Prager Volkszeitung, duben-červen 1971 (XXI/13-25)
1971-06-11 / No. 23
Preislawine von. Seit Monaten steigen die Preise und Mieten in Österreich, wird eine Ware nach der anderen teurer. Doch nun droht die bisher schleichende Preisinflation zu einer galoppierenden zu werden. Nach den Preiserhöhungen für Milch, Butter und Milcherzeugnisse, sind nun auch Brot, Mehl und Mehlprodukte gestiegen. Preissteigerungen sind gleichfalls noch für weitere Lebensmittel sowie Benzin, Autohaftpflicht und elektrischen Strom und in deren Gefolge eine Unmenge von Konsumgütern zu erwarten. Nahezu täglich bringen die österreichischen Zeitungen derartige Hiobsbotschaften. Die "Presse" schrieb in Riesenlettern: „Preislawine rollt weiter". Der "Kurier" stellte fest: „Alles wird teurer — Die Auto-Haftpflicht bis zu 80 °/o erhöht". Und der Präsident des österreichischen Gewerkschaftsbundes Benya, Parteikollege des SP-Bundeskanzlers, bereitet die Arbeiter, Angestellten und Pensionisten darauf vor, „sie müssen mit der Teuerung leben". Die Preiserhöhungen sind ungemein drückend. Milch kostet nun 4,90 Schilling das Liter statt bisher 4,60 Schilling. Der Preis für Butter stieg pro Kilogramm von 42 Schilling auf 46, für Käse im Durchschnitt um 5 Schilling je Kilogramm, Schlagsahne um 6 Schilling — insgesamt betragen die Preiserhöhungen bei Milchprodukten bis zu 33 %. Ab 1. Juni wurde Brot um 30 Groschen (6 Schilling 40 Groschen) das Kilogramm, Mehl um 10 Groschen (6 Schillinge) pro Kilogramm teurer und Semmeln werden voraussichtlich um 10 Groschen verteuert. Besonders schwer sind die Prämienerhöhungen in der Autohaftpflichtversicherung, die am 1. Juli in Kraft treten werden. Jene Autofahrer, die den Versicherungsschutz im bisherigen Ausmaß haben wollen, werden jährlich um 30 bis 80 Prozent mehr zahlen müssen; für jene, die das Risiko eines Schadensbeitrages von 800 bis 2000 Schilling auf sich nehmen, das heißt im Falle eines von ihnen verursachten Autoschadens müßten sie diese Beträge aus eigener Tasche zahlen, werden die Prämien bis zu 70 % steigen. Die erhöhte Haftpflicht trifft die arbeitenden Menschen vor allem deshalb so hart, weil viele zehntausende Arbeiter und Angestellte das Auto brauchen, um zu ihrer Arbeitsstelle zu gelangen. Gewürzt wird die erhöhte Auto-Haftpflicht schließlich noch dadurch, daß schon in Kürze auch Benzin bis zu 35 Groschen je Liter teurer wird. Es ist verständlich, daß die Bevölkerung über diese inflationistische Preisentwicklung sehr beunruhigt ist und die Worte des ÖGB-Präsidenten Benya, man müsse mit der Teuerung leben, keineswegs als Trost empfindet. Es liegen bereits eine Choleraepidemie in Bengalen Die Choleraepidemie, die gegenwärtig unter den mehr als vier Millionen ostpakistanischen Flüchtlingen im indischen Bundesstaat Westbengalen wütet, hat bereits 8000 Todesopfer gefordert. Auch aus Assam und Tripura melden die Nachrichtenagenturen erste Cholerafälle. Das 1,5 Millionen Einwohner zählende Tripura, das bisher rund 700 000 ostpakistanische Flüchtlinge aufgenommen hat, ist zudem noch von zwei weiteren Gefahren bedroht: vom Hunger und vom Typhus. Indiens Ministerpräsident Frau Indira Gandhi war am vergangenen Wochenende in Kalkutta, um sich über die Lage zu informieren. Die WHO hat den von der Epidemie betroffenen Gebieten Hilfe und