Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1880. November (Jahrgang 7, nr. 2089-2114)

1880-11-25 / nr. 2110

. ·Seite 1039 -Hermannstadt, Donnerstag Siebenbürgisch-Deutses Tageblat. 25. November 1880. Rip. 2110 EEE EEE EEE­­ SSEEEEREEEBESSEEEEEEEEEEEE EEE REES Politische Nebersicht. Hermannstadt, 24. November, Die Todten reiten schwel. Im einer einzigen Sigung vom 22. d. Mu­s. wurde im ungarischen Neichstage, neben andern Eigenständen, beinahe das ganze Budget des Finanzministeriums erledigt. Nur die Frage wegen des Verlaufes der Staatsgüter verursachte eine Stedung der diesbezüglichen Debatte und die Fortlegung der legteren auch in der Sagung vom 23. d. Mu­s. In Namen der Aeutersten Linien hatte der Abgeordnete Helfy einen Beschlußantrag ein­­­gebracht, die Regierung sei anzuweisen, bezüglich des Verkaufes der Staatsgüter einen detaillirten, auf Grund eines die Ab­­­fragung, die Modalitäten des Verlaufes, der Zahlungen und der Kontrolle und die Bedingungen der Kolonisirung umfassenden Planes ausgearbeiteten Gelegentwurf vorzulegen. Die Reußerste­­ginfe erklärte unverholen, daß sie zur jetigen Negierung nicht so viel Vertrauen habe, um derselben die Veräußerung der Staatsgüter von kurzer Hand zu überlassen, und es bezeichnete der Abgeordnete Moclarhy die Versicherung des Kabinetts, daß der Erlös aus den verkauften Staatsgütern lediglich zu Investitionen verwendet werden solle, geradezu ab­ Humdug. Von Seite des Finanzministers wurden die Nenner der Heußersten Linken so gründlich widerlegt, daß der Beichluß­­­antrag Helfy’s nur mit Snopper Noth abgelehnt wurde. Laut Beschluß des Hauses wird auch für­ das nächstjährige Budget der Betrag von fünf Millionen Gulden aus dem Verkauf von Staatsgütern eingestellt werden. Nach längeren Unterhandlungen hat es endlich die Bereinigung sämmtlicher Fraktionen der gemäßigten Op­­­position vollzogen. Auch die „Parteilosen” sind nun unter Dach und Fach gebracht. Der in Linz abgehaltene deutsch-konservative Parteitag war von etwa 3000 Personen, meistens Bauern und Kaplänen, besucht. Der erste Redner, Fürst Alois Liechtenstein, sagte: »Wiri wollen,was jeder gute Oesterreicher wünschen muß:ein starkes Oesterreich und ein starkes Deutschland fü­r immer mitei­nander verbündet. Ueberburg oder lang werden die zentralseuropäischen Mächte gegen Osten und Westengngleich Front m­achen mü­ssen,und in dieser Lage ergängen sich Oesterreich und Deutschland,sind ohneeinander gar nicht m­ehr denkbar. Oesterreich ist Deutschland’s Vormauer,an der schiwachen, eingezackten östlichen Sprachgrenze des deutschen Volkees ein Bollwerk und sein Schild.Deutschland hingegen,welches in den habsburgischen Erblandendencern geliefert hat um­ welchen Oesterreich sich bildete, ist geographisch und politisch unser natürlicherstü­ckhaft und Stü­tzpunkt. Zerstöre Oesterreich,sogenanne Deutschland einerseits einige schlecht arroudirte Alpenlände,aber andererseits bekäme es zum­ Nacht dazu von der Ostsee bis an die Drau das nordische Ries­­senreich,welches mit slawischen Gebieten bis an den Böhmernwaldties in Deutschland hineinragen wü­rde. Deutschland büßte so seine Aktionsfreiheit,seine Unabhängigkeit,ja seine politische Lebensfähigkeit selbst ein;von Osten und Wesken eingeklemmt, würde