Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, 1881. April (Jahrgang 8, nr. 2215-2239)

1881-04-01 / nr. 2215

No. 2215 Hermannstadt, Freitag maltenden Umständen sich mit Nothwendigkeit richten müßte, das glauben wir in Vorstehendem sattsam klargelegt zu haben.“ Das „Vaterland“ erinnert daran, daß man dem Nationalitäten Principe seinen giftigen Stachel nehmen fan, wenn man alle Nationalitäten des Reiches durch Gerechtigkeit und verständiges Eingehen auf ihre Bedürfnisse zu befriedigen und jeden centrifugalen Gedanken von ihnen fernzuhalten ver­­steht. Inwieweit dies mit den Rumäniern in Ungarn der Fall ist,­ laffen wir dahingestellt sein. Ganz gelungen ist es dort wohl nicht, so lattge die­­selben als „vaco-romanische Schmerzensfinder" sich gegen das parlamentarische Leben unter der Stephansfrone passiv verhalten und so lange ihre mangelnde Prosperität durch Linsen ihrer Bevölkerungsziffer und zunehmende­­r Ver­­­armung konstatirt ist. Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt. 1. April 1881. Seite 299 Lokal: und Tages: Chronis. (Kaiserin- Königin Elisabeth) ist im besten Wohlsein am 29. März Früh in Paris eingetroffen. (Kronprinz Rudolf) traf am 28. März Abends in Yaffa ein, t wo er von der am Landungsplage harrenden Menge enthusiastisch begrüßt und nach dem Franziskaner-Kloster geleitet wurde, wo er ü­bernachtete. Am 29. März Morgens trat er den Ritt nach Jerusalem an, u und er wurde nur in N­andeh und Kalunja gerastet. In leßterem Orte begrüßte ihn eine Deputation der österreichischen Kolonie. Vom Jaffa - Thore wurden seine Salut-Schiffe abgegeben, da der Kronprinz in Jerusalem nur als Pilger einziehen wollte. Bei diesem Thore stieg der Kronprinz vom­ Pferde und begab sich zu Fuß nach der Grabeskirche, vor deren Pforte ihn der latei­­­nische Patriarch begrüßte. Wie verlautet, wird der Kronprinz am 15. April in Wien eintreffen. (Concertnachricht). Dem Vernehmen nach sol die Aufführung der zu Wohlthätigkeitszwecken beabsichtigten Concerte der Musikkapelle unseres Hausregiments, Lokalverhältnisse wegen exit in der zweiten Hälfte des Monats April stattfinden. (In Sachen der romänischen Konferenz), welche am 12. Mai 8.3. in Hermannstadt zusammentreten soll zur Entscheidung der Frage, ob sich die Rumänen bei den bevorstehenden Reichstagswahlen passiv oder aktiv verhalten sollen, fand am 28. März in Dieső- Szent-Marton eine Versammlung von A­omänen aus den beiden Wahlbezirken des SKhleinfokder Komitats behufs Erwählung der von jedem Wahlbezirk in die Konferenz zu entsendenden zwei Deputirten statt. Die Versammlung hielt es für würschenswerth, die Anschauung der Majorität der Wähler über die in Verhandlung stehende Frage in jedem Wahlkreise festzustellen, wobei sich der Dechant Zacharias Braun für die Bassivität erklärte. Für die Aktivität plaidirte der Advokat Ludwig Csato. Nachdem die Mehrheit für die Bassi­­­vität sich erklärt hatte, wurden zu Abgeordneten gewählt, aus dem untern Wahlbezirke: Alexander Neagoi und Zacharias Braun, aus dem obern Wahlbezirk: Ladislaus Zehan ı und Juan Horzia. (Eine Preiserhöhung von Kaffee, Zucer und Bier) tritt von heute an auch in Hermannstadt, in Folge des neuen Konsum­­­steuergejeges, ein. Das Kilo Kaffee wird um 8 Kreuzer, das Kilo Zuder um 3 Kreuzer im Hut, um 4 Kreuzer im Einzelnen erhöht. Bierwirthe erhöhen den Preis des Glas -Bieres um 1 Kreuzer, obwohl die gejegliche Steuererhöhung 1 Kreuzer nur per Liter