkeit berechtigtes Aufsehen, und — geben wir gleich zu — auch eine ge­wisse Genugtuung ausgelöst hat. Im August vorigen Jahres sind in Balaton­­füred zwei Menschenleben durch die Fahrlässigkeit eines Autowildlings ums Leben gekommen. Daß eines der Opfer eia hervorragender Publizist war. tut weiter nichts zur Sache. Der Fall wurde durch den,Umstand, daß dabei eine int ungarischen Leben bekannte Persön­lichkeit ums Leben kam, allerdings noch mehr ins Rampenlicht gerückt. Ohne sich mit einer noch nicht rechtskräftig abgeschlossenen Straf­sache .auseinandersetzen zu wollen, fühlt man sich, angesichts dieses Einzel­falles veranlaßt, sich mit gewissen Mo­menten zu befassen, die den Laien ebenso, wie den in den Paragraphen bewanderten Juristen interessieren. In erster Instanz erkannte der Gerichtshof auf Geldstrafe, die, an der materiellen Lage des Angeklagten gemessen, zu mild erschien. Die kgl. Tafel hob das milde. Urteil auL verurteilte mit Rück­sicht auf die erschwerenden Umstände die Strafe’ auf sechs Monate GTefängnis, und entzog dein Angeklagten auf die Dauer von zehn Jahren die Fahrlizenz. Diese Verschärfung des erstinstanz­lichen Urteils zeugt von der Auffassung, daß der Schutz des Menschenlebens gegen fahrlässige Benützung techni­scher Mittel eine Aufgabe der Recht­sprechung bilde. Vor einigen Monaten bat der Pester Lloyd einen juristischen Fachaufsatz veröffentlicht, in dem auf die Lücken der Gesetzgebung hinsicht­lich der Almdung der durch Fahrlässig­keit begangenen Delikte hingewiesen wurde. Die Berücksichtigung der ver­schiedenen Aspekte, unter denen die Fahrlässigkeit im Alltagsleben beurteilt weiden muß, wurde vom Gesetzgeber dein erkennenden Richter überlassen. Das Gesetz bot allerdings die Mög­lichkeit, die ohne Vorbedacht begange­nen Delikte ihrer Strafwürdigkeit enl­­spiechend zu behandeln. Diese Mög­lichkeit des Gesetzes blieb häufig un­benutzt, da es dem Richter ermöglicht wmr. bei überwiegend mildernden Um­ständen, statt auf Gefängnisstrafe auf Geldbuße zu erkennen. Die Rechts­pflege hat also mit dem rasenden Tempo der Technik nicht Schritt gehalten; eine novellarische Regelung, die der sich aus dem technischen Fortschritt ergebenden erhöhten Schutzbedürftig­­keit des menschlichen Lebens Rech­nung tragen würde, fehlt auch heute noch. Es sei hier nur kurz erwähnt, daß in den Vereinigten Staaten die tödlichen Unfälle, verursacht durch Kraftfahrzeuge, Jahr für Jahr eine grö­ßere Zahl erreichen, als der Weltkrieg an Opfern von Amerika gefordert hat. In der Zahl der Unfälle in Ungarn, namentlich in der Hauptstadt, zeigt sich eine fortgesetzte Steigerung, oij­­wohl die Zahl der im letzten Jahrzehnt im Betrieb gehaltenen Kraftfahrzeuge stetig abnimmt. Im erwähnten Artikel w-ar auch die Feststellung zu lesen, daß 81.8 Prozent dér Verkehrsunfälle durch das vorschriftswidrige Verhalten des Wagenführers verursacht wurden. 72 Prozent dieser Unfälle ereigneten sich aber auf geraden Fahrstraßen, wo doch unvorhergesehene Ereignisse bei der guten überblickbarkeit der Fahr­bahn ganz selten sind,

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