er in dieser E­mah­nung ersticken.Zerfiele Deutschland,ginge seins eben erst errungene politische und militärische Einheit in die Bru­witzs oderlire Oesterreich gerade in der ernsten,entscheidenden Epoche seiner Geschichte den einzigen,unersetzlichen Alliirten Oesterreich und Deutschland sind heute,wo der fcangesische Re­­­vanchekrieg vor derkhiire steht und die orientalische Frage ungelöst ist,einander unentbehrlich.Aber sa­gen wir hin gin daß in ihrem Bunde sie gleichberechtigt und ebenbü­rtig bleiben,keines dem anderen sich unters ordnen soll.« Ein anderer Redner,der Oberlandesgerichtsratth Lienbab­er,sprach,indem er das Thema vom bedrohten Deutschthum berü­hrte,die Worte alle,daß die deutsch-öster­­­reichischen Verfassungstreuen es sei ei,welche,d­enn auch nur unabsichtlich,durch Unklugheit das Deutschthum­ schädigten. Dies­ beraten hätten den Dualismus geschaffen und dam­it die Deutschen Ungarn’d und Siebenbu­rgen’s der Magharis string und Kroatisirung preisgegeben ebenso die Deutschen in Galizien. Wie 08 seit lange bei parlamentarischen Verhandlungen nur der Ball war, nahm in Berlin auch der zweite Zug der "Judendebatte" das öffentliche Interesse in Ans­­­pruch. Die Galerien des Sıgungssaales boten nicht Raum für die herandrängende Menschenmasse. In kurzem Auszug theilen wir nacsgehend Einiges aus der interessanten Debatte dem 22. d. DM. mit. Der erste Nenner Ag. Mayer führte aus: Die antisemitische Petition werde nicht bloß in Privatkreise kolportirt, sondern sei selbst an amtliche Stellen zur Sammlung von Unterschriften gesendet worden, namentlich an an Landrathsämter. Man sagt, führt Redner fort, die Suden wandern stärker als die Schristen in Deutschland ein. Dies ist unwahr; seit 50 Jahren sind nur um 100 000 Suden mehr in Deutschland. Von der „Alliance israelite“ wird als von einer „Weltmacht” gesprochen, wie Bremieur sie bezeichnet habe. Dies könne da nur in dem Sinne ges­­chehen sein, daß sie eine Macht in dem Sinne der Wohl­­­thätigkeit und Unterfragung ihrer Glaubensgenossen­ ist. (Ada! Sconische Zurufe reits.) Man gebraucht sei den Anspruch „Jude" als eine Brandmarkung und baris liegt das Ge­­­fährliche der Agitation. Im vielen Ländern steht der Deutsche eben­­so da, wie der Jude bei uns, und es ist bedauerlich zu sesen, wie die ausländische Presse über die Agitation schreibt. Nach Mayer sprach Adg. Bahem. Er behauptet, ein jüdisch-fortschrittlicher Ding beherrsshe Berlin. Baden Jazt, der Stadtkommandant von Breslau, General-leutnant Wulffen, welcher die Antisemiten-Petition unterzeichnete, habe von einem jüdischen Banquier die Drohung erhalten, bessen P­rivatan­­­gelegenheiten zur Sprache zu bringen, wenn Wulffen auf seiner Unterschrift beharre. (Große Bewegung.) Jener Banquier habe in einem Breslauer Blatt auch thatsächlich Privates über Wulffen veröffentlicht, über Darlehensfahyen bestellten. Badem wirft den Juden bedenkliche Manipulationen, [hängige Konkurrenz 20, vor und meint, dies fe­­der Keim der Juden­­­frage. Er sagt, nicht Neid Bersuche, sondern Unmuth ver riftlichen Bevölkerung gegen die Juden wegen wucherlicher Ausbeutung der Noth und des Leichtsinns. Neben dem Handel haben die Suden all die Preise unter ihrem Einfluß. Fündische W gblätter beherrschen