Unterstützung zugesagt. Dankbar wurde in Indien die Hilfe der Sowjetunion und anderer Staaten aufgenommen. Die UdSSR hat neben 50 000 Tonnen Reis und Medikamenten verschiedener Art auch Transportflugzeuge zur Verfügung gestellt. Sojus 11 mit Salut gekoppelt (Fortsetzung von Seite 1) „Es steht fest", so erklärte Ingenieur Pazajew bei der Pressekonferenz, „daß auch die Erfüllung dieses wissenschaftlichen sowjetischen Programmes der Erforschung, der Erkenntnis und der Ausnützung des Kosmos im Namen des Fortschrittes und des Friedens zum Vorteil der ganzen Menschheit erfolgt." Menge Protestbeschlüsse aus Betrieben vor, und Protestaktionen werden vorbereitet. Als um die Jahreswende 1970 die Presse ebenfalls anzogen, stellte die damals in der Opposition befindliche rechtssozialistische Partei der ÖVP-Regierung ein Preisultimatum, und zwar mit vollem Recht. Jetzt jedoch, da die SPÖ die Regierung stellt, sind die Preiserhöhungen noch viel ärger, droht eine wahre Preisflut auf die Werktätigen einzubrechen, aber nichts geschieht. Noch mehr zeigte sich die Regierung in den vergangenen Monaten unfähig, den Preiserhöhungen entgegenzuwirken, so ist sie nun selbst zum entscheidenden Preistreiber geworden. Fast alle diese Produkte, von Milch und Brot bis Benzin, Haftpflicht und elektrischen Strom, sind nämlich preisgeregelt und solche Preissteigerungen sind abhängig von der Zustimmung der Regierung. Diese braucht zu den Preisänderungen nur nein zu sagen und nichts wird teurer. ra jammern seit Monaten Bundeskanzler Kreisky und sein Regierungsteam, man lasse sie nicht arbeiten. Hier könnten sie arbeiten, und niemand würde sie stören. Sie brauchen nur einen Preisstopp verhängen, und Schluß ist es mit den Preiserhöhungen. Doch die Regierung sagt nicht nein und gibt kein Verbot zur Preiserhöhung, womit sie die volle Verantwortung für alle sich daraus ergebenden Folgen trägt. Die kommunistische Partei fordert mit allem Nachdruck unveränderte Preise für Grundnahrungsmittel, wichtige Konsumwaren und Mieten. Ein Preisstopp, wie es ihn bereits in anderen Ländern gibt, wäre imstande, der Preisflut Einhalt zu gebieten. Ist die Regierung dazu nicht gewillt oder nicht bereit, dann wird die Arbeiterschaft gezwungen sein, sich auf dem Weg über Lohnerhöhungen eine entsprechende Teuerungskompensation zu verschaffen. KURT BERGER, Wien mottoi SE 11. ITE VI. 1971II V m. Die Besatzung des Raumschiffes Sojus 11 auf einer Pressekonferenz vor dem Start ins Weltall. Von links: Georgi Dobrowolski, Wladislaw Wolkow und Wiktor Pazajew. Das kosmische „Hotel“ bewohnt 99 Träume werden schneller erfüllt, als sie in unseren Köpfen ausgedacht werden können. Ja, die Menschheit reist immer mehr in das kosmische Zeitalter, sie hört auf bloß Besucher des Weltalls zu sein und wird sein ständiger Bewohner. Hoch über unseren Köpfen, über der Aureole der blauschimmernden Atmosphäre des Planeten Erde beweisen dies die drei sowjetischen Kosmonauten Dobrowolski, Wolkow und Pazajew. Und wenn die Geschichte jeden Augenblick dieser bedeutsamen Etappe der Eroberung des Kosmos verzeichnen würde, dann müßte für die Ewigkeit festgehalten werden: Wiktor Pazajew war der erste Mensch, der aus dem Raumschiff in die Orbitalstation geschritten ist... Es geschah am 7. Juni des Jahres 1971. SALUT hörte auf nur ein