beträgt; es wird also beim Bier das Dreifache des Steuertages vom Konsumenten eingehoben. (Petroleum-Explosion.) Die „Kronft. Zeitung“ berichtet aus Kronstadt: Am Montag Nachmittag trug ein Arbeiter eine große Blech­­­tanne mit Petroleum gefüllt nach der Altstadt. Bei der ersten Fleischkant angekommen, wollte er den Beweis liefern, daß sein P­etroleum sich nicht entzünde. Er nahm­ ein brennendes Zündhölzchen und tauchte es in Die efüllte Kanne. Plöglich entzündete er das Petroleum, zertrümmerte Die­­anne und haushoch züngelte die Flamme empor. Die Kleidung des Ar­­­beiters wide von der Flamme ergriffen, aber er hatte soviel Geistesgegen­­­wart, seinen brennenden Mantel abzuwerfen, sich selbst aber in den einen Schritt weit fließenden weichgefüllten Wasserkanal zu legen und die Flammen von seinen Beinkleidern zu Löschen. Nachdem er sie auf diese Weile vom Feuertode errettet, sprang er aus dem Kanal und ergriff die Flucht gegen den Schloßberg ; ein Polizeimann eilte ihm nach und überlieferte den leicht­­­sinnigen Retroleumträger der Stadthauptmannschaft. (Der Duellprozeß Zichy-K­arolyi) gelangte am 29. März im I. Strafsenate der königl. Tafel in Vet zur Verhandlung. Das in 1. Instanz durch das Strafgericht für den Pester Landbezirk gefällte Urtheil lautete dahin, daß wegen Duellvergehens Graf Pista Karolyi zu 3 Monaten, die K­arolyi’schen Sekundanten Graf Alex. Karolyi und Graf Bela Szechenyi, sowie der Zichy’sche Sefundant Graf Alexander Zichy zu je 3 Wochen Staatsgefängniß verurtheilt wurden, während gegen den zweiten Zichy’schen Sefundanten Grafen Heinrich Chorinsky das Beifahren eingestellt wurde, weil derselbe nicht auffindbar war. Nach längerer Berathung wurde Das Urtheil publizirt, demgemäß das Strafausmaß des Grafen Pil­a Karolyi auf 6 Wochen herabgelegt wurde, während die Sekundanten freigesprochen wurden­. Namensänderungen. Wie dem „Hon“ aus Szentes berichtet wird, hat der dortige Einwohner Hauer seinen Namen in Fitöczy umgeän­­­dert, während neun andere Szentefer ihren Namen in­ die der — neun Minister umzuändern beabsichtigen. Magyarisirungs-Verein­ Imn Arad wird der „NI. Arader Beitung“ zufolge die Gründung eines Kölczey-Vereins zur Verbreitung der allgemeinen nationalen Bildung und der magyarischen Sprache und Unter­­­stüßung der vaterländischen Literatur und Kunst, ernstlich projektirt. (Etwas Magyarisches.) Man schreibt der "W. Allg. Big." aus Bet vom 26. d. Mitz.: „Herr Emerich Robert (der Wiener Hofburgschau­­­spieler) begann vorgestern im­­­ deutschen Theater ein Gastspiel. Der „Sügget­enjeg", ein Watt der äußersten Linien, begrüßte den Gast (der, nebenbei bemerkt, auch in Ungarn geboren ist) mit einer Engen Notiz, welcher wir die folgenden heiteren Ste · · · so heißt ein sogenannter,,Künstler«,welcher von irgendeiner Wiener Sing­­­spielhalle in das hiesige deutsche Theater gekommen,damit·erm unser Bar­­­barenland auch etwas Civilisation bringe-Es ist dies ein ganz obscures Männchen«u.s.w.Die famose Notiz schließtykt dent U­nglaubliche 11 Sätze:,,Die bemerkenswert beste Eigenschaft der entltstrenden Nation ist die Unverschämtheit...... « · »» « (Ein vergiftetes Gejhent für Se. Majestät.) Eine arme Ungvarer Witwe, Frau Klingar, die sich dur­ Aushilfgarbeiten hier und dort ihren Lebensunterhalt erwirbt, beschloß­­t natürlich in der Anhoffung auf eine gute Belohnung — dem Könige ein Geschenk zu überb­hiden. Da sie seinerlei Handarbeit versteht, ließ sie von einem Anderen aus fünstlichen Blumen zwei Sträuße anfertigen und übersendete dieselben Sr. Majestät. Anstatt der erhofften Belohnung kam indessen — wie „Ungvar“ berichtet­­e die Sendung mit der Botschaft zurück, daß dieselbe nicht angenommen werde, da die Blumen vergiftet seien. Auf dag hin erschlaf die Klingar, und viel­­­leicht nicht ohne Grund, derart, daß sie aus Ungvar verschwand und seit zwei Wochen Niemand weiß, wohin sie gerathen­­­en entnehmen: Herr Robert Sigmund, A (Auswanderer) Nach dem „Servivef“ sind am 28. März über Kafchau nach Amerika ausgewandert: Aus Ungvar David Nojenichein, aus Balaffa-Gyarmat Rosalia Beler, aus Belje Johanna und Magdalena Wohlgemuth, aus Bodolo Zosef Kid, Anna Weiß, Josef Racz und Bar­­­bara Krozlovsky mit drei Kindern. 60 Bempliner Auswanderer wurden in A608 zurückerwiesen, weil sie seine Bäfle hatten. (Bmet Lie.) Die Unfitte des amerikanischen Duell hat in Heidel­­­berg wieder ein Opfer gefordert; vor einigen Tagen hat si­­cher Student Seydlig aus Köln in Folge einer diesbezüglich eingegangenen Verpflichtung erschossen. Der auf so traurige Weise Dahingeraffte war in Heidelberg sehr beliebt. Nebenbei ist noch zu erwähnen, daß derselbe vor einigen Monaten in einer Lotterie einen Treffer von 200.000 Mark gemacht hat. (Drohbrief an die deutsche Kronprinzessin.) Der deutsche Kronprinz hat, laut telegrafischer Mittheilung aus St. Petersburg, Montag Nachmittag vier Uhr mittelst Extrazuges die Siückreise nach Berlin ange­­­treten. Die Meldung, daß die Beslegungsfeierlichkeiten ohne jede Störung verlaufen sind, wurde in Berlin mit einem Gefühle großer Erleichterung aufgenommen; man war in sehr wohlinformirten und hochstehenden Kreisen nicht ohne Besorgnisse. Verbindungen der Nihilisten, die bis in die Wächter­­­häuser der Peter und Paulifestung hineinreichen,, sind in der lechten Zeit festgestellt worden. Die Nachricht, daß eine zweite Dynamitmine entdeckt worden ist, läßt gleichfalls figürlich und thatsächlich erkennen, auf welchem unterwühlten Boden man in P­etersburg wandelt. Die Berliner „Bot“ weiß noch Folgendes anzuführen: „Beitern, am Todestage des Prinzen Waldemar, erhielt die Kron­­­prinzessin einen in Berlin zur W­oft gegebenen anonymen Drohbrief, in welchem mitgetheilt wurde, daß der Kronprinz in St. Petersburg bei der L­eichenfeier des ermordeten Zaren dem Untheile der Nipilisten zum Opfer fallen werde, ein Vorfall, welcher, die hohe Frau bis zum Eintreffen der Nachricht am Abend, die Leichenfeier in St. Petersburg sei ungestört ver­­­laufen, in die schmerzlichste Angst und Bein verteste.“ Bon der F­amilie des Czaren­ Man schreibt aus St. Petersburg: Tief ergreifend soll der Augenblick, gewesen sein, in welchem Statter Alexander II. seinen­ Kindern den­ Tod des Großvaters m­itheilte. Die armen Kleinen, welche gleichfalls­ den­ Knall der Ex­plosionen gehört und darauf gesehen hatten, in welcher Trauer und Bestürzung ihre Eltern das Anitschkoff- Palais verließen, waren in großer Sorge und Bangigkeit. Es war ihnen nur gesagt worden, der Kaiser sei pröglich erkrankt, und auch als die Todesbotschaft eintraf, wagte Niemand, sie ihnen mitzutheilen. Sie verließen das Fenster nicht, immer in der Hoffnung, daß die Eltern bald zurückkehren sollten; statt deren sahen sie aber nur die unruhige Menge, welche den Newski-P­rospekt entlang nach dem Winterpalais Hinzog, weinende Frauen, Schlitten und Reiter, welche in größter Eile