das Bodum und verhalten sich zu einer gesunden Nahrung wie Schwefelsäure zu Wein. Auf Badeın folgte Ag. Nichter. Gegen die Juden wende man sie auf jener Seite und den Liberalismus meine man. Die christlich-sodiale Bewegung ins Auge raffend, hebt der Abg. Richter hervor, in der Mitte, der ristlich-socialen, fäßen zwei sogenannte „Königlich preußische Social-Demok­aten, " welche, vor einiger Zeit ausgewiesen, nach Berlin zurückge­­­kührt seien. „Woher kommt überhaupt das Geld zu der ristliche focialen Agitation? Da ist doch ein Zusammenhang mit einem Reptittenfonds sehr zu er­wähnen ; es ist Überhaupt im Volke die Meinung verbreitet, Fürst Bismarc stehe der christlich-focialen Bewegung nicht fern, er werde sich ihr aber erst dann öffentlich zugeseh­en, wenn sie stärker angemachen sei. Für diese Annahme spricht der Um­­­stand, daß die Betition an den Neidökanzler gehen soll, daß Landratheämter sie verbreiten; dafür spricht der Muth der Petenten, die sonst nie öffentlich Hervortreten.” Der bekannte Hofprediger abgeordneter Stöder sagt: Eine große Stunde für ihn sei angebrocen, er stehe als Deutscher und als hrnft­­ger Geistlicher hier auf tiefer Tribüne, stehe, um die Sache zu vertheidigen, welche ihm am meisten am Herzen liege. Millionen stünden Hinter ihm, sogar Mitglieder der Bartel, welcher der Vorredner angehöre. Seine Position sei so günstig, wie nur irgend möglich, denn er fände gegenüber dem Abgeordneten Richter, der sich selbst bezeichnet hat als Säule der Ordnung und der Monarchel Nun sei das aber eine Säule die geborsten sei und filrzen könne über Nat. Sein Auftreten für die Faden Mdlane dem Abge­­­ordneten Nichter und seiner Partei in Berlin leicht Das Leben foften und das wünsche er inständigst. Die Judenfrage sei für ihn weder eine religiöse, noch eine Waffenfrage, wo eine staatsrechtliche, sondern eine socialisthische, und in dieser Be­­­ziehung stehe er durchaus auf dem Standpunkte Badhem’s. Die Juden nehmen eine Stellung ein, die ihrer Zahl nicht entspreche. Er führe die Devise „riftlich-facial”, eine schönere könne er­­st nicht denken. „Der lebendige Gott”, ruft er, „muß in allem politischen nach Sscialen wirksam sein ; ein einzelner Mensch kann wohl über die Eiskräfte des Uns glaubens gehen, nicht aber ein ganzes Voll" Das habe er in das Volk hineingerufen, nicht von jemandem veranlagt oder gefeh­t, sondern allein aus innerem Serzen sprange, ohne Unterfragung fi dazu berufen gefühlt. Nicht die ge­­fälschten Berichte der jürischen Breffe, sondern das Programm der cristlich-socialen Partei, welches der große Mann an der Sorge des Reiches seit drei Jahren zu verwirklichen bes­­­onnen, müsse Herr Richter ins Auge fallen. Die ganze Be­­­wegung gegen die Juden sei durch jüdische Anmaßung und Ueberhebung hervorgerufen; nicht nur in der jüdisschen Zeis­­tungspresse trete Kieselbe zu Tage, sondern auch in der mit dieser eng verbündeten jüdischen Literatur, — Leffing werde überfragt (11), sein „Nathan" sei bin Zube, sondern ein Christ, feine Christen seien keine Christen, feine Mohamedaner feine Mohamedaner. (Stürmisches Gelächter.) Sowohl, der einzige Christ im Drawa ist N:tyan! (Zwischenruf: Herr Stöder! dan find Sie Jude? ! Schallende Heiterkeit.) Stöder schließt mit den Worten: „Als neulich in dem Wahlkreise eines Mitgliedes dieses Hauses eine Leiche gefunden wurde, da sei der Arzt, der Physilus, der Amtsrichter und der Mes­­serenbar, sie alle seien Juden, nur die Leiche sei deutiich ges wesen. Möge es unserm Volke nicht so gehen!