Begriff zu sein und enthüllte uns greifbar die für die gegenwärtige Zeit riesigen Räume, die nun den Kosmonauten und den Wissenschaftlern im Weltall zur Verfügung stehen. SALUT bietet 100 Kubikmeter an — gegenüber den neun in den SOJUS-Schiffen — in der Form einer Zigarre, die 20 m lang und 4 m breit ist, für die Arbeit der Besatzungen, die sich hier ablösen werden, zusammen mit den Apparaten und Instrumenten, die den verschiedensten wissenschaftlichen Beobachtungen und Forschungen dienen. Die sowjetische Wissenschaft hat damit als erste das Grundproblem des Baus ständiger Kosmosobservatorien gelöst und eröffnete damit eine qualitativ neue Epoche in der Eroberung des kosmischen Raumes. Der amerikanische „Skylab“ soll das Licht der Welt erst nach zwei Jahren erblicken und die sowjetische Kosmonautik wird sicherlich diesen Vorsprung in diesen zwei Jahren noch weiter ausbauen, wenn man erwägt, was sie allein in den letzten zwei Monaten erzielte: den Start zweier SOJUS-Schiffe mit je drei Mann Besatzung, den Start der Orbitalstation SALUT und außerdem eine Serie weiterer KOSMOSSatelliten und den Start zweier fast fünf Tonnen schwerer Sonden zum Mars. Die Kosmonautik in der UdSSR nimmt eine Sonderstellung in dem komplizierten System der wissenschaftlichen Grundforschung ein, sie nimmt alle neuen Erkenntnisse der wissenschaftlich-technischen Revolution in sich auf und erfüllt gleichzeitig auch die Rolle ihres Stimulators und Beschleunigers. Auch der gegenwärtige Flug der Besatzung von SOJUS 11 auf SALUT und ihre Arbeit dort ist ein Beweis dafür. ST. KUZEL CSSR-CHILE Der Außenminister der Republik Chile, Clodomiro Almeyda Medina, weilte zu einem offiziellen Besuch in der CSSR. Während seines Aufenthaltes in Prag wurde der chilenische Minister vom Vorsitzenden der föderalen Regierung, Dr. L. Strougal, dem Mitglied des Parteivorstandes und Sekretär des ZK der KPTsch V. Bank und den stellvertretenden Regierungsvorsitzenden F. Hamouz und Dr. M. Lacan empfangen. Mit unserem Außenminister Ing. J. Marko besprach der Gast außenpolitische Probleme und mit dem Außenhandelsminister A. Barcák wurden Wirtschaftsabkommen getroffen. Am Montag begann in Ulan-Bator der XVI. Parteitag der MRVP (Mongolische Revolutionäre Volkspartei), an dem mehr als 700 Delegierte und 50 Delegationen kommunistischer und Arbeiterparteien teilnehmen. Eine Delegation der Volkskammer der DDR und die parlamentarische Studiengruppe der französischen Nationalversammlung konferierten in Paris. A Die Arbeitslosenzahl in den USA stieg im vergangenen Monat auf 4,39 Millionen. Sieben palästinensische Befreiungsorganisationen riefen in einer Erklärung zum Sturz König Husseins und zur Bildung einer jordanischen „Regierung der nationalen Einheit“ auf. Israelische Truppen nehmen regelmäßig libanesische Grenzdörfer und Bauern unter Feuer, die ihre Felder bearbeiten wollen. Um die Politik der Volksfront der Regierung Chiles zu diskreditieren, ermordeten rechtsextremistische Elemente den früheren chilenischen Innenminister Edmund Perez Zujovic, einen hohen Funktionär der chilenischen christlichdemokratischen Partei. AFNL-Einheiten unternehmen Angriffe auf Vororte der Hafenstadt Danang in Südvietnam. A Eine jugoslawische Regierungsdelegation mit „Unsere Reise ist ein großer Beitrag zur Entwicklung der