Siebenbürger Wochenblatt, 1848 (Jahrgang 12, nr. 1-52)

1848-05-04 / nr. 36

209 Gott will! nicht warten. Unser­­ geliebte König hat das Flehen seiner Völfer verstanden und erhört. Und es bewährt sich das Sprüchmort: „vox populi, vox_ dei.‘ Hoc daher unserm gesalbten König, Ferdinand V. (ge­waltige Essens)! E8 lebe die Union! („Unio, condi­­tio nelküs! Unio!“) E8 lebe die beherzte Steflernation, und heute insbesondere die Nationalgarde, welche für die Freiheit und Leben getreten! (Kljen!) Nachher trat der Vorkämpfer für Freiheit, Gleich­­heit und Union, und hielt eine gediegene Rede — deren Schluß, die treue Anhänglichkeit an das hohe Herrschers­haus beurkundete. „‚Lasfet euch nicht abschredten — sprachh Redner, hundert gegen hunderttausend! das ist Szeiler­­fitte. Wenn und der schon bereits in legten Athemzüs­ten kämpfende Absolutismus, je auffordert mit ihm in die Schranfen zu treten — bei Gott! die Schlange sol auf einen Schlag sterben (veszennek a Metternich,­ Jo­­sika,­ Pecsovies felek! veszennek !) Bis auf den leb­­ten Blutötropfen fürs freie Vaterland und für unsern geliebten König, dessen Geburtsfest wir heute zu feiern, so glücklich sind. Der Ungar bat außer diesem, kein Vaterland mehr. Unser geliebte König hat und das Vaterland welches uns Atila frei erwarb, wieder geges­sen. Hoch ihm also! Sest erst brach der Kern des Freudenlärms los. Thränen schienen die Augenmeins­tern Aller zu befränzgen. (Eljen a haza, veszennek aruloi!) Nachdem diese, nur im Schattenriffe mitgetheilte Res­te aufgehört, der Jubel sich einigermaßen gelegt, bra­­chen die Guidons gegen die röm. lath. Kirche auf, einen Spalier bildend, zwischen welchem die Beamten, hinter diesen die Bürger und Zanshagel’d in bunter Mischung gingen. Nach Beendigung der Messe und Abfingung der Wolfshymne: „Gore erhalte unsern Kaiser,” welce durch Salben der gesammten Nationalgarde, unterbro­­chen wurden, — ging man zur Predigt in die reform. Kirche. Hier hielt der Pfarrer eine, wie man hier sagt, zeitgemäße, politische Rede, welche meiner Ansicht nach, st­cht in die Kirche paßt wo auch solche Zuhörer sind, die bloß dem Scheine nach mir jubeln. Und der Pfarrer sol ja nicht, und besonders in der Kirche micht beleidi­­gen. Salomo sagt irgend: „Alles hat seine Zeit und seinen Ort.” Doch beeilen wir uns, vor das Stuhlshaus zu ges­langen. Vielleicht fünnen wir hören was der Oberkö­­nigrichter zu diesem allem sagen will, sagen muß. In dieser Zeit der Demonstrationen ist sein Ansehen herab­­gejunfen, und man ehrt in ihm nur das Amt. Er sol auch einige Worte an die Nationalgarde gerichtet ha­­ben. Wie man sagt, er hätte sich an für die Union auszusprechen gewagt. Das will viel heißen. Wiewohl ich bedauern muß, geliebter Xefer­ deine Geduld schon so lange auf die Probe gestellt zu haben muß ich dir doch noch sagen, daß, nachdem die Com­­pagnie der Droßhegyianer (mit der Devise auf der Fahne: („Oroszhegyi nemzetörseg“) und die „Miliz Shrifti” den verdienten Männer: Unter Königsrichter Alerius Parffi, Foh. Parffi, und Zoh. Vethlen, ein Eh­­rengeleit bis nach Hause gegeben hatten, einige Anre­­den abgehalten, auf das Wohl dieses kräftigen Trifos liums, gefeuert wurde, — begab fi die Menge ruhig nach Hause. 9 x Mittagmahle gaben der Oberkönigsrichter, und der Hauptmann der Nationalgarde aber der Gesammtheit seiner Haudegen. Bei den legtern wurde feurig demon­­strirt. ‚Diejenigen, welche wir lieben, sollen leben! und in unserer Mitte erscheinen­ hieß ed. Einige Ber­amten, welche das Zutrauen des Bolfes befigen, wur­­den vom Oberkönigsrichter abgerufen. „Zwei Unterför­niggrichter die wir lieben sollen in unsere Mitte kom­­men**­! Eine Deputation brachte diese in die Mitte des Volkes. Kroafte folgten auf Zoafte. Zuerst auf das Wohl Sr. f. f. Majestät unsers gesalbten Königs, dann auf den Untergang des ZTrifolium: Metternich, Pecjovich und Gofifa­ inige rufen noch die Namen Aponyi, Zfedenyi aus (veszennek!) doch wozu dieß? die rächende Nemesis hat und schon zur Genüge gerächt. Seht die Helden an, wie sie ja bereits auf den Ruinen ihrer Function, Polstif­figen, thronenden Auges ihre so plöglich verstimmte Orpheus­tyra schlagen — — ad! Niemand tanzt darauf, und doch fühlt sichs fo wehmü­­thig, wenn man den N­iesenfall bedenkt, der diese Gi­­rouetten zerschmettert hat. Auch ich sage es offen: seine Gemeinschaft hinfort mit diesen Anaprofek­ten ! Kafodä­­monen find’s, nicht wahre Patrioten. Auf dem Preßs­burger Landtag kam auch das Gefäß des Uladislaus (VI. Deer, 7. Art.) zur Sprache. Das Land ist mit diesen Herren noch nicht im Reinen. Für den 27. April T. 3. war Maria K­ongregation angemeldet, um Deputirte zu wählen, ist aber aus der reinen Ursache unterblieben, weil Gfifer Grenzwehr die­­­­sen Tag durch Udvarhely, nach Mediaich marschieren sol. Künftigen Dienstag erfährst du geliebter Xefer, wer Landtagsdeputirter geworden ist. Man spricht bei uns von einer Sachsen-Walachen- Conföderation gegen die Ungarn und Szekler. Was ist Wahres an der Sache**+­? Was macht Hermannstadt noch, und was ist aus der „‚Transilvania ‘ geworden? Wie bewegt sie sich? — Eintracht vor allem! Keine Zänfereien in Zeitungen in dieser fostbaren und bewegten Zeit! Wir Bergbewohner, fürchten und nicht vor dem Golubez des Gräfen. Bon Innen nur Ruhe! Den 22. April ist beinahe ganz N. Bon ein Raub des Feuerelementes geworden. 37 Hauswirthe haben ihre ganze Habe in Rauch aufgehen geben müssen. Nur die faire Arche ist ihnen als trauriges Denkmal schlechter Sorge geblieben. Samuel Lange. Oesterreich Wien, 25. April. Der siebenbürgische Hoffanze­ler Baron Samuel Sofija ist auf sein Gefirch vom ( *) Diesen Dreien soll ein Ständen gebracht werden, **) Alerius Palffi und Petrus Sebefi. Lesterer ist jegt in die Stelle des Unterkönigsrichters, Joh. Ugron, getreten­­er­ Umeres Willens gar nichts, DR

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