“ Die Abgeordneten Löwe, Neidert und Virchow sprachen Johann no gegen den Antisemitismus, so wie gegen die Ausführungen Stöder’s. Nach mehrstündiger Debatte embigte die Besprechung der Hänel’schen Interpelation ohne Beschlußfassung. Die „Reform“ der Verwaltung. Die zur Beratung von Verwaltungsreformen durch den Minister Tipa einberufene Enquste hat am 21. d. M. ihre Sigungen in Ofenpest begonnen. Die Verhandlungen sind nur bloß für Diejenigen, die an der Verwaltung ein Interesse nehmen, sondern auf für die Nationalitäten bemer­­­kenswerth. Es scheint, daß Alles, was die herrschenden Kreise in Ungarn anfassen, zur Nationalitätenfrage werden und auf diese Weise alles Gold sich zu Spreu verwandeln w­üsse. Die Frage, wie die Verwaltung in Ungarn am besten eins gerichtet werden soll? Hat si im ven Berat­ungen der Enquete unter der Hand zu der Frage zugefoigt, wie die Verwaltung am besten magyarischen Idane? Es liegt auf der Hand, dob die Verwaltung budurch nicht verbessert, sondern rainist und der Staat nicht gekräftigt, sondern zerstört wird. Der Streit der Meinungen dreht ss um die Frage, ob die Er­­­nennung oder die Wahl der Komitatsbeamten das für die Magyarisirung geeignetere Mittel sei? Min­­sterpräsident Ko­­­loman v. Zipa hat selbst von Berathungen der Enquete das facy­­­liche Gepräge abgestreift und den Charakter der Nationalitäten­­­frage aufgeprüdtt, indem er die Beseitigung des gegenwärtigen Systems der Beamtenwahl von zwei Bedingungen abhängig machte: erstens, daß sich bei dem Wahlsystem nicht genügende Beamte finden ließen, und zweitens daß das Interesse der magharischen Nationalität weniger gefördert würde. Baron Sem­pyep schwäche wohl die Schärfe dieser septeren Bes­­merkung des Ministerpräsidenten ab, aber sein Vorschlag, die unteren Verwaltungsbeamten in jedem Komitate dur den Obergespan ernennen zu lassen, würde eine unerträgliche Landpartei au­­ch denjenigen Komitaten schaffen, in welchen sie gegenwärtig nicht besteht. Im Nachtschenden heben wir aus der Berathung der Enquete die bemerkenswertheiten Momente hervor. Ministerpräsident Koloman­­u. Tipa: Eine gute Admini­­stration muß sein, wenn möglich durch Verbesserung des alten Systems, wenn nicht mit Verwerfung desselben. Denn unter den heutigen Verhältnissen könnte ein Staat ohne gute Administration nicht bestehen. Er sei nicht gewillt, das alte Verwaltungs-System, oder um das Kind beim rechten Namen zu nennen, das Opystem der Mählbarkeit der Beamten, unter einer andern Bedingung zu opfern, als in dem Falle, daß er von der Umhaltbarkeit dieses Systems troß aller Verbesserungen, beispielsweise aus Mangel an geeigneten Individuen, überzeugt werden würde; oder wenn er überzeugt würde, wovon er moch nicht überzeugt ist, daß vom Gesichtepunkte des ungarischen Staates und der magyarischen Nationalität die Abänderung zur unumgänglichen Nothwendigkeit geworden sei; darum hielt er es für zweckmäßig, die Enquete zusammen zu be­­­rufen, um über die häufig aufgestelte