chilenischen Revolution und ist in Übereinstimmung mit den demokratischen Traditionen unseres Landes“ — erklärte Minister Medina auf einer Pressekonferenz mit in- und ausländischen Journalisten. Die chilenische Delegation besucht außer unserer Republik noch weitere sieben sozialistische Länder. Der Minister brachte auf der Pressekonferenz seine Zufriedenheit über die Ergebnisse der Verhandlungen mit unseren Repräsentanten zum Ausdruck und betonte, daß bei den Verhandlungen in den entscheidenden Fragen gemeinsame Ansichten vorhanden waren. El Außenminister M. Tepavac an der Spitze weilt zu einem offiziellen Besuch in der VR China. A Am Dienstag überfiel erneut eine Einheit saigoneser Interventen Siedlungen in Ostkambodscha. Ab 1. Juli d. J. werden in der UdSSR die Mindestaltersrenten von 30 auf 45 Rubel angehoben. A US-Minister Rogers konferierte in Paris mit seinem französischen Kollegen Schumann. A Im Abschlußkommunique zum Besuch des Präsidenten Makarios in der Sowjetunion wurde eine Übereinstimmung des Standpunktes der UdSSR und Zyperns festgestellt. Ein teilweiser Rückzug der israelischen Truppen ist die Vorbedingung für den Abschluß eines Waffenstillstands, erklärte Präsident A. Sadat. SED-Parteitag beginnt Am Montag, dem 14. Juni, beginnt in der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik Berlin der VIII. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Über den Verlauf bringen wir Ihnen in unseren nächsten Ausgaben weitere Berichte. m Erfolgreiche Bilanz des Kampfes für Freiheit Vor zwei Jahren wurde die Provisorische Revolutionäre Regierung der Republik Südvietnam gegründet In einem befreiten südvietnamesischen Ort fand am vergangenen Wochenende ein feierliches Meeting anläßlich des zweijährigen Gründungsjubiläums der Provisorischen Revolutionären Regierung der Republik Südvietnam statt, an dem zahlreiche Repräsentanten der Befreiungsbewegung mit dem Ministerpräsidenten Huynh Tan Phat an der Spitze teilnahmen. In seiner feierlichen Ansprache schätzte er vor allem die hohe Moral der Völker Indochinas im Kampf gegen die Aggressoren sowie die Hilfe hoch ein, die die fortschrittliche Weltöffentlichkeit der für ihre Freiheit kämpfenden Bevölkerung leistet. Seit Gründung der Provisorischen Revolutionären Regierung vor zwei Jahren nahm der Kampf des südvietnamesischen Volkes einen enormen Aufschwung. Immer mehr Arbeiter, Intellektuelle, Geschäftsleute, Persönlichkeiten des politischen Lebens, Gewerkschafter und verschiedene Massenorganisationen nehmen an ihm teil. Millionen junge Menschen widersetzen sich der Zwangsrekrutierung für die Saigoner Armee. Das amerikanische Programm einer „beschleunigten Pazifizierung“ der ländlichen Gebiete Südvietnams scheiterte ebenso wie der nachfolgende Plan einer „Sonderpazifizierung“ dieser Gegenden. Über 3600 Dörfer mit mehr als drei Millionen Bewohner wurden vom Saigoner Regime befreit. In den Provinzhauptstädten und anderen vom Feind kontrollierten Gebieten hat die Bevölkerung in den letzten zwei Jahren mehr als 400 der paramilitärischen Sondereinheiten für „Pazifizierung“ mit rund 200 000 Mann vernichtet oder aufgelöst. Bisher haben 27 Regierungen aus verschiedenen Weltteilen die Provisorische Revolutionäre Regierung Südvietnams anerkannt und diplomatische Beziehungen mit ihr aufgenommen.