nach der Richtung des Palais jagten und endlich auch Bedienstete im eigenen Palais, welche nicht im Stande waren, die Ihränen zu verbergen. Großfürst Nikolaus, der sedige Thronfolger, ein bildhübsscher zwölfjähriger Knabe, frug überall ängstlich nach Nachrichten, wenn dann aber seine kleine Schwester, die Groß­­­fürstin Xenia, weinend an ihn herankam, so sprach er ihr Trost zu und dann beteten die vier kleinen Geschwister zusammen für den Großvater, wie ihnen ihr Vater Dies vor dem Berlaffen des Palais befohlen hatte. Endlich nach langen qualvollen Stunden sahen sie die Eltern vorfahren. Gleich und gebeugt trat ihr Vater ins lege gefolgt von der weinenden Mutter und sprach nur die Worte: „Kinder, Großpapa ist im Himmel, er ist ermordet und vor wenigen Stunden verschieden!“ Da brachen die Kinder in lautes Schluchzen aus und­­­ besonders der kleine Thronfolger, der den Großpapa so besonders Lieb gehabt, konnte sich gar nicht beruhigen. Nihilistisches.­ Die „Nationalzeitung“ meldet aus Petersburg : Die Nachrichten von der Auffindung einer neuen Mine in dem Hause des Grafen Mengden in der Kleine Gartenstraße bestätigt ih. Dieselbe ging von demselben Käsefeu­er aus, in welchem die erste Mine entdeckt wurde; sie war jedoch in entgegengelegter Richtung von dieser angelegt und sollte an der Karawanenstraße ausmünden. 14 Arichin (33 Fuß) Davon waren schon vollendet. Einer der verhafteten Nihilisten verriet­ sie der Polizei, welche bei der Auffindung der ersten daran vorübergegangen, ohne sie zu entdecken. Berfehlte die in der Stleinen Sartenstraße ihr Ziel, so sollte diese in der Karawanenstraße den Kaiser sicher treffen, wenn er­ am Ostertage nach dem Anitichtow-Palais fahren wü­rde. Der Genfer Do Rtorrespondent des Nochefortschen „sutranfigeant” schreibt anläßlich dieser Entdefung un­­­term 27. März: „­­­Ich habe ihnen schon mitgetheilt,daß unabhängig von der schon entdeckten Mine eine andere gegraben worden ist.Auch diese hat man soeben entdeckt.Als ich Ihnen unter Anderem schrieb,daß die Bomben von Frauen­gefüllt worden sind,hoffte ich,daß keine derjenigen,die an der­ Organisation und Ausführung des Komplots theilgenommen haben, verhaftet wäre. Man sagt, daß Sophie Perowsky ihre Komplicität an der Affaire von Moskau eingestanden hat. Wenn Sophie PBeromwsty zum Tode verurtheilt und hingerichtet ist, wird der Graf sterben. Als sie verhaftet wurde, bot sie dem Polizisten 30 Rubel, so viel wie sie grade bei sich hatte, wenn es sie wieder frei gäbe. Sie soll in der That die Tochter des Geheimraths Grafen PBerowgry sei. Ihr Onkel war ein Vertrauter Alexander’­ II. Ihr Großvater ist durch die verunglückte Expedition gegen China 1839 bekannt geworden. Müütterlicherseits war ihr Großvater­ Bludow, welcher 1839 Justizminister wurde, 1842 in den Grafenstand erhoben, dann Vizepräsident des Reichsraths und endlich 1861 zum B Vorfigenden des Komitees für die Aufhebung der Leibeigenschaft er­­­nannt wurde. Sophie Perowsky wird zusammen mit den übrigen Theil­­nehmern an dem Attentat vor Gericht gestellt werden. ur Ball in der Salpetriere­ Aus Paris schreibt man: „Die Salpetriere ist für Frauen, was Bicetre fü­r die Männer. Es finden da 5000 Geistesfranfe jeden Alters eine Zufluchtsstätte. Alljährlich in den Fasten veranstaltet man den Armen einen Ball, und heuer verstieg man sich sogar zu einem Kostümfest. Jede Patientin erhielt einen Hübschen Vor­­­rath an Stoffen, Bändern und Blumen, die