Behauptung und Slare zu kommen, daß nämlich bei der Wählbarkeit der Beamten, troß aller Verbesserung des alten Systems, in Folge des DMangels an geeig­­­neten Individuen eine gute Administration unmöglich geworden sei. Er wollte zweitens und Klare kommen darüber, ob es feststehe, besonders nach den Erfahrungen der unter den verschiedenen Na­­­tionalitäten Wohnhaften. Daß die magyarische Nation lität, die ungarische Staatsidee die Aufhebung des Systems der Wählbark­eit der Beamten erherrsche, er wiederholt, daß nur die von ihm gekennzeichneten zwei Zäle ihn dazu bewegen könnten, diese Aenderung zu proponiren, nämlich der Mangel an Individuen, mittels welcher das alte System aufs recht erhalten werden könnte, und zweitens‘, wenn er si davon überzeugen würde, wovon er heute nicht überzeugt ist, daß die magyarische Nationalität und die ungarische Staatsidee diese Ver­­­änderung erhei­gen. Aber eben hinsichtlich dieser beiden Gesichts­­­punkte wünschte er auf Grund der in verschiedenen Gegenden des Landes erworbenen Erfahrungen fi­­­eberzeugung zu verschaffen. Graf Emanuel Pehy meint, man müse endlich zwischen der Generalisation und der Autonomie wählen. Beide haben ihre Vortheile, aber vor deren Verquidung müsse man fl­­­üten. Die Qualifikation der Komitatsbeamten sei durch ein Gefeg festzustellen; die Beamten haben Prüfung abzulegen und ihre Zukunft sei durch Pension irgend zu sichern. Das Hauptgericht ist auf ein gut ein­­gerichtetes, zweckmäßiges Gemeindefystem zu legen. Die Verwal­­­tungs-Ausschüsse seien aufzuheben. An hält er die­­se frühere Einführung einer auf besseren Grundlagen ruhenden Staatspolizei für nöthig. Bei der Verwendung der Obergespane soi die Yadı­­­Kenntnis, die Befähigung, der tadellose Charakter entscheiden, nicht darauf gesehen werden, ob es ein gesdick­ter politischer Parteiführer sei. So lange all dies nicht­ geschieht, wird das Ernennungs­­pystem bloß die Macht der Regierung erhöhen. Werden die fliz­­zirten D Vorbedingungen erfüllt, so sei es ihm gleich, ob Ernennung oder Wahl auf Lebensdauer, obzwar er Leptere für besser hält. Die Waffenstühle seien dagegen durch Ernennung zu befegen. Die Domestikalkaffen seien schädlich. Baron Paul Senayey: Das heutige System if darımm so schlecht, weil es eine ungesunde Verquidung von Autonomie und Gentralismus if. In der Ernennung der Beamten ficht Redner eben­­so wenig eine Panasee, wie Graf Pehy, da hält er deren Einführung im Interesse einer fostematischen Administra­­­tion für unerläßlich, mobei jedoch gemisse Garantien, wie z.B. die Dienst-Pragmatit, unbedingt berücksichtigt werden müssen. Aber die Genennung der Beamten wird auch nicht zum Ziele führen, falls der gesammte Administrationsapparat nicht radikal umgestaltet wird. Das Obergespandamt muß aufhören, bloß Würde zu sein, der Wirkungskreis der Komitatsausschüsse muß erweitert werden. Redner sieht im der lebendlänglichen, auf Grund der Qualifikation zu bewerfstelligenden Wahl seine Befseiung und glaubt, daß die An­­­nahme dieses Systems die Lage noch verschlimmern würde. — Der Ministerpräsident knüpft die Annahme des Ernennungssystems an zwei Bedingungen: daß man nämlich im Wege der Wahlen seine fähigen Beamten erhalten konne und zweitens die Noth«­­fwendigkeit aus Nationalitätsracfichten. Die erste Bedingung ist schon da, die zweite hingegen Tann Rebner nur annehmen, so zwar, daß er eine streng disciplinirte Administration für erforderlich Halt, damit der Staat seine nationalen und staatlichen Aufgaben er­­­fülen könne, aber er kann die Ernennung der Beamten nicht als eine solche Waffe acceptiren, in Folge m welcher die Nationalitäten gemeissermaßen in eine feindliche Stellung zum ungarischen Staate ge­­­langen sollen. Ministerpräsident Tip. Als er von den nichtmagyarischen Nationalitäten und den Interesen des ungarischen Staates sprach, kam es ihm nicht in den Sinn, die Ernennung der Beamten als eine gegen die Nationalitäten ihre Sorge fehrende feindselige Sache zu schildern, nur das schwebte ihm vor, daß wenn er sich überzeugen würde, daß wenn manchen Gegenden des Landes im Wege der Wahl keine ihre Pflichten gegen den ungarischen Staat treu erfüllenden Beamten bekommen können, dann würde er sich zur Annahme jenes Systems entschließen. Wenn man übrigens mit Baron Sennyey die Beamten vom Minister so unabhängig machen wollte, so ließe Died die Administration vernichten. Erforderlich sei fomwohl bei dem Wahl- ald auch beim Ernennungssystem eine d­urch gewisse Studien dargethene Quali­­­ fifation der Beamten. Baron Paul Sennyey: Durch die Dienstespragmatit wolle er die Beamten nicht unabhängig machen von dem berechtigten Einflusse der Gentral-Regierung, wohl aber von deren Willür. er hebt ferner bevor, daß er die Ernennung der Beamten nicht einigen Tagen würde sie ja selbst nachkemmen, da dur Lory’s Fortgehen ihr Aufenthalt Hier nicht mehr nöthig wäre und sie nur wo Eouard’s Radlehr abwarten wolle. Bera war mit Allem einverstanden, erschien es doch auch gleich so natürlich, und vielleicht hätte sich Frau Leuthold so nicht so schnell daz­z entschlossen, wenn das junge Mädchen, dessen ganze Persönlichkeit schwer für sich gewann, nit au durch Lord so dringend ihr ans Herz gelegt gewesen wäre. Bera hatte die beste Stunde getroffen, und Lord hatte sie ihr auf das vortrefflichste vorbereitet. Nun war es aber nit Frau Leuthold’s Art, irgend Erwas Hall zu thun. Da sie sich einmal der Sache annahm, b­at sie es mit allen Kräften und wachte: „wie sol ich Hilfe von meinen Freunden verlangen, wenn ich nicht selbst erst erban Habe, was ich vermag?" Die Briefe wurden ge­­­scrieben, und gleich am nächsten Tage sollte Vera abreisen, bis dahin aber bei der neuen Beihügerin bleiben. Das Mädchen fühlte sich wie in einer anderen Welt. Alles war so­­gar und fest, so überlegt und geordnet. Zuerst hatte die ernste Dame sie befreundet und befangen gemacht, aber das verlor sich mehr und mehr, und in dem Deppe, als sie sich selber weniger beengt fühlte, trat an ihr eigen­­­thümliches Wesen immer liebenswürdiger hervor. Der bir»­­ängstete Ausbruch, den ihre Züge leicht unter fremden Menschen annehmen konnten, verschwand, und Frau Leuthold betrachtete mit Wohlgefallen das schöne, kräftig gebaute Mädchen, das mit so Horem Blid aus den tiefblauen Augen die Worte von ihren Lippen zu lesen schien. Dazu schaute sie so verwundert in die Welt hinein, als fähe­­te diefelde zum ersten Deals, al8 wäre ihr Ales neu. (Fortlegung folgt.)

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