Schul- und Kirchen-Bote, 1889 (Jahrgang 24, nr. 1-24)

1889-09-15 / nr. 18

286 fast überall auch gehalten wird — gleich zu Beginn der Stunde zu stellen ist. Welche Forderungen aber im speziellen an die Zielangabe zu stellen sind, kann ich heute ebenso wenig ausführen, wie ich auch bei den 5 Stufen in Einzel- Bestimmungen mich nicht habe einlassen können. Es mag genügen, wenn uns geführt wird, daß die beliebten einladenden Bemerkungen zu Beginn der Unterrichtsstunden: „Wir wollen heute fortfahren, wo wir gestern stehen ge­­blieben und“ aus leicht begreiflichen Gründen als Zielangabe nicht angesehen werden können, weil bei solce allgemeiner Fassung eine Richtung der Gedanken auf das, das da kommen soll, noch gar nicht stattfindet, und um Die Nichtung­­gebung der Gedanken handelt es ich doch bei der Angabe des Zieles in erster Reihe. Erwähnen wir noch, daß es bei den Anhängern Herbart­ Zillers ge­­bräuchlich geworden ist, jeden kleinern Abschnitt, also jedes kleinere Bentum, als ein zunächst für sich bestehendes und für sich zu betrachtendes Unterrichts­­ganze anzusehen, welches in der angegebenen Weise zur Behandlung zu gez­wangen hat und für welches dann in diesem Zusammenhange der Name „methodische Einheit” üblich ist, so hat sich denn als Herbart=Zillerscher Unter­­richtsgang kurz folgender ergeben: Innnerhalb jeder „methodischen Einheit“ nimmt der Unterricht folgenden Verlauf: Zunächst Angabe des Zieles, dann 1. Vorbereitung des neuen Stoffes durch eine Vorbesprechung (Analyse). 2. Darbietung des neuen Stoffes selbst (Synthese) . 3. Dergleichung desselben unter sich und mit älterem Gedanken­material (Misoziation). 4. Zusammenfassung der begrifflichen Resultate (System). 5. Anwendung der so gewonnenen Einsichten auf einzelne neue Beiz­spiele und Überführung des erlangten Willens in den Gebrauch (Methode). Ein Beispiel zu einer vollständigen „methodischen Einheit“ entnehme ich den „Präparationen zu den biblischen Geschichten des alten und neuen Testa­­ments von Dr. Richard Staude”. Bei der Auswahl habe ich nur darauf ge­sehen, daß sie die Kürzeste von allen ist. Zum vollen V­erständnis derselben hätte es noch einiger Bemerkungen bedurft. Aus denselben Gründen, deret­­wegen ich die Kürzeste ausgesucht habe, enthalte ich mich aller Zuthaten und Erklärungen zu derselben. Unsern heutigen Zwecen genügt es, wenn ich sie an sich selbst sprechen lasse. Sie behandelt „Das Scherflein der Witwe“, Biel: Die Gabe einer Witwe für den Gottesfasten. I. Stufe: Der Gottestasten im Vorhof des Tempels zur Aufnahme von Gaben für Tempel und Gottesdienst. — Nefferion über die Gebenden, Die Art des Gebens (heimlich oder öffentlich) und die Größe der Gaben. Was wird die Witwe geben ? II. Stufe: (Die biblische Geschichte Luk. 21, 1—4 gelangt zu ent­­sprechender Erzählung und Einprägung). Zur Besprechung komm­t hiebei: Während die Neichen (auch Pharisäer) wohl in auffallender Weise große Sunmen einlegen, giebt die arme Witwe — nur von dem scharfen Auge des beobachtenden Heren bemerkt — zwei Scherflein d. i. 1 Pfennig. Aber es ist ihre ganze Habe und Nahrung, und ihr Opfer it darum größer, als die Gaben der Reichen. Der Wert ihrer Gabe beruht also auf dem Verhältnis derselben zu ihrem Vermögen und auf ihrer Gesinnung. III. Stufe: Auch der barm­herzige Samariter (der bereits früher behandelt

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