Ausfertigung des Kosu­mes jedoch ward dem eigenen Fleiß überlassen, und diese wichtige Beschäftigung wirkte so mächtig auf die Armen, daß der böse Geist, der sie verwirrt, seit fast einem Monat von ihnen gemwichen zu sein schien. Im Ballsaal waren 300 Tänzerinen, die Toiletten derselben zeigten von bestem Geschmack. Bei den ernen Takten der Musik verblieb seine einzige Tänzerin auf ihrem Lige; in den Bwüschenpausen unterhielten sie sich bei artigem Fächerspiel mit den Nerzten der Anstalt und den­ geladenen Gästen. Eine Krante, als Eigeunerin kostümirt, hatte­ mit großer Geduld eine Unmasje Drafelsprüche niedergeschrieben, die sie gleich Bonbons vertheilte. Ihrem Berichterstatter warb das indig frete Geständniß: „Sie sind hübsch und hätten sicher Luft, und zu umarmen.“ Königin des eites. war eine imposante Spanierin, welche die Selbstmordmanie hieher brachte. Ein Mädchen mit schönen, seelenvollen Gesichtszügen, ein rührendes Bild der Kindesliebe, war präsen­­­tirt. Vor ungefähr zwanzig Jahren erkrankte ihre Mutter und ward von den letzten als unheilbar wahnsinnig erklärt. Um in ihrer Nähe Leben, sie pflegen zu können, nahm das kaum sechzehnjährige, feingebildete Mädchen Dienste als Wärterin der Anstalt. Die Akademie verlieh ihr im vorigen Jahre für diese That den Montyon’schen Tugendpreis.“ Bom Hofe des Padishah.­ Der „W. Allg. Big." wird aus Konstantinopel geschrieben: Um die Verhältnisse, unter welchen das türk­sche Nei­­ unaufhaltam dem Untergange entgegengeht, ganz zu begreifen, ist es nöthig, si auch ein wenig mit der Person des Sultans zu befassen, und so wenig anmuthend diese Aufgabe auch ist, ich will mich bestreben, ihr gerecht zu werden. Der „Beherrscher der Gläubigen” lebt in beständiger Todesfurcht. Unglückicherweise für ihn und dermalen auf für sein Reich­ ist diese Furcht nicht ganz unbegründet, denn wenige Monarchen sind so verhaßt wie der Sultan. „Jedermann weiß, Daß, der je nur Die Marionette seiner Ohrenbläser oder, richtiger, der Ohrenbläser seiner Mutter ist, und daß alle Negierungsarte nicht den Ausdruck seiner­­en das Resultat eines nach Prüfung und Erwägung der Umstände mit Sa fenntniß gefaßten Entschlusses, sondern dem Ausdruc despotisscher Laune und der Serail-utriguen bilden. Seit dem Tode Abdul Aziz’, welcher durch eine ganze Woche verheimlicht wurde, ist es noth­wendig geworden, daß der Sultan sich mindestens einmal wöchentlich öffentlich zeige. Abdul Hamid begibt sich also jeden Freitag zur Moschee. Doch entgegen der Etikette, welche begehrt, daß er jede Woche eine andere wählen solle, bewegt ihn die Angst vor dem Dolchmesser des Mörder, stets zu der dem P­alast zunächst, etwa dreihundert Schritte weit, gelegen­en sich zu begeben. Er erscheint zu Pferde, als einziger Reiter, während ihn alle seine Generale und Hof­­beamten zu Fuß umgeben. Die goldstragenden Uniformen, die zahlreiche Leibgarde, die rauschende Mufti, die Schar der Sklaven und garstigen, ebenholzschwarzen Cunuchen, die wildblieenden Eiscaffier und die malerisch augstaffirten Vorläufer gewähren ein blendendes Schauspiel. Der Contrast ist daher ein um so widersicherer, daß der Mittelpunkt all’ dieser prinf­­haften Ceremonien ein schwächlich angsehendes, verwelftes Männchen, mit fahlem, fast gründlich gefärbten Angesicht und hängender Unterlippe ist, welcher fortwährend mißtrauisch und ängstlich nach allen Seiten um sich haut. Das herrliche Vollblut, welches ihn­ trägt, stampft ‚ungeduldig den vor ihm aufgestreuten gelben Sand, auf ein gegebenes Signal erschallt aus tausend Kehlen der Ruf: „Lang lebe der Padischah!" Abdul Hamid grü­ßt, steigt eilig ab und verschwindet in der Moschee. Dieses nothgedrungene Erscheinen vor der Oeffentlichkeit ist ihm die fürchterlichste Viertelstunde der Woche. Sie raubt dem souveränen Märtyrer jeden Donnerstag Nachts den­ Schlaf und treibt ihn zitternd umd­­ragend und in Thränen gebadet in die Zimmer seiner Mutter. Diese muß alle Speisen und Getränke verrotten, ehe er sie berührt, ja selbst das Wasser, das er zum Waschen verwendet, muß so von ihr ihm, vorprobirt werden. Seine aufgeregte Phantasie ficht in jedem Sklaven und Eunuchen einen gedrungenen Meuchelmörder, in jeder Sonenleine eine Verschwörerin. Beim Meinisterrathe verbirgt sich der Be- Danerngwerthe immer Hinter einem Vorhang und hat zu seinem Schuge zwei Leibgardisten an seiner Seite. Er hört so die Berathungen, kann­ aber nicht gesehen werden. Er fürchtet, daß, wenn er sich in die Mitte der Minister jegen wü­rde, sie ihn überfallen könnten. Einmal im Sabre muß er Hinausreiten in das Lager der Meffapilger, um feierlich das Kleid des Propheten zu füljen. Die Aussicht auf diesen Kurzen Ritt hat Abdul Hamid das Sehtemal­ beinahe wahnsinnig gemacht. Zehntausend Soldaten mußten aufgeboten werden, um vom Palaste bis zum Lager Spalier zu bilden. Nachdem Alles vorbereitet war, wurde er aus Angst ohnmächtig, schlüpfte durch eine Ba­­nlane 068 P­alastes hinaus, bestieg ein Boot und gelangte so zu Wasser an den Bosporus. Die Indignation der Maffen, welche auf seinen Anrifse gewartet hatten und denen das Motiv nicht un­ bekannt blieb, war begreiflicherweise äußert groß. (Ein Historischer Nierenbaum) Wie dem „Diritto“ aus Athen gemeldet wird, ist in den legten Tagen einer der zwei Riesenbäume, welche die peloponnesische Flora noch zählte, nach einer Dauer von un­­gefähr 3000 Jahren doch­­euer zerstört worden. 3 war eine Cypresse, von welcher schon Paulaniag 400 Jahre vor der christlichen Nera schreibt Ihre Höhe betru­g gegenwärtig 52 Meter, der Durchmesser an der Basis 35 Meter, der Umfang gegen 11 Meter. Auf dem Höhepunkte der Ent­­­wiclung der Werte betrug der Durchmesser des Grünen 25 Meter mit einer Peripherie von 80 Meter. E83 war ein wirklicher Koloß, welcher durch die Nachlässigkeit einer Zigeunerbande amn 15. März von den Flammen verzehrt wire. Die Bewohner der Stadt Sparta, in deren Nähe sie der Baum erhob, sind trostlos, noch mehr aber die Insassen des Heinen Ortes Mistra, für welche derselbe in Folge der Häufigen Besuche von Nes­­­senden eine reiche Einnahı­squelle bildete. E38 besteht jeit nur mehr noch einer Dieser Nierenbäume im Peloponnes, nämlich eine ungeheure Platane, welche am südlichen Ufer des Golf von Lepanto bei Naupaktos wächst. Deren Dimensionen sind noch größer, aber sie ist viel jünger, als sein ge­­wesener Nebenbuhler. (Ein Indianer-Stamm ertrunken) Amerikanische Blätter berichten: Das Lager der Yanktonesen, welches sich auf einem weiten Nieder­­­grunde längs der Ufer des Missouri befindet wurde am Abende des 10. Februar durch das Austreten des Flusses überschwemmt, die armen Wilden machten übermenschliche Anstrengungen, um sich zu retten, doch leider nußlos. Ihre erschrecten Pferde waren nicht von der Stelle zu bringen und die Wigwams konnte nicht abgebrochen werden, da dieselben an den Boden angefroren waren. Das Thermometer