Schul- und Kirchenbote, 1915 (Jahrgang 50, nr. 1-17)

1915-01-01 / nr. 1

3 Namen der daheim Gebliebenen für unsere Jungen und Alten um solche Berichte zu bitten. Im übrigen hat uns auch dieser Krieg um eine bittere Erfahrung reicher gemacht. Wir wissen ja alle, wie fürchterlich schmerzlich er alle Ein­­gerückten berührt hat, nicht auf einen Bolten gestellt werden zu können, auf dem ihnen die Möglichkeit geboten wäre, ihrer Bildung und ihrem Empfinden für Pflicht, Verantwortung und Treue entsprechend zu wirken. Sie tragen nicht die Schuld daran, bedauern es aber, daß sie um das ung auch früher zugestandene Recht, unsere militärische Ausbildung als Einjährigfreiwllige zu genießen, gebracht und in dieser schh­eren Zeit zu einem Dienst verurteilt wurden, der sie nicht befriedigt, weil er gerade ihre besten Kräfte und Fähig­­keiten zum größten Teil brach liegen und unausgenügt läßt. Wer sein Ver­­ständnis für diese erniedrigende Art von Selbstverleugnung bat, der bleibe ung darum fern mit allen allgemein gehaltenen, wenn auch noch so gut ge­meinten Notschlägen und Warnungen. Ex greife bestimmte Fälle­ heraus, nenne das Kind mit Namen, und wir wollen mithelfen und das Messer, so oft es not tut, getrost anregen und mit dem Schnitte nicht zögern und in der Pflege der wunden Stelle nicht müde werden, bis es besser wird. Da, selbst vor Matthäus V 29—30 wollen, wie nicht zurück­brechen. Entweder­­oder! ES ist noch nicht an der­ Zeit. Die bekannte Geschichte der beschuldigten Frontflucht auch in unserm Blatte zu erörtern. Wir können ein derartiges Bek­ommnis auch nur aus tiefstem Herzen bedauern, glauben aber auch­ einen Schlüssel zum Verstehen der Sachlage gefunden zu haben. Das gebt aber nicht an, daß Einzelfälle stets verallgemeinert übertragen werden und für einzelne Pflichtvergessene immer der ganze Stand verantwortlich gemacht wird. Nur wer sich alles bieten läßt, dem wird auch alles geboten. Wir wollen uns nicht rühmen, aber was wir über unnsere draußen im Felde tehenden sächsischen Soldaten hören, läßt unser Herz doch höher schlagen. Ein Teil des Lobes und der Anerkennung, die ihnen allenthalben gezollt werden, fällt doch auch für uns in die Wagschale, für die sächsische Volksschule und die Arbeit der sächsischen Lehrerschaft in und außerhalb dieser Schule. Vieles haben wir [chon aus­­ diesem Striege gelernt und noch mehr werden wir lernen. Gerade von den dereinst aus dem Feldzug Heinfehren­­den erwarten wir so manche befruchtende Anregung auch für Erziehung und Unterricht, denn erst in solch ernster und schwerer Zeit und im Angesicht der Not, ja des Todes geht einem erst das rechte Verständnis darüber auf, was wirklich not tut.­­ In den nächsten Tagen wird wieder eine ganze Reihe von Kollegen Haus und Beruf verlassen und dahin­gehen,wo ihr er das Vaterk­ind im Augenblicke noch dringender bedarf.Ume weiter werden darum die Da­­heimbleiben­den ihre Pflichtenkreise ziehen-Und sie werden es gerne und­ freudig tun,sie sind sich doch alle dessen bewußt,daß sie das geringere­ Opfer bringen1.Großes,Uebermenschliches muß gegenwärtig jeder leistet1, soll er fü­r würdig befunden werden,in dieser großen Zeit zu leben.So laßt sie denn auch an unserer Jugend nicht etwa wie ein Traumbild nur vorüberziehen-Laßt sie sie bewußt erleben,wie sie ist,niederschlagend und erhebend.Ernst sei Euer Unterrich­t,Eure Anforderungen eher höher als zu­­ nieder.Eine strenge Zucht laßt walten.Tröstet die vom Schicksal Heimge­­­suchten.Nehmt Ench der Verlassek1e 11 an und lindert ihre Not durch Z 11-

Next