Schul- und Kirchenbote, 1919 (Jahrgang 54, nr. 8-9)

1919-09-15 / nr. 9

130 Daß unsere Rollstiche alle Stände und die gesamte sächsiiche Kultur umfaßt, Haben gerade wir Lehrer dich unsere Forderung, daß die Nichtan­­gestellten die unbedingte Mehrheit haben sollen, durchaus berücsichtigt. An­­dererseits läßt es sich aber auch nicht leugnen, daß unsere kirchlichen Körper­­schaften sind viel mehr mit Kirchen- und Schulfragen beschäftigen als mit Handels-, Ge­werbe- und ähnlichen Angelegenheiten, welche doch durch eigene Körperschaften erledigt werden; und diese werden sich von Streckenversamm­­lungen und Konsistorien wohl kaum in ihre uneigensten Angelegenheiten hineinreden lassen. Die Schule mit Handel, Gewerbe, Großindustrie oder gar Großkapital zusammenstellen, Heißt sie geradezu ‚aus unserer K­irche in engerem Sinn aus Schliefer. Man lese einmal unsere Kirchenverfassung doch! Wo ist da von Handel, Gewerbe oder anderen Ständen unseres Volkes die Nede? In wie enger Verbindung stehen dagegen Kirche und Schule! Die Lehrerschaft hat sich nach gründlicher Niederlegung auch zu der Niederzeugung durchgerungen, daß diese Zusammengehörigkeit eine dringende Notwendigkeit­ für Glauben und Volkstum ist, und das ist auch von höchster Stelle anerkannt worden. Wir stehen daher fest auf dieser Grundlage und betrachten ihre Änderung oder gar Lösung als eine sc­hwere Schädigung und jeres evangelischen Glaubens und unseres sächsischen Volkstums in seinen beiden wichtigsten Kulturbedürfnissen, in Schule und Kirche. Das sei Har und unz­weideutig hervorgehoben. Es ist daher unfaßbar, daß gerade aus den reifen der Geistlichen Aeußerungen laut werden, die eine gegenteilige Ansicht zu vertreten scheinen. Wir wollen nur dem Lehrer, der jegt in noch­ viel höheren Maße Fachmann­it, als das früher der Fall war, innerhalb unserer Sirche, zu der bisher immer auch die Schule gehörte und unserer Meinung nach auch weiterhin gehören soll, seinen auf Erhaltung, Entwickklung und Ausgestaltung des Schulwesens nötigen Einfluß verschaffen, so wie die Arbeit der Pfarrer in Staubensjachen in erster Linie in Betracht kommt und nicht etwa die des Großindustriellen oder Großkapitalisten, die wiederum ihre besonderen Auf­­gaben und ihren besonderen Wirkungskreis haben. . ja, darüber hinaus er­­scheint er ung auch fürderhin erfreulich und wünschenswert, wenn Die Pfarrer in unseren kirchlichen Körperschaften auch in Schulangelegenheiten mitraten und mitbeschliegen. Waren doch viele Pfarrer früher Schulmänner, wie ja andererseits viele Lehrer Theologen sind. Auch hier wollen wir nicht scheiden, sondern zusam­menarbeiten; das ist aber nur möglich­, wenn der L­ehrerschaft eine entsprechende Mitwirkung und Stimmenzahl ge­­sichert it. Was st an Bigten Anschauungen unklar und unglücklich? Und wenn wir demnach eine entsprechende Vertretung in unseren kirchlichen Kör­­perschaften verlangen, die auch die Schulangelegenheiten erledigen, tun wir es fürwahr nicht deshalb, um den Pfarrern oder gar anderen Berufen in ihre Angelegenheiten hineinzureden, sondern einzig und allein dem Schule und der Schulangelegenheiten wegen. Wenn wir aber der Meinung sind, daß hierin sich der Lehrer am besten auskennt, so glaube ich, ist das nicht unbe­­scheiden. Ebenso denken und handeln doch auch alle anderen Berufe, so auch die Pfarrer, und zwar mit Necht. Freilich, für die Schule hätte es dazu auch­ einen anderen Weg gegeben , aber den wollen wir aus den oben ange­­führten Gründen nicht gegen. Und wenn die Pfarrer außer ihrem eigent­­lichen Berufe innerhalb unserer Landeskirche, das Evangelium rein zu pre­­digen und die Sakramente zu verwalten, sich auch als die berufenen und

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