zeigte 25 Grad unter Null. Major Segers, welcher in geringer Entfernung von den Indianern sein Lager aufgeschlagen hatte, befahl seinen Soldaten, die Unglück­chen zur bergen, doch bald gelangte er zur Meberzeugung, daß die Kälte, die herrschende Finsterniß und die Rapidität, mit welcher die Gewässer anschm­ollen, jeden Rettungsversuc zu Schanden machten. Fast die ganze Nacht Hindurch hörte man das Geschrei und das Jammern der Weiber und Kinder, blos unter­­­brochen durch die eintürmigen Todtengesänge der Männer. Beim Heran­­­brechen des Morgens sah man dort, wo noch­ Tags vorher das Lager­­­ der Yanktonesen gestanden, blos einen großen See, mit Eis bedeckk. In den Kronen mehrerer hoher Bäume sah man die erstarrten Leichen von acht Indianern, die sich dahin geflüchtet hatten. Man konnte an der weiteren Fläche die Kadaver von beiläufig 5000 ertrunkenen, staarge­­­frorenen Pferden erkennen und unmöglich war es, sich einen Begriff von der Zahl der umgekommenen Rothhäute zu machen. Die wenigen Webriggebliebenen, die sich aus ihrer Bestürzung gar nicht ers Seit an schreiben so viel Elend und Unglid dem Zorne des großen Giftes zu. Ba = N (Stenidentiste.) Hotel „Neurihrer": N. Rolett, Paul Zenker, Kaufleute aus Preit; May Meßger, Kaufmann aus Waiden; G. Dimu, Professor aus Kronsta­dt. Wiener telegrafischer Börsen- und Effekten-Kurs vom 31. März 1881. Ungar. Goldrente. . 2... 113.35 ; Defterr. Staatsschuld in Silber. 76.65 Ung. Eisendbahn-Ansehen . . . 130.— | Desterreichische Goldrente . . . 98.69 Ung. Ostbahn 1. Em. St.-Obf. . 86.80 | 1860er Staats-Ansehen. . .­­­. 129.90 Ung. Ostbahn 2. Em. St-Obf. . 103.—- | Defterr.-Ung. Nat.-B.-Aktin . . 812.— Ung. Ostbahn 1876er St.-Obl. . 89.40 | Oesterreichische Kredit-Aktien . . 302.-­­­Ung. Grundentlastung3-Oblig. . 96.70 | Ungar. Kredit-Bauf .. 992372.00 Ung. Grundentl.-Obl. mit Berl.. 95.25 | Ung. Brämien-Lofe . . .. . . 116.25 Temes-Banat. Grundentl.-Oblig.. 9.50 | Theis-Negulirungs-Lose 22.210925 Tem.-Ban. Grund.-Obl. mit Baal. 9.25 ı Sir . . 2. 2­­2 20. _— Siebenbürg. Grundentl.Oblig. . 96.— | KH Dulaten . . » 2.2. . 5.50 Kroatisch.-Slavon. Grund.-Oblig. 97..— | 20 Frant3-Goldftüde . ss EFOTn Weinzehntablös.-Obligation. . . 94.15 | 100 Mark deutsche Neidewähr.. 57.15 Defterr. Staatzsehuld in Papier. 75.55 | London (für dreimonatl. Wedhl.). 117.15 Pester telegrafischer Börsen- und Effekten-Kurs vom 31. März 1881. « Ungarische Goldrente....113.65Theißregul.u.SzeedinerLose.108.­— Ungar-Eisenbahn-Anseen...130.250eterr.Staatsschuh in Papier.75.50 Ung. San 1. Em. St.-Obl. . 86.50 | Delterr. Rente in Silber . . . 76.50 Ung. Ostbahn 2. Em. St.-Obl. . 103.50 | Desterreichische Goldrente . 94.— Ung. DOftbahn 3. Em. St.-Obl. . 89.25 | 1860er Staatslose . . .» . . 129.50 Ung. Grundentlaftgs-Obligation. 97.— | Defterr.zung. Bank-Altien. . . 805.— Ung. Grundentl.-Oblig. mit Verl. 95.25 | Ung. Kreditbant-Aktien.. . . . 272.— Tente3-Banater Grundentl.-Oblig. 95.50 | Desterreichische Kredit-Altien . . 302.50 Tem.-Ban. Grund.=Obl. mit Verl. A— | Silber . . v2 m­. _.— Siebenbürg. Grundentl.­Oblig. . 95.75 |­­8. E. Dulaten. . . 0... 5.51 Kroatisch-slavon, Grund.Oblig.. —— ! 20 Franks Goldftüde . . . . 9.274, Ung. Weinzehnt-Ablösung3-Obl. , 94.50 | 100 Mark Deutsche Reichäwähr. . 57.10 Mugartige Brämien-Lose . . . 115,50 London (für dreimonatl, Wechf.) . 117.26 . -..-« .«—J,·